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Wahrheiten

von Tharin

Kapitel 1

Prolog:

„Da kommt etwas auf uns zu!“ rief Fähnrich N'ymes erschrocken.

„Paris, bringen Sie uns weg hier!“ sagte der Captain. „Ich versuche mehr Energie in die Schilde zu leiten.“

„Captain, ich kann nicht mehr ausweichen, halten sie sich fest!“ rief Tom. Im selben Moment prallte etwas gegen das Shuttle und schleuderte es durch das All. Funken sprühten, als eine der EPS-Leitungen explodierte und hellgrauer Qualm erfüllte die Kabine.

Das Shuttle schlingerte wild umher, dann neigte sich das Deck abrupt zur Seite. Der Captain konnte gerade noch das automatische Notsignal aussenden, dann wurde sie aus ihrem Sitz geschleudert. Sie prallte hart auf dem Boden auf und spürte einen heftigen Schmerz in ihrem linken Arm. Es blitzte grell, und jemand schrie erschrocken auf.

Und dabei hat diese Mission so harmlos begonnen, dachte Kathryn Janeway noch, bevor alles um sie herum schwarz wurde...



Kapitel 1


Drei Tage früher:

Captain Kathryn Janeway saß in ihrem Bereitschaftsraum auf der Couch und genoß den Duft von frischem Kaffee. Auch wenn sie sich dafür einmal mehr mit Neelix' eigenwilligen Interpretationen irdischer Kochkünste zufrieden geben musste, die tägliche Tasse Kaffee war einfach ein Muß.

Genau der richtige Start in den Tag, obwohl es genaugenommen schon Mittag ist, dachte sie zufrieden, als sie den ersten Schluck trank.

Die Voyager flog zur Zeit durch das Territorium der Ke'Sethan, eines Nomadenvolkes, das seinen Heimatplaneten vor langer Zeit aufgegeben hatte und ins All weitergezogen war. Sie folgten seit Jahrhunderten den selben Handelsrouten, die sich durch mehrere dutzend Sonnensysteme zogen, und besaßen in den Gebieten der unterschiedlichsten Völker Handelsstationen und Schiffswerften.

Die Ke'Sethan hatten der Voyager einen Platz in einer ihrer Schiffswerften sowie Nahrungsmittel und Ersatzteile im Austausch gegen Sternenkarten angeboten. Da die Werft im Orbit eines Klasse M Planeten lag, konnte das Schiff gründlich überholt werden, während ein Teil der Crew den dringend benötigten Landurlaub antreten konnte. Allerdings musste die Crew zunächst in Gruppen eingeteilt werden, damit immer noch genügend Leute für die Wartungsarbeiten an Bord waren.

Captain Janeway wollte sich gerade dieser unangenehmen Aufgabe zuwenden, als der Türmelder summte. „Herein!“ rief sie und lächelte, als Commander Chakotay hereinkam.

„Immer noch nicht an der Arbeit, Captain?“ fragte er, als er sie auf der Couch sitzen sah. Captain Janeway winkte mit einer Hand ab. „Sie wissen doch ganz genau dass ich ohne eine Tasse Kaffe morgens zu nichts in der Lage bin.“

„Oh ja, es dürfte inzwischen kein Crewmitglied geben, dem das nicht bekannt ist!“ meinte er grinsend und setzte sich ebenfalls.

„So schlimm ist es nun auch wieder nicht!“ protestierte sie in gespielter Empörung. „Und da wir gerade bei Arbeit sind, haben Sie nichts mehr zu tun, Commander?“

Er hob das Padd in seiner Hand und winkte damit. „Alles schon erledigt, außerdem habe ich etwas für Sie.“

Kathryn hob erstaunt die Augenbrauen, doch als sie das Padd las, lachte sie. „Die Creweinteilung! Chakotay, Sie sind ein Engel!“

„Ich weiß.“ sagte er bescheiden. „Was sind Ihre Pläne für den Landurlaub, Captain?“ Sie sah ihn überrascht an. „Ich werde B'Elanna helfen die Reperaturen durchzuführen.“

„Falsch.“ erklärte er. „Sie brauchen dringend Urlaub, und für ein paar Tage kann ich das Schiff auch führen. Es ist ja nicht so, als wären wir hier in großen Schwierigkeiten.“

Sie wollte protestieren, doch dann stoppte sie. „Da war doch dieser Nebel, an dem wir vor zwei Tagen vorbeigekommen sind...“

Er lächelte. „Ihr Shuttle ist schon startklar. Zwei Tage Hinflug, drei Tage den Nebel erforschen, zwei Tage zurück. Sie können eine ganze Woche lang ausspannen.“

Er konnte sehen, dass sie in Gedanken schon bei den Geheimnissen dieses speziellen Nebels war, doch dann fiel ihr etwas ein: „Netter Versuch, Chakotay, aber Sie haben etwas vergessen: Die Turbulenzen und gravimetrischen Störungen dort sind enorm, ich bräuchte einen sehr guten Piloten.“

„Zufälligerweise hat Tom nichts zu tun.“ sagte er, auf all ihre Einwände vorbereitet. „B'Elanna hat zu arbeiten, schon vergessen?“

„In diesem Fall wird er seinen Urlaub bestimmt mit Harry verbringen.“ erwiederte sie. Er schüttelte den Kopf. „Harry bleibt an Bord. Er wird mit mir an einem kleinen Projekt arbeiten.“

„Ein Projekt?“

„Die Ke'Sethan haben sehr interessante Arten der Langstreckenkommunikation und noch interessantere Verschlüsselungsarten entwickelt.“ erklärte er begeistert. „Ihre Codes basieren zum Beispiel auf Sagen und Mythen. Jedes Haus hat eigene Mythen, die über Generationen weitergegeben werden, während andere in ihrer gesamten Kultur verbreitet sind. Man muss unzählige Überlieferungen kennen, um einen Code richtig zu entschlüsseln, und jede Geschichte kann von Haus zu Haus eine andere Bedeutung haben...“

Sie stoppte ihn lächelnd. „Ich sehe schon, Sie und Harry werden sich prächtig amüsieren.“

„Was ich damit sagen will: Tom wäre sicher davon begeistert, eins der Shuttle unter extremen Bedingungen zu fliegen.“ „Vermutlich,“ gab sie zu. „aber ich denke nicht, dass er gerne eine Woche lang mit mir eingesperrt wäre.“

Das brachte ihn zum Schweigen. Es war jetzt fast zwei Wochen her, seit Tom seine Zeit in der Arrestzelle abgesessen und seinen Dienst wieder aufgenommen hatte. Nach außen hin wirkte fast alles wieder normal, doch es gab genug Hinweise, die das Gegenteil verrieten.

In Janeways Gegenwart verhielt sich Tom streng nach Vorschrift und obwohl Chakotay das nicht zugegeben hätte, fehlten ihm die Witze und flapsigen Kommentare des Piloten. Es war viel zu ruhig auf der Brücke.

Aber auch der Captain verhielt sich anders. In den vergangenen Jahren hatte sie die Angewohnheit entwickelt, nach einem besonders schwierigen Manöver hinter Toms Stuhl zu treten und ihm die Hand auf die Schulter zu legen – ein wortloses Lob seiner Fähigkeiten.

Seit diesem Zwischenfall hatte sie das nicht mehr getan, auch wenn sie mehrmals Grund dazu gehabt hätte.

B'Elanna nahm Janeway die Degradierung und Bestrafung ihres Freundes sehr übel, ohne dass sie offen respektlos gewesen wäre. Sie verhielt sich ebenfalls streng nach Vorschrift (was Chakotay unter anderen Umständen amüsiert hätte) und tat ihre Pflicht – aber auch nicht mehr.

Alles in allem war die Atmosphäre auf der Brücke angespannt, was sich auf die ganze Crew auswirkte. In den letzten Wochen hatte es oft genug Streitereien darüber gegeben, ob Paris oder Janeway im Recht gewesen waren.

Ein Teil der Crew hielt 30 Tage Arrest für übertrieben und waren der Meinung, eine Degradierung hätte völlig ausgereicht, während andere Leute fanden sie hätte Paris auch noch von seinem Posten als Führungsoffizier und Abteilungsleiter suspendieren sollen.

Chakotay hatte es langsam satt. Er verstand, warum Tom so gehandelt hatte, aber er hielt es für falsch, jemanden die richtige Handlungsweise aufzuzwingen. Selbst wenn er erfolgreich gewesen wäre, hätten diese Leute früher oder später einen neuen Weg gefunden ihren Planeten zu zerstören. Sie mussten zunächst ihre Denkweise änderen, oder alles andere hatte keinen Sinn.

Er verstand ebenfalls, warum Captain Janeway Tom degradiert hatte, trotzdem fand er 30 Tage in der Arrestzelle etwas übertrieben. Obwohl diese Strafe innerhalb der Vorschriften lag, hätte es die Hälfte auch getan.

In der Vergangenheit war sie bei anderen Besatzungsmitgliedern - inklusive ihm selbst - viel milder gewesen.

Chakotay hatte das Gefühl, dass ein ehrliches, offenes Gespräch ein paar der Hindernisse zwischen den beiden beseitigen könnte, doch dazu mussten sie erst einmal bereit sein über mehr als nur Kursänderungen miteinander zu reden. Eine Woche in einem kleinen Shuttle dürfte dabei enorm hilfreich sein.

„Ich finde einen guten Piloten für Sie,“ versprach er. „seien Sie nur Morgen früh um 0800 im Shuttlehangar.“

Sie gab auf. „Also gut, Sie haben mich überredet, Chakotay. Für die nächste Woche gehört die Voyager Ihnen.“

Perfekt, dachte er auf seinem Weg zurück in sein Büro, jetzt muss ich Tom nur noch dazu überreden sich freiwillig zu melden.
Wenn man über „30 Tage“ schreibt, muss man logischerweise auch einen Blick in Tom Paris' Psyche werfen. Ich hoffe, dass ist mir halbwegs gelungen.

Es gibt viele Fanfic Autoren, die die Theorie vertreten, sein schlechtes Verhältnis mit seinem Vater beruht auf körperlichen Misshandlungen in der Kindheit.

Ich weiß nicht... wäre es nicht zu einfach, ein Monster aus Owen Paris zu machen und ihm die Schuld an allem zu geben?

Ich denke, er ist ein Mensch mit Stärken und Schwächen, und Kindererziehung gehört zu letzteren. Nach seiner Gefangenschaft bei den Cardassianern versuchte er vermutlich, seinen Sohn auf die Welt „draussen“ vorzubereiten, darauf, nicht „schwach“ zu werden.

Leider hat er es übertrieben und gründlich verhindert, dass Tom ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt hat. Statt dessen hat er ihm das Gefühl gegeben, den Erwartungen und Ansprüchen seines Vaters nie gerecht werden zu können. (Wo Mrs. Paris die ganze Zeit war, ist eine andere Frage. Sie sterben zu lassen wäre ebenfalls zu leicht. Das Ganze gibt Stoff für eine neue Geschichte.)

Was Kathryn Janeways Verhalten in „30 Tage“ angeht, war ich von der Folge leicht schockiert. Es kam mir sehr untypisch für sie vor, dass sie zu Tom sagte, sie hätte sein Shuttle zerstört, wenn nötig. Sonst ist ihr das Leben ihrer Leute immer so wichtig.

Meine Theorie ist, dass sie einfach mit den Nerven fertig, enttäuscht und sehr wütend war, und ihn mit dieser Bemerkung verletzen wollte. Die meisten Menschen neigen dazu, im Zorn Dinge zu sagen, die sie normalerweise nie aussprechen, geschweige denn ernst meinen würden. Ich denke, sie hatt einfach menschlich reagiert.

Und die 30 Tage in der Arrestzelle? Nun, ich sehe zwar gerne J.A.G., aber ich habe keine Ahnung, was es für solche Fälle für militärische Vorschriften gibt. Aber ich denke, die Strafe liegt innerhalb der Vorschriften, sonst hätten Tuvok und Chakotay sicher dagegen protestiert.

Vielen Dank für eure Geduld!
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