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Warum sagst du's nicht ihm?

von Enem

Warum sagst du's nicht ihm?

Liedtext: Sebastian Hämer/ Warum sagst du's nicht ihm?
Wieso sagst du’s nicht ihm?


Dass das hier nicht ist was wir wollten, ist...
...für alle klar, für dich genau wie mich und
ich sag´ nicht, dass du auf dem Holzweg bist
nur gehst du in die falsche Richtung
Was du sagst ist sicher richtig
doch ich frag´ mich wieso du's mir erzählst
dein Adressat bin sicher nicht ich
Wahrscheinlich hast du dich nur verwählt


*

Leonard war am Rotieren und als sein Besucher gemeldet wurde, fluchte er lautstark. Was für eine Scheiße aber auch. Rasch tippte er auf die Sensoren am Herd, warf die Klappe des Backofens zu und wirbelte herum.

„Kirk, James“, säuselte die Computerstimme schon wieder und er rollte mit den Augen. „Ja doch!“, fauchte er entnervt, rannte in den Flur hinaus, schlug auf den Türöffner und blaffte Jim an: „Du bist zu früh!“

Jim schmunzelte schwach und hob entschuldigend die Schultern. „Darf ich trotzdem reinkommen?“

Erst jetzt stieß Leonard die Luft aus und senkte den Blick. „Klar“, sagte er ruhiger. „Tut mir leid.“ Er trat zur Seite, sah kurz auf, als Jim eintrat und mit der Hand über seinen Arm strich, dann wandte er sich wieder ab, die Tür schloss sich und er schlich hinter Jim her. Dieser Moment war immer irgendwie seltsam. Jim bewegte sich in seiner Wohnung, als wäre er hier zuhause und selten kam sich Leonard so entsetzlich linkisch vor, wie in diesen ersten Minuten. Dabei sollte er sich mittlerweile wirklich daran gewöhnt haben, immerhin war es so neu nicht. Seit vier Monaten ging das nun schon, vier Monate wie in einer Endlosschleife auf der Höllenachterbahn, mit dem vollen Programm: Das Auf und Ab, das unbändige Kribbeln und das Gefühl schreien zu wollen, manchmal vor Begeisterung, manchmal in schierer Panik.

Zugegeben, am Anfang war er noch nervöser gewesen und er hatte das an sich gehasst. Aber da war alles so unglaublich neu und aufregend und er eher gewillt gewesen, sich so ein kindisches Benehmen zuzugestehen. Mittlerweile sah das anders aus. Oh, es war immer noch aufregend, keine Frage, aber er hatte sich damit arrangiert, es akzeptiert, dass er sich in einen Mann verliebt hatte, ergo gab es keinen Grund für ihn, jedes Mal wie ein geköpfter Gockel herumzuhüpfen. Mochte man doch meinen.

Na ja, keinen außer Jim eben. Gott, ehrlich... Leonard strich sich unruhig die Haare zurück. Was liebte er diesen Kerl, das war einfach verrückt! Mit der Tatsache, dass Jim diese Gefühle sicher nicht in derselben Intensität erwiderte, konnte Leonard mittlerweile auch gut leben. Jeder Idiot hätte verstanden, dass das gar nicht möglich war. Wahrscheinlich hätten sie sich gegenseitig ausgelöscht, wenn es so gewesen wäre. Aber es reichte, um Jim immer wieder zu ihm zurückzutreiben und das war es, was am Ende zählte. Ihre Beziehung war kompliziert genug, auch ohne diese ewigen Gedankenspiralen, die ihn anfangs so gequält hatten, denn da war ja immer noch Spock.

An diesem Punkt angekommen, wurde Leonard doch wieder nervös, denn er hatte Jims Stimme noch im Ohr. Hast du morgen Zeit, Leonard? Wir könnten zusammen essen. Die Kombination seines Namens mit einer Verabredung zum Essen war dabei das Element, das in ihm sämtliche Warnleuchten anknipste. Es klang eben verdammt nach: Wir müssen reden und diese Worte von einer Frau waren gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung. Von einem Mann hingegen waren sie...

... ein Todesurteil.

Während er also diese düsteren Gedanken zu unterdrücken versuchte, sich immer wieder daran erinnerte, dass Jim nichts dergleichen gesagt hatte, war Letzterer bereits vorausgeeilt. Am Ende des Flurs, vor dem Durchgang in den Wohnbereich, lagen seine Schuhe und zwar exakt so, wie er sie sich von den Füßen getreten hatte – eine Stolperfalle. Mit einem Schmunzeln stieg Leonard darüber hinweg. Er störte sich nicht mehr daran – immerhin zog Jim sie mittlerweile aus, das hatte ihn auch nur zwei Wochen gekostet, in denen er sich angehört hatte, wie seine Ex-Frau. Den Gedanken verdrängte er auch gleich wieder und trat nun ebenfalls in den Wohnraum. Jim war hinter der Küchenzeile verschwunden und er fand ihn in der Hocke vor dem Herd.

„Was ist das?! Kochst du etwa?“

Okay, das war nun doch etwas peinlich. Leonard blieb stehen und rieb sich über den Nacken. „Na ja, wir sagten Abendessen, oder nicht?“

„Oh Mann, Pille. Ich dachte an Essen gehen.“ Jim schüttelte den Kopf, sah ihn an und stand wieder auf. „Oder notfalls auch bringen lassen. Ich ahnte ja nicht, dass du planst, mich zu verwöhnen.“

„Letzteres bleibt abzuwarten“, wich Leonard ihm aus. „Ob Verwöhnprogramm oder Quälerei ist noch nicht raus.“

„Okay.“ Zumindest schmunzelte Jim jetzt schwach, dann kam er näher, sah ihn an und zum ersten Mal, seit er vor der Tür gestanden hatte, gewann Leonard den Eindruck, dass er nun tatsächlich angekommen war. Jim streckte die Hand aus, legte sie in seinen Nacken und beugte sich zu ihm. Es wurde ein sehr sanfter Kuss, fast schon keusch. Außerdem murmelte er dabei ein leises „Hi“ und Leonard musste tatsächlich grinsen.

„Hi.“ Er fasste nach Jims Hand, strich kurz über seine Finger und löste sie dann aus seinem Nacken. „Zieh diese Nummer nicht mit mir ab. Ich kenn dich viel zu gut, als dass ich dir den schüchternen Jungen vom Land abnehmen würde. Ich bin der vom Land...“

Aber Jim reagierte mit Verzögerung. Erst nickte er nur, dann zeigte er ein vages Lächeln. „Nicht alles von mir ist eine Nummer, das solltest du eigentlich wissen.“

Spätestens jetzt wurde Leonard erneut misstrauisch. Jim war explosiv, quirlig und in ganz seltenen Fällen womöglich sogar still und nachdenklich, aber sich selbst klein machen, das passte überhaupt nicht zu ihm.

Er entzog sich Jims Griff und wandte sich ab. Seufzend ging er ins Wohnzimmer und steuerte die Couch an. „Okay, was ist los?“, fragte er, während er sich auf das Sofa fallen ließ. Jim war ihm zwar gefolgt, aber setzen wollte er sich offenbar nicht, denn nun stand er da, die Hände in den Hosentaschen und schwieg verbissen. Leonard legte den Kopf auf die Lehne und die Hand über die Augen. Großartig! Das hatte ihm heute noch gefehlt!

*

Dass du dich heute Nacht noch von wem trennst
ist mir ganz und gar bewusst, ich...
...find´ den Schritt auch völlig konsequent
und ich bin selbst auch sehr für einen Schlussstrich
Du siehst es ganz genau wie ich es seh´
Weil eine zwei nicht halten kann
Ist deine Botschaft auch die richtige
Nur gibst du sie dem falschen Mann


*

„Du warst bei ihm“, knurrte er schließlich, weil von Jim immer noch kein Wort kam. Eine Feststellung, keine Frage, denn natürlich wusste er, dass Jim bei ihm gewesen war. Er brauchte ihn doch nur ansehen. „Und?“, zischte er jetzt, „erklärst du mir jetzt wieder, warum du nicht anders kannst?“

„Pille, hör auf damit“, raunte Jim, setzte sich nun doch und fuhr sich unruhig durch die Haare. „Tut mir leid“, murmelte schließlich auch noch und das war dann doch zu viel.

„Kannst du dir schenken“, fauchte Leonard und sprang wieder auf. Was er jetzt brauchte, war etwas zu trinken, also hastete er zum Kühlschrank, riss diesen auf und griff sich ein Bier. Für eine Sekunde überlegte er sogar noch, ob er Jim fragen sollte, ob er auch etwas wollte, dann entschied er sich dagegen, nahm die Flasche einfach mit und knallte sie wortlos vor Jim auf den Tisch.

„Altmodisch, aber unerreicht gut in der Wirkung“, murmelte er, ließ sich wieder auf das Sofa fallen und trank. Jim begnügte sich fürs erste damit, mit der Flasche zu spielen, bevor er sie doch ansetzte und wenigstens einen Schluck nahm.

Mit einem weiteren „okay“, rutschte Leonard nun an die Kante heran. Seine Stimme war wieder ruhiger und er achtete genau auf seine Worte. „Ich dachte, wir... wir waren uns einig, dass...“

Als Jim ihn ansah, brach er ab. Jim hatte verdammt schöne Augen, wie er fand, aber gerade wäre ihm wohler gewesen, dieser Blick hätte nicht ihm gegolten, also senkte er den Kopf und betrachtete angelegentlich seine Finger. „Ich hab dir gesagt, ich kann das nicht mehr. Ich hab’s dir so oft gesagt. Und jedes Mal hast du mir erklärt, dass es vorbei ist, endgültig, dass es nicht mehr passiert, dass ihr das geklärt habt... Und jetzt?“

Immer noch hüllte sich Jim in Schweigen und das war etwas, das Leonard rasend machte. Unruhig trank er noch einmal aus der Flasche, stellte sie dann auf den Tisch und sprang schließlich auf. Er lief hinter dem Sofa vorbei, bis zum Fenster, starrte einen Moment hinaus und machte wieder kehrt.

„Hast du ihm die Wahrheit gesagt?“

Jim hielt seine Bierflasche so verkrampft fest, dass Leonard glaubte, sie würde jeden Moment zerspringen. „Jim...“, hakte er noch einmal eindringlicher nach. „Hast du Spock die Wahrheit gesagt?“ Er musste das wissen! Wenigstens das. Wenn er sich noch einen Funken Hoffnung bewahren wollte, dann musste er es wissen, auch wenn ihm klar war, dass das auch eine Form von Quälerei war und dass er sich das selber zuschreiben konnte.

Immerhin, jetzt nickte Jim schwach, trank, murmelte „ja“ und sah zur Seite.

„Über uns?“

„Ja.“

Gott sei Dank. Leonard atmete auf, seine Anspannung ließ ein bisschen nach. Er spürte, wie sein Herz raste. Das hier war noch nicht vorbei, sicher nicht, aber gerade standen die Chancen gar nicht schlecht, dass es gut ausging. Er kehrte an den Tisch zurück, setzte sich dieses Mal neben Jim und fasste vorsichtig nach seiner Hand. Es war doch gut, so wie es war. Oder... meistens eben. Genauer: Wenn Jim hier war und jetzt war er hier – das musste doch etwas bedeuten.

„Sieh mich an.“

„Pille...“, begann Jim da wieder, folgte aber der Aufforderung nicht, also schlang Leonard seine Finger fester um Jims Hand. „Ja was? Kannst du oder willst du nicht? Jetzt sieh mich schon an, lass mich nicht betteln.“

Tatsächlich hob Jim den Kopf und ihre Blicke trafen sich.

„Du weißt doch ganz genau, was ich für dich empfinde, hm?“

„Nicht“, murmelte Jim, aber das überging Leonard.

„Und ich habe die ganze Zeit zurückgesteckt. Ich hab...“ Verdammte Worte, es gab einfach nicht genug von ihnen. Und wie hätte er auch erklären sollen, wie schrecklich nichtig er sich manchmal neben Spock fühlte, wie sehr er dieses Gefühl verabscheute und wie verzweifelt er sich wünschte, den anderen wenigstens hassen zu können. Er konnte es nicht, weil es nicht logisch war, Spock dafür zu hassen. Das hätte ihm sicher gefallen. Wenn überhaupt, dann hätte er Jim hassen müssen und das konnte er auch nicht, weil er ihn dafür zu sehr liebte. Sowas nannte man eine echt verfahrene Situation, oder nicht? Leonard atmete tief durch. „Bis zu einem gewissen Grad konnte ich... kann ich es sogar verstehen, okay? Das ist genau der Grund, warum ich die ganze Zeit abgewartet habe, aber... ich dachte auch... irgendwann wäre das vorbei. Jim...?“

Wenn wenigstens dieser Blick nicht gewesen wäre. Er konnte ihm nicht widerstehen, wenn Jim ihn so ansah, hatte er nie gekonnt. Dabei hätte er noch nicht einmal behauptet, dass Jim das mit Absicht machte, denn das stimmte einfach nicht. Langsam beugte er sich vor, zögerte, doch schließlich hob Jim den Kopf ein wenig und ihre Lippen fanden sich. Das hatte er immer genossen, wie Jim ihn küsste, nicht hart und ungestüm, sondern überraschend zärtlich, dafür tief – aber heute war es anders. Zurückhaltender und weniger intensiv.

Als Jim sich sanft, aber bestimmt von ihm löste, war Leonard ganz durcheinander. Das alles passte nicht zusammen.  

„Leonard, ich liebe dich – wirklich“, murmelte Jim nun auch noch.

Es war das zweite Mal, innerhalb so kurzer Zeit, dass Jim tatsächlich seinen Namen benutzte und beide Mal hatten nicht wirklich ein gutes Gefühl in ihm hinterlassen. Im Gegenteil, Leonard fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Das hatte er nicht erwartet. Also war es vorbei, er hatte verloren – und das ausgerechnet gegen diese emotionslose Maschine. Nein, er verstand es wirklich nicht.

Jim legte den Kopf schief und versuchte seinen Blick einzufangen. „Hörst du mir zu?“

Natürlich tat er das. Mechanisch nickte er, obwohl er bereits wusste, was folgen würde. „Aber es reicht nicht“, ergänzte er murmelnd. Jim sah ihn für zwei Sekunden an, dann senkte er schweigend den Blick. Zitternd atmete er ein.

„Wenn ich dir erklären könnte, was uns verbindet...“

„Ich will es gar nicht wissen“, fauchte Leonard und sprang mittendrin auf. Schon wieder rannte er bis zum Fenster, machte aber sofort wieder kehrt und blieb am Sofa stehen. „Ich weiß es“, warf er ihm nun hin. „Du glaubst an diesen ganzen Mist von wegen Seelengefährte oder wie immer er es genannt hat. Es spielt auch gar keine Rolle, denn Tatsache ist, Jim – und das lässt sich nun mal nicht schönreden – dass du seit vier Monaten jeden betrügst. Ihn, mich, dich selbst. Es ist gut möglich, dass Spock das in seiner logischen Analyse deines... Wesens – oder was auch immer – sogar für vertretbar bis... ach was weiß ich! ... hält. Ich tue es nicht und ich weiß, du selbst vergibst dir am allerwenigsten. Also erkläre mir schlicht: Warum?“

Warum er? Die Worte lagen ihm auf der Zunge und er schluckte sie hinunter. In seinem Kopf blieb es allerdings bestehen, warum er, warum er, warum verflucht nochmal. Es gab keine Antwort, oder eben keine, die er hören wollte.

*

Ich find´ alles was du sagst macht Sinn
Du hast bei vielem wirklich Recht
Auch dass wir viele Fehler machten stimmt
und die Sache mit der Freundschaft fühl´ ich echt
Selbst was du sagst mit den zwei Männern
geht irgendwie für mich o.k.
Ich find´ halt auch es muss sich ändern
Nur der Teil den ich nicht versteh, ist:


*

„Wenn du mich jetzt hasst...“
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