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Sturm 9.03 - Hymne der Nacht

von Gabi , Heidi Peake

Begegnungen

„Lieutenant, hören Sie auf so herumzuzappeln“, raunte Dax Gaheris zu. Sie waren vor wenigen Minuten mit der regulären Fähre in Ashalla angekommen. Der neue Adjutant des Kai hatte sie gebeten, am Terminal zu warten, wo sie der Gleiter des Kai abholen würde, um sie mit nach Ray’laht zu nehmen. Die Insel lag in der Dohmar-See auf der südlichen Hemisphäre, nahezu auf der entgegengesetzten Planetenseite des Hauptkontinents. Es handelte sich um recht unwegsames Dschungelrefugium, welches das große Glück gehabt hatte, frei an für Cardassia interessanten Bodenschätzen zu sein, und daher von den Besatzern vollkommen in Ruhe gelassen worden war. In der Abgeschiedenheit des weiten Ozeans hatte sich die dortige Bevölkerung weitestgehend autonom entwickelt, relativ unberührt von den Grausamkeiten der Cardassianer.

„Ich zappel doch gar nicht“, verteidigte Peter Gaheris seine Ehre. Er presste die Hand fest gegen den Oberschenkel, damit die Finger nicht nervös zu trommeln begannen. „Aber wir stehen gleich dem Kai von Bajor gegenüber. Das ist eine mystische Figur!“

Bashir musste sich ein Lachen verkneifen. Wenn er Gaheris betrachtete, fragte er sich unwillkürlich, ob er zu Beginn seiner Laufbahn auf Deep Space Nine auch so überenthusiastisch gewirkt hatte. Er schenkte dem Lieutenant ein verständnisvolles Lächeln. „Kai Sarius ist ein sehr freundlicher Mann, dem aufgrund seiner Stellung für das bajoranische Volk natürlich Respekt gebührt. Aber für uns ist er einfach nur ein Bajoraner.“

„Für Sie vielleicht“, konterte Gaheris. „Ich habe so viel über den bajoranischen Glauben und die Kultur gelesen, dass ich irgendwie die gleiche Ehrfurcht vor seiner Person empfinde wie die Bajoraner.“

„Lassen Sie das bloß nicht das Oberkommando hören“, foppte Dax. „Denen reicht ein Benjamin Sisko vollkommen.“

„Möchte jemand was zu trinken?“ Bareil Antos erschien mit einem Tablett in der Hand bei der kleinen Sitzgruppe, in welcher es sich die Sternenflottenoffiziere zum Warten bequem gemacht hatten. „Ich habe mal von allem etwas replizieren lassen.“

Dax wählte dankend einen Saft aus, Bashir ein bajoranisches Bier, an dessen recht faden Geschmack er sich in all den Jahren allmählich gewöhnt hatte.

Gaheris ließ seinen Blick über die Gläser und Tassen gleiten. „Was ist denn das typischste bajoranische Getränk hiervon?“

Bareil hob die Schultern. „Da fragen Sie den Falschen.“

Der Lieutenant blickte den dunkelhaarigen Mann mit den unübersehbaren Hautfalten auf dem Nasenrücken verwundert an. „Sie sind doch Bajoraner?“, fragte er leicht verwundert.

„Nur äußerlich.“ Bareil ließ sich in einen der bequemen Wartesessel fallen und griff sich ebenfalls ein Bier.

„Sie sind chirurgisch verändert?“, hakte Gaheris verwirrt nach.

Bareil starrte ihn fassungslos an, das Bier auf halbem Weg zum Mund.

Dax prustete in ihren Saft. „Antos, seien Sie umsichtig mit unserem neuen Wissenschaftsoffizier. Lieutenant Gaheris ist noch nicht einmal eine Woche im Dienst auf Deep Space Nine. Er ist weder über die Feinheiten noch über den allgemeinen Klatsch und Tratsch hier im Bilde.“

„Ah, okay.“ Bareil nahm einen tiefen Schluck, dann richtete er sich auf und streckte Gaheris die Hand zum terranischen Gruß entgegen. „Willkommen auf Deep Space Nine. Ich bin Bareil Antos, Exilsuchender aus einem Paralleluniversum und Colonel Kiras Wärmflasche.“

Dax beeilte sich Bashir auf den Rücken zu klopfen, als dieser sich verschluckte. „Was unser diplomatisch versierter Freund sagen möchte“, erklärte sie lachend, „ist, dass er aus dem Spiegeluniversum stammt, von dem Sie sicherlich bereits auf der Akademie gehört haben …“ Gaheris nickte, während er Bareils Hand schüttelte. „… Er ist mit den Gepflogenheiten hier ebenso wenig vertraut wie die meisten von uns. In unserer Runde sind Sie sicherlich derjenige mit den meisten Kenntnissen über Bajor, Lieutenant.“

„Wenn das so ist …“, er ließ Bareils Hand los, wählte einen Saft, eine Tasse mit dampfendem Tee und ein Glas des bajoranischen Biers aus, „… probiere ich mich einfach einmal quer durch die Reihe.“

„Ich glaube, da kommt Kira wieder“, bemerkte Dax. Von ihrem Platz aus hatte sie die Eingangshalle im Blick.

Bareil sah sich um. Kurzzeitig huschte ein gehetzter Ausdruck über seine Züge. „Ähem … es wäre nett, wenn keiner ihr gegenüber erwähnt, was ich vorhin gesagt habe. Ist mir nur so rausgerutscht.“

Dax‘ Grinsen erhielt eine kleine bösartige Note. „Mal sehen, für welche Erpressungen wir dieses Wissen später verwenden können.“

„Sehr witzig!“

„Ist das der Kai neben ihr?“ Gaheris starrte hinüber.

„Mhm“, bestätigte Bashir, der sich allmählich wieder gefangen hatte. „Der Blonde in dem goldenen Gewand. Nicht zu übersehen. So eine Farbe trägt kein anderer Geistlicher.“

„Er sieht aus wie ein Engel …“

Drei fassungslose Augenpaare starrten den Wissenschaftsoffizier an. „Wie bitte?“

Als dem Lieutenant bewusst wurde, dass er den Gedanken gerade laut ausgesprochen hatte, verfärbten sich seine Wangen. Seine Hände fingen an zu gestikulieren, wobei er beinahe das Bier umstieß. „Ich mein … mit der Haarfarbe und der Robe … erinnert mich irgendwie an die alten Gemälde von Erzengeln, oder? Ich hatte ihn mir wesentlich älter vorgestellt.“ Er stoppte die Gestik, fasste das Glas und trank es aus. „Ich halte lieber den Mund, bevor ich mich hier zum Gespött mache“, bemerkte er mit einem schrägen Grinsen, als er das leere Glas wieder abstellte.

„Nein, Sie haben irgendwie recht“, stand ihm Bashir bei, was Gaheris dankbar registrierte. „So habe ich das noch nie gesehen …“, Bashir zuckte mit den Schultern. „Was aber auch sicherlich daran liegt, dass ich mich noch nie für die alte Malerei der Erde interessiert habe.“

„Was ist denn ein Engel?“, erkundigte sich Bareil.

„Im alten christlichen Glauben der Erde ist das ein Abgesandter Gottes.“

Der Bajoraner grinste breit. „Na bitte, passt doch!“

Wie stets erschien der Kai mit einem kleinen Gefolge an Geistlichen, die seine Schritte begleiteten und ihn vor Zudringlichkeiten abschirmten. Knapp hinter seiner rechten Schulter schritt die grauhaarige Vedek Alenis, welche nach Gawens Fall die Stelle der Adjutantin des Kai eingenommen hatte. Ihre Blicke glitten streng durch den Raum, um jeden möglichen Übeltäter augenblicklich zu identifizieren, während der Kai sich mit Colonel Kira an seiner linken Seite unterhielt. Um die zentrale Gruppe herum gingen sieben Prylare und Ranjens unterschiedlichen Alters und Geschlechts.

Die Gruppe am Tisch erhob sich. Respektvoll neigten sie die Köpfe. Sarius verzichtete auf die traditionelle Erfühlung des pagh. Stattdessen breitete er die Hände, Handflächen nach oben, vor dem Körper aus. „Willkommen auf Bajor und zu unserer kleinen Reise.“ Sein Blick glitt von einem zum anderen. „Antos, Julian, ich bin erfreut, Sie wieder zu sehen. Lieutenant Dax, es ist schön, dass Sie Ihre Zeit erübrigen konnten, uns zu den Feierlichkeiten zu begleiten.“

„Ich habe für die Einladung zu danken. Was Julian mir erzählt hat, klingt außerordentlich interessant.“

Der Kai nickte. Seine Augen ruhten nun auf dem Wissenschaftsoffizier von Deep Space Nine, der sicherheitshalber immer noch den Boden betrachtete, für den Fall, dass ihm seine unpassende Bemerkung von eben ins Gesicht geschrieben stehen sollte. „Und Sie sind der neue Sternenflottenoffizier, von dem mir Colonel Kira berichtet hat?“

Gaheris senkte den Kopf noch ein wenig tiefer. „Lieutenant Peter Gaheris, Eure Eminenz. Ich bin Euch zu tiefstem Dank verpflichtet, dass ich an den Festlichkeiten teilnehmen darf. Ich interessiere mich sehr für bajoranische Kultur und Religion.“

Ein sanftes Lachen veranlasste den Wissenschaftsoffizier endlich wieder aufzusehen. Das geistliche Oberhaupt streckte ihm in terranischer Manier die Hand entgegen. „Sarius Haznar, Kai von Bajor.“ Er schüttelte dem verdutzten Lieutenant die Hand. „Es geschieht nicht oft, dass ein Sternenflottenangehöriger so offen gegenüber unserer Religion eingestellt ist. Die Ehre, Sie dabei zu haben, liegt auf unserer Seite.“

* * *


„Sie haben sich in den letzten fünfzig Jahren völlig unabhängig entwickelt?“ Gaheris wiederholte erstaunt das soeben Gehörte. Seit dem Start in Ashalla war er allmählich aus seiner bewundernden Starre erwacht. Bashir hatte recht, der Kai war im Prinzip ein ganz normaler Mann. Er sprach sehr höflich, hatte Gaheris eingeladen sich zu ihm zu setzen und erörterte ihm momentan den Grund ihrer kleinen Reise. Fast war der Wissenschaftsoffizier ein wenig darüber enttäuscht, dass nichts Mystisches diesen Mann umgab.

„Davon wusste ich gar nichts.“

„Wir ebenfalls nicht“, gestand der Kai. „Sie können sich unser Erstaunen vorstellen, als vor ein paar Wochen eine Yevir Tara uns kontaktierte. Ihr Orden war uns nicht geläufig. Ray’laht ist eine Insel, die fast vollständig von dichtem Dschungel bedeckt ist, eine kleine Kolonie von Farmern lebt dort, welche kleinflächige Plantagen bewirtschaften. Nach dem Ende der Besatzung wurde zu ihnen Kontakt aufgenommen und mittlerweile hat sich ein schleppender Handel angebahnt. Doch die Leute dort wollen für sich bleiben und das akzeptieren wir natürlich. Ray’laht besitzt keinerlei für Cardassianer interessante Bodenschätze und das Land eignet sich nicht für großräumigen Getreideanbau. Daher haben die Cardassianer es nicht weiter beachtet. Ich schätze, in den letzten Jahrzehnten ist die Gemeinde dort schlicht und einfach in Vergessenheit geraten.“

Lieutenant Gaheris folgte mit großem Interesse der Erklärung des Kai. Er wandte sich in seinem Sessel halb um zu der hinter ihm sitzenden Kira. „Colonel, das wäre doch eine perfekte Basis für eine Widerstandszelle gewesen.“

„Das wäre es in der Tat“, gestand Kira. „Wenn es in unserer Generation noch jemanden gegeben hätte, der sich um Geographiekenntnisse bemüht hätte.“ Sie hob die Schultern in einer entschuldigenden Geste. „Zumindest in unserer Zelle kannte sich niemand außerhalb des Hauptkontinents aus.“

„Dann wäre Ray’laht sicherlich nicht sehr viel länger unbeachtet geblieben“, gab der Kai zu bedenken.

Bashir beugte sich um die Lehne des vorderen Passagiersitzes. „Habe ich das richtig mitbekommen, dass dieses Fest, zu dem wir eingeladen sind, nicht zu den offiziellen Feiertagen gehört?“

„Das haben Sie richtig mitbekommen, Julian. Es handelt sich um Gebete für eine gute Ernte, ein Fruchtbarkeitsritual. Das zelebrieren wir von Ordensseite normalerweise nicht. Ich bin genauso neugierig darauf wie Sie.“

„Und wieso erfolgt die Einladung erst jetzt, acht Jahre nach Ende der Besatzung?“, ließ sich Dax vernehmen.

Vedek Alenis, die bislang lediglich schweigend zugehört und die Begleiter von Deep Space Nine gemustert hatte, räusperte sich. „Wir vermuten, dass es mit der Vereinigung des Himmelstempels zu tun hat.“ Sie schenkte dem Kai einen undefinierbaren Blick.

Dieser nickte lächelnd in ihre Richtung. „Weswegen meine fürsorgende Adjutantin nicht sehr angetan von dieser kleinen Reise ist.“

„Sie vermuten eine Sekte der pah Geister?“, fragte Lieutenant Gaheris.

Vedek Alenis bedachte lediglich den Kai mit ihren Blicken. Der wandte sich mit reuiger Miene ihr zu. „Sie müssen meine Neugierde verzeihen, Alenis. Ich bin darüber hinaus davon überzeugt, dass es keine solchen Sekten mehr nach der Vereinigung gibt. Wir alle richten uns neu aus und wir vollbringen das gemeinsam.“

„Ich bin nur um das Wohl Eurer Eminenz besorgt.“

„Das brauchen Sie nicht, Colonel Kira von unserer Miliz und fähige Sternenflottenoffiziere sind zu meinem Schutz dabei.“ Sarius nickte in Richtung der Mitglieder von Deep Space Nine, wobei es kurzzeitig in seinen Augen aufblitzte.

Lieutenant Gaheris wandte sich betont dem Aussichtsfenster zu, welches nach wie vor die breite Masse des Ozeans zeigte, um sein Schmunzeln zu verbergen. Der Kai stellte sich in der Tat überhaupt nicht als der Mann heraus, den er sich unter diesem Amt vorgestellt hatte.

* * *


Überraschenderweise hatten die Bajoraner tatsächlich Wort gehalten. Als Sisko zu den gelandeten Gleitern hinüber ging, welche das erste Material und die Bauwerkzeuge brachten, konnte er lediglich zwei neue Gesichter ausmachen. Zwei junge, kräftige Männer, die beim Entladen und Bedienen der Werkzeuge halfen. Fast hätte er erwartet, dass sich das halbe Dorf hier einfinden würde, um dem Abgesandten beim Hausbau zu helfen. Als Mera Lyn, die Schreinermeisterin, aus der Luke des einen Gleiters auf die Erde sprang und mit langen Schritten auf ihn zukam, nickte er ihr daher in überraschter Dankbarkeit zu.

„Es tut mir leid, dass es etwas gedauert hat“, entschuldigte sich die Frau sofort. „Wir haben nicht alle Materialien vorrätig. Die Anfragen laufen bereits und unsere Zulieferer haben uns zugesagt, dass wir in den nächsten zwei Tagen damit rechnen können.“

Sisko bekam den Eindruck, dass er nicht mehr damit aufhören konnte amüsiert zu sein, seit er wieder in diese beschränkte Existenzform zurückgekehrt war. Er merkte, wie sehr er es vermisst hatte.

Das Angebot mit den Kunsthandwerkern im Gleiter hierher zu fliegen, hatte er abgelehnt und war stattdessen erneut zu Fuß aufgebrochen. Diese einfache Art der Fortbewegung, bei welcher er jeden Muskel seines Körpers immer und immer wieder spürte, verursachte in ihm momentan noch ein Hochgefühl, das er ausnutzen wollte, solange es anhielt.

Er hatte sein Land erst vor wenigen Minuten erreicht und noch einmal ein wenig wehmütig über die intakte Wiesenfläche geblickt, welche nun zum Teil als Baugrund weichen musste, als er bereits die Gleiter vernommen hatte. Innerhalb von drei Stunden hatte Mera die wichtigsten Bestellungen in die Wege geleitet, vorhandene Materialien gesichtet, verladen lassen, dasselbe mit den Baumaschinen getan und hier her geflogen. Und dennoch hatte sie das Gefühl, sich für irgendwelche Verzögerungen entschuldigen zu müssen. Immer noch lachend schüttelte Sisko den Kopf.

„Sie leisten bereits jetzt so hervorragende Arbeit, dass ich mich sehr auf unsere Zusammenarbeit freue“, versicherte er ihr. „Kommen Sie.“ Er streckte die Hand aus, welche sie nach einigem Zögern ergriff.

Mit der freien Hand umschrieb er das Land, welches sich vor ihnen ausbreitete. „Ich habe mir überlegt, ob es besser ist, dort unten zu bauen, dann könnte ich nach der Arbeit in den Reben gemütlich absteigen. Oder dort oben“, er wandte seinen Blick zur Oberkante der Wiese, an welche der Wanderweg stieß, auf dessen Verbreiterungen die Gleiter gelandet waren, „wo ich zwar nach der Arbeit noch einmal aufsteigen muss, dafür dann jedoch einen besseren Ausblick habe, wenn ich meinen eigenen Wein am Kamin genieße.“ Er blickte nun wieder Mera an. „Was meinen Sie?“

Seine Miene machte deutlich, dass es für diesen Mann, der in die Reihen ihrer Götter aufgenommen worden war, als ihr Sprachrohr auf Bajor wandelte und dem ihr Planet so viel zu verdanken hatte, im Augenblick nichts Wichtigeres gab als den richtigen Standort für sein Haus zu finden. Dieses Mal war es an ihr zu lachen. Siskos unbeschwerte Verrücktheit war einfach mitreißend. „Wenn Sie mich fragen, Abgesandter, dann würde ich den Aufstieg für die Belohnung der Aussicht in Kauf nehmen.“

„Genau meine Meinung!“ Er ließ sie los, um in die Hände zu klatschen, dann fasste er erneut ihren Arm und zog sie ein paar Schritte vom Gleiter fort. „Hier“, sein Finger deutete nach unten, „will ich den Hintereingang zum Weg hin haben. Ist das machbar?“

„Für Sie ist alles machbar“, erklärte sie bestimmt. Dann war es an ihr in die Hände zu klatschen, um ihre Mitarbeiter auf sich aufmerksam zu machen. Ein Umstand, der nicht nötig gewesen wäre, denn die vier Männer und die eine Frau beobachteten ohnehin die ganze Zeit ehrfürchtig den umhergehenden Abgesandten. „Nion, Biran, ihr könnt hier mit den Erdarbeiten beginnen. Bringt eure Geräte rüber“, rief sie den beiden neuen jungen Männern zu, an Sisko gewandt erklärte sie: „Die beiden musste ich einweihen, Abgesandter. Wir vergeben Fundamentarbeiten an andere Unternehmen. Sie werden ebenfalls solange über Ihre Anwesenheit schweigen, wie Sie das wünschen.“

„Aber natürlich.“ Sisko trat ein paar Schritte zurück, als die beiden genannten Männer ihre Baumaschinen auf Antigrav-Einheiten vom Gleiter zur benannten Stelle steuerten. Beide neigten ihre Häupter, als sie an ihm vorbei gingen. „Meine Bitte war auch nicht so streng gemeint. Ich hätte nur gerne ein paar Tage Ruhe, um mich selbst zu sammeln, bevor der Trubel hereinbricht.“

* * *


Das Begrüßungskomittee bestand aus einem halben Dutzend Männern, denen anzusehen war, dass sie gerade von den Feldern gekommen waren. Vedek Alenis rümpfte entsprechend die Nase, als sie den Transporter verließ. Der Kai war andere Empfänge gewohnt. Sarius ließ sich jedoch nichts anmerken und begrüßte die Farmer mit nach oben gebreiteten Handflächen. „Ich freue mich, hier zu sein.“

Die Männer sahen einander ein wenig unschlüssig an, dann trat der älteste unter ihnen, ein kräftiger Kerl Mitte vierzig vor. „Ja, klar … Sie sind der Kai, von dem Yevir gesprochen hat?“ Er hielt Sarius den Unterarm zum bajoranischen Gruß entgegen.

Kira blickte zu Vedek Alenis hinüber, welche nun positiv aufgebracht wirkte. Man hatte den Kai nicht zu berühren, wenn die Aktion nicht von diesem selbst ausging. Beherzt trat die Kommandantin einen Schritt vor, streckte ihrerseits den Arm aus und packte den Farmer zu einem kräftigen Gruß am Unterarm. „Colonel Kira Nerys, Deep Space Nine.“ Da die Augen des Mannes sie mit leichtem Unverständnis betrachteten, fügte sie mit einem Fingerzeig gegen den Himmel hinzu: „Die Raumstation dort oben, am Tempel der Propheten.“

„Ja, stimmt … hab davon gehört, dass da was sein soll“, entgegnete der Farmer höchst unbeeindruckt. „Meiku Tilar, Ortsvorsteher hier.“

Kira nickte, dann wandte sie sich zu den Geistlichen um, indem sie Meiku immer noch im Unterarmgriff ein wenig mit sich herumdrehte. „Darf ich vorstellen, Seine Eminenz, Kai Sarius.“ Sie neigte sich ein wenig zur Seite, so dass ihr Mund in direkte Nähe zu Meikus Ohr kam. „Der Kai wird nicht mit Unterarmgriff begrüßt, sondern mit einer respektvollen Neigung des Hauptes“, flüsterte sie.

Der Farmer wandte den Kopf zur Seite, so dass er sich nun beinahe Nasenspitze an Nasenspitze mit Kira befand. Das belustigte Glitzern in den Augen des Mannes ärgerte Kira. „Ist das so?“

„Das ist so!“, zischte sie.

Meiku drehte sich zu seinen Begleitern um, gab ihnen ein kurzes Zeichen, dann richtete der Farmer seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kai. Er nickte, nicht zu tief, jedoch so, dass es als Respektsbezeugung angesehen werden konnte. Die anderen Männer ahmten seine Gestik nach. „Willkommen auf Ray’laht, Eure Eminenz.“

„Schon besser“, hauchte Kira und ließ endlich den Unterarm des Farmers los.



„Die Typen gefallen mir“, bemerkte Bareil zu niemandem im Besonderen. Er stand mit den Offizieren von Deep Space Nine ein wenig abseits und beobachtete die Szene amüsiert.

Lieutenant Gaheris wandte sich zu ihm um. Er hatte das Aufeinandertreffen einer augenscheinlich isoliert entwickelten Subkultur mit der bajoranischen Staatsreligion mit Interesse verfolgt. Das versprach Material für eine soziokulturelle Arbeit zu werden, die er sich nicht entgehen lassen wollte. Ein Hauch von Beschützerinstinkt für den Kai schlich sich jedoch auch ein. Er hatte so viel über die bajoranische Religion gelesen und die Bedeutung, welche das geistliche Oberhaupt seit Jahrhunderten für die Einheit dieses Volkes hatte. Diese Einigkeit im Glauben übte eine magische Faszination auf ihn aus, die er in einer kleinkindlichen Regung nicht gefährdet sehen wollte.

„Und weswegen?“, wollte er daher ein wenig harsch von dem unbajoranischen Bajoraner wissen.

Bareil ließ sich von den Untertönen nicht beeindrucken, so er sie überhaupt wahrgenommen hatte. „Ich habe einen großen Hang zu antiautoritären Typen“, erklärte er gutgelaunt. „Liegt in den Genen. Diese Befehlsgewalt von einer Person über andere ist gar nicht mein Ding. Sarius ist ein prima Kerl, aber es schadet ihm nichts, wenn nicht alle vor ihm buckeln.“

Gaheris musterte den Mann neben sich, den er bisher vor lauter Faszination für diese frühe Gelegenheit bajoranische Kultur in real zu erleben, noch gar nicht einer genaueren Betrachtung unterzogen hatte. Der Mann mit dem jungenhaften Gebaren war ohne Frage gutaussehend, doch ihn umgab eine Nonchalance, die Gaheris automatisch mit einer gewissen Unzuverlässigkeit in Verbindung brachte. Es würde interessant werden zu erkunden, was eine militärisch korrekte Person wie Colonel Kira, welche ihm nach Studium ihrer Akte und ihren Handlungen in jüngster Zeit als tief religiös erschien, mit einem solchen Lebemann verband.

„Die Sternenflotte wäre demnach nichts für Sie“, bemerkte Gaheris mit leichtem Schmunzeln.

„Die Sternenflotte?“ Bareil lachte leise auf. „Du meine Güte! Ich wäre der fürchterlichste Crewman, den Sie sich nur vorstellen könnten. Ja, Captain … aber natürlich, Captain … wird gemacht, Captain – Ne! Nichts für mich.“

Gaheris konnte sich die nächste Bemerkung nicht verkneifen: „Und wie steht es mit Aber natürlich, Colonel?“

„Das“, Bareil hob den Finger, „ist etwas völlig anderes.“

Die beiden Männer verstummten, als Kira nach der Vorstellung der geistlichen Würdenträger zu Bareil und den Sternenflottenoffizieren herüberkam und deren Namen nannte.



Der Gleiter war auf einer gerodeten Fläche gelandet, auf welcher die Erde festgestampft und verhärtet war durch zahlreiche Landungen und Starts der Verbindungsshuttle mit dem Festland. Meiku hatte ihnen auf Anfragen hin erklärt, dass seine Gemeinde Güter mit dem Hauptkontinent austauschten, von Seiten Ray’lahts vor allem einen exquisiten, schweren Wein, ansonsten jedoch keinerlei Bedürfnis danach verspürten, sich unter den Rest Bajors zu mischen. Seine Dorfgemeinschaft besaß lediglich ein eigenes atmosphärentaugliches Fortbewegungsmittel, der Großteil der Kontakte ging vom Hauptkontinent aus.

Von dem provisorischen Landeplatz führten die Farmer ihre Gäste über einen schmalen Weg zwischen kleinen Feldern hindurch. Der Boden lag noch brach, war jedoch bereits zur Aussaat vorbereitet. Die Felder erstreckten sich links und rechts in kleinen Parzellen mehrere tessipates weit. Vor ihnen erschien nach wenigen Minuten das Dorf. Die kleinen, an den Boden geduckten Häuser machten mit ihren weiß getünchten Wänden einen ausgesprochen hübschen und sauberen Eindruck. Es war zu erkennen, dass nicht viel Wert auf technischen Luxus gelegt wurde, jedoch auf eine gepflegte Umgebung.

„Hier gefällt es mir.“ Dax lehnte sich zu Bashir hinüber. Die beiden gingen dicht nebeneinander und streiften im Gehen immer wieder ihre Handrücken. Händchenhalten in ihrer halboffiziellen Mission schien ihnen unangebracht, doch die Umgebung Ray’lahts ließ unwillkürlich ein gewisses Feriengefühl in ihnen aufkommen. „Hier könnte ich mir einen Urlaub vorstellen.“

Bashir grinste zu seiner Freundin hinunter. „Ich glaube nicht, dass die Leute begeistert davon wären, wenn sie zu einer Touristenattraktion würden. Sie scheinen mir sehr bedacht darauf zu sein unter sich zu bleiben.“ Er ließ seinen Blick über die einsehbaren Straßen der Ortschaft gleiten. Überall sahen Männer von ihrer Arbeit auf, bedachten die Gruppe Fremder mit Blicken, welche ein gewisses Maß an Neugierde enthielten, und wandten sich dann wieder ihrer jeweiligen Tätigkeit zu. „Ich glaube eitel nichtstuende Urlauber würden hier nicht gerade mit offenen Armen empfangen.“

Dax blickte sich ebenfalls um. Ihre Stirn legte sich über dem Nasenansatz in die kleinen Furchen, welche Bashir so an ihr liebte. „Ich sehe überhaupt keine Frauen.“

„Stimmt.“ Der Mediziner reckte den Hals, um in eine kleine Seitengasse zwischen zweien der Häuschen zu blicken. Auch dort stand nur ein männlicher Bajoraner und säuberte die Pflastersteine mit einem primitiven Besen. „Vielleicht sind sie alle in den Häusern, um sie vor uns fremden Männern zu verbergen“, bemerkte er scherzhaft.

Dax‘ Stirnrunzeln legte sich nicht. „Das glaube ich nicht. Das würde ein patriarchalisches System voraussetzen, was es meines Wissens nach auf Bajor nie gegeben hat.“

„Darüber weiß doch sicherlich unser neuer Wissenschaftsoffizier Bescheid.“

Doch noch ehe Bashir sich nach Lieutenant Gaheris umgewandt hatte, tippte Dax einem der neben ihnen gehenden Dorfbewohner auf die Schulter. „Entschuldigen Sie, Mister, mir ist aufgefallen, dass hier nur Männer arbeiten. Wo sind denn Ihre Frauen?“

Der Angesprochene hob die Hand und deutete in Richtung des Dschungels, welcher auf der ihnen abgewandten Seite der Siedlung begann. „Die sind bei der Vorbereitung für das Fest heute Abend.“

Diese Information hätte die Stirn der Trill wieder glätten sollen, doch der wissend-amüsierte Blick, den der Mann ihr bei diesen Worten zugeworfen hatte, irritierte sie aufs Neue.



„Du meine Güte ist das viel Grünzeug!“ Bareil schob ein gewaltiges grünes Blatt beiseite, während ihm das nächste bereits wieder die Wange streifte. Demonstrativ machte er einen großen Seitenschritt, um weiter in die Mitte des Pfads zu gelangen.

Kira lachte auf. Sie griff unwillkürlich nach seiner Hand, um ihn in Sicherheit zu bringen. „Jetzt erklär mir nicht, dass du noch nie im Wald umher gestreift bist.“

Er sah sie an, ein entschuldigendes Lächeln auf seinen Zügen, während er gleichzeitig ihre Hand drückte, froh darüber, dass sie in der Öffentlichkeit diese Zuneigung zeigte. „Ehrlich gesagt, nein. Ich bin in der Stadt aufgewachsen. Außerhalb der Städte gab’s für einen Die… für jemanden wie mich nichts zu holen.“

Kira erwiderte den Händedruck. Sie schmiegte sich im Gehen an Bareils Seite. Auf dem schmalen Dschungelpfad, den Meiku Tilar sie nun auf der anderen Seite der Siedlung entlang führte, war ohnehin kaum Platz für zwei erwachsene Personen nebeneinander, da kam es als praktische Ausrede sich auch in der Öffentlichkeit ein wenig näher an ihren Liebhaber heranzuwagen. Sie konnte sehen, dass die vor ihnen gehenden Dax und Bashir diese Chance ebenfalls wahrnahmen.

„Dann wird es höchste Zeit für einen kleinen Abenteuerurlaub für dich. Ich kann mir ein Leben nur außerhalb der Natur überhaupt nicht vorstellen.“ Kira streifte mit der freien Hand die Blätter des den Pfad säumenden Buschwerks. Da war so viel Leben, so viel Kraft, welche die sterile Atmosphäre ihrer Raumstation nie simulieren könnte. Wann immer es ihr möglich war, versuchte Kira Zeit auf Bajor für sich einzuplanen. Unwillkürlich glitt ihre Hand von den Blättern auf ihren Bauch hinunter, dem die leichte Wölbung nur anzusehen war, wenn man es wusste. Eine Spur von Blättertau blieb auf dem Stoff ihrer Uniform zurück. Sie wollte auch ihrem Kind später ein Leben in der Natur ermöglichen. Den Mehraufwand durch die Shuttle-Pendelei würde sie gerne auf sich nehmen. Das Land und die Leute sind eins. Dies war Bajors Wahlspruch schon seit Anbeginn der Zeiten.

„Also mir fehlt da eindeutig ein bequemes Bett, sanitäre Einrichtungen, und Replikatoren, auf jeden Fall Replikatoren!“, machte Bareil den romantischen Traum von Wildnis zunichte.

Kira verlagerte das Gewicht so, dass der neben ihr gehende Bareil mit einem erschrockenen Ausruf ins Unterholz gedrückt wurde. „Du bist ein Weichling!“, erklärte sie lachend. „Unser gemeinsamer Urlaub wird eine Rucksack-Tour in den Misthraal-Bergen werden, damit du ein wenig Ehrfurcht vor der Natur lernst.“

Augenblicklich stellte Bareil das leise Schimpfen ein, das er beim Kontakt mit dem pieksenden Unterholz begonnen hatte. „Gemeinsamer Urlaub? Dein Ernst?“ Seine Augen blickten hoffnungsvoll.

Sie hob die Schultern, um ihre Aussage zu relativieren. Sie musste es in Bareils Gegenwart noch lernen, sich nicht vom Zauber des Moments hinreißen zu lassen, wenn sie den Abstand wahren wollte, der ihr eigentlich im Sinn stand. Oder sie gab endlich auf und lieferte sich ihm auf Gedeih und Verderb aus. „Es wäre ja eine gute Möglichkeit, uns etwas näher kennenzulernen, wenn wir schon…“, sie brach ab und deutete mit dem Finger auf ihren Bauch.

„Von mir wirst du da keine Widerrede hören.“ Bareil wirkte glücklich. „Ich beginne dieses Gemüse hier bereits zu lieben.“ Er beschrieb mit der freien Hand einen Bogen, zog sie jedoch rasch wieder zurück, als er sich dabei an einer scharfen Blattkante schnitt. „Oder so was in der Richtung …“



Ihr Weg durch das Blätterdickicht nahm den guten Teil einer Stunde in Anspruch. Während Kira die Bewegung ihrer Muskeln genoss und die Geistlichen lange Strecken zu Fuß gewohnt waren, verspürten Bareil und die Sternenflottenoffiziere profunde Erleichterung, als Meiku Tilar endlich verkündete: „Wir sind da.“

Der Farmer strich den letzten Blättervorhang beiseite und ließ die Gäste dann an ihm vorbei auf eine Dschungellichtung hinaustreten. Um einen zentralen Platz, in dessen Mitte momentan Feuerholz geschichtet wurde, war eine Anzahl von Zelten errichtet. Etliche Personen liefen auf der freien Fläche durcheinander, trieben Pfähle in den Boden, um diese dann zu dekorieren, legten auf einer Seite des Platzes Kissen und Decken in großer Anzahl aus, um angenehme Sitzgelegenheiten zu schaffen, bauten auf der anderen Seite lange Tische mit Buffet auf. Dax‘ Frage nach den Frauen fand hier ihre Antwort. An den Vorbereitungen beteiligten sich ausnahmslos Bajoranerinnen. Sie alle trugen ihr Haar lang und offen, sie alle waren in fließende Gewänder gehüllt, welche die mit Bändern verzierten Arme und die nackten Füße und Knöchel frei ließen. Die Szene wirkte ausgesprochen heiter und unschuldig.

„Das wäre doch wieder etwas für eines Ihrer Gemälde, Lieutenant“, raunte Bashir Gaheris zu. „Es fehlt noch ein gurgelndes Bächlein und wir hätten irdische Nymphen.“

Der Wissenschaftsoffizier schüttelte schmunzelnd den Kopf. Der Ausrutscher vorhin im Terminal in Ashalla würde ihm wahrscheinlich noch einige Zeit nachhängen.

Eine der Frauen, deren bronzefarbene Locken ihr bis über die Hüfte hinunter reichten, hatte die Neuankömmlinge bemerkt und kam mit erfreuter Miene auf sie zu. Anders als die Farmer vorhin an der Landestelle, identifizierte sie augenblicklich Kai Sarius und neigte ihr Haupt vor ihm. „Es ist uns eine Ehre, dass Ihr zu unserer Feier gekommen seid, Eure Eminenz.“

Während Kira Meiku Tilar durch die Zähne ein „So macht man das“ zuzischte, breitete Sarius bereits seine Hände aus. Die Frau legte die ihren hinein. „Yevir Tara, die Ehre liegt auf meiner Seite. Ihre Glaubensgemeinschaft hat meine Neugierde geweckt.“

„Dann hoffe ich, dass wir diese Neugierde heute Abend werden stillen können.“ Der Blick, den sie ihm schenkte, war an Zweideutigkeit nicht zu überbieten. Kira bemerkte, wie Vedek Alenis‘ Lippen schmal wurden. Die Geistliche würde heute Abend mit Sicherheit keine Zeit zum Feiern finden, sondern den Kai mit Falkenaugen bewachen. Kira lächelte in sich hinein. Sie schätzte den Kai als einen sehr gefestigten Mann ein, der problemlos einer Versuchung des Fleisches widerstehen konnte. Und wenn das, was Antos ihr im Vertrauen über ihn erzählt hatte, korrekt war, dann wäre eine Frau, wie schön sie auch immer war, ohnehin keine Versuchung für Bajors geistliches Oberhaupt. Doch ob das Vedek Alenis bekannt war, daran wagte Kira zu zweifeln.

„Vielen Dank, Tilar, dass du unsere Gäste hierhergeleitet hast“, wandte sich Yevir zu dem Farmer um.

„Braucht ihr noch etwas?“, fragte dieser.

„Brauchen wir noch etwas?“, gab Yevir mit lauter Stimme in die hin und her huschende Menge der Vorbereitenden weiter.

Die anderen Frauen blickten kurzzeitig von ihrer jeweiligen Tätigkeit auf. Ein allgemeines Kopfschütteln beantwortete die Frage.

„Offensichtlich nicht. Ihr könnt ins Dorf zurück gehen.“ Yevir fasste die Hand des Kai und führte ihn vom Waldrand fort auf die Lichtung hinaus. Vedek Alenis und die geistliche Entourage folgten ihm auf der Stelle.

Dax berührte Kira am Ellbogen. „Da werden wir wohl ein besonderes Auge auf unsere Männer haben müssen. Hier ist eindeutig Gefahr im Verzug.“

„Oh, ich denke“, Kiras Blick wanderte betont deutlich über Bashirs und Bareils Gesichter, „Julian und Antos wissen sehr genau, was sich gehört, und welche Ahndung auf Fehltritte liegt.“

Hinter ihnen räusperte sich Meiku Tilar. „Dann wünsche ich Ihnen ein ereignisreiches Fruchtbarkeitsritual. Wir gehen zur Siedlung zurück und holen Sie morgen Mittag wieder hier ab.“ Er gab seinen Männern Handzeichen, dass sie sich wieder in den Dschungel zurückziehen sollten.

„Bleiben Sie nicht zur Feier?“, fragte Dax verwundert.

„Nein“, schüttelte Meiku den Kopf. „Der Spaß gehört heute ganz Ihnen.“ Und wieder gewahrte Dax dieses überlegene Glitzern in den Augen, das sie bereits bei einem der anderen Männer irritiert hatte. Doch ehe sie Kira darauf aufmerksam machen konnte, wurde die Aufmerksamkeit der kleinen Gruppe von Yevir Tara abgelenkt. „Wir haben für Sie Zelte vorbereitet, damit sie sich nach dem langen Marsch ein wenig ausruhen können.“ Ihr Blick ruhte einen Moment auf den Uniformen der Offiziere, „Ich hoffe, Sie haben etwas Bequemeres mitgebracht. Wir könnten hier nur den Frauen mit Gewändern aushelfen. Es sei denn“, sie lachte die Männer an, „Sie wollen es sich gerne in Röcken bequem machen.“

„Das wollte ich doch immer schon einmal ausprobieren“, erwiderte Bashir die Neckerei.

Kira deutete auf die Tasche, die sie geschultert hatte. „Wir kommen vorbereitet, Yevir, danke für das Angebot.“

Es gab einen kurzen peinlichen Moment, als die Frauen Kira und Dax ein gemeinsames Zelt zuweisen wollten, beide Offizierinnen jedoch vehement darauf pochten, ihre Männer nachts nicht alleine zu lassen. Als dieses Missverständnis geklärt war, zogen sich die Besucher in die ihnen zugewiesenen Zelte zurück. Eine Waschgelegenheit, Decken zum Schlafen und eine Sitzgelegenheit waren in den Zelten vorhanden. Zum Erleichtern verwies Yevir sie jedoch auf den Dschungel, was zu peinlichen Blicken unter den Sternenflottenoffizieren führte.

Die Zeit bis zum Einbruch der Dämmerung verbrachten die Sternenflottenoffiziere und die Entourage des Kai damit, den Frauen bei der Vorbereitung zu helfen. Es war eine lockere Atmosphäre, in welcher viel gelacht wurde.

Der Kai selbst saß mit Yevir Tara in den Kissen am Rand des Festplatzes und unterhielt sich darüber, wie die Glaubensgemeinschaft der Priesterin die letzten fünfzig Jahre hier in Abgeschiedenheit verbracht hatte.
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