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II. Angst im Amt

von Racussa

Badendes Überleben

Die Mysteriöse kommt vom Regen in die Traufe und muss nun zu ganz anderen Waffen greifen, um ihr Überleben zu sichern.

Der Schock, den die Brühe aus warmem Wasser, Duftstoffen und schaumproduzierenden Chemikalien auslöste, als ich nach dem Auseinanderstieben der Transwarpblase fiel, muss mir das Bewusstsein zurückgebracht haben.

 

Ich hasse Wasser!

 

Ich sprang so unbeholfen es ging aus dem Becken und versuchte, mir einen Überblick zu verschaffen: Das war nicht Professor Nelens getarntes Shuttle.

 

„Wieviel hast du mir eingeschenkt, Wesley? Ich hab grad geträumt, dass eine blaue Katze zu uns in den Whirlpool gesprungen wäre…hicks…ich meine, eine richtige, große KATZE!“, lallte ein nackter Humaner, der mit einem zweiten in dieser ekelhaften Brühe saß.

 

Der zweite, der ein seltsames Objekt in der Hand hielt, das aus einer Glasscheibe, einem Stiel und einem daraufgesetzten Glaskegel bestand, trank einen Schluck einer eiskalten Flüssigkeit – die Glasaussenfläche war beschlagen – bevor er antwortete.

 

Wie verrückt sind die Humanen, dass sie ihren Körper in warmes Wasser einweichen und gleichzeitig eisgekühlte Getränke in sich hineinschütten?

 

„So was…was…ist…noch nie bei dem…dem…Amasowa-Bond-Test passiert.“

 

Ich versuchte, den Ort zu identifizieren und schloss, dass ich in einem Shuttle war, wie die leichten Vibrationen und der Blick aus den Bullaugen mir nahelegten. Ein größeres Schiff hätte bessere Trägheitsdämpfer und Seitenstabilisatoren gehabt. Ich versuchte also, den alkoholisierten Zustand der beiden jungen Männer auszunutzen. So gut es ging, entledigte ich mich der durchnäßten Uniform und baute mich in halbliegender Pose auf dem Sims des Wasserbeckens auf.

 

„Ihr seid beim Test weit fortgeschritten. Ich bin eigentlich nicht real. Meine Aufgabe ist es, eure Reaktionsfähigkeit und Rationalität zu testen. Worum geht es beim Amasowa-Bond-Test?“

 

„Du wirst…doch…nichts…meiner…kein Wort…Mutti nix sagen?“, winselte der als Wesley angesprochene Junghumane.

 

„Bei meiner Ehre als Duncan Amasov, Sohn von Captain Juri Amasov, unser Kätzchen will mich auf die Probe stellen…hicks…der Amasowa-Bond-Test geht auf eine meiner Vorfahren zurück, die berühmte russische Geheimdienstchefin Anya Amasowa, genannt Quadruppel X, die im zwanzigsten Jahrhundert früherer Zeitrechnung lebte. Sie hat gemeinsam mit einem französischen Spion…“

 

„Bond war Belgier, kein Franzose!“, unterbrach Wesley.

 

„Mit irgendeinem nichtrussischen Spion diesen Test…hicks…entwickelt. Einer trinkt Wodka Martini, geschüttelt, nicht gerührt…hicks…das ist Wesley…und der andere trinkt…der andere bin ich…der andere trinkt…Bacardi on the rocks…hicks…das heißt auf…hicks…Eiswürfeln. Nur vom Eis…hicks…bekomme ich Schluckauf.“

 

Wesley meldet sich wieder zu Wort, nachdem er noch einen Schluck getrunken hatte: „Du musst eine Halluzina…Hazulination…du weißt schon, was, haben, denn wir sind hier in einem getarnten Schaffel…Shuttle hinter dem Juliper…Jupiter, wo uns niemand von der Akrachemie…Akademie finden kann.“

Damit wurde mir klar, dass wohl die Ortung des minimalen Transwarpsprungs etwas fehlgeleitet worden sein mußte. Woher hätten wir denn wissen sollen, dass auch die Föderation sich die Tarntechnologie angeeignet hatte. Ich überlegte, ob ich die beiden Jungen töten sollte, doch angesichts ihres Zustandes und ihrer daraus resultierenden Unglaubwürdigkeit hielt ich es für klüger, vorerst nichts Gewaltsames gegen sie zu unternehmen.

 

Ich stand also auf und sagte: „Den ersten Teil habt ihr gut geschafft, doch jetzt kommt die zentrale Frage: Was macht ihr hier?“

 

„Du wirst…doch…nichts…meiner…kein Wort…Mutti nix sagen?“, winselte Wesley erneut. Er konnte mit seinen großen Augen einen fast katerhaften Eindruck erwecken.

 

Duncan übernahm das Reden: „Es ist nicht das, wonach…hicks…es aussieht…Wir schlafen nicht…miteinander…hicks…grundsätzlich…im Allgemeinen…vor den anderen…ich meine…wir schlafen nie vor den anderen auch nicht mit anderen miteinander…hicks…wir sind kein Paar…aber ein…hicks…paar Forscher von Weltruhm sind wir! Schau…hicks…mal in die Krankenstation hinter dir…oder den Brutkasten!“

 

Etwas wankend stand er auf, stieg aus dem Becken und nahm mich am Unterarm.

 

Schon wieder das ekelhafte parfümierte Wasser.

 

Durch die Tür führte er mich in eine für ein Shuttle geräumige Krankenstation. In zwei Inkubatoren lagen erwachsene Humane, zwei weiblicheExemplare.

 

„Wir haben die zwei aus minimalen DNS-Resten rekonstruiert…geil…und genetisch verfeinert! Vom…hicks…Feinsten.“

 

Inzwischen war auch Wesley zu uns gekommen, der sich am Türstock festhalten mußte, um nicht zu stolpern: „In etwa drei Stunden sind die beiden fertig. Wenn sie dann lebensfähig sind, werden wir sie in eine Stasiskammer einschweißen…einschließen…bis Zeiten kommen, in denen diese Kultfiguren…diese Kultfrauen wieder ungeschützt frei…ich meine das mit dem Schutz nicht frauenfeindlich…frei herumgehen können.“

 

Ich betrachtete die Namensschilder auf den beiden Inkubatoren, aber mir sagte weder ‚Danae Scully‘ etwas, noch ‚Louise Lane‘. Trotzdem schien mir das Klonexperiment für weitere Forschungen relevant.

 

Duncan führte weiter aus: „Die Archaikemi…die Profs…sind so versteinert, sie…hicks…stören den Fortschritt.“

 

Wesley klopfte ihm auf die Schulter und mußte sich gleich dort eifrig festhalten: „Jugend an die Macht! Weg mit den Alten!“

 

„Und mit Latein!“, ergänzte Duncan lallend, „Wir haben es geschafft, diese Körper innerhalb von 48 Stunden so weit heranwachsen zu lassen.“

 

Erst jetzt wurde mir klar, dass ich nicht in erster Linie in das romantische Planschen zweier Spätpubertierender gekommen war, sondern eine für das Reich unschätzbare Entdeckung gemacht hatte: Wenn man Menschen in dieser Geschwindigkeit von der geklonten Urzelle bis zum vollständigen Körper wachsen lassen konnte, täten sich ungeahnte Möglichkeiten zur Erschaffung ganzer Klonarmeen auf. Doch jetzt mußte ich dieses Wissen und diese Technologie zurückbringen.

 

Aufgrund ihrer niedlichen und unbedrohlichen Art wollte ich Duncan und Wesley nicht über Gebühr verletzen. In ihrem Zustand genügten zwei gezielte Schläge, um sie zu chaotisieren. Ich legte sie nebeneinander auf den Fußboden und holte aus einem der Medizinschränke eine silbrige Isolierdecke, um sie unter der einen Decke vor Kälte zu schützen.

 

Das war ein Fehler, denn im Gegensatz zum MBS, wo elektronische Biosignaturüberwachung verboten ist, dürfte der Bordcomputer den tätlichen Angriff registriert haben. Eine sonore Frauenstimme brachte mir den Willen des Schiffs zum Ausdruck:

 

„Begeben sie sich sofort zu Jupiterbasis 12. Sie sind umstellt! Der feindliche Enterversuch, der durch das Chaotisieren der Besatzung manifest geworden ist, muss unterbunden werden. Ein Notsignal wurde trotz Nachrichtensperre abgesetzt. Die Tarnvorrichtung wird deaktiviert.“

 

Angst

 

Kurioserweise hatte ich mehr Sorge, was ihre Vorgesetzten und Eltern über die beiden Ungestümen sagen würden, als um mein eigenes Überleben. Zumindest, bis die Computerstimme meine Nicht-Reaktion kommentierte:

 

„Sie haben nichts unternommen, um Kurs auf Jupiterbasis 12 zu nehmen. Sie sind umstellt! Das automatische Selbstverteidigungssystem wird den Raum mit einer betäubenden Nervengiftmischung füllen, um Sie bis zur Ankunft eines Bergungsteams zu betäuben. Wenn Sie gegen Anestezin allergisch sind, sagen Sie A, wenn Sie gegen Melorazin F allergisch sind, sagen Sie B, wenn Sie grundsätzlich unhuman und daher immun gegen menschenwirksame Nervengiftmischungen sind, sagen Sie C.“

 

Diese Föderation, höflich bis zuletzt, und stets um die Sicherheit – auch ihrer Gefangenen und potentiellen Angreifer – besorgt.

 

Die ich keine MoZrAt-Kugeln für einen zweiten Sprung mehr hatte – und dieser Sprung auf die kurze Distanz sowieso unmöglich gewesen wäre – blieb mir nur mehr, darauf zu hoffen, dass Professor Nelen mich früher finden, an Bord beamen und wegtranswarpen würde als die föderationistische Polizei.

 

Ein leises Zischen deutete an, dass die Computerdrohung wahr wurde und der Raum mit Gas geflutet würde. Während ich eine Schutzmaske in den Laden suchte und einstweilen mit einem zusammengeknüllten Hemd meine Schnauze einhüllte, hoffte ich, dass keiner der beiden gegen eines der Mittel allergisch wäre, und sich Nervengas und Alkohol im Blut nicht zu sehr verstärkten.

 

In den Laden fand ich allerlei medizinisches Zubehör, aber keine Atemschutzmaske. Inzwischen begannen meine Augen zu tränen. Selbst durch die vielen Lagen Stoff konnte ich den süßlichen Geruch des Gases wahrnehmen.

 

Ich darf nicht betäubt werden.

 

Für einen komplexen Abschaltversuch kannte ich die Computeranlage viel zu wenig, weshalb ich zu der unorthodoxen Methode griff, zurück zum Wasserbecken zu laufen und dort soviel von der Flüssigkeit wie möglich auf die Computerpanele zu spritzen – in der Hoffnung, einen Kurzschluss und damit den Abbruch des Betäubungsprogramms zu bewirken.

 

Ich fühlte, wie meine Beinmuskeln den Dienst versagten und ich vornüber stolperte. Dadurch verlor ich auch meine Behelfsmaske, das zusammengeknüllte Hemd.

 

Das ist das Ende.



 

Von Professor Nelen habe ich inzwischen erfahren, dass er kurz nach der Enttarnung, die ihn völlig überraschend getroffen hatte, weil er keine getarnten Föderationsschiffe erwartet hatte, mich an Bord beamte. Bevor ich das Bewußtsein wieder verlor, bestürmte ich ihn, die beiden Klone mitzunehmen, um die Technologie für das Reich nutzbar zu machen.

 

Es muss wohl eine Nebenwirkung des Betäubungsgasgemisches gewesen sein, die ich als Caitanerin nicht vertrug, weshalb ich Professor Nelen fragte, ob man aus DNS-Rückständen auch den Burschen Wesley mit seinem katerhaften Blick klonen könnte.

 

Professor Nelen wandte ein:

 

„Diese Technologie ist für mich völlig neu. Ich weiß nicht einmal, ob ich diese beiden Klone am Leben halten kann. Andererseits ist die wissenschaftliche Herausforderung groß und das Überleben des Reiches könnte davon abhängen. Geben sie mit das rote Hemd, das sie immer noch fest verkrallt halten!“

 

So gab ich ihm das Hemd, das er unter einen Scanner legte. Bevor ich erneut das Bewußtsein verlor, trötete er durch das seltsame Horn auf seinem Kopf: „Ja, da gibt es haufenweise DNS. Ich werde es versuchen. Mal schauen, wen wir da klonen.“

 

Während er das Hemd auf Namensschilder oder Monogramme untersuchte, versagte mir die Stimme.

 

„Ah, da ist es ja: J.-L. Pi…zu dumm, die weiteren Buchstaben kann ich nicht lesen. War das der Knabe? Und hier ‚Shinzon 277‘ ist das der Farbcode oder die Materialbezeichnung?“

 

Mir wurde Schwarz vor Augen, ich konnte nicht sagen, dass die beiden Duncan Amasov und Wesley irgendwas geheißen hatten, niemand aber irgendwelche Initialen mit J.-L. hatte. War noch ein Dritter an Bord gewesen? Oder hatte einer der beiden ein fremdes Hemd genommen? Wozu? Und was für eine Materialbezeichnung?

 

Immer noch auf der Krankenstation des Shuttles liegend unterfertige ich diesen Bericht mit eigenem Pfotenabdruck und schwöre bei Iupiter, in allem die Wahrheit, so weit ich sie wahrgenommen habe, bezeugt zu haben. Es ist wohl noch viel anderes passiert, an das ich mich nicht mehr exakt erinnern kann. Ich verweise aber erneut darauf, dass ich zum Offizier, nicht zur Spionin ausgebildet bin.

 

In der Hoffnung, dem Reich gedient zu haben,

 

Subcommander Mietze Schnurr Miau

Karenzierter stellvertretender Kapitän des romulanischen Kriegsvogels Andreiata


Das Überleben ist gesichert, doch nur Mietzes, oder auch Danaes, Louises und was konnte aus dem roten Hemd zum Überleben geholt werden?
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