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01. Tiefe Einschnitte - Teil 1: Konflikte

von SF-IA

Kapitel 1 - II

II

Auf dem Weg zur OPS herrschte durchweg eisiges, kollektives Schweigen. Es gab nichts, was Ezri hätte sagen können oder wollen. Dafür war sie vorher zu ruppig von dem Admiral angefahren worden. Erst beim Erreichen der Kommandozentrale ergriff Dax das Wort. »Nun, da sind wir. Bitte aussteigen«, verkündete sie und lächelte unsicher, als der Turbolift stehen blieb. Sie hatte die Dominanz Kaibas durchweg in ihrem Nacken gespürt. Er war die ganze Zeit über im Hintergrund geblieben, was bei der Trill ein unbehagliches Gefühl hervorrief. Als sie mit den Geheimdienstoffizieren allein im Turbolift stand, befürchtete sie, jeden Moment eine Klinge in ihrem Rücken zu spüren, die ihre Wirbel nach und nach zerfetzen würde. Als der Lift die OPS erreichte und ihre Wirbelsäule noch immer aus einem kompletten Stück bestand, überkam sie eine unvorstellbare Erleichterung, die ebenfalls in ihrem verkappten Lächeln mitschwang. »Die Offiziere des Geheimdienstes sind aber nicht gerade gesprächig«, murmelte Ezri leise, während ihr Lächeln verschwand. Sie hatte erwartet, dass der Admiral zumindest ein paar Worte verlieren würde, um die grauenhafte Stille zu durchbrechen, doch diesen Gefallen tat er ihr nicht.

Wortlos betrat der Admiral, gefolgt von seinen beiden Offizieren, die OPS. Er hörte Dax’ Bemerkung zwar, kümmerte sich aber nicht darum. Wie fast immer, wenn Admiral Kaiba einen Raum betrat, scheuchte er auch hier alle anwesenden Offiziere auf. Ein junger Ensign ließ sich sogar zu einem Admiral an Deck hinreißen. Kaiba ließ seinen Blick durch die OPS schweifen. Dann begab er sich zielstrebig zu Colonel Kiras Büro und betätigte den Türknopf.

»Herein«, donnerte es ihm entgegen. Während sich die beiden Türhälften beiseiteschoben, sah er Kira wütend durch ihr Büro stampfen. Es war das erste Mal, dass Kaiba mit dieser Bajoranerin zu tun hatte, die sich in Föderationskreisen einen Namen gemacht hatte. Hart aber fair, so wurde sie charakterisiert. Vor ihm offenbarte sich jedoch nur eine unruhige und unorganisierte Frau, die sehr viel überschüssige Energie zu besitzen schien. »Und schon wieder schickt die Sternenflotte jemanden, der mein Büro übernehmen soll«, fauchte sie. Dabei hatte sie sich breitschultrig hinter ihren Sessel gestellt und schenkte dem Vice Admiral ein ungläubiges Kopfschütteln. »Das wollen Sie doch, nicht wahr?«

Der Admiral streckte ihr ein PADD entgegen. »Ja, ganz recht, hier sind meine Befehle. Von nun an trage ich die volle Verantwortung für die Sicherheit von Deep Space 9. Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis.«

Zuerst machte Kira gar keine Anstalten, ihm das PADD abzunehmen. Sie kannte seine Befehle bereits, und sie wusste genau, dass die Sternenflotte ihm einen grenzenlosen Handlungsspielraum gewährte. Aber so einfach würde sie sich nicht absägen lassen. Sie griff nach dem PADD und legte es ungelesen auf den dreieckig geschwungenen Tisch. »Sie können sich sicherlich denken, dass ich Ihnen meine Station nicht einfach überlassen werde. Wie auch immer es in dieser Sternenflottenorder vermerkt sein mag, Sie werden ohne mein Einverständnis nicht einmal in eine Ultraschalldusche steigen. Und schon gar nicht werden Sie mir oder irgendeinem Offizier dieser Station Befehle erteilen, Admiral. Wenn Sie diese Vorgaben befolgen, werden wir während Ihres Aufenthalts keine Probleme miteinander haben. Wie Sie wissen, ist es Ihre Aufgabe, Probleme zu vermeiden, nicht, sie heraufzubeschwören. Von daher ist es garantiert auch in Ihrem Interesse die Leitung der Station mir zu überlassen, was, nur nebenbei erwähnt, das Beste für alle ist.«

Kaiba machte eine beruhigende Geste. Immer wieder war es dasselbe, schon als Stabschef von Admiral Bolars, dem Direktor des Geheimdienstes, hatte er einige Kommandanten ihres Kommandos enthoben, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die Meisten hatten sich gewehrt. Doch nun, da er immerhin im Rang eines Vice Admiral war, hoffte er, dass der Widerstand geringer sein würde. Vielleicht lag es ja auch daran, dass Kira kein Offizier der Sternenflotte war, sondern dem bajoranischen Militär angehörte. Doch im Grunde genommen war ihm das egal, er hatte nun die Leitung und die würde er sich, wenn nötig, nehmen. »Oh natürlich, Sie dürfen gerne entscheiden, wer auf dieser Station eine Dusche nehmen darf und wer nicht. Ja, dies kommt mir sogar entgegen, erfüllen Sie einfach weiter Ihre Routineaufgaben und ich kümmere mich um die wirklich wichtigen Dinge. Sie übernehmen die Duscheinteilung und ich die Sicherheit, dann sollten wir keine Probleme haben.«

Kira klappte der Mund auf und ihr Kopf neigte sich seitlich, als sich die Worte in ihm festsetzten. Ein knappes, abgehacktes Stöhnen, gefolgt von einem zweifelnden Seufzer kam über ihre Lippen. Dann schüttelte sie ihren Kopf heftiger als zuvor und stemmte ihre Arme in die Flanken. »Ach, so sehen Sie das. Ich soll mich um Routinearbeiten kümmern? Sie haben doch gar keine Ahnung, was hier draußen los ist. Hier ist es nicht wie im Sternenflottenhauptquartier. Das können Sie vergessen.« Kiras Hände hatten sich bereits zu Fäusten geballt. Reflexartig schoss ihre rechte Hand ungebremst auf die robuste, schmale Schreibtischoberfläche aus transparentem Aluminium, welche schwarz getönt war. Sie hätte nicht gedacht, dass der verdammte Schreibtisch ihrer Wut entgegenwirken konnte, aber er tat es. Und dies brachte ihr Blut innerlich noch stärker zum Kochen. »Captain Sisko hat mit dem Sternenflottenoberkommando vor nicht einmal einem Jahr darin übereingestimmt, dass die Station mir übergeben wird, weil ich dafür am besten geeignet bin. Nun kommt der Geheimdienst und ist der Ansicht, alles über den Haufen werfen zu können. Ich lebe seit über 10 Jahren auf DS9 und ich habe nicht vor, mich heute von irgendeinem dahergelaufenen Admiral absetzen zu lassen. Finden Sie einen Weg, Ihre Arbeit zu erledigen, ohne mein Kommando dabei zu unterminieren oder ich werde Sie auf der Stelle von der Station verweisen! Es ist Ihre verdammte Entscheidung, Admiral Kaiba, und seien Sie gewarnt: Das ist keinesfalls ein Scherz! Es ist mir egal, was Sie oder Ihre Vorgesetzten davon halten, wenn ich Sie vor die Tür setze, aber ich werde es machen, wenn ich es als notwendig erachte.«

»Sehen Sie, Colonel, es ist so: Ich wurde geschickt, damit diese Konferenz ohne Störungen ablaufen kann und ich werde auch dafür sorgen, dass sie das kann und tun, was immer nötig ist. Dabei können Sie mir nun helfen oder auch nicht, mir ist das eigentlich ziemlich egal, aber stehen Sie mir nicht im Weg rum.« Nachdem Kaiba dies gesagt hatte, verließ er ohne Weiteres das Büro. Sein Blick fixierte sofort seine beiden Offiziere. »Lt. Kolrami, begeben Sie sich an die technische Station, ich will den aktuellen Status aller Stationssysteme wissen. Lt. Eyani, gehen Sie an die internen Kontrollen und scannen Sie die Station von oben bis unten durch«, bellte der Admiral entschlossen.

Der Bajoraner an der technischen Station wirkte verwirrt und war sich nicht sicher, ob er Kolrami nun Platz machen sollte oder nicht. Dass Kira Kaiba jetzt auch noch gefolgt war und mit offenem Mund und einem gleichermaßen wütenden wie ungläubigen Gesicht an der Tür zu ihrem Büro stand, half ihm bei seiner Entscheidung keineswegs, sondern verunsicherte ihn nur noch mehr.

Kolrami schien die Unentschlossenheit des Bajoraners nicht zu interessieren. Er nutzte sie aus, um ihn mit einem zakdornianischen Zischen von der Konsole wegzudrängen. Dann begann er sofort mit seiner Arbeit, während der Bajoraner nur konsterniert neben ihm stehenblieb und einen um Hilfe erbittenden Blick an Kira richtete.

Eyani hatte es dagegen einfacher. Ihre Station war mit einem Lieutenant junior grade der Sternenflotte besetzt, der ihr sofort Zugang gewährte.

Colonel Kira schien vor Wut zu platzen. »Jetzt reicht es mir, Admiral. Sie gehen und zwar sofort!«

Kaiba rollte mit den Augen. Ihm reichte es nun ebenfalls. Er war der ranghöchste Offizier, und ob es Kira passte oder nicht, sie musste sich ihm und seinen Befehlen fügen. Schnellen Schrittes ging er auf das nächste Computerterminal zu, zückte einen isolinearen Chip, welcher zuvor noch an seinem Gürtel befestigt war und steckte ihn in das Terminal. Schon nach wenigen Sekunden hing der Chip wieder sicher am Gürtel des Admirals.

»Kira an Sicherheit.« Nichts geschah. Sie versuchte es erneut. »Kira an Sicherheit.« Fassungslos stand sie da.

Indes aktivierte der Admiral das stationsweite Intercom, zu dem er Kira gerade zuvor den Zugriff entzogen hatte. »Hier spricht Vice Admiral Seto Kaiba von der Abteilung für Interne Angelegenheiten. Hiermit informiere ich alle Offiziere an Bord der Station darüber, dass die Sternenflotte entschieden hat, in der Zeit der Vorverhandlungen mir die komplette Verantwortung über die Station und deren Sicherheit zu übertragen. Für alle Sternenflottenoffiziere an Bord bedeutet das, dass sie meinen Befehlen unterliegen. Zudem erwarte ich von allen bajoranischen Offizieren eine kooperative Zusammenarbeit. Meine Befehlsgewalt über die Station erstreckt sich ausschließlich auf die Zeit bis zur Vollendung der Vorverhandlungen, anschließend wird Colonel Kira die Station wieder übernehmen. Admiral Kaiba Ende.«

Kira wusste, dass ihr gerade die Kontrolle über die Station entrissen wurde. Sie hatte zwar keine Ahnung wie, aber es war offensichtlich geschehen. Am liebsten hätte sie Kaiba sein überhebliches Grinsen aus dem Gesicht gewischt. In seinen Augen erkannte sie, dass er wohl vor nichts zurückschrecken würde, um die Oberhand zu behalten. Aber es gab noch etwas, das Kira über die Maßen aufregte: Wie war es dem Admiral gelungen, ihre Kommandocodes so schnell für ungültig zu erklären und ihr damit jegliche Handlungsmöglichkeit zu rauben?
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