TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Schritte aus dem Schatten

von Martina Bernsdorf

Kapitel 1

Es war seltsam die Station so verlassen zu sehen, Kira Nerys, Erster Offizier der Raumstation DS9 blickte sich um. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, als sie daran dachte, dass dies das erste Jahr auf DS9 war, an dem sie beim Erntefest nicht auf Bajor weilte. Sie hatte immer darauf geachtet, nicht zu den unglücklichen Fünfzig zu zählen, die als Notcrew auf DS9 verweilen mussten. Dieses Jahr hatte sie sich freiwillig gemeldet um an Bord zu bleiben.

Ihre Erinnerungen wanderten ohne es zu wollen, zum letzten Erntefest zurück. Welch ein wunderschöner Tag war dies gewesen, mit einem strahlend blauen Himmel. Die Sonne hatte heiß auf die Feiernden herabgebrannt und sie würde nie vergessen, wie das Sonnenlicht Bareils Haar hatte glänzen lassen. Wie seine sanften brauen Augen gefunkelt hatten und wie sie dieses Fest ganz persönlich gefeiert hatten. Diese Erinnerungen waren der Grund für Kira, dieses Jahr nicht zu feiern - wie konnte sie das ohne Bareil? Er war gestorben um Bajor einen Friedensvertrag mit Cardassia zu ermöglichen. In manchen unerträglichen Momenten wünschte Kira, lieber noch im Krieg mit Cardassia zu stehen, als diesen hohen Preis dafür bezahlt zu haben.

Sie spürte den Blick von Dax auf sich und sah zu der Trill, die an ihrer wissenschaftlichen Konsole saß. In Dax' Augen spiegelte sich Mitleid und Freundschaft wider, sie schien Kiras Beweggründe auf DS9 bleiben zu wollen, nachvollziehen zu können.

„Sollten Sie nicht bereits auf dem Weg nach Bajor sein, Jadzia?“ Kira scheuchte ihre Erinnerungen zurück, später in ihrer Kabine konnte sie ihrer Trauer und ihrem Verlust nachgeben, nicht hier.

„Ich warte noch immer auf die Rückkehr der Ganges aus dem Gamma-Quadranten. Seit Chief O'Brien angegeben hat, dass sie mit diesem verlassenen Raumschiff im Schlepp das Wurmloch ansteuern würden, hat er sich nicht mehr gemeldet. Zudem sind sie seit Stunden überfällig!“ Dax klang gelassener als sie sich fühlte, sie machte sich Sorgen. Natürlich gab es Dutzende von Erklärungen, die diese Zeitverzögerung und den Abbruch des Kontaktes erklären würden, aber ihr wollte einfach keine positive Möglichkeit einfallen.

„O'Brien ist genau der richtige Mann, wenn es irgendwelche technischen Probleme gibt, Dax. Gehen Sie endlich und amüsieren sie sich gut, ich bin mir sicher, dass O'Brien keine Probleme hat.“

Dax nickte etwas widerstrebend und schickte sich an, die Ops zu verlassen, doch ehe sie den Turbolift betreten konnte, meldete der Computer erhöhte Neutrinowerte. Ihr Blick richtete sich gleichzeitig mit dem von Major Kira auf den Sichtschirm.

Das Wurmloch öffnete sich mit seinem einmaligen Spiel aus Farbwirbeln und Lichtstrudeln und spie das kleine Shuttle aus, welches ein größeres, energieloses Raumschiff an einem Traktorstrahl gekoppelt, hinter sich herschleppte.

„Da sind sie ja.“ Kira versuchte ihrer Stimme einen optimistischen Klang zu geben, aber es gelang ihr nicht. Ein deutlicher Hauch Sorge und Irritation schwang in ihrer Stimme mit. Sie griff mit der Hand an ihren Nacken und glättete mit nachdenklich gerunzelter Stirn die Haare, die sich dort aufgerichtet hatten. Ihre Intuition raunte ihr zu, dass etwas nicht stimmte, mehr noch, dass etwas Furchtbares sich auf sie zu bewegte. Ihre Hände glitten unwillkürlich an die Waffenkontrollen und der Impuls auf diese beiden Schiffe das Feuer zu eröffnen, war machtvoll. Der logische Teil ihres Selbst gewann die Oberhand über die irrationale Furcht, sie zog die Hand zurück und nickte Dax zu, die bereits wieder die Kommunikationskonsole eingenommen hatte.

„DS9 an Ganges, melden Sie sich bitte, Mr. O'Brien.“

Ein Rauschen, das auf eine offene Kommunikationsleitung hinwies, war alles was zu hören war.

Dax wechselte einen verblüfften, unbehaglichen Blick mit Kira. „Die Ganges wird vom Autopiloten gesteuert!“ Die Trill veränderte die Einstellung an ihrer Konsole und warf einen fragenden Blick auf ihre Vorgesetzte. „Soll ich sie mittels Traktorstrahl andocken, Major?“

Kiras Hand legte sich wieder auf die Bedienungselemente der Waffensysteme, alles in ihr weigerte sich, diese Schiffe näher an DS9 herankommen zu lassen. „Gut, Lieutenant Dax, docken Sie die Schiffe an einem der obersten Pylonen an, aber legen Sie ein Sicherheitsfeld der Stufe vier um diesen Bereich.“ Sie ignorierte Dax überraschten Blick und versuchte mit Captain Sisko in Kontakt zu treten, ehe er die Station verließ.

* * *

„Ich hoffe, es gibt einen verdammt guten Grund für diese Verzögerung.“ Julian Bashir, gekleidet in lässige zivile Kleidung, wartete mit mürrischer Miene vor dem Sicherheitsfeld, das den Andockring im Pylonen abriegelte.

Seine Worte galten Odo, der sich jedoch nicht davon beeindrucken ließ. „Major Kira ist niemand, der einen gelben Alarm ohne Grund auslöst.“ Er warf einen leicht verächtlichen Seitenblick auf den Arzt. „Ich kenne nur nicht den Grund, warum sie denkt, Ihre Anwesenheit sei von Nöten, Doktor.“

Bashir öffnete den Mund, aber schloss ihn sogleich wieder, es war sinnlos mit dem Sicherheitschef zu streiten. Zudem argwöhnte Bashir, dass Odo immer den Standpunkt von Kira einnahm. Deshalb verschränkte er die Arme und versuchte nicht an die junge bajoranische Krankenschwester zu denken, mit der er auf dem Fest verabredet war.

Captain Sisko trug ebenso wie Dr. Bashir zivile Kleidung, Kira hatte ihn gerade noch an der Luftschleuse abgefangen und sein Shuttle flog jetzt nur mit seinem Sohn Jake, nach Bajor. Im Gegensatz zu Bashir ließ er sich seine Verstimmung nicht anmerken. Ein leicht sorgevoller Ausdruck drang manchmal, wenn er sich unbeobachtet glaubte, durch seine professionelle Maske eines Starfleetcaptains, der jeder Situation gewachsen war. Es war nicht O'Briens Art auf Kommunikationsrufe nicht zu antworten. Sein Augenmerk richtete sich kurz auf Kira, die nachdenklich den Griff ihres Phasers knetete.

„Vermutlich ist es nur ein technisches Problem.“ Doch Siskos Worte klangen selbst in seinen Ohren seltsam hohl und nicht sehr überzeugend. Auf seinen Wink hin löschte Odo die Sicherheitsfelder, bis die kleine Gruppe hindurchgetreten war, um sie dann wieder zu errichten.

Sisko hob eine Augenbraue, dies entsprach nicht der normalen Prozedur.

„Major Kira hat mich um diesen erhöhten Sicherheitsstandard gebeten, ich stimme mit ihr darin völlig überein.“ Odo wartete nicht auf eine Zustimmung des Captains, sondern ging der kleinen Gruppe von Sisko, Kira, Bashir und Dax voran, in Richtung der Luftschleusen.

Die Ganges war verlassen, was sehr seltsam anmutete. Auf einem der Polstersitze klebte eine feuchte Pfütze.

Kira berührte diesen Fleck und ein zäher, glasiger Schleim zog sich, als sie die Hand angeekelt zurückriss.

Dax hob leicht die Augenbraue. „Es scheint irgendein organisches Abfallprodukt zu sein.“ Sie studierte die Anzeigen des Tricoders. „Aber nichts, das auch im Entferntesten identifizierbar wäre. Ich tippe auf Speichel, aber vielleicht ist es auch ...“ Dax kam nicht dazu ihren Satz zu beenden.

Kira unterbrach sie mit einer unwirschen Geste, während sie ihre Hand sorgfältig am Polster des Pilotensitzes abwischte. „Verschonen Sie mich mit weiteren Ausführungen, Dax.“ Sie betrachtete ihre Finger nach Anzeichen davon, ob etwas von diesem widerlichen Schleim übriggeblieben war.
Da die Ganges keine Antworten bot, entschloss man sich das fremde Raumschiff zu durchsuchen.

* * *

Die Luftschleuse war für eine humanoide Rassen gedacht, die Größe und die Form ließen den Schluss zu, dass sie in den Proportionen den Menschen ähneln mussten. Es war nicht sehr schwierig, den Öffnungsmechanismus zu betätigen und ein Schwall feuchtwarmer, stickiger Luft wehte ihnen entgegen. Julian Bashir hatte die an Bord des fremden Raumschiffes herrschende Atmosphäre schon bevor sie die Schleuse betätigten, einer eingehenden Analyse unterzogen. Sie war abgestanden, der Sauerstoffgehalt entsprach gerade noch der Norm und keine fremden Krankheitserreger befanden sich an Bord. Seine Analyse hatte ihm jedoch nicht verraten, wie diese Luft roch. Sie war warm und sehr feucht, sie roch organisch, nach vermodertem, verfaultem Fleisch. Schon nach wenigen Schritten schien die Dunkelheit sie zu verschlucken, die Handstrahler tauchten nur winzige Ausschnitte in Lichtschein.

Zögernd, langsam und sehr vorsichtig arbeitete sich die Gruppe vorwärts. Das Raumschiff war seltsam, die Wände waren größtenteils von schwarzen, knochen- und rippenartigen Reliefs bedeckt, doch hin und wieder konnte man einen Blick auf die ursprüngliche Ausstattung werfen. Die Schritte der kleinen Suchgruppe hallten hohl und gespenstisch durch die Gänge, teilweise sah man Zerstörungen an Computer- und Einrichtungsgegenständen, die von einer unglaublichen Kraft zerrissen und zerfetzt waren, um als Teile der Wandverkleidung zu dienen.

Sisko berührte die rippenartigen Auswüchse nachdenklich. Er strich über die gewölbten und sanft gebogenen Strukturen, es fühlte sich beängstigend an, warm und leicht nachgiebig, nicht wie ein Kunstprodukt, sondern auf eine sehr erschreckende und abstrakte Weise, organisch.


„Unheimlich.“ Bashir wünschte, er wäre schon etwas früher nach Bajor aufgebrochen, dann wäre er jetzt nicht hier. Er betrachtete die Anzeigen seines Tricorders, an Bord dieses Schiffes bekam er eine Gänsehaut. „Ich habe hier zwei ziemlich klare Lebensanzeigen, doch warum sind Chief O'Brien und Lieutenant Jorgussen auf diesem fremden Schiff?“ Eine verzerrte Anzeige huschte über seinen Tricorder, Bashir runzelte die Stirn.

„Was ist, Julian?“ Dax war nahe bei dem Mediziner, die Umgebung hatte eine Wirkung auf sie, die sie verabscheute. Sie hatte Angst, tief in ihrem Unterbewusstsein, sträubte sich alles, hier herumzustehen.

Der Arzt hob leicht die Schultern und blickte zu den Gesichtern um ihn herum. Es war auffallend, dass keiner der Gruppe die Lust verspürte voranzugehen, oder sich ein wenig abzusetzen. Sie standen so dicht beieinander, dass sie sich fast auf die Stiefelabsätze traten, doch keiner beklagte sich darüber. „Ich dachte kurz, ich hätte noch andere Lebensanzeichen auf dem Tricorder, aber es muss eine Täuschung gewesen sein.“

Sie folgten den Anzeigen der Tricorder und jedem gingen unerfreuliche Dinge durch den Kopf. Warum war keinerlei Anzeichen einer Besatzung dieses Schiffes zu sehen? Laut O'Briens erster Kommunikationsdurchsage, trieb dieses Raumschiff schon sehr viele Jahre steuer- und antriebslos durch das All. Dass es noch immer Atmosphäre an Bord gab, deutete darauf hin, dass nichts und niemand hier noch lebte. Zumindest keine Lebensformen, die Sauerstoff benötigten, denn sonst wäre die Atmosphäre längst verbraucht gewesen. Sie gelangten in einen größeren Frachtraum, mehrere seltsam eierförmige Gebilde standen auf den Boden, die von einer dunklen, schleimigen Masse bedeckt war. Diese Eier waren fast einen Meter groß und undurchsichtig, die Oberfläche dunkelbraun, ledrig. Teilweise waren sie oben geöffnet.

Odo leuchtete in eines dieser Gebilde hinein. Es war leer, die schleimige Substanz darin schon lange zusammengeschrumpft.

Bashir führte den Tricorder über ein geschlossenes Gebilde. „Irgendetwas darin lebt.“ Er stupste das Ei an, die ledrige Substanz aus der es bestand gab ein wenig nach. Ein Geräusch veranlasste Bashir zurückzuspringen. Er leuchtete das Ei ab, doch es schien genauso wie zuvor. Oder hatte sich der feine Spalt an seinem oberen, konischen Ende, ein wenig verbreitert?

„Bei den Propheten!“

Kiras fassungslos, entsetzter Ausruf lenkte Bashir von dem Ei ab, er eilte wie die Anderen zu der Bajoranerin.

„Seht euch das an!“ Kira leuchtete wieder nach oben, dort wo mitten aus der schwarzen, rippenartigen Wandverkleidung ein paar Stiefel ragten. Sie führte den Lichtstrahl weiter nach oben, das Wesen das mitten in diese Wand eingesponnen war, glich einem Menschen.

Es war schon lange mumifiziert, doch man konnte noch immer sehen, dass es qualvoll gestorben war. Sein Mund war zu einem stummen Schrei erstarrt, dessen Echo noch immer auf einer mentalen Ebene durch das Schiff zu hallen schien. Seine Brust war aufgerissen, die Rippenbögen standen nach außen, so als wäre etwas gewaltvoll und mächtig aus seinem Brustkasten herausexplodiert.

„Es gibt noch mehr davon!“ Kira leuchtet über die Wände. Grotesk verzerrt, ohne Rücksicht auf die Anatomie dieser Wesen, waren sie in die Wände gesponnen. Knochen waren gebrochen und verzogen worden um einem unheimlichen Bedürfnis nach Perfektion zu entsprechen.

„Was zu Hölle ist das?“ Dax stupste ein handartiges Ding an, welches auf dem Boden lag. Es sah ein wenig aus wie eine Spinne, die im Tod ihre Beine eingezogen hatte. Ein langer, ausgesprochen kräftiger Schwanz lag ausgerollt und schlaff am Boden.

Odo ging ein paar Schritte weiter in die Dunkelheit und stolperte beinahe über den Mann, der am Boden lag. Er trug die Uniform der Sternenflotte. „Lieutenant Jorgussen!“

Sofort waren alle Offiziere um den leblos daliegenden Mann versammelt, auf dessen Gesicht sich eines dieser spinnenartigen Wesen befand. Doch im Gegensatz zu dem, das Dax gesehen hatte, war dieses lebendig. Keiner der Offiziere von DS9 war xenophob veranlagt, sie alle waren in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der man oft Kontakt zu fremden Rassen schloss. Aber dieses Ding, welches Jorgussens Gesicht bedeckte, schien obszön, bösartig, wie ein Zerrbild der Natur.

Bashir betrachtete das Wesen, das mit den langen, aber sehr kräftig wirkenden Fingern Jorgussens Kopf umspann. Der lange, gegliederte Schwanz war um seinen Hals gewickelt, schien ihn aber in der Atmung nicht zu beeinträchtigen. Bashir zog probeweise an dem Wesen, doch es ließ sich nicht herabziehen. Es fühlte sich warm an und ein spürbares Vibrieren deutete darauf hin, dass es trotz seiner anscheinenden Bewegungslosigkeit, sehr lebendig war.

„Wir sollten ihn auf die Krankenstation bringen“, erklärte er ein wenig ratlos.

„O'Brien!“

Siskos Ruf ließ die Suchgruppe wieder in Bewegung geraten. Sie folgten dem Licht des Handstrahlers, welcher O'Brien anstrahlte, der in die Wandverkleidung eingesponnen da hing.

Er war unverletzt, doch seine Augen starrten ins Leere, er hatte sich weit in sich zurückgezogen und reagierte nicht auf die aufgeregten Worte seiner Kameraden und Freunde.

Mit vereinten Kräften zerrten sie ihn aus seinem klebrigen Gefängnis. Niemand bemerkte das tote, spinnenartige Wesen, welches zu O'Briens Füßen zusammengerollt war. Ebenso wenig wie sie bemerkten, dass sich das Ei, welches Bashir begutachtet hatte, vollends geöffnet hatte.

* * *

Julian Bashir mochte es nicht sonderlich, wenn der ganze Offiziersstab hinter seinem Rücken stand und ihm über die Schulter starrte. Es machte ihn nervös. Er betrachtete Jorgussen, nun vielleicht war es auch dieser Parasit, oder was immer es auch war, was ihn nervös machte. Er hatte alle Berichte über fremde Lebensformen studiert, doch nie hatte er eine Beschreibung gehört, die auch nur im Geringsten zu dieser Kreatur passte. Er betrachtete die Anzeigen des Scanners, es war eindeutig, dass dieses Wesen etwas mit Jorgussen anstellte.


Der lange röhrenartige Auswuchs dieses Aliens steckte tief in der Kehle des Sicherheitsoffiziers, aber es war nicht zu erkennen, auf welche Weise es daraus einen Vorteil zog.

Zuerst hatte Bashir angenommen, dass es sich damit irgendwie ernährte, aber davon gab es keine Anzeichen. Allerdings funktionierte der Scanner nicht so wie gewohnt, es war fast als würde dieses Wesen Interferenzen erzeugen, die den Scanner ablenkten. Soweit man die Kreatur überhaupt scannen konnte, war sie primitiv, aber sehr effektiv aufgebaut. Es gab aber nichts, das auf ein höher entwickeltes Gehirn hindeutete. Es war primitiver als ein Säugetier, eine Intelligenz konnte er ausschließen, es besaß mit Sicherheit nur ein einfaches Lebensprogramm, aber welches, das entzog sich noch immer Bashirs Verständnis.

O'Brien wirkte unverletzt, zumindest behaupteten die Scanner, dass er körperlich unversehrt war, doch er hatte ohne Zweifel ein psychisches Trauma erlitten und befand sich tief in einem katatonischen Zustand.

Dr. Bashir hob leicht sein Laserskalpell, mit Siskos Zustimmung wollte er das Wesen von Jorgussen entfernen. Er strich vorsichtig mit dem Skalpell über eines der ledrigen Beine.

Eine grünliche Flüssigkeit trat aus und fraß sich mit rasender Geschwindigkeit durch die medizinische Liege und hinterließ sogar auf der ausgesprochen harten Legierung des Fußbodens einen tiefe hineingefressene Stelle.

Die rauchenden Dämpfe, die von dem zerfressenen Metall aufstiegen reizten alle zum Husten, außer Odo, der keine inneren Organe in dem Sinn hatte und daher auch keine Bronchien, die sich gegen die Dämpfe sträubten.

Der Arzt starrte auf sein zerstörtes Laserskalpell und blickte dann zu Sisko. „Ich habe noch nie von einem Lebewesen gehört, das derart destruktive Abwehrmechanismen besitzt.“ Er legte das Skalpell weg. „Ich glaube nicht, dass ich es entfernen kann, ohne dabei Jorgussen umzubringen.“

Sisko spürte die Anspannung zwischen seinen Schulterblättern, als sich seine Muskeln verkrampften. „Wir gehen auf Alarmstufe Rot.“ Er blickte zu Kira. „Ich will, dass man die Andockklammern der Shuttles blockiert, bis wir wissen, mit was wir es zu tun haben!“

* * *

Fähnrich Terell lehnte lässig an einem Schott, er hing seinen Gedanken nach und fragte sich, warum gerade er dieses Jahr das Pech gehabt hatte, zu der Notcrew zu gehören. Seine Freunde und Kameraden feierten nun auf Bajor und er hing hier herum und langweilte sich zu Tode. Er fingerte an seinem Phaser herum, bislang war er der Meinung gewesen, Constable Odo könne nichts aus der Ruhe bringen, doch vielleicht musste er diese Meinung revidieren. Er war jetzt schon über ein Jahr bei der Sicherheitsabteilung. Es erschien ihm seltsam, dass Odo ihn dazu abgestellt hatte, einen Bereich zu überwachen, der bereits von Sicherheitsfeldern gesichert wurde. Terell gab seine lässige Haltung auf und ging vor dem leicht schimmernden Sicherheitsfeld auf und ab, er warf einen Blick in den leeren Gang hinein. Es war ein wenig unheimlich, die Station so leer zu sehen. Terell drehte sich plötzlich auf dem Stiefelabsatz herum. Er hatte den deutlichen Eindruck gehabt, hinter ihm hätte sich etwas bewegt, doch anscheinend war es eine Täuschung gewesen. Er lachte leise, aber das Geräusch klang in dieser Stille falsch und er verstummte schnell wieder.

Auf dem Boden glänzte ein feuchter Fleck, Terell runzelte die Stirn und trat näher heran. Er bückte sich und berührte den Fleck nachdenklich, er verrieb den zähen Schleim zwischen den Fingern und schnupperte daran. Es war geruchlos, aber während er dies tat, tropfte ein glasiger Faden vor seinen Augen herab. Er sah erstaunt nach oben, dort wo die Lüftungsgitter der Versorgungsschächte verliefen. In der Dunkelheit schien sich etwas, dass noch schwärzer war, zu bewegen. Terell zog seinen Phaser.

Durch das Gitter streckten sich lange, dünne Finger mit spitzen, matt glänzenden Krallen. Mit einer einzigen schnellen Bewegung fetzten sie das Gitter entzwei und aus dem Schacht sprang mit einem fließenden, aber so furchtbaren Bewegungsablauf, das personifizierte Grauen.

Es gelang Terell noch zu feuern, doch die Energieentladung des Phasers schien das Alien nur kurz zu irritieren, dann packten ihn unglaublich starke Hände und zerrten ihn von den Füßen.

Es hat ja gar keine Augen, war der letzte zusammenhängende Gedanke der Terell durch den Kopf ging, ehe er sah, wie sich das Gebiss des Wesens öffnete, ein weiteres frei gab und dann tödlich, in einem Regen aus Blut, auf ihm niederstieß.
Rezensionen