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Weihnachten im Stall des kopflosen Esels

von MaLi

Kapitel 1

„Geh’n wir einen Weihnachtsbaum holen, Pille, sagte er“, zeterte McCoy und stapfte verdrießlich in einem dichten Flockenwirbel durch den Schnee, energisch einen Tannenbaum hinter sich her ziehend. „Das wird ein Spaß, Pille, du wirst seh’n, sagte er. Geht ganz schnell, Pille, glaub mir, sagte er. Pille sieht hier aber keinen Spaß, verdammt noch mal, und schnell geht es auch nicht?!
Verärgert zog er am Baum. „AUA?!“

Hastig riss er sich den Handschuh von der Haut und nuckelte leidend an der empfindlichen Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger. Er hatte sich dort zwischen zwei Ästen eingeklemmt und sich ein winziges Schnittchen geholt. Es tat aber weh wie ein Großer und schickte seine Laune endgültig in die Tiefgarage.

„Ig haffe Fnee…“, mümmelte er säuerlich und nuckelte intensiver.
Der Schmerz ließ einfach nicht nach. Verärgert leckte er über den Schnitt und bückte sich nach dem Handschuh. Es half nichts, er musste weiter wenn er nicht in den nächsten paar Minuten hier festfrieren wollte. Als er hoch kam, erschrak er fast zu Tode.

„WUAHAAA!“
Aufschreiend wirbelte er herum und fiel rücklings in die weiße Wattepracht, die entsetzten Augen auf Jim Kirk gerichtet, der jetzt langsam die Hand sinken ließ, die er gerade ohne Vorwarnung auf Leonards Schulter hatte fallen lassen. Jims himmelblaue Augen funkelten wie herrliche Eiskristalle im Schneegestöber auf ihn herab. Erschrocken, besorgt, aber funkelnd und schön wie hellblauer Topas, umrahmt von der weißen Flockenpracht und dem gleichfarbigen Anorak. Weihnachtsaugen, schoss Leonard für den Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf.

„Pille, alles klar?“, erkundigte sich Jim und blinzelte. Die winzigen Schneeflöckchen kitzelten seine Wimpern.
Keuchend und sich die Brust halten schleuderte Leonard Blitze zu ihm hoch.

„Hast du eigentlich ‘ne Hirnschmelze?“, schnaufte er fassungslos. „Willst du mich hier gleich beerdigen? Huh? Hier ruht Doktor Leonard Horatio McCoy, verstorben an Herzinfarkt. Er wurde dreiunddreißig Jahre alt; möge er endlich in Frieden ruhen…“

Jim lachte laut und streckte ihm hilfsbereit die Hand entgegen.
„Komm, steh auf, du Brummbär! Sonst frierst du mir noch an …“
Knurrend packte Leonard seine Hand und zog sich so energisch daran hoch, dass Jim fast um - und auf ihn drauf gefallen wäre. „Hey, geht’s dir gut?“, fragte Jim besorgt nach.

„Würde es was ändern, wenn ich nein sage?“, fauchte Leonard und suchte seinen Handschuh.
Er hatte ihn vor Schreck zwei Meter weit fortgeschleudert. Mit einer wütenden Bewegung hob er ihn hoch und zog ihn über die zitternde Hand.

„Was hast du denn? Ich dachte, du magst Schnee“, rief Jim etwas verständnislos durch den heulenden Wind und stieß damit ungewollt in ein Wespennest. Leonard ahmte gerade erschreckend naturgetreu einen zornigen Eisbären nach.

„Ja, Jim! Ich mag Schnee!“, brüllte er den Sturm doppelt übertönend zurück. „In den Bergen! Wenn die Sonne scheint! Mit Skier an den Füßen! Nicht diesen verdammten sibirischen Blizzard in einer weißen Pampa aus Garnichts?! Warum hast du nicht Chekov mitnehmen können, verdammt noch mal? Der ist sowas gewohnt!“

Jim schüttelte nur grinsend den Kopf. Es war sinnlos, sich jetzt mit dem wütenden Doktor auf eine Diskussion einzulassen. Wie ein fieser Kobold vor sich hin kichernd, griff er nach der Tanne und zog sie mit sich zu Leonard.
„Komm“, forderte er ihn auf, „gehen wir uns eine Höhle suchen!“

„Eine Höhle suchen?“, machte Leonard ungläubig. „Sieh‘ dich doch mal um. Hier gibt es ein Dutzend davon!“
„Ja, weiß ich doch. Such‘ dir eine aus!“
„Wozu, bitte schön?!“, rief McCoy ungläubig und zog die weggewehte Kapuze wieder über den Kopf.
„Ich bekomme keine Verbindung zum Schiff!“, erklärte Jim.
„Was!?“
„ICH BEKOMME KEINE VERBINDUNG ZU …“

Jim brach ab. Leonards Augen sagten ihm deutlich, dass die Nachfrage nicht wegen der Verständigung, sondern des nicht wahrhaben Wollens gestellt worden war. Um Entschuldigung heischend grinste er ihn an, packte den Baum und steuerte auf eine Höhle zu, bevor Leonard ihn mit seinem Blick erdolchen konnte.

***

Leonard blies sich das gefühlt fünfzehnte Mal warme Luft in die kalten Hände und rieb sie leidend aneinander. Die Höhle war tief genug um den Sturm nicht reinzulassen, die Kälte jedoch hatte hier sehr wohl Wohnung bezogen.

„Unfassbar“, maulte er immer wieder und schüttelte den Kopf.
Sie warteten seit einer guten Stunde auf Nachricht von der Enterprise. „Unfassbar!“

Schlotternd stand er auf und begann auf und ab zu gehen. Die Expeditionskleidung war super, wenn man sich darin bewegte, für regungsloses Warten jedoch, taugte sie nicht. Auch Jim trat frierend auf der Stelle.

„Tut mir leid, Pille“, entschuldigte er sich, wohlwissend, auf taube Ohren zu stoßen.
„Jedes Mal, Jim! Jedes verfluchte Mal!“, zeterte Leonard nicht ganz zu Unrecht, und genoss die unbeabsichtigte Aufforderung, seinem Herzen Luft zu machen. „Jedes Mal, wenn du sagst, das wird ein Spaß, Pille, jedes Mal dann ende ich irgendwo, wo ich nicht sein will, und ärgere mich grün und blau! Es ist Weihnachten, Jim, ich will mich nicht ärgern!“
„Ja, dann lass es doch“, schlug Jim schmunzelnd vor und goss nur noch mehr Öl ins Feuer.

„Verdammt noch mal, Jim?!“, schrie McCoy. Er kochte vor Wut.
„Mann, Pille, reg dich nicht auf!“, lachte Kirk. Er konnte nicht anders. Einerseits, weil ihn Leonards Schauspiel erheiterte und andererseits, weil er hoffte, ihn vielleicht ein bisschen mit seiner Fröhlichkeit anstecken zu können.

„Ich rege mich nicht auf“, bellte Leonard zitternd, „DU regst mich auf! Du und deine dämlichen Ideen …“
Wütend trat er nach einem Stein und kickte ihn quer durch die Höhle.

„Was ist denn mit dir los, Pille? Was macht dir so zu schaffen?“, erkundigte sich Jim hilfsbereit.
Er vermutete mittlerweile, dass wohl nicht die Kälte alleine der Grund für sein Missvergnügen war. Leonard war im Wald schon ziemlich brummig gewesen.

„Ich bin müde und muss seit zwei Stunden aufs Klo“, erklärte er grollend und begann auf den Fußballen zu wippen.
„Und was hindert dich daran?“, wunderte sich Jim.
„Die Kälte!?“, schnappte Leonard ungläubig und trippelte auf der Stelle.

Wäre der Nachmittag nach Plan verlaufen, wäre er längst auf der Enterprise und erlöst. Selbst jetzt hatte er immer noch die Hoffnung, es rechtzeitig aufs Schiff und in sein warmes Badezimmer zu schaffen. Unruhig hüpfte er auf der Stelle und wurde von Minute zu Minute verzweifelter.
Es half nicht. Kurze Zeit später hatte er keine Chance mehr, der Natur ihr Recht zu verweigern.

Schlotternd kam er zurück, eine ganze Tirade an Flüchen und Verwünschungen ausstoßend.
„Pille“, schmunzelte Jim etwas vorwurfsvoll, „dir ist schon klar, dass du in Flammen aufgehst, solltest du je wieder eine Kirche betreten?“
McCoy stutzte überrascht und seufzte dann.
„Ja, ich weiß. War kein Spaß, verstehst du?“, stöhnte er, steckte die Hände tief in die Taschen und bog bibbernd den Rücken durch.
„Ist dir was abgefroren?“, grinste Jim fies.
„Fast!“, behauptete Leonard und schüttelte sich.
„Hast du mir vielleicht einen Tipp? Ich muss auch …“
„Mach schnell!“, war alles was McCoy an Empfehlungen aussprach. Jim beherzigte sie.

„Du, das ist wirklich kein Spaß“, stimmte er schlotternd zu und stellte sich neben Leonard.
Dem klapperten bereits die Zähne. Bucklig wie eine Katze und fast zur Hocke gekauert, stand er da und brachte kein Wort mehr heraus. Die Kälte stahl ihm noch den ganzen Rest seiner Energie und ließ den ohnehin pausenlos geschüttelten Körper gefährlich schwanken. Jim tat der Anblick im Herz weh. „Komm her!“

Ohne auf Leonards Protest zu achten, schloss er ihn in die Arme und begann, ihn durch intensives Reiben warm zu rubbeln. Es dauerte bis sich McCoys leidendes Knurren in wohliges Brummen verwandelte. Jim ließ ihn los.
„Pille“, meinte er und nestelte an seinem Expeditionsgürtel, „Ich hab die Schnauze voll!“

„Jim, das war unser Weihnachtsbaum?!“, rief Leonard fassungslos, während Jim zufrieden den Phaser wieder ins Holster steckte.
„Jetzt ist es ein Weihnachtsfeuer“, grinste er und packte Leonard bei den Schultern. „Leg dich hin und ruh dich aus. Ich gehe in den Wald und hole mehr Holz, bevor es dunkel ist.“
„Jim“, protestierte McCoy, „ich lasse dich sicher nicht alleine da draußen herumstapfen!“
„Doch, wirst du! Das ist ein Befehl! Pille, du bist völlig fertig. Ruh dich aus!“
„Jim …“
„Nein! Hinlegen! Jetzt!“

Es wurde eine Möbius Diskussion. Auf Vorschlag folgte Gegenvorschlag, auf Argument ein Gegenargument und auf jedes Nein ein Doch.
Es war Leonards Pech, dass er in seiner Wut etwas Speichel einatmete und husten musste. So spielte er Jim das Argument in die Hände, er sei schließlich erkältet und dürfe nicht mehr raus. Murrend und knurrend gab der Arzt schließlich nach und machte es sich bequem. Er nickte ein, noch bevor Jim die Höhle verlassen hatte.

***

Leonard erwachte mit geschlossenen Augen an einem warmen, hellen Ort. Weicher Pelz streifte seine Wange, es knisterte heimelig und roch nach einem gemütlichen Winterabend im Chalet. Skilaufen mit Jocelyn kam ihm in den Sinn. Die Abende auf dem Bärenfell vor dem Kamin. Überrascht schlug er die Augen auf und wurde sauer.

„Jim, verflu …“
„A-A-A!“, rief der sofort und hob mahnend den Zeigefinger. „Kein Gefluche, Pille! Es ist Weihnachten!“
„Blödsinn“, murmelte der und setzte sich auf, „Weihnachten ist erst morgen!“
„Es ist morgen, Pille. Es ist ein Uhr früh. Du hast acht Stunden geschlafen!“
„Du nimmst mich doch auf den Arm?!“ Leonard glotzte ihn ungläubig an und rieb sich die Schulter.

Seine Seite schmerzte wirklich, als hätte er längere Zeit in derselben Position auf dem harten Boden verbracht. Jim verschränkte die Arme.
„Die Murmel und Bären dieser Welt sind stolz auf dich, mein Freund“, behauptete er. „Du hast geschlafen wie ein Stein!“
„‘Tschuldige“, murmelte Leonard in der Meinung, Jim sei verärgert, weil er ihn acht Stunden alleine in der Langeweile zurückgelassen hatte.
„Du hast Fieber, Pille und du hustest. Du bist krank!“, sagte Jim ernst.

„Das ist kein Grund, deine Jacke über mich zu legen!“, knurrte der Arzt und reichte sie ihm rüber. „Zieh die gefälligst wieder an! Ich huste seit zwei Tagen, Jim, das ist kein Grund gleich Panik zu schieben.“
„Ach nein?“, frotzelte Jim, nahm seine Jacke in Empfang und legte sie stur zurück über Leonards Beine. „Wenn ich zwei Tage husten würde, läge ich längst auf der Krankenstation und würde Sauerstoff inhalieren!“
„Jetzt übertreibst du!“, behauptete McCoy müde und ließ die Jacke wo sie war.

Jim strahlte als er seinen Sieg erkannte und ging vor seinem Freund in die Knie.
„Pille, es ist Weihnachten! Versuch, ein bisschen fröhlich zu sein, okay? Ich weiß wie viel dir dieses Fest bedeutet, auch wenn ich mich selber nicht so damit anfreunden kann. Ich habe was für dich gemacht, willst du es sehen?“
„Ja, bitte.“
Stolz wie Oskar lenkte Jim McCoys Blick hinüber zum Lagerfeuer. Leonards Augen wurden groß.

***

Ein etwa armlanger Tannenzweig steckte in der Erde. Glitzernde Gold -und Silberfäden hingen von den Nadeln und funkelten im Schein des Feuers. Etwas, das sich als sternförmig eingerolltes Laubblatt herausstellte, bildete die Spitze des kleinen Bäumchens.

„Oh, Jim, das …“ Berührt und fasziniert zugleich krabbelte er aus den Jacken und kam näher.
„Fröhliche Weihnachten, Pille“, lächelte ihn sein Captain an, „und sorry wegen deines Shirts!“
Überrascht blickte McCoy an sich herab und stutzte verblüfft. Jim Kirk hatte die goldenen und silbernen Rangabzeichen von ihren Ärmeln gelöst und aus den Borten Lametta gemacht.

„Du hast meine Uniform zerschnitten!?“, rief Leonard halb lachend, halb vorwurfsvoll.
Er war einfach viel zu glücklich, um deswegen sauer zu sein. Er wusste wie Jim über Weihnachten dachte. Dass dieser sich trotz seiner Abneigung für ihn so ins Zeug legte, bedeutete Leonard mehr, als er Jim zu gestehen bereit war.

„Ich brauchte was zum Schmücken“, verteidigte sich Jim lachend und wies hinter das Bäumchen. „Ich habe dir sogar ein Geschenk!“
„Oh Jim, ich habe nichts für dich. Nicht hier, meine ich. Es liegt in meinem Quartier“, entschuldigte sich Leonard beschämt.
„Pille, ich habe im Wald auch keine goldene Uhr für dich gefunden“, beruhigte ihn Jim. „Ich musste ziemlich improvisieren! Ich hatte nur die Idee, weil … Ich weiß wie viel es dir bedeutet. Also, benutz einfach deine Fantasie.“

Neugierig umrundete McCoy das kleine Bäumchen und ging überrascht in die Knie. Im Schein des Feuers entdeckte er eine aus Rinde, Laub, Tannenzapfen und Zweigen zusammengebaute Krippe. Komplett mit Stall, Figuren und Tieren. Sie war tatsächlich aufs Äußerste improvisiert und fiel vermutlich schon bei intensivem Anstarren um, aber mit etwas Fantasie konnte man die einzelnen Elemente wirklich der Weihnachtsgeschichte zuordnen. Leonard wurde es warm ums Herz.

„Jim, das … Ich weiß nicht, was ich sagen soll …“ McCoy war sprachlos.
„Wie wär‘s mit Fröhliche Weihnachten, Jim! Oder: Danke, lieber Jim! Oder: Oh wow, fantastisch! Oder: Huh? Was ist DAS denn?!“, machte Jim ein paar Vorschläge und grinste.
Leonard lachte glücklich und stand auf. Er trat auf Jim zu, ließ sich zu einer kurzen Umarmung hinreißen und strahlte dann den Boden an.

„Danke Jim! Und dir auch fröhliche Weihnachten! Und ja, ich finde die Krippe absolut fantastisch, aber sag mir bitte: Was zum Geier ist DAS denn?!“ Grinsend wies er auf ein unidentifizierbares Unikum.
„Das ist … oh, warte schnell! Der Kopf ist abgefallen … So. Tadaa: Ein Esel, siehst du?“
„Du bist auch ein Esel“, spöttelte Leonard lieb und strahlte ihn an.
„Komm her“, brummte Jim überglücklich und nahm seinen liebsten Freund in die Arme, deutlich länger diesmal.

***

Sie genossen die Nacht aus vollem Herzen. Mit kaltem Hintern, aber vergnügt, saßen sie vor der Krippe, wärmten sich am Feuer, erzählten sich Geschichten und tranken aus Baumrinden Wasser geschmolzenen Schnees. Es schmeckte furchtbar, kratzte ihm Hals und ließ den Hunger wachsen, trotzdem fühlten sie sich glücklich hier.

Obwohl tausende Kilometer von seiner Familie getrennt, glaubte Leonard, gerade eines seiner schönsten Weihnachtsfeste zu verbringen. Immer wieder blickte er berührt auf die Krippe, die schon zwei Mal eingestürzt und in liebevoller Geduld wieder aufgebaut worden war. Ein König hatte seinen Umhang eingebüßt, der Esel endgültig seinen Kopf und Maria würde wohl ihr Leben als allein erziehende Mutter fristen müssen. Josef war unter der Last des Daches zerbröselt.

„Danke, Jim!“, seufzte Leonard erneut und strahlte.
„Für dich immer, Pille“, meinte der aufrichtig und gähnte dann herzhaft.
Müde linste er auf die Uhr. Es war sechs Uhr früh. Schichtbeginn auf der Enterprise. Wie aufs Stichwort zirpte sein Kommunikator.

„Kirk hier?“, murmelte er und rieb sich mit einer Hand die Augen.
„Captain“, begrüßte ihn Spock, „hier ist die Enterprise.“
„Ein Klingonenschiff hätte ich auch nicht erwartet“, scherzte Jim und stand auf.
„Wie ich höre, sind Sie wohlauf“, stellte Spock den Scherz würdigend fest.
„Uns geht‘s gut, Spock! Beamen Sie uns rauf. Ich will ins Bett!“
„Ich auch“, maulte Leonard über Jims Schulter in den Kommunikator. Jim grinste und trat einen Schritt beiseite.

„Ach, Spock“, gestand Kirk etwas zerknirscht, „ich fürchte unser Weihnachtsbaum hat sich in Rauch aufgelöst! Sollen wir nochmals los und einen neuen besorgen?“
„Das ist nicht nötig, Captain“, informierte ihn der Vulkanier, „Mister Scott ist eingefallen, dass wir für die Fünfjahresmission entsprechende Ausrüstung an Bord haben. Die Plastiktanne ist bereits geschmückt, Sir.“

„Heute Abend gibt es filetierten Chefingenieur“, knurrte McCoy und die pulsierende Ader auf seiner Schläfe unterstrich die Drohung auf grausige Weise.
„Ja, okay, alles klar“, quittierte Jim die Nachricht hastig und besorgt um Leonards Blutdruck, „beamen Sie uns so bald wie möglich hoch!“
„Halten Sie sich bereit, Sir! Spock Ende.“

„Hat er jetzt dich oder mich gemeint“, brummte Leonard misstrauisch und zupfte seinen Anorak zurecht.
„Uns beide, Pille“, grinste Jim und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter, „hab Geduld, in ein paar Minuten bist du im Bett!“
Sie spürten bereits das Kribbeln, das ihr Verschwinden in den Musterpuffer ankündigte, als sich Leonard noch einmal zum Boden hin bückte.

***

„Willkommen zurück an Bord und fröhliche Weihnachten!“, begrüßte sie Spock, kaum dass sie richtig materialisiert waren.
„Ihnen auch, Spock“, strahlte Jim und hüpfte von der Transporter Plattform.
„Der Sturm hat schon vor Stunden nachgelassen“, moserte hingegen McCoy und ignorierte die guten Wünsche, „eine Erklärung warum wir erst jetzt hochgebeamt werden?“

„Es gab Probleme damit, Ihre Muster durch die Höhlenwände einwandfrei zu erfassen“, erklärte Spock ruhig. „Mister Scott hielt das Risiko für inakzeptabel, Sie blind zu beamen. Dank Mister Chekovs Hilfe jedoch, fand er einen Weg, die Gefahr eines Verlustes zu minimieren.“
„Ach, und die Shuttles waren zufällig alle im Urlaub, oder wie?!“ Leonard war nicht überzeugt.

Spock zog nur seine Braue hoch. Er war es müßig, sich Tag für Tag mit dem Doktor über Logik und Philosophie zu streiten. Trotzdem meinte er: „Die Wärmebildsensoren zeigten Sie wohlbehalten und am Leben, Doktor. Es gab keinen logischen Grund eine …“

„Wohlbehalten!?“, platzte McCoy fassungslos heraus und unterdrückte den Wunsch, dem Vulkanier an die Gurgel zu gehen. „Haben Ihre verflll … ixten Wärmebildsensoren keinen Blaustich auf der Farbskala? Mir ist da unten fast der Ar… der Arm abgefroren, verda…aaaaaaarrrrhhh!“ Einem Nervenkoller nahe, drehte McCoy sich im Kreis.

„Es ist Weihnachten, er darf nicht fluchen“, erklärte Jim der verdutzten Transportercrew und verbiss sich mühsam ein Lachen.
„Ich will in die Badewanne“, grollte Leonard und stampfte zur Tür.
„Ich auch“, nickte Jim zustimmend und folgte ihm. „Mister Spock, Sie haben die Brücke. Ich melde mich sobald ich wach bin.“
„Aye, Captain! Gute Nacht.“

„Pille, warte“, lachend sprang Jim ihm nach. „Alles in Ordnung?“ Leonard nickte und wirkte tatsächlich entspannter. „War doch schön, oder?“
„Jim, es war fantastisch“, nickte McCoy grinsend, „aber das muss DER ja nicht wissen, oder?“
„Nein, muss er nicht“, stimmte Kirk zu und klopfte seinem Freund aufs Schulterblatt. „Es war schön mit dir. Wirklich! Ich habe es richtig genossen! Das war endlich mal ein Landurlaub, der nicht in die Hose ging …“
„Naja, zumindest nicht von Anfang bis Ende“, konnte es Pille nicht lassen und schmunzelte. „Apropos Hose: Ich muss ins Bad! Wir sehen uns später, oder?“

Jim nickte, gähnte und streckte sich.
„Ja“, seufzte er. „Entweder auf der Brücke oder am Abend beim Fest. Du kommst doch, oder?“ Leonard versprach es. „Na dann? Fröhliche Weihnachten, Pille! Genieße dein Bad und schwimm nicht zu weit raus! Und versuch, heute fröhlich zu sein, ja?“ Leonard nickte und sah Jim nach, bis der um die Ecke verschwunden war.

Nachdenklich blickte er in seine Hand. Er hatte das Jesuskind aus der Krippe mitgenommen. Für den normalen Betrachter war es nur eine Eichel, für Leonard hingegen eine der schönsten Weihnachtserinnerungen, die er hatte. Vorsichtig schloss er die Nussfrucht in seiner Hand ein und machte sich auf den Weg zu seinem Quartier. Er würde sie behalten, nahm er sich vor. So lange, bis sie zu Staub zerfiel.


ENDE
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