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III. Dunkle Zeugung

von Racussa

Im Zimmer

Doktor Bashir macht einen Hausbesuch

Garak tastete nach der schmalen Holzschachtel auf dem Regal hinter dem Bett. Mit einer geschickten Handbewegung holte er sie nach vorne, öffnete sie und holte eine der zwölf von weißer Schokolade überzogenen Pyramiden heraus.

Er schob sie Bashir in den halbgeöffneten Mund und setzte einen Kuss nach.

 

„Ich weiß, dass Sie nicht auf besondere Romantik stehen, Herr Doktor. Aber ich dachte…“

 

„In weiße Schokolade gehüllte kandidierte acamarianische Ruivellias würden dir an Unwiderstehlichkeit gleichkommen?“ Bashir drehte sich zur Seite, stützte sich auf seinem Arm ab und blickte nachdenklich in Garaks Gesicht. „Warum kommst du nicht mit mir? Wir könnten gemeinsam leben. Du könntest cardassianischer Botschafter werden oder Militärberater oder…“

 

„Schneider?“, Garak grinste und setzte sich etwas auf. Er nahm eine weitere Pyramide und schob sie in Bashirs Mund, „Nein danke, ich habe so lange darum gekämpft, meine Heimat wieder sehen zu können, dort zu leben, wo ich zuhause bin, ich werde das nicht aufgeben. Auch nicht deinetwegen. Warum kommst du nicht zu uns. Ich habe ein großes Haus; sicher könnten wir einen guten Arzt wie dich auf Cardassia Prima gebrauchen. Du wirst Dank deiner ‚besonderen‘ Fähigkeiten unsere Medizin bald verstanden haben.“

 

Bashir drehte sich um, stand auf und suchte seinen hellblauen Bademantel mit Hasenfellimitatbesätzen. Er ging zum Bullauge, das mit einem blauen Vorhang verhangen war, und wollte es öffnen.

 

„Nicht! Bitte!“, sagte Garak vom Bett aus.

 

Bashir ließ den Vorhang los und ging zum Tisch. Er schenkte sich aus einer hohen Flasche eine blaugrüne Flüssigkeit ein, trank einen großen Schluck und ließ sich dann im Sessel nieder. Sein Blick war auf Garak gerichtet, der unbewegt auf dem Bett lag.

 

„Warum? Damit uns nicht eines deiner vorbeifliegenden Schiffe sehen könnte? Schämst du dich meiner?“

 

Garak setzte sich im Bett auf: „Du weißt, warum wir hier nicht offiziell zusammen sein können. Alles wäre anders, wenn du mit mir kämest. Du würdest in einem unserer Krankenhäuser arbeiten, in meinem…in unserem Haus wohnen und ein angesehener Bürger sein. Du könntest ins Theater mit mir gehen, ja, meine Freunde würden es lieben, wenn du Gedichte in unserer Sprache vorliest. Alles wäre anders.“

 

„Wenn ich kein Sternenflottenoffizier mehr wäre? Aber woher glaubst du zu wissen, dass mich selbst dann nicht deine Spitzel für einen Spion der Föderation hielten? Was, wenn sie selbst jetzt die internen Transporterprotokolle ansehen, wenn sie dich beobachtet haben, wie du hier hereingegangen bist, wenn sie uns hier abgehört oder aufgezeichnet hätten?“

 

Garak schüttelte den Kopf. Er stieg aus dem Bett, kam zu Bashir und streichelte seinen Kopf. Dann nahm er ihm das Glas aus der Hand und versuchte einen Schluck. Er verzog das Gesicht: „Maparianisches Ale? Wie ekelhaft!“ Garak setzte sich auf den zweiten Sessel. „Ich kenne die Möglichkeiten dieser Station gut genug, meine Mitarbeiter sind außerdem sehr damit beschäftigt, herauszufinden was das Breenschiff hier verloren hat, das neben der Enterprise angedockt ist. Und das … Julian, mein Julian … ist auch der Grund, warum ich weiß, weshalb es zuhause anders wäre: Jeder deiner Kontakte zur Föderation würde überwacht werden; und jeder würde wissen, dass es belangloses Medizingequatsche ist, dass du durch den Äther schickst, keine Waffeninformationen, keine Daten zu Mannstärke der neuen cardassianischen Armee, ja nicht einmal etwas zur Abfallbewirtschaftung auf unserem Planeten. So würden die Behörden schnell lernen, dich für ungefährlich zu halten. Sie würden dir etwas entgegen bringen … das ihr Menschen … Vertrauen nennt.“

 

„Medizinisches Gequatsche?“, scherzhaft trat Bashir nach Garaks rechtem Knie. „Woher weißt du das? Du hast dich nie sehr für meine Arbeit interessiert.“

 

Garak stand auf und ging zum Bett, um die Pralinenschachtel zu holen. „Sechs Jahre haben wir hier nebeneinander gelebt, zwei Jahre sogar miteinander geschlafen, und dir ist nie aufgefallen, dass ich keine einzige deiner Nachrichten, die diese Station verlassen haben, nicht gelesen habe?“

 

Bashir stand verwundert auf: „Du hast meinen verschlüsselten Zugang geknackt? Und du hast mich ausspioniert, als wir schon zusammen waren? Vor Odos und Kiras Augen? Was bist du nur für ein Mensch?“

 

Garak wollte ihm eine weitere Praline geben, doch er stieß ihn verärgert zurück. Garak sagte: „Ich bin gar kein Mensch, ich bin Cardassianer! Du gehörtest zum Schlüsselpersonal der Station. Die meiste Zeit waren unsere beiden Heimaten nicht im offiziellen Krieg miteinander. Du hast immer vermutet, dass ich mehr als ein exilierter Schneider bin. Ich hatte einen Namen zurückzugewinnen, nicht nur eine Heimat.“

 

„Und jetzt hast du ihn zurück gewonnen? Sind wir deshalb auf Cardassia sicher, weil du dort die Spitzel ausschickst und deren Berichte kontrollierst? Was ist, wenn sie dich übergehen und deinem Vorgesetzten berichten?“

 

Garak stellte die Schachtel auf den Tisch und ging zum Bett. Er nahm die Decke und wickelte sich in sie: „Wenn ich frieren wollte, würde ich mich auf das Breenschiff beamen! Du weißt, dass ich so eine Frage nicht beantworten kann. Ich arbeite für die universale Exportabteilung des Außenamtes der Cardassianischen Union. Das genügt…Es ist spät. Ich werde mich anziehen und gehen.“

 

Bashir ging zu ihm und zog ihm die Decke weg: „Computer, erhöhe die Zimmertemperatur um fünf Grad Celsius. Elim, ich habe es nicht so gemeint.“ Er küsste ihn sanft auf den rechten Hornkamm und fuhr mit dem linken Zeigefinger den linken Hornkamm von unten nach oben ab: „Aber ich kann mir so wenig vorstellen wie du, mein Leben aufzugeben. Ich arbeite gerade ein einer so spannenden Sache, wir versuchen, in der Medizinischen Station 571 eine ganz neue Methode der Wachstumsbeschleunigung von geklonten Zellen zu entwickeln, mit Hilfe von Cygostarinazinstearat und einer multiphasenreflektierten Infraschallrotationsquappille. Weißt du, was das für die schnelle Herstellbarkeit künstlicher Ersatzorgane bedeuten könnte? Stunden, ja Minuten nach der Zellentnahme könnte schon ein neues Herz oder einer deiner fünf Nernalar-Ventrikel gezüchtet sein.“

 

Garak drehte sich um, streichelte erneut Bashirs Haar und drückte seine Nase an die des Doktors. „Bitte schreib das an das Medizinische Hauptamt der Föderation…oder auch an deine Mutter…aber zerstöre nicht den Zauber dieses Augenblicks durch solches Gerede. Ich weiß, dass es für dich einem geglückten Liebesakt gleichkommt, wenn irgendwelche Chemikalien geschüttelt werden und dabei von einer Farbe zur anderen wechseln. Aber mich interessiert das nicht. Und selbst wenn du der neue Assistent von Beverly Crusher wärest, fände ich es langweilig.“

 

Bashir rubbelte Garaks Nase und trat dann wieder hinter ihn, massierte seine Schultern und sagte: „Ich habe den Sohn, aber auch der ist gut!“

 

„Du hast einen Sohn?“ Garak drehte sich plötzlich um und schaute Bashir entsetzt an.

„Ich habe ihren Sohn als Labormitarbeiter…den von Doktor Crusher…Wesley? Er hat die Sternenflottenakademie verlassen, ist eine Zeit lang verschwunden gewesen und überlegt nun, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. Er ist sich noch nicht sicher, ob es die Gentechnifizierung oder die Nanitenreplikationsexplorativistik wird, aber ich habe ihn in meinem Stab.“

 

Garak schlang seine Arme um Bashir und zog ihn näher heran: „Was tun wir hier eigentlich? In einer Stunde muss ich zurück auf mein Schiff, und wir reden hier über Nachwuchswissenschaftler der Föderation? Wer von uns beiden ist verrückt?“

 

Bashir löste sich aus der Umarmung und ließ sich rücklings auf das Bett fallen: „Ich nicht! Computer, erhöhe die Raumtemperatur um weitere zehn Grad!“ Als er begann, den Gürtel seines Bademantels zu öffnen, antwortete die Computerstimme mit gewohnter Gelassenheit:

 

„Eine Erhöhung der regulären Zimmertemperatur eines Gästequartiers eines Menschen über 45° erfordert eine spezielle Freigabe.“

 

Bashir schaute verdutzt, Garak brach in schallendes Gelächter aus: „Sparmaßnahmen der Bajoraner? Wollen die Heizkosten reduzieren?“

 

„Computer, Erhöhung der Raumtemperatur um zehn…nein…fünfzehn Grad aus medizinischen Gründen, Autorisierung Doktor Bashir Föderationsgeneralregistrierung 78654052387…“

 

„365537956F“, unterbrach Garak.

 

Bashir zog die Augenbrauen hoch, doch die Computerstimme antwortete: „Föderationsgeneralregistrierung überprüft und medizinische Kompetenz festgestellt. Die gewünschte Temperatur wird in 15 Sekunden erreicht sein.“

 

Garak kniete sich vor das Bett: „Dann sollten wir uns beeilen, Herr Doktor!“

 

 

 

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