TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Do they know it's Christmas...

von Ziyal

1/1

Eine wohlklingende weibliche Stimme riss Benjamin Sisko aus dem Schlaf.

»Guten Morgen, es ist Sternzeit 51027.1. Sie haben heute keine besonderen Termine.«

Sich den Schlaf aus den Augen wischend schlüpfte der Captain von DS9 aus dem Bett und verschwand im Bad. Eine heiße Dusche später erschien er im verlassen wirkenden Wohnraum. Er trat ans Fenster und betrachtete den Planeten, der unter ihm seine Bahn zog.

Es war so friedlich. Jake besuchte seinen Großvater auf der Erde und Kasidy war geschäftlich unterwegs. Es stand nichts an; die letzten Wochen waren ruhig gewesen. Das bedeutete, er konnte sich auf einen entspannten Arbeitstag ein gutes Essen freuen und sich abends mit einem Glas des guten französischen Rotweins und einem guten Buch auf dem Sofa ausbreiten. Welch angenehme Abwechslung! Nicht, dass er Weihnachten hasste, aber er brauchte den Trubel nicht wirklich, um zufrieden zu sein.

'Frohe und ruhige Weihnachten Ben', wünschte er sich selbst. Dann trat er an den Replikator und sagte: »Kaffee, schwarz»

Ein Lämpchen blinkte auf, doch anstatt des Bechers mit Kaffee, fiel nach einem heftigen Ruckeln ein Miniaturtannenbaum heraus. Benjamin nahm ihn aus dem Replikator und betrachtete ihn ungläubig, als plötzlich laute Musik ertönte:

»We wish you a merry christmas, we wish you a merry christmas, we wish you a merry christmas and a happy new year!«

Vor Schreck ließ er das Bäumchen fallen. Er beugte die Knie, um das Bäumchen aufzuheben. Als er dabei zufällig zum Replikator schaute, sah er einen Becher materialisieren, der Kaffee floss aber leider daneben. Grummelnd griff Sisko nach dem leeren Kaffeebecher.

»Sisko an O'Brien - ich habe ein Problem mit meinem Replikator!«

»O'Brien hier- Sir, da sind Sie heute morgen nicht der Einzige. Ich werde mich bald möglichst darum kümmern. Aber vielleicht kommen Sie erst mal auf die OPS...«

»Was ist denn...?«, fragte Sisko, als der Chief ihn abwürgte.

»Entschuldigung Sir, aber ich muss weitermachen!«

Etwas verunsichert betrat Benjamin kurz darauf den Turbolift. Erleichtert registrierte er die einsetzende Bewegung. Doch dann ertönte es gedämpft aus den Lautsprechern:

»Jingle bells jingle bells , jingle all the way - oh what fun it is to ride...«

»Computer - Musik ausschalten!«, befahl Sisko - aber nichts passierte. »Computer - Musik aus!«, befahl Benjamin ein zweites Mal, doch anstatt die Musik auszuschalten hielt der Turbolift an. Ein reichlich genervt wirkender Worf betrat den Lift.

»Kein guter Morgen, Sir!«, grummelte er zur Begrüßung.

»Lassen Sie mich raten - der Replikator?«, fragte Sisko.

»Nicht nur der - mein Quartier sieht aus wie ein nordamerikanischer Vorort-Tannenbaum, überall blinkt es! Das ist inakzeptabel!«

Sisko brummte nur zustimmend. Schweigend fuhren sie weiter - das Lied bimmelte davon unbeeindruckt fröhlich im Hintergrund weiter.

****

Julian Bashir stand in seinem Labor und fummelte verwirrt an seinem PADD herum. Anstelle der Patientenberichte, die er durchsehen wollte, fand er eine Abhandlung vulkanischer Philosophie zum Thema ‘Vergleich des irdischen Weihnachtsfestes mit den Bräuchen der bajoranischen Religion’. Egal, was er versuchte, der Text schienen wie festgenagelt zu sein.

Schließlich gab er auf. Er wollte gerade die Visite beginnen, als aus seiner Konsole lauthals eine klingonische Version von Dickens’ »A Christmas Carol” ertönte. Hektisch versuchte er, den Lärm abzustellen, aber die Konsole reagierte überhaupt nicht auf seine Befehle.

»Das ist doch bestimmt ein schlechter Scherz meines alten Freundes Garak«, murmelte er leicht angesäuert vor sich hin.

»Bashir an O’Brien. Ich habe ein Problem im medizinischen...«

»O’Brien hier. Besteht Lebensgefahr?«

»Öhm ... nein«, antwortete Julian leicht verwirrt.

»Und was ist das für ein Krach da im Hintergrund?« Die Stimme des Chiefs wirkte etwas verärgert.

»Dickens auf klingonisch. Und ich kann es nicht abstellen.”

»Tut mir leid, Doc. Da müssen sie jetzt durch. Ich kann für solche Kinkerlitzchen keinen Techniker entbehren. O’Brien Ende.”

****

Auf der OPS ging es zu wie in einem Bienenstock. Lauter emsig in Arbeit vertiefte Personen eilten herum, so dass niemand ihr Erscheinen bemerkte. Worf und Sisko schritten auf Kira zu, die am Kommandopult stand und das Chaos zu überwachen schien…

»Major, was ist denn hier los?«, fragte Sisko.

Überrascht drehte sich Kira zu ihnen um: »Sir, ich habe Sie gar nicht kommen sehen...«

»Das ist offensichtlich, Major. Also, können Sie schon etwas Genaueres sagen?«, entgegnetet ihr Kommandant.

»Es sieht so aus, als ob wir einen Virus im Stationssystem hätten - einen Weihnachtsvirus«, begann Kira ihre gestenreichen Erklärung.

»Am Anfang gab es ab und zu mal ein Lied oder replizierte Tannenbäume. Inzwischen ist es egal, was man macht, alles wird irgendwie... weihnachtlich. Bis jetzt gab es wohl schon alles bis auf Lamettaregen oder künstlicher Schnee-Einfall. Sogar meinen Raktajino hat das Ding zu einem Weihnachtspunsch verändert!« Verärgert stütze sie die Hände auf die Hüften.

»Weiß man inzwischen, woher der Virus kommt?«, fragte Worf.

»Wohl vom Promenadendeck, wenn ich Odo richtig verstanden habe», ertönte eine Stimme unter der Konsole. Einen Moment später erschien O' Briens Kopf. Der Chief sah mächtig übermüdet aus und war offenbar ziemlich gereizt.

»Sir, wenn ich denjenigen erwische, der das getan hat - darf ich ihn dann foltern? Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil Molly unbedingt immer wieder »Rudolf the red nosed Reindeer» hören wollte und dazu ständig die Tür zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer öffnen musste. Ich dachte mal, das Lied gehört zu Weihnachten dazu, aber das ist jetzt endgültig vorbei!«

»Odo an OPS», meldetet sich der Sicherheitschef über das Kommunikationssystem.

»Sisko hier. Sprechen Sie!«

»Sir, auf dem Promenadendeck hat es angefangen zu schneien! Es gab schon die ersten Unfälle wegen Glatteis. Ich möchte das Sicherheitsteam ungern zum Sand streuen einsetzen, aber irgendwas muss passieren.«

Sisko fasste sich an den Kopf und massierte sein drittes Auge. ‘Friedliche Weihnachten, Ben? Ha, guter Witz!’, schoss es dem Commander durch den Kopf.

»Einen Moment, Odo...«, sagte er dann. Er musste schnell eine Lösung finden, sonst würde der Doc Erfrierungen und massenweise gebrochene Gliedmaßen zu behandeln bekommen.

»Sir, ich glaube ich habe die Ursache für das Chaos gefunden!«, ertönte eine wohlbekannte Stimme aus Richtung des Turbolifts. Die Anwesenden drehten sich zu Jadzia um, die noch etwas Lametta auf Haar und Uniform hatte und Quark an einem Ohr hinter sich her zog. Vor Sisko kam sie zu stehen.

»Aua das tut weh!«, zeterte der Ferengi.

»So so, was hat er dieses Mal angestellt?«, fragte Sisko, die Augen zusammenkneifend, so dass sich eine steile Falte auf seiner Stirn bildete.

»Nachdem im Turbolift so aus dem Nichts eine Ladung Lametta auf mich fiel, hatte ich genug. Da wir ja in letzter Zeit häufiger Erscheinungen hatten, die alle mit dieser ominösen irdischer Spielzeugkiste zusammenhingen, suchte ich ihn im Quarks. In der Holosuite ertappte ich ihn, wie er gerade verzweifelt versuchte, seine Fehlkonstruktion vom Hauptsystem der Station abzukoppeln...«

»Ich kann das erklären!«, flehte Quark den Captain an. Auf Benjamins Kopfnicken ließ Jadzia ihn los.

»Also das war so. Ich fand diese singenden Tannenbäume und Weihnachtsmänner und habe daraufhin etwas über terranischen Bräuche recherchiert. Ich wollte eigentlich nur ein wenig weihnachtliche Stimmung erzeugen... und natürlich den Absatz meiner Weihnachtsartikel ankurbeln. Dann hatte ich die geniale Idee, den Holoemitter mit einem dieser Apparate integrierenden Programm zu koppeln. Leider gab es Komplikationen», erklärte der Ferengi schulterzuckend.

»Das Problem ist, dass sich die Technik des 20. Jahrhunderts nicht so ohne Weiteres mit cardassianischer Technik bzw. mit Föderationsstandards kreuzen lässt – das führt automatisch zu Fehlfunktionen», sagte Jadzia und begann zu grinsen.

»Ich schlage vor, Quark aufs Promenadendeck zu schicken, Glühwein ausschenken und Schnee schippen zu lassen, bis der Chief das Problem gelöst hat, jetzt, da wir wissen, was die Ursache ist. Und dann... stopfen wir ihn mit Äpfeln aus und servieren ihn als Weihnachtsgans!«

Lautes Gelächter begleitete Quark, als er mit gehetztem Blick in den Turbolift flüchtete.

»Sisko an Odo. Quark ist für das Schnee- und Glatteisproblem verantwortlich. Kümmern Sie sich darum, dass er es löst.«

»Mit dem größten Vergnügen, Sir! Odo Ende.«

Benjamin schaute seine Offiziere an. »Und was machen wir jetzt?«

»Sir, wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich den überfälligen Systemcheck auf der Defiant vornehmen», sagte Worf.

»Genehmigt. Und wissen Sie was? Ich werde Sie begleiten - rein prophylaktisch natürlich... falls ein weiterer Offizier benötigt wird. Man weiß ja heute nicht, was so alles passieren kann. Ich muss nur noch mal kurz in mein Quartier und ein paar... uhm... Unterlagen holen.«

Mit eiligen Schritten verließen die zwei Männer die OPS.

O'Brien schaute etwas neidisch unter der Konsole hervor.

»Nächstes Weihnachten bin ich entweder weit weg oder ich werde Experte für extrem langweilige Gesteinsformationen.«

ENDE
Rezensionen