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Wenn das Zwielicht fällt

von Emony

Kapitel 2

„Ist dieser Platz noch frei?“ Captain Tucker zeigte auf den Stuhl neben der Linguistin.

„Ja, Captain“, lächelte sie und hob ihm die Schüssel Popcorn hin, als er sich neben sie setzte und er nahm diese mit einem breiten Lächeln an.

„Danke.“

Er musterte sie eine Weile von der Seite, bis sie seinen Blick bemerkte und ihn mit einem verwunderten Lächeln ansah.

„Alles in Ordnung, Sir?“

„Wir sind nicht im Dienst, Hoshi. Warum lassen wir die Förmlichkeiten nicht?“ Er schob sich eine handvoll Popcorn in den Mund und hielt ihren immer noch verwunderten Blick fest.

Sie nickte. „Okay – gerne.“

„Also, um was geht es denn jetzt genau in dem Film?“, fragte Trip nach einigen Sekunden in denen sie sich ansahen und beide nicht wussten, was sie sagen sollten.

„Um Aliens“, erwiderte Hoshi nur, griff ohne hinzusehen in die Schüssel und berührte dabei Tuckers Hand, der sich ebenfalls Popcorn nehmen wollte. Beide zogen daraufhin ihre Hände zurück. „Sie zuerst.“ Hoshi lächelte.

„Wir wollten das lassen, Hoshi.“ Er nahm sich Popcorn, warf sich jedoch nur zwei von den aufgeplatzten Maiskernen in den Mund.

„Ich habe nicht Sir gesagt.“ Sie nahm ihm die Schüssel wieder ab.

„Du bringst es nicht fertig, oder?“

„Was?“ Wieder trafen sich ihre Blicke.

„Nenn mich beim Vornamen.“

Hoshi seufzte. „Es kommt mir nach all den Jahren seltsam vor.“ Sie sah sich im Raum um. Nach und nach wurden die freien Plätze von Starfleet Offizieren besetzt. Sie waren alles andere als allein. „Ich bin so ziemlich die einzige, die dieses Privileg genießt und …“

„Was für ein Privileg? Himmel, Hoshi, ich will doch nur, dass wir uns – wenn wir nicht im Dienst sind – duzen. Wir kennen uns seit etwas mehr als neun Jahren. Ich glaube, dass wir damit ohnehin lange genug gewartet haben.“

„Aber Sie sind …“ Hoshi hielt augenblicklich inne und verbesserte sich: „Du bist der Captain.“

„Und? Ich habe Jon auch geduzt, wenn wir unter uns waren oder ein Gespräch unter Freunden führten. So kann man Beruf wunderbar von Privatem trennen.“ Er lächelte, als er in ihrem Gesicht den Ausdruck von Zustimmung erkannte. „Sag’ es.“

„O-kay … Trip.“ Hoshi stellte fest, dass es gar nicht so schlimm war, wenn man es erst einmal ausgesprochen hatte.

Trips zufriedenes Lächeln wuchs in die Breite. „Na also, es geht doch.“

Hoshi fühlte wie ihr wieder einmal Hitze ins Gesicht schoss, doch das Licht war so schwach, dass er es vermutlich nicht sehen konnte. Dieser Gedanke erleichterte sie ungemein. Dann ging das Licht in der Mannschaftsmesse gänzlich aus und auf der Leinwand vor ihnen, wurde der Film abgespielt, der sie für die nächsten zwei Stunden fesseln sollte.


***

„Warum sind Sie wirklich hier bei mir?“ Archer sah zu seiner Begleiterin hinüber, die neben ihm her schritt. Die Sonne schien und täuschte ein Paradies vor, das nicht wirklich existierte. Es war Frühling auf Ceti Alpha V. Überall um sie herum blühte es und der süße Duft einiger Blumen wurde zu Archer hinüber getragen. Beinahe fühlte es sich wie Zuhause an, aber die Erde gab es nicht mehr.

T’Pol sah ihn einen langem Moment von der Seite an. Nicht alle Tage waren gleich. Nicht immer bemerkte er die feinen Unterschiede, in ihrer Beziehung. Es war erstaunlich, dass er an einem Tag mit der gewohnten Zurückhaltung und ein anderes Mal mit seiner sehr menschlichen Neugierde auf sie reagierte. Er war ein bisschen wie das Wetter, schwer vorhersehbar. Doch genau das war es, was sie an ihm mochte. Jeder Tag hier begann exakt gleich, verlief und endete dann jedoch anders. „Anfangs“, begann sie daher zu erzählen, „war es eine Frage des Gewissens. Meinetwegen sind Sie in diesem Korridor geblieben und wurden von diesen Parasiten infiziert.“

„Ich hätte Sie niemals dort zurücklassen können“, sagte er leise, beinahe flüsternd und blieb stehen.

Ihr Mundwinkel zuckte und deutete nur schwach ein Lächeln an. „Ich weiß, dass Sie das nicht konnten.“ Hin und wieder gestand er ihr, dass er sie damals schon geliebt hatte und bereit gewesen war zu sterben, wenn es ihr Überleben gesichert hätte. In den ersten Jahren hier auf Ceti Alpha V hatte sie versucht professionelle Distanz zu ihrem ehemaligen Captain zu wahren. Aber letztlich hatte sie sich eingestehen müssen, dass sie für ihn dasselbe empfand. Aus diesem Grund hatte sie auch die Enterprise niemals verlassen wollen und hatte dafür sogar ihre Karriere beim vulkanischen Oberkommando aufgegeben.

T’Pol sah ihn einen gedehnten Moment an, ehe sie den Spaziergang fortsetzte. Er folgte ihr wieder. Sie konnte seine wachsende Ungeduld deutlich spüren. Seine Körperhaltung veränderte sich, wenn er angespannt auf eine Antwort wartete. „Ich könnte sagen, dass es eine logische Entscheidung war“, fuhr sie schließlich fort.

„Aber?“, unterbrach er sie und berührte sie leicht am Arm.

„Aber“, nahm sie den Faden wieder auf, „ich musste lernen mir selbst gegenüber einzugestehen, dass Logik absolut nichts mit meiner Entscheidung zu tun hatte. Vielmehr – und das hat mich selbst überrascht – war meine Entscheidung emotional.“

Ob er ihr sagen sollte, dass er es noch nie hatte leiden können, wenn sie eine klare Antwort dermaßen verschleierte? Archer musste seine gesamte Geduld aufbringen, um sie nicht zu drängen etwas genauer zu werden. Er holte hörbar Luft.

„Es war eine Entscheidung aus Liebe, Jon“, sagte sie ihm dann, was ihn veranlasste abrupt stehen zu bleiben. Sie sah ihn mit kühler Zurückhaltung an.

Er schloss die Augen und reckte sein Gesicht gen Sonne. „Liebe“, wiederholte er. „Ich dachte immer“, fuhr Archer dann fort und sah wieder T’Pol an, „dass Vulkanier keine Gefühle haben.“

„Du weißt sehr wohl, dass wir sie haben und lediglich unterdrücken, damit sie uns nicht kontrollieren. Meine Gefühle für dich haben mich zwar beeinflusst, aber nicht kontrolliert.“

Plötzlich erschien alles so klar. „Das denkst du. Aber sieh dich doch um, T’Pol. Sieh, welche Konsequenzen sich daraus ergeben haben, dass wir uns verliebt haben.“ Es war Unsinn zu leugnen, dass er sie schon damals geliebt und sie deshalb nicht im Korridor zurückgelassen hatte. „Ich habe dich geliebt und konnte dich nicht einfach da liegen lassen. Ich war bereit für dich oder mit dir zu sterben. Und was haben wir davon? Ich bin nicht mehr in der Lage Langzeiterinnerungen zu speichern, die Erde und sämtliche irdischen Kolonien sind ausgelöscht worden und wir leben hier. Führen jeden Tag dieselben Gespräche …“ Ihm stiegen Tränen in die Augen. „Es ist alles meine Schuld. Meine Entscheidung, dich nicht in diesem Korridor zurückzulassen, hat all diese Konsequenzen nach sich gezogen.“ Die Erkenntnis traf ihn noch härter, als das Wissen um die Zerstörung der Erde. Sein Brustkorb fühlte sich wie zugeschnürt an. Er bekam kaum noch Luft.

„Wenn es dich tröstet“, ließ sie ihn wissen und legte ihm beide Hände an die Wange, „möchte ich dich wissen lassen, dass ich nie aufgehört habe, an einer Lösung zu arbeiten. Ebenso wenig hat Phlox seine Forschungen aufgegeben.“

Aber was sollte es jetzt noch bringen, fragte sich Archer, wenn Phlox ein Heilmittel finden würde? Die Erde war zerstört, die Menschheit dezimiert. Natürlich hatte er T’Pol und er würde diesen Tag nicht ständig von neuem erleben. Er würde endlich seine Zeit mit ihr genießen dürfen. Andererseits wäre all dies vielleicht niemals geschehen, hätte er sich nicht in T’Pol verliebt.

„Es hätte eine Direktive geben sollen, die es uns verboten hätte diese Gefühle füreinander zu entwickeln“, sagte er nachdenklich. „Dann wäre das alles niemals passiert.“

Sie sah ihn einen sehr langen Moment an, ehe sie ihre Lippen auf seine presste. Er gab sich grundsätzlich immer die Schuld daran, dass alles so gekommen war. „Eine Direktive hätte uns bestenfalls eine Beziehung verbieten können, jedoch nicht die Gefühle füreinander, Jon. Es hätte keinen Unterschied gemacht.“

„Du hättest die Enterprise verlassen und uns niemals in die Ausdehnung begleiten sollen“, fügte er kopfschüttelnd hinzu. „Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass du dieses Opfer bringst.“

„Ich hatte schon immer meinen eigenen Kopf.“


***


Trip begleitete Hoshi in bester Südstaatenmanier zu ihrem Quartier zurück. Der Film, das musste er zugeben, hatte einige wirklich unheimliche Stellen. Es erstaunte ihn ziemlich, dass Hoshi für dermaßen brutale Filme zu begeistern war. Er hatte sie stets für sehr sensibel und einfühlsam gehalten …

„Der zweite Teil ist eigentlich noch besser“, sagte sie, während sie nebeneinanderher den Korridor entlang schlenderten und riss ihren Begleiter damit vollkommen aus seinen Gedanken. „Da bekommen sie es mit einem ganzen Nest von Aliens zu tun, nicht nur mit einem einzigen.“

Trip warf ihr von der Seite einen skeptischen Blick zu. Sie erreichten ihr Ziel und blieben vor Hoshis Quartier stehen. „Gibt es sonst noch etwas, das ich nicht von dir weiß?“, fragte er so unschuldig wie möglich.

Sie lächelte daraufhin verschmitzt. „Oh ja, darauf kannst du wetten.“

Trips Augenbrauen schossen in die Höhe, woraufhin sich dünne Falten in seiner Stirn bildeten. „Was zum Beispiel?“

Hoshi gab den Code zu ihrem Quartier ein. „Ach“, sagte sie mit gespielter Gelassenheit, „das sage ich dir lieber nicht.“ Die Tür zu ihrem Zuhause glitt auf. Sie sah ihm wieder in die Augen und musste aufgrund seiner enttäuschten Miene lachen. „Sieh‘ mich nicht so an.“

Er schob die Unterlippe noch ein wenig weiter vor, was Hoshi ein erneutes Lachen abrang. „Was muss ich tun, um mehr über dich zu erfahren?“, wollte er schließlich wissen und schob sich vor ihr in den Zugang des Quartiers, so dass sie nicht an ihm vorbei und einfach flüchten konnte.

„Woher das plötzliche Interesse?“

„Das hat mit plötzlich gar nichts zu tun“, raunte er und schob seinen rechten Arm unter ihrem linken hindurch, um sie näher an sich heranziehen zu können. „Wenn ich zu weit gehe, sag es mir.“

In Hoshis Magen entstand ein aufgeregtes Flattern und als er keine Anstalten machte den nächsten Schritt zu tun, schob sie ihn beherzt in ihr Quartier hinein und vernahm im Unterbewusstsein wie sich die Tür zischend hinter ihnen schloss, während sie ihre Lippen hingebungsvoll auf Trips presste. Seine Zurückhaltung war einfach nicht länger zu ertragen. Sie hatte schon lange Interesse an ihm und endlich hatte er die richtigen Signale gesandt, welche Hoshi problemlos übersetzen konnte. Er wollte sie ebenfalls.


***

T’Pol öffnete ihre Augen und sah sich in der Morgendämmerung ihres Schlafzimmers um. Etwas hatte sie frühzeitig geweckt, doch sie konnte nicht sagen was es war. Sie blinzelte und richtete sich im Bett auf. Im Wohnbereich erklang ein Klappern. Jonathan war vermutlich vor ihr aufgewacht, überlegte sie.

Als sie auf den Planeten gezogen waren, hatte er deutlich mehr Schlaf gebraucht als es inzwischen der Fall war. Je älter er wurde, desto kürzer wurden seine Nächte.

Schnell schlüpfte sie in ihren dünnen Morgenmantel und schnürte ihn zu, ehe sie nach nebenan ging.

„Wo bist du?“, hörte sie Jon flüstern. Der Tag begann nicht gerade gut. Wenn er so früh am Morgen wach war und nach jemandem suchte, war er verwirrter als an anderen Tagen. Sie kannte das Szenario inzwischen gut.

„Jonathan“, grüßte T’Pol ihn und schaltete gleichzeitig das Licht im Zimmer ein. „Was tust du?“ Sie wusste sehr genau was er tat, doch sie hatte sich dazu entschlossen, ihn dennoch jedes Mal zu fragen. Sie wollte dem Geschehen nicht vorangreifen.

„T’Pol, was tun Sie hier?“, fragte er sofort verwundert.

„Wissen Sie denn, wo hier ist?“

„Das ist mein Quartier …“ Er sah sich um. „Nein, das …“ Archer hielt inne, drehte sich mehrfach um die eigene Achse und tat dann einige Schritte auf T’Pol zu. „Wo sind wir?“

„Wir sind Zuhause, auf Ceti Alpha V.“ Dieser Tag fing ganz und gar nicht gut an. Es war ihr lieber, wenn sie ihn morgens mit einem Frühstück begrüßen und ihm dabei eine Zusammenfassung der letzten zehn Jahre geben konnte. Es hatte eine gewisse Routine entwickelt, auch wenn sie oft die schlimmsten Details ausließ.

„Zuhause?“ Erneut drehte er sich um die Achse und blickte sich suchend um. „Wo ist Porthos? Ich habe ihn gehört. Er muss vor die Tür.“

T’Pol atmete tief durch. Heute war also einer dieser Tage, an denen er seinen geliebten Hund zu hören glaubte. Das kam immer weniger häufig vor, je älter Jon wurde. „Das ist eine längere Geschichte“, erwiderte sie daher. „Ich mache uns Frühstück, einverstanden?“

„Wieso sind wir nicht auf der Enterprise? Was ist …“ Etwas hinter T’Pol erweckte seine Aufmerksamkeit. Er schritt an ihr vorbei und sie folgte seinem Blick, indem sie sich umdrehte. Er hatte sein Spiegelbild in glatten Oberfläche eines eingerahmten Fotos entdeckt. Es war das Foto, das Trip Tucker in ihrem ersten Jahr auf einem Planeten von Jonathan und ihr zusammen gemacht hatte. Sie hatte damals nichts für den menschlichen Enthusiasmus übrig gehabt und das sah man ihr auf dem Foto auch an. Während Jon den Kopf in ihre Richtung lehnte und grinste, sah sie vollkommen genervt aus. Nun ja, so genervt eine Vulkanierin eben aussehen kann.

Jon nahm das Bild zur Hand und betrachtete es, ehe er sich wieder T’Pol zuwandte. Sie trug zivile Kleidung, nicht mehr die braune Uniform von damals. Und ihr Haar war sehr, sehr viel länger geworden. Als er die Reflektion seines Gesichts auf dem Glas genauer betrachtete und das Foto dabei nicht mehr wahrnahm, bemerkte er die hellen, grauen Strähnen in seinem Haar und die kleinen Falten um seine Augen.

„Was … ist passiert? Warum bin so alt?“ Er ließ das Bild sinken.

T’Pol nahm ihm das Bild ab und stellte es an seinen Platz auf der Kommode zurück. „Was ist das Letzte, an das Sie sich erinnern?“


***

„Er ist wunderschön“, schwärmte Trip und sah auf das Bündel im Arm seiner Frau hinab. „Er sieht aus wie du.“

„Wie wollen wir ihn nennen?“, fragte Hoshi und strich ihrem Baby zärtlich über den rabenschwarzen Flaum.

Trip setzte sich zur ihr auf das Krankenbett, auch wenn er wusste, dass es der Doktor aus hygienischen Gründen gar nicht gern sah. „Ich würde ihn gerne Jonathan nennen.“

„Eine schöne Idee“, nickte Hoshi.

Trip legte einen Arm um sie und zupfte die Decke um seinen Sohn zurecht. Es kam ihm immer noch unwirklich vor, dass sie Eltern geworden waren. Sie hatten nicht einmal geplant eine Familie zu gründen, dennoch war es geschehen. Und nun stellte sich dieses Ereignis als eine der besten Veränderungen heraus.

Die Enterprise war längst zu einem Generationenschiff geworden. Innerhalb der Mannschaft hatten sich im Verlauf des letzten Jahrzehnts zunehmend Familien gebildet. Warum sollten sie da eine Ausnahme sein?

„Bist du sehr müde?“, fragte er und küsste Hoshi auf die Stirn.

Sie lächelte völlig verzaubert beim Anblick ihres Sohnes und schüttelte leicht den Kopf. „Erschöpft ja, aber nicht wirklich müde. Der Doktor will uns über Nacht auf der Krankenstation behalten, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich ohne dich an meiner Seite überhaupt einschlafen kann.“

„Wenn du möchtest, bleibe ich bei dir bis du schläfst.“ Das Baby in ihrem Arm schlief nach dem Stress der Geburt tief und fest.

Hoshi nickte. „Das wäre schön.“

„In Ordnung.“ Trip nahm ihr Baby-Jonathan ab und legte ihn behutsam in das einem Brutkasten ähnelnde Bettchen, das der Arzt bereitgestellt hatte. Als er sicher war, dass sein Sohn weiterhin fest schlummerte, legte er sich wieder zurück zu Hoshi auf die viel zu schmale Liege. Sie schmiegte sich an ihn und schlief bald darauf ein.


***

T’Pol konnte nicht fassen, was Phlox ihr da eben erklärt hatte. Die Prozedur, die Jon von den Parasiten heilen sollte, veränderte gleichzeitig die Vergangenheit. Sie würden die Menschheit retten können und die vergangenen zwölf Jahre wären nie geschehen!

Natürlich wäre sie Jonathan dann auch niemals so nahe gekommen, doch das musste ja nicht unbedingt so bleiben. Wenn es ihre Bestimmung war, würden sie sich ihre Gefühle dennoch gestehen und eine Beziehung haben können. Eine, an die er sich dann auch noch erinnern würde.

Sie hoffte so sehr, dass Phlox sich nicht irrte. Andererseits sprachen die Ergebnisse deutlich für sich. Allerdings mussten sie jetzt noch Captain Tucker davon überzeugen, ihnen mehr Energie zur Verfügung zu stellen, damit sie Jon gänzlich heilen und das Rad der Zeit damit zurückdrehen konnten.

Endlich gab es wieder Grund zur Hoffnung!

***

Tucker fühlte sich wie betäubt, als T’Pol und Phlox ihm von ihrem Vorhaben erzählten. Dass er ihnen die nötige Energie nicht zur Verfügung stellen konnte, entsprach nur der halben Wahrheit.

Er entschuldigte sich bei den beiden und verließ hastig die Krankenstation. Seine Beine trugen ihn jedoch auch nicht, wie geplant zur Kommandozentrale, sondern einen Stock tiefer, wo sich der Kindergarten befand.

Der inzwischen zweijährige Jonathan saß auf dem Schoß der Erzieherin und bemühte sich verschiedene geometrische Figuren in die dafür passenden Öffnungen eines Spielwürfels zu stecken. Allerdings schien er sich damit noch etwas schwer zu tun …

Seine ehemaligen Kollegen wussten nicht, dass er mit Hoshi einen Sohn hatte und dass sie trotz aller Verluste ihr Glück gefunden hatten. Wie um alles in der Welt sollte er ihnen erklären können, dass er nicht bereit war sein einziges Kind und das Leben seiner geliebten Frau zu opfern?

Doch war es der Menschheit gegenüber fair? Was, wenn sie die Zeit tatsächlich zurückdrehen und die Erde retten konnten? Nein, nicht sie, sondern er. Die Entscheidung oblag allein bei ihm, denn er war der Captain.

Noch einmal betrachtete er eingehend seinen Sohn, der ihn nicht bemerkt hatte – ebenso wenig die Erzieherin – und machte sich dann eilig auf den Weg zur Brücke. Als Captain musste er an das Wohl der gesamten Crew denken, nicht nur an das seiner Familie.

In diesem Moment wurde ihm zum ersten Mal die Last des Kommandos in vollem Ausmaß bewusst.


***

„Hüllenbrüche auf Deck B und C!“, rief Hoshi und wandte sich Trip mit einem Blick zu, den nur er in diesem Moment verstehen konnte.

Auf dem C Deck befand sich der Kindergarten.

„Sie nehmen die Brücke ins Visier!“, schrie Malcolm Reed über den Krach der Explosionen auf dem Kommandodeck hinweg.

„Hart Backbord!“, befahl der Captain, entgegen aller Hoffnung damit tatsächlich dem nächsten Treffer ausweichen zu können. Trips letzter Blick galt Hoshi, als er ein ‚Ich liebe dich!‘ mit den Lippen formte.


~ ENDE

Ich weiß, dass ich sehr viel mehr hätte schreiben können, um die fehlenden zwölf Jahre zu füllen. Und ich hätte gerne mehr geschrieben, aber die Zeit rennt mir davon und ich wollte diese Idee unbedingt bei der aktuellen Herausforderung einreichen. Vielleicht lasse ich mich irgendwann zu einer Extended-Version hinreißen. ;)
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