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Urlaub mit Hindernissen

von Gabi

Tag 1.2 - Aller Anfang ist schwer

Einer der Vorteile davon die Kommandantin von Deep Space Nine zu sein, war der Luxus sich für Flüge in den Urlaub ein stationseigenes Runabout ausborgen zu können. Es machte Kira Spaß von Zeit zu Zeit die kleinen Sternenflottenschiffe zu fliegen, und jetzt mit Shakaar im Co-Pilotensitz fühlte sie sich fast wieder in die alten Zeiten zurückversetzt. Obwohl es dort eher die bodennahen Gleiter waren, welche sie beide zusammen geflogen hatten. Sobald es um interplanetare Strecken ging, hatte Shakaar stets die Aufgaben an andere delegiert. Der sonst so unerschrockene Bajoraner war eindeutig planetengebunden. Im All hatte er sich noch nie besonders wohl gefühlt. Die Sternenflotten-Runabouts waren jedoch so komfortabel und sicher im Vergleich zu den Hoppern, mit denen sie in der Widerstandszeit die Abstände zwischen den Monden zurückgelegt hatten, dass Shakaar sich zurücklehnen und den Flug genießen konnte. Abgelenkt wurde er zusätzlich von den drei Kindern, die sich zum ersten Mal im Cockpit eines Runabouts befanden und alles unheimlich spannend fanden. So gut es ging, versuchte er all die Fragen zu beantworten, die lautstark durcheinanderpurzelten. Hin und wieder korrigierte Kira ihn grinsend, wenn er eine Funktion nicht ganz korrekt erklärte.

An der Wissenschaftskonsole hing Bareil im Sessel. Die Beine über der Lehne baumelnd beobachtete er das Geschehen an der Steuerkonsole mit einer Mischung aus Neugierde und Misstrauen. Bisher machte Shakaar noch keine Anstalten, sich in unsittlicher Weise Kira zu nähern, also beschloss er, sich ein wenig zu entspannen – und nebenbei noch etwas über die Funktionen eines Runabout zu lernen. Seine flugtechnischen Kenntnisse bestanden aus den Grundzüge der Xhosa, die Kasidy ihm beigebracht hatte.

Serina, deren Erfahrung mit Shuttles sich bisher darauf beschränkte, sich davon transportieren zu lassen, betrat nun mit einem Tablett das Cockpit. „Wer möchte eine Limonade?“

Sie besaß sofort die Aufmerksamkeit der Kinder, welche von den bunten Anzeigen abließen und sich um das Tablett mit den Gläsern mit gelber, sprudelnder Flüssigkeit scharten. Die drei verteilten die Gläser auch unter den Erwachsenen, die angesichts des süßen Sprudelwassers weniger Begeisterung zeigten als die Kinder.

„Schmeckt etwas gewöhnungsbedürftig“, gestand Serina, als sie an ihrem Glas nippte. „Ich habe es im Rezeptverzeichnis des Replikators gefunden mit dem Hinweis, dass dieses terranische Getränk sehr beliebt auf Kinderparties sei.“

Bareil lachte laut auf. Ihm schien der Geschmack nichts auszumachen, eher im Gegenteil. Er prostete den Kleinen zu. „Und da hast du dir gedacht, dass es ganz passend für uns sei. Wie wahr.“ Er zwinkerte Kira zu.

Diese grinste zurück. Frei von Sorgen und Zukunftsängsten war in dem charmanten Trickbetrüger weit mehr Kind als in jedem anderen von ihnen. Sie hob ihr Glas in seine Richtung, dann in die allgemeine Richtung der übrigen Mitreisenden. „Auf unseren ersten gemeinsamen Urlaub!“

* * *

Sie hatten sich für Prophet’s Landing entschieden, weil einerseits der Planet momentan in seinem elliptischen Orbit den nächsten Stand zur Sonne erreicht hatte und die Temperaturen dadurch im Äquatorialbereich so hoch lagen, dass sogar die verfrorene cardassianische Physis ohne dicke Lagen von Stoff auskommen sollte, darüber hinaus existierte dort eine bajoranische Kolonie, die im Notfall gut erreichbar war – und Kira hatte sich vor allem vehement gegen die klassischen föderalen Standard-Urlaubsplaneten wie Risa und Casperia Prime entschieden, weil sie sich immer noch nicht in diesen artifiziellen Umgebungen wohl fühlte, eingepfercht mit einer Armee von anderen Erholungsuchenden. Für sie waren das auf Planetengröße erweiterte Holosuiten für Müßiggänger.

Von den öffentlichen Stellen auf Prophet’s Landing war ihnen ein abgelegener Bereich im Urwald zugewiesen worden, nachdem sie ihre Bitte formuliert hatten. Die Holoaufzeichnungen, die ihnen die Behörden geschickt hatten, hatten einen Bereich am Ufer eines Baches gezeigt, der sich ideal zum Zelten eignete, einen kurzen Fußmarsch durch den Wald entfernt befand sich ein Teich, der von einem kleinen Wasserfall gespeist wurde, und der laut der verfügbaren Daten frei von gefährlichen Tierarten und ideal zum Baden war. Nach Durchsicht dieser Aufzeichnungen waren alle vier Erwachsenen übereingekommen, dass sie hier ihre Urlaubstage verbringen wollten.

Kira setzte das Runabout auf einer Lichtung wenige Minuten Fußmarsch von ihrem ausgewählten Zeltplatz ab.

Nach einer kleinen Diskussion zwischen Sul und ihren Eltern – die natürlich Sul gewann – machten sich die zwei Frauen, zwei Männer, drei Kinder und fünfStofftiere mit ihren Rucksäcken auf den kurzen Marsch durch den Dschungel.

Die Lichtung am Bachrand hielt alles, was die Aufzeichnungen versprachen. Der dichte Urwald mit seinem üppigen Unterwuchs umrahmte drei Seiten einer großen Gras- und Sand-Fläche. Die vierte Seite wurde durch einen munter gurgelnden kleinen Bach eingenommen, dessen Lauf im Bereich der Lichtung in zwei ausgreifenden Schleifen mäandrierte und dabei flache Bereiche raschen Fließens mit knietiefen Ruhebecken abwechseln ließ. Sul, Yukim und Katalya tobten begeistert auf die strauchfreie Fläche hinaus, und auch auf die Gesichter der Erwachsenen zauberte sich ein Lächeln.

„Wenn Ihr mich sucht“, bemerkte Bareil grinsend, „ich liege dort drüben, wo die Sonne so verführerisch ihre Strahlen durch die Bäume schickt, und döse die nächsten Tage vor mich hin.“

Als Antwort landete ein Stoffpaket in seinem Gesicht, das er gerade noch abfangen konnte. „Du baust jetzt erst einmal das Zelt auf“, bestimmte Kira grinsend.

„Helfen, helfen, ich!“ Sul ließ Nini, Mummel, Voli, Tuffi und Umpf fallen, und stürmte auf ihren Vater zu. Der stand etwas unschlüssig vor dem Haufen an Ultraleichtmaterial und den Stangen, die sich auf Berührung aus- und in Form falteten. Er schenkte seiner anstürmenden Tochter ein resigniertes Lächeln. „Ich glaube, ich kann jede Hilfe gebrauchen, Kleine.“

Serina, die mit Kira zusammen die Tasche mit den Vorräten durchsah, stupste die Bajoranerin leicht an. „Hat Antos schon mal ein Zelt aufgebaut?“, raunte sie ihr zu. Sie warf rasch einen Blick zu Shakaar hinüber, bei dem das Zelt bereits stand. Er half gerade Katalya dabei ihre Sachen hineinzuräumen.

Kira sah ebenfalls auf. Dann musste sie grinsen. „Es sieht nicht so aus. Ich schätze mal, da, wo er herkommt, haben sie für Zelte nicht wirklich eine Verwendung.“

„Das kann ich gut nachvollziehen“, murmelte Serina, während sie sich wieder der Provianttasche widmete.

Kira ging zu ihrer kleinen Familie hinüber. Sul zerrte mit mehr Begeisterung als Effektivität an den Stangen herum und in Bareils Miene waren deutlich Fragezeichen zu lesen. Kira griff zwischen den beiden hindurch nach dem Stangenstapel. „Ich dachte, mit deiner Fingerfertigkeit ist so etwas Banales wie ein Zelt aufbauen eine Leichtigkeit“, foppte sie ihn. „Hier.“ Sie berührte zwei Felder und das Konstrukt sprang mühelos in Form.

„Sehr witzig.“ Bareil schenkte ihr einen leicht verärgerten Blick. „Ich muss das Prinzip zumindest einmal gesehen haben, damit ich es nachvollziehen kann.“

Sie beugte sich vor und berührte seine Nasenrippen. Flüchtig schnappte sie mit den Lippen danach. „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht vorführen.“ Ein liebevoller Kuss folgte der Berührung. „Ich dachte, du hättest schon mal ein Zelt aufgebaut.“

„Wann denn?“ Er hob den Kopf. Der nächste Kontakt von Kiras vollen Lippen traf seinen Mund. Spielerisch saugte er an ihrer weichen Haut. Kira schnappte ihrerseits nach ihm. Die Augen geschlossen gaben die beiden sich für einen Moment ihren sanften Berührungen hin, bis die kleine Hand am Kinn sie beide aufschreckte. Sul hatte sich zwischen sie gequetscht und hielt die Köpfe ihrer Eltern auseinander. „Reicht!“ erklärte sie bestimmt. Sie blickte zum Zelt. „Einräumen!“

„Na, sie hat euch ja gut im Griff.“ Shakaars Gelächter erklang vom anderen Zelt herüber. Neben ihm stand Serina und konnte ebenfalls ein Grinsen nicht unterdrücken. Der verdatterte Ausdruck von Kira und Bareil lockte sogar sie aus der Reserve.

Die Kommandantin von Deep Space Nine fasste ihre Tochter um die Mitte und hob sie ein wenig hoch. „Du darfst doch nicht einfach Mama und Papa vom Küssen abhalten.“

Sul betrachtete erst sie aus ihrer etwas erhabenen Position, dann ihren Vater. „Doch“, bestimmte sie schließlich. Ihr Finger deutete bekräftigend auf das Zelt. „Will einräumen!“

Als sie zur Zufriedenheit ihrer Kinder die Zelte eingeräumt und sich alle etwas Bequemeres angezogen hatten, machten Kira und Bareil sich daran, das Abendessen vorzubereiten, während Shakaar und Serina mit ihren Kindern zum Bachufer gingen. Sul war hin- und hergerissen zwischen ihren Eltern und der wesentlich interessanteren Tätigkeit am Wasser. Schließlich gewann die Neugierde die Oberhand über die Sicherheit. In ihrem kleinen grünen Badeanzug mit passendem Shirt darüber stapfte sie hinüber zur Shakaar-Familie.

Kira und Bareil saßen beide in kurzen Hosen neben einem kleinen Feuer, über dem sie eine dreibeinige Vorrichtung für den Kochtopf platziert hatten. Sie hatten frische Sachen für die ersten paar Tage mitgenommen, an denen sie entgegen ihrer üblichen Gewohnheit an Bord der Raumstation selbst kochen wollten. Für die weiteren Tage hatten sie Konserven und Trockennahrung im Gepäck und zur Not würden sie auf den Replikator im Runabout ausweichen.

Es lag eine ganz besondere Intimität darin, gemeinsam hier zu sitzen und Gemüse zu schneiden. Sie hatten sich ganz unbewusst so gesetzt, dass sie beim Arbeiten den möglichst größten Körperkontakt erreichten.

Kira leerte ihr Schneidebrett in den köchelnden Topf. „Ich hoffe, dass sie Freunde werden“, bemerkte sie mit Blick auf ihre kleine Tochter.

Sul war bei den anderen am Bachufer angekommen. Katalya streckte ihr eines der Förmchen entgegen, mit denen sie Wasser geschöpft hatte. Auch die kleine Cardassianerin trug einen Badeanzug und ein lilafarbenes Strandkleidchen darüber. Shakaar wandte sich nun ebenfalls zu der kleinen Bajoranerin um und lächelte sie an. Die Haut seines nackten, breiten Brustkorbs schimmerte ein wenig im Abendlicht, als ob er den Körper eingeölt hätte, die Tätowierung unter seiner linken Brust stach dunkel hervor.

Bareil gab einen frustrierten Laut von sich. „Ich weiß gar nicht, ob ich unsere Tochter in der Nähe von diesem frauenmordenden Testosteronpaket haben möchte.“

Kira hob überrascht die Augenbrauen. „Ich dachte, du magst Edon?“

Bareil leerte sein kleingeschnittenes Gemüse ebenfalls in den Topf und nahm sich ein neues Stück vor. Betont heftig führte er den ersten Schnitt aus. „Ich kann mich nicht erinnern, das behauptet zu haben.“

Kira griff nach dem Kochlöffel und rührte irritiert im Eintopf herum. „Du hast nie etwas gesagt, wenn wir sie besucht haben, oder sie bei uns zu Besuch waren.“

Ein entschuldigendes Lächeln huschte über seine Züge. „Ich wollte nicht albern erscheinen. Ich weiß, dass es dir wichtig ist, dass unsere Kinder Freunde werden.“

Kira entnahm etwas aus den Gewürzgläsern, die Serina mitgebracht hatte. Sie selbst besaßen wenige Kochutensilien, da sie sich fast ausschließlich auf die Replikatoren verließen. „Ich hatte auch gehofft, dass Edon und du Freunde werden könntet“, gestand sie. „Er war mein Lehrer, mein Kommandant, beinahe so etwas wie mein Bruder, und er ist mein Freund.“

„… nicht zu vergessen, dass er dein Liebhaber war“, bemerkte Bareil frustriert. Sein Blick ruhte demonstrativ auf den kleingeschnittenen Gemüsestückchen.

„Das ist Vergangenheit“, versuchte Kira ihn zu beruhigen. „Schau doch zu den beiden. Edon ist verheiratet und allem Anschein nach glücklich dabei.“

Bareil folgte ihrem Blick zum Bachufer hinunter. Serina hatte sich ein leichtes Kleid in hellen Farben übergezogen. Sie saß auf einem sonnengewärmten Stein am Bachufer, so dass sie ihre nackten Füße bis zu den Knöcheln im Wasser halten konnte. Shakaar lehnte neben ihr, die spielenden Kinder im Blick, sein nackter Oberkörper an die Beine der Cardassianerin geschmiegt. Ihr Arm ruhte auf seiner Schulter.

Bareils Blick huschte kurzzeitig zu Kira. „Wenn mich eine Frau so anhimmeln würde, wäre ich auch glücklich.“

Kira lachte leise und versetzte ihm mit der kochlöffelfreien Hand einen Nasenstüber. „Als sie ein Mädchen war, war er ihr erster Mann. Das bleibt immer etwas ganz besond…“ Zu spät wurde ihr klar, welche Frage sie damit heraufbeschwor.

Bareil enttäuschte sie nicht. „Wer war denn dein erster Mann?“

Sie hatte Anstand genug, einen entschuldigenden Blick fest auf den Kochlöffel zu heften. „Das willst du nicht wissen, Antos, glaub mir.“

Er stöhnte auf. „Nicht er.“

Bevor er sich wieder in Selbstzweifeln ergehen konnte, nahm Kira den Kochlöffel aus dem Eintopf, pustete ein paar Mal über den darauf befindlichen Inhalt und hielt ihn ihrem Gefährten hin. „Probier mal und sag mir, ob es genügend gewürzt ist.“

Er schenkte ihr einen Blick, der sie deutlich verstehen ließ, dass er sich des Ablenkungsmanövers bewusst war. Dann öffnete er gehorsam den Mund. Kira streichelte mit ihrer freien Hand über seinen Kiefer, während sie mit dem Löffel seine Lippen berührte. Als er schluckte, strich sie sanft über die Bewegung seines Adamsapfels hinunter.

„Wunderbar“, bemerkte Bareil leise. Es war im Moment nicht auszumachen, ob er Kiras Berührung oder das Essen meinte. „Ich liebe dich, Nerys“, raunte er, sich weiter in ihre Berührung lehnend. „Ich würde es nicht ertragen, dich an einen andern Mann zu verlieren.“

Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Das wirst du nicht. Nicht solange du deine krummen Geschäfte aus dem bajoranischen Sektor heraus hältst“, fügte sie schmunzelnd hinzu, um den Moment nicht zu sentimental werden zu lassen. „Und jetzt sag mir endlich, was du von unserem Abendessen hältst.“

„Sehr lecker“, er legte seine Hände auf ihre bloßen Oberschenkel, mit Handballen und Fingerspitzen abwechselnd begann er ihr Bein zu massieren. „Aber besonders freue ich mich auf den Nachtisch.“

„Antos, Antos, Antos … Ich glaube, du brauchst nachher eine Abkühlung im Bach.“ Widerwillig entzog sich Kira der angenehmen Berührung. „Wir sind hier nicht alleine.“ Dann erhob sie die Stimme. „Das Abendessen ist fertig!“

Es war eine ganz besondere Atmosphäre wie sie alle um das Lagerfeuer herumsaßen und den Eintopf mit gebrochenem Brot aßen. Kira genoss das knisternde Geräusch der Flammen und die begeisterten Gesichter der Kinder, für die das alles neu und spannend war. Mit Wohlwollen bemerkte sie, dass sogar Sul, die sich momentan in einer sehr wählerischen Essensphase befand, den Eintopf ohne Widerworte in sich hinein schaufelte. Ihr selbst hatte es schon lange nicht mehr so gut geschmeckt. Es fühlte sich alles richtig an und sie hoffte, dass die anderen es auch ein bisschen so empfanden.

Als der Topf bis auf den letzten Rest mit Brotstücken ausgekratzt und die Teller im Bach abgespült worden waren, setzten sie sich alle noch einmal um das Feuer.

Kira nahm Sul auf ihren Schoß, damit die Kleine nicht zu nahe an die Flammen geriet. Bareil seinerseits zog Kira eng an sich und legte die Arme besitzergreifend um seine beiden Frauen.

Shakaar auf der anderen Seite bedachte dieses Gehabe mit einem spöttischen Blick, der ihrerseits Kira nicht entging. Sie schüttelte warnend den Kopf. Shakaar zuckte lediglich lächelnd mit den Schultern. Serina kuschelte sich an seine Brust und nahm Yukim auf den Schoß, auf seiner anderen Seite zog er Katalya an sich. Das cardassianische Mädchen legte den Kopf auf den Oberschenkel ihres Adoptivvaters und betrachtete fasziniert die Flammen.

Kira lehnte sich in Bareils Halsbeuge zurück. Sie spürte den kräftigen Schlag seines Herzens in ihrem Rücken, seinen sanften Atem an ihrer Wange. Natürlich, wenn sie zu Edon hinübersah, dann war da immer noch etwas, würde immer etwas sein. Doch es fühlte sich einfach richtig an in den Armen dieses schönen, chaotischen, charmanten Mannes. Verstohlen blickte sie auf ihr Handgelenk, an welchem das Verlobungsarmband prangte, das er ihr geschenkt hatte. Sie hatte ihm immer noch keine Antwort darauf gegeben, doch sie trug es seitdem Tag und Nacht. Dann glitt ihr Blick weiter zu ihrer Tochter, die sich auf ihrem Schoß zurecht gekuschelt hatte und den Abend ebenfalls sichtlich genoss. Diesen Augenblick wollte sie sich einprägen und an weniger hellen Tagen wieder ins Gedächtnis zurückrufen.

„Nerys, was meinst du, bekommen wir noch ein Lied auf die Reihe?“ Shakaars sanfter Bariton holte sie aus ihren Überlegungen. Er lächelte ihr zu und sie erwiderte sein Lächeln. In der Zeit, in welcher sie an den guten Abenden Feuer entzünden konnten, hatten sie oft gesungen. Alte bajoranische Balladen, religiöse Lieder auch ein paar zotige Stücke. Immer wieder waren neue Mitglieder zu ihrer Widerstandszelle gestoßen und alle hatten sie ihre eigenen Weisen mitgebracht.

„Es wäre schön, wenn die Kinder ein paar der alten Lieder lernen würden“, stimmte Kira zu.

Shakaar strich liebevoll über Serinas glattes Haar. „Nicht nur die Kinder.“

Bareil war anfangs nicht besonders davon angetan, doch die Ungezwungenheit, mit welcher die beiden Bajoraner dieses Universums in die Melodien einstimmten, hatte etwas Mitreißendes an sich. Dazu kam noch, dass er sich nicht nachsagen lassen wollte, sich etwas nicht zu getrauen, was Shakaar tat. So fanden sie sich bald alle mehr oder weniger deutlich singend wieder. Für Sul und Yukim waren die Melodien noch zu schwer, doch sie warfen von Zeit zu Zeit ein Wort mit ein, das sie sich merken konnten. Katalya hingegen konnte bei den einfachen Stücken nach ein paar Wiederholungen mithalten und sich die Zeilen besser merken, als die beiden Erwachsenen, für welche die Lieder neu waren.

Das Knistern der Flammen, die Wärme eines anderen Körpers am eigenen, der leichte Geschmack des Weines, den sie Reihum gehen ließen, die leisen Melodien und Worte der Lieder, die sie sangen, all dies wob ein feines Band um die kleine zusammengewürfelte Gesellschaft.

Schließlich hob Shakaar den Zeigefinger an die Lippen. „Katalya ist eingeschlafen“, unterbrach er leise die Ballade. Seine Hand ruhte auf der Schulter des Mädchens und bewegte sich im gleichmäßigen Atem des Schlafes auf und ab. Serina wiegte ihren kleinen Sohn in den Armen. Er versuchte krampfhaft, die Augen offen zu halten, doch die Lider sanken ihm immer wieder hinunter. „Wir sollten sie ins Zelt bringen.“

Shakaar nickte.

„Sul, dann ist es für dich jetzt auch an der Zeit schlafen zu gehen“, bestimmte Kira. Ein wenig widerwillig löste sie sich aus Bareils komfortabler Umarmung.

„Bin nicht müüü…“ Sul gähnte herzhaft, was Kira ein Lachen entlockte. „Ja, ich kann es deutlich sehen.“

„Treffen wir uns nachher noch?“, wollte Shakaar wissen. Er hatte sich bereits erhoben, das schlafende Mädchen auf den Armen.

„Ich denke, wir ziehen uns für heute zurück“, kam Bareil einer möglichen Entgegnung Kiras zuvor. „Ein bisschen Ausspannen und so …“ Er fühlte die Unsicherheit wieder aufkommen, die ihn jedes Mal in Gegenwart von Shakaar überkam. Dessen breites Grinsen half nicht wirklich.

* * *

Sul genoss es sichtlich, dass beide Eltern sich die Zeit nahmen, sie ins Bett zu bringen. Im normalen Alltag war es meist nur einer von beiden. Entweder hatte Kira noch zu tun, oder Bareil war mit der Xhosa unterwegs – oder sie war gar zusammen mit ihrem Vater fort. Dass nun beide Eltern an ihrem Schlafsackbett saßen und ihr ein Gute-Nacht-Lied sangen, zauberte ein zufriedenes Lächeln auf die Züge. Jede ihrer kleinen Hände hielt die Finger eines Elternteils gefasst. Das Nuckeltuch, das sie normalerweise zum Einschlafen nutzte, vollkommen vergessen. Noch bevor die letzte Strophe des Liedes zu Ende war, hatten die Aufregung des Tages und das wohlige Gefühl ihrer kleinen Dreieinigkeit ihren Tribut gefordert. Suls Augenlider klappten zu, der Kopf rollte zur Seite und der Griff ihrer Hände wurde lockerer.

Kira und Bareil zogen vorsichtig ihre Finger aus der kindlichen Umklammerung. Beide saßen noch eine Weile da und betrachteten das friedlich schlafende Gesicht ihrer Tochter. Es war immer wieder aufs Neue ein Wunder, dieses kleine Leben zu sehen, das sie geschaffen hatten.

„Sie ist wunderschön“, seufzte Bareil. „Unsere Kleine.“

„Das ist sie“, bestätigte Kira. Sie lehnte ihren Kopf an Bareils Schulter. „Wie ihr Vater.“

Bareil küsste sie auf die Haare. „Ich hoffe, sie kommt eher nach ihrer Mutter“, murmelte er. Er legte ihr einen Arm um die Schulter. „Lass uns hier bleiben. Lass mich dich verwöhnen.“

Kira hob den Kopf. „Bareil Antos, ich werde jetzt nicht mit dir schlafen neben unserer Tochter, wenn Edon und Serina draußen sind.“

Seine Augen nahmen den Hundeblick an, dem sie so schwer widerstehen konnte. „Nur ein bisschen? Wir sind auch ganz leise. Lehn du dich zurück und lass mich machen.“

Sie schüttelte den Kopf, nicht um zu verneinen, sondern um ihrer Belustigung Ausdruck zu verleihen. Bareil hatte recht. Sie hatten schon einige Zeit nicht mehr romantisch miteinander verbracht. Ihre letzten Monate waren mit viel Arbeit angefüllt gewesen, so dass sie abends meist nur erledigt ins Bett gefallen war. Und Bareil war erste letzte Nacht mit Sul von einem zweiwöchigen Transportflug zurückgekehrt. Sie sehnte sich nach seinen geschickten Fingern.

„Aber wir müssen ganz leise sein“, gab sie nach.

„Von mir wirst du keinen Laut hören“, lächelte er, legte sich auf die bereitliegenden Schlafsäcke zurück und zog Kira mit sich. Unter leisem Gekicher entledigten sie sich gegenseitig Kiras Sandalen und Shorts und Bareils Schnür-Hemd.

„Ich liebe diesen Anblick“, erklärte er als er seine Wange auf Kiras Hüfte legte. Das kühle Metall seines Ohrrings und sein Atem in ihrem Schamhaar kitzelte sie. Als er mit der wunderbaren Manipulation begann, kniff sie ihre Lippen aufeinander, um keinen unerwünschten Ton entweichen zu lassen.

Die silberhelle Ekstase hielt eine wunderbare Ewigkeit an, bis es Kira über die Schwelle trug. Dass sie ihrer Lust in hohem Stakkato kund tat, wurde ihr erst nach dem dritten Schrei bewusst. Hastig presste sie den Arm über ihren Mund, während sie einen schuldbewussten Blick zu ihrer Tochter hinüberwarf.

Sul rührte sich kein bisschen. Nicht so jedoch andere im Lager. Am Eingang zu ihrem Zelt erschien ein Schatten und die Plane wurde ein wenig beiseite geschoben.

„Ist alles okay bei Euch? Ich habe jemanden schreien gehört …“

Zwei hochrote Köpfe starrten den ungebetenen Besuch an.

„Oh … okay, einfach weitermachen“, in der Stimme schwang ein unterdrücktes Grinsen mit.

Als die Plane wieder an ihrem Platz war, ließ Bareil seinen Kopf auf Kiras Becken fallen. „Ich hasse deinen Ex!“ erklärte er leidenschaftlich.

„Ich manchmal auch“, ließ sich Kira aus den Schlafsäcken vernehmen.

* * *

„War das nötig?“ Serina empfing ihren immer noch grinsenden Mann am Bach sitzend. Nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht hatten, hatte sie sich noch einmal auf den Stein am Bachufer gesetzt. Die Sonne war fast untergegangen. Ihr letztes Licht ließ die kleinen Wellenkämme des dahinfließenden Wassers aufglitzern. Ein paar träge Amphibien saßen auf einem angeschwemmten Ast und tankten noch die letzte Wärme des Tages. Die großen Humanoiden am Ufer schienen sie nicht weiter zu stören.

Shakaar zuckte mit den Schultern und versuchte eine unschuldige Miene aufzusetzen, was ihm jedoch misslang. „Es hätte ja etwas passiert sein können.“

„Sicher.“ Serina schüttelte den Kopf und klopfte mit der Hand auf den freien Teil des Steines. Shakaar setzte sich neben sie. Die Cardassianerin kuschelte sich sofort so nah wie möglich an ihn heran. Der Bajoraner hob angesichts dieser Zurschaustellung von Anlehnungsbedürfnis seine Augenbrauen und schlang beide Arme um sie. Sie war ihm den gesamten Nachmittag bereits ausgesprochen anschmiegsam vorgekommen. „Alles okay, yaani?“

„Antos ist sehr unsicher dir gegenüber, Edon. Du darfst ihn nicht ärgern“, erklärte sie. „Es ist nicht gerade eine einfache Situation sich mit dem früheren Geliebten seines Lebenspartners konfrontiert zu sehen. Vor allem nicht, wenn man laufend Vergleiche zieht und das Gefühl bekommt, mit dem anderen nicht mithalten zu können.“ Ihre Stimme wurde sehr leise. „Nerys und du, ihr wirkt immer so stark, so als ob euch nichts umhauen kann. Aber Antos und ich sind da anders. Ich weiß genau, was er fühlt …“

„Oh yaani.“ Shakaar packte sie um die Hüfte und zog sie ganz auf seinen Schoß. „Es tut mir leid. Feinfühligkeit war noch nie meine Stärke. Du bist meine Frau, Serina. Die Frau, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Nerys und ich sind nur Freunde, ganz gleich, was früher einmal zwischen uns war.“

Sie schmiegte sich eng an seine Brust. Ihre Stimme klang nicht völlig überzeugt. „Das hoffe ich, Edon. Das hoffe ich sehr.“
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