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Zwei zu Null

von Emony

Kapitel 1

Es war eine kühle und klare Nacht, als Nyota sich bei ihrer Freundin Gaila einhakte. Die beiden jungen Frauen ließen gerade den Nachtclub hinter sich und somit auch die Kerle, die ihnen eine ganze Menge Drinks spendiert hatten. Hin und wieder hatte sich Nyota sogar zu einem Tanz überreden lassen, was zum Teil auch Gaila geschuldet war.

Alles in allem genoss Nyota den Abend mit ihrer Freundin. Über ihr funkelten die Sterne, der Mond war lediglich eine dünne Sichel am Himmelszelt und ganz allmählich kroch eine Nebelwand vom Pazifik über die Küste San Frans und verhüllte die Golden Gate Bridge.

Nyota nahm einen tiefen Atemzug der angenehm frischen Luft und plötzlich entkam ihr ein unüberhörbares „Hicks“.

Neben ihr blieb Gaila wie angewurzelt stehen und sah Nyota vollkommen verblüfft und leicht amüsiert an. „Was war das?“

Nyota rollte genervt die Augen. „Schluck-hicks-auf.“ Sie presste energisch die Lippen aufeinander und hielt die Luft an, damit der Schluckauf verschwand.

„Bei den Göttern, ist das gefährlich?“, erkundigte sich Gaila prompt und mit einem Mal stand ihr Besorgnis ins Gesicht geschrieben. „Das hört sich nicht gut an.“

Nyota, die immer noch den Atem anhielt, schüttelte den Kopf und erzwang ein Lächeln, das jäh auf ihren Lippen erstarb, als ihr Schluckauf sich erneut lautstark bemerkbar machte.

„Soll ich nicht zurückgehen und Doktor McCoy holen?“ Gaila deutete über Nyotas Schulter Richtung Club, kaum dass sie unmittelbar vor ihr stand. Dort waren sie dem mürrischen Arzt, Jim und einigen anderen Kadetten begegnet, hatten sich aber nicht weiter mit ihnen abgegeben, da sie sich für heute einen Mädelsabend vorgenommen hatten. „Er würde bestimmt—“

„Nein, das ist – hicks – nicht nötig. Geht bestimmt gleich vorbei“, versuchte Nyota ihre Freundin zu beschwichtigen.

„Kann ich was tun?“

Nyota hielt abermals die Luft an, zählte langsam bis zehn und „Hicks“ fluchte innerlich. „Ich hasse das.“

„Bist du sicher, dass das nichts Schlimmes ist?“

Erneut schüttelte Nyota den Kopf. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass es auf Orion keinen Schluckauf gab. Die Reaktion ihrer Freundin ließ jedoch keinen anderen Schluss zu. Sie hob einen Zeigefinger, um Gaila für einen weiteren Moment Einhalt zu gebieten, während sie versuchte, sich auf ihre Atmung zu konzentrieren. Bisweilen gelang es ihr auf diese Weise den Schluckauf loszuwerden.

Ihrem nächsten „Hicks“ folgte ein frustriertes Brummen. Sie blickte hilfesuchend hinauf zum Himmel und bemühte sich langsam und gleichmäßig zu atmen. „Hicks.“ Verdrießlich schloss sie daraufhin die Augen. „Das gibt’s doch nicht.“

Gaila legte ihr die Hände auf die Schultern. „Wo kommt dieser Schluckauf her?“

„Keine Ahnung. Hat was mit der – hicks – Atmung zu tun, dem Zwerchfell oder so. Ist nicht schlimm, nervt – hicks – aber ungemein.“ Erneut versuchte sie die Luft anzuhalten und bis dreißig zu zählen, kam jedoch gerade mal bis zwölf.

„Und wie geht das wieder weg?“, fragte Gaila mit ehrlichem Interesse. Ihre Hände ruhten nach wie vor auf Nyotas Schultern. Ihre Daumen streichelten über den Stoff der dünnen Jacke, die Nyota über ihrer ärmellosen Bluse trug.

„Manchmal hilft es – hicks -, die Luft anzuhalten. Hin und wieder geht es, wenn ich ruhig atme. Aber – hicks – diesmal funktioniert das alles nicht.“

„Was noch? Es muss doch noch etwas geben“, hakte Gaila nach und Nyota konnte ihr ansehen, dass sie sich hilflos fühlte und sich tatsächlich Sorgen machte.

„Mir ist noch was eingefallen“, sagte Nyota dann und gebot Gaila mittels Handzeichen ihr erneut einen Moment zu geben und sie nicht zu stören. Sie schluckte mehrere Male trocken und „Hicks“ musste resigniert feststellen, dass das auch nichts half.

„Soll ich nicht doch?“, fragte Gaila, ließ den Satz jedoch unvollendet und deutete lediglich erneut hinter ihre Zimmergenossin zum Nachtclub.

„Kommt nicht in Frage“, schüttelte Nyota den Kopf. „Es soll auch schon geholfen haben, jemanden zu erschrecken. Aber – hicks – da ich dich gerade drauf hingewiesen hab – hicks – wird das Überraschungsmoment fehlen.“

Gailas dünne Augenbrauen hoben sich simultan, ehe sie sich wieder in Nachdenklichkeit zusammenzogen. Nyota fand es rührend, dass Gaila sich um sie sorgte. Es war nur ein Schluckauf, dennoch …

Ihre Gedankenkette brach jäh ab, als Gaila sie plötzlich an sich riss und küsste, wobei sie versuchte ihre Zunge durch Nyotas verschlossene Lippen zu schicken. Im ersten Augenblick war Nyota über den Kuss derart erschrocken, dass sie Gaila von sich stoßen wollte, doch ihre Freundin hielt sie mit bemerkenswerter Kraft an den Schultern fest.

Schließlich gelang es Nyota doch sich zu befreien. Sie starrte ihre Freundin mit ungläubiger Verständnislosigkeit an. „Ich dachte, ich hätte dir vor nicht allzu langer Zeit schon mal gesagt, dass das nicht mein Ding ist. Warum kannst du das nicht respektieren? Ich finde dich wunderbar, ehrlich, aber nicht auf diese Weise. Du bist meine Freundin, Gaila, und ich mag dich wirklich sehr. Du musst endlich damit aufhören, mich immer wieder zu küssen. Ich …“

„Ha“, rief Gaila aus und strahlte jovial.

Nyota konnte ihre Freundin nur ungläubig anstarren. „Wieso triumphierst du so?“

„Weil ich genial bin, Schätzchen, und dein Schluckauf weg ist.“ Außerdem, was Nyota nicht wissen konnte, da sie im Gegensatz zu Gaila mit dem Rücken zum Nachtclub stand, hatten Jim Kirk und Doktor McCoy den Club ebenfalls verlassen und den Kuss gesehen.

Die beiden Männer standen mit offenen Mündern und vor Erstaunen aufgerissenen Augen glotzend in Richtung der Frauen.

„Du hast Recht!“, freute sich Nyota ahnungslos und drückte ihre Freundin für einen flüchtigen Moment an sich. „Also war das nur …“

„… um dich zu überraschen oder erschrecken, ja“, bestätigte Gaila. „Wie immer du das nehmen magst. Ich weiß, dass ich keine Chance bei dir hab. Dafür fehlen mir spitze Ohren und das Verständnis für Suraks Lehren.“ Sie hielt Nyota ihre Armbeuge hin und diese hakte sich bei ihrer Freundin ein.

Beide Frauen lachten zufrieden, während sie ihren Weg Richtung Wohnheim wieder aufnahmen. Gaila drehte sich jedoch noch einmal zu den anderen beiden Kadetten um, ohne dass Nyota es bemerkte, und streckte Jim zwinkernd die Zunge raus.

Die beiden Männer standen immer noch wie vom Donner gerührt vorm Eingang zum Nachtclub und konnten augenscheinlich nicht fassen, wessen sie soeben Zeuge geworden waren.

Zwei zu Null für die exotische Orionerin, dachte Gaila und fühlte sich unendlich gut.


~ fin
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