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Mein ist die Rache

von Simone

Kapitel 1

So jagen wir ihn, ohn Ermatten,
Versöhnen kann uns keine Reu,
Ihn fort und fort bis zu den Schatten,
Und geben ihn auch dort nicht frei.

Friedrich Schiller, „Die Kraniche des Ibykus“, V. 133 – 136



Prolog

Qi’lar hatte das Gefühl, dass ihr ein schrecklicher Tag bevorstand. Zuerst hatte sie zwanzig Minuten verschlafen, da ihr Wecker aus unerfindlichen Gründen nicht funktioniert hatte, und hatte deshalb ihr Frühstück ausfallen lassen müssen. Sie hatte die Transporteinheit knapp verpasst und als sie schließlich mit einer halben Stunde Verspätung an ihrem Arbeitsplatz, dem Raumflughafen im Orbit ihrer Heimatwelt Noq’lan, ankam, offenbarte ihr ihr Vorgesetzter, dass sie eine Gruppe von Schulkindern und deren Lehrer durch die Station zu führen hatte. Qi’lar konnte Kinder nicht ausstehen und sie hasste Führungen. Eine Führung für Kinder stand folglich ganz unten auf der Liste der Tätigkeiten, die sie an einem Tag wie diesem ausführen wollte.
Seufzend ergab sie sich in ihr Schicksal und zur Luftschleuse, wo die Klasse sie bereits erwartete. Dreißig missratene Zöglinge von steinreichen Familien (herkömmliche Schulen für Kinder normalverdienender Eltern konnten sich einen Ausflug in den Orbit nicht leisten) schubsten und drängelten, um einen möglichst guten Platz in der vordersten Reihe zu ergattern. Die begleitende Lehrerin lächelte übertrieben freundlich, als sie Qi’lar auf sich zukommen sah und machte die Rasselbande sofort auf sie aufmerksam: „Sagt ‚Guten Tag‘, Kinder!“
„Guten Tag!“, erscholl es aus dreißig Kehlen und dreißig Gesichter sahen Qi‘lar an, als wäre sie der Erlöser persönlich.
„Ihr Götter!“, dachte sie, „Warum bin ich nur aufgestanden? Ich bekomme gleich Karies!“ Laut sagte sie: „Willkommen auf Qil’na’mor. Ich bin Chief Tec Qi’lar, zuständig für die technische Sicherheit an Bord der Station, damit ja keines der schönen Raumschiffe, die täglich hier ankommen, auch nur einen Kratzer abbekommt beim Andocken!“ Sie hasste diese Show bereits jetzt, hasste es, zu reden, als wäre alles ganz einfach, die komplizierte Physik, die dahinter steckte, simpelste Schulmathematik und als würde immer alles laufen wie geschmiert. Dabei lief das meiste eher wie geschmirgelt und sie war froh, wenn ein Schiff mit nur einem Kratzer davonkam.
Sie begannen den Rundgang mit der am nächsten gelegenen Kommunikationszentrale. Fünf Assistant Tecs und ein Major Tec saßen jeweils mit Kopfhörer und Mikrofon an ihren Terminals und hackten eifrig auf ihren Tastaturen herum. Show. Sie waren über ihr Kommen informiert worden und Qi’lar hatte kurz bevor sie die Tür mit ihrer Sicherheitskarte geöffnet hatte, gesehen, wie die Tecs hastig ihre Frühstücksbrote und Zeitschriften in irgendwelchen Schubladen verschwinden ließen und Geschäftigkeit vortäuschten. In Wirklichkeit gab es momentan nichts zu tun in der Kom-Zentrale, da weder Andock- noch Ablegemanöver im Gange waren und eine Kommunikation mit irgendwelchen Schiffen demnach nicht nötig war.
Qi’lar ließ die Kinder in der Mitte des Raumes Aufstellung nehmen und setzte zu einer Erklärung an, wo sie sich befanden, was man hier machte und warum es die Station überhaupt gab, als sich die Tür wieder öffnete. Überrascht drehte sie sich um, da die Ablösung für die Tecs erst in einigen Stunden fällig war, und blickte direkt in den Lauf eines Lasergewehres. Sieben vermummte Gestalten hatten den Raum betreten, alle schwer bewaffnet.
„Keiner bewegt sich, keiner schlägt Alarm, dann wird niemand verletzt werden!“, rief einer der sieben, vermutlich der Anführer, und deutete auf den Major Tec, der versuchte, hinter seinem Computer in Deckung zu gehen. „Du da! Öffne einen Subraum-Kanal und schicke eine Nachricht an ein Schiff namens ‚Voyager‘! Benutze diese Frequenz!“ Mit diesen Worten schob er dem Tec einen Zettel zu, dann drehte er sich zu der Schulklasse um, während sich die Tecs beeilten, der Aufforderung nachzukommen, angespornt von den drei auf sie gerichteten Gewehren.
„Seid froh, dass wir da sind, Kinder, dann habt ihr wenigstens etwas Spannendes zu sehen!“, meinte er dann und unter seiner Maske, die nur Mund und Augen frei ließ, zeichnete sich ein Raubtiergrinsen ab. Die Lehrerin fiel daraufhin glattweg in Ohnmacht und Qi’lar fragte sich zum wiederholten Male, warum sie nicht einfach im Bett geblieben war. Andererseits hatte die Situation auch etwas Positives: Viel schlimmer konnte der Tag nicht mehr werden.
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