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Das letzte Türchen

von MaLi

Kapitel 1

Es war dunkel im Zimmer, noch viel zu früh um aufzustehen. Trotzdem warf er die Bettdecke zurück, stellte seine kleinen Füße auf den kalten Boden und stand auf. Müde rieb er sich die Augen, das Gesicht und gähnte dann herzhaft.
Das Teelicht auf der Kommode war längst erloschen, trotzdem fand er seinen Weg. Zielsicher und ohne irgendwo anzustoßen, tapsten seine Füße über den Holzfußboden zur Tür.

Klick.
Geblendet schloss er die Augen und schirmte sie mit seinen Händen ab. Es dauerte seine Zeit, bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten. Zu lange für seinen Geschmack. Noch halb blind schlurfte er durchs Zimmer zu seinem Schreibtisch. Der Kalender war sein Ziel.
Nicht irgendein Kalender, oh nein! Ein Adventskalender war es, der ihn lockte. Der bestimmt wichtigste Kalender im Leben eines Kindes.

Zielsicher stieß sein Finger in die kleine, halbmondförmige Kerbe vor dem 24. Türchen. Es war das letzte, das noch geschlossen war. Mit leichter Kraft durchstach sein kleiner Finger den Karton, kroch durch das Loch hinter das Türchen und riss es auf.

Ein Stück Schokolade kam zum Vorschein. Wie jeden Tag davor. Unruhig vor lauter Vorfreude, fummelte er das kleine Päckchen aus der Vertiefung. Endlich! Einen kleinen Moment nahm er sich Zeit, den lachenden Weihnachtsmann auf dem Papierchen zu betrachten.
Wie eine Feder zog er sich zusammen und ließ sich zu einem kleinen Luftsprung in die Höhe schnellen. Er war da gewesen! Der Weihnachtsmann.

Mit einem glücklichen Kichern, das nur ihm alleine gehörte, zog er am Papier. Knisternd löste es sich von der Schokolade und segelte dann achtlos zu Boden. Verzückt schnüffelte er an dem kleinen Stückchen braunen Glücks. Es roch nach Freude und Frieden. Mit einem Seufzen schob er es in seinen Mund.

Dreiundzwanzig hatte er schon davon gegessen, doch dieses hier war das Beste! Nicht weil es eine ganz besondere Sorte Schokolade gewesen wäre, nein, es gab nur eine Sorte im Kalender. Es war das letzte, das Weihnachtstäfelchen.
Voller Genuss kaute er es und ließ die Reste auf der Zunge zergehen. Sein Glück nahm zu.

Ohne große Hoffnung ging er zur Tür und zog an der Klinke. Verschlossen. Wie er es erwartet hatte. Er widerstand der Versuchung, gegen die Tür zu hämmern und um Auslass zu bitten. Mama würde ihn holen, wenn es soweit war.

Er wäre niedergeschlagen gewesen, hätte sein Mund nicht so herrlich nach Schokolade geschmeckt. Begeistert leckte er sich die Lippen und verstärkte das Glücksgefühl. Er brauchte es jetzt, denn von nun an hieß es warten …

Die Zehen wurden ihm kalt, und so griff er sich das Paar Socken vom Stuhl, setzte sich auf den Boden und zog es an. Es waren schwarze Socken. Sie passten zum Anzug und der Krawatte, die er später tragen würde. Noch nicht jetzt, Mama würde schimpfen, wenn er in so einem feinen Aufzug auf dem Boden spielte.

Er war unruhig. Nicht einmal sein Lieblingscomic vermochte ihn heute zu fesseln. Er legte ihn weg und startete den MP3 Player. Es war still im Haus. Mit einem Ohr lauschte er den Abenteuern von Green Lantern, mit dem anderen horchte er in den Flur. Mama kam nicht.

Nervös begann er zu malen. Alles worauf er wartete, war ein Klopfen an der Tür. Dass Mama kam, ihm in den Anzug half und er dann runter ins Wohnzimmer durfte wo der herrliche Weihnachtsbaum stand und die Geschenke lagen. Seufzend überkrakelte er die Zeichnung. Es wurde heute einfach nichts.

Klopf. Klopf. Klick.
Er fiel fast vom Stuhl.
„Mama!“
Die Tür schwang auf und sie stand vor ihm. Ein hübsches Kleid zierte ihren Körper, schmiegte sich luftig an seine Wange als er sie umarmte.
„Hallo mein Schatz“, lächelte sie, „fröhliche Weihnachten! Komm, zieh dich an, dann kannst du nach unten gehen!“

Das ließ er sich nicht zweimal sagen. In ungeduldiger Hast hüpfte er in die Hose, ließ sich von Mama das Hemd zuknöpfen und die Krawatte binden. Sie kämmte ihm die verwuschelten Haare und nahm dann lächelnd sein Gesicht in ihre Hände.
„Du lieber Junge“, strahlte sie ihn an und küsste ihn.

***

Es war noch dunkel. Viel zu früh um aufzustehen. Trotzdem schlug er die Bettdecke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und stellte seine Füße auf den warmen Boden.
Müde rieb er sich die Augen, dann das Gesicht. Es kratzte auf seinen Handinnenflächen. Er musste sich dringend rasieren. Genüsslich gähnte er und stand dann auf.

„Licht!“, befahl er und stand gleich darauf im hellen Schein der Deckenbeleuchtung. Geblendet kniff er die Augen zusammen. Es dauerte seine Zeit, bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Zu lange für seinen Geschmack.

Zielstrebig ging er zu seinem Schreibtisch. Der Kalender war sein Ziel. Nicht der, der als Bildschirmschoner seinen Computer zierte, nein, es war der Adventskalender, der ihn lockte. Der wichtigste Kalender seit Anfang des Monats.

Lächelnd suchte er das heutige Türchen. Es fiel sofort auf. Es war das Letzte, das noch geschlossen war. Lächelnd drückte er die halbmondförmige Kerbe ein, steckte vorsichtig die Spitze seines kleinen Fingers unter den Kartonrand und riss das Türchen auf.

Ein Stück Schokolade kam zum Vorschein. Wie jeden Tag davor. Für einen kurzen Moment nahm er sich die Zeit, und betrachtete lächelnd den gelben, langschweifigen Weihnachtsstern auf dem Papierchen. Er sah aus dem Fenster ins All. Er sah Tausende davon.

Ein leises Glucksen ausstoßend, das nur ihm alleine gehörte, befreite er das Stück Schokolade aus seinem Gefängnis. Verzückt schnüffelte er daran. Es roch nach Heimat und Vergangenheit. Achtlos knüllte er das Papierchen zusammen und ließ es in den Papierkorb gleiten. Seufzend schob er die Schokolade in den Mund.
Dreiundzwanzig hatte er schon davon gegessen. Es war das Beste von allen. Es war das letzte, das Weihnachtstäfelchen. Genüsslich ließ er es auf der Zunge zergehen.
341 Tage bis zum nächsten Türchen.

Noch während er glückselig daran lutschte, nahm er das Paar Socken vom Stuhl, setzte sich aufs Bett und zog es an. Es waren schwarze Socken. Sie passten zur Uniform, die er gleich anziehen würde. Noch nicht jetzt. Er würde sich schelten, wenn Rasierschaum darauf tropfen würde.

Noch im Pyjama schlurfte er ins Bad. Genüsslich leckte er sich die Lippen und verstärkte den Geschmack der Schokolade. Er würde seine Zähne heute erst am Mittag putzen.
Geübt rasierte er sich das Kinn, wusch sich das Gesicht, kämmte sich die Haare und kehrte dann ins Schlafzimmer zurück. Unruhig schielte er zur Tür. Es war ein Summen, auf das er wartete. Dass sein bester Freund kam und ihn abholte, um zur Arbeit zu gehen.

Gemächlich stieg er in seine Galauniform. Es war Weihnachten, heute machten sich alle fein auf dem Schiff. Ein letztes Mal noch trat er vor den Spiegel. Strahlende, hellblaue Topase funkelten ihm entgegen. Er lächelte sich an.

Bsss! Bsss!
Er erschrak leicht als es endlich kam. Er holte tief Luft, zupfte an der Uniform und trat dann vor die Tür.
„Fröhliche Weihnachten, Jim!“, begrüßte ihn Leonard McCoy.
„Fröhliche Weihnachten, Pille! Komm, lass uns gehen, die Arbeit ruft!“


ENDE
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