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Deep Space K7: Racheakt

von road runner

Kapitel 1

Handelnde Personen



Personal der Sternenflotte:


Commander Naomi Wildman; Deep Space K-7, Stationskommandantin (Mensch/Ktarianerin)


Lieutenant Phillip Redbay; Deep Space K-7, stellvertretender Kommandant (Mensch)

Lieutenant Kerra Thelv; Deep Space K-7, Leiterin der Stationssicherheit (Andorianerin)


Fähnrich Ajunta Pall; Deep Space K-7, stellvertretende Leiterin der Stationssicherheit (Trill)

Fähnrich Haquisia Ohsovra; Deep Space K-7, Leiter der Technischen Abteilung (Bolianer)


Chief Petty Officer Srell; Deep Space K-7, Transportertechniker (Vulkanier)

Chief Petty Officer Harold Baxter; Deep Space K-7, Sicherheitswächter (Mensch)


Crewman Lauren Wells; Deep Space K-7, Sicherheitswächterin (Mensch)

Crewman Robert Crixton; Deep Space K-7, Sicherheitswächter (Mensch)



Sektion 31-Personal:


Franklin Drake; Agentenleiter (Mensch)












„Jetzt machst du dich aber wirklich lächerlich.“


Lauren Wells verdrehte die Augen und strich sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. Robbie zeigte sich unbeeindruckt und schüttelte den Kopf.


„Meinst du? Ich finde, dass sie, seit sie von dieser Mission vor zwei Wochen zurückgekehrt ist, noch ein ganzes Stück schlechter gelaunt ist als gewöhnlich“, antwortete er, als sie in den Korridor einbogen, auf dem sich die beiden Holosuiten auf K-7 befanden. „Es ist fast wie -“


„Oh-oh!“, machte sie leise und stupste ihn an. Robbie verstummte hastig.


Lieutenant Redbay stand direkt vor ihnen auf dem Gang, neben Holosuite Zwei, die Hand nach einem der Kontrollfelder ausgestreckt. Er bemerkte die beiden Besatzungsmitglieder und seine Finger zuckten so jäh zurück, als hätte er sich verbrannt. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den Robbie – wenn er es nicht besser wüsste – beinahe schon als ertappt interpretiert hätte.


Aber nur für einen Sekundenbruchteil; dann zogen sich seine geraden Brauen ungeduldig zusammen.


„Sir“, begrüßte Robbie ihn aus einem Reflex heraus.


„Crewman Crixton“, erwiderte er und nickte ihm leicht zu, „Miss Wells …“


Einen Moment lang spielte Robbie mit dem absurden Gedanken, ihn danach zu fragen, woher er ihre Namen kannte, obwohl er nicht einmal für ihre Abteilung verantwortlich war; doch der Blick, mit dem der Erste Offizier ihn bedachte, ließ ihn zu dem Schluss kommen, dass er wohl doch besser seinen Mund halten sollte. Es war ziemlich offensichtlich, dass Redbay ungestört sein wollte, und jeder wusste, dass man sich am besten niemals seinen XO zum Feind machte. Lauren schienen ähnliche Gedanken durch den Kopf zu gehen. Sie verabschiedeten sich hastig und sahen zu, dass sie Land gewannen.


Erst, als sie sicher außer Hörweite waren, wagten sie es, anzuhalten.

Dann prustete Lauren laut los.


„Was ist los?“, wollte Robbie verwirrt wissen.


Sie drehte sich zu ihm um; in ihren Augen lag ein schelmisches Glitzern. „Wir haben genau 2100 und er steht vor Holosuite Zwei, im Begriff, hereinzugehen. Und dann überlegt er es sich anders, gerade jetzt, wo wir vorbeikommen. Sehr passend, oder?“


„Und?“, sagte Robbie. „Ich weiß immer noch nicht, was -“


„Ach, Robbie!“ Lauren bedachte ihn mit einem wissenden Blick. „Das ist normalerweise exakt die Zeit, die Lieutenant Thelv für ihr persönliches Training nutzt. Und jetzt rate mal, wo… Denkst du, da könnte was laufen?“


„Was?“, sagte er zweifelnd. „Du meinst… zwischen Thelv und unserem XO?“


Sie zuckte mit den Schultern. „Ja. Könnte doch sein, oder nicht?“, sprach sie, völlig ernst.


Robbie schüttelte entschieden den Kopf. „Nein“, widersprach er. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass zwei so grundlegend verschieden Typen von Person sich zueinander hingezogen fühlen könnten; Redbay war ruhig und nachdenklich, sie war ein emotionales Pulverfass mit brennender Lunte.


Er kannte zwar das alte Sprichwort über Gegensätze, konnte sich aber kaum vorstellen, dass es in diesem Fall Anwendung fand. Zumal es klar gegen die Regeln verstoßen hätte, und das sah der Andorianerin definitiv nicht ähnlich. Im Übrigen schien ihr Groll auf Redbay noch größer zu sein als der auf ihn.


Nun, es sei denn natürlich, das ist alles nur Show, fuhr es ihm durch den Kopf. Nein, nein. Es ist doch vollkommen abwegig, dass


Und überhauptOh Gott. Oh mein Gott. Oh. Mein. Gott.


Robbie verzog das Gesicht und Lauren grinste triumphierend.


„Schön“, räumte er widerwillig ein. „Könnte sein.“


„Sag ich doch! Die kennen sich doch offenbar schon aus der Soto. Und er ist auch so ein Soldatentyp – darauf fährt sie bestimmt richtig ab!“ Sie kicherte leise und nahm Robbies Hand.


Sie machte Kehrt und führte ihn sanft, aber entschieden zurück zu den Eingängen der Holosuiten.


„Lauren, was machen wir hier?“, fragte er, ein wenig nervös. „Wir wollten doch zu den Anderen in den Klub gehen…“ Er blickte sich über die Schulter. Der Korridor war nach wie vor verlassen und Robbie entspannte sich ein Stück weit. Doch als er zurück zu Lauren sah, erschrak er heftig: sie hatte eine der Verkleidungsplatten von der Wand neben der Tür zu Suite Zwei abmontiert und machte sich nun mit geübt aussehenden Handgriffen an den Steuerkontrollen des Holodecks zu schaffen.


„Bist du wahnsinnig?“, zischte er. „Du kannst doch nicht einfach… Also, das, was du da…“


Er unterbrach sich und kniff die Augen zusammen. „Was genau tust du da eigentlich?“


„Ich versuche, auf die Kameras zuzugreifen“, gab sie seelenruhig zurück.


Robbie stöhnte entsetzt auf. „Oh Gott, Lauren! Woher kannst du so was überhaupt?“


„Ich war doch mal mit diesem Computertechniker zusammen, weißt du noch?“, sagte sie, ohne auch nur von ihrem Werk aufzusehen. Robbie trat leise auf der Stelle und warf einen neuerlichen Blick über seine Schulter. Es war niemand zu sehen, doch das konnte sich jederzeit ändern. Sie mussten von hier verschwinden, und zwar schnell! Er öffnete gerade den Mund, um Lauren darauf hinzuweisen, als sie sich plötzlich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zu ihm umdrehte. „Hat funktioniert. Leider nur Video, keine Tonspur, aber…“


Sie deutete auf den kleinen Bildschirm neben dem Eingang, doch Robbie bemühte sich tunlichst, nicht hinzuschauen. Es kam ihm einfach falsch vor, auf diese Weise in die Privatsphäre seiner Vorgesetzten einzugreifen.


„Komm schon“, behauptete sie. „Du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht auch neugierig bist; nicht mal ein bisschen?“, setzte sie hinzu, als sie sein Zaudern bemerkte. Wie durch Zufall streifte sie seine Hand; er fühlte die Berührung ihrer warmen, weichen Finger auf seinem Handrücken. Es war, als hätte er einen Stromschlag bekommen. Robbie lächelte mechanisch.


„Ein bisschen.“ Die Worte hatten seinen Mund verlassen, bevor er darüber nachdenken konnte; und er bereute sie, kaum, dass er sie ausgesprochen hatte.


„Prima!“, sagte Lauren, griff nach seiner Hand und zog ihn neben sich. Der Bildschirm zeigte eine aus Eis und Schnee bestehende Wüste, eingerahmt von hohen Gletschern. Dichte Wolken ballten sich am Horizont; anscheinend zog gerade ein Sturm auf. Im Zentrum der Aufnahme stand ein von turmhohen Fackeln gesäumter Kreis. Robbie entdeckte den Lieutenant sofort; die Andorianerin befand sich in der Mitte dieses Zirkels.


Sie rang mit einem Berg von Mann, der eine Art Eispickel wie eine Waffe zu schwenken schien – und gewann. Sie bewegte sich unglaublich schnell und teilte verheerende Schläge aus, während sie selbst kaum einen einsteckte. Sie beendete den Kampf mit einem ebenso brutalen wie zielsicheren Hieb mit dem Ellbogen auf seine Schläfe, und ihr Artgenosse sackte in sich zusammen, wie eine Marionette, der man die Fäden durchtrennt hatte. Eine Weile stand sie da, schwer atmend, die Fäuste geballt und sah auf. Robbie versteifte sich, als der Blick ihrer kalten, blauen Augen seinen traf. Und für eine grauenvolle Sekunde befürchtete er bereits, dass sie ihn sehen konnte – obwohl er in Wirklichkeit draußen auf dem Korridor stand.


Dann wurde ihm klar, dass sie nicht ihn anblickte, sondern den Himmel.


In ihren Augen lag eine seltsame Mischung aus Trotz und Wehmut – einen Ausdruck, den er noch nie zuvor bei ihr bemerkt hatte. Robbie runzelte die Stirn. Sie sah ein wenig aus wie jemand, der Heimweh hatte – aber Robbie vermutete, dass er sich täuschen musste.


Nein, entschied er. Jeder andere, aber nicht sie. Das passt überhaupt nicht zu ihr.


Jedenfalls… passte es nicht zu der Kerra Thelv, die er kennengelernt hatte.


Dann trat Redbay in den Fokus der Kamera. Er hatte die Arme offenbar gegen die Kälte schützend um den Oberkörper geschlungen. Sein Gesicht war leicht gerötet und Robbie konnte deutlich die kleinen, grauen Nebelwölkchen sehen, in denen der Atem seine Lungen verließ. Es musste wirklich scheußlich kalt dort drin sein, überlegte er.


Einen Moment lang sah es ganz danach aus, als wollte sie ihn angreifen, aber das geschah nicht.


Stattdessen standen sie da, musterten den jeweils anderen, während keiner von ihnen so recht zu wissen schien, wie er anfangen sollte. Nach einer gefühlten Ewigkeit begann Redbay zu sprechen; und sie reagierte mit verbissener Miene. Was auch immer dort zwischen ihnen lief – für Robbie wirkte es nicht unbedingt wie Romantik. Eher wie ein Streitgespräch, was auch Lauren nicht entging.


„Oh“, machte sie und wandte peinlich berührt den Blick ab. Robbie fragte sich, was sie wohl gemacht hätte, wenn Thelv und Redbay angefangen hätten, sich zu küssen – oder noch weiter gegangen wären.


„Komm“, sagte er. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Das geht uns wirklich nichts an.“


Er wollte gehen, doch Lauren hielt ihn zurück. „Was ist denn?“


Statt einer Antwort deutete sie auf den Bildschirm. Leichte Panik spiegelte sich in ihrem Blick – und als Robbie ihrem Blick folgte, verstand er auch, warum. Thelv hatte den Fokus der Kamera verlassen. Und weil um sie herum weit und breit nichts außer gefrorenem Brachland lag, gab es nur eine Möglichkeit, wohin sie verschwunden sein konnte: in Richtung Ausgang. Auf sie zu. Eine Sekunde später verblasste die andorianische Heimatwelt und ließ einen Raum mit einem gelben Gittermuster auf dem abgenutzt wirkenden Boden zurück. Das Programm war beendet worden. Robbies Blick fiel auf das Wandpaneel, das Lauren entfernt hatte.


Es lag mitten auf dem Gang, gut sichtbar für jeden, der die Holosuite verließ. Er keuchte auf.


Jetzt sind wir aber wirklich erledigt, fuhr es ihm durch den Sinn.


Wenn dem Lieutenant klar wurde, dass sie hier draußen quasi gelauscht hatten, würde sie… Nun, um ehrlich zu sein, er hatte nicht die geringste Ahnung, was sie dann tun würde – und das machte ihm eine Heidenangst.


Robbie hielt den Atem an und wartete. Jeden Augenblick würde sie nun auf den Korridor hinaustreten und sie sehen. An Flucht war nicht zu denken – sie würden es niemals rechtzeitig schaffen, die Biegung zu erreichen, bevor Thelv sie entdeckte. Das würde sehr unschön werden. Doch die Andorianerin kam nicht. Die Tür blieb auch weiterhin fest verschlossen. Der Bildschirm zeigte nur noch undurchdringliche Dunkelheit. Robbie witterte seine Chance.


Ein Stromausfall auf dem Holodeck? Eine Fehlfunktion? Spielt keine Rolle. Nichts wie weg hier!


Er nahm Laurens Hand und lief los, ohne sich umzuschauen. Hätte er es getan, hätte er die beiden von Kopf bis Fuß in schmucklose, schwarze Kittel gehüllten Männer vielleicht noch rechtzeitig bemerkt, die urplötzlich vor ihnen auftauchten und ihre Waffen auf sie richteten. Er hatte nicht einmal Zeit, um Hilfe zu schreien, bevor ihn ein blauer Phaserstrahl in die Brust traf und seine Empfindungen auslöschte.






Der Mann in Schwarz war wie aus dem Nichts auf dem Holodeck erschienen.


Ein diffuses Glühen, dessen Quelle sie nicht ausmachen konnte, hüllte ihn ein und umgab ihn mit einer Aura aus blassem Dämmerlicht. Sein Gesicht war kantig, mit einem spitz zulaufenden Kinn und vielen Narben; sein Haar millimeterkurz gestutzt; und selbst das formlose Gewand, das er trug, vermochte es nicht, seine muskulöse Statur zu verbergen. Er war hochgewachsen und machte für einen Menschen einen erstaunlich zähen Eindruck. Doch was Kerra am Meisten verblüffte, waren seine Augen.


Sie wusste nicht, ob es an dem Zwielicht lag, aber für einen Moment sah sie sie aufblitzen. Und Kerra hätte schwören können, dass sie gelb waren.


Dann verschwanden die Augen des Fremden wieder im Schatten ihrer Höhlen, als er sich straffte und die Hände vor einer imaginären Gürtelschnalle verschränkte.


Trotzdem fühlte Kerra, dass sein Blick auch weiterhin auf ihr ruhte; stechend und berechnend.


Kerra berührte ihren Kommunikator, ohne ihren auch nur eine Sekunde von dem Mann abzuwenden.


„Thelv an Sicherheit – wir haben einen Eindringling auf dem Holodeck, Holosuite Zwei.“


Es erfolgte keine Antwort; nicht einmal statisches Rauschen. Das Gerät war tot.


„Entschuldigen Sie“, sagte der Mann vor ihr und machte einen Schritt auf sie zu.


Seine Stimme war beeindruckend tief. Er sprach kultiviert und ohne jeden Akzent. Kerra nahm indes zur Kenntnis, dass das Glühen ihm zu folgen schien, wenn er sich bewegte, wie ein Scheinwerfer dem Schauspieler auf einer Bühne zu folgen pflegten.


„Aber auf diese Weise ist es besser, glauben Sie mir. Ich möchte mich nur mit Ihnen unterhalten – mit Ihnen beiden“, fügte er mit einem Seitenblick auf Redbay hinzu. „Und zwar ungestört.“


Die Art, wie er das letzte Wort betonte, ließ Kerras Fühler unangenehm kribbeln. Ihre Muskeln spannten sich und sie ballte die Fäuste. Etwas läuft hier mächtig aus dem Gleis -


Sie befand sich in der Gewalt eines Fremden. Auf ihrer Raumstation. Sie fletschte die Zähne und fragte ihn ungehalten: „Wer, zum Geier, sind Sie?“


Der Mann lächelte. „Mein Name ist Franklin Drake.“

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