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Tod im Eis

von Oriane

Kapitel 1

Kapitel 1



„Fröhliche Weihnachten, allerseits!“
Maurizio Casado betrat, mit einer Weihnachtsmütze und falschem Bart bekleidet, das Büro im Hauptquartier der Föderationssicherheit. Er grinste in die Runde, erntete jedoch nur gelangweilte bis genervte Gesichtsausdrücke und ein Augenverdrehen von Lynna. Samak und sie brüteten über alten Fallakten, Baqh hatte einen Becher Kaffee vor sich stehen und überarbeitete seinem Bericht zum letzten gelösten Fall. Er war außerdem der einzige, der eine größere Reaktion zeigte. „Netter Bart.“
„Meine Güte, was ist los mit euch? Nur, weil ihr kein Weihnachten feiert, müsst ihr trotzdem kein Trübsal blasen.“ Maurizio hatte sich den Vormittag freigenommen. Einerseits, weil Weihnachten war, genauer gesagt war es der 24. Dezember und andererseits, weil er eine Verabredung hatte.
„Weihnachten ist ätzend“, kommentierte Lynna und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Die Menschen machen einen solchen Wirbel darum, schon Monate vorher ist alles voller kitschiger Deko und was feiern sie letzten Endes? Die Geburt eines Irren. Als ob es nicht genügend Irre im Universum gäbe.“
„Dann könnten wir ja auch deinen Geburtstag feiern“, schlug Maurizio grinsend vor, dem heute niemand seine gute Laune verderben konnte. „Sehr witzig.“ Die Andorianerin schnitt eine Grimasse.
„Früher haben meine Eltern und ich an Weihnachten die Erde verlassen – Urlaub gemacht, wo es keine Menschen gab“, ergänzte Baqh. Dem Bolianer einen Blick zuwerfend zog Maurizio sich den Bart vom Gesicht und platzierte ihn auf seinem Schreibtisch. Dann schlenderte er darum herum und ließ sich genüsslich in den Sessel fallen. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt und noch immer mit der roten Weihnachtsmütze auf seinen blonden Locken drehte er sich zu Lynna und grinste sie an.
„Nein, ich werde nicht fragen“, knurrte sie und vertiefte sich wieder in die Akte. Aber Maurizio ließ nicht locker, starrte sie weiter an, als könne er sie per Gedankenübertragung dazu bringen, sich wieder ihm zuzuwenden. Lynna spürte seinen Blick natürlich und eigentlich war sie wirklich neugierig, wollte es nur nicht zugeben. Allerdings hielt dieser Zustand nicht lange an. „Gut, okay. Wie war dein Date?“
Als keine Antwort kam sah Lynna auf und beobachtete kopfschüttelnd, wie Maurizio sich samt Schreibtischstuhl hin und her drehte, unfähig das breite Lächeln aus seinem Gesicht zu wischen.
„Jetzt erzähl schon, immerhin habe ich gefragt! Und wenn du nicht weißt, wo du anfangen sollst, ein Name tuts fürs erste auch.“
„Finley.“
„Irgendwie hatte ich etwas Spektakuläreres erwartet.“
„Finley ist dir nicht spektakulär genug?“ Er hörte auf sich samt Stuhl hin und herzudrehen und stand auf, die Hände in die Hüften gestemmt. Amüsiert und herausfordernd reckte er das Kinn nach vorn. Lynna verdrehte die Augen.
„Hör auf dich zu benehmen wie ein Teenager.“ Beleidigt zog er eine Schnute, aber die Andorianerin beachtete es nicht. „Ist er dein Musiker?“
„Er ist nicht mein Musiker.“ Maurizio tat, als würde er schmollen und setzte sich wieder. „Aber ja, das ist er.“
„Dein Musiker“, beharrte Lynna.
„Hm“, machte Maurizio, dem das Thema plötzlich unangenehm wurde. „Irgendetwas Interessantes hier, während ich weg war?“
Baqh schüttelte den Kopf, froh von dem merkwürdigen Thema wegzukommen. Dies war sein Arbeitsplatz und er hatte entschieden etwas dagegen, wenn Maurizio hier von seinem Date erzählte. Das konnte er gerne nach der Arbeit tun, aber im Büro zwischen Fallakten bereitete es ihm Umbehagen.
„Weihnachtszeit ist Gurkenzeit. Taschendiebe, Einbrüche, aber sonst ist man lieb und freundlich zueinander. Nichts für uns also.“ Gelangweilt drehte Lynna sich in ihrem Stuhl im Kreis und ließ den Blick über ihre Kollegen schweifen, sah abwechselnd Samak, Baqh und Maurizio an. Der Bolianer nahm einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht. „Was sagt das nur über dich aus Lynna. Eigentlich sollten wir uns freuen, uns entspannt zurücklehnen und am besten noch Urlaub machen – weit weg von der Erde. Die kommt Weihnachten gut ohne uns klar.“
„Normalerweise würde ich Ihnen zustimmen, Baqh.“ Mit seinem typisch energisch schnellen Schritt stürmte Mikael ins Büro und warf einen skeptischen Blick auf Maurizio, der dabei war, einem PADD den falschen Bart anzuziehen. Eine Augenbraue hochgezogen wanderte sein Blick zu Lynna, die sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte und den Kopf schüttelte. Frag besser nicht, hieß das.
Mikael kramte ein eigenes PADD aus der Innentasche seiner Lederjacke und schloss es an den Computer an. Über Samaks Kopf erschien das Bild eines Andorianers – eines augenscheinlich ziemlich toten Andorianers.
„Das ist Tykn th'Ress. Er wurde, nachdem er bei einer Höhlenexpedition in der Antarktis eingeschlossen wurde, tot wieder aufgefunden.“
Lynna und Maurizio waren aufgestanden, um sich das Bild näher anzusehen. Deutlich sichtbare dunkelblaue Würgemale trug das Opfer am Hals. Aus seiner Nase und dem Mundwinkel rann blaues Blut. Die Andorianerin zog die Nase kraus, und kam noch ein Stück näher, während Maurizio sich wieder zurückzog.
„Offensichtlich ist er erwürgt worden“, stellte Samak fest.
„So sieht es aus. Die einzige Zeugin und oder Verdächtige ist diese Dame hier.“
Das nächste Bild zeigte eine menschliche Frau. Nur unwillig schien sie das Gesicht aus dem Kragen der dicken Jacke schälen zu wollen. Es war ein schüchternes Gesicht, umrahmt von dunkelblonden Strähnen und mit tiefen Schatten unter den Augen. Ihre runde Brille verstärkte den verstörten Ausdruck ihres Gesichts.
„Bea Watrous wurde mit Tykn th'Ress zusammen in der Höhle eingeschlossen. Sie hat, im Gegensatz zu ihm, die kleine Gefangenschaft gut überstanden.“
Baqh räusperte sich. „Was genau hat denn zu dieser Gefangenschaft geführt?“
„Wir sind das Team vor Ort, um genau das herauszufinden. Die Veranstalter bieten in der Antarktis Führungen durch Eishöhlen am Fuße des Mount Erebus an, erklären, wie sie zustande kommen und so weiter. Ihre Basis, die auch als eine Art Eismuseum verwendet wird, liegt in der Ebene vor dem Vulkan. Von dort aus starten die geführten Wanderungen durch die Eishöhlen.“
„Eishöhlen in einem Vulkan?“, fragte Lynna irritiert.
„Anscheinend. Aber das ist nicht unser Problem. Das schöne an der Kälte ist, dass unser Andorianer konserviert wird, bis wir eintreffen. Ich habe Luzia bereits Bescheid gegeben; sie und Barim werden uns begleiten.“
„Hat sie ihn getötet? Bea Watrous, meine ich.“ Skeptisch trat Maurizio wieder näher an das Bild heran.
„Das herauszufinden ist unser Job, Fast-Lieutenant. Sie bleiben hier und befreien Sie Ihr PADD wieder von dem Bart. Alle anderen holen ihre Jacken. Es geht in die Antarktis.“
„Mikael, es soll nicht so klingen, als würde ich meine Arbeit nicht zu schätzen wissen, aber...“
„Aber was?“ Der Chef hatte sich eigentlich bereits umgedreht und wollte gerade in seinen Laufschritt zurückfallen, als Maurizio ihn zurückhielt.
„Wäre es möglich, dass ich diesmal mitkomme?“
„Ich könnte ihn hier im Büro ersetzten“, schlug Samak vor. Mikael ließ den Blick von einem zu anderen und wieder zurück wandern. Dann nickte er. „Sie werden beide mitkommen.“ Er wusste, dass Samak ein wenig empfindlich war, was Kälte anging. Er hielt sie, dank seiner vulkanischen Physiologie zwar gut aus, aber er hasste sie wie die Pest. Was Maurizios plötzlichen Eifer anging, nun das konnte vielerlei Ursachen haben.
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