TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Das Geschenk

von Emony

Kapitel 1

Das leise Knistern des Kaminfeuers war das erste Geräusch, das Kira wahrnahm, als sie aus einem leichten Schlaf erwachte. Die leise Atmung des Mannes, auf dessen warmer Brust ihr Kopf ruhte, war das zweite. Sie positionierte sich leicht um, kuschelte sich etwas näher an den warmen Körper ihres Liebsten.

Weiche Lippen hauchten einen Kuss auf ihre Stirn. Kira lächelte verschlafen gegen die leicht behaarte Brust, ließ die spitzen ihrer Finger über die dunklen Haare streichen.

„Du bist wieder wach.“ Seine geflüsterten Worte waren ebenso zärtlich wie seine Hand, die sich an ihrer Seite auf und ab bewegte.

Nach einem Moment zuckte sie leicht, als er einen empfindlichen Punkt erreichte. „Das kitzelt, Antos.“ Sie drehte den Kopf gerade genug, damit sie ihn ansehen konnte.

Diesmal platzierte er zunächst einen Kuss auf ihre Nasenspitze, dann auf ihre Lippen, ehe er eine halbherzige Entschuldigung aussprach und sie inniger in die Arme schloss.

„Das tut dir kein bisschen leid“, schmunzelte Kira gegen seine Lippen.

Er grinste sie schelmisch an und nickte. „Du hast recht“, raunte er und drehte sich mit ihr in den Armen, bis sie unter ihm lag. „Du bist einfach eingeschlafen.“

„Danach“, gab sie zu und sah ihm in die Augen. Sein dunkles Haar war vollkommen zerzaust, was ihre Schuld war. „Du hast mich einfach erschöpft.“

Bareil küsste sie erneut auf den Mund, ehe er seinen Lippen gestattete auf Wanderschaft zu gehen. Er hinterließ eine Spur an Küssen, angefangen bei ihrem Mund, über ihr Kinn und weiter den Hals hinab. „Du darfst mich einfach nicht immer so lange auf dich warten lassen, Nerys.“ Er sah mit diesem frechen Funkeln in den Augen, das sie so sehr liebte, zu ihr auf, ehe er genüsslich mit seiner Liebkosung fortfuhr.

Ihre Besuche auf Bajor waren in der Tat viel zu selten. Kira räkelte sich genüsslich unter ihm, als seine Lippen ihren Bauchnabel passierten, seine Zunge neckisch darin eintauchte, während seine Hände zärtlich ihre kleinen Brüste streichelten. Sie seufzte glückselig unter jeder Berührung und wünschte sich, die Zeit anhalten zu können. In Momenten wie diesen wollte sie nie wieder zurück nach Deep Space Nine, sondern für immer hier bei Bareil bleiben.

Als sie sich zum zweiten Mal in dieser kalten Winternacht liebten, ließen sie sich deutlich mehr Zeit als beim ersten Mal.

***

In dieser Nacht gelang es Kira nicht wieder einzuschlafen, im Gegensatz zu Bareil. Dieser schlummerte tief und fest, hielt sie geborgen in seinen Armen und gab ihr das Gefühl wirklich Zuhause zu sein.

Sie hatte sich bereits an das Leben auf der Station gewöhnt, sich sogar beinahe mit dem Gedanken abgefunden gehabt, nicht länger auf Bajor zuhause zu sein. Nachdem sie ihren Posten verloren hatte, wenn auch nur für einige Wochen, glaubte sie nirgendwo mehr hinzugehören.

Dann war Bareil aufgetaucht, hatte sie ins Kloster eingeladen und eines hatte zum anderen geführt, bis sie schließlich genau hier in seinen liebenden Armen gelandet war. Das Schicksal, dachte Kira, ging manchmal unerwartete Wege.

Sie schälte sich behutsam aus seinen Armen, sammelte sein Hemd vom Boden auf und roch daran. Es duftete so wunderbar nach ihm. Lächelnd streifte sie es sich über und bedachte Bareil mit einem sanften Lächeln. Sie hatte nicht erwartet, sich je wieder zu verlieben. Heute konnte sie sich kaum vorstellen, wie ihr Leben ohne ihn aussähe und sie hoffte und betete dafür, dass sie es niemals würde herausfinden müssen.

Das Feuer im Kamin war beinahe erloschen, daher legte sie noch einige Holzscheite auf, genoss einen Moment die neu entstehende Wärme. Schließlich ging sie hinüber zu dem kleinen Fenster, das von außen mit Eiskristallen bedeckt war. Sie setzte sich auf die kleine antike Holzbank vor das Fenster und blickte hinaus.

Es dämmerte bereits. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sonne aufging. Sie hatte schon so lange keinen Sonnenaufgang mehr gesehen, dass sie das sanfte Frösteln ihres Körpers ignorierte.

Als die ersten Schneeflocken fielen, waren sie zunächst ganz fein, nach einigen Minuten wuchs daraus jedoch ein richtiges Schneegestöber. Wind peitschte den Schnee in Wirbeln auf, ließ ihn tanzen. Kira genoss das kleine Naturschauspiel. Es waren diese einfachen Dinge, wie das Wetter, Sonnenauf- und Untergänge, die sie auf der Station seit jeher ganz besonders vermisste.

Es war ihr nicht mal aufgefallen, bis sie wieder zurück nach Bajor gekommen war und bis Bareil sie wieder mit den Schönheiten der Natur vertraut gemacht hatte. Damit wie wichtig es war, mit ihr im Einklang zu sein.

Die Farbe des Himmels verlief in einem langsamen, aber steten Übergang von schwarz zu eisblau und ganz allmählich zu einem warmen rosa. Zwischen den fernen Baumwipfeln blitzte schließlich der erste Sonnenstrahl des Tages durch, blendete Kira einen flüchtigen Moment.

„Kannst du nicht schlafen?“, flüsterte Bareil behutsam, um sie nicht zu erschrecken und blinzelte verschlafen vom Bett aus zu ihr hinüber.

„Ich wollte den Sonnenaufgang sehen“, erwiderte sie und zog die nackten Beine an die Brust. Ihre Füße waren ganz kalt. Sie wandte den Blick nicht vom Fenster ab, wollte keinen Moment versäumen.

Kira hörte es leise hinter sich rascheln. Bareil war aus dem Bett aufgestanden und kam zu ihr hinüber, umarmte sie und legte dabei fürsorglich die Bettdecke über ihre Schultern, die von seinem Körper ganz warm war und augenblicklich ein Gefühl von Behaglichkeit bei ihr auslöste.

Sie gestattete es sich, sich gegen Bareils Oberkörper zu lehnen und zog dabei die großzügige Decke auch über die kalten Beine und eisigen Füße.

„Komm wieder ins Bett“, bat er und küsste ihr Haar.

„Nur noch einen Moment länger“, wünschte sie - müde, aber glücklich lächelnd. Wenn jemand verstand, warum sie diesen Augenblick auskosten wollte, dann gewiss Bareil.

Sie sahen sich den Sonnenaufgang gemeinsam an, beobachteten das Schneegestöber vor dem Haus und schwiegen in vertrauter Zweisamkeit. Anschließend ließ Kira sich ohne Widerstand von Bareil zum Bett tragen und kuschelte sich schließlich Wärme suchend an ihn.

Kiras letzter Gedanke an diesem frühen Wintermorgen war, dass sie den Propheten dankbar für das Geschenk war, das sie ihr gemacht hatten, als diese ihr Bareil geschickt hatten. Nur kurze Zeit später schlief sie in der Gewissheit, dass er da sein würde, wenn sie aufwachte, in seinen Armen ein.


ENDE
Danke an Peabo Bryson und Roberta Flack, die mich mit ihrem wunderschönen Duett The Gift zu dieser Story inspirierten.
Rezensionen