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Deep Space K7: Racheakt

von road runner

Kapitel 2

Als Redbay das Wort ergriff, brachte sein Tonfall pure Verachtung zum Ausdruck.


„Was immer Sie wollen, Drake“, sagte er scharf, „betrifft nur Sie und mich. Halten Sie sie da raus.“


Er wies mit einem Kopfnicken auf Kerra.


Sie reckte trotzig das Kinn; und ein leiser Stich des Zorns mischte sich unter ihrer Frustration darüber, in die Defensive gedrängt worden zu sein.


„Vielen Dank, Sir“, sprach sie, betont ruhig, mit einer Stimme, die so frostig wie Andorias Gletscher war, „aber ich kann sehr gut für mich alleine sprechen.“


Das hatte sogar in ihren Ohren sehr verächtlich geklungen. Gut so -


„Warte mal.“ Sie runzelte die Stirn. „Du kennst den Kerl?“


Das Lächeln des Fremden wuchs in die Breite und ließ seine vernarbten Züge dadurch nur noch gröber wirken. Redbay runzelte die Stirn. „Tut mir leid, aber das hier geht Sie nichts an, Lieutenant Thelv.“ Er war ebenfalls vom vertrauten Du dazu übergegangen, sie mit ihrem Rang anzusprechen; wie vor zwei Jahren, als sie sich an Bord der Bronx kennengelernt hatten. Aber der überhebliche, selbstzufriedene Unterton, der sie damals so an ihm gestört hatte, war einer kühlen Härte gewichen, aus der sie eine Spur von Sorge herauszuhören glaubte.


Seltsamerweise machte sie das nur noch zorniger.


Was zur Hölle bildet der sich ein? Hundertmal hab’ ich ihm den Arsch gerettet – wofür? Damit er mich von oben herab behandelt, weil er denkt, dass ich nicht selbst auf mich aufpassen kann? Und das nach zwei verdammten Jahren! Du kannst mich, Phil, echt


Sie setzte zu einer entsprechenden Antwort an, doch Franklin Drake kam ihr zuvor:


„Tut mir Leid, Redbay, aber das ist nicht ganz richtig. Ich bin hier, um Sie beide zu sprechen. Und falls Ihnen etwas daran liegt, Naomi Wildman am Leben zu erhalten, rate ich Ihnen, mir jetzt aufmerksam zuzuhören.“


Kerra konnte sehen, dass Redbay bleich geworden war und krampfhaft die Fäuste ballte.


„Was haben Sie getan?“ In seiner Stimme schwang mühsam unterdrückte Wut mit.


Das Lächeln auf Drakes Gesicht erstarb.


„Ich habe gar nichts getan“, schnarrte er und fixierte Redbay mit einem kalten Blick. „Bevor Sie also mir die Schuld für die neuste Entwicklung in die Schuhe schieben, sollten Sie sich lieber einmal fragen, was es war, das Sie selbst getan haben, um die aktuelle Situation heraufzubeschwören.“


Kerra, die inzwischen wachsenden Unmut verspürte, riss nun endgültig der Geduldsfaden.


„Was, zum Teufel, meinen Sie damit?“, herrschte sie Drake an. Als er nicht sofort antwortete, wandte sie sich zornig an Phil: „Ich will wissen, was hier vorgeht, verdammt noch mal! Wer ist dieser Mann und wie ist er auf meine Raumstation gekommen?“


Phils Reaktion beschränkte sich auf verbissenes Schweigen und einen mörderischen Blick.


Drake seufzte resigniert und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Wie ich eben bereits sagte, Miss Thelv, ist mein Name Franklin Drake. Ich arbeite für eine separate Abteilung des Geheimdienstes der Sternenflotte, die sich selbst Sektion 31 nennt.“


„Nie davon gehört“, sprach Kerra, verächtlich schnaubend.


Der Mann in Schwarz nickte gewichtig.


„Weil wir offiziell überhaupt nicht existieren. Nur eine handvoll Leute in der ganzen Galaxis weiß über uns Bescheid, und wir möchten gerne, dass dies auch so bleibt – wir schätzen unsere Anonymität sehr, müssen Sie wissen.“


Die Drohung, die in seinen Worten mitschwang, war deutlich genug: verliere ein Wort über dieses Treffen, und du bist tot.

Spitze. Genau das fehlte mir noch. Eine Bande Psychopathen, die mich umbringen will… noch eine


„Wie dem auch sei.“ Drake räusperte sich. „Vor etwa zwei Wochen schlug einer unserer Kontakte im orionischen Raum Alarm.“


„Sie haben Informanten bei den Orionern?“, fragte Kerra erstaunt.


Drake neigte bescheiden den Kopf. „Sie können sich vorstellen, dass wir durch die verborgene Natur unserer Behörde praktisch keinen Beschränkungen unterliegen. Seit unserer Gründung, hat es sich die Sektion 31 zur Aufgabe gemacht, über alle Feinde der Föderation genaustens im Bilde zu sein.“


„Sowohl von außen als auch von innen“, fügte Redbay düster hinzu. „Nicht wahr?“


Die Karikatur eines Lächelns huschte über Drakes Lippen. „Wie Sie sehr genau wissen.“ Dann wandte er sich an Kerra. „Wir sind die Beschützer der Föderation.“


„Die Sternenflotte beschützt die Föderation“, zischte Redbay. „Und Sektion 31 richtet für sie über ihre Feinde. Sie sind keine Beschützer… Sie sind Henker.“


„Wenn es sich nicht vermeiden lässt, auch das“, gestand Drake ungerührt ein. „Und nun … würde ich diese äußerst faszinierende Debatte über moralische Haarspaltereien liebend gern auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, um mich dem eigentlichen Grund für mein Hiersein zu widmen.“


Phil schnitt eine finstere Miene, sagte jedoch nichts.


„Der Tod ihres Informanten und die Niederlage im Kampf um die Iwo Jima haben Melani D'ians Position im Syndikat geschwächt. Obwohl sie immer noch die Geschäfte und die Truppen ihres Stellvertreters Hassan kontrolliert, soll es laut unserem eigenen Spion bereits Unruhen in den Reihen ihrer Plünderer und Sklavenhändler gegeben haben.“


„Wenn sich ihre eigenen Leute jetzt schon gegen sie auflehnen, kann ihre Kontrolle nicht besonders groß gewesen sein“, sagte Kerra.


„Es ist das erste Mal seit dem Erstkontakt mit den Orionern, dass sich eine Frau öffentlich an die Spitze des Syndikats gesetzt hat“, gab Drake zu bedenken. „Natürlich wissen wir inzwischen, dass viele seiner früheren Oberhäupter in Wirklichkeit die Strohmänner für hinter den Kulissen agierende Frauen waren, aber D'ian ist die erste, die sich offiziell als oberste Instanz ausrufen ließ.


Wir können also davon ausgehen, dass es von Anfang an Widerstände gegen sie gab.“


Drake strich sich versonnen über das Kinn. „Und die jüngsten Ereignisse scheinen sie in dem Glauben bestärkt zu haben, eine Demonstration ihrer Macht abliefern zu müssen, um ihren Einfluss auf die Kapitäne des Syndikats behalten zu können.“


„Eine Demonstration ihrer Macht“, wiederholte Redbay argwöhnisch. „Wie?“


„Indem sie zeigt, dass man sich nicht ungestraft mit ihr anlegt.“ Bei diesen Worten lief Kerra ein kalter Schauder über den Rücken. Sie wusste plötzlich sehr genau, was Drake nun sagen würde.


„Durch einen Akt der Vergeltung. Sie hat der Sternenflotte ein Ultimatum gestellt, ihre Außenposten in diesem Sektor aufzugeben und alle Basen entlang der klingonischen Grenze innerhalb einer Woche zu räumen, oder die Konsequenzen zu tragen – das ist mittlerweile zwei Wochen her.“


„Na und?“, brummte Redbay verärgert. „Dann hat sie eben geblufft.“


„Das haben wir zuerst auch geglaubt“, sprach Drake und nickte. Er griff in die Falten seines Gewands und holte etwas daraus hervor, das er vor Redbay und Kerra auf den Boden warf. In der Luft vor ihnen entstand ein dünner Lichtstrahl, der sich rasch zu dem flackernden Abbild eines menschlichen Kopfes verdichtete, der langsam um die eigene Achse rotierte.


Der Mann sah recht betagt aus; Kerra schätzte ihn auf Mitte bis Ende fünfzig, ausgehend von der Tiefe der Falten in seinem Gesicht und dem grauen Haar, in dem sich nur noch vereinzelt schwarze Strähnen zeigten.


„Captain Everett Mansell“, kam Franklin Drake ihrer unausgesprochenen Frage zuvor. „Kommandant von Deep Space K-6. Er und drei seiner Sicherheitswächter wurden gestern Abend in seinem Büro von einem nicht identifizierten Eindringling getötet. Dem Captain wurde die Kehle durchgeschnitten.“


Er langte abermals in seine Tasche, holte ein zweites Gerät daraus hervor und warf es in einem hohen Bogen neben das Erste. Wieder erschien ein holographisches Abbild in der Luft; dieses Mal war es ein Saurianer mit glatter, purpurfarbener Haut und goldenen Reptilienaugen.


„Commander Sellmah Strass, Kommandant der Deep Space K-5-Raumstation. Man hat ihn vor fünf Tagen tot in seiner Kabine gefunden – mit durchgeschnittener Kehle. Und dann hätten wir hier noch …“ Er nahm ein drittes Gerät in die Hand und warf es vor Kerra auf den Boden. „ … Das hier.“


Ein schmaler Lichtstrahl wuchs aus dem Projektor und verwandelte sich in die körnige Aufnahme einer Sicherheitskamera – jedenfalls schloss Kerra dies aus dem Blickwinkel, aus dem sich ihnen die Szene präsentierte. Im Fokus der Kamera stand ein langgezogener Flur aus Fertigbauteilen, wie man sie auch beim Bau von K-7 verwendet hatte. Etwa fünf Sekunden lang war nichts zu sehen, außer dem leeren Flur. Dann, plötzlich, geriet eine caitianische Frau in den Erfassungsbereich der Kamera. Sie trug eine lädierte Sternenflottenuniform mit vier silbernen Balken auf dem schwarzen Kragen.


Sie hinkte stark und hielt die linke Hand auf den rechten Oberarm gepresst. Kerra kniff angestrengt die Augen zusammen. Zwischen den mit Krallen bewerten Fingern der Caitianerin quoll Blut hervor, tropfte von ihrem Arm und hinterließ eine Spur aus punktförmigen roten Tupfern auf dem Boden.


Sie schaffte es bis zur Mitte des Bildbereichs. Dann brach sie zusammen, und eine zweite Person trat ins Bild. Es war eine hochgewachsene, schlanke Orionerin. Das lange, schwarze Haar fiel ihr in sanften Wellen über die Schultern. Sie trug ein dünnes Kleid, dessen Stoff um sie herum zu tanzen schien, als würde jede ihrer geschmeidigen Bewegungen ihm von Neuem Leben einhauchen. Es verlieh der Frau eine unheimliche, fast schon geisterhafte Aura.


Mit gemessenen Schritten glitt sie zu der sich am Boden windenden Caitianerin hin und kniete sich auf ihre Brust. Kerra schaute entsetzt zu, wie die orionische Frau ein langes Messer mit geschwungenem Griff aus ihrem Kleid hervorzauberte und es an den mit weißem Fell bedeckten Hals der katzenartigen Humanoiden legte. Ein schneller, sauberer Schnitt, dann war es vorüber. Und die Caitianerin rührte sich nicht mehr. Sie blieb in einer stetig größer werdenden Lache ihres eigenen Blutes liegen, während ihre Mörderin aufstand und die Klinge des Dolches am Saum ihrer Uniform abwischte. Danach wandte sie sich zum gehen; jedoch nicht, ohne einen langen, markerschütternden Blick in Richtung der Kamera zu werfen, der dafür sorgte, dass sich ihr Magen verkrampfte.


An dieser Stelle fror die Aufnahme ein, und ein leichtes Flackern lief durch das Bild.


„Captain T'rynn P'erys“, sagte Drake leise. „Kommandantin von Deep Space K-4. Vor sechs Tagen.“


Grabesstille legte sich über die dunkle Holosuite. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Kerra fähig war, ihre Augen von denen der Orionerin abzuwenden und Drake anzuschauen. Selbst Phil schien das, was er gerade gesehen hatte, stark mitgenommen zu haben. Einen Moment lang stand er mit offenem Mund da; er war aschfahl geworden, und auf seinen verhärmten Zügen zeichnete sich der Schock über das Ende der Aufnahme deutlich ab.


„Commander Wildman …“, murmelte er. Er drehte sich langsam zu Franklin Drake um.


„Wird die nächste auf der Liste sein, wenn Sie nicht rasch etwas unternehmen“, führte der Agent den begonnenen Satz zu Ende. „Und Sie sollten am besten sofort damit anfangen.“


Redbay schien sich nun wieder gefangen zu haben. Seine Lippen bildeten einen schmalen Strich, sein Gesicht machte einen grimmigen, entschlossen wirkenden Eindruck.


„Ich verstehe“, sagte er knapp. „Ich danke Ihnen für die Warnung, Drake.“


„Jederzeit“, erwiderte Drake und neigte den Kopf.


„Aber denken Sie nicht, dass sich dadurch irgendetwas ändert“, fügte Phil kalt hinzu. „Wie beide sind fertig miteinander. Ein für alle Mal.“


Der andere Mann lächelte, und seine unheimlichen, gelben Augen blitzten auf. „Es liegt mir fern, Ihnen Ihre Illusionen zu nehmen, Mister Redbay. Wenn Sie unbedingt glauben möchten, der Organisation den Rücken kehren zu können … bitteschön.“ Sein Tonfall war gönnerhaft, doch Kerra konnte deutlich die unterschwellige Warnung hören, die in seinen Worten mitschwang. Was auch immer das hier ist, fuhr es ihr durch den Sinn, es ist noch nicht vorbei. Phils Lippen zuckten verräterisch nach unten.


Aber er erwiderte nichts. Franklin Drake öffnete indes den Mund, um noch etwas zu sagen, überlegte es sich kurz darauf jedoch anders, und lauschte in die leere Holosuite hinein. Er runzelte erst die Stirn, dann sprach er, und Kerra begriff, dass ihn jemand kontaktiert haben musste.


Er sagte: „Was … nein, schon in Ordnung. Lassen Sie sie einfach liegen, wir sind hier fertig. Jedenfalls fürs Erste.“


Sie bemerkte, dass Redbay sich bei diesen Worten fast unmerklich versteifte – nur ein bisschen, und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Bevor sie fragen konnte, wandte sich Drake an sie.


„Lieutenant, draußen auf dem Flur liegen zwei betäubte Crewmen, die offensichtlich versucht haben, ihr Holodeck-Programm anzuzapfen. Meine Männer hielten sie wohl für Spione und haben sie deshalb vorsorglich ins Reich der Träume geschickt. Ich bitte vielmals um Entschuldigung.“ Dann drehte er sich ein letztes Mal zu Redbay um und sprach: „Denken Sie daran, Redbay. Ihnen bleibt nicht viel Zeit, um Miss Wildman zu retten. Und diese Attentäterin wird vor niemandem Halt machen.“


Er hatte den Satz gerade vollendet, als das Glühen, das ihn eingehüllt hatte, erlosch – ebenso wie die Holoprojektoren – und die Holosuite zum zweiten Mal in dieser Nacht in vollkommene Finsternis hüllte.


Eine Sekunde darauf gingen die Lampen wieder an; jäh und vollkommen unvermittelt flutete gleißende Helligkeit ihre Pupillen, stach schmerzhaft in ihre Netzhäute und machte sie kurzzeitig blind.


Kerra blinzelte heftig, und nachdem sich ihre Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah sie, dass Franklin Drake verschwunden war.


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