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Sturm 9.01 - Nach dem Sturm

von Gabi

Kira Nerys

KIRA NERYS

Das Wurmloch erhellte das weite Nichts des Alls nun schon seit drei Tagen. Die Veränderung in den Farben war geblieben. Das blasslila Pulsieren erinnerte vage an den Herzschlag einer mächtigen Kreatur.

Die pah Geister waren heimgekehrt. Was sich derzeit im Inneren des Himmelstempels abspielte, wagte niemand auch nur zu erraten. Die Vedekversammlung war in Klausur gegangen, um zu beraten, wie sie mit den veränderten Realitäten ihres Glaubens umgehen sollten. Das Sternenflottenhauptquartier hatte an alle Föderationsschiffe die Order erlassen von einem Durchtritt durch das Wurmloch abzusehen, solange nicht klargestellt war, was geschehen war. Die bajoranische Regierung hatte sich ohne eine Gegenstimme dieser Anweisung angeschlossen.

Es war eine Zeit des Aufbruchs, eine Zeit der Veränderung.

Colonel Kira Nerys stand an einem der großen Aussichtsfenster des oberen Promenadendecks und betrachtete gedankenverloren das Schauspiel, wie es in diesen Tagen so viele ihrer Landsleute auf Deep Space Nine taten. Ihre Hand lag auf ihrem flachen Unterbauch. Es war eine unbewusste Geste.

Dr. Bashir hatte ihr Gefühl gestern medizinisch bestätigt. Es war gerade einmal zwei Tage alt, eine Eizelle im Stadium der ersten Teilung. Und doch hatte sie es gespürt. Die innere Veränderung, die fast so bedeutungsvoll war wie die äußere. Gezeugt in der Morgendämmerung eines neuen Bajor. Sie hätte sich keinen passenderen Moment für ihr Kind vorstellen können.

Doch für ihre ruhigen Überlegungen war heute nicht viel Raum. Zwei Tage Bedenkzeit hatte sie ihnen allen gewährt, bevor die unvermeidliche Aussprache bevorstand.

Sie selbst hatte diese Tage benötigt, auch wenn es für andere eventuell nur dazu gedient hatte, sich in Selbstzweifeln zu ergehen.

Sie war froh gewesen, dass sie Antos in ihr Quartier gelassen hatte. Ihren Frust über den Verrat ihrer Freunde hatte sie bei ihm sowohl körperlich als auch in Gesprächen abreagieren können. Er war ein guter Zuhörer mit Einfühlungsvermögen. Kira hatte das Gefühl, dass er sich bei ihr bemühte, einen seriösen Eindruck zu machen. Das Geschehen der letzten Tage war auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen – vor allem nicht an ihm.

Er hatte ihre Position eingenommen und dennoch versucht, ihr auch ein wenig die Position ihrer Freunde begreifbar zu machen, die sie anfangs kein bisschen verstehen wollte, weil sie sich von Dax und O’Brien einfach nur hintergangen fühlte. Manches Mal hatte er nur zugehört und sie selbst hatte dabei bemerkt, dass sie in ihren Monologen einlenkte. Normalerweise wäre diese Rolle Ezri Dax zugekommen. Aber da es unter anderem um die Person der Trill selbst ging, stand es außer Frage, dass Kira sie um Rat aufsuchte.

Kira seufzte, als sie unbewusst ihren Bauch streichelte. Sie wollte versuchen in den kommenden Gesprächen Antos‘ Worte zu beherzigen.



* * *




„Sie wollen bleiben?!“ Kira ließ das Padd sinken. Selbst nachdem sie den knapp formulierten Antrag das dritte Mal gelesen hatte, änderte sich nichts an dem Wortlaut. Sie hatte ihr Büro vor wenigen Minuten zu diesem schwierigen Gespräch betreten in der festen Überzeugung den vom Hauptquartier bereits genehmigten Versetzungsantrag ihres Ersten Offiziers vorzufinden. Sie hätte ihren Meditationsaltar darauf verwettet. In den letzten beiden Tagen waren einige dieser Anträge durch ihre Hände gegangen. Viele der Sternenflottenangehörigen – vor allem diejenigen, die erst nach dem Dominion-Krieg hier stationiert worden waren – fühlten sich nach dem, was geschehen war, nicht mehr wohl auf der Station. Nicht mehr wohl unter ihrem Kommando.

Sobald der Admiralität der erste Bericht der Geschehnisse vorgelegen hatte, war bei der bajoranischen Regierung bereits die Bitte eingetroffen, das Kommando über Deep Space Nine einem anderen Führungsoffizier anzuvertrauen, vorzugsweise wieder einem Angehörigen der Sternenflotte. Doch das Hauptquartier auf Terra hatte mit diesem Ansinnen auf Fels gebissen. Nach wie vor war den säkularen Bürokraten dort die Bedeutung des Glaubens auf Bajor nicht in seinem vollen Umfang bewusst. Kira hatte mit ihrer Aktion eine eindrucksvolle Demonstration dessen gegeben, zu was eine Gläubige fähig war, und sie hatte damit zum ersten Mal die weltliche Regierung geschlossen hinter sich. Nicht einmal ein Jaro Essa verlangte ihre Absetzung. Kira war sich vollkommen im Klaren darüber, dass dies nur der Fall war, weil sie mit hohem Einsatz gespielt und gewonnen hatte. Wäre die Station zu größerem Schaden gekommen, sähe das Kräfteverhältnis sicherlich anders aus. Doch so, wie es war, hatte sich die Sternenflotte weiterhin mit ihr herumzuschlagen.

Die Kommandantin musterte die Offizierin, die in steifer Habachtstellung vor dem Tisch stand. Zum Setzen war Commander Benteen nicht zu bewegen. Beim Anblick der kerzengeraden Haltung tat Kira unweigerlich der Rücken weh.

„Sie wollen bleiben?“, wiederholte sie ungläubig die Erkenntnis, die sich ihr aus dem Studium des Padds ergab. „Darf ich fragen, weshalb?“

Auch wenn Kira das fast nicht für möglich gehalten hätte, richtete sich Benteen noch ein wenig mehr auf. „Darf ich offen sprechen, Colonel?“

Es gab Augenblicke, da würde Kira die Sternenflottenmilitärkorrektheit am liebsten zur nächsten Luftschleuse hinausbefördern. Hatte sie Sisko jemals danach gefragt, ob sie ihre Meinung sagen dürfte? Sie konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern. Sie seufzte – wie so oft in Gesprächen mit ihrem Ersten Offizier: „Ich hatte in den letzten Tagen nicht den Eindruck, dass Sie hierfür eine Erlaubnis benötigten, Commander.“

Die Terranerin nickte knapp. „Ich bereue meine Entscheidung nicht, und ich würde in einer ähnlichen Situation wahrscheinlich wieder genau so handeln…“

„Das befürchte ich“, murmelte Kira.

Benteen ließ sich nicht beirren und fuhr fort, so als wolle sie das, was sie zu sagen hatte, endlich hinter sich bringen: „Das heißt jedoch nicht, dass ich Ihre Haltung nicht respektiere, Colonel. Sie haben sich gegen die Mehrheit Ihrer Offiziere gestellt. Sie haben gegen den gesunden Menschenverstand gearbeitet und … Glück gehabt.“

Die Bajoranerin musterte Benteen nachdenklich. Sie konnte weder der Mimik der Frau noch ihren Worten entnehmen, ob sie diese Anmerkung als Rüge oder als Bewunderung hervorgebracht hatte. Im Angesicht des nicht gestellten Versetzungsantrags beschloss sie für sich von letzterem auszugehen.

„Da habe ich doch Glück, dass ich kein Mensch bin“, merkte sie mit einem schwachen Lächeln an. „Mein Bajoranerverstand besitzt nicht so viele Möglichkeiten der Abwägung in brenzligen Situationen. Ich weiß nicht, an was Sie glauben, ob Sie überhaupt an etwas glauben, Commander. Aber wir Bajoraner sind so sicher in unserem Glauben, dass wir in den Händen der Propheten ruhen, dass unser Glaube an Gewissheit grenzt. Das ist eine Macht, die niemand unterschätzen sollte.“

Noch immer bewegte sich nicht der kleinste Muskel im Gesicht des Ersten Offiziers. Lediglich die Lippen vollführten die für das Sprechen notwendige Arbeit. „Ich kann Ihre Aktion nicht gutheißen, doch ich kann Ihre Hingabe bewundern“, erklärte die Terranerin weiter. „Falls Sie persönlich keinen Versetzungsantrag beim Hauptquartier für mich einreichen wollen, möchte ich gerne noch bleiben und mich der Herausforderung dieses unorthodoxen Postens stellen. Ich habe den Eindruck erhalten, dass ich hieran wachsen kann.“

Kira hob ihre Augenbrauen. „Also sehen Sie den Posten nicht mehr als Strafversetzung an?“ Sie betrachtete immer noch die menschliche Statue vor ihrem Bürotisch. Aus der Frau wurde sie nicht so recht schlau. War es sinnvoll, weiterhin mit einer rechten Hand zusammenzuarbeiten, die ihr jeder Zeit ins Gesicht schlagen konnte? Hatte Sisko es jemals bereut, sich auf einen Ersten Offizier verlassen zu müssen, von dem er nie ganz sicher sein konnte, ob er nicht seiner eigenen Agenda folgte? Sie hoffte es nicht.

War sie nun nicht ebenfalls in der gleichen Situation? Benteen leistete hervorragende Arbeit und sie hielt ihr all die lästigen Dinge vom Hals, die einem Ersten Offizier das Leben so schwer und einem Kommandanten dafür leichter machten. Sie war ihr absoluter Gegenpol und Kira konnte sich vollkommen sicher sein, dass Benteen ihr nie nach dem Mund reden würde. Dazu kam, dass sie nicht wusste, ob sie ihrerseits überhaupt die Autorität besaß, bei der Sternenflotte um eine Versetzung des nicht-bajoranischen Personals zu bitten. Eventuell stieß sie gegen die gleiche Mauer, vor welcher sich die Admiralität bei ihrer eigenen Regierung wiedergefunden hatte.

Die Terranerin war nun knapp ein Jahr in ihrem Posten. Sie hatte sich an die Station und ihr Umfeld gewöhnt und sich gut eingearbeitet. Mit einem neuen Sternenflottenoffizier würden die Unannehmlichkeiten einer Einarbeitung wieder von vorne beginnen.

„Ich sehe ihn als Möglichkeit an, über mich selbst hinaus zu wachsen, Colonel“, gestand Benteen ein.

Kira legte das Padd auf der Tischplatte ab und erhob sich. „Sorgen Sie dafür, dass ich es nicht bereue, Sie hier zu behalten, Commander.“ Ihre dunklen Augen verhärteten sich. „Wenn Sie noch einmal eine Meuterei versuchen sollten, werde ich nicht den Weg über die Sternenflotte nehmen, sondern Sie eigenhändig in Richtung der nächsten Luftschleuse befördern. Ich kann gut mit einem Ersten Offizier leben, der mir auf Schritt und Tritt Kontra gibt, aber nicht mit jemandem, der mir in den Rücken fällt. Haben wir uns in diesem Punkt verstanden?“

Benteen nickte. „Klar und deutlich, danke, Sir!“

Kira umrundete den Schreibtisch. Benteen bewegte sich immer noch nicht von der Stelle. Als die Hand der Kommandantin im Vorbeigehen ihre Schulter zu einem leichten Klaps berührte, zuckte sie zusammen.

„Stehen Sie bitte bequemer, Commander. Mir tut vom Zusehen allmählich alles weh.“ Als die Terranerin nicht lockerer wurde, wandte Kira sich an der Tür noch einmal um. „Ich denke, wir können die OPS für zwei Stunden den fähigen Händen unserer Offiziere überlassen“, bestimmte sie. „Was wir beide jetzt brauchen – vor allem Sie -, ist ein Ausgleich für unsere Anspannung. Hiermit ordne ich eine Stunde Springball an. Und dieses Mal werde ich Sie nicht schonen.“

Endlich kam Bewegung in die andere Frau. Benteens Blick veränderte sich, als sie Kopf und Oberkörper in Richtung ihrer Kommandantin drehte. „Schonen? Sie wollen behaupten, Sie hätten mich bisher geschont, Colonel?“, fragte sie ungläubig.

Kira lachte auf. Sie hatte den richtigen Schalter gefunden. „Aber natürlich. Kommen Sie, beweisen Sie mir das Gegenteil.“

Nun folgten auch die Beine der Wendung des Körpers. Die starre Habachtstellung fiel von Benteen ab und Leben kam endlich in das Bild eines korrekten Sternenflottenoffiziers. „Das werde ich, Sir.“ Das Zucken im Gesicht der ernsten Frau hätte man mit viel gutem Willen beinahe als ein Lächeln abtun können. „Lassen Sie uns unsere Differenzen wie vernünftige Erwachsene austragen: auf dem Schlachtfeld!“



* * *




„Ich hatte gehofft, dass ich diese Verletzungen nicht mehr zu sehen bekomme, jetzt, da Worf nach Qo’onos gegangen ist“, begrüßte Dr. Bashir die beiden Führungsoffizierinnen, die sich gegenseitig stützend die Krankenstation betraten. „Haben Sie eines der klingonischen Entspannungsprogramme getestet?“

Er nickte seine Assistentin heran, die am Chromatographen Proben analysierte. Diese half Commander Benteen sich auf eine Untersuchungsliege zu setzen, während Bashir sich um Kira kümmerte.

„Wir haben Springball gespiel … aaah!“ Benteen hielt sich die Schulter, während sie sich in einer sehr kompliziert anmutenden Bewegung niederließ.

Bashir hob vielsagend die Augenbrauen. „Und wer von Ihnen beiden war der Ball?“ Er ging in die Hocke, um Kiras geschwollenen Knöchel vom Sportschuh zu befreien. Mit dem Geweberegenerator begann er, die Flüssigkeit abzubauen.

„Wir haben das Spiel dazu verwendet, fachliche Differenzen auszuräumen“, erklärte Kira, so als wäre diese Vorgehensweise das Normalste der Welt.

„Könnten Sie das bitte das nächste Mal bei einer gepflegten Partie Go machen?“ Bashir ließ den Knöchel sinken und wandte sich dem aufgeschürften Knie zu.

Das leise Lachen der Assistentin brachte ihr vorwurfsvolle Blicke beider Offizierinnen ein.

Bashir legte den Hautgenerator auf der Krankenliege ab und die Hand auf Kiras Oberschenkel. „Auf ein Wort, Nerys“, merkte er leise an und deutete mit dem Kinn in Richtung seines Arbeitsplatzes.

Sie nickte, ließ sich vorsichtig vom Bett gleiten und folgte ihm. Es war erstaunlich, wie rasch der Schmerz durch die Behandlung abklang.

Als sie sich weit genug von den anderen beiden entfernt hatten und Bashir sich versicherte, dass die Aufmerksamkeit seiner Assistentin und Benteens anderweitig lag, zückte er einen medizinischen Tricorder. „Du solltest in deinem Zustand etwas vorsichtiger sein“, erklärte er ernst.

Automatisch legte die Bajoranerin ihre flache Hand schützend auf den Bauch. Sie sah ihn mit großen Augen an. „Jetzt schon?“

„Die ersten Tage der Einnistung sind stets ein wenig prekär. Es würde dem Prozess wahrlich helfen, wenn du deinen Körper etwas schonst“, seufzte Bashir nach einem Blick auf den Scanner.

Kira sah alarmiert auf. „Ist alles in Ordnung?“

„Ja, es ist alles in Ordnung“, wiegelte der Mediziner ab. „Dennoch hätte ich gerne, dass du im Augenblick Abstand von Kampfsport nimmst.“

„Wir haben Springball gespielt!“

„So wie ihr das gespielt habt, war es Kampfsport“, beharrte Bashir. Er legte das Gerät beiseite. Als er sich wieder zu ihr umwandte blickten seine Augen immer noch ernst. „Darf ich fragen, wie das Gespräch mit Commander Benteen lief?“

Kira lächelte ihn an. „Du darfst mich fast alles fragen, Julian.“ Der Arzt stand moralisch so erfrischend außerhalb der Befehlskette. Sie rechnete es ihm hoch an, dass er sich als einziger der hochrangigen Sternenflottenoffiziere gegen Benteens Vorhaben gestellt hatte. Auch sie warf einen Blick über ihre Schulter zurück. Die medizinische Assistentin war gerade dabei, Benteens Schulter wieder einzurenken und die Terranerin nahm es wie ein Mann: Sie jammerte.

„Ich muss gestehen, dass ich überrascht war, dass Benteen keine Versetzung beantragt hat. Sie hat mich im Gegenteil darum gebeten, ihren Posten hier weiter bestreiten zu dürfen.“ Ihr Blick kehrte wieder zu Bashir zurück. „Und das Verrückte ist, dass ich mich darüber irgendwie gefreut habe. Ich werde nicht so recht schlau aus ihr, aber ich schätze sie. Ich fürchte, ich lege mir da selbst eine ziemliche Granate in mein Nest.“

Bashir zuckte mit den Schultern. „Vielleicht auch nicht. Ich denke nicht, dass sie noch einmal eine solche Sache durchziehen wird …“

„… sie hat mir versichert, sie würde …“

Er lachte leise. „Das musste sie sagen, um ihrem Stolz Genüge zu tun.“

Kira hob überrascht ihre Augenbrauen. „Bist du jetzt unter die Counselor gegangen?“

„Das Zusammenleben färbt ab“, gestand er. „Was mich zum anderen Thema bringt, auf das ich dich ansprechen möchte: Ezri, Miles und Nog …“

Sie nickte. Ihr Blick suchte nach Flusen auf dem Boden. Sie seufzte. Das war schwerer als eine Auseinandersetzung mit Commander Benteen. Von ihrem Ersten Offizier hatte sie beinahe keine andere Reaktion erwartet. Sie waren sich im letzten Jahr zwar ein wenig näher gekommen, doch davon, dass sie freundschaftliche Gefühle füreinander hegen könnten, waren sie noch Lichtjahre entfernt. Nog jedoch … und besonders Ezri und Miles. Sie hielt den Dreien zugute, dass sie offensichtlich Benteens Absetzungsvorhaben im vollen Ausmaß auch erst in jenem Augenblick in ihrem Büro begriffen hatten. Doch auch dann war keiner von ihnen vorgetreten, um sich auf ihre Seite zu stellen.

Es traf sie tief, dass die einzige Hilfe, die ihr in dieser Situation zuteil geworden war, ausgerechnet von einem Vertreter des Dominion herrührte.

„Ich werde morgen früh eine Ansprache an alle Sternenflottencrewmen halten“, versicherte sie Bashir. „Es war mir wichtig, zuerst die Angelegenheit mit der Rädelsführerin geklärt zu haben, und allen Beteiligten die Tage zum Nachdenken zu geben.“

„Ich fürchte, es war ein wenig zu viel Zeit“, gab Bashir zu Bedenken. „Ezri ist mittlerweile ein Nervenbündel … noch mehr als sonst“, fügte er wohlwollend hinzu. „Sie traut sich jedoch nicht, dich von sich aus anzusprechen. Der Schritt muss von dir als Kommandantin kommen.“

„Das ist mir klar“, erklärte Kira nun wieder mit einem etwas schärferen Unterton in ihrer Stimme. Sie mochte es nicht, von anderen an ihre Pflichten als kommandierender Offizier erinnert werden. Sie machte sich nicht vor, dieselbe Autorität wie Sisko zu besitzen, doch sie setzte ihre Energie dafür ein darauf hin zu arbeiten. Was psychologische Personalführung betraf, war dies jedoch leider ihr Schwachpunkt. Sie war es gewohnt, mit schweren Geschützen aufzufahren, wenn ihr jemand in die Quere kam. Das hatte sich auch in den sieben Jahren als Erster Offizier unter Sisko nicht verändert.

„Ich werde nach der Ansprache morgen mit den Dreien sprechen. Du kannst Ezri in der Zwischenzeit schon einmal beruhigen. Commander Benteen nimmt die gesamte Verantwortung auf sich.“

Bashir schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Von Selbstzweifeln kommandierender Offiziere war er nicht zu beeindrucken. „Mehr kann ich mir nicht wünschen. Und jetzt wäre es gut, wenn du dich für den Abend ein wenig ausruhst, und …“, er zwinkerte ihr unverschämt zu, „… dich vielleicht ein wenig verwöhnen lässt?“

Im Angesicht von Bashirs jungenhaftem Charme konnte Kira ihre indignierte Führungs-Offizier-Aura nicht aufrecht erhalten. Stattdessen erwischte sie sich dabei, wie sie Bashirs anzügliches Zwinkern erwiderte: „Das habe ich vor, Julian.“
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