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We got to rise

von werewolf

Kapitel 2

Dann kam die nächste Kontrolle. Dieses Mal waren die Soldaten noch misstrauischer und aufmerksamer. Zuerst gingen sie die Papiere genauestens durch und stellten Joret Rückfragen zu fast jeder enthaltenen Äußerung. Sie verstand zwar nichts von dem Gesagten, aber dass einer von ihnen bei jedem Satz auf eine Textstelle auf dem PADD zeigte und der Tonfall, in dem gesprochen wurde, waren mehr als deutlich. Die Cardassianer standen mit dem Rücken zu ihr, und sie war dankbar, dass sie sich nicht direkt in deren Blickfeld befand. Ihr Rücken schmerzte von der gebeugten Haltung, und die Situation machte sie so nervös, dass sie Schwierigkeiten hatte, ruhig sitzen zu bleiben. Als sie sich anders hinsetzen wollte, warf ihr Joret, der seitlich zu ihr stand, einen mahnenden Blick zu. Sie konnte sehen, dass auch ihn die Fragerei ziemlich unter Stress setzte, auch wenn er es gut zu verbergen wusste.
Nach einer Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit erschien, verließen die Soldaten das Shuttle wieder. Joret trat zu ihr, löste aber, im Gegensatz zu sonst, ihre Fesseln nicht wieder.
„Wie sieht es aus?“, fragte sie leise, obwohl sie sich die Antwort eigentlich schon denken konnte.
„Nicht gut“, antwortete er ihr nun wieder im Föderationsstandard, „sie reden gerade mit ihrem Vorgesetzten. Ihre Fragerei hat mich ziemlich in Schwierigkeiten gebracht.“ Er klang angespannt. Sie dachte an die aggressive Gestik der Soldaten, und sie unterdrückte nur mühsam ein Zittern. Joret legte ihr kurz eine Hand auf die Schulter. Sie sah zu ihm hoch – er lehnte an der Wand, sich neben sie zu setzen wagte er nicht. „Ich kann nichts versprechen. Zwar gehe ich davon aus, dass wir lebend wegkommen, aber um das zu erreichen, kann es sein, dass ich extreme Maßnahmen ergreifen muss, um unsere Tarnung zu wahren. Wenn ich dich schlagen muss oder so etwas in der Richtung, dann ist es wichtig, dass du weißt, dass ich das nur mache, um unser beider Leben zu retten. Das richtet sich in keiner Weise gegen dich persönlich. Auch wenn es schwer ist, daran musst du immer denken.“

Die Soldaten kehrten zurück und führten das Gespräch mit Joret fort. Ihr Tonfall war lauernd, aber Joret war auf der Hut. Und sie bemerkte eine Veränderung bei ihm. Seine Körperhaltung und Stimme zeugten plötzlich von einer Arroganz und unterschwelligen Aggressivität, was die Soldaten offenbar auf seine Seite zog. So war er von ihnen unbemerkt aus der verteidigenden Position in eine gleichberechtigte gelangt.
Eigentlich sollte sie beruhigt sein, dass die anderen Cardassianer offenbar nicht mehr so misstrauisch waren, aber dass sich Joret jetzt deren Verhalten angepasst hatte, sorgte dafür, dass sie sich hilflos fühlte. Ohne ihn und seinen Schutz war sie praktisch tot, das wusste sie, und bei den beiden Soldaten wagte sie zu bezweifeln, dass es ein schneller und schmerzloser Tod warsein würde.
Wenn er nicht für sie eintrat, hatte sie keine Chance.

Sie bemerkte, dass Joret mit einem Kopfnicken auf sie deutete und dann irgendetwas sagte, worüber diese lachten. Der Rangniedere warf Joret einen herausfordernden Blick zu und stellte eine Frage, die der Spion in einem spöttischen Tonfall abtat. Ihr lief es kalt den Rücken hinunter.

Ihr wurde plötzlich klar, was sie gerade für einen Fehler beging. Sie hatte dem Rangniederen direkt in die Augen gesehen. Die Bajoranerin senkte den Blick schnell wieder, aber offenbar zu spät. Der Soldat sagte mit deutlichem Triumph in der Stimme etwas, was sich definitiv auf sie bezog. Verdammt.
Joret eilte auf sie zu, und in seinem Gesicht konnte sie für einen Moment einen entschuldigenden Ausdruck erkennen, ehe dieser wieder der Wut wich. Sie duckte sich und schloss furchtsam die Augen. Diese Angst musste sie nicht vorspielen. Ein heftiger Schmerz stach regelrecht in ihre linke Seite, dann fühlte sie einen festen Schlag an die Schläfe und sie verlor das Bewusstsein.

Als Jaxa erwachte, war alles dunkel. Offenbar Bordnacht. Ihre linke Seite schmerzte heftig, ihr Kopf ebenfalls. Auch ihr rechter Unterarm und der linke Knöchel verursachten ihr Beschwerden. Ihr war übel und schwindelig. Sie versuchte aufzustehen, stellte aber fest, dass Hände und Füße noch immer gefesselt waren. Die plötzliche Bewegung verursachte ein starkes Ziehen in der verletzten Seite, sodass sie sich langsam wieder in die ursprüngliche Position zurücklegte. Sie musste husten, was die Schmerzen noch weiter steigerte, und die Erkenntnis überfiel sie, dass sie allein war.
„Joret?“ Keine Antwort. Sonst hätte er wahrscheinlich auch schon auf ihre Bewegung reagiert. Wo war er? Hatten sie ihn inhaftiert? Aber dann hätten sie sie sicher nicht hiergelassen, sie, ein wehrloses Opfer. Hatte er sich abgesetzt und sie im Stich gelassen? Eigentlich glaubte sie das nicht, aber nach seiner ziemlich brutalen Attacke war sie sich auch nicht mehr sicher. Sicher, das hatte er getan, um die Tarnung aufrecht zu erhalten, aber war es wirklich nötig gewesen, sie offenbar schwerer zu verletzen? Sie wusste es nicht.
Wenn er zurückkam, würde sie Antworten von ihm verlangen. Wenn er zurückkam. Wenn.

Die Shuttletür öffnete sich eine Zeit später. Wie viel später, wusste sie nicht. Das Licht blendete sie, und sie konnte nicht sehen, wer eintrat.
„Ganz ruhig, ich bin es“, hörte sie Joret sagen. Er trat an die Steuerungseinheit, holte sich die Erlaubnis zum Weiterflug – offenbar von einer Sternbasis - und aktivierte den Autopiloten wieder. Er erhellte das Licht auf zwanzig Prozent und holte offenbar ein paar Dinge aus dem Schrank an der Wand neben der Tür. Dann trat er zu ihr, hockte sich neben sie und löste ihre Fesseln. „Bitte versuch, dich nicht zu bewegen“, meinte er, „ehe ich nicht weiß, was du für Verletzungen davongetragen hast. Es tut mir sehr leid, dass ich dich so misshandeln musste, aber es gab keine andere Möglichkeit. Ich erkläre dir das später genauer, wenn du möchtest.“
„Wo warst du?“, brachte sie mühsam hervor. Das Sprechen fiel ihr schwer.
„Auch dazu komme ich später. Deine Gesundheit ist jetzt wichtiger. Ich muss deine Verletzungen untersuchen, säubern und behandeln, wenn das möglich ist. Ich versuche, dir nicht noch mehr wehzutun, du musst also keine Angst haben. Auch wenn ich verstehen kann, wenn du mir nicht mehr vertraust, bitte ich dich, zumindest die Behandlung zuzulassen.“ Er stellte ihr ein paar allgemeine Fragen, unter anderem nach ihrem Namen und ihrem Alter und bewegte langsam einen Finger in einigem Abstand vor ihrem Gesicht, dem sie mit dem Blick folgen sollte.
„Das Gehirn ist offenbar nicht betroffen. Sehr gut.“ Dann legte er eine Hand auf ihre verletzte Seite und übte vorsichtig etwas Druck aus. Sie zuckte zusammen und unterdrückte einen Schmerzenslaut. Er tastete noch weitere Stellen an ihrem Bauch ab.
„Ein paar Rippen sind hin, welche, weiß ich nicht. Es bringt auch nichts, das herausfinden zu wollen und dich weiter zu quälen, machen kann ich da sowieso nichts. Aber zum Glück scheint es keine inneren Blutungen zu geben.“ Der Knöchel erwies sich als verstaucht und Joret bandagierte das Gelenk. Dann untersuchte er noch ihren Unterarm. „Gebrochen, zu allem Überfluss auch noch verschoben. Ich muss versuchen, das wieder zu richten und so zu verbinden, dass es korrekt zusammenwächst. Das wird ziemlich wehtun, aber der Schmerz wird ziemlich schnell wieder bessernachlassen. In Ordnung?“
Sie nickte zögerlich .
„Ich bin gleich damit fertig“, meinte er, griff nach ihrem Unterarm, legte die Hand auf die entsprechende Stelle dicht über dem Handgelenk und drückte einmal kurz zu.
Ein brennender Schmerz zog bis zu ihrem Ellbogen hoch. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Auch ihre Selbstbeherrschung hatte ein Ende.
Er strich ihr mitfühlend über die Wange, ehe er die Verletzung verband, so gut es ging. Abschließend säuberte er die Platzwunde an der Schläfe und desinfizierte die Stelle. „Geschafft. Du hast das wirklich gut durchgehalten. Ich bringe dich noch zur Pritsche, damit du dich ausruhen kannst. Dorthin zu gehen, würde ich dir eher nicht raten, bei dem Ausmaß der Verletzungen.“
Er legte ihr einen Arm um die Schultern, den anderen unter die Knie und hob sie vorsichtig hoch. Sie legte den Kopf an seine Schulter, und er bemerkte nur zu deutlich, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. Sonst würde sie es sicher nicht zulassen, dass er sie schwach sah. Und dazu, dass sie sich von ihm tragen ließ, würde es wohl auch nicht kommen, wenn sie noch die Energie gehabt hätte, zumindest alleine aufzustehen.
Er legte sie auf der Schlafgelegenheit ab und zog eine Decke bis zu den Schultern über sie. Dann räumte er die zuvor geholten Gegenstände wieder weg und beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Der Schmerz speigelte sich in ihren Gesichtszügen wider. Sie folgte ihm mit dem Blick und zitterte leicht. Er hoffte, nicht aus Angst vor ihm.
Dann setzte er sich auf den Boden neben sie. „Ich kann verstehen, wenn du keinerlei Vertrauen mehr zu mir hast und auch, wenn du mich jetzt hasst, aber hör mir bitte wenigstens zu.“ Sie nickte kraftlos. „Die beiden Soldaten hatten von ihrem Vorgesetzten die Papiere durchsehen lassen und der hat offenbar nichts Auffälliges feststellen können. Jedenfalls hat er sie angewiesen, mir den Weiterflug zu gewähren. Damit waren sie aber offenbar nicht so ganz einverstanden, jedenfalls haben sie noch weiter versucht, mich im Gespräch zu überlisten, aber ohne besonderen Erfolg. Der Rangniedere ist die machtbesessenste Person, die ich je getroffen habe. Macht über andere zu haben, egal in welcher Form, ist seine absolute Traumvorstellung. Ich konnte ihn nur mit Mühe dazu bringen, dich in Ruhe zu lassen, denn zu offensichtlich konnte ich ja nicht handeln. Ich habe ihn ein paar Mal in seine Schranken verwiesen, aber er ließ sich nicht beirren. Der Ranghöhere hat sich in dieser Hinsicht ziemlich rausgehalten, wahrscheinlich wollte er keinen Ärger. Ich hatte es fast geschafft, seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, als du ihn einen Moment zu lange angesehen hast. Er hat seine Chance gesehen und meinte zu mir, dass ich jetzt ja kein Recht mehr dazu habe, ihn davon abzuhalten, zu tun, was er will. Ich warf ein, dass ich dein Kopfgeld erbeutet habe, er also keine Befugnis hat, irgendetwas mit dir zu tun. Das hat ihn aber nicht mehr ansatzweise eingeschüchtert, deshalb bin ich ihm zuvorgekommen und habe dich so zugerichtet. Das hat ihn so in Rage versetzt, dass er ein Messer gezogen hat und auf mich losgegangen ist. Der andere der beiden hat ihn nach einem kurzen, aber heftigen Kampf überwältigt. Da ich jetzt eine Grundlage hatte, ihn einer Bestrafung zuzuführen und es auch dem Ranghöheren jetzt endgültig gereicht hat, war ich bis vorhin bei dem Vorgesetzten der hier stationierten Soldaten, um die Sache zu melden.“ Er machte eine Pause und ließ die Worte auf Sito wirken. „Es ist mir wirklich nicht leicht gefallen, dich so zu behandeln, im Gegenteil, aber es war die einzige Möglichkeit, dich vor Schlimmerem zu bewahren. Er hätte sich nicht damit zufrieden gegeben, dich nur zusammenzuschlagen. Als ich dann mit ihnen mitgegangen bin, hatte ich ein schlechtes Gewissen, dich so allein zu lassen, aber dieser Soldat musste für sein Verhalten bestraft werden. Ich habe im Gespräch zufällig erfahren, dass er eine Zeitlang auf Bajor stationiert war und ich bin mir sicher, dass er da, nun ja, einiges gemacht hat. Da das natürlich nicht mehr zu überprüfen ist, habe ich die Gelegenheit, ihm zumindest schwere Befehlsverweigerung nachzuweisen, und da bei so etwas auf Cardassia recht hohe Strafen ausgesetzt werden, wird er nicht mehr die Gelegenheit haben, seine Position so auszunutzen. Das war ich seinen vorherigen und nächsten Opfern und auch dir schuldig. Natürlich kannst du mir das noch immer verübeln, und wie gesagt, ich könnte es verstehen. Aber es ist mir lieber, wenn du mich verachtest, aber es dir bald wieder besser geht, als wenn du mich vielleicht noch schätzt, aber furchtbar leidest.“
Sie hatte aufmerksam zugehört und setzte zu einer Antwort an, wurde aber durch einen Hustenanfall daran gehindert. Er reichte ihr ein Glas Wasser. Die Bajoranerin nickte dankbar, seufzte dann aber schmerzerfüllt, weil ihre Rippen durch das Husten noch mehr belastet worden waren.
„Geht es?“, fragte Joret.
Sie nickte erneut und wartete einen Moment, bis sie antwortete. „Ich verachte dich nicht, denn ich weiß, dass du in meinem Interesse gehandelt hast und es ehrt dich, dass dir mein Wohl wichtiger war als das, was ich von dir denke. Es ist nur …“, sie Sie zögerte, und er wartete geduldig, bis sie weitersprach. „Mir ist dadurch so richtig klargeworden, dass ich komplett machtlos bin. Egal was andere tun wollen, egal, was sie mit mir vorhaben, ich kann nichts dagegen unternehmen und muss darauf hoffen, dass du mich schützen kannst. Als ich wieder aufgewacht bin und allein war, hatte ich Angst, dass du nicht wiederkommst, und ich wusste, dass ich ohne deine Hilfe verloren wäre.“
„Hast du geglaubt, dass ich dich im Stich lassen würde?“, fragte er.
„Ich weiß es nicht“, meinte sie, „eigentlich nicht, aber durch deine Attacke hatte ich in dem Moment an allem gezweifelt.“
„Tust du das jetzt immer noch?“
Sie verneinte.
„Das ist gut. Ich habe mir geschworen, alles zu tun, um dich so unbeschadet wie möglich wieder zurückzubringen, und daran werde ich mich halten. Du bist eine beeindruckende junge Frau mit einer großen Zukunft, wenn ich mir das erlauben darf zu sagen, und ich werde dich vor allem Leid schützen, wenn ich das kann. Ich habe dich in der recht kurzen Zeit, die wir uns kennen, bereits zu schätzen gelernt, und du hast es verdient, ein langes und schönes Leben zu führen, ohne Schmerz und Leid.“
Eine längere Pause entstand. Aber das Schweigen war nicht unbedingt unangenehm.
„Wir sollten schlafen“, bemerkte er dann, „die Ruhe wird uns beiden wirklich guttun.“
Sie bejahte.
„Du solltest ein Schmerzmedikament einnehmen, damit du dich wirklich ausruhen kannst. Den Schlaf wirst du brauchen.“
Als sie nickte, erhob er sich, holte ein paar Tabletten aus dem Schrank und reichte ihr diese. „Du solltest zwei einnehmen, wenn es nachts wieder schlimmer wird, eine weitere.“
Bisher hatten sie sich stets abgewechselt, wer auf dem Boden liegen musste, aber jetzt bestand er darauf, ihr die Pritsche zu überlassen. Sie war ihm dankbar dafür; die Schmerzen in der Seite ließen sie jetzt schon keine angenehme Liegeposition finden, und auf dem harten Boden wäre das sicherlich nicht besser.
Sie schlief relativ schnell ein, was vermutlich an den Medikamenten lag, aber nicht besonders fest und erwachte auch bald wieder.
Die Ereignisse des Tages ließen ihr keine Ruhe, und die zwar reduzierten, aber immer noch vorhandenen Schmerzen ebenfalls nicht. Wie es aussah, hatte er die letzte sich bietende Möglichkeit ergriffen, um ihr zu Hilfe zu eilen. Sie war ihm zweifellos dankbar, dass er so schnell gehandelt hatte, und verstand es auch, dass er den Soldaten einer Bestrafung zuführen wollte. Joret schien generell erfahren zu sein, was Krisensituationen anging. Er ließ sich nicht in Panik versetzen, sondern fand so schnell wie möglich eine Lösung für das Problem. Sie begann sich zu fragen, woher er diese Fähigkeit hatte und auch, warum er bereit war, sein Leben zu riskieren, um an irgendwelche Informationen zu gelangen. Sicher, er hatte seine Verbundenheit zu seiner Heimat genannt, aber sie begann zu bezweifeln, dass das der einzige Grund war. Warum, wusste sie nicht, hoffte aber, Antworten auf diese Fragen zu finden.
Dann wanderten ihre Gedanken wieder zu den Vorkommnissen des Tages. Sie dachte an die beiden Soldaten, die Joret und sie fast enttarnt hätten. Und daran, wovor er sie bewahrt hatte. Jaxa versuchte, diese Gedanken zu verdrängen, schaffte es aber nicht. Sie erinnerte sich an das letzte Gespräch mit Picard, in dem er sie davor gewarnt hatte. Es schien ihr so lange her zu sein, und damals hatte sie keine Angst gehabt. Damals hatte sie auch geglaubt, mit dem Gefühl der Machtlosigkeit fertig werden zu können.
Joret hatte sie auch gewarnt mitzukommen, und auf ihr Alter hingewiesen. Eine Bemerkung, deren Sinn sie nur teilweise verstanden hatte.
Plötzlich hörte ein Geräusch, das klang, als wenn er sich aufsetzen würde, gefolgt von einem schmerzlich-frustrierten Seufzen.
„Alles in Ordnung?“, fragte sie nach kurzem Zögern.
„Ja, sicher. Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe. Bei dir alles okay?“ Er klang abwesend.
„Geht schon“, meinte sie.
„Wenn was ist, sag einfach Bescheid“, ergänzte er noch, ehe er sich wieder hinlegte.


Er starrte in die Dunkelheit, oder zumindest das, was für Jaxa die Dunkelheit war. Als Cardassianer konnte er noch immer Umrisse erkennen. Er hoffte, dass er sie nicht geweckt hatte, aber er war sich ziemlich sicher, dass sie nicht geschlafen hatte. Sie brauchte die Erholung, die der Schlaf brachte, für Körper und Geist gleichermaßen. Das würde ihr vielleicht dabei helfen, den Schock zu verarbeiten, den sie am Tag sicherlich erlitten hatte. Es war egoistisch, aber er war froh, dass sie ihn nicht hasste. Er schätzte und mochte sie wirklich, und wenn es nicht anders ginge, würde er sein Leben für ihres geben. Sie hatte eine glückliche Zukunft verdient, aber dafür war es wahrscheinlich bereits zu spät. Die Ereignisse auf dieser Mission würden sie wohl für immer beeinflussen, und sie waren auch noch nicht am Zielort angelangt und noch lange nicht wieder zurück in der Föderation. Es konnte noch eine Menge passieren, und er war nicht sicher, ob er sie auch in Zukunft würde schützen können.
Seine Handlungen heute beschäftigten ihn noch immer. Er hatte ihr erhebliche Schmerzen zugefügt und sie mehrere Stunden lang allein gelassen, ohne sie zu behandeln. Wenn sie Folgeschäden davontragen würde, würde er sich das nie verzeihen, davon war er überzeugt.
Dennoch würde er wieder genauso handeln, wenn er erneut in der Situation wäre. Er wusste, was passiert wäre, wenn er es nicht getan hätte, und er hatte gesehen, wie schlecht es ihr jetzt schon ging. Das hätte sie einfach nicht verkraftet.

Er musste an Falor denken, den Soldaten, der sich jetzt wahrscheinlich in ernsten Schwierigkeiten befand, und ihm wurde einmal mehr bewusst, dass er ihr die Wahrheit erzählen musste. Die ganze Wahrheit ohne irgendwelche Beschönigungen. Wie das alles gekommen war, damals, und was er getan hatte.
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