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Home for Christmas

von Emony

Kapitel 1

Joanna stellte fröstelnd den Kragen ihres Mantels auf und steckte sich die behandschuhten Hände daraufhin sofort wieder in die Taschen zurück. Laut Wettervorhersage waren es rund sechs Grad Celsius in San Francisco, doch es fühlte sich deutlich kälter an. Joanna vermutete, dass es an dem eisigen Wind lag, der von der pazifischen Küste durch die Straßen pfiff.

Sie konnte kaum erwarten, ihren Vater und Jim wiederzusehen. Aus diesem Grund war sie auch viel zu früh in San Fran angekommen. Ihr Blick wanderte von selbst immer wieder hinauf zum Himmel, als könne sie die Enterprise ankommen sehen. Das war natürlich lächerlich. Aus dieser Entfernung würde sie das Schiff im Orbit der Erde nicht mit bloßem Auge erkennen können.

Das Gelände der Sternenflotten Akademie war weihnachtlich geschmückt, doch bei der Kälte schien kaum jemand darauf zu achten. Überall um sie herum eilten Kadetten über den Campus, um schnell wieder ins Warme zu kommen. Nur Joanna stand am verabredeten Denkmal, das man für Vulkan aufgestellt hatte. Jim hatte ihr gesagt, sie solle dorthin kommen, da sie diesen Platz am leichtesten würde finden können. Er hatte Recht behalten. Allerdings hätte sie sich einen weniger exponierten Treffpunkt gewünscht. Sicher dachte Jim nicht mehr daran, wie kalt es mancherorts im Winter wurde, seit er auf einem klimatisierten Raumschiff wohnte.

Plötzlich tippte ihr von hinten jemand auf die Schulter. Joanna erschrak sichtlich unter der Berührung. „Verzeihung“, hörte sie eine männliche, ihr unbekannte Stimme sagen und drehte sich herum. Ein junger Mann in goldener Uniform stand hinter ihr und zog im selben Moment den Verschluss seiner dicken Jacke zu, die zu seiner Uniform passte. „Sind Sie Miss McCoy?“

Joanna nickte etwas verwundert.

„Ich wollte Sie nicht erschrecken, Miss. Keptin Kirk schickt mich, Sie zu holen.“ Der russische Akzent des Offiziers war unüberhörbar.

„Geht es meinem Vater gut?“, fragte Joanna sofort alarmiert. Wenn weder Jim noch ihr Vater persönlich zum Treffen kommen konnten, musste doch irgendetwas schief gelaufen sein. Ihr Herz setzte einen Schlag aus.

„Da, keine Sorge“, bemühte sich der Offizier sie zu beruhigen, kaum dass ihm aufgegangen war, wie erschrocken sie über die kleine Planänderung war. „Doktor McCoy geht es gut. Es lag nicht in meiner Absicht, Sie in Angst zu versetzen.“

Erleichterung löste die Anspannung aus Joannas Schultern. Sie atmete tief durch. „Gott sei Dank.“

Der junge Offizier nickte. „Mir wurde aufgetragen, Sie zur Enterprise zu bringen.“

Joannas Gesicht hellte sich bei der Vorstellung sofort auf. „Ich darf beamen?“

Der Russe schüttelte den Kopf. „Doktor McCoy hat darauf bestanden, dass ich Sie mit einem Shuttle hole.“ Als sie daraufhin die Augen genervt verdrehte, musste sich der Offizier ein Glucksen verkneifen. „Er sagte etwas wie: Ich lasse nicht zu, dass mein einziges Kind in seine Moleküle zerlegt und womöglich auf nimmer Wiedersehen im All verstreut wird.“

„Das klingt nach meinem Dad“, erwiderte Joanna. „Mit Fremden hat er mir jedoch ebenso verboten zu gehen. Daher …“

„Chekov. Ensign Pavel Chekov. Zu Ihren Diensten“, verneigte sich der junge Offizier, noch ehe sie Gelegenheit bekam, auszusprechen.

Joanna hielt ihm die Hand hin. „Joanna McCoy.“

Ungewohnt galant nahm er ihre Hand in seine, den Kopf immer noch leicht geneigt und küsste ihren Handrücken. „Sehr erfreut, Miss McCoy.“

„Joanna reicht vollkommen aus, Ensign Chekov.“ Sie schenkte ihm ein makelloses Lächeln.

„Pavel“, sagte Chekov daraufhin und sie nickte erfreut. „Darf ich bitten?“ Er hielt ihr – ganz Gentleman – den rechten Ellbogen hin und sie hakte sich ein, ehe er sie zur Shuttlebucht führte.

~*~

„Sehen wir uns später noch?“, fragte Joanna hoffnungsvoll und drehte sich in der offenen Tür zur Krankenstation nochmals zu Pavel um.

Hinter ihr erstarrte Leonard McCoy und hob die rechte Augenbraue steil an. Joanna konnte es nicht sehen, da sie mit dem Rücken zu ihrem Vater stand. Pavel allerdings entging der Blick des Arztes nicht.

„Das äh, weiß ich noch nicht“, stammelte er im Angesicht von Leonards argwöhnischem Blick, der Ärger versprach. Pavel ging rückwärts hinaus auf den Korridor und die Tür glitt vor seiner Nase zu.

Etwas enttäuscht wandte sich Joanna ab und den Räumen der Krankenstation zu. Ihr Vater stand seitlich hinter ihr, die Arme vor der Brust verschränkt. „Hast du da eben … geflirtet?“

„Schon möglich“, grinste die Siebzehnjährige, ignorierte seinen mürrischen Blick und eilte zu ihm. Joanna schlang die Arme um seinen Hals, drückte ihm ein Küsschen auf die Wange und nach ein paar Sekunden, in denen er reglos da stand, erwiderte er die Umarmung. „Ich hab dich so vermisst.“

„Ich dich auch, Jojo“, erwiderte er deutlich entspannter und küsste ihr nussbraunes Haar. „Ich dich auch.“

Für einen sehr langen, innigen Moment hielten sie einander fest, bis Joanna sich schließlich langsam aus der Umarmung schälte. „Ich bin erschrocken, als Pavel plötzlich da stand und mir sagte, er käme an eurer Stelle“, ließ sie ihren Vater wissen.

Leonard sah Joanna fest in die Augen. „Pavel? Für dich ist er Ensign Chekov.“

„Pavel“, beharrte sie, nicht weniger stur als ihr Vater. „Er ist niedlich.“ Ein entzücktes Lächeln zauberte kleine Grübchen in ihre Wangen.

Leonard öffnete und schloss den Mund gleich darauf wieder. Was ihm auf der Zunge lag, sprach er besser nicht aus. Dem kleinen russischen Gauner würde er später die Leviten lesen, dafür, dass er sich schamlos an seine Tochter rangemacht hatte. Offenbar verbrachte Pavel zu viel Zeit mit Jim, dem Meister des Flirtens. Leonard hatte es gerade noch gefehlt, dass einer der Enterprise-Offiziere, auch wenn es der mit Abstand jüngste war, seiner kleinen Tochter den Kopf verdrehte.

„Wo ist Jim?“, erkundigte sich Joanna schließlich und lenkte geschickt vom Thema ab.

„Der hat noch ein bisschen was zu tun. Daher schlug er vor, dass ich dir in der Zwischenzeit das Schiff zeige und hat Ensign Chekov geschickt, dich abzuholen.“

„Ich wäre viel lieber an Bord gebeamt worden. Was auch wesentlich schneller gegangen wäre“, argumentierte sie, „aber Pavel hat dich ziemlich treffend zitiert und mich wissen lassen, dass du es untersagt hast.“

„Zitiert hat er mich? So, so …“ Erneut wanderte seine rechte Augenbraue gen Haaransatz.

Joanna stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm erneut einen Kuss auf die Wange. „Du bist so süß, wenn du dich ärgerst. Ich wette, deshalb bringt Jim dich so gern auf die Palme.“

Leonard schnappte nach Luft, erwiderte jedoch nichts. Für einen Moment betrachtete er seine Tochter, die schon fast erwachsen war und musste sich eingestehen, dass sie vermutlich gar nicht so daneben lag. „Komm“, sagte er schließlich und legte den Arm um ihre Schultern, „ich zeige dir jetzt das Schiff.“ Er fing selbstverständlich mit der Krankenstation an, auf der Joanna vielleicht eines Tages dienen würde. Anschließend gingen sie in die Mannschaftsmesse, zum Maschinenraum, zum Transporterraum – den Leonard am wenigsten mochte – und danach zeigte er ihr sein privates Quartier.

„Ihr wohnt getrennt?“ Joanna konnte sich ihre Verwunderung nicht verkneifen.

Leonard zuckte die Schultern. „Ist doch nichts dabei.“

„Und ob da was dabei ist“, entkam es Joanna einigermaßen entsetzt. „Ich dachte, ihr seid glücklich zusammen.“

„Sind wir auch“, erwiderte Leonard, dem es nicht leicht fiel, über seine Beziehung zu Jim zu sprechen. „An Bord weiß niemand, dass wir …“

Joannas Augen wurden groß. „Ihr verheimlicht eure Beziehung? Wieso?“

„Schon mal von Privatsphäre gehört? Wir wollen eben nicht, dass jemand davon erfährt.“

In ihrer Vorstellung waren ihr Vater und Jim längst zusammen gezogen. Für sie war es ganz selbstverständlich und daher unbegreiflich, dass die beiden ein Geheimnis um ihre Liebe machten. Sie hatten im Sommer einen so innigen Eindruck bei ihr hinterlassen.

„Und du bist damit einverstanden?“, fragte sie vorsichtig und legte ihrem Vater eine warme Hand an die Wange.

Er nahm ihre Hand und löste sie von seiner Wange. „Ich bin zufrieden, Liebes. Mach dir keine Sorgen um mich.“

Zufrieden, hatte er gesagt. Zufrieden war nicht dasselbe wie glücklich. Joanna nickte einlenkend. „Zeigst du mir jetzt noch die Brücke? Ich möchte Jim endlich hallo sagen.“ Und ihm bei der Gelegenheit in den Hintern treten, ergänzte sie in Gedanken.

Leonard nickte einverstanden und führte sie ohne Umwege zur Kommandozentrale, die für gewöhnliche Besucher nicht zugänglich war. Jim hatte es jedoch erlaubt, noch ehe Leonard danach hatte fragen müssen.

~*~

Voller Ehrfurcht betrat Joanna die Brücke der Enterprise.

„Hey Süße, da bist du ja!“, wurde sie sofort überschwänglich von Jim begrüßt, der ein PADD aus der Hand legte und zu ihnen herüberkam. Er schloss die Arme um Joanna und hob sie ein wenig hoch, drehte sie leicht und setzte sie dann wieder ab. „Wie gefällt dir das Schiff?“

„Sie ist ein Traum“, erwiderte Joanna begeistert. „Viel größer als ich dachte, so schön hell und modern.“ Vor Jahren hatten sie die alte NX-01 Klasse im Schiffsmuseum der Sternenflotte besichtigt, die kein Vergleich zur Constitution-Klasse war. „Wie viele Leute dienen unter deinem Kommando?“

Jim musste einen Moment überlegen. Ein paar Leute hatten bereits um Versetzung gebeten und die Enterprise verlassen, es waren jedoch auch neue dazu gekommen. „Etwa vierhundert und dreißig Männer und Frauen.“ Seine Brust schwoll ein wenig vor Stolz an.

Joanna sah zwischen ihrem Vater und Jim hin und her. Die übrigen Brückenoffiziere hatten ihre Anwesenheit zwar zur Kenntnis genommen, sich jedoch nicht von ihrer Arbeit ablenken lassen. Sicher waren sie froh, wenn sie sobald wie möglich von Bord und nach Hause zu ihren Familien gehen konnten. Jim nahm sie bei der Hand und stellte sie den Senioroffizieren vor.

Von Spock und Uhura hatte sie bereits gehört. Und Sulu galt als verwegener Pilot, wenngleich Jim von sich behauptete, es jederzeit mit ihm aufnehmen zu können. Neben dem Asiaten wandte sich Chekov eingeschüchtert zu ihr um, ihren Vater, der hinter Jim Position bezogen hatte, bewusst ignorierend.

„Da bist du ja, Pavel. Ich hatte gehofft, dich wiederzusehen“, sagte Joanna, „ich hab vergessen dir für den angenehmen Flug zu danken.“

Jim grinste und klopfte Chekov freundschaftlich auf die Schulter. „Ich hatte das Gefühl, ihr würdet euch verstehen.“

Leonard hinter ihm seufzte so laut, dass es niemand auf der Brücke überhören konnte, selbst wenn es jemand versucht hätte. Daraufhin gluckste Jim mit vorgehaltener Hand und fing sich von Leonard einen tödlichen Blick ein.

„Ich habe nur noch eine Sache, dann können wir von Bord gehen“, sagte Jim laut genug, dass ihn jeder hören konnte. Er ließ Joanna und Leonard hinter Chekovs Sessel stehen und ging zu seinem eigenen. „Uhura, bitte auf schiffsweite Übertragung gehen.“

„Aye“, bestätigte diese, nahm wieder an der Kommunikationsstation Platz und legte die Durchsage des Captains auf das Interkom. „Sie können sprechen, Captain.“

„Achtung, Crew der Enterprise! Hier spricht der Captain“, begann Jim, sobald er vor seinem Sessel stand und die Freisprecheinrichtung betätigte. Er bedachte Bones, der einen schützenden Arm um seine Tochter geschlungen hatte, und Joanna mit einem Schmunzeln. „Ich wünsche Ihnen allen ein ruhiges und besinnliches Fest im Kreis ihrer Familien und Freunde. Kommen Sie alle gut ins neue Jahr und gesund zurück an Bord. Wir sehen und hören uns in vierzehn Tagen wieder. Kirk Ende.“

~*~

Die Führung über den winterlichen Campus der Akademie hielten Jim und ihr Vater, ein wenig zu Joannas Enttäuschung, relativ kurz. Sie zeigten ihr lediglich die wichtigsten Gebäude und Anlaufstellen, ließen sie hin und wieder an einer kleinen Erinnerung teilhaben. Joanna nahm an, dass beide Männer erschöpft waren und den Tag ausklingen lassen wollten. Sie versuchte, es ihnen nicht übel zu nehmen. Und letztlich war sie auch viel zu glücklich, sie beide wiederzusehen und das diesjährige Weihnachtsfest mit ihnen verbringen zu können.

„Sagt mal“, begann Joanna, flankiert von beiden Männern, „wo werden wir eigentlich wohnen? In einem Hotel?“ Sie hatte sich schon länger gefragt, wo Sternenflottenoffiziere wohnten, während ihrer teils kurzen Aufenthalte auf der Erde.

„Wir haben eine Standardunterkunft für Offiziere, die …“, setzte Leonard zu einer Erklärung an, wurde jedoch von Jim unterbrochen, der hinter Joanna seine Hand auf Leonards Schulter legte.

„Ich hab da eine kleine Überraschung für euch beide“, ließ er die McCoys wissen, die ihn gleichermaßen verdutzt ansahen.

„Was für eine Überraschung?“ Leonard legte die Stirn in Falten.

„Das wirst du schon sehen“, strahlte Jim und das Himmelblau seiner Augen leuchtete dabei auf. Er winkte einen Taxi-Transport herbei, gab dem Computer eine Adresse an und der Autopilot des Fahrzeugs fuhr los.

Keine zehn Minuten später hielt das Fahrzeug vor einem historisch wirkenden, aber dennoch sehr gut erhaltenen Haus. Jim drückte seinen Daumen auf das Display der Konsole im Cockpit und bezahlte damit die Fahrt.

Die Drei stiegen aus und fanden auf der Hyde Street wieder, nahe der Endstation der historischen Cable Car Strecke, die wie auch die Golden Gate Bridge, als Wahrzeichen der Stadt galt. Von ihrem Standpunkt aus, vermochten sie es geradewegs bis hinab zur Bucht sehen zu können.

„Machen wir eine Fahrt mit der Bahn?“, fragte Joanna und schlang die Arme um sich selbst. Auf dem Hügel war der Wind noch eisiger, als unten an der Küste, wo sich die Akademie befand.

„Nicht heute“, verneinte Jim und führte die beiden McCoys zum Eingang des Hauses, vor dem das Taxi gehalten hatte. Dort stellte er sich vor einen Retina-Scanner, der oberhalb der fünf antiken Türklingeln angebracht war und nicht so recht zum Haus passen wollte.

„Willkommen zu Hause, Mr. Kirk“, tönte eine elektronische Stimme, die weder weiblich noch männlich klang, aus einem kleinen Lautsprecher über den Hauseingang.

„Zu Hause?“, fragte Leonard verwundert. Hatte Jim sich ein Apartment besorgt?

Der schwieg und schmunzelte, stieg die die Treppen der ersten beiden Stockwerke hinauf – einen Fahrstuhl gab es in dem alten Haus nicht – und öffnete schließlich im dritten und obersten Stockwerk die Tür zu einer Wohnung.

Die Wohnung war nicht einfach nur ein Apartment, sondern vielmehr ein großes offenes Wohnstudio. Leonards Augen wurden groß. Es gab kaum Trennwände, dafür viele Fenster, die das Studio mit Tageslicht füllten.

„Wie gefällt es euch?“, fragte Jim und ließ die Wohnungstür hinter ihnen zufallen.

„Es ist ein Traum!“, kaum Joanna ihrem Vater zuvor und sah sich staunend um. Ihr erster Weg führte zum Kühlschrank, der offenen Küche. Er war bis oben hin gefüllt.

Während Joanna die Küche in Augenschein nahm, starrte Leonard ein wenig fassungslos den geschmückten Weihnachtsbaum an, der im Wohnbereich vor einem Fenster stand. „Unglaublich“, hauchte er schließlich. „Wie und wann hast du das gemacht, Jim?“

Der zuckte leicht die Schultern. „Ich bin hier inzwischen ein Held. Ein paar Anrufe, ein bisschen den Online-Immobilienmarkt durchstöbern und jemanden kennen, der den Feinschliff erledigt. Mehr hat es nicht gebraucht.“ Das Ehepaar, das das Haus verwaltete, hatte sich mit Freude und Eifer bereit erklärt, Lebensmittel zu besorgen, die Leute der Möbelhäuser hinein gelassen und ihm – einfach aus purer Nächstenliebe – sogar einen Weihnachtsbaum besorgt und bereits geschmückt. Jims Grinsen reichte beinahe von einem Ohr zum anderen.

„Du hast deine Popularität ausgenutzt, um das hier“, Leonard breitete die Arme aus, „alles zu bekommen?“

„Ich zahle Miete, wie alle anderen Leute auch, Bones. Ist nicht so, als hätte ich mir das Studio schenken lassen. Aber ich dachte, wir sollten auf der Erde ein Zuhause haben, das nur uns gehört.“

„Uns?“ Leonard sah ihn entgeistert an.

Joanna fiel in der Küche eine Gewürzmühle aus der Hand, die sie inspiziert hatte, als sie Jims Worte hörte.

Jim nickte schmunzelnd. „Das ist mein Weihnachtsgeschenk für dich, Bones. Ich möchte, dass das unsere gemeinsame Wohnung ist. Nach den Feiertagen kommen die Verwalter kurz vorbei und nehmen deinen Retina-Scan und deinen Fingerabdruck auf, dann ist es offiziell.“

„Ich kann das kaum glauben, Jim.“ Leonard zog Jim in eine enge Umarmung, ehe er ihm einen langen Kuss auf die Lippen drückte. Immerhin fühlte er Joannas Blick in seinen Rücken. Weiter würde er in ihrer Anwesenheit nicht gehen.

„Außerdem“, fuhr Jim fort und sah über Leonards Schulter zu Joanna hinüber, „kannst du hier jederzeit herkommen, wenn wir auf Missionen sind.“

„Echt jetzt?“

„Keine Partys, keine Jungs und …“, fing Leonard sofort an, Regeln aufzustellen.

Jim hielt ihm lachend den Mund zu, schüttelte hinter ihm den Kopf, was nur Joanna sehen konnte. „Spaßbremse“, hauchte er Leonard in den Nacken, ehe er spielerisch in selbigen biss.

Leonard befreite sich aus dem Griff und hatte Mühe, ernst zu bleiben. Er sah Joanna jedoch schnell wieder gemessen an. „Das ist keine Lasterhöhle, klar. Du wirst dich benehmen, wenn du hier wohnst“, sagte er streng zu seiner Tochter.

„Keine Lasterhöhle?“, fragte Jim mit gespielter Enttäuschung. „Verdammt. So schnell stirbt die Hoffnung.“ Er grinste, zwinkerte Leonard zu und ging hinüber zu Joanna. „Hilfst du mir bei den Vorbereitungen?“

„Was für Vorbereitungen?“, wollte Leonard wissen, der ebenfalls zur Küchenzeile ging.

„Na, für die Einweihungsparty, selbstverständlich. Ich hab schon alle Führungsoffiziere, Admiral Pike und dessen Frau eingeladen“, beantwortete Jim seine Frage. „Du kannst es auch als eine Vorweihnachtsfeier betrachten, Bones.“

Leonard verdrehte die Augen. Eine Party, an ihrem ersten Abend auf der Erde. Das war typisch Jim.

„Wird Pavel auch kommen?“, fragte Joanna sofort hoffnungsvoll.

Leonard knurrte finster. „Kommt nicht in Frage.“

Jim grinste jedoch breit und legte einen wissenden Arm über Joannas Schulter. Das Mädchen sah ihn erwartungsvoll an und überhörte absichtlich den Kommentar ihres beschützenden Vaters. „Selbstverständlich wird er auch kommen. Was meinst du, wo wir den Mistelzweig aufhängen sollen?“

Leonard wurde ganz flau im Magen, während er den beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben dabei zuhörte, wie sie eine unvergessliche Weihnachtsfeier planten.

~ the end
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