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Am Ende des Tunnels

von CAMIR

I – Der erste Kontakt

Anmerkung: Einige haben mir gesagt, ich würde am Anfang der Geschichte Müll erzählen, weil Picard und Bev garnicht beieinander stehen würden. Tun sie aber doch! Der Beweis: Ich hab damals wirklich für den Film recherchiert und mich auf folgenden Screenshot bezogen: Klick!


I - Der erste Kontakt

Die Dunkelheit hatte sich wie ein samtener Mantel über die dichten Wälder gelegt, die eine einsame Raketenbasis in Montana, auf der nördlichen Hemisphäre eines Planeten namens Erde umrahmten. Es war eine kühle Nacht im späten Frühling, eines bisher trostlosen Jahres, doch ein Ereignis sollte die Geschichte der Menschheit für immer verändern: es war die Nacht des 5. April, 2063, das Datum des Ersten Kontaktes. Eine leichte Brise wehte durch die Wipfel der hohen Bäume und sie neigten sich hin und her. Das bizarre, leuchtende Schiff jedoch, das sanft zu Boden glitt, ließ sich davon nicht beeindrucken.
Eine staunende und ein wenig ängstliche Menschenmasse verfolgte neugierig das Schauspiel, unter ihnen ein Mann, dem das neue Zeitalter der Veränderungen zu verdanken war: Zefram Cochrane.
"Sie sind wirklich von einer anderen Welt!", murmelte er beeindruckt, als sich die Türen des fremden Schiffes öffneten. Ein Mann mit Vollbart und einem warmen Lächeln nickte ihm aufmunternd zu.
"Und sie sind hier, um den Mann zu sehen, der das Warpschiff geflogen hat“, sagte er. Ehrfürchtig schritt Cochrane auf die Fremden zu.
Zwei Personen beobachteten das Geschehen etwas weiter abseits. Sie standen im Schatten einer der Baracken, die zu dem Komplex der Raketenbasis gehörten und wirkten völlig unberührt. Auch ihnen war bewusst, um welch historisches Datum es sich handelte und doch hatten sie die Abgeschiedenheit gewählt. Sie wollten für den Augenblick alleine sein.
"Manchmal kann ein Augenblick die Ewigkeit bedeuten...", flüsterte Captain Jean-Luc Picard fast unhörbar.
"Wie bitte?"
Beverly Crusher, die dicht neben ihm stand wandte leicht den Kopf. Er winkte ab.
"Nichts..."
Sie seufzte und blickte ihn an.
Seit er alleine auf der Enterprise zurückgeblieben war, um Data zu retten, hatte er sich verändert. Er hatte weder ihr noch irgendjemandem sonst von den genauen Ereignissen berichtet, die sich, kurz bevor Cochranes Warpschiff seinen legendären Flug angetreten hatte, im Maschinenraum des Schiffes abgespielt hatten. Sie wusste nur so viel, wie alle anderen auch: Data hatte den zuvor eingeschalteten Selbstzerstörungsmechanismus der Enterprise deaktiviert und durch ein gezieltes Zerschlagen eines der Plasmatanks die Bedrohung der Borg für das Schiff mit einem Mal beseitigt.
Sie wusste nun auch von der Borg Königin, einem einzigartigen Individuum, deren Existenz bisher unbekannt gewesen war, doch das reichte nicht. Es musste etwas vorgefallen sein, von dem der Captain niemandem berichten wollte. Etwas, das er tief in seinem Herzen vergraben wollte, um niemanden damit zu belasten. Unbewusst griff sie nach seiner Hand und drückte sie.
Sie erschrak, wie kalt seine Finger waren und versuchte sie mit ihrer eigenen Körperwärme ein wenig zu wärmen. Jean-Luc sah erneut zu ihr hin und lächelte. Es war ein tiefgründiges Lächeln und nach dem ersten Moment fragte sie sich, ob es tatsächlich ihr galt oder ob er nicht gedanklich etwas abschweifte. Sie kannte ihn inzwischen lange genug, um zu merken, wenn etwas nicht stimmte. Sie machte einen leichten Schritt zur Seite und berührte ihn so ein wenig mit ihrem Arm.
Die Berührung schien ihn aus seinen Gedanken geweckt haben, denn er sah ihr nun direkt in die Augen. Dieses Mal galt das Lächeln ihr. Trotzdem vertrieb es ihre Sorgen nicht. Nun, nachdem alles vermeintlich gut überstanden war, traten vermutlich erst die richtigen Probleme auf.
Sie hatte ihn auf der Brücke der Enterprise-E gesehen, wütend, irrational und nur von Rache getrieben, ohne es sich selbst eingestehen zu können. Ihr war es eiskalt den Rücken heruntergelaufen, wie er dem Führer eines der Einsatztrupps ohne mit der Wimper zu zucken befohlen hatte, den Borg im Nahkampf entgegenzutreten. Es war einfach unvorstellbar für ihn gewesen, sein Schiff an jene Wesen zu verlieren, die ihm einst so viel angetan hatten. Der Blick in seinen Augen war zeitweise mehr als beängstigend für sie gewesen, denn so hatte sie ihn zuvor nicht erlebt. Was wohl geschehen wäre, wenn Lily ihn nicht hätte umstimmen können?
Sie wusste es nicht. Ein Teil von ihr verfluchte ihre eigene Feigheit, nicht selbst den Mut aufgebracht zu haben, ihm nachgegangen zu sein und ihn von der Irrationalität seiner Befehle zu überzeugen, aber vielleicht kannte sie ihn wirklich schon zu lange. Auch wenn er die emotionale Krise, die die Borg in ihm erzeugt hatten, einhergehend mit den traumatischen Erinnerungen inzwischen weitestgehend überstanden zu haben schien, blieb immer noch die Frage, was sie erwartete, wenn sie zurückkehrten in die Welt, die sie gerettet hatten. Die Enterprise war beschädigt worden und der gesamte Vorfall bedurfte einer Klärung. Trotz allem, was Jean-Luc erreicht hatte, so hatte er immer noch gegen den direkten Befehl eines Admirals verstoßen. Sie schloss die Augen und versuchte ihren Geist von der Flut der Gedanken zu reinigen. Vielleicht war es das Beste, erst einmal das historische Ereignis zu genießen - immerhin waren sie die einzigen Angehörigen von Starfleet, denen es vergönnt war, den Ersten Kontakt jemals hautnah mitzuerleben.
Stattdessen blickte sie Jean-Luc direkt in die Augen.
"Ich hatte furchtbare Angst um dich...", flüsterte sie mit zittriger Stimme.
Auch wenn nun alles überstanden war, der Schrecken war noch zu frisch. Er antwortete nicht und sein Gesichtsausdruck war undefinierbar, doch er legte den Arm um sie und drückte ihren schlanken Körper vorsichtig an sich. Sie spürte, dass er ein wenig vor Kälte zitterte und presste sich leicht an ihn, um ihm Wärme zu spenden. Mit der Hand, die er um sie gelegt hatte, begann er sie zärtlich zu streicheln, sagte aber kein Wort. Es war das erste Mal in all den Jahren, die sie sich kannten, dass er etwas Derartiges tat, doch sie sah keinen Grund es nicht zuzulassen. Er brauchte sie einfach und wenn er in ihrer Nähe den nötigen Trost fand...
Seine Berührungen waren unglaublich gefühlvoll, aber sie bemerkte, dass sie das nicht verunsicherte, im Gegenteil. Sie drehte sich halb zu ihm um und strich ihm über die Wange.
"Ich bin fast gestorben vor Sorge..."
Wenn Lily ihr nicht erst von seinem Entschluss zu bleiben mitgeteilt hätte, als die Rettungskapseln bereits gestartet waren, wäre sie womöglich umgekehrt und mit ihm gegangen. Vielleicht hatte Lily auch so etwas vermutet...
Sie konnte ihre grenzenlose Erleichterung jetzt noch spüren, als Jean-Luc und Data gesund und munter inmitten der evakuierten Crew materialisierten und ihre Freude, dass den beiden nichts passiert war, ließ die Tatsache, dass die Enterprise noch in einem Stück war, unglaublich unbedeutend erscheinen, auch wenn es ihre sichere Rückreise ins 24. Jahrhundert garantierte. Ihr waren sogar Tränen in die Augen gestiegen, doch sie hatte sie schnell fortgewischt, bevor jemand sie hätte sehen können.

Ein kühler Wind strich über das Gesicht von Jean-Luc, doch er nahm es nur am Rande wahr.
Seine Gedanken waren aufgewühlt und er wusste aufgrund der vielen Eindrücke, die in den letzten Stunden über ihn hereingebrochen waren, nicht womit er anfangen sollte. Er sah zu jener Frau, die neben ihm stand und ihm Wärme spendete und musste unwillkürlich seufzen. Ihr Bekenntnis war schlicht, doch er sah die tiefere Bedeutung dahinter. Er kannte sie gut genug, um zwischen den Zeilen ihrer Worte lesen zu können.
"Es tut mir leid...", sagte er leise.
Sie verstand was er meinte und nickte.
"Es muss dir nicht leid tun."
Er ließ ihre Worte auf sich wirken und entschied sich nichts darauf zu erwidern. Manchmal konnte Schweigen Antwort genug sein.
Er reckte sich ein wenig, um über die Köpfe der vielen Menschen hinweg zu sehen, die vor ihm und Beverly standen.
Gerade sprach der Vulkanier, die bedeutsamen Worte, die noch Jahrhunderte später in den Geschichtsbüchern stehen würden: "Leben Sie lange und in Frieden!", die Hand zum Vulkaniergruß erhoben. Cochranes Antwort hingegen war nicht überliefert und Jean-Luc fragte sich, wie sie wohl lauten würde.
"Danke!" hörte er den Professor sagen und musste unwillkürlich schmunzeln. Es war zwar nicht unbedingt geschichtsträchtig, passte jedoch zu jenem Cochrane, den er und seine Mannschaft kennengelernt hatten.
"Kein Wunder, dass das nicht in unseren Lehrbüchern steht...", murmelte Beverly und Jean-Luc lachte leise auf.
"Weiß Gott nicht. Aber es passt zu ihm."
Sie sah ihn einen Moment nachdenklich an.
"Ja..." sagte sie abwesend und er wusste, sie hatte gerade an etwas vollkommen anderes gedacht.
Sie alle hatten noch eine Menge zu verarbeiten. Er ließ seine Augen über ihr Gesicht gleiten und fand es noch genauso ernst vor, wie schon den ganzen Abend. Sie schien seinen Blick bemerkt zu haben und verzog die Lippen zu einem matten Lächeln, das jedoch ihre Augen aussparte.
"Jean-Luc...."
Sie griff seine rechte Hand und strich sanft darüber.
"Ja?"
"Ach nichts..."
Die Menge vor ihnen hatte sich inzwischen geteilt und sie beide begriffen, dass es Zeit war zu gehen, wenn sie unentdeckt bleiben wollten. Bevor er sie näher fragen konnte, was sie bedrückte, hatte sie sich vorsichtig aus seiner Umarmung gelöst und war schon einige Schritte auf die Gruppe von Commander Riker und Deanna Troi zugegangen. Er schüttelte leicht den Kopf und folgte ihr.

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