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Ein ganz normaler Tag

von Foxy

Kapitel 2

* 2 *

Major Kira war auf dem Weg zu ihrem Quartier, als sie Captain Siskos Nachricht von der Ankunft der Kai Win erreichte. Sie stöhnte innerlich, denn sie hatte sich auf ein wenig Entspannung gefreut. Doch nun stand ihr die nur geringfügig erstrebenswerte Aufgabe bevor, das wohl eingebildetste und rechthaberischste Oberhaupt des bajoranischen Glaubens in der Station herumzuführen, das es je gegeben hatte. Erinnerungen stiegen in Nerys auf. Sie sah das Gesicht von Vedek Bareil vor ihrem inneren Auge und stellte sich wieder einmal die alte Frage, was anders gelaufen wäre, wenn Bareil nicht von seiner Kandidatur zurückgetreten wäre und wenn er nicht vor einem Jahr gestorben wäre. Sie spürte auch wieder die alten Gefühle von Liebe und Zuneigung, und sie spürte den Schmerz, von dem sie geglaubt hatte, dass er mit der Zeit heilen würde.

Kira war so sehr in ihre trüben Gedanken vertieft gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, wie schnell sie am Andockrampe drei angekommen war. Das Schiff der Kai sollte in wenigen Minuten eintreffen, und so blieb Major Kira nicht mehr viel Zeit, um sich ihrer Gedanken zu entledigen und Kai Win mit der ihr eigenen Selbstsicherheit zu begegnen. Nur so hatte sie die Chance, der Kai mit Würde gegenüberzutreten und ihr somit die Möglichkeit zu nehmen, sie wieder einmal wie ein kleines Mädchen zu behandeln.

Die Andockschleuse öffnete sich und Kai Win trat heraus. Mit ausgebreiteten Armen trat sie auf Kira zu und begrüßte sie mit den Worten: „Mein Kind! Ich freue mich, Sie wieder zu sehen.” Sie fasste nach Kiras rechtem Ohr und verharrte so einige Sekunden.

Mit einem strahlenden Lächeln erwiderte der Major den Gruß während sie sich ein wenig verbeugte.

„Es ist mir wie immer eine Ehre Sie auf Deep Space Nine willkommen zu heißen, Kai Win.”

„Ich kann leider nur für einen Tag bleiben, aber ich freue mich bereits darauf, von Ihnen über die neuesten Geschehnisse auf der Station unterrichtet zu werden.”

„Captain Sisko wird persönlich mit Ihnen reden. Ich bin leider verhindert.”

„Ich fühle mich geehrt, aber ich ziehe es vor, die Informationen von Ihnen zu erhalten.”

„Vielleicht kann ich Captain Sisko ja davon überzeugen, dass er mir diese Aufgabe zuteilt, aber das wird nicht leicht sein, da er sich sehr über Ihren Besuch gefreut hat. Wahrscheinlich sind Sie von der fünfstündigen Reise erschöpft und möchten sich in Ihrem Quartier etwas ausruhen.”

Major Kira konnte die Hoffnung, die in ihr aufkeimte nur sehr schwer aus ihren Gesichtszügen herauszuhalten.

„Nerys, ich finde ihre Sorge rührend, aber ich habe Captain Sisko versprochen, ihn sofort auf der Ops zu besuchen. Würden Sie mich bitte dorthin begleiten!”

„Natürlich. Hier entlang bitte.”

Kira streckte den linken Arm aus und wies der Kai den Weg. In Gedanken fluchte sie und hätte sich am liebsten in die entgegengesetzte Richtung davongeschlichen, aber ihre Ehre gestattete es nicht, obwohl die Versuchung groß war. Plötzlich verstand sie, wie sich Odo fühlen musste, wenn sich Botschafterin Troi an seine Fersen heftete und ihn die ganze Zeit mit Beschlag belegte. Der Turbolift hatte die Ops fast erreicht, als das Licht ausging und der Fahrstuhl stehen blieb. Nur am oberen Rand war bereits ein kleiner Spalt, durch den man einen Teil der Ops sehen konnte. Gerade breit genug, um eine Hand hindurch zu stecken.

„Was ist denn passiert?”, fragte die Kai mit einem deutlichen Anflug von Angst in der Stimme.

„Das ist mit Sicherheit nur eine Energiefluktuation und wahrscheinlich schnell wieder behoben.“ Der Major betätigte den Insignienkommunikator: „Kira an Ops!”

„Dax hier. Ich kann Ihnen leider nicht sagen was passiert ist, Major. Wo sind Sie denn gerade?”

„Kai Win und ich stecken in Turbolift drei fest, aber Sie müssten uns eigentlich schon sehen können.”

„Ja Kira, den Lift kann ich sehen, aber nur ein ganz kleines Stück von ihm.”

„Bitte kümmern Sie sich darum, dass wir hier möglichst schnell wieder heraus kommen. Die Kai hat einen Termin mit Captain Sisko.”

„Das wird leider nicht möglich sein.”

„Warum?”

„Auf der ganzen Station ist die Energie ausgefallen. Kein Turbolift bewegt sich mehr und es gibt nirgendwo mehr Licht.”

Major Kira spürte plötzlich, wie sie eine Hand an der Schulter berührte.

„Heißt das etwa, dass wir nicht mehr heraus können?”

„Genau das heißt es!”

Die Bajoranerin fühlte bereits wieder die Wut in sich aufsteigen. Die ruhige und gelassene Stimme der Kai machte sie völlig verrückt und sie konnte nicht sagen, wie lange sie das noch aushalten würde.

Die Tür zu Siskos Büro öffnete sich und er trat heraus. Der Lichtkegel seiner Taschenlampe schnitt durch die Dunkelheit.

„Dax, was ist denn hier los?”

„Ein globaler Energieabfall auf der ganzen Station. Alle Abteilungen melden, dass sie ohne Energiezufuhr sind. Die einzige Abteilung, die noch über Funktionen verfügt ist Odos Büro, aber auch das beschränkt sich nur auf die Kraftfelder vor den Zellen.” Sie berührte ihren Kommunikator: „Dax an O'Brien!”

„O'Brien hier.”

„Was ist passiert?”

„Ich habe gerade die Emitterspulen an den Schildgeneratoren rekonfiguriert, als es zu einem Kurzschluss in den Phaseninduktoren kam. Mehr kann ich leider nicht sagen. Ich weiß nur, dass wir sehr viel Glück hatten, dass uns nicht der Fusionsreaktor um die Ohren geflogen ist.”

„Wie lange wird die Reparatur dauern?”, fragte Sisko.

„Auch das kann ich Ihnen nicht beantworten, Sir. Dazu müsste ich erst genau wissen, was alles kaputt gegangen ist.”

„Bitte beeilen Sie sich. Es ist äußerst beunruhigend, wenn einem die Kontrolle über die Station abhanden kommt.”

„Ich werde mich bemühen, Sir! O'Brien Ende.”

„Nun denn, da wir zurzeit nichts tun können, schlage ich vor,...?”

Er brach erstaunt den Satz ab und starrte gegen die Wand. Dax wandte sich um, um seinem Blick zu folgen. Dann sah sie es auch. Im Licht der Taschenlampe zitterte eine der Wandpanelen und man hörte deutlich das Rumoren dahinter. Die beiden Offiziere sahen sich verwirrt an und Dax griff nach einem Phaser, der unter ihre Konsole geklemmt war. Sie richtete ihn auf die Vertäfelung und hielt den Atem an.

Mit einem lauten Scheppern fiel die graue Platte herunter. Die Trill umklammerte den Phaser fester und hielt einen Finger über den Auslöser.
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