TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Thou shalt not fear

von Simone

Kapitel 1

Captain Kathryn Janeway, Kommandantin der Voyager, und ihr Erster Offizier, Commander Chakotay, sowie der zeitweilige Botschafter Neelix materialisierten auf einem mit unzähligen weißen und schwarzen Steinchen gepflasterten Platz, der rundherum von hoch aufragenden Säulen umrahmt wurde. Irgendwo hinter ihnen plätscherte ein Springbrunnen. Janeway sog tief die kühle, frische Luft ein, bevor sie sich umsah.
„Willkommen auf Aremis!“ rief eine Stimme hinter ihnen und als das Außenteam sich in einer fast synchronen Bewegung umdrehte, sahen sie ihr Begrüßungskomittee auf sich zu eilen. Die Aremianer waren allesamt recht klein – selbst Neelix überragte sie um Haupteslänge. Ihre Köpfe waren von dichtem, grün schillerndem Haar bedeckt und am auffälligsten waren die Hautverwachsungen an den Schläfen. Ihre Hände, die sie jetzt in einer offenbar rituellen Begrüßungsgeste zusammenlegten und dann nacheinander an Stirn, linke Schulter und rechte Schulter führten, hatten sechs Finger und einen Daumen. Janeway und die anderen Mitglieder des Außenteams erwiderten die Geste.


I.

Eine leichte Brise wehte über den Platz und ließ die Blätter an den Bäumen rascheln. Die Aremianer hatten an diesem Abend ein Fest organisiert, um die Gäste vom anderen Ende der Galaxie zu begrüßen. Obwohl sich die Anzahl der Anwesenden auf gut fünfhundert belief, hatte man nie das Gefühl, auf einem dieser schrecklich offiziellen Empfänge zu sein, die normalerweise bei solchen Anlässen organisiert wurden. Die Anlage war riesig, weshalb sich die Menge gut verlief und man konnte sich entweder einen gemütlichen Platz zum nachdenken oder eine eher fröhliche Runde mit Tanzmusik und Getränken suchen.
Janeway saß neben ihrem Ersten Offizier auf einer Bank weit abseits vom Trubel. Außer dem gelegentlichen Rauschen der Bäume und ihrer beider Atemzüge war nichts zu hören.
„Wann haben Sie das letzte Mal so frei geatmet?“ fragte sie unvermittelt und füllte ihre Lungen mit der Luft, die einen etwas höheren Sauerstoffgehalt aufwies, als die irdische, die sie gewohnt war.
„Bei unserem letzten Landurlaub,“ entgegnete er, dann, nach einer kurzen Pause: „Wann war das? Vor vier Monaten?“
„Vor viereinhalb,“ Die nächsten Minuten verbrachten sie wieder schweigend. Es war jedoch kein unbehagliches Schweigen, eher im Gegenteil. Zwei Monde schienen voll und rund vom samtschwarzen Nachthimmel und ließen alles um sie herum zwei trügerische Schatten werfen, wie eine Flutlichtanlage.
„Beinahe zu friedlich um wahr zu sein,“ meinte Chakotay leise und im nächsten Moment zerriss ein furchtbarer Schrei die Stille.
Janeway und Chakotay waren beide aufgesprungen. Alles war wieder still. Totenstill.
„Es kam von dort drüben.“ Die Stimme des Indianers war kaum zu vernehmen. Es waren keine herbeieilenden Schritte zu hören, offenbar waren sie die einzigen, die etwas gehört hatten.

Erst als sie und Chakotay den Wald betreten hatten, kam Janeway in den Sinn, dass sie womöglich etwas sehr Dummes taten. Sie hatten keine Ahnung, wer oder was sie erwartete und keiner von ihnen war bewaffnet. Noch nicht einmal Tricorder hatten sie dabei.
Vorsichtig, jeden Baum als Deckung nutzend, bewegten sie sich in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Trockene Äste knackten unter ihren Stiefelsohlen und Laub raschelte bei jedem Schritt.
Mit einem Mal wurde Janeway bewusst, dass sie sich allein gegen die rauhe Rinde eines Baumes presste. Chakotay war nicht neben ihr. Sie fühlte, wie ihre Haut zu kribbeln begann und die feinen Härchen in ihrem Nacken sich aufrichteten. Jeder einzelne Muskel in ihrem Körper spannte sich und Adrenalin schoss durch ihre Adern, als ihr Körper sich auf „Kämpfen oder Fliehen“ einrichtete.
Schwere Atemzüge. Janeway hielt den Atem an. Jetzt leise Schritte. Knackendes Unterholz. Laub raschelte, rasch näherkommend. Wieder Stille. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ein Ast knackte direkt neben ihr.
Janeway sprang aus ihrem Versteck hervor, trat dorthin, wo sie den Bauch des Unbekannten vermutete. Ihr Fuß traf auf Widerstand und ihr Bein streckte sich. Sie hörte einen erstickten Schrei, dann würgende Geräusche. „Erwischt!“ dachte sie triumphierend, wollte nachsetzen, aber ihr Gegner schien zäher zu sein, als sie dachte. Ihr Tritt, der ihm die Schulter brechen sollte ging daneben, als er geschickt auswich und ihr mit einem Fußfeger das Standbein wegtrat. Der Sturz auf eine Wurzel trieb ihr die Luft aus den Lungen und ein scharfer Schmerz schoss durch ihre Wirbelsäule. Sofort war der Angreifer über ihr, drückte ihre Arme und Beine mit seinem Gewicht zu Boden. Endlich konnte sie ihm ins Gesicht blicken.
„Chakotay!“ – „Captain!“
Sofort ließ er sie los. Janeway setzte sich auf und bewegte prüfend ihren Rücken. Es schmerzte, aber die Wirbel schienen weitgehend unverletzt zu sein. Auch Chakotay stand auf. Er rang noch immer nach Luft.
„Sie haben einen ziemlichen Schlag drauf, Captain. Alle Achtung!“ keuchte er.
„Leider haben Sie sich zu schnell erholt,“ entgegnete Janeway.
„Reiner Überlebensinstinkt. Ich dachte, Sie wären der Mörder.“ Chakotay streckte ihr die Hand hin und half ihr, aufzustehen.
„Mörder?“
„Kommen Sie. Ich habe etwas gefunden.“
Etwa hundert Meter weiter erreichten sie eine Lichtung. In ihrer Mitte lag ein schwarzer, unförmiger Gegenstand.
Die beiden Monde tauchten die Lichtung in helles Licht, weshalb Janeway nur zu gut erkennen konnte, worum es sich handelte. Es war die zusammengekrümmte Gestalt eine Aremianers. Eine dunkle Lache hatte sich um ihn gebildet und das Blut – denn um nichts anderes handelte es sich – versickerte langsam im Boden. Janeway brauchte seinen Puls nicht zu suchen, der Mann war schon seit mehreren Minuten tot und begann in der leichten Abendbrise bereits abzukühlen.
Sie trat einen Schritt zurück und aktivierte ihren Kommunikator.
„Janeway an Neelix!“
„Neelix hier!“ Der Talaxianer klang fröhlich wie immer.
„Bringen Sie den Botschafter her! Und bringen Sie ein Sicherheitsteam mit!“
„Wo sind Sie, Captain?“ fragte Neelix, der jetzt eindeutig besorgt klang.
„Peilen Sie meinen Kommunikator an! Und beeilen Sie sich! Janeway Ende.“
Rezensionen