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IV. Die Urlaubsvorbereitungen

von Racussa

Morgendliches Einpacken

Subcommander Mietze und Jem'Hadar Sethi'Klan reden über ihre Vorstellungen von Urlaub und über schreckliche Erinnerungen

Während Mietze mehrere Kleidungsstücke aus dem Kasten nahm, faltete und in die grüne Reisetasche packte, stand Sethi’Klan die ganze Zeit über da und beobachtete sie.

 

„Wir können auch für dich etwas Bequemes zum Anziehen replizieren. Du hast die Admirälin gehört, jetzt gibt es erst einmal zwölf Tage Urlaub.“

 

Sethi’Klan blickte Mietze verwirrt an: „Warum sollte ich etwas Bequemeres anziehen wollen. Dieser Panzer ist genau auf mich zugeschmiedet, es gibt nichts Bequemeres. Ich trage entweder diesen Panzer oder nichts.“

 

Was für eine interessante Vorstellung, aber ich finde diesen Muskelprotz nicht besonders anregend.

 

„Es ist ein besonderes Privileg, dass wir auf den Planeten dürfen. Das ist sonst nur den Romulanischen und ausländischen Diplomaten gestattet.“

 

„Ich bin Botschafter Weyouns Leibwache.“

 

‚Botschafter‘…Der Kerl hat sich selbst dazu ernannt. Ich zweifle, dass das Dominion inzwischen eine Bestätigung geschickt hat. Und wenn, so wie ich das System verstanden habe, müsste das erst vier Ministerien und fünf Prüfstellen durchlaufen, bevor er überhaupt die Grenze des Imperiums überschreiten dürfte.

 

„Was wirst du im Urlaub machen? Ich habe gehört, es soll einige witzige Unterhaltungseinrichtungen in der Hauptstadt geben.“

 

„Ich werde Botschafter Weyoun dienen.“

 

Mietze schloss die Tasche, ging zu einer Kommode und holte eine kleine Flasche heraus: „Das ist caitianischer Rrrrschnrrrr. Ein herrliches Getränk. Willst du einen Schluck? Es entspannt.“ Sie öffnete den kleinen Korken und trank einen Schluck, wobei sich ihre Augen genussvoll schlossen. Dann hielt sie Sethi’Klan die Flasche hin.

 

„Ich habe das Kethracel. Ich brauche keine weitere Nahrung.“ Als sie ihm die Flasche weiter hinhielt, fügte er hinzu: „Und auch keine Entspannung.“

 

„Weißt du...“, fragte Mietze, während sie die Flasche wieder verschloß, „ich frage mich, ob das bei dir wirklich nur deine genetische Programmierung und dein hartes Training sind, oder ob dir dieses Leben, das du führst, wirklich gefällt. Selbst in der lächerlichen Ausprägung, die es hier hat: weit entfernt vom Dominion und jeglicher Macht, die du ausüben kannst.“

 

Sethi’Klan zuckte mit den Schultern: „Sieg bedeutet Leben. Und dass wir überlebt haben, ist ein Sieg.“

 

Bevor Mietze eine Erwiderung aussprechen konnte, zeigte sich ein Hauch von einem Lächeln auf Sethi’klas Gesicht: „Außerdem scheine ich glücklicher zu sein als Sie, Subcommander. Denn ich muss keine Getränke meiner Heimatwelt trinken, um mich an die Ferne zu erinnern. Ich kann die Erfüllung meiner Aufgabe überall dort genießen, wo Vorta Weyoun ist. Jeder Urlaub im Sinn einer Trennung von ihm wäre nur eine Belastung, weil ich nicht wüßte, ob ihm Gefahr droht.“

 

„Autsch, das war ein Treffer. Das heißt, für dich gibt es erst Urlaub, wenn Weyoun tot ist?“

Sethi’Klan legte seinen Kopf schief und überlegte.

 

„Ich meine, weil du sonst ja immer daran denken mußt, ihn zu beschützen. Oder ihm sonst irgendwie zu dienen. Für mich hingegen ist Urlaub einmal nicht dieses wahnwitzige Schiff mit seiner lächerlichen Besatzung sicher durchs All zu führen, nicht zwischen der remanischen Admirälin und den anderen hier zu vermitteln.“

 

„Träumen Sie von einem Urlaub auf Cait? Bei Ihren Eltern?“

 

Sethi’Klan bemerkte, wie Mietzes Nackenhaare sich aufstellten. „Ich wollte nicht unangemessen sein.“

 

Mietze setzte sich auf das Bett und deutete auf den Platz neben ihr: „Da du niemanden hast, dem du die Geschichte weitererzählen kannst, weil du weder mein Vorgesetzter noch mein Untergebener bist, werde ich dir jetzt etwas erzählen. Und zwar warum ich nie wieder Urlaub auf Cait machen werde; und nirgends sonst in der Föderation. Setz dich zu mir!“

 

Ob das klug ist?

 

Sethi’Klan zögerte. Als sie noch zweimal auf den Platz klopfte, setzte er sich. Er überragte die Caitianerin selbst im Sitzen noch um zwei Köpfe.

 

„Meine Mutter war Anthropologin, Menschenforscherin, und bekam daher ein Stipendium, um auf der Erde Studien durchführen zu können. Sie war auf der Erde, als ich gezeugt wurde, sie gebar mich dort und zog mich auf umgeben von diesen schreienden, unbehaarten Menschlingen. Selbst mein Name ist Ausdruck ihrer Liebe zu allem Menschlichen. Sie schlug meinem Vater sogar vor, wir sollten zwei Hausmenschen nehmen, damit ich mich an diese niedliche Spezies gewöhnen könnte und Respekt vor Nicht-Caitianern lernte. Mein Vater, der den Haushalt führte, war bei weitem skeptischer, konnte sich aber gegenüber dem Enthusiasmus meiner Mutter nicht durchsetzen.“

 

Sethi’Klan schaute Mietze an: „Sie sind also auf der Erde mit Menschen aufgewachsen?“

 

Sie nickte.

 

„Und deshalb wollen Sie jetzt Urlaub lieber auf der Erde machen als auf Cait? Weil sie Ihnen mehr Heimat ist als der Planet ihrer Eltern? Oder sind Sie mit ihren Eltern später nach Cait zurückgekehrt?“

 

„Eines Nachts veranstalteten Menschen auf der Wiese neben unserem Haus einen Grillabend. Es waren Urlauber, die ihre Stadtwohnungen verließen, um für einige Stunden ein Leben in der Natur zu spielen. Beim Grillen zünden Menschen Feuer an und legen rohe Fleischstücke auf metallene Gitter, um sie über der Glut zu braten. Ich werde diese Nacht niemals vergessen.“

 

Sethi’Klan fragte: „Und diese Menschen haben Ihre Familie nicht eingeladen, weil sie allem Fremden feindlich gegenüberstehen? Das hat sie gekränkt, wo doch ihre Eltern so viel getan hatten, um sich auf der Erde zu assimilieren und Teil der dortigen Kultur zu werden.“

 

„Das Feuer entzündete das trockene Gras und im Nu stand die ganze Wiese in Flammen. Als die Löschshuttles kamen, rief einer ‚Rettet uns, die Katzen haben ja neun Leben!‘ – Und die Löschmannschaften taten genau das. Mein Vater, der den Menschen zuerst noch hatte helfen wollen, verbrannte. Meine Mutter packte mich – ich war damals vier Jahre – und versuchte mit mir in den Wald zu entkommen.“

 

„Auch der brannte?“

 

„Die Menschen, die das Feuer angezündet hatten, hatten auch Hunde als Haustiere mitgebracht. Das Feuer machte diese Bestien wahnsinnig. Sie stürzten sich auf meine Mutter. Ich weiß nur noch, dass sie mich in einen Fluss geworfen hat und sich dann den Hunden stellte, damit die mich nicht verfolgten. Seither hasse ich die Erde, das Feuer und Hunde. Und ich hasse meine Eltern dafür, dass sie mich dort aufwachsen ließen, wo man uns erbärmlich zugrunde gehen ließ. Ich weiß nicht wann, aber als ich klar denken konnte, war mir klar, dass ich nie mit Menschen zusammenarbeiten werde, und dass ich nie ihr Unverständnis für Andere teilen werde.“

 

Sethi’Klan war verwirrt: „Aber die Romulaner sind mindestens so chauvinistisch wie die Menschen.“

 

„Ja. Aber sie sind ehrlich.“, antwortete Mietze, „Und wenn im Urlaub Zeit ist, werde ich dir erzählen, warum sie so mißtrauisch und paranoid geworden sind, wie wir sie heute kennen.“

 

„Dann…“, meinte Sethi’Klan, „freue ich mich doch auf die Zeiten im Urlaub, in denen Vorta Weyoun schläft. Dann werde ich Zeit haben, um Ihren Geschichten zu lauschen.“

 

Mietze schmiegte sich kurz an ihn, bevor sie aufstand und die Tasche umschnallte.

 

Das könnte ein interessanter Urlaub werden…

 

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