TrekNation

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1. 3 Das Experiment

von MaLi

Kapitel 2

Bsss!
Der Türsummer riss Leonard aus seinen düsteren Gedanken. Langsam drehte er das Whiskeyglas in den Fingern und wartete ab.

Flump!
Leonard fuhr herum. Dann seufzte er erleichtert. Es war nur seine Umhängetasche, die er vor gut zehn Minuten an die Wand gelehnt hatte. Sie hatte sich mit dem Umfallen Zeit gelassen. Etwas verstört wandte er sich wieder seinem Bourbon zu, seine Nerven flatterten noch.

Bsss! Bsss!
Sein Besucher war beharrlich. Leonard ignorierte ihn. Er wollte jetzt niemanden sehen. Er leerte das angefangene Glas und achtete auf das Geräusch, das entstand, als er es zurück auf die Tischplatte stellte. Müde stützte er den Kopf in die Hände. Es war erst kurz vor halb Sechs, trotzdem fühlte er sich längst bettfällig.

Bsss! Bsss! Bsss!
Himmel, war der hartnäckig! Leonard seufzte tief. Wenn die Person draußen stand, die er vermutete, würde das erst der Anfang einer endlosen Reihe von Bsss! werden.

Knurrend stand er auf und öffnete zähneknirschend die Tür.
„Pille, warum machst du nicht auf?“, wollte Jim Kirk nicht unfreundlich wissen.
„War austreten“, log er und sah ihn nicht an.

Jim nickte und setzte sich auf seinen Stammplatz am Schreibtisch, McCoy sich auf den eigenen. Jim nahm Leonard die Lüge nicht übel, auch wenn der seinem Freund gegenüber gelinde gesagt, unhöflich gewesen war. McCoy wollte alleine sein und Jim hatte sich ihm aufgedrängt; ein symbolisches Zupfen am Ohr hatte er verdient. Um die unangenehme Stille zu überbrücken, füllte Leonard sein Glas.
„Das wievielte ist das jetzt?“ Jim runzelte argwöhnisch die Stirn.
„Das zweite.“ Dass das erste bereits ein Doppelter gewesen war, verschwieg er ihm.
Jim glaubte ihm. Sein Freund klang viel zu aufgewühlt, um schon angeheitert oder wenigstens beruhigt zu sein.

„Du brauchst das nicht“, behauptete Kirk, griff nach dem Glas und stellte es von ihnen beiden weg.
„Woher weißt du, was ich brauche?“, knurrte der Arzt, holte das Glas zurück und stürzte den Inhalt hinunter. Als er nach der Flasche griff, nahm Jim sie an sich und stellte sie auf den Boden.

„Sind wir jetzt schon so weit, dass du mir in meinem eigenen Quartier Vorschriften machst?“ Ein zorniges Funkeln unterstrich Leonards Worte.
„Himmel, Pille“, rief Jim verzweifelt, „jedes Mal, wenn es dir nicht gut geht, greifst du zur Flasche! Du brauchst das nicht, verstehst du? Ich will nicht, dass du zum Säufer wirst!“
„Ich bin kein Säufer!“, bellte McCoy empfindlich getroffen. Jim seufzte tief.
„Ich sagte nicht, dass du ein Säufer bist, sondern dass ich Angst habe, dass du einer wirst! Pille, verdammt noch mal, ich bin dein Freund! Also lass mich bitte auch einer sein?!“

„Was willst du hier“, wechselte Leonard abrupt das Thema.
„Du leidest“, stellte Jim trocken fest.
Leonard hob misstrauisch den Blick, die Augen dunkel und bedrohlich.
„Was geht dich das an?“, grollte er. Es klang wie eine Warnung an Jim, sich nicht noch weiter vorzuwagen.
„Könntest du bitte mal die Stacheln einziehen, ich komme gerade nicht an dich ran“, bat Jim so freundlich wie möglich.
„Vielleicht will ich nicht, dass du an mich rankommst“, knurrte Leonard und war das erste Mal an diesem Abend ehrlich.

Jim legte einladend seinen Arm auf den Tisch, die Handfläche nach oben. Leonard ignorierte sie bis auf einen Streifblick.
„Pille, was ist los?“
„Nichts“, brummte der.
„Pille, du sprichst mit Jim Kirk, nicht mit einem x-beliebigen Kadetten da draußen“, erinnerte ihn Jim und versuchte, so ruhig wie möglich zu klingen.
Leonard war aufgewühlt und bedrückt, das spürte er. Also versuchte er sein Gegenstück zu sein, ihm Ruhe, Frieden und Sicherheit zu vermitteln.

„Gib mir bitte die Flasche“, bat Leonard ruhig und sah ihn nicht an.
„Pille …“
„Herr Gott, Jim, gib mir die verdammte Flasche?!“, brüllte McCoy, so dass sein Gegenüber zusammenzuckte.
„Himmel, Pille, was ist denn passiert?!“, wollte Jim vorsichtig wissen und holte tatsächlich den Bourbon hinter dem Tisch hervor.

„Das verstehst du nicht“, murmelte Leonard und füllte das Glas.
„Dann erklär’s mir bitte“, Jims Stimme wurde immer sanfter.
Leonard seufzte nur tief, schloss die Augen, senkte den Kopf und hielt sich am Glas fest.

„Ich berühre jetzt deine Hände“, warnte Jim ihn vor.
Leonard zuckte etwas zurück, als sich die von Jim um seine schlossen, die noch immer das Glas festhielten, als würde er daran über einem Abgrund hängen. Doch er zog sie nicht zurück. Ein Anfang. Jim freute sich darüber.

„Was meinst du“, schlug Jim vorsichtig vor, „wollen wir es mal versuchen? Hm? Du brauchst den Dritten nicht, Pille! Glaub mir!“
„Jim“, murmelte Leonard leise aber ernst, „dass ich zugestimmt habe, mit deiner Hilfe ein paar Dinge in meinem Leben zu ändern, heißt nicht, dass ich mir von dir auch noch das letzte nehmen lasse, das mir Freude macht!“
„Doch, eigentlich will ich genau das!“
„Warum?!“, knurrte McCoy der Tischplatte zu.
„Weil ich will, dass ICH das bin, das dir im Leben Freude macht, verstehst du?“

Jetzt sah Leonard hoch. Er sagte nichts, doch dafür war sein Mienenspiel aussagekräftig genug. Jim entdeckte alles darin. Verwunderung, Freude, Ärger, Unglaube, sogar Rührung meinte er bemerkt zu haben.

„Wie kannst du mich nur so gern haben …?“, flüsterte Leonard und sein Gesichtsausdruck pendelte sich bei verständnisloser Verwunderung ein.
Sanft begann Jim mit den Daumen Leonards Hände zu streicheln.
„Ich weiß es nicht“, gestand er ehrlich, „aber ich weiß, dass es so ist!“
Leonard blinzelte nur und blickte auf seine Hände. Jim hatte die seinen wie einen schützenden Kokon um sie geschlossen.

Jim stellte sich gerade vor, es wäre Leonards Herz, das er in seinen Händen hielt und streichelte. Er blinzelte nachdenklich. Wie streichelte man ein Herz? Vor allem eines, das nicht gestreichelt werden wollte? Ein verängstigtes, vernarbtes Herz, von einem Stachelwall umgeben?

„Pille, ich …“

Bsss!
Der Türsummer unterbrach ihn. Jim fluchte innerlich. Da kam er endlich wieder einmal an Pille ran und dann …
„Das ignorieren wir jetzt, oder?“
Leonard nickte zustimmend.
„Pille, ich …“

Bsss! Bsss! Bsss!
Das klang dringend. Jim seufzte, stand auf, öffnete die Tür und erschrak.

***

„Ich nehme die Verwarnung auf mich“, sagte Jim, noch bevor Pike den Mund öffnen konnte und sah zu Leonard, „für dich steht mehr auf dem Spiel!“
Der blinzelte erst überrascht, zuckte die Braue und nickte dann kaum sichtbar. Pike blickte ihn etwas sprachlos an.
„McCoy?“
„Sir?“, fragte der misstrauisch.
Pike hob verständnislos die Arme.

„James hat gerade zu Ihrem Schutz eine Verwarnung auf sich genommen, die ihn hier den Lehrplatz kostet, und alles was Sie tun ist nicken!?“
„Ich bin entlassen?“, flüsterte Jim geschockt.
„Sie können es sich noch überlegen“, bot Pike an und trat in den Raum.

Leonard blickte betroffen hoch und Jims Augen wurden stumpf vor Traurigkeit. Er hatte sich an die Akademie gewöhnt, fühlte sich hier wohl und die einzigen Menschen, die ihm wirklich was bedeuteten, waren hier auf diesem Campus. Und doch; Leonard würde alles verlieren, wenn aus der Verwarnung eines Tages eine Kündigung werden sollte.
„Nein“, sagte Jim leise, „wir lassen es so.“

Ein Zucken ging über Leonards Gesicht. Er konnte kaum glauben, was er da hörte. Endlich schaffte er es, auf die Füße zu kommen und zu Jim zu gehen.
„Jim …?!“
„Nein! Ist schon okay! Ich komme klar!“
„Jim, ich …“

„Meine Herren“, unterbrach sie Pike und lächelte, „es ist alles in Ordnung! Ich bin nicht wegen einer erneuten Lärmklage hier, auch wenn mir Ihre schuldbewussten Gesichter wohl vermitteln möchten, dass Sie erneut den Begriff Zimmerlautstärke strapaziert haben …“
Kirk und McCoy seufzten erleichtert.

Pike schmunzelte über seine zwei Pappenheimer und schüttelte den Kopf.
„Ich bin hier wegen des Gesprächs mit dem Rektor und habe …“

Das Terminal an der Wand begann zu leuchten.
„Doktor McCoy, bitte melden Sie sich umgehend auf der Krankenstation!“

„Grundgütiger, ist das ein Scheißtag heute …!“, fluchte der überfordert und eilte zur Wand.
„Leonard“, hielt ihn Pike zurück.
McCoy stoppte sofort. Pike nannte ihn nur beim Vornamen, wenn das Gespräch extrem persönlich oder ernst war.

„Wie viel?“, wollte der Captain ernst wissen, nickte zum Tisch mit dem Whiskeyglas darauf und sah ihm direkt in die Augen.

Leonard hielt dem Blick nur zwei Sekunden stand. Dann zuckte er beschämt den Mund und sah zu Boden. Pike seufzte tief. Es klang nach Enttäuschung. Die Art von Enttäuschung, die mitten ins Herz traf.

„Doktor McCoy, bitte bestätigen!“, verlangte das Terminal.
Pike trat zur Wand.
„Krankenstation, hier Captain Pike! Doktor McCoy ist krank, suchen Sie bitte einen Ersatzmann. Pike Ende.“
„Verstanden, Captain!“

„Leonard“, McCoy zuckte bei der Erwähnung seines Namens zusammen, „ich werde Sie kein zweites Mal decken!“
McCoy nickte dem Boden zu.
„Leonard, ich meine es ernst! Admiral Marcus ist heute Abend auf der Krankenstation, um eine überraschende Inspektion durchzuführen. Wussten Sie das?“
McCoy sah erschrocken hoch.
„Sir?“, stammelte er ungläubig.
Pike nickte lange.
„Das Gespräch, das ich vorhin mit dem Rektor hatte, hat ihn misstrauisch gemacht. Erst vor zwei Wochen habe ich Sie darauf hingewiesen, dass die Admiralität an Ihnen zweifelt. Vergessen Sie das nicht ein zweites Mal! Sie wären Marcus direkt in die Falle gelaufen, mein Freund! Ein Glück, dass ich hier bin und Sie krankmelden konnte. Hätten Sie es selbst getan und Marcus hätte das überprüft, oder schlimmer noch, Sie wären alkoholisiert zur Arbeit erschienen, hätten Sie auf der Stelle packen können!“

Leonard drehte sich um, eilte zum Bett und ließ sich schwer seufzend darauf fallen. Erschöpft stütze er den Kopf in die Hände und schüttelte ihn. Ihm war hundeelend.

„Damit wir alle die gleiche Geschichte …“ Sein zirpender Kommunikator unterbrach Pike. „Hier Pike? Ja? Wann? In Ordnung. Bis dann.“
Merklich blasser drehte er sich zu Leonard.
„Wann haben Sie mit dem Trinken angefangen?“
Leonard sah auf die Uhr.
„Vor einer Viertelstunde?“, schätzte er.
„Raus damit, Marcus kommt! Sie haben zehn Minuten!“

„Scheiße!“ Leonard griff sich Glas und Salzstreuer vom Tisch und stürzte fluchend ist Bad.
„James, stehen Sie nicht da wie ein Ölgötze, lassen Sie das Zeug verschwinden!“
Jim sah sich hektisch um, griff sich die Flasche und steckte sie in Leonards Umhängetasche. Um den Eindruck zu erwecken es wäre seine, hängte er sie sich über die Schulter.
„Nein“, kam Pike eine bessere Idee, „stellen Sie die Stühle vors Sofa und lehnen Sie die Tasche dagegen. Tun wir so als hätten wir bereits ein Gespräch geführt.“

Jim hatte kaum die Theaterbühne fertig eingerichtet, Pike sein PADD auf einen Stuhl gelegt und Leonard mit Hergeben begonnen, als der Türsummer ging. Marcus hatte kaum fünf Minuten gebraucht um herzukommen.

***

„Christopher“, begrüßte er Captain Pike, „ich hatte nicht erwartet Sie hier … Meine Güte, der klingt aber gar nicht gut! Wann hat das angefangen?“
Während Kirk den Admiral grüßte, erklärte Pike so unschuldig wie möglich: „Wir waren mitten in der Besprechung, als er hochgeschossen und ins Bad geflüchtet ist. Vielleicht den Magen verdorben oder die Aufregung. Ist das erste Mal für ihn, dass der Rektor auf ihn aufmerksam wurde, und Sie wissen ja, was für ihn auf dem Spiel steht …“
„Das ist wahr“, murmelte Marcus und maß den Raum mit seinem Blick.

Kirk und Pike wussten genau, was der Admiral suchte und nicht fand. Jim merkte, wie er zu schwitzen begann.
„Ist er nüchtern?“, fragte Marcus Pike gerade aus.
„Ich hatte den Eindruck“, nickte der Captain überzeugend.
Leonard würgte mühsam.
„Nun“, meinte Marcus unangenehm berührt, „dann gibt es für mich hier nichts mehr zu tun. Christopher, sagen Sie ihm nicht, dass ich hier war! Er steht noch immer unter Beobachtung. Und Sie auch nicht, Kirk, verstanden?“
Pike und Kirk nickten bestätigend.
„Na dann? Christopher? Kirk? Guten Abend!“
„Auf Wiedersehen, Alex“, erwiderte Pike.
„Guten Abend, Admiral“, verabschiedete sich Kirk.

Kaum hatte sich die Tür hinter Marcus geschlossen, stürzte Jim ins Bad.
„Pille, du kannst aufhören, der Admiral ist weg! Pille? Geht es dir gut?“, fragte er dann vorsichtig.
„Ich übergebe mich hier; also nein!“, maulte McCoy und spuckte aus.

Dann seufzte er tief, kippte den letzten Rest Salzwasser in die Toilette, zog ab, spülte sich den Mund mit Wasser und taumelte müde zum Sofa. Es quietschte unter ihm, als er sich erschöpft mit seinem ganzen Gewicht darauf fallen ließ.

Pike und Kirk setzten sich zu ihm. Der Captain auf einen der Stühle, Jim sich zu Leonard aufs Sofa.
„Leonard“, begann Pike verständnisvoll wie immer, „ich weiß, Sie sind müde und möchten jetzt lieber Ihre Ruhe haben“, Leonard nickte bestätigend, „aber es gibt da noch ein, zwei Dinge zu bereden. Zu Ihrer beider Beruhigung ist das Gespräch mit dem Rektor gut verlaufen! Er ist bereit, in Anbetracht Ihrer momentan etwas schwierigen Situation …“
„Was haben Sie ihm gesagt?“, fiel ihm Leonard beunruhigt ins Wort.

„Nur was er wissen muss. Er ist bereit, Nachsicht walten zu lassen und hat die Lärmklagen gestrichen. Sie sind nicht gelöscht, nur außer Kraft gesetzt; also reißen Sie sich in Zukunft bitte am Riemen! Mir ist mittlerweile bewusst, dass Sie beide offenbar nicht mit denselben Erwartungen in diese … Freundschaft eingestiegen sind. Das müssen Sie allerdings untereinander klären. Ich wäre Ihnen beiden nur dankbar, wenn Sie es bald tun könnten! Wie Sie bereits bemerkt haben, beeinflusst Ihr Unvermögen zu kommunizieren auch mein Berufsleben. Ich stehe Ihnen beiden gerne und auch jederzeit zur Seite, aber trotzdem hoffe ich, dass dieses Gespräch hier das letzte seiner Art sein wird!“

Jim und Leonard nickten beflissen, jedoch ohne sich dabei anzusehen. Pike seufzte. Er vermutete zu Recht, dass der nächste Ärger bereits in die Socken schlüpfte und sich bereitmachte.

„Ich wusste, ich hätte in ein anders Shuttle steigen sollen …“, schmunzelte er, und lächelte seine zwei Spezialisten kopfschüttelnd an.

Die blickten schuldbewusst zu Boden. Sie wussten, dass Pike nur Spaß machte, um die Situation aufzulockern. Trotzdem gab es ihnen einen Stich. Um nichts in der Welt hätten sie sich einen anderen Mentor gewünscht als Pike!

„Ein Letztes noch, dann lasse ich Sie laufen“, meinte Pike aufmunternd. „Leonard, so etwas wie heute Abend wird kein Einzelfall bleiben! Marcus hat Sie im Visier! Und Sie auch, James. Alle Kadetten, die mindestens Orange auf der Ampel haben, müssen sich vorsehen in nächster Zeit. Die vielen Ausfälle schaden dem Ansehen der Akademie. Marcus hat vor, in Zukunft härter durchzugreifen! Es wird vermehrt Alkoholkontrollen geben und die Krankenstation wird Verletzungen durch mögliche Prügeleien in Zukunft melden müssen. Sie werden noch darüber informiert, Leonard. Sie, James, wissen von nichts, ist das klar?“

„Ja, Sir! Natürlich!“, nickte Jim eifrig.
„Das heißt für Sie beide; kein Alkohol unter der Woche und keine Schlägereien mehr! Halten Sie sich bitte daran!“
Jim und Leonard nickten beide.
„Ja, Sir!“

„Das war’s somit von meiner Seite.“ Pike stand auf. „Leonard, bleiben Sie morgen in Ihrem Quartier! Marcus und sein Team beginnen die Kontrollen nach der Frühpause, wenn er Sie dort frisch fröhlich im Unterricht erwischt, komme ich in Erklärungsnot! James? Ihre Weste ist jetzt wieder einen Stich weißer. Halten Sie das bitte so!“

„Vielen Dank Sir!“, meinte McCoy aufrichtig und erhob sich mühsam. Er fiel fast um vor Erschöpfung.
„Ich sage jetzt nicht, gern geschehen!“ Pikes Gesicht war ernst aber freundlich. „Erholen Sie sich gut! Gute Nacht, Leonard.“
„Gute Nacht, Sir!“
„Gute Nacht, James.“
„Gute Nacht, Sir! Sir? Darf ich Sie etwas fragen?“
„Natürlich, James, fragen Sie.“
„Sir, warum … warum sind Sie so nachsichtig mit mir?“

Pikes Augen wurden sanft, als sich ein Lächeln auf seinen Lippen formte.
„Das wird schon wieder, mein Junge“, sagte er nur und wandte sich dann zum Gehen.
Jim und Leonard sahen ihm lange nach.

„Du bist wie ein Sohn für ihn“, sagte Leonard leise.
„Woher willst du das wissen?“, frage Jim nicht unfreundlich.
Leonard sah ihn an.
„Sowas … Er … Weil ich Joanna so ansehe, wie er dich.“

McCoy wandte sich ab. Er sprach fast nie über Joanna; viel zu schmerzhaft waren die Erinnerungen an sie. Jim blinzelte stumm. Er vergaß oft, dass Leonard eine Tochter hatte. Kein Foto von ihr stand herum, keine Zeichnungen schmückten die Wände seines Quartiers und nur selten kam ihr Name über seine Lippen.

„Magst du jetzt reden?“, versuchte ihn Jim aus seinen trüben Gedanken zu holen.
„Jim, ich will ins Bett.“

Leonards Stimme war kaum noch hörbar. Müde schleppte er sich zu seiner Schlafstätte, kämpfte sich mühsam aus der Uniform und fiel dann auf die Matratze. Er hatte sich eigentlich noch von Jim verabschieden wollen, aber kaum hatte sein Kopf das Kissen berührt, schlief er ein. Es war Jim, der ihn noch fürsorglich zudeckte bevor er ging.
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