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Drei Schwerter für die Freiheit

von Martina Strobelt

Kapitel 1

Das Leben ist ohne Ehre, dort
wo die Freiheit fällt!

(Aus einer klingonischen Oper)


Garak studierte aufmerksam die Kombination der Figuren auf dem Brett, und ging in Gedanken verschiedene Strategien durch, um sie sofort wieder zu verwerfen. Was begonnen hatte, um die Langeweile auf diesem Flug zu vertreiben, hatte sich zu einer echten Herausforderung entwickelt. Mit wachsendem Erstaunen stellte der Cardassianer fest, dass seine Optionen sich auf ein Minimum reduziert hatten, um genau zu sein - es gab überhaupt keine mehr.
An anerkennendes Lächeln stahl sich auf Garaks Gesicht. »Sie überraschen mich, Quark. Um ehrlich zu sein hätte ich niemals erwartet, von einem Ferengi in einem cardassianischen Kriegs-Spiel geschlagen zu werden, mein Kompliment.«
»Sie sollten einen Ferengi eben nicht unterschätzen«, erwiderte Quark.
»Ich werde mir merken, Sie nicht zu unterschätzen«, versetzte Garak trocken. »Denn Kadett Nog ist soviel ich weiß auch ein Ferengi, dennoch war er in Bezug auf die auf Angriff ausgerichteten Regeln weitaus weniger, nun wie soll ich es formulieren, anpassungsfähig.«
»Nun«, Quark kratzte sich zufrieden am rechten Ohr. »Nog sollte eben öfter mit Commander Dax Tongo spielen. Dann würde er genauso schnell wie ich lernen, wie man nicht nur seine Gewinne sichert, sondern erfolgreich auf Konfrontation geht. Und zwar sehr erfolgreich, nicht wahr?«
Diese Frage galt der Trill, die an der Steuerungskonsole saß und sich nun mit einem Seufzen umdrehte. »Keine Sorge, Quark. Ich vergesse schon nicht, dass ich Ihnen noch zwei Barren Latinum schulde. Wie könnte ich das, da Sie mich ständig daran erinnern? Ich möchte wirklich wissen, warum ich ausgerechnet Sie auf diese Reise mitgenommen habe! Nein, schon gut«, winkte Jadzia ab, als der Ferengi zu einer Entgegnung ansetzen wollte. »Ich weiß, hätte ich Ihre Bitte abgelehnt, würde ich Ihnen den doppelten Betrag an Latinum zahlen müssen.«
»Tatsächlich?«, mischte Garak sich interessiert ein. »Bitte korrigieren Sie mich, falls ich mich irre, aber soll das heißen, dass Quark Sie erpresst hat?«
»Davon kann keine Rede sein«, empörte der Ferengi sich. »Schulden im Austausch gegen eine kleine Gefälligkeit zu erlassen, stellt eine übliche und völlig legale geschäftliche Transaktion dar!«
»Quarks Argumente waren nicht weniger überzeugend als Ihre, Garak«, meinte Dax.
Der rechte Augenwulst des Cardassianers hob sich. »Es kränkt mich zutiefst, Commander, dass Sie meine Geste derart missverstanden haben. Ich versichere Ihnen, dass es mir eine Freude war, Ihnen das Kleid zu schenken.«
»Sie haben Dax ein Kleid geschenkt?«, fragte Quark.
»Aufgedrängt trifft es wohl eher«, bemerkte die Trill.
Garaks Augenwulst kletterte ein Stückchen höher. »Ach ja?«
»Also schön«, räumte Jadzia lächelnd ein. »Zugegeben, ich konnte mich nicht davon trennen, aber Sie waren es, der mich überredet hat, es zu probieren, obwohl Sie ganz genau wussten, dass ich es mir nicht leisten kann. Was wollen Sie eigentlich im Gammaquadranten?«, ergänzte sie.
»Denn ich glaube kaum, dass Sie mein wissenschaftliches Interesse an der Erforschung dieses Sektors teilen. Sollten Sie womöglich vorhaben, gemeinsam mit Quark seine Tulabeeren-Lieferanten oder gar einen seiner«, ihre Mundwinkel zuckten amüsiert. »Schmuggler zu treffen.«
»Ich bin ein seriöser Geschäftsmann«, ereiferte sich Quark. »Ich handele nicht mit ...«
Der Rest seines Satzes ging in einem lauten Krachen unter, das einen Ruck begleitete, dem weitere folgten, und bei jedem erbebte das Shuttle wie unter einem gewaltigen Schlag.
»Was ist das?« schrie Quark.
»Ein Ionensturm!«, rief Dax zurück. »Festhalten! - Computer, Schilde hoch!«
Das Shuttle schlingerte unter den Kräften, die an ihm zerrten.
»Schildkapazität auf 70% gesunken«, verkündete eine sonore Computerstimme. »Weiter fallend - 60% - 50%.«
»Tun Sie doch etwas!«, kreischte Quark.
»Bin schon dabei!«, gab Dax zurück, darum kämpfend, die Kontrolle über das Shuttle nicht zu verlieren. »Computer, den nächsten Klasse M Planeten anzeigen!« Ihr Blick flog über das Display, auf dem die gewünschte Angabe erfolgte.
»Antrieb ausgefallen - Schildkapazität auf 30% gesunken - 20% - 10%«
»Was immer Sie vorhaben, Commander«, sagte Garak. »Ich schlage vor, dass Sie sich beeilen! Ich würde es eindeutig vorziehen, nicht mehr im Zentrum des Sturmes zu sein, wenn die Schilde zusammenbrechen.«
»Computer«, befahl Dax. »Drei Personen auf den zweiten Mond des Systems beamen!«
»Warnung - ein Transport kann bei der Entfernung nicht empfohlen werden!«
»Ignorieren! - Computer, drei Personen auf den zweiten Mond beamen - sofort!«
»Warnung - Schilde ausgefallen - Hüllenbruch steht bevor!«
Das Bersten, mit dem das Shuttle in einer gleißenden Explosion auseinanderbrach, mischte sich mit dem Summen des Transporterstrahles, der Jadzia und der anderen beiden erfasste.

* * *

Das Erste, das Dax erblickte, als sie rematerialisierte, war ein Abgrund, der sich direkt vor ihren Füßen in scheinbar endlose Tiefen erstreckte. Sie stand an der Kante einer Schlucht, halb darüber hinweg, um genau zu sein. Mit beiden Armen rudernd kämpfte Jadzia verzweifelt um ihr Gleichgewicht.
»Commander!«, erklang es rechts von ihr. Der Ruf genügte dem Überlebenstrieb der Trill, um ohne weitere Überlegung ihrerseits die Führung zu übernehmen. Dax warf sich in Richtung der Stimme, um nach einem Moment des Fallens in Garaks Armen zu landen, die ihre Taille packten und sie festhielten. Einige Sekunden hing Jadzia über dem Abgrund, dann gelang es dem Cardassianer, sie auf den Felsvorsprung zu hieven, auf dem er bäuchlings lag.
»Sie ahnen gar nicht, wie ich mich freue, Sie zu sehen«, meinte Dax schweratmend.
»Die Freude ist ganz meinerseits«, erwiderte Garak. »Obwohl ich eine nettere Umgebung vorziehen würde, dieser Ort erscheint mir ein wenig ungastlich, um es schmeichelhaft auszudrücken.«
Jadzia kam nicht umhin, dem Cardassianer zuzustimmen. Offenbar befanden sie sich mitten in einem Gebirge. Karge Felsen, praktisch keine Vegetation. Wenigstens war es hier oben warm genug, um nicht befürchten zu müssen, dass sie erfrieren würden, aber das war auch schon das einzig Positive, was dieser Ort zu bieten hatte.
»Haben Sie Quark gesehen?«, fragte die Trill.
Garak deutete schweigend auf einen Felsvorsprung schräg unter ihnen, auf dem Jadzia die reglose Gestalt des Ferengi erkannte.
»Ist er tot?«, entfuhr es Dax.
»Das kann ich von hier aus ebenso wenig wie Sie beurteilen«, sagte Garak.
Jadzia beugte sich soweit wie möglich über den Vorsprung, auf dem der Cardassianer und sie kauerten. »Quark?!«, schrie sie hinab. »Sind Sie noch am Leben? - Bitte antworten Sie mir, Quark!«
»Dürfte ich erfahren, was Sie vorhaben?«, fragte Garak, als die Trill, nachdem der Ferengi auf keinen ihrer Rufe reagiert hatte, ihr linkes Bein über den Rand des Felsens schwang.
»Wonach sieht es denn für Sie aus?«, meinte Dax. »Ich werde versuchen zu ihm zu klettern.«
»Ich halte das für keine gute Idee.«
»Wie bitte?« Jadzia starrte den Cardassianer an. »Sollen wir ihn etwa da unten liegen lassen?«
»Es wäre mehr als unsinnig, sein Leben für einen Toten zu riskieren.«
»Aber wir wissen doch gar nicht, ob er tot ist!«
»Nun, ich würde vermuten, dass die Wahrscheinlichkeit recht hoch sein dürfte. Aber selbst dann, wenn dies nicht der Fall sein sollte, bitte ich Sie, Ihre geneigte Aufmerksamkeit einmal auf die Steilwand zu richten, die Sie und ich überwinden müssen, um wieder, wie es bei den Menschen so schön heißt, festen Boden unter die Füße zu bekommen. Verraten Sie mir doch freundlicherweise, wie Sie gedenken, mit einem Bewusstlosen im Schlepptau den Abstieg zu bewältigen, der sich auch ohne diesen zusätzlichen Ballast äußerst schwierig gestalten dürfte...«
Jadzias Blick glitt über die Felsen, bevor er wieder Garaks suchte und ihn festhielt. »Um ganz ehrlich zu sein, ich hatte gehofft, Sie würden mir dabei behilflich sein...«
»Dachte ich es mir doch...«, der Cardassianer seufzte. »Bedauerlicherweise habe ich mein Soll an edlen Taten für heute bereits mit Ihrer Rettung erfüllt. Was durchaus nicht heißt, dass ich kein Verständnis für Ihre delikate Situation aufbringe. Erlauben Sie mir daher, Ihr Gewissen zu beruhigen und diesen prekären Zustand der Ungewissheit in unser aller Interesse zu beenden.«
Damit griff Garak in seine Tasche und zog einen Phaser hervor, dessen Mündung er auf Quark richtete und abdrückte, bevor Dax es verhindern konnte.
Fauchend löste sich der Schuss und traf den Ferengi an der Schulter. Mit einem lauten Schrei fuhr Quark auf und blieb dann wimmernd liegen.
»In der richtigen Dosis angewendet stellt Schmerz ein geeignetes Mittel gegen Besinnungslosigkeit dar«, erläuterte Garak als er Jadzias fassungslosen Blick bemerkte.
»Woher stammt diese Kenntnis?«, fragte Dax immer noch wie betäubt.
Kein Muskel rührte sich in Garaks Gesicht. »Ich glaube nicht, dass Sie das wirklich wissen wollen, Commander. Sind Sie verletzt, Quark?« wandte der Cardassianer sich an den Ferengi bevor Jadzia etwas erwidern konnte.
»Meine Schulter!«, heulte Quark.
»Werden Sie es schaffen, mit uns diesen Berg hinunter zu klettern?«
»Beim großen Nagus, wie ...«, begann der Ferengi jammernd, als sein Blick an dem Phaser in Garaks Hand hängenblieb, dessen Mündung nach wie vor auf ihn zeigte - und an der Bewegung, mit der der Cardassianer den Regler auf eine höhere Stufe schob. »...können Sie daran zweifeln?! - Das tun Sie doch nicht, oder?«
»Ich schätze, das bedeutet ja?« vergewisserte Garak sich ruhig.
»Ja!«, riefen der Ferengi und Dax, die das Geschehen mit wachsener Sorge beobachtet hatte, wie aus einem Mund.
Garak entspannte sich. »Ich bin erfreut, dies zu hören.« Der Cardassianer steckte die Waffe weg. »Kommen Sie, meine Liebe«, wandte er sich an Dax. »Ich denke, es ist an der Zeit zu gehen...«
Garak ließ sich langsam über den Rand des Vorsprunges gleiten. Jadzia tat es ihm gleich, und beide begannen sich vorsichtig abwärts zu hangeln.
Quark, der ihnen nach einem kurzen Zögern folgte, entschied, dass es seinem persönlichen Seelenfrieden dienlicher war, den Cardassianer weder jetzt noch später zu fragen, ob er wirklich geschossen hätte, wenn seine Antwort ein NEIN gewesen wäre ...

* * *

Garaks Einschätzung hatte sich als zutreffend erwiesen. Der Abstieg war mehr als schwierig gewesen - und als sie nach mehreren Stunden schließlich am Ende ihrer Kräfte am Fuße des Berges angelangt waren, musste Dax dem Cardassianer gegen ihren Willen recht geben. Mit einem bewusstlosen Quark hätten sie es vermutlich nicht geschafft.
Mittlerweile war es Nacht geworden, und die Dunkelheit deckte gnädig die Umgebung zu, die hier in der Ebene nicht minder kahl und trostlos war als weiter oben im Gebirge. Wenigstens fanden Sie genug trockene Zweige, um ein Feuer machen zu können.
Quark rückte so nah wie möglich an die Flammen. »Beim großen Nagus, wenn ich das hier überlebe, werde ich niemals wieder ein Shuttle betreten, das von Commander Dax gesteuert wird...«
»Wenn ich Sie wäre, Quark«, meinte Garak lässig. »Würde ich mir wesentlich mehr Gedanken darüber machen, dass diese Reise Sie zwei Barren Latinum gekostet hat, was ich, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, in Anbetracht der Reizlosigkeit dieses Ortes, ein wenig übertrieben finde...«
Der Blick des Ferengis wanderte von der ausdrucklosen Miene des Cardassianers zu Jadzias erheitertem Gesicht, auf das der Schein des Feuers zuckende Schatten warf.
»Bedaure, Quark«, die Trill lehnte sich an die Felswand in ihrem Rücken. »Aber wie Sie selbst immer zu sagen pflegen, Geschäft ist Geschäft.«
»Wir hatten eine Vereinbarung!«, protestierte der Ferengi. »Die Sie nicht erfüllt haben!«
»Sie irren sich«, widersprach Dax sanft. »Ich sollte Sie in den Gammaquadranten mitnehmen. Und genau das habe ich auch getan.«
»Aber doch nicht hierher auf diesen Mond!«
»Sie haben kein konkretes Ziel genannt.«
»Weil es nicht nötig war, da ich wusste, wohin Sie fliegen wollten!«
»Ach ja?« Die Trill strich sich eine Strähne ihres Haares, die sich beim Klettern gelöst hatte, aus der Stirn, bevor sie ihre Hände ausstreckte, um sie am Feuer zu wärmen. »Woher?«
Quark wollte etwas erwidern, als ihm einfiel, dass es wahrscheinlich weder Odo noch Captain Sisko sonderlich gefallen würde, zu erfahren, dass er gelegentlich hier und da unter Umgehung des einen oder anderen Sicherheitsprotokolls Einsicht in stationsinterne Daten nahm, die für gewöhnlich nur den Angehörigen der Kommandoebene zugänglich war.
»Nun?« Jadzias aufreizender Ton verriet dem Ferengi, dass sie ganz genau wusste, woher seine Information stammte. Dass sie es genoss, ihn in die Enge getrieben zu haben.
»Das ist Betrug!«, empörte sich Quark. »Von Ihnen hätte ich das wirklich nicht erwartet, Commander! Zumal Spielschulden Ehrenschulden sind!«
»Was bedeutet, dass sie gerichtlich leider nicht einklagbar sind«, stellte Dax ungerührt fest. »Pech für Sie, Quark. Und soweit es Sie betrifft, Garak...«
»Aber nicht doch.« Der Cardassianer hob abwehrend beide Hände. »Ich bitte Sie, für wen halten Sie mich, meine Liebe? Ich versichere Ihnen, es liegt mir fern, Sie mit solchen Kleinlichkeiten zu belästigen, außerdem. Wie ich bereits erwähnt habe, war das Kleid ein Geschenk. Wie dem auch sei, ich schlage vor, dass wir diese nette kleine Unterhaltung auf einen späteren Zeitpunkt verschieben und uns statt dessen darauf konzentrieren, einen Weg zu finden, wie wir ... - Haben Sie etwas, Quark?«, unterbrach Garak sich, als er die angespannte Miene des Ferengi bemerkte.
»Hören Sie das nicht?« Quark neigte lauschend seinen Kopf. »Da ist es schon wieder!«
Diesmal vernahmen auch Dax und der Cardassianer das leise Knacken, das wie das Geräusch sich vorsichtig nähernder Schritte klang. Wer immer es auch war, offenbar gab er sich große Mühe, sich so lautlos wie möglich zu bewegen, wenn auch nicht lautlos genug für das empfindliche Gehör eines Ferengi.
Aus den Augenwinkeln sah die Trill, wie Garak nach seinem Phaser tastete, während ihre rechte Hand sich um einen der scharfkantigen Steine schloss, die hier überall herumlagen.
Begleitet von einem Surren bohrte sich je ein Pfeil neben Quark, Dax und den Cardassianer in den Boden. »Nehmt die Hände hoch!« befahl eine helle Stimme aus der Dunkelheit. »Beim nächsten Mal zielen wir nicht daneben!«
Die Drei gehorchten, und von einem Moment auf den anderen wurden sie von einer Gruppe kriegerischer Gestalten umringt, die mit Schwertern bewaffnet waren, deren Spitzen drohend auf Jadzia, Garak und den Ferengi gerichtet waren.
Eine junge Frau trat vor und musterte die Drei am Feuer. »Ihr seht nicht aus wie Soldaten, wer seid ihr?«
»Wir sind hier fremd«, antwortete Jadzia. »Wir kommen von weit her.« Die Trill zögerte. »Aus einer anderen Provinz. Wir haben keinen Streit mit Ihnen und wir suchen auch keinen.«
»So ist es«, bekräftigte Garak. »Unser Streben beschränkt sich darauf, hier friedlich zu sitzen und uns an den Flammen zu wärmen. Daher wären wir Ihnen verbunden, wenn Sie ebenso friedlich Ihrer Wege ziehen würden, es sei denn, Sie beabsichtigen, sich zu uns gesellen.«
Die Kriegerin runzelte die Stirn. »Du redest wie ein verfluchter Höfling! Und deine Hände«, wandte sie sich an Dax, »Sehen so aus, als ob du noch nie damit gearbeitet hättest! Und was den da angeht«, sie nickte in Quarks Richtung. »Verrät mir mein Gefühl, dass er ein Halunke ist!«
»Ich bewundere Ihren Instinkt.« Garaks trockene Bemerkung brachte ihm einen giftigen Blick des Ferengi ein.
Die Falte auf der Stirn der Kriegerin hatte sich vertieft. »Wir mögen keine Höflinge, und auch kein Diebespack. Und am allerwenigsten mögen wir hier Spione des Landlords!«
»Hören Sie«, versuchte es Dax erneut. »Wir sind keine Spione des Landlords. Wie ich bereits sagte, wir sind nicht von hier, und wir haben mit niemanden Streit.«
»Ihr befindet euch in der Provinz Ghishar«, mischte sich ein anderer Krieger ein. »Und damit habt ihr Streit! Entweder mit dem Landlord - oder mit uns!«
Von allen Seiten erklang zustimmendes Gemurmel, bis eine energische Handbewegung der jungen Kriegerin ihre Gefährten zum Verstummen brachte. »Galen hat recht! Hier in Ghishar herrscht Krieg! Ihr habt die Grenze überquert, und damit gibt es auch für euch keinen Frieden mehr. Aber da ihr Fremde seid, lassen wir euch die Wahl. Also entscheidet euch, seid ihr für uns - oder gegen uns?!«
»Nun in dem Fall ...«, Jadzia legte einen Finger auf die Spitze der Klinge, die sich bedrohlich nah vor ihrer Kehle befand, und schob sie vorsichtig ein Stück zurück, »...sind wir für Sie!«
»Glaub ihnen nicht, Zaira«, sagte Galen. »Sie lügen, um ihr Leben zu retten!«
Dax, die den Zweifel und das Misstrauen in Zairas Miene sah, warf ohne Vorwarnung ihren Kopf in den Nacken und stieß ein wildes Geheul aus.
»Wie kannst du es wagen, du elender Paktar?!«, fauchte sie dann Galen an, bevor sie, ohne auf die auf sie gerichteten Waffen zu achten, vorsprang, die Jacke des verblüfften Kriegers packte und ihn so dicht an sich heranzog, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. »Niemand beleidigt meine Ehre ungestraft dadurch, zu behaupten, Jadzia Oberhaupt des Hauses Dax würde anstatt eines ruhmvollen Todes die Ketten feiger Knechtschaft wählen! Prashlar! Ich und die stolzen Führer der Häuser Quark und Garak, die mir und meiner Fahne folgen, sind von weit her gekommen! Auf der Suche nach Tapferkeit, Ehre und Ruhm! Nach einem guten Kampf, und einem glorreichen Triumpf über unseren gemeinsamen Feind! Auf dass die Kinder unserer Enkel und deren Kinder unsere Taten und Siege noch in Jahrhunderten, wenn unsere Gebeine längst zu Staub geworden sind, in der großen Halle der Ehre besingen werden! Bljeghbe’chugh vaj blhegh! Ein Leben ohne Ehre ist schlimmer als der Tod! Und das Leben ist ohne Ehre, dort wo die Freiheit fällt!«
Galen, Zaira und die anderen Krieger starrten Dax schweigend und sichtlich beeindruckt an.
Dann, nach einigen Sekunden, brachen sie in lauten Jubel aus, der sich verstärkte, als die Trill nun Galens Jacke freigab und ihn umarmte, bevor sie zwischen Quark und Garak trat, sie unterhakte und mit sich in die begeisterte Menge zog.
»Mein Kompliment, Commander«, raunte der Cardassianer Jadzia zu. »Das war eine äußerst beeindruckende Rede.«
»Der Text stammt aus einer von Worfs klingonischen Opern.« Die Trill lächelte. »Was glauben Sie wie beeindruckend sich diese Worte erst anhören, wenn sie gesungen werden.«
Zaira hob beide Arme, worauf der Lärm sich beruhigte. Die Kriegerin blickte Dax an. »Sei uns willkommen, Jadzia, Oberhaupt des Hauses Dax. Genau wie jene, die deiner Fahne folgen, da ihr uns in unserem gerechten Kampf gegen den Landlord und seine Truppen unterstützen wollt. Wie ich sehe, trägst du kein Schwert.«
»Im Gebirge gerieten wir in eine Falle des Feindes, der verhindern wollte, dass wir zu euch stoßen«, erwiderte die Trill. »Wir töteten mehr als einen Gegner, aber die ehrlosen Feiglinge waren in der Übermacht. Wir retteten unser Leben, aber verloren unser Gepäck - und unsere Waffen.«
Zaira drehte das Schwert in ihren Händen so, dass die Klinge auf sie selbst und der Griff auf Dax zeigte. »So nimm denn dieses, Jadzia vom Haus der Dax, und tränke es in deinem und meinem Namen mit dem Blut unserer Feinde!«
Dankend nahm die Trill die Waffe, während Galen und ein anderer Krieger nun Garak und Quark ebenfalls Schwerter gaben.
Erneut brach tosender Jubel los.
»Eine interessante Waffe.« Der Cardassianer strich behutsam über die Schneide. Seine Augen glitzerten. »Ein wenig primitiv zwar, aber durchaus zweckmäßig, sofern man damit umgehen kann, meinen Sie nicht auch, Commander?«
»Vergessen Sie es, Garak!«, sagte die Trill scharf. »Denken Sie nicht einmal daran! Und Sie, Quark«, wandte sie sich an den Ferengi. »Wenn Sie das Schwert nicht mit einer Hand halten können, dann nehmen Sie beide!«
»Dieses Ding wiegt mehr als fünfzig Barren Latinum«, beschwerte Quark sich.
»Und wenn es das Gewicht von hundert Barren hätte! Denken Sie daran, Sie sind ein Krieger, das Oberhaupt des Hauses Quark! Also reißen Sie sich gefälligst zusammen!«
»Ich störe Sie ja nur ungern«, mischte sich Garak ein. »Natürlich besteht die Möglichkeit, dass ich mich irre, aber mir will scheinen, dass diese Leute hier auf irgendetwas warten.«
Ein einziger Blick verriet Jadzia, dass der Cardassianer recht hatte. Zaira, Galen und die anderen waren verstummt und blickten sie erwartungsvoll an.
»Ich hoffe, sie bilden sich nicht ein, dass wir ihnen jetzt anbieten, die Schwerter zu bezahlen«, meinte Quark. »Sie waren ein Geschenk. Und außerdem sind sie viel zu schwer, als dass ...«
»Seien Sie still!«, schnitt Dax dem Ferengi das Wort ab. »Sie warten auf einen Schwur.«
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Quark.
»Sie sollten anstelle Ihrer Spezialdateien gelegentlich mal eines der historischen Programme von Julian laufen lassen, wenn Sie in der Holosuite sind, Quark«, erwiderte die Trill. »Und nun tun Sie einfach das, was ich mache«, erstickte sie den empörten Protest des Ferengi.
»Bei den Gebeinen von Kahless.« Dax hob ihr Schwert so an, dass die Spitze sich über dem Feuer befand. Die flackernden Flammen erzeugten ein Spiel von Licht und Schatten auf der glatten funkelnden Klinge. »Ich bin bereit, furchtlos und freudig mein Leben und mein Blut im ruhmreichen Kampf für den Sieg zu geben!« Dax warf Garak und Quark einen auffordernden Blick zu.
Mit einem Achselzucken hob der Cardassianer seine Waffe so, dass sie Jadzias berührte. »Ich habe die feste Absicht, alle meine Fähigkeiten und Talente zu nutzen, um jene Ziele zu erreichen, die ich mir gesetzt habe!«
Alle Augen blickten nun auf den Ferengi, der das Gesicht verzog.
»Quark!«, ermahnte die Trill ihn.
»Ja, ja«, der Ferengi wuchtete unter Aufbietung aller Kräfte das Schwert nach oben. »Von mir aus, ich schwöre alles, was Sie wollen. Ich werde tun, was ich kann, damit wir das Spiel gewinnen, dafür zahle ich jeden Preis, beim großen Nagus!«
»Duj tlvoqtah – Quapla!«, verkündete Dax laut. »Drei Schwerter für den Sieg! Drei Schwerter für den Ruhm! Drei Schwerter für die Freiheit!«
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