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Tage wie diese

von RocknRoll

Rapsody in blue

Hallo da draußen:)
Ich bin ganz neu hier, nachdem Emony mich auf diese Seite aufmerksam gemacht hat und das hier ist das erste Kapitel einer bisher sechsteiligen Miniserie über die Probleme, mit denen sich der gute Bones mit der Crew der Enterprise rumschlagen muss.
Zu finden ist sie unter dem gleichen Titel auf www.fanfiktion.de
Update: Jetzt Dank Emony weitgehend von Logik- und allen anderen Fehlern befreit, was ihr noch findet, gehört mir:)
Es gab sie, diese Tage, bei denen man schon am frühen Morgen wusste, sie würden kein gutes Ende nehmen.
In einer mittelträchtigen Katastrophe enden.
Mindestens einem blauen Auge, wenn man Glück hatte.
Oder aber einem blauen Körper, wenn das Schicksal einem gegenüber weniger milde gestimmt war. Doktor Leonard McCoy schüttelte den Kopf, als er dem Computer den Bericht diktierte, während Schwester Chapel den unglückseligen Lieutenant bereits ins Nebenzimmer brachte.

Dieser war heute Morgen um etwa 7.30 Uhr mit einem Landetrupp auf die Oberfläche von Origamis Alpha gebeamt, voller Vorfreude auf die erste richtige Mission seit ihrem Aufbruch von der Erde und dem Befehl, die Flora und Fauna des relativ unerforschten M-Klasse Planeten genauer zu untersuchen.

Um 8.05 Uhr hatte das Piepen seines Kommunikators dann den kommandierenden medizinischen Offizier der Enterprise unsanft aus dem Schlaf gerissen. Die aufgeregte Stimme seines Kollegen Doktor Brennan hatte ihm mitgeteilt, dass sie ein medizinisches Problem hätten, bei dem seine fachliche Meinung gebraucht würde.
Er schaltete klugerweise seinen Kommunikator aus, bevor Leonard antworten konnte und so verhallten seine mehr oder weniger öffentlichkeitstauglichen Flüche ungehört in seinem Quartier, als er sich aus dem Bett quälte. Die Person, die ihm aus den Spiegel entgegenblickte, erinnerte ihn eher an ein zerknautschtes Sofakissen mit Augenringen als an sich selbst, woran die Tatsache, dass er heute die Nachtschicht und nicht mehr als drei Stunden Schlaf gehabt hatte, nicht ganz unschuldig war. Als dann auch noch seine Kaffeemaschine statt schwarzer, koffeinhaltiger Flüssigkeit nur ungesunde Geräusche und Rauch von sich gab, ahnte McCoy zum ersten Mal, dass dieser Tag seine sowieso nicht übermäßig vorhandene Geduld bis an ein ungesundes Maß strapazieren würde. Der Bericht von Schwester Chapel und Dr. Brennan bestätigten diesen Verdacht, sobald er die Krankenstation betreten hatte.

Allerdings ließ Lieutnant Carl Donovans äußere Erscheinung auch nicht mehr viel Interpretationsspielraum. Der junge Mann, der erst seit wenigen Wochen an Bord der Enterprise war, war blau.
Leider nicht die Art von blau, bei der ein paar Aspirin und eine ordentliche Strafpredigt Abhilfe schaffen konnten, sondern ganz und gar blau, von den Haar- bis zu den Zehenspitzen.
Leonard hatte versucht, das Gesicht seines Patienten einzuordnen, und erinnerte sich dunkel, dass sein Name auf der Liste für das heute angesetzte Landekommando gestanden hatte. Mehr an Information gab sein übermüdetes Gehirn allerdings nicht Preis und so hatte er sich frustriert an Chapel gewandt. „Also, was ist hier passiert?“

Sie deutete daraufhin nur ratlos in Richtung Lt. Donovan. „Nun, Doktor, er ist blau.“
Die hochgezogene Augenbraue ihres Chefs veranlasste sie dazu, ihre Aussage zu spezifizieren. „Sein Name ist Lieutnant Carl Donovan, er gehört zu der Gruppe von Wissenschaftsoffizieren, die heute früh auf die Oberfläche gebeamt sind und er kam vor etwa 4 Minuten hier an. Da hatte seine Epidermis schon diese für menschliche Wesen untypische Färbung angenommen. Er hat bisher weder Schmerzen noch Fieber und seine Vitalfunktionen funktionieren alle einwandfrei, wenn man davon absieht, dass er mich während der gesamten Untersuchung mit Norbert angesprochen hat und nicht müde wurde zu betonen, dass mir der Schnurrbart wirklich ausgezeichnet stehe“, beendete die Schwester ihren völlig sachlich vorgetragenen Bericht. Nur das verräterische Glitzern in ihren Augen hatte verraten, dass sie der Situation trotz allem den gewissen komödiantischen Aspekt abgewann, der ihrem Chef zu dieser Uhrzeit wie gewöhnlich völlig abging.
Leonard hatte sich daraufhin dem Patienten zugewandt, nach einigen fruchtlosen Versuchen, die Geschehnisse auf dem Planeten zu rekonstruieren, aufgegeben, da der Lieutnant ihn jetzt offenbar mit einem Hund zu verwechseln schien und nur geistreiches wie „Aus!“, „Platz, Bello!“ und „Böser Hund!“ von sich gab. Die von Chapel bereits ermittelten Werte hatte er nochmal überprüft und dem daraufhin irre kichernden Offizier ein Beruhigungshypo verpasst.

Nachdem der Computer seinen Bericht gnädiger Weise kommentarlos zur Kenntnis genommen hatte und nach einer kurzen Beratung mit seinem Kollegen stand der Entschluss fest, aufgrund der unklaren Lage und einer möglichen Gefährdung der anderen Mitglieder der Außenmission den Captain hinzu zuziehen. Der Schiffsarzt griff entschlossen zu seinem Kommunikator.
„Doktor McCoy an Brücke.“

„Brücke, hier Sulu.“

„Mr. Sulu, schicken Sie bitte sofort den Captain auf die Krankenstation, sagen Sie ihm, es handelt sich um einen Notfall.“

„Verstanden, Doktor, nur… der Captain hat erst vor drei Stunden die Brücke verlassen, er hatte die Nachtschicht, und sagte so was wie Und wehe, jemand wagt es, mich zu wecken, wenn nicht mindestens drei Klingonenschiffe angreifen. Soll ich seine Anweisung ignorieren?“

„Lassen Sie mal, Sulu. Ich kümmere mich selbst darum. McCoy Ende.“

Ein kleines, sadistisches Grinsen schlich sich auf Leonards Züge als er die Frequenz wechselte und mit unverhohlener Schadenfreude ins Gerät sprach: „Doktor McCoy an Captain Kirk.”

Er wartete ein paar Sekunden und wiederholte dann etwas lauter. „Dr. McCoy an Captain Kirk, bitte kommen!“ Ein verschlafenes Knurren war die Antwort, welches verdächtig nach „Verdammt, Pille, lass mich schlafen“ klang.

„Doktor McCoy an…“ „Ist ja schon gut Doktor McCoy, ich höre dich!“ Der Captain klang in etwa so, wie er sich fühlte und das Grinsen wurde noch ein bisschen breiter. „Wir haben hier einen interessanten medizinischen Fall in der Krankenstation, den du dir unbedingt mal ansehen solltest.“

„Was, jetzt?“

„Nein, ich melde mich bloß, um mit dir und deinem vollen Terminkalender übereinzukommen. Natürlich JETZT.“ Der Sarkasmus war offenbar trotz der frühen Stunde zu Jim durchgedrungen, denn er antwortete gedehnt: „Aber natürlich, kann ich sonst noch etwas für dich tun?“

„Lass mich überlegen, wo du gerade dabei bist, könntest du für mich noch ein weiteres Mitglied des für heute angesetzten Landekommandos ausfindig machen, der vielleicht gesehen hat, was genau mit Lieutenant Donovan passiert ist und der bereit ist, ein paar nützliche Antworten zu geben. Bis wir diese Angelegenheit geklärt haben, rate ich außerdem von weiteren Besuchen auf der Oberfläche dringend ab.“
Ein resignierter Seufzer hallte durch die Leitung, dann ertönte wieder Jims Stimme, dieses Mal etwas gedämpft. Leonard vermutete, dass er sich gerade sein Uniformoberteil über den Kopf zog. „Verstanden, Pille. Ich gebe dem Maschinenraum Bescheid, die übrigen Besatzungsmitglieder wieder rauf zu holen und lasse alle zur Überprüfung bei dir antanzen, in Ordnung? Gib mir fünf Minuten. Kirk Ende.“

Mit einem zufriedenen Grinsen und dem befriedigenden Gefühl, dass es in diesem Universum doch noch so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit gab, wandte Leonard sich an Chapel, die gerade wieder den Raum betrat. „Und, Schwester, wie sieht es aus?“ Sie strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn und antwortete belustigt: „Er schläft. Hat noch einmal bemerkt, wie sehr ihm meine Gesichtsbehaarung imponiert und ist dann sofort eingeschlafen.“
Hinter ihr schloss Dr. Brennan die Tür und fügte hinzu: „Ich habe bereits in den Akten nachgesehen, Doktor, und ich fürchte dass wir es mit einer unbekannten Krankheit zu tun haben.“
Leonard nickte. „Sie haben Recht, der Computer hat keinerlei Übereinstimmung zu bisher dagewesenen Symptomen herstellen können. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden werden. Außerdem kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen so gutgelaunten Patienten behandeln durfte.“

„Das letzte Mal, dass Sie jemand Bello genannt hat, dürfte auch schon eine Weile zurück liegen“, ergänzte Chapel grinsend. Er warf ihr einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu, konnte ein Lächeln aber nicht mehr unterdrücken. Ein weiteres Mal war er dankbar dafür, ein so fähiges und vor allem gut zusammen arbeitendes Team von Ärzten und Pflegepersonal leiten zu dürfen. „Außerdem denke ich, dass wir mit Hilfe der anderen Landekommandoteilnehmer relativ schnell klären können, was mit Lieutenant Donovan passiert ist und wie wir dagegen angehen können. Hoffen wir nur, dass er der Einzige ist, den es erwischt hat.“ Eine Krankenstation voller indigoblauer Sternenflottenoffiziere, die mit ihrer Hautfarbe auch ihren gesunden Verstand eingebüßt hatten, wollte er sich dann doch lieber nicht vorstellen.

Chapel setzte gerade zu einer Antwort an, als die Tür zur Krankenstation aufglitt und die energiegeladene Stimme des Captains durch den Raum hallte. „So, wo ist denn jetzt das medizinische Problem, das meine dringende Anwesenheit erfordert?“
Leonard wirbelte herum und sah Jim auf sich zukommen, der trotz der chaotischen Frisur und der unverkennbaren Augenringe ziemlich wach, ja sogar gut gelaunt aussah. Soviel zu ausgleichender Gerechtigkeit. Ohne ein weiteres Wort winkte er den Captain ins angrenzende Zimmer durch und deutet auf den immer noch selig schlummernden Lieutnant. Jim betrachtete die Szenerie einen Moment schweigend, dann wandte er sich mit einem schwer zu deutenden Gesichtsausdruck wieder zu Leonard um. „Ist das irgendwie gefährlich für ihn oder uns?“

„Bisher kann ich das nicht mit Sicherheit sagen, da mir das Krankheitsbild unbekannt ist, aber es ist nicht ansteckend und scheint für ihn auch nicht besonders unangenehm zu sein.“

Dem Arzt dämmerte, dass sein Freund wohl die ganze Zeit die Luft angehalten hatte, da er bei der entwarnenden Nachricht sofort losprustete. Er brauchte ein paar Sekunden um wieder zu Atem zu kommen, dann richtete er sich wieder auf, zog er seine Uniform zurecht und setzte einen für Jim Kirk viel zu ernsten Gesichtsausdruck auf, wie um den undisziplinierten Heiterkeitsausbruch auszugleichen. „Sehr gut. Die restlichen Mitglieder der Expedition müssten jeden Moment hier sein. Mit deren Hilfe können wir dann hoffentlich schnell herausfinden, wie das da“, er gestikulierte Richtung Krankenbett, „passiert ist, was es genau ist und wie wir dagegen angehen können.“

Leonard nickte und sie verließen das Krankenzimmer. Im Empfangsraum erwartete Chapel sie bereits, in Gesellschaft von zwanzig Besatzungsmitgliedern, die zwar alle verwirrt und beunruhigt, aber nicht wirklich blau aussahen. „Die übrigen Teilnehmer der Mission sind eben vollständig eingetroffen. Also das heißt, beinahe.“

Leonard scannte die Menge kurz mit den Augen und konnte keine Anzeichen für Verletzungen oder gar Symptome der mysteriösen blauen Krankheit erkennen. Da die Patienten nicht seiner sofortigen Aufmerksamkeit bedurften, wandte er sich an seine Oberschwester. „Irgendwelche Zeichen einer Erkrankung? Hat jemand gesehen, was genau Lieutenant Donovan zugestoßen ist? Und was meinten Sie mit beinahe?“

Die Frage war Chapel sichtlich unangenehm. „Alle haben angegeben, dass sie sich gesund und normal fühlen. Die Offiziere Nibuel und Oragen haben bestätigt, dass sie gesehen haben, wie Donovan eine buschgroße, fremdartige Pflanze mit sehr großen, blauen Blüten zwecks Untersuchung berührt hat, bevor er sich blau färbte. Sein…“

„Moment, eine buschgroße Pflanze mit blauen Blüten?“ Leonard ließ Chapel stehen und eilte zum Computer Terminal. Er hatte schnell gefunden, was er suchte. „Ja, das könnte sein.“

„Elaeagnus angustifolia?“ Neben Doktor Brennan war auch Jim hinter ihn getreten und starrte auf die Abbildung auf dem Bildschirm.

„Eine durchaus verbreitete Pflanze in moderatem Klima bei ausreichender Wasserzufuhr; bei Berührung lösen ihre Farbstoffe in den oberen Schichten der Haut eine Reaktion aus, durch die sich diese Schichten verfärben. Weitere Nebenwirkungen sind Bewusstseinsstörungen und daraus resultierende Heiterkeitsausbrüche. Aber solche Pflanzen, jedenfalls die bisher entdeckten, sind ausschließlich gelb.“, erläuterte der Arzt. Er überflog nochmal die Beschreibung und rief ohne sich umzudrehen nach den beiden Augenzeugen. „Sah die Pflanze, die Lt. Donovan berührt hat, in etwa so aus?“

Die Beiden sahen erst sich, dann die Pflanze an und nickten schließlich zögerlich. „In etwa so, nur eben in blau.“

„Sehr gut.“ Mit äußerst zufriedenem Gesichtsausdruck drehte der Arzt sich wieder zu Jim um. „Wir haben hier offenbar nicht nur eine wunderbar simple Lösung für unser Problem gefunden, sondern auch gleich eine bisher unbekannte Unterart entdeckt.
Die Symptome zu heilen ist keine große Sache, denn sie verschwinden nach zwei, drei Tagen sowieso von allein. Wir müssen nichts weiter tun als abwarten und die nächsten drei Tage lang versuchen, das ständige, unsinnige Geplapper des Lieutenants zu ignorieren. “ Zu den Offizieren sagte er: „ Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe. Es hat sich herausgestellt, dass die Färbung ungefährlich ist und von einer Pflanze verursacht wurde. Jeder, der diese Pflanze nicht berührt hat, ist in keiner Gefahr. Informationen zu ihrem Aussehen werden alle, die auf die Oberfläche müssen, noch erhalten. Sollten Sie dennoch irgendwelche Beschwerden haben, kommen Sie wieder her. Sie sind entlassen.“

Erleichtertes Raunen ging durch die Menge, als die Besatzungsmitglieder die Krankenstation verließen. Leonard wollte warten, bis wieder Ruhe eingekehrt war, bevor er Chapel noch einmal wegen ihrer seltsamen Bemerkung fragte, aber der Lärm blieb, obwohl sie nun wieder zu viert waren. Tatsächlich schien es sogar lauter zu werden.

„Singt da jemand?“ Jim horchte angestrengt.
Chapel räusperte sich. „Nun ja, ich fürchte es gab noch eine weitere Person, die in Kontakt mit der Pflanze gekommen ist, Doktor. Man hat mir berichtet, dass der Untersuchungspartner von Donovan sie sich nach seinem Abgang noch genauer angesehen hat und sie dabei aufgrund eines Missgeschickes berührt hat.“

Jetzt war der Gesang deutlich zu hören, hallte von den Wänden wieder und Chapel hatte Mühe, sich Gehör zu verschaffen. „Er kam mit den anderen hier an, hat aber darauf bestanden, allein herkommen zu können. Das wird er wohl sein.“

Die Stimme, die fröhlich ein ziemlich versautes Trinklied auf die Melodie von Biene Maja schmetterte, kam Leonard schrecklich bekannt vor, auch wenn er sich nicht erinnern konnte, diesen Tonfall oder etwa jene Worte je aus dem Mund des Betreffenden gehört zu haben.
Sein grausamer Verdacht wurde von Sekunde zu Sekunde gewisser und bei der Vorstellung, sich die nächsten Tage um diesen Mann in diesem Zustand kümmern zu müssen, ließen ihm die Haare zu Berge stehen. „Grüße Sie, Doktorchen, na, wie läuft der Laden, altes Haus??“

Jemand bog um die Tür und Leonard konnte nur noch ein resigniertes Ich hätte im Bett bleiben sollen murmeln, bevor er durch einem vermutlich kumpelhaft gemeinten Schlag auf die Schulter beinahe in die Knie ging. Vor ihm stand ein schillernd blauer, offensichtlich hochamüsierter Spock.

So, das wars für heute, bei Interesse könnten weitere Teile folgen. Schönen Abend noch:)
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