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01. Tiefe Einschnitte - Teil 1: Konflikte

von SF-IA

Kapitel 1 - III

III

D’Riia und Janok Athun beobachteten, wie der Lift langsam von oben auf das Promenadendeck herabfuhr. Sie befanden sich noch knapp über der oberen Etage und schauten auf das gut gefüllte Besucherdeck herab. Die große Masse an humanoiden Lebewesen verschlang jedes Individuum gnadenlos. D’Riia schaffte es knapp fünf Sekunden einer Person hinterherzuschauen, bis sie in der Menge unsichtbar wurde. Derweil näherte sich der Lift immer weiter seinem Endziel.

Beide blieben schulkindhaft in dem Lift stehen, bis er vollends zum Stillstand kam. Sie sahen keinen Grund, es Ro Laren gleich zu tun und mit einem Sprung aus dreißig Zentimeter Höhe den Lift überhastet zu verlassen. Außerdem wollten sie die Hektik der anderen Besucher und Bewohner der Station nicht teilen und schritten deswegen gemächlich aus dem Lift heraus, während sie sich weiter umsahen, als wäre die Zeit ihr Verbündeter.

»Hier entlang«, gab Ro mit wütender Stimme die Richtung zu ihrem Sicherheitsbüro vor und bog nach rechts ab.

»Hier sieht es aus wie in einem Katzennest«, rief D’Riia, die einen knappen Meter hinter Lt. Ro lief.

»Ein Katzennest?«, erkundigte sich Janok.

»Ja. Wenn Caitianerinnen mehrere Kinder gebären, geht es in den ersten Wochen drunter und drüber. Volkstümlich reden wir dann vom überfüllten Katzennest, in welchem die Eltern nicht mehr die Kontrolle über ihren Nachwuchs behalten können.« D’Riias Mundwinkel zogen sich verschmitzt nach oben, als sie sich daran erinnerte, wie anstrengend es war, mit ihren Kindern zurechtzukommen. Das rege Durcheinander auf dem Promenadendeck war ein wirklich guter Vergleich mit ihrer damaligen Situation. »Wenn man die Größe zwischen dem Promenadendeck mit all den Leuten hier mit meinem ehemaligen Kinderzimmer auf Sternenbasis 515 und meinen Drillingen ins Verhältnis setzt, lassen sich erschreckende Parallelen entdecken.«

»Sie haben drei Kinder?«, fragte Janok Athun überrascht.

Schwungvoll schnellte D’Riias Kopf zu ihrem Nebenmann herum und ihre reptilienartigen schmalen Pupillen erfassten Janok. »Fünf inzwischen«, korrigierte sie ihn und wusste, dass es schockierend für den Saurianer sein musste.

Als Reaktion schenkte er ihr einen argwöhnischen, zweifelnden Blick. Dann schüttelte er nur ungläubig den Kopf und erkannte, wie ein heiteres Grinsen über D’Riias Lippen huschte, das ihn selbst zum Schmunzeln bewegte. »Wo nehmen Sie nur diese Zeit her?«, fragte er verdutzt und schritt vor die Tür des Sicherheitsbüros, durch die Ro Laren bereits gegangen war. Janok streckte die Hand zur Seite und ließ D’Riia den Vortritt. Anschließend betrat auch er das Büro und stand einer erbosten Ro Laren gegenüber, die nach vorne gebeugt dastand und sich mit beiden Händen auf dem Tisch abstützte.

»Ich muss Ihnen sicherlich nicht erklären, nach welchen Regeln wir diese Operation durchführen werden. Colonel Kira und ich sind Bajoraner und vertreten die Interessen Bajors so gut wir nur können. Also werden Sie sicherlich verstehen, dass der Geheimdienst hier in erster Linie für die Durchführung unserer Vorgaben zuständig ist und keineswegs das Ruder in den Händen halten wird?«

D’Riia hatte ihre Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sie stand kerzengerade vor Lt. Ro und wandte sich ein wenig zur Seite, damit ihre zwei goldenen und ihr schwarzer mit Gold umrandeter Pin hervorstachen. »Es ist Ihnen sicherlich nicht entgangen, dass Lt. Commander Athun und ich im Rang über Ihnen stehen.«

»Sie mögen vielleicht einen höheren Rang bekleiden, aber deswegen sind Sie keineswegs weisungsbefugte Personen auf dieser Station.«

»Bei allem gebührenden Respekt, Lieutenant, die Befehle des Geheimdienstes berechtigen uns allemal, Ihnen Anweisungen zu erteilen«, erinnerte D’Riia sie an die Order. Vermutlich hatte der Colonel diese aber gar nicht erst an ihre Offiziere weitergeleitet, denn eine der Informationen in Kiras Geheimdienst-Dossier war, dass sie sich nicht gern auf den Füßen herumtanzen ließ.

»Außerdem haben Sie es selbst soeben äußerst zutreffend formuliert«, schaltete sich der Saurianer Athun in die Diskussion ein, »Sie sind Bajoraner und das gibt uns allen Grund, davon auszugehen, dass Sie befangen an diese Verhandlungen herangehen werden. Wir wiederum sind unparteiisch und dadurch am besten dafür geeignet, im Ernstfall eine Entscheidung zu treffen, zu der Sie womöglich nicht imstande sind. Bitte verstehen Sie das nicht falsch, Lt. Ro. Niemand hier zweifelt an Ihren Fähigkeiten. Dass wir hier sind, ist allein der Tatsache geschuldet, dass die Bedrohung durch bajoranische Oppositionsparteien und die Kohn-Ma existent ist. Wir sind hier, um Bajor vor Schaden zu bewahren und nicht, um uns in den Vordergrund zu drängen.«

»Das nennen Sie nicht in den Vordergrund drängen?«, fragte Ro Laren verurteilend.

»Wir haben unsere Befehle, und diese werden wir ausführen. Dabei würden wir uns Ihre größtmögliche Unterstützung wünschen. Schließlich ist es sowohl Ihr Ziel als auch unseres, dass wir morgen das Fundament ausbauen, das die Beziehungen zwischen Bajor und der Erde halten soll. Und unseres Wissens sind Sie und Colonel Kira große Fürsprecher zur Aufnahme Bajors in die Föderation.«

Soeben überkam Ro Laren die Vermutung, dass Bajors Beitritt in die Föderation womöglich doch keine so hervorragende Idee sei, wie sie es sich ursprünglich eingeredet und anderen prophezeit hatte. Wenn schon im Vorfeld der Geheimdienst eingeschaltet wurde, um die Bahnen des bajoranischen Volkes zu lenken, um wer weiß was mit politischen Gegnern anzustellen, so wurde der Beitritt zu einem überaus bedenklichen Risiko ohne irgendeine Garantie, dass es dem Volk bei dieser Mitgliedschaft tatsächlich gut gehen würde. Eigentlich gehörte eine Delegation von erfahrenen Diplomaten auf diese Station. Natürlich würde die Delegation morgen eintreffen, aber es hätte ein weitaus vertrauensvolleres Bild abgegeben, wenn man auf die Anwesenheit der Abteilung für Interne Angelegenheiten verzichtet hätte. Dabei war es schon eine gewisse Ironie, dass ausgerechnet diese Abteilung für die Vorbereitung und Überwachung der Sicherheitsbestimmungen auf der Station eingesetzt wurde. Sie präsentierten sich bisher wie eine Infiltrationseinheit, die die Station über Nacht in ihre Gewalt bringen sollte.

Ro Laren durfte nicht vergessen, dass sie selbst einmal Offizier der Sternenflotte war, und dass sie sich dort stets gut aufgehoben gefühlt hatte. Insbesondere die Zeit auf der U.S.S. Enterprise verband sie mit vielen positiven Erinnerungen. Guinan und Cpt. Picard waren Personen, die ihr Leben zum Positiven verändert hatten und die sie bis heute als wertvolle und außergewöhnliche Freunde ansah; was nach ihrem Überlaufen zum Maquis vermutlich nicht mehr auf Gegenseitigkeit beruhte. Aber auch Visionäre, wie der Erste Offizier der Enterprise, William T. Riker, gaben ihr eine Chance und honorierten die Leistungen und Fortschritte, die sie machte. Warum also sollte die Föderation schlecht für Bajor sein?

Als sie ihren Gedankengang zu Ende gebracht hatte und wieder zu den beiden Geheimdienstoffizieren aufschaute, stand für einen Augenblick noch jemand unmittelbar neben der Caitianerin D’Riia. Es war Jean-Luc Picard in seiner damaligen Uniform, der ihr einen eindringlichen, aber dennoch vertrauensvollen Blick schenkte und sie damit ermutigte, nicht von dem eingeschlagenen Weg abzuweichen. Kurz bevor Ro blinzelte, hatte er seine Lippen zu einem lautlosen ›Machen Sie es so‹ bewegt. Dann war er augenblicklich wieder verschwunden.

Nun wusste Ro Laren, was sie zu tun hatte.
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