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Frieren

von VGer

Erster Tag

Sie konnte nicht länger als zwei, drei Minuten am Stück arbeiten, bevor ihre Finger zu zittern und zu frieren begannen und das filigrane Stück Technik unweigerlich und schmerzhaft daran festzukleben drohte. Sie biss die Zähne zusammen, sie rubbelte sich die Hände und pustete darauf, bevor sie wieder in die Fäustlinge schlüpfte und auf die Rückkehr ihrer motorischen Fähigkeiten wartete. Mit einem frustrierten Seufzen lehnte sie sich gegen das eisige Schott.

„Erfolg?“
„Nein.“
„Verdammt. Gellert und Flogg?“
„Ihre Leichen? In Kryostase. Absurd, nicht wahr?“
„Ja, aber was will man machen?“
„Den Captain und den XO nicht gemeinsam auf Mission gehen lassen. Was haben wir uns nur dabei gedacht, darauf einzugehen?“
„Diplomatisches Protokoll ist manchmal wichtiger als die Protokolle der Sternenflotte. Du weißt doch wie es ist, du hast lange genug auf einem Schiff des Corps gedient und eine diplomatische Ausbildung. Wir tun was wir tun müssen, und in dem Fall hatten wir keine andere Wahl. Wären wir nicht wir beide und Flogg bei den Verhandlungen zugegen gewesen, wären sie gescheitert.“
„Trotzdem.“

Die Mission selbst war erfolgreich verlaufen und niemand hatte damit gerechnet, dass sie ausgerechnet am Rückweg in Schwierigkeiten geraten würden. Der Asteroidengürtel, der das Sternensystem der Varakaln umgab, war tückisch für den Piloten gewesen und hatte sie schließlich zu einer Notlandung auf einem winzigen Asteroiden gezwungen, auf dem sie schließlich im Versuch eines kontrollierten Anflugs abgestürzt waren. Jetzt waren sie, mehrere hundert Kilometer tief unter einer dicken Eisschicht, eingeschlossen. Nicky Gellert, die Pilotin, war tot, ebenso wie Cabrera Flogg, der Diplomat der die Verhandlungen auf Varakaln IV geleitet hatte. Nur sie beide waren noch am Leben, und dicke Schorfkrusten und schillernde Hämatome übersäten ihre Körper, doch unter den klobigen Thermo-Overalls konnte man das nicht sehen.

Sie standen einander gegenüber und musterten sich hilflos, bis das Schweigen beklemmend wurde.

„Ist dir kalt?“
„Blöde Frage. Nächste Frage.“
„Maggie ... Seien wir doch bitte ehrlich – es ist gut möglich, dass wir da nicht mehr lebend rauskommen. Und wenn ich schon sterben muss, dann würde ich gern nackt in den Armen der Frau die ich liebe liegen wenn es soweit ist.“
„Du bist makaber, Harry.“
„Ich bin nur realistisch.“
„Ist das nicht dasselbe?“

Heiße Tränen brannten in Maggies Augen, doch sie würden unweigerlich einfrieren wenn sie weinte, also schluckte sie und weinte nicht. Sie zog wortlos den Reißverschluss ihres durchnässten Thermo-Overalls hinunter und trug nur mehr ihre Uniform, als sie in die Koje krabbelte.

Die Schlafkojen in einem Standardshuttle waren nur für eine Person konzipiert, gerade lang und breit genug um ausgestreckt liegen zu können und niedrig genug um sich ständig den Kopf anzuschlagen. Sie hatten alle verfügbaren trockenen Decken gehortet und ein Nest gebaut.

Harry zog die Decken über sie beide, bevor er die Klappe der Koje schloss und Maggie in den Arm nahm. Er küsste sie, sanft und keusch, bevor er wortlos begann, die Verschlüsse ihrer Uniform zu öffnen.

„Körperwärme.“
„Natürlich. Das hat man uns an der Akademie in den Überlebenstrainings beigebracht, nicht wahr?“

Sie spürte sein Lächeln auf ihren Lippen, während sie sich umständlich aus dem Overall schälte, sie spürte seine kalten Finger auf ihrer nackten Haut. Wie selbstverständlich legte sie die Arme um ihn und verlor sich im Zwielicht seiner dunklen Augen.

„Hast du das auch an der Akademie gelernt?“

Er schmunzelte, sein heißer Atem kitzelte frech an ihrem Hals und machte sie kribbeln. Sie hatte es vermisst, so sehr vermisst, und ausgerechnet jetzt ...

„Was?“
„Mich völlig verrückt zu machen ...“
„Soll ich jetzt einen blöden Witz machen darüber, dass ein Erster Offizier dafür ausgebildet wird sich immer um die Bedürfnisse seines Captains zu kümmern? Oder soll ich uns einen Vortrag über Fraternisierung und sexuelle Belästigung halten?“
„Deine Hände sind auf meinem Hintern, schöne Frau, genau der richtige Ort um über angemessenes Verhalten im Dienst nachzudenken. Wir haben schon so viele Regeln gebrochen, wir sind schon Experten dafür.“

Sie hätte darüber gelacht, wäre der Nachgeschmack dieser allzu wahren Worte nicht so bitter gewesen. Sie schrie innerlich, und ein Teil von ihr wollte sich zu einer abwehrenden Kugel zusammenrollen und nicht daran denken müssen. Er schien ihre Aufregung zu spüren, denn er zog sie näher zu sich und küsste ganz zärtlich ihren Kopf.

„Wir kommen nicht voneinander los ... und um ehrlich zu sein, ich will das auch nicht.“
„Nein, aber ... es soll nicht wieder so werden wie es war.“

Sie schwiegen, gefangen in einer festen Umarmung, und wer zuerst begann die Hände zu bewegen blieb ungewiss, doch nach einer kurzen Ewigkeit begannen sie wie automatisch Maggie richtete sich auf und stützte sich auf den Ellenbogen, während sie begann seine Wange zu streicheln. Sie wusste zwar, dass das ein Gespräch war das geführt werden musste, doch sie wollte es nicht führen müssen. Nicht jetzt. Also leitete sie ein geschicktes Ablenkungsmanöver in die Wege, schließlich lagen ihre Hände auf seinem Hintern ...
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