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Maquis

von cibbi

Kapitel 1

Er hatte gedacht, sie seien tot.
Alle! Verhaftet. Erschossen im Kampf. Oder zumindest durch Starfleet verurteilt. Aber was er jetzt hier sah, hatte er sich nicht in seinen kühnsten Träumen vorstellen können. Sie lebten! Alle! - Er sah Maja. Moq. Und sogar Raya. Sie alle lebten! Janeway hatte ihm gesagt, dass man alle Maquis gefangen genommen und verurteilt hatte. Dass sie für den Rest ihres Lebens im Gefängnis säßen. Aber wieso existierte dann diese Maquisgruppe noch? Seine Gruppe!
Und vor allem was machte diese Gruppe hier im Deltaquadranten? Chakotay war geschockt und verstand die Welt nicht mehr. Hatte Janeway ihn etwa angelogen?

Er war mit einem der Shuttles der Voyager unterwegs gewesen. Janeway hatte ihm einen Alleinflug gestattet, da heute der Todestag seines Vaters war und er alleine zu ihm beten wollte, ohne gestört zu werden. Sie verstand ihn, immerhin hatte er ihr auch ihren spirituellen Führer gezeigt. Kathryn hatte ihn regelrecht angebettelt, ihn in dieses Stück seiner Religion einzuweihen, so neugierig war sie auf seine fremde Kultur gewesen und er hatte ihr natürlich gerne diesen Gefallen erwiesen. Bei dieser Erinnerung musste er unwillkürlich lächeln, doch das Lächeln verschwand schnell wieder von seinem Gesicht ... Was war, wenn sie ihn wirklich angelogen hatte? Er dachte, dass sie mittlerweile gute Freunde geworden waren - durch alles, was sie gemeinsam erlebt hatten. Er empfand mehr für sie als nur Zuneigung und Sympathie.

Seine verloren geglaubte Freundin Maya führte ihn durch das Maquis-Lager, nachdem er sich von seinem ersten Schock über das unerwartete Wiedersehen erholt hatte. Maya erzählte ihm, wie es die Gruppe in den Deltaquadranten verschlagen hatte. Sie lächelte Chakotay an und er freute sich, sie wieder zusehen. Sein Shuttle war bei dem Flug durch einen Asteroidengürtel stark beschädigt worden, so dass er auf diesem Planeten hatte notlanden müssen. Hier hatten ihn schließlich zwei Maquismitglieder entdeckt und den Bewusstlosen in ihr Lager gebracht.
Es war Schicksal, dass er ausgerechnet auf diesem Planeten notlanden musste, das wusste er. Zunächst behandelte man ihn jedoch mit Misstrauen. Wegen seiner Uniform. Starfleet ... Sie wussten noch, wer er war, aber sie wussten nicht, ob sie Chakotay noch vertrauen konnten. Die Gruppe wusste vom Aufenthalt der Voyager im Deltaquadranten. Sie hatten ein neu entwickeltes kleines Hyperraumshuttle der Sternenflotte gestohlen und waren damit geflohen. Das Schiff hatte Warp 10 erreicht, doch schließlich hatten sie es aufgeben müssen, da es zu stark beschädigt worden war. Es war ein Prototyp und irgendwo im System hatte es einen Fehler gegeben. Die Crew hatte sich gerade noch rechtzeitig auf diesen Planeten retten können, bevor das Schiff auf die Oberfläche eines der Asteroiden gestürzt und dort explodiert war. Den Planeten hatten sie nach ihrer verstorbenen Anführerin, Salia, benannt. Chakotay war dieser mutigen Frau begegnet ... Nun saß er ebenfalls auf diesem Planeten fest.
Als Chakotay jedoch die ganze Wahrheit erfuhr, war er sichtlich entsetzt. Angeblich hatte die Voyager seit einiger Zeit Kontakt zur Sternenflotte. Chakotay wusste davon nichts. Angeblich hatte Kathryn auch den Befehl erhalten, die Maquisgruppe aufzuspüren, alle Mitglieder zu verhaften und das Hyperraumshuttle zurückzuholen. Sie sollte versuchen, die Gruppe ebenfalls in die Crew zu integrieren. Wenn dies nicht funktionieren würde, sollten sie den Rest der Reise bis zur Rückkehr in den Alpha-quadranten in den Arrestzellen des Schiffes verbringen. Maya behauptete, dass die Maquis dieses Gespräch zwischen Janeway und der Sternenflotte abgefangen hätten. Konnte er ihr glauben?

Laut Maya würde auch auf Chakotay und die restlichen Mitglieder des Maquis an Bord der Voyager eine Bestrafung warten, wenn das Schiff in die Heimat zurückkehren sollte. Alle glaubten, dass Janeway sich dort für sie einsetzen würde, doch anscheinend hatte sie die ehemaligen Maquis verraten und einen Pakt mit der Sternenflotte hinter Chakotays Rücken beschlossen. Er war zutiefst verletzt und wollte es nicht glauben, doch als Maya ihm Beweisaufnahmen zwischen dem Gespräch der Sternenflotte und Janeway zeigte, wurde ihm auf schmerzliche Weise die Realität bewusst. All die Jahre, die er unter Janeway gedient hatte, waren eine Lüge gewesen. Man hatte sie ausgenutzt und nur darauf gewartet, die Maquis auf einem Silbertablett der Sternenflotte zu servieren. Kathryn Janeway hatte offensichtlich ihre ursprüngliche Mission, die Maquis aufzuspüren und an Starfleet auszu-liefern, nie aufgegeben. Kathryn würde dafür viel Ruhm ernten und wahrscheinlich zum Admiral befördert werden. Seska hatte also doch Recht gehabt. Nun bereute Chakotay ihren Tod, auch wenn Seska ihn tief verletzt und enttäuscht hatte. Die Enttäuschung über Kathryn war größer. Es schmerzte. Er gab ihr die ganze Schuld. Der Hass auf Starfleet flackerte in Chakotay wieder auf und wurde größer, als er es jemals zuvor gewesen war. Doch Kathryn konnte er für ihre Taten nicht hassen, so sehr er sich dies auch wünschte. Tief in seinem Innersten liebte er sie immer noch. Trotzdem schwor Chakotay Rache und wurde wieder zum Anführer der Maquis-gruppe. Sein Ziel war es, sich bei seiner Rückkehr auf die Voyager an der Sternenflotte zu rächen.

Fünf Tage später war es schließlich soweit. Chakotay wurde von der Voyager gerettet. Man fand ihn auf Salia II, einem öden Mond. Vom Shuttle fehlte jedoch jede Spur. Janeway fand es merkwürdig, wie er dort so lange ohne Wasser und Nahrung hatte überleben können und wo das Shuttle geblieben war. Aber schließlich vertraute sie seinen Überlebenskünsten, denn schließlich war er ihr loyaler Erster Offizier und verdiente ihr vollstes Vertrauen. Sie zweifelte nicht eine Minute an seinen Worten. Sie konnte ja auch nicht ahnen, dass sich auf Salia ein Maquislager befand, welches dieser loyale Erste Offizier ihr verschwieg ... Chakotay kannte alle Codes der Voyager und hatte die Signale des Maquis maskiert. Es wäre vielleicht einfacher gewesen, die Voyager zu zerstören, um somit im Deltaquadranten endgültig Ruhe vor der Sternenflotte zu haben, aber dies wollte er nicht. Das Schiff und die Crew bedeuteten ihm zu viel. Vor allem würden somit auch die Maquis an Bord mit in den Tod gehen. So überlegte er sich einen anderen Plan, denn er wollte der ganzen Crew des Schiffes eine Chance geben, sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden. Für Leben oder Tod...

Wenig später fielen die Schilde der Voyager aus und auf ein verabredetes Signal von Chakotay starteten die Maquis ihren Angriff. Die Voyager war innerhalb weniger Minuten eingenommen, da Chakotay bereits mit den an Bord befindlichen Maquis gesprochen hatte. Sie waren froh, die Starfleetregeln endlich wieder los zu sein. Einige der Sternenflottencrew wechselten freiwillig zum Maquis über - sei es, weil sie die sinnlose Lage erkannten und ihr Leben retten wollten, nicht mehr in die Heimat zurückkehren wollten oder einfach von der Richtigkeit dieser Situation überzeugt waren. Einige taten es auch, weil sie Chakotay vertrauten. Die Meisten aber hatten Angst. Einige der Maquis auf dem Planeten verstanden Chakotays mildes Vorgehen gegenüber der Voyagercrew nicht, aber die Meisten wussten, wieso er so handelte. Er hatte jahrelang zusammen mit der Crew auf der Voyager gelebt und gearbeitet und war mit vielen Crewmitgliedern sehr gut befreundet. Außerdem glaubte er, dass nur Janeway und Tuvok wirklich über alles Bescheid wussten. Er war traurig über jedes Crewmitglied, welches die falsche Seite wählte und sich gegen den Maquis entschied. Torres und Tom folgten ihm einfacher als er gedacht hatte, aber Tuvok und Harry blieben trotz aller Konsequenzen standhaft auf Janeways Seite, ebenso wie einige andere Crewmitglieder. Sie erhielten noch eine Chance und wurden in die Arrestzellen auf der Voyager gesperrt, wo sie noch einmal über ihre Situation nachdenken sollten.

Doch Chakotays Hoffnungen auf eine friedliche Einigung und die Überzeugung der ganzen Crew, zum Maquis überzulaufen, scheiterten. Janeway wagte zusammen mit Tuvok einen Ausbruchsversuch. Chakotay hätte es eigentlich wissen müssen, doch er konnte nicht verhindern, dass Tuvok dabei ums Leben kam. Ihm war klar, dass Tuvok Janeway immer gefolgt wäre und es für ihn in diesem Sinne keinen anderen Ausweg gegeben hätte, trotzdem überkamen ihn Zweifel wegen seines Vorgehens, denn er hatte einen engen Freund verloren. Doch dies sollte nicht der einzige Freund sein, denn Chakotay an diesem Tag verlor. Harry beging Selbstmord, weil er es nicht mehr mit dieser Situation aushielt. Alle restlichen Crewmitglieder waren nun auf der Seite des Maquis, denn es gab nun keinen Grund mehr, zu kämpfen. Ihr Captain war tot. Und so sehr es sie auch alle mitnahm, ihr Leben musste weiter gehen.

Er hatte schon Probleme damit, Harrys Tod zu überwinden, da er den jungen Fähnrich in der langen Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, ins Herz geschlossen hatte und er in der Crew der Voyager seine Familie gesehen hatte, aber Kathryns Tod war noch schlimmer für ihn... Er erinnerte sich an einen Planeten, auf dem beide gestrandet waren. New Earth. Sie hatten sich beide bei einer Außenmission dort unten mit einem Virus infiziert und es hatte zunächst keine Chance auf Heilung gegeben. Theoretisch hätten sie den Planeten nie wieder verlassen können. Nun wünschte sich Chakotay, es wäre so gewesen. Er erinnerte sich an Kathryns Tod. Sie hatte versucht zu fliehen und er hatte sie mit einem Phaser betäuben wollen, allerdings war ein Maquismitglied schneller gewesen. Sein Phaser war auf Töten gestellt, denn im Grunde kämpften sie ja gegen Starfleet. Kathryn wurde getroffen und sank zu Boden.

Er erinnerte sich daran wie Harry laut nach dem Captain schrie. Chakotay rief ebenfalls ihren Namen: "Kathryn!" Er stürzte auf sie zu, doch es war zu spät. Sie lag in seinen Armen und schaute ihn erschöpft an. Er wusste, dass es zu Ende ging. "Chakotay! Wieso?", fragte sie ihn. "Ich konnte nicht anders! Ich bin ein Maquis!", hatte er ihr damals geantwortet. Die letzten Worte, bevor sie in seinen Armen starb, waren "Ich liebe Dich trotzdem, Chakotay!" Er war geschockt, dass sie es ihm erst jetzt sagte und zweifelte nun daran, ob sie ihn wirklich die ganze Zeit belogen hatte oder ob sie nur zum Besten der Maquis an Bord gehandelt hatte. Er würde niemals erfahren, ob sie wirklich Kontakt zu Starfleet hatte und aus welchem Grund. Ob sie wirklich die Maquiscrew, die ein fester Bestandteil der Voyagercrew geworden war, einfach so ausgeliefert hätte. Er war traurig, dass sie zu den vielen seiner Freunde gehören musste, die zum Wohle der Freiheit des Maquis in den Tod gehen mussten. Doch auch nach Kathryns Tod gab es noch Opfer zu beklagen. B'Elanna starb, als sie Tom eine Tochter gebar. Er musste sie alleine groß ziehen und wurde melancholisch und traurig über den Verlust seiner geliebten Frau. Sein ganzes Wesen veränderte sich. Er war seelisch sehr krank und Chakotay gab ihm auch nicht mehr als ein paar Wochen. Auch er machte sich große Vorwürfe wegen seines Handelns und hatte Gewissensbisse, ob seine Entscheidung richtig gewesen war. Er hätte über die Maquis schweigen können und die Voyager wäre einfach weiter geflogen. Er hätte nie im Leben alle seine Freunde verloren. All die Menschen, die ihm wirklich etwas bedeutet hatten. Ihm wurde klar, dass nicht der Maquis seine Familie gewesen war, sondern die Crew auf der Voyager. Maquis ebenso wie Sternenflotte. Er hatte sie alle verloren. Ebenso Kathryn. Er wusste nicht, ob sie ihn wirklich belogen hatte, ob es die Wahrheit war oder ob er seine gesamten Familie umsonst aufs Spiel gesetzt und verloren hatte. War alles die Wahrheit oder eine Lüge gewesen? Er würde es nie erfahren ....
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