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01. Tiefe Einschnitte - Teil 1: Konflikte

von SF-IA

Kapitel 1 - I

I

Geheimdienstlogbuch
Vice Admiral Seto Kaiba
Sternzeit 53001.8

»Ich habe meinen neuen Posten als Vizedirektor der Abteilung für Interne Angelegenheiten angetreten, viel Zeit mich einzugewöhnen hatte ich jedoch nicht, denn meine erste Mission wartet bereits. Den Flug habe ich damit verbracht, unzählige PADDs durchzuarbeiten. Als Admiral hat man Unmengen an Papierkram zu erledigen, dafür aber auch immer eine bewaffnete Eskorte, was in meinem Fall gewiss von Vorteil ist. Jetzt, nach dem Ende des Dominion-Krieges, haben die Bajoraner einen erneuten Antrag zur Aufnahme in die Föderation gestellt. Schon morgen sollen erste Vorverhandlungen beginnen, diese stehen allerdings unter keinem guten Stern, da offenbar nicht alle Bajoraner mit einem solchen Beitritt einverstanden sind und im schlimmsten Fall ein Anschlag nicht auszuschließen ist. Meine Aufgabe und die meines Stabs wird es sein, die Sicherheit der Konferenzteilnehmer und der Station Deep Space 9 zu gewährleisten. Es wird eine geeignete Bewährungsprobe für meinen neuen Stab sein, in den ich sehr hohe Erwartungen setze. Computer, Logbucheintrag beenden!«

Vice Admiral Kaiba schaute grimmig aus dem Fenster des Runabouts, das sich im Andockvorgang an Deep Space 9 befand. Als das wendige Shuttle beidrehte, um den optimalen Anflugwinkel anzusteuern und dabei die cardassianische Raumstation aus dem Sichtbereich des Fensters verschwand, ließ Kaiba seinen Blick durch das Quartier schweifen, dem jegliche Attraktivität fehlte. Es war eine zweigeteilte Kabine, die den vorderen Bereich in einen lächerlich kleinen Bereitschaftsraum verwandelte, in dem nichts anderes Platz fand, als ein winziger Schreibtisch aus andorianischem Teakholz und zwei graue Sessel. Der hintere Part bestand lediglich aus einem einzelnen, zu kurzen Bett. Es war wahrlich eine Zumutung, in dieser Kajüte zu hausen. Wenngleich der Admiral einen anderen Luxus gewohnt war, lag es nicht daran, dass er dieses für ihn hergerichtete Quartier, in dem er den Großteil seiner bisherigen Amtszeit als Hauptverantwortlicher für die Abteilung für Interne Angelegenheiten verbracht hatte, verabscheute. Es war vielmehr die Ironie, die er mit diesem Einrichtungsmodul für Runabouts als solches in Verbindung brachte. Kein Flaggoffizier, der bereit war, in einem Schiff der Danube-Klasse zu reisen, wäre so unverfroren gewesen und hätte einen besonderen Komfort verlangt.

Diese Kurzstreckenschiffe, die einem übergroßen Shuttle noch am Nächsten kamen, waren in erster Linie der Zweckmäßigkeit halber konstruiert worden. Die Ingenieure dieser Raumschiffklasse hatten auf ihrer Liste Vorgaben wie vielseitige Einsetzbarkeit und einfache Bauweise mit so vielen technischen Raffinessen wie nur möglich ganz oben stehen. Einem Sternenflottenadmiral einen unvergesslichen Aufenthalt bei einer mehrtägigen Reise zu bieten, war ein Punkt, der definitiv nicht auf der Liste zu finden war. Die mit Abstand größte Besonderheit dieser Schiffsklasse war jedoch die einzigartige Verwendung von Raummodulen, die auf das Schiffsdesign des Runabouts zugeschnitten waren. Man konnte jedes Schiff bis auf das Grundgerüst auseinanderbauen und mit vorgefertigten Räumen bestücken. Sei es ein wissenschaftliches Labor, eine Krankenstation, eine Arrestzelle oder eine Suite für hochrangige Offiziere, wie die, in der Admiral Kaiba sich in jenem Moment aufhielt. Je nach Art der Mission konnte man somit ein individualisiertes Schiff zusammensetzen, was, aus Kaibas Sicht, wohl die größtmögliche Vielfalt an Einsetzbarkeit ermöglichte. Wenn er sich nun in diesem Quartier umblickte, erkannte er jedoch, wie schnell aus Funktionalität Sinnlosigkeit werden konnte, wenn die Ingenieure ernsthaft versuchten, Luxus mit der eigentlichen Zweckdienlichkeit des Schiffes zu vereinen. Hätte er vorher gewusst, wie eine Suite für hochrangige Offiziere aussieht, hätte er darauf verzichtet und ein Schlafquartier mit Doppelstockbett gemeinsam mit einem Offizier seines Stabes geteilt.

Erfreulicherweise würde die Reise nur noch wenige Minuten andauern. Es gab mehrere Gründe, warum Kaiba sich das Ende der Reise herbeisehnte. In erster Linie war es jedoch die wenige Zeit, die ihm noch zur Verfügung stand, um alle notwendigen Vorkehrungen auf Deep Space 9 zu treffen. Umso erfreulicher war es, dass der Flug von keinen Hindernissen oder Problemen behindert worden war und der Flugplan zeitlich perfekt eingehalten werden konnte.

Admiral Kaiba hatte ein finales Missionsbriefing einberufen, das nun unmittelbar bevorstand. Er verließ das Quartier und betrat den kleinen Konferenzraum. Es war das erste Mal, dass er den Großteil seines neuen Offiziersstabs versammelt zu Gesicht bekam. Schweigend schritt er auf den ovalen Tisch zu und verschaffte sich einen knappen Überblick über die mitgereisten Offiziere. Er hatte das Team selbst zusammengestellt, was sich als komplizierter gestaltet hatte, als erwartet. Kaiba hatte sich bestens über die Fähigkeiten und Qualifikationen seiner Offiziere informiert, doch keine Akte und kein Bericht war gleichermaßen wertvoll, wie die Erfahrungswerte, die er im Umgang mit den Offizieren noch sammeln musste. Er war nicht in der Lage, einzuschätzen, ob die ausgewählten Experten auf ihren Fachgebieten als gemeinsame Einheit tatsächlich die herausragenden Leistungen erbringen konnten, die er von ihnen forderte.

Zuerst wurde er von Lt. Cmdr. D’Riia, einer Caitianerin, entdeckt. Katzenhaft erhob sie sich von ihrem Stuhl und warf dem Admiral einen kurzen, von Respekt durchtränkten Blick mit ihren schwarzen Augen zu, die zwischen ihrem goldenen Fell wie zwei Edelsteine leuchteten.

Lt. Cmdr. Janok Athun, der sich zu Kaibas Linken befand, stand als Zweiter auf, allerdings nicht annähernd so geschmeidig und graziös wie D’Riia. Er war ein Saurianer und alles, was er tat, schien ein purer Kraftakt zu sein. Er schloss die Augen und nickte dem Admiral als Zeichen der Anerkennung knapp zu.

Mit einer Handbewegung forderte Kaiba die beiden auf, sich wieder zu setzen. Er blickte in die Runde und sah sich einer Gruppe erfahrener Offiziere gegenüber, die unterschiedlicher nicht sein konnten. »Wie ich sehe, haben Sie alle den Konferenzraum gefunden«, presste er zynisch zwischen seinen Lippen hervor und nahm an der Stirnseite des Konferenztisches Platz.

»Damit hatten Sie ja wohl die meisten Probleme, Sir. Schließlich waren Sie der Letzte hier in der Runde«, spottete Royna Kolrami, ein immer finster dreinblickender Zakdorn im Rang eines Lieutenant, der schon seit Jahren für die Abteilung für Interne Angelegenheiten tätig war. Er war der Einzige am Tisch, der unter Kaibas Vorgänger gedient hatte und genau aus diesem Grund am meisten Schwierigkeiten haben würde, sich an die neue Arbeitsweise unter Kaibas Kommando zu gewöhnen. Offenbar versuchte er, seine Meinung über den Wechsel des Vorgesetzten mit größtmöglicher Respektlosigkeit oder zumindest einer überdeutlichen Intoleranz zu demonstrieren.

Kaiba erwiderte den finsteren Blick des Zakdorn. »Ich wollte Ihnen den Weg nicht vorzeigen«, antwortete er mit einem süffisanten Lächeln. Diese Unverschämtheit hätte unter anderen Umständen dazu geführt, dem Zakdorn Manieren beizubringen. Etwas, worin sich Kaiba sehr gut verstand, aber er beabsichtigte, das Briefing ohne irgendwelche Zwischenfälle, die seinen Einstand in der Abteilung betrafen, durchzuführen. Deswegen ließ er dem Zakdorn gar keine Gelegenheit, einen weiteren Konter zu setzen. »Wie dem auch sei, Sie alle haben die Missionsbeschreibung gelesen, also kommen wir gleich zur Sache.« Royna Kolrami war der Chefingenieur von Kaibas Stab und somit kein Stratege im eigentlichen Sinne. Aber er war auf dem Gebiet der verbalen Konfrontation über die Maßen beschlagen und Kaiba wollte ihm keine Chance geben, seine Fähigkeiten an diesem Tisch unter Beweis zu stellen. Für seinen Geschmack hatte Kolrami für heute schon mehr als genug gesagt.

Anstelle einer angreifenden Äußerung blies der Zakdorn die Luft im Mund zusammen, sodass seine auffälligen Wangenfalten aufquollen und die tiefliegenden Augen leicht hervortreten ließen. Die Empörung war Royna ins Gesicht geschrieben. Er pustete die angesammelte Luft nicht nach draußen, sondern verschluckte sie. Es sah aus, als hätte er seinen Frust für jedermann sichtbar in sich hineingefressen.

»Commander Athun«, fuhr Kaiba unbeeindruckt fort, »Sie werden den Konferenzraum zusammen mit den Sicherheitskräften von Deep Space 9 kontrollieren. Ich muss Ihnen bestimmt nicht sagen, dass außer den Konferenzteilnehmern niemand Zugang hat. Wir sperren die ganze Sektion ab. Und damit meine ich das gesamte Promenadendeck.« Athun nickte. »Ich will aber, dass Sie sich über eines im Klaren sind: Sie sind mein Sicherheitschef und unterstehen nur mir! Sollten Sie einen Befehl von jemand anderem befolgen, werde ich mir einen neuen Sicherheitschef suchen. Verstanden?«

Der Saurianer nickte erneut. »Ja, Sir«, war seine knappe Antwort.

»Gut. Mrs. D’Riia, Sie begleiten Mr. Athun und scannen alle Konferenzmitglieder genauestens. Ich will kein Risiko eingehen.« Mehr brauchte der Admiral zu der Frau, die tatsächlich erschreckende Ähnlichkeit mit einer Erdenkatze hatte, nicht zu sagen. Caitianern wurde der Ruf ihrer Loyalität im gesamten Föderationsgebiet nachgesagt und der Admiral hatte keinen Grund ihre Solidarität anzuzweifeln. »Lt. Kolrami, Sie werden mich auf die OPS begleiten und die Systeme der Station von da aus überwachen! Mrs. Eyani, Sie werden ebenfalls mit uns kommen und die internen Sensoren kontrollieren.«

»Aye, Sir«, entgegnete die junge Benzite selbstbewusst. Dies fiel ihr sichtlich schwer, was für Kaiba jedoch keine Überraschung war, da sie mit Abstand das jüngste und am wenigsten erfahrene Mitglied seines Stabes war. Dafür gefiel ihm die Tatsache, dass sie seinen Befehl akustisch bestätigte. Dies machte eine weitere Möglichkeit Kolramis zunichte, das Wort zu ergreifen.

»Sir, wie gedenken Sie, das Promenadendeck zu sperren? Colonel Kira wird das nicht gestatten«, fragte Eyani anschließend, als Kaiba gar nicht mehr damit rechnete.

Der Admiral hatte sich schon halb von seinem Stuhl erhoben und war im Begriff, das Meeting zu beenden. »Nun, wissen Sie, Lieutenant, es ist so: Für den Zeitraum der Konferenz habe ich die Verantwortung über die Sicherheit der Station; nicht Colonel Kira. Die Frage, ob sie damit einverstanden ist oder nicht, stellt sich also gar nicht«, erklärte er mit seinem typisch süffisanten Lächeln.

»Natürlich nicht, Sir«, antwortete Eyani kleinlaut und war in jeglicher Hinsicht von Kaibas Überzeugung angetan. Es war bewundernswert, in was für einer mächtigen Position sich der Admiral befand. Er hatte keine Angst vor Kira, was Eyani durchaus faszinierte. Wie alle Berichte und Informationen, welche die Mission betrafen, hatte sie auch das Dossier über Kira eingehend studiert und kam zu dem Ergebnis, dass sie eine unnahbare Person sein musste. Es wird auf jeden Fall interessant werden, wenn sie aufeinandertreffen, davon war Eyani überzeugt.

Lt. Kolrami gab ein verächtliches Schnauben von sich, um sich bemerkbar zu machen. Dies brachte ihm einen giftigen Blick von Kaiba ein.

»Admiral, wir haben soeben angedockt«, unterbrach der CONN-Offizier des Runabouts die Einsatzbesprechung über Intercom und rettete damit womöglich das Leben des Zakdorn.

»In Ordnung. Wir gehen von Bord. Jeder hat seine Befehle. Wenn es Probleme gibt, melden Sie diese sofort bei mir«, forderte Kaiba und machte sich auf den Weg, ohne auf das seltsame Räuspern des Zakdorn zu reagieren, das aufgrund seines Schnauzbarts noch bizarrer klang.

Er betrat Deep Space 9 und durchquerte, gefolgt von seinem restlichen Team, die Andockschleuse, die von zwei großen, zahnradartigen Türen vom Rest der Station abgekapselt war. Mit einem lauten mechanischen Tosen schoben sich die Türen nacheinander beiseite. Eine kleine Gruppe erwartete Kaibas Einsatzkommando bereits. Das Begrüßungskomitee bestand lediglich aus zwei Personen.

»Herzlich willkommen auf der Station, Admiral«, begrüßte eine junge Frau mit blauer Sternenflottenuniform, kurzem dunklen Haar und auffälligen braunen Körperflecken, die von der Schläfe abwärts zum Hals ein einzigartiges Muster bildeten und sie gleichzeitig als Trill entlarvten, die Neuankömmlinge. »Ich bin Ezri Dax und dies ist Sicherheitschefin Ro Laren«, stellte sie sich vor und lächelte dabei offenherzig.

Mit einem erkennbar irritierten Blick musterte Kaiba die beiden Frauen, die nicht seinem Geschmack entsprachen. Sie waren schwach. Schwächer als die Person, die er dort erwartet hatte. Aber scheinbar war der Colonel zu beschäftigt, um sich selbst zum unteren Andockpylon 2 zu begeben. »Warum ist Kira nicht anwesend?«, fragte Kaiba ohne sich mit irgendwelchen Begrüßungshöflichkeiten abzugeben.

»Kira ...«, Dax war von der schroffen Art des Admirals direkt eingeschüchtert und begann zu stottern.

»Der Colonel erwartet Sie in ihrem Bereitschaftsraum«, vervollständigte Lt. Ro den Antwortversuch ihrer Vorrednerin. Dabei bäumte sie sich bestmöglich zu ihrer vollen Größe auf, um bedrohlich aber trotzdem respektvoll zu wirken. Es sah aus, als würde sie ihren Rücken derartig durchdrücken und sich damit selbst das Rückgrat brechen. Innerlich tobte sie bereits und spürte, wie ihr Herz gegen die Brust hämmerte. Ich würde ihn am liebsten auf der Stelle vaporisieren, dachte Laren, noch während ein nur für D’Riia hörbares Echo ihrer Worte durch die Andockschleuse nachhallte.

»Dann bringen Sie mich auf die OPS. Der Colonel wird schon noch auf mich zukommen.« Davon war Kaiba überzeugt. Er blickte abwechselnd in zwei empörte Augenpaare und fragte sich, ob es noch lange dauern würde, bis er endlich an sein Ziel eskortiert werden würde. »Sie, meine Damen und Herren, haben Ihre Befehle. Lt. Ro wird Sie beide«, dabei deutete Kaiba auf Janok Athun und D’Riia, »zur Sicherheitszentrale führen, während Lt. Dax mich und den Rest des Teams zur OPS geleitet«, wies Kaiba an, um den beiden hilflos wirkenden Frauen die scheinbar unlösbare Aufgabe, vor der sie standen, abzunehmen. »Wir wären dann startbereit, werte Damen«, rief er abschließend und zählte dabei die verrinnenden Sekunden.
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