TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Urlaub mit Hindernissen

von Gabi

Tag 2.1 - Sanfte Annäherung

Kira räkelte sich wohlig im weichen Stoff ihres Schlafsacks. Durch die Zeltplane fiel das Morgenlicht gedämpft ins Innere. Sie hatte die Nacht zwischen Sul und Bareil zugebracht. Diese enge Vertrautheit, die sie nicht einmal in ihrem eigenen Quartier auf Deep Space Nine hatten, ließ sie sich wunderbar fühlen. Kira setzte sich auf. Sie sah sich zu ihren beiden Liebsten um. Beide schliefen noch tief und fest. Mit einem verträumten Lächeln bemerkte Kira, dass Bareil seinen Schlafsack nicht geschlossen und sich im Schlaf ein wenig freigestrampelt hatte. Er hatte sich gestern Nacht nicht mehr angezogen, und nun lag er mit angezogenen Knien da, den Rücken ihr zugewandt. Sie streichelte über seinen nackten Hintern, beugte sich vor und hauchte einen sanften Kuss darauf. Er zuckte ein wenig zusammen und seufzte auf. Wenn sie jetzt alleine wären …

Dieses Mal hatte Shakaar den Anstand zuerst zu klopfen. Kira blickte zu der großen Silhouette am Zelteingang auf. Sie befreite sich aus ihrem Schlafsack, klappte denjenigen Bareils züchtig zu und rutschte zum Eingang hinunter. Erst als sie die Plane ein Stück zurückgeklappt hatte und in Shakaars interessiert belustigte Augen sah, wurde ihr bewusst, dass sie selbst ebenfalls nichts anhatte. Den ersten Impuls, ihre Brüste zu verdecken, drängte sie erfolgreich zurück. Sie und Shakaar kannten jeden Zentimeter nackter Haut voneinander in jeder erdenklichen Stellung.

„Guten Morgen, Nerys. Ich geh eine Runde Laufen, kommt ihr mit? Serina passt auf, wenn Sul wach wird.“

Kira nickte. „Die Idee gefällt mir. Warte einen Moment, bis ich meine Sachen angezogen habe.“ Sie drehte ihm den Rücken zu. „Antos, kommst du mit Laufen?“

Der Angesprochene gab einen unwilligen Laut von sich und drehte sich auf den Rücken. Verschlafen blinzelte er in die Helligkeit der Zeltöffnung. „Ich meide jeden Sport in der Vertikalen.“ Dann ließ er seinen Kopf wieder in den Schlafsack zurückfallen.

Kiras Finger fanden sich rechtzeitig vor Shakaars Lippen wieder, bevor dieser lachen konnte. „Bleib du ganz friedlich draußen, ich komme gleich“, raunte sie ihm zu.

Kurz darauf fand sie sich Seite an Seite mit ihm am Bachufer wieder. Shakaar hatte die übermittelten Umgebungspläne studiert und festgestellt, dass auf beiden Seiten des Bachs ein relativ langer Uferbereich baumfrei und eben war und sich somit als Laufstrecke eignete. Sie begannen ihren Lauf in einem leichten Trab.

„Das tut gut“, seufzte Kira. Sie reckte ihre Nase in die frische Luft. „Das ist ein Punkt, den ich nach all den Jahren immer noch vermisse.“

Shakaar nickte. „Ich könnte nicht ohne die Freiheit Bajors auskommen. Du solltest uns öfters besuchen kommen, um deine Wurzeln nicht zu vergessen.“

Sie beobachtete den trägen Lauf des Bachs, der an ihrer Seite dahinzog. Kleine Hindernisse wie Steine und angeschwemmte Aststücke unterbrachen die friedliche Strömung immer wieder in kleinen Wirbeln.

„Ich würde gerne“, gestand sie. Sie betrachtete sein Profil, während er neben ihr lief. Er wirkte so selbstsicher und in sich gefestigt wie eh und je. „Antos fühlt sich jedoch ein wenig unsicher in deiner Gegenwart …“ Sie sah, wie er die Augenbrauen hob.

„So etwas Ähnliches hat mir Serina gestern Abend auch gesagt.“ Er wandte ihr kurzzeitig das Gesicht zu, um ihr ein fragendes Lächeln zu schenken. „Bin ich denn so furchteinflößend?“

Kira musste lachen. „Edon! Du misst nahezu zwei Meter, hast keine Stelle an Deinem Körper, die nicht aus Muskeln besteht, und umgibst dich mit einer Aura, die jedem, der dich nicht näher kennt, als Arroganz erscheint. Natürlich verunsicherst du weniger gefestigte Männer.“

Er zuckte daraufhin lediglich mit den Schultern und setzte seinen Weg fort. „Ist es dir ernst mit Antos?“, fragte er schließlich.

Sie sprangen beide über einen umgefallenen Baum und zogen ihr Tempo ein wenig an. Der Urwald zu ihrer Rechten summte mit den morgendlichen Aktivitäten zahlloser Insekten. Verärgert bemerkte Kira, dass sie bereits schwerer atmete. Sie musste dringend etwas an ihrem Konditionstraining ändern.

„Über dieser Frage denke ich schon geraume Zeit nach“, gestand sie schließlich, den Blick auf den Weg vor sich geheftet. Der bewachsene, strauchfreie Saum des Urwaldbereiches mäandrierte hinein und hinaus aus dem flachen Sandstreifen der Überflutungszone. Er ließ jedoch stets so viel des harten, feuchten Sands zurück, dass zwei Personen bequem nebeneinander laufen konnten.

„Er passt auf den ersten Blick nicht so sehr zu dir“, gab Shakaar vorsichtig zu bedenken. „Aber der Meinung war ich bei Odo ja auch schon.“

Ein schwaches Lächeln brach ihre ernste Miene. „Ich glaube, dieser Meinung wirst du bei jedem Mann sein, mit dem ich ins Bett gehe.“

„Ein Punkt für dich.“ Er lachte auf.

„Ich dachte auch erst, dass er nicht zu mir passt“, nahm Kira den Faden wieder auf. Sie musste mit jemanden sprechen, der nicht Ezri war, und der sie beide kannte. „Doch ich bin mir nicht mehr so sicher. Sul hat viel verändert.“

„Sie ist aber auch wirklich Zucker“, gestand Shakaar. Er setzte über einen Felsen, der aus der Uferböschung ragte. Kira registrierte frustriert, dass er noch kein bisschen angestrengt wirkte.

„Antos hat Angst, dass sie in deinen gefährlichen frauenmordenden Dunstkreis gerät.“

„Antos hat einen Knall!“, erklärte Shakaar bestimmt. Dann konnte er nicht verhindern, dass sein jungenhaftes Grinsen durchschien. „Ich steh doch gar nicht mehr auf Bajoranerinnen.“

„Das wird ihn sicherlich sehr beruhigen.“ Sie lachte ebenfalls. „Aber im Ernst, Edon. Tust du mir den Gefallen und versucht ihn irgendwie mit einzubeziehen. Bei aller Jovialität, die er stets vorschiebt, ist er ein recht unsicherer Charakter – mir gegenüber, und erst recht, wenn du in seiner Nähe bist.“

Sie schwieg wieder für einige Zeit, in welcher sie sich auf ihre Atmung und auf die Laufstrecke konzentrierte. Dann hob sie den rechten Arm nach vorne. Das zweireihige goldene Armband mit den dunkel funkelnden Steinen leuchtete im Sonnenlicht auf. „Er möchte eine Partnerschaft vor den Propheten mit mir eingehen. Was soll ich tun, Edon?“

Shakaar verlangsamte das Tempo, bis sie beide erneut leicht nebeneinander her trabten. Die Augen die meiste Zeit auf mögliche Hindernisse vor ihnen gerichtet, warf er immer wieder Seitenblicke seiner Trainingspartnerin zu. „Mir ist das Armband gestern bereits aufgefallen. Und auch vorhin, als es deinen Arm zierte, in einem Zustand, in dem du nichts anderes getragen hast.“ Kiras Protest kam er mit dem Heben seiner Hand zuvor. Einer typischen Geste, mit welcher er seine Kämpfer bereits in den Zeiten der Besatzung stets zum Schweigen gebracht hatte. Sie wirkte immer noch, was ein Teil von Kira mit leichtem Frust realisierte. „Ich will dich damit nicht aufziehen, Nerys. Ich will nur sagen, dass du kein Typ für Schmuck bist – und wenn du dich von diesem Armband nicht einmal im Schlaf trennst, dann brauchst du mich nicht, um deine Frage für dich zu beantworten.“

Sie blieb abrupt stehen. Shakaar lief noch ein paar Schritte weiter und kehrte dann um. Als er zu ihr zurückkehrte, blickte sie ihn aus ihren großen vertrauensvollen Augen direkt an. Sie lächelte, breitete die Arme aus und dann umarmten sich beide, wie sie es schon immer getan hatten.

„Danke“, murmelte sie an seiner Brust. „Du bist und bleibst der beste Freund, den ich habe.“

Er küsste sie flüchtig auf den Kopf. „Ich habe dir nichts gesagt, was du nicht selbst weißt. Komm …“ Er schob sie wieder ein wenig von sich. „Lass uns weiterlaufen, bevor ich es bereue, dass ich in meiner Zeit als Premierminister nicht die Polygamie eingeführt habe.“

Ein breites Grinsen zeigte sich auf Kiras Zügen, als sie nun wieder mit einem gewissen Abstand vor ihm stand. „Das würde dir tatsächlich noch gefallen, Edon.“

Er zuckte entschuldigend die Schultern und nahm den leichten Trab wieder auf. Kira passte sich neben ihm seinem Tempo an.

„Und bei allen Vorbehalten, muss sogar ich zugeben, dass es so aussieht, als ob Antos ein fürsorglicher Vater ist“, bemerkte er als abschließenden Schiedsspruch.

Kira nickte, dann warf sie ihm einen Seitenblick zu. „Was ist mit dir und Serina? Hab ich das richtig gesehen, dass sie wieder schwanger ist?“

Ein sorgenvolles Lächeln trat in seine Züge. „Es sieht besser aus dieses Mal.“

Nach Yukims Geburt hatte die Cardassianerin bereits zwei Fehlgeburten erlitten. Interspezies Befruchtungen waren stets mit Komplikationen versehen. Diejenige zwischen ihren beiden Rassen stand mit einer Erfolgschance von eins zu sechs noch recht gut da. Serina wollte eine große Familie und sie würde ihn immer wieder dazu überreden, es zu versuchen. Doch er hatte Angst, dass sie ihren Körper irgendwann überlastete.

„Wird ja auch Zeit“, versuchte Kira mit einem Zwinkern seine Zweifel zu vertreiben. „Du wirst nicht jünger, Edon. Wer weiß, wie lange du es überhaupt noch bringst …“ Sie versetzte ihm einen Klaps auf den gut definierten Hintern und spurtete dann los.

Wie erwartet riss sie Shakaar damit augenblicklich aus seiner Nachdenklichkeit. „Na warte! Wenn ich dich erwische!“ Er setzte ihr nach.

Natürlich dauerte es nicht allzu lange bis er sie eingeholt hatte. Sie rannten an einer schmalen Stelle durch den Bach und setzten ihren Dauerlauf auf der anderen Seite wieder Richtung Lager fort. Als sie ihre Zelte in der Ferne erkennen konnten, waren beider außer Atem und schweißnass.

„Puh!“ Kira hielt an und dehnte ihren Oberkörper gegen die Oberschenkel. „Das hat verdammt gut getan.“

„Das hat es“, bestätigte Shakaar, nun endlich auch atemlos. Er zog sein Shirt über den Kopf, kniete sich zum Bach hinunter und wusch sich den Schweiß im kühlen Wasser ab. Mit dem zusammengeknüllten Stoff rubbelte er seinen Oberkörper trocken. Kira zögerte einen Augenblick, stellte sicher, dass die anderen sie vom Lager aus noch nicht sehen konnten, und tat es ihm dann gleich. Zum Trockenrubbeln borgte sie sich Shakaars Shirt, denn ihr eigenes wollte sie unbedingt wieder tragen, wenn sie zurückkehrten. Es würde ihre beiden Partner sicherlich bereits nervös genug machen, wenn Shakaar oben ohne erschien.

Als sie sich dem Lager näherten, konnten sie sehen, wie Serina, Bareil und die Kinder eine große Decke ausgebreitet und das Frühstück darauf angerichtet hatten. Yukim kaute bereits auf einem Stück Obst herum, während die beiden Mädchen sich von ihren jeweiligen Elternteilen die Haare bürsten ließen.

Kira stieß Shakaar in die Seite. „Ein harmonischer Anblick“, raunte sie. „Die beiden würden auch ein schönes Paar abgeben.“

Mit einer gewissen gehässigen Genugtuung registrierte sie das Zucken in Shakaars prägnantem Kiefer. Es tat gut zu sehen, dass auch ihm Eifersucht nicht fremd war.

„Antos wäre überhaupt kein Mann für Serina“, erklärte er bestimmt.

Kira kicherte leise. „Ich würde ihn auch nicht rausrücken.“

Shakaar wandte ihr den Blick zu und erkannte, dass sie ihn aufgezogen hatte. Er neigte den Kopf ein wenig, um ihr zu versichern, dass er ihre versteckte Rüge verstanden hatte.

„Guten Morgen!“, rief Kira ins Lager, als sie nähertraten. Wie zu erwarten, glitt Bareils Blick von Kira augenblicklich auf Shakaars nackten Oberkörper und seine Stirn legte sich in Furchen. Was Serina dachte war wie so oft nicht zu ersehen. Sie hatte lange schon gelernt, ihre Gefühle nur in den privaten Momenten mit Shakaar zu zeigen.

Während Yukim mit einem „Papa“-Schrei auf ihn zu rannte, beugte sich der blonde Bajoraner über seine Adoptivtochter und küsste diese leicht auf den Mund. „Guten Morgen, meine Hübsche.“ Dann fing er den Jungen auf. Er warf ihn lachend in die Höhe. „Guten Morgen, Wirbelwind. Hast du uns noch etwas zu essen übrig gelassen?“ Seinen Sohn an sich gedrückt, ließ er sich neben Serina auf der Decke nieder. Er strich ihr mit der freien Hand das rabenschwarze Haar beiseite, um ihre Nackenpartie freizulegen. Leise knurrend bearbeitete er die Halsleisten mit dem Mund. „Alles in Ordnung, yaani?“, flüsterte er in ihr Ohr. Sie nickte leicht. Ihre freie Hand legte sich fragend auf seine nackte Haut.

Er verstand. „Ich habe nur den Schweiß im Bach abgewaschen. Ich wollte nicht so verschwitzt bei dir auftauchen.“

Sie lächelte entschuldigend, während sie sich in die Berührung lehnte. „Es tut mir leid“, flüsterte sie zurück. „Ich bin manchmal ein wenig eifersüchtig.“

„Da bist du nicht die einzige“, zwinkerte er ihr reumütig zu.

Kira trat zu Bareil und Sul hinüber. Das Mädchen hatte ihrem Vater bereits die Bürste abgenommen und hielt sie Kira mit einem bestimmten „Du!“ hin.

Bareil zuckte mit den Schultern. „Ich bin wohl kein so toller Haarbürster“, bekannte er resigniert.

Kira, die spürte, dass auf seine vermeintliche Unfähigkeit, seiner Tochter die Haare zu bürsten, eine Attacke allgemeinen Zweifels zu folgen drohte, griff seine dichten Haare im Nacken, presste ihre Lippen auf die seinen und drängte seinen Mund zu einem intensiven Zungenkuss auseinander, den sie auch nicht auf Suls Protest hin abbrach. Als sie schließlich von Bareil abließ, hielt dieser immer noch die Augen geschlossen, die Lippen geöffnet und atmete schwer. „Ich hatte das Gefühl, du brauchst das jetzt“, flüsterte sie ihm ins Ohr, bevor sie die Bürste nahm und endlich dem Drängen ihrer Tochter nach glänzendem Haar nachgab.

Bareil nickte nur, glitt an ihrer Seite hinunter und legte seinen Kopf auf ihren Oberschenkel.

Nur mit dem Versprechen, dass die Mädchen nach dem Essen die Haare weiter gebürstet bekamen, konnten sie mit dem Frühstück beginnen. Es verlief wesentlich lauter als das Lagerfeuer-Abendessen die Nacht zuvor. Die drei Kinder waren ausgeruht und voller Tatendrang angesichts dieser abenteuerlichen Umgebung.

Bareil und Shakaar räumten schließlich ab, während Kira und Serina sich hinter ihre Mädchen setzten und das Bürsten wieder aufnahmen. Katalyas Haar schimmerte in demselben Blauschwarz wie dasjenige ihrer Mutter. Es reichte ihr seidig bereits bis zur Mitte des Rückens. Nachdem Serina es ausgiebig gebürstet hatte, flocht und drehte sie es so ein, dass sie es als lockeren Knoten auf Katalyas Hinterkopf feststecken konnte, ein paar Strähnen ringelten sich hervor, was dem Mädchen einen recht erwachsenen Eindruck gab.

„Sul will auch“, zeigte Kiras Tochter auf die Frisur.

Kira, deren Kenntnisse im Frisieren auch nicht sehr viel weiter als diejenigen Bareils reichten und bei hohen Zöpfen endeten, die sie an Sul so niedlich fand, lächelte die Cardassianerin verlegen an. „Da müsste Serina uns zeigen, wie das geht …“

Die Angesprochene nickte und rutschte hinter Sul. Sie zeigte Kira die entsprechenden Handgriffe. Die Bajoranerin beobachtete sie dabei von der Seite. Der schüchtern ernsthafte Zug, den sie in den letzten Jahren so sehr mit Shakaars Frau in Verbindung gebracht hatte, wich allmählich einem Lächeln. Es war höchste Zeit, dass Serina in ihrer Gegenwart auftaute.

„So, bitte sehr“, verkündete die Cardassianerin schließlich. Sie ließ sich auf die Fersen zurücksinken. Suls Kopf zierte nun eine ähnliche Hochsteckfrisur wie sie Katalya ihr eigenen nannte. Bei der jüngeren Bajoranerin war sie noch nicht so perfekt, da deren Haar kürzer, dünner und vor allem um einiges widerspenstiger war, doch das Mädchen wirkte ausgesprochen reizend.

Serina hielt ihr einen Spiegel vor, in dem sich Sul ausgiebig betrachtete. Schließlich grinste das kleine Gesichtchen zufrieden. „Schön!“

„Nachdem die Damen mit ihrer Morgentoilette endlich fertig sind, hätte ich einen Vorschlag zu machen“, ertönte Shakaars Stimme hinter ihnen. Er wandte sich an Bareil, der Suls neue Frisur gebührend bewunderte. „Antos, was hältst du davon, wenn du dich in eine Badehose schmeißt und wir den Kindern die Wunderwelt des Baches näher bringen? Serina und Nerys könnten in der Zeit in Ruhe den kleinen See erkunden, den wir in den Aufzeichnungen gesehen haben.“

Bareil starrte den großen Bajoraner zweifelnd an, doch Kira kam einem möglichen Einwand seinerseits zuvor. „Das finde ich eine großartige Idee. Serina, was meinst du? Die Männer kümmern sich um die Rabauken und wir beide entspannen uns für ein paar Stunden. Ich denke, das haben wir uns verdient.“ Sie schenkte der Cardassianerin ein Lächeln, von dem sie hoffte, dass es einladend aufmunternd wirkte.

„Ich weiß nicht …“, entgegnete Serina unsicher.

„Doch, auf jeden Fall“, ermunterte ihr Mann sie. „Das habt ihr beiden euch verdient, meinst du nicht auch, Antos?“

Bareil blickte unschlüssig zwischen ihm und Kira hin und her. Es war ihm gar nicht wohl bei dem Gedanken, mit Shakaar alleine zu sein. Doch Kira war es anzusehen, dass sie diese Idee für unglaublich hilfreich für ihre fixe Idee des Zusammenwachsens ihrer Familien ansah, und er sich da nicht herausreden konnte. So gab er seufzend nach: „Wenn du das meinst, Nerys.“

„Ja, ich meine das!“ Sie küsste ihn begeistert auf die Nasenrippen und flüsterte ihm dann ins Ohr. „Ich fände es klasse, wenn ihr beiden mit den Kindern etwas unternehmt. Ich bin sicher, ihr versteht euch prima, wenn ihr euch erst einmal näher kennenlernt.“

„Dein Wort in den Ohren der Propheten“, seufzte Bareil ergeben. Er erhob sich und ging zu ihrem Zelt hinüber. „Dann werde ich mich halt in Badehose mit meiner behaarten Hühnerbrust gegen Mister Universum stellen“, murmelte er im Davongehen.

Kira hatte seine letzten Worte noch gehört. Sie drückte Sul kurz. „Spiel ein bisschen mit Katalya und Yukim, Mama muss mal ganz rasch Papa helfen.“ Sie sprang auf und rannte hinter Bareil her zum Zelt. Er war bereits dabei, sein Schnürhemd über den Kopf zu ziehen, als sie eintrat.

„Antos“, sie stellte sich hinter ihn und half ihm dabei. Als das Kleidungsstück auf dem Boden lag, umarmte sie ihn von hinten. Ihre Finger streichelten zärtlich über seine Brustwarzen. „Hör auf, dich laufend mit Edon zu vergleichen“, raunte sie ihm ins Ohr. „Du bist verdammt sexy und begehrenswert, und ich denke, das weißt du im Grund auch. Meinst du, ich wäre sonst so gerne mit dir im Bett?“ Sie hauchte ihm einen Kuss auf das ohrringfreie Ohrläppchen. „Was kann ich denn tun, um dich von dir selbst zu überzeugen?“

Er wandte sich in ihrer Umarmung um. Ihre körperliche Nähe ließ alle möglichen Szenarien vor seinem inneren Auge ablaufen, die jetzt ausgesprochen unpassend wären. Statt seinen Fantasien nachzugeben, fasste er ihren rechten Arm und fuhr diesen locker von der Schulter bis zum Handgelenk entlang. Dort ruhten seine Finger auf dem goldenen Armreif. Seine dunklen Augen blickten sie ernst an. Sie betrachtete erst das Schmuckstück, dann sein elegantes Gesicht. Sie schloss kurzzeitig die Augen und atmete tief durch. Dann öffnete sie sie wieder. Mit einem zauberhaften Lächeln nickte sie schließlich. „Du hast recht. Antos, wenn der Urlaub zu Ende ist, werde ich mich offiziell mit dir verbinden.“

Er starrte sie an, dann packte er ihre Oberarme. „Dein Ernst, Nerys? Ehrlich?“

Sie nickte lachend. „Ja, im Ernst, Antos.“

„Bei den Propheten!“ Er lachte, dann drückte er ihr einen tiefen Kuss auf die Lippen. „Mit dieser Aussicht werde ich mich allen Edons dieser Welt stellen!“

Bareil wühlte in seinem Rucksack, förderte eine buntgemusterte Badeshorts hervor, von der Kira argwöhnte, dass Sul sie ausgesucht hatte, und zog sich in Windeseile um. Auf dem Weg aus dem Zelt hinaus, fasste er Kira noch einmal im Nacken und küsste sie. Sie glaubte, ihn „meins“ murmeln zu hören, als er schließlich hinaustrat.

Kira schüttelte grinsend den Kopf. Bareil konnte so ein Kind sein. Sie hoffte, dass sie das Versprechen, das sie ihm soeben gegeben hatte, nicht bereuen würde. Aber die Veränderung in seiner Laune, die sie dadurch hervorgerufen hatte, war dieses Unbehagen fast schon wieder wert. Vielleicht sollte sie ihn doch einmal dazu bringen, ein paar Sitzungen bei Ezri zu buchen, um das Thema Selbstwertgefühl zur Sprache zu bringen… Sie schüttelte abermals den Kopf. Darüber konnte sie sich nach dem Urlaub Gedanken machen. Für die nächsten Tage wollte sie einfach nur eine schöne Zeit mit den liebsten Personen in ihrem Leben verbringen. Sie verharrte über dem Bikini, den sie anziehen wollte und wählte dann doch lieber den Einteiler. Der Bikini würde das Shakaar- Tattoo unter ihrer linken Brust zeigen, womit sie sicherlich Serina Unannehmlichkeiten bereitete. Kira seufzte tief. Sie mussten noch einiges an klärenden Gesprächen führen. Der gemeinsame kleine Ausflug war sicherlich ein guter Anfang.

Sie schlüpfte in den Badeanzug, zog ein weites Shirt und kurze Hosen darüber und wählte knöchelhohe Stiefeletten aus. Für einen Marsch durch den Dschungel erschienen ihr Sandalen unpassend. Schließlich bückte sie sich nach dem Kommunikator, den sie in einer Außentasche ihres Rucksacks verstaut hatte, und steckte ihn sich an das Shirt an.

Mit einem großen Handtuch bewaffnet trat sie vor das Zelt. Sie musste augenblicklich grinsen. Weiter unten am Bachufer lagen, den Rücken zu den Zelten, die beiden Männer bäuchlings und hantierten mit etwas im Wasser herum, das sie von ihrer Stellung aus nicht erkennen konnte. Die drei Kinder saßen vor ihnen und gaben von Zeit zu Zeit begeisterte Laute von sich.

Alles, was Kira erkennen konnte, waren zwei knackige Hintern – einer in einer dezenten dunkelgrünen Short, der andere in einem quietschbunten Etwas – und zwei Paar Männerbeine voll Ufersand, die sich von den Knien abgewinkelt in die Höhe streckten und von Zeit zu Zeit geistesabwesend wippten.

„Ein zauberhafter Anblick, nicht?“ Serina war neben sie getreten, gekleidet in ein leichtes, unterschenkellanges Kleid und ebenfalls Stiefel, wie Kira wohlwollend bemerkte. Die Cardassianerin lächelte selbstvergessen, während sie zu der kleinen Szene am Bach blickte. Sie deutete auf den dunklen Schopf mit der bunten Short. „Antos ist ein ganz lieber Kerl, das habe ich heute Morgen wieder festgestellt.“

Kira blickte sie erfreut an. „Danke, Serina. Er hat sich auch sehr eindringlich in mein Herz geschlichen“, gestand sie.

„Ich denke, er passt gut zu dir.“ Der Tonfall der Cardassianerin war wieder etwas schüchterner geworden, so als ob sie nicht sicher war, ob es ihr zustand persönliche Ratschläge zu geben.

Kira lachte leise. „Edon ist da anderer Meinung.“

„Edon ist ein Platzhirsch“, bekannte Serina nicht unfreundlich. „Wenn ein weiteres männliches Wesen in sein Revier kommt, senkt er erst einmal das Geweih.“

„Das hast du perfekt ausgedrückt“, stimmte Kira anerkennend zu.

Serina musterte ihre Stiefelspitzen. „Ich habe ihm gestern gesagt, er solle Antos mehr wie eine Frau behandeln“, gestand sie leise.

Das brüllende Auflachen, erschreckte nicht nur die Cardassianerin. Die Köpfe beider Männer fuhren herum.

„Lacht Ihr über uns?“

Kira zwinkerte verschwörerisch. „Nicht wirklich.“ Sie hakte Serina unter und ging zum Bachufer, dabei lehnte sie sich zu der Cardassianerin hinüber und flüsterte „Ich habe mir gerade Antos‘ Gesicht vorgestellt, wenn Edon versucht ihn zu küssen …“ Erfreut sah sie, wie es nun auch in Serinas Mundwinkeln zuckte.

„Was treibt ihr denn hier?“, lenkte Kira von den anzüglichen Bildern in ihrem Kopf ab.

„Wir schauen, was alles im Bach lebt.“ Katalya sah auf und hielt den Frauen eine Becherlupe hin, die bis zur Hälfte mit Flusswasser gefüllt war.

„Viecher gucken“, bekräftigte Sul.

Kira schoss Bareil einen inquisitorischen Blick zu. Der hob die Schultern. „Solange wir nicht wissen, was das ist, sind es Viecher“, erklärte er bestimmt.

Jetzt waren die Frauen nah genug, um zu sehen, dass sich um die anderen am Bach herum mehrere Lupengefäße befanden, kleine Fangnetze und ein Sternenflotten-Tricorder, mit dem sie ihre Beute zu identifizieren gedachten.

„Hab was!“ Yukim stand bis zur Hüfte im Wasser und zog gerade einen Kescher heraus, in dem sich ein krebsartiges Tierchen wandte.

„Schnell hier rein“, Shakaar hielt ihm ein Wassergefäß hin. „Wir dürfen die Tiere nicht zu lange an der Luft lassen. Sie fühlen sich nur im Wasser wohl.“ Er half seinem Sohn, den Fang aus dem Kescher zu befreien und in das Gefäß zu überführen.

„Edon“, Serina kniete sich neben ihn. „Ist Yukim nicht zu tief im Wasser?“

Shakaar schüttelte den Kopf. „Er ist mein Sohn, er packt das.“

Kira zischte ein „Platzhirsch“ durch die geschlossenen Zähne, so dass nur Serina es hören konnte.

Shakaar erhob sich auf einen Ellbogen und strich Serina über die Wange. „Keine Sorge, yaani“, bemerkte er dann weniger selbstgefällig, „er bleibt in meiner Reichweite und ich lasse ihn nicht aus den Augen.“

Sie nickte, ganz wohl war ihr nicht bei dem Anblick. Doch sie vertraute dass Shakaars gute Reflexe nicht eingerostet waren.

„Wir machen uns jetzt auf den Weg“, erklärte Kira. Sie beugte sich zu Bareil hinunter und konnte sich nicht zurückhalten, ihm einen kleinen Klaps auf den Hintern zu geben. „Pass auf deinen Papa solange auf, Sul.“

„Hey, sollte das nicht anders herum sein?“, begehrte Bareil auf, er blickte über seine Schulter zurück, wobei ihm ein Wust dunkler Strähnen in die Augen fiel. Kira lehnte sich vor und wuschelte ihm durch die Stirn. „Normalerweise schon“, erklärte sie ihm augenzwinkernd.

Sie richtete sich auf. „Edon, ich habe meinen Kommunikator dabei, wenn etwas ist.“

Shakaar nickte. „Entspannt euch schön und berichtet uns, wie es ist. In den nächsten Tagen können wir dann ja vielleicht jeweils die Kinder abgeben und uns paarweise den See vornehmen“, er zwinkerte Serina anzüglich zu, was dieser augenblicklich das Blut in den Kopf schießen ließ. Bei der grauen Grundfarbe der Cardassianer ergab das einen entzückenden altrosa Ton.

„Oh ja, das ist eine phantastische Idee“, stimmte Bareil ausnahmsweise Shakaar zu. Er strahlte Kira an. Sie grinste zurück. Ein paar Stunden alleine mit ihm an einem romantischen See, das erweckte in der Tat Vorstellungen in ihr, die äußerst angenehm waren.

Sie winkten den Kindern und Männern noch einmal zu, dann traten sie ihren Marsch durch den Dschungel an.
Rezensionen