TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Es ist nicht leicht ein Held zu sein

von Martina Bernsdorf

Kapitel 1

Major Kira Nerys, Erste Offizierin der Raumstation DS9, blickt missmutig auf den Chronometer, die Zeit schien so langsam zu kriechen, wie Gagh, das zu lange im Kühlschrank gelegen hatte.

Sie versuchte sich auf die Anzeigen ihres Computerdisplays zu konzentrieren, ein Unterfangen, das nur zum Scheitern verurteilt sein konnte. Denn ihre Gedanken waren bei dem Mann, der vor einigen Stunden auf DS9 angekommen war und nun in ihrem Quartier darauf wartete, dass ihre Schicht endete.

Ob Bareil ebenso ungeduldig war? Ein Lächeln umspielte Kiras Lippen, falls er es war, würde man es ihm sicherlich nicht anmerken. Bareil schien immer in sich zu ruhen. Ihre Finger trommelten einen schnellen, hektischen Takt auf der glänzenden Oberfläche ihrer Konsole. Sie warf einen Blick zu O´Brien und erhaschte gerade noch einen Blick auf die Grimasse, die er schnitt. Sie zwang sich, das Trommeln mit den Fingerspitzen, deren Nägel klickende Geräusche verursachten, einzustellen.

Warum vergingen die paar lausigen Stunden bis zu ihrem Urlaub so verdammt langsam? Ein Urlaub, den sie ganz und gar mit Bareil verbringen konnte. Es war selten genug, dass sich ihre Terminkalender miteinander in Einklang bringen ließen.

Kira sprang auf und durchmaß mit energischem Schritt Ops, wobei sie die genervten Gesichter der Dienst leistenden Offiziere geflissentlich ignorierte. Sie hielt schließlich neben Dax´ Konsole an. Ihr entging, dass sämtliche anderen Offiziere, an denen sie vorbeigegangen war, die angehaltene Luft langsam zwischen ihren Lippen entweichen ließen.

In den letzten Stunden hatte sich das anfängliche Amüsement der Trill der allgemein gereizten Stimmung angepasst. Kira konnte Einem mit ihrem unruhigen Auf und Ab den letzten Nerv rauben. Dax betrachtete die schmale, feingliedrige Hand, die Kira auf ihre Konsole gestützt hatte, der Zeigefinger zuckte schon wieder.

Allmählich fragte sich Dax, wer das Ende von Kiras Schicht mehr herbeisehnte, die Bajoranerin, Bareil oder die gesamte Crew auf der Ops.

Dax entschied sich eindeutig für die Crew, wobei ihr Blick unwillkürlich zu dem Chronometer glitt. Sie waren inzwischen alle auf der Ops davon beseelt, das die Zeit schneller vergehen sollte.

Kira hielt es bei Dax´ Konsole nicht mehr aus. Um ihr die letzten Stunden noch länger erscheinen zu lassen, hatte sich das Schicksal anscheinend entschlossen, der Crew der Raumstation einen ruhigen Tag zu schenken. Nur wenige Schiffe dockten an und auch intern schien es keine Probleme zu geben.

Kiras Gedanken beschäftigten sich damit, ob es wohl schlecht aussehen würde, wenn sie sich auf den Chronometer stürzte und ihn mit dem Knauf ihres Phasers attackierte. Sie beschloss es nicht herauszufinden, allerdings war es eine schwere Entscheidung.

Sie schlenderte zu O´Briens Platz, der einen beredten, flehenden Blick mit Dax tauschte.

„Haben Sie inzwischen die Energiefluktuationen in den Replikatoren überprüft, Chief?“ O´Brien konnte sich nur mühsam beherrschen seinen Kopf nicht auf die Konsole zu schlagen, immer und immer wieder. Kiras Frage war zwar gerechtfertigt, nur hatte er sie schon dreimal beantwortet.

„Ich habe den Fehler schon vor Stunden beseitigt, Major.“ O´Brien vermisste die Enterprise nicht oft, aber das war ein Moment, wo er sich sehnlich nach seinem alten Schiff zurücksehnte.

Kira wippte auf den Stiefelabsätzen und überlegte was Bareil wohl gerade tat. Diese Gedanken ließen einige sehr interessante Möglichkeiten offen. Sie konnte ihre Gedanken nur mit Mühe wieder in andere Bahnen lenken und überprüfte die Andockliste der letzten Stunden. Ein kleiner Sternenflottenaufklärer, ein Schiff der Galaxieklasse, ein Ferengischiff und ein borelanischer Händler waren inzwischen angedockt.

Kira runzelte leicht die Stirn, sie hatte die Liste schon mehr als einmal überprüft und sie war inzwischen nicht interessanter geworden.

Ein frustriertes Schnauben entrang sich ihr, sie fragte sich, ob es helfen würde, auf die Konsole ihrer taktischen Station zu schlagen? Ihre Finger fingen unwillkürlich wieder an, einen Takt zu klopfen, den jeder auf der Ops heiß und innig zu hassen begonnen hatte.

„Äh, Major, ist Ihre Schicht jetzt nicht vorbei?“ O´Briens Stimme klang, als wünschte er nichts sehnlicher, als sie verschwinden zu sehen, was schlicht der Wahrheit entsprach.

Kira wirbelte auf dem Absatz zu dem Cheftechniker herum, in ihren nachtschwarzen Augen glomm ein wütendes Feuer. „Wollen Sie sich über mich lustig machen, Chief?“

O´Brien schluckte trocken und deutete stumm auf das Chronometer an seiner Konsole. Kira trat näher zu dem Techniker, dem unwillkürlich der Hals eng wurde. Er nahm an, dass die Bajoranerin nicht unbedingt für die Feinheiten menschlichen Humor zu begeistern war. Zumindest nicht, wenn man Wert auf seine körperliche Unversehrtheit legte.

Kira starrte auf die Leuchtanzeige auf O´Briens Konsole, sie hob ein wenig irritiert die Augenbrauen, ehe ein breites Lächeln ihr Gesicht erhellte.

„Ich habe Urlaub!“ Sie schlug O´Brien, der sich schon ducken wollte, freundschaftlich auf die Schulter. Mit einigen schnellen Schritten war sie beim Turbolift und sprang geradezu beschwingt hinein. Sie winkte Dax ausgelassen zu und verschwand mit dem Lift.

Die Trill blickte ihr mit einem Grinsen auf den Lippen nach. Dieser jugendlich erscheinende Überschwang von Kira amüsierte sie. War sie selbst je so jung gewesen, so verliebt? Sie seufzte melancholisch und blickte zu O´Brien, der mit einem Aufstöhnen der Erleichterung das Werkzeug, welches er hinter seinem Rücken versteckt hatte, auf seine Konsole legte.

„Ich glaube jetzt kann ich den Chronometer wieder zurück auf die richtige Zeit stellen, oder Lieutenant?“

Dax lächelte und spendete ihm mit leisem Klatschen Beifall.

* * * * * *


Auf der Promenade herrschte ein reger Strom von Passanten, dennoch musste Kira nicht mit ihrem Sturmschritt inne halten. Jeder versuchte ihr so schnell wie möglich aus dem Weg zu gehen. Ihr Temperament war legendär, und niemand legte Wert darauf, in den Fokus ihres Zorns zu gelangen.

Kiras Gedanken beschäftigten sich schon mit ganz anderen Dingen, deshalb reagierten ihre feinen Sinne weder auf die zur Seite springenden Passanten, noch auf die zwei unscheinbaren Terraner, die ihren Sturm durch die Promenade beobachteten.

Kira blieb vor der Türe ihres Quartiers stehen, sie war ein wenig außer Atem. Mit einigen raschen Bewegungen, die ihre Ungeduld nur zu gut verrieten, zupfte sie ihre Uniform zurecht ehe sie ihr Quartier betrat.

Die hochgewachsene Gestalt, gehüllt in die lange rote Robe eines Vedeks, stand mit dem Rücken zur Türe. Jetzt drehte sich der Mann überrascht um. Ein Lächeln, so einmalig und nur für sie gedacht, umspielte seinen sensiblen Mund. Indem er sich zu ihr umgedreht hatte, ließ er einen Blick frei auf den Tisch, den er gerade deckte. In seinen Händen hielt er eine kleine Blumenvase, in der eine leuchtend rote Yamakblüte steckte.

„Nerys.“ Allein die Art, wie er ihren Namen aussprach, war schon eine Liebkosung. Er stellte die Blumenvase gerade noch rechtzeitig ab, ehe Kira ihn mit einer temperamentvollen, stürmischen Umarmung umfing. Ihr Kuss war lange und leidenschaftlich, sie lösten ihre Umarmung nicht, als sie etwas außer Atem innehielten.

„Ich habe dich noch nicht so früh erwartet.“ Bareil deutete mit einem Zucken seiner breiten Schultern auf den Tisch hinter sich. „Ich wollte dich mit einem aufwändigen Essen überraschen, du bist eine Stunde zu früh.“

Kira hob eine Augenbraue, sie blickte über Bareils Schulter zu ihrem Schreibtisch und dem Stationschronometer.

„O´Brien“, schnaubte sie entrüstet, als sie begriff, was der Techniker getan hatte.

Bareil lachte tief in der Kehle. „Du solltest ihm nicht böse sein, Nerys.“

Kira kniff leicht die Augen zusammen und lächelte dann, es wäre reichlich dumm gewesen sich zu ärgern, dass ihr Urlaub eine Stunde früher begann.

Durch den Stoff der Vedekrobe konnte sie Bareils Körperwärme spüren, was alle Gedanken an O´Brien ohnehin in andere Galaxien katapultierte. Kira ließ ihre Hand in den weiten Ausschnitt der Robe gleiten und streichelte über die kräftige Brustmuskulatur ihres Geliebten. Ihre Finger glitten die markante Linie seiner Schulter nach, sie hätte nie gedacht, dass sie einmal das Schlüsselbein eines Mannes so aufregend finden könnte. Sie strich seine Robe so weit zurück, dass sie ihn sanft auf den Hals küssen konnte.

„Nerys, wenn wir so weitermachen, wird das Essen ausfallen.“ Bareils Protest war nur sehr leise und ließ viel Raum dafür, genau das zu tun. Er blickte in Kiras so unglaublich dunkle Augen, in denen nun ein schalkhafter Funke tanzte.

„Ich bin entschieden für eine Vorspeise.“ Sie knabberte spielerisch an seinem Ohrläppchen. Bareils Ohren waren sehr sensibel, Kira wusste das und setzte es gerne skrupellos ein.

Bareil war ein Mann der Religion, ein spiritueller Führer, aber wenn man es richtig anstellte, konnte man ihn ihm eine Leidenschaft entfachen, die der Kiras in nichts nachstand.

Im Laufe der nächsten Minuten flog einer von Kiras Stiefeln quer durch den Raum und traf die Blumenvase. Das Gefäß zersplitterte und Wasser tropfte an der Tischkante herab.

Die leuchtend rote Yamakblüte, so sorgsam von Bareil ausgesucht, lag nun vergessen und unbeachtet auf dem Tisch, wo kleine Wassertropfen auf den Blütenblättern funkelten wie Diamanten.

* * * * * *


Es war selten, dass Benjamin Sisko zuließ, dass man seinem Gesicht ansah, was er dachte und noch seltener, dass er zuließ, dass man ihm sein Misstrauen und seine Verachtung ansah.

Doch genau diese Gefühle huschten wie Gewitterwolken an einem bisher sonnigen Tag über sein Gesicht. Er mochte keine Geheimdienste, immer hatte er sich gefragt, was für Leute es zu einem Beruf zog, bei dem Täuschungen und Lügen zum alltäglichen Leben gehörten. Diese Abneigung erstreckte sich über die Geheimdienste der Cardassianer und Romulaner bis hin zu denen der Föderation und Starfleet.

Die beiden Männer, die ihm in seinem Büro gegenüber saßen, waren so unscheinbar, dass Sisko sich unwillkürlich fragte, ob dieses Aussehen von Gentechnikern kreiert worden war. Er war sich sicher, dass er, sobald diese Geheimdienstler von DS9 verschwunden waren, ihr Aussehen sofort vergessen würde. Von Siskos Warte aus gesehen ein perfekter Zustand. Er legte keinen Wert darauf, die beiden Männer im Gedächtnis zu behalten.

„Es wäre alles viel einfacher, wenn Sie mir sagen würden, um was es geht? Ich stelle ihnen keinen meiner Offiziere für einen Auftrag zur Verfügung, wenn ich nicht weiß, um was für eine Art Mission es sich handelt.“ Sisko sah in die hellen, fast farblosen Augen des einen Geheimdienstlers. Beide trugen sie neutrale Anzüge ohne Rangabzeichen, aber an der Art, wie der eine Mann den anderen ansah, nahm er an, mit dem Ranghöheren zu sprechen.

„Das Sternenflottenoberkommando hat uns Ihre Unterstützung zugesagt, Commander Sisko.“ Die Stimme klang flach, bar jeder Emotion. Sisko hatte Vulkanier kennengelernt, die mehr Gefühlsregungen zeigten als dieser Mann.

„Das Flottenkommando ist weit entfernt, Gentlemen.“ Sisko maß den Geheimdienstler mit einem langen Blick, der deutlich machte, dass er nicht bereit war, ohne nähere Fakten zu kooperieren.

„Vielleicht sollten wir Ihren ersten Offizier zu diesem Gespräch bitten, dann brauche ich nicht alles zweimal zu erklären.“ Die Stimme des Mannes mit den fahlen Augen wies darauf hin, dass es eigentlich keine Bitte war, die er da äußerte.

Sisko kniff misstrauisch die Augen zusammen, es gefiel ihm gar nicht, dass der Sternenflottengeheimdienst Interesse an Kira zeigte. Bajor gehörte nicht zur Föderation und somit war es illegal, wenn diese Männer versuchten, Kira für einen Auftrag anzuwerben.

„Major Kira befindet sich seit einigen Minuten im Urlaub.“ Sisko bezweifelte zwar, dass dies die beiden Männer beeindruckte, aber er hoffte, dass Kira sofort mit Bareil nach Bajor aufgebrochen war. Der Vedek war ein romantischer Mann, vielleicht würde es Tage dauern sie auf Bajor ausfindig zu machen.

Missmutig, den kalten Blick der beiden Geheimdienstler auf sich ruhend, drückte er schließlich auf seinen Kommunikator.

* * * * * *


„Sisko an Major Kira.“ Die Stimme aus dem Kommunikator klang etwas gedämpft unter den Kleidungsstücken.

Kira fluchte höchst blasphemisch, ehe ihr einfiel, dass Bareil ein Vedek war und sie sich abrupt in ihrer Schimpfkanonade unterbrach.

„Ich stimme dir durchaus zu, Nerys“. Bareil erlaubte sich ein nachsichtiges Lächeln.

„Ich habe Urlaub, ich sollte es einfach ignorieren.“ Kira legte den Kopf wieder zurück, während Bareil ihren Hals küsste und sich langsam abwärts arbeitete.

„Major Kira!“ Siskos Stimme klang sogar gedämpft ungehalten. Kira öffnete die Augen, die sie eben geschlossen hatte und mit einem resignierenden Seufzen schälte sie sich aus Bareils Umarmung. Sie schnappte sich ihren Kommunikator und versuchte ihre Atemfrequenz zu zügeln.

„Ich habe Urlaub, Commander!“ Ihre Stimme klang scharf und voller berechtigter Wut.

Bareil lächelte ihr von der anderen Seite des Raumes aus zu. Unbekleidet auf dem Sofa ausgestreckt, den Kopf leicht auf der Hand aufgestützt, sah er einfach zum anbeißen aus, und genau das hatte Kira auch vor.

„Ich würde Sie nicht stören, Major, wenn es nicht wichtig wäre. Melden Sie sich bitte umgehend in meinem Büro.“ Der Kommunikationskontakt wurde unterbrochen ehe Kira dazu kam sich weiter zu äußern.

Die Bajoranerin starrte auf ihren Kommunikator, sie hatte gute Lust ihn gegen die nächste Wand zu werfen um herauszufinden wie zerbrechlich er war.

„Verflucht!“ Kira klaubte die im Zimmer verteilten Teile ihrer Uniform wieder zusammen. Ihr rechter Stiefel weigerte sich jedoch beharrlich aufgefunden zu werden.

Bareil fischte ihn schließlich mit einer lasziven Geste hinter dem Sofa hervor. „Suchst du das, Nerys?“

Kira rümpfte die Nase und zog den Stiefel an. Sie stand auf und ließ einen melancholischen Blick auf Bareil ruhen.

„Ich bin gleich wieder da, bleib bitte genau so liegen.“ Sie strebte mit einem Stechschritt in Richtung der Türe. „Ich werde nur meinem Commander den Kopf abreißen, das kann nicht lange dauern!“
Rezensionen