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Ethos

von Enem

Eins

Wie versprochen nun der Anfang.
Eins

„Wir empfangen ein… Signal, Captain, keine bekannte Signatur.“ Uhura klang verunsichert, aber da war noch etwas in ihrer Stimme, das Jim nicht einschätzen konnte.

„Ein Signal?“ Jim wartete auf nähere Angaben seines Kommunikationsoffiziers und als diese ausblieben, schwenkte er in seinem Stuhl herum, sodass Spock, der neben ihm stand, einen kleinen Schritt zurückwich. „Geht das ein bisschen exakter, Lieutenant? Welche Art von Signal, ein Notsignal vielleicht?“

Ihre Finger huschten über das Sensorfeld, dann richtete sie sich steif auf, drehte sich in ihrem Stuhl herum und blitzte ihn wütend an. „Kein Notsignal. Und nein, es geht nicht genauer, Captain. Ich kann es nicht zuordnen.“

„Können Sie die Frequenz eingrenzen?“

„Möchten Sie mir meine Arbeit erklären – Sir?“, schnappte Uhura zurück, wandte sich dennoch wieder ihrer Konsole zu und versuchte weitere Einstellungen, bevor sie erneut den Kopf schüttelte.

Unterdessen hatte Jim längst einen bedeutungsvollen Blick in Spocks Richtung geworfen. Er stand auf und neigte sich zu ihm. „Dafür sind Sie mir eine Erklärung schuldig.“

„Sir?“ Die Augenbraue des Vulkaniers wanderte bedenklich in die Höhe.

Aber Jim ignorierte ihn, er drehte sich zu dem großen Bildschirm um und betrachtete stirnrunzelnd den Planeten, den keiner seiner Offiziere zuordnen konnte. „Heiß und feucht, richtig?“, murmelte er wie zu sich selbst. Spock bestätigte seinen Scan dennoch und Jim nickte langsam.

„Na schön. Standardorbit, Mr. Sulu“, ordnete er schließlich an. „Was immer da unten ist, wir werden es herausfinden.“ Er kehrte zu seinem Stuhl zurück und bediente das Interkom. „Mr. Scott, können Sie uns auf die Oberfläche beamen?“

„Negativ, Sir“, kam gleich darauf zurück. „Zu viele Störungsfelder. Liegt wohl an der geologischen Zusammensetzung.“

Jim seufzte. „Na dann“, raunte er, „brauche ich vielleicht doch einen Navigator – Mr. Chekov!“

„Aye, Keptin!“ Er sprang auf und grinste breit. Jim nickte zufrieden, machte er auf der Stelle kehrt und eilte auf den Turbolift zu. „Mr. Spock, Sie kommen ebenfalls mit. Lieutenant Uhura, informieren Sie Dr. McCoy, er soll in den Shuttlehangar kommen. Und er soll sein Moskitospray einpacken, ich will ihn dabeihaben. Mr. Sulu, die Brücke gehört Ihnen.“

*

Die Lichtung, auf der sie landeten, war etwas weitläufiger, als sie beim Anflug noch gewirkt hatte, und war umgeben von Baumriesen, deren Blätterdach das Licht beinahe vollständig abschirmte. Jim sprang von der Einstiegsluke in üppige Vegetation, die ihm beinahe bis zu den Hüften reichte, und blieb mit ausgebreiteten Armen überrascht stehen.

„Schön grün, was Pille?“

Der Arzt kletterte aus der Luke und folgte der Spur, die Spock vor ihm schon in das dichte Pflanzenmeer getreten hatte, bevor er in Höhe von Jim stehenblieb.

„Was ich sehe, sind eine Unzahl von neuen Parasiten, die nur darauf warten, von uns Besitz zu ergreifen.“

Jim rollte mit den Augen, Spock drehte sich – den Tricorder in der Hand – zu ihnen um. „Keine Parasiten, Doktor, aber jede Menge faszinierender Lebensformen.“

„Ja“, grummelte Pille. „Bestimmt sind sie faszinierend…“

„Leute“, mischte sich Jim ein. „Was ist los mit euch? Wo bleibt euer Forscherdrang? Neue Welten, unerforschte Planeten? Ich hätte Sulu mitnehmen sollen, der hätte das wenigstens zu schätzen gewusst.“

„Mehrere Biozeichen, Keptin“, mischte sich jetzt auch Chekov ein, der, ebenfalls mit einem Tricorder bewaffnet, wesentlich begeisterter durch das Pflanzenmeer stapfte als seine Kollegen. Er wies außerdem in die angegebene Richtung und hob jetzt mit großen Augen den Kopf. „Eines davon humanoid, Sir.“

„Ausgezeichnet, Chekov!“ Jim eilte an die Seite seines jungen Navigators und winkte den anderen beiden, ihm zu folgen. An Chekov gewandt flüsterte er: „Sie sollten ein zweites Standbein in Erwägung ziehen, Mr. Chekov. Schon mal darüber nachgedacht?“

Chekov grinste. „Es ist mehr ein Hobby, Sir.“

Nachdem sie sich eine ganze Weile durch das dichterwerdende Grün vorangearbeitet hatten, blieb Chekov plötzlich stehen, hob die Hand und wies dann auf eine felsige Erhebung zu ihrer Rechten. „Zweihundert Meter in diese Richtung, Keptin.“

Jim nickte, beorderte mit einer knappen Geste Spock und Pille an seine Seite und teilte seine Leute auf. „Pille, Mr. Chekov, ihr arbeitet euch in diese Richtung vor. Spock, Sie folgen mir.“

Mit dem Vulkanier als Rückendeckung nahm Jim den Weg in die andere Richtung um den Felsen herum, wartete schließlich, bis dieser zu ihm aufgeschlossen hatte und warf einen kurzen Blick auf dessen Tricorder.

„Was ist mit Ihnen und Uhura?“, begann er unvermittelt.

Spock hob ruckartig den Kopf und ließ sein Messgerät sinken. „Ich verstehe nicht?“

Jim grinste und musterte den Vulkanier. Er kannte Spock jetzt lange genug um sagen zu können, wann dieser von einer Frage unangenehm berührt war. Zumindest bildete er sich ein, ihn so gut zu kennen. „Haben Sie Mist gebaut, hm?“

„Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen, Captain“, überging Spock das Nachbohren wie gewöhnlich.

Hinderte Jim nur nicht daran, weiterzumachen. „Ah“, meinte er. „Ich habe Sie beobachtet…“

Das brachte ihm von Spock einen pikierten Blick ein.

„… Sie beide“, konkretisierte Jim. „Und irgendwas ist im Busch. Denn immer, wenn Sie Ärger haben, kriege ich es ab.“

Wenn es Spock gegeben war, Empörung in irgendeiner Art auszudrücken, dann auf die Weise wie er jetzt abrupt stehenblieb, die Schultern straffte und Jim anstarrte. Ich vermute, das ist… ein Scherz? Ich bitte um Verzeihung, ich kann es noch immer nicht richtig einschätzen, wenn Sie…“

„Nein, kein Scherz, Spock“, ging Jim dazwischen, wandte sich schmunzelnd ab und machte sich an den mühevollen Anstieg. „Es ist eine schlichte Tatsache, menschlich dargestellt, wenn Sie so wollen. Ich erinnere dabei an Ihre letzten Differenzen mit Lieutenant Uhura. Es mag sein, das ist nicht so gewollt, aber ich werde immer unweigerlich in Mitleidenschaft gezogen, und unter anderen Umständen würde ich Ihnen sicher gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen, nur fürchte ich, dass das gar nicht gewollt ist. Richtig?“

„…Richtig“, stimmte Spock mit Verzögerung zu. „Und… ich bin…. unangenehm berührt.“

Jim kletterte weiter ohne darauf zu achten, ob Spock ihm folgte. „Von meiner Feststellung oder von meiner Beobachtungsgabe?“

„Von Ihrer Neugier, Captain.“

„Neu-!“ Er trat daneben, rutschte weg und schlidderte den Abhang wieder hinunter, direkt bis vor Spocks Füße. Der packte blitzschnell zu, griff Jim am Arm und bewahrte ihn davor, kopfüber im üppigen Pflanzenteppich zu verschwinden.

„Sie sollten sich konzentrieren, Captain, der Untergrund ist instabil.“

„Was Sie nicht sagen“, knurrte Jim, rappelte sich auf, bedankte sich leise murrend und begann in dem verzweifelten Versuch, sein Erscheinungsbild einigermaßen wiederherzustellen, kleine Zweige und Blätter von seiner Uniform zu zupfen. Brachte nur nicht viel, denn er war bis zum Kragen voll mit Schlammspritzern und eine vorwitzige Ranke baumelte aus seinen Haaren direkt vor seinen Augen. Missmutig rupfte sich Jim das Grünzeug vom Kopf.

„Vielleicht möchten Sie vorgehen, Mr. Spock?“

„Wie Sie wünschen“, entgegnete der Vulkanier, schob sich an Jim vorbei und kletterte so schnell den glitschigen Hang hinauf, dass Jim genervt mit den Zähnen knirschte. Bestimmt, dachte er, während er Spock hinterherkletterte und möglichst versuchte, dessen Weg genau zu folgen, hatte der Vulkanier noch nicht einmal dreckige Hände, wenn er oben ankam.

Jegliche kleinlichen Gedanken dazu waren jedoch unerheblich, als Jim endlich mit angestrengtem Keuchen das Felsplateau erreichte, auf dem Spock schon kauerte. Spock reichte ihm die Hand, zog ihn über die Kante und bedeutete ihm gleichzeitig, in Deckung zu bleiben, dann wies er in die vor ihnen liegende Schlucht.

Die Felswand fiel hier sicher gut 50 Meter ab und in dem schmalen Durchlass tummelten sich nicht weniger als vier raubkatzenartige Tiere, beinahe in der Größe eines Pferdes, und belagerten ein zierliches Wesen auf zwei Beinen, das sich mit raschen Bewegungen, fingierten Angriffen und wütenden Rufen in Sicherheit zu bringen versuchte.

„Was zum…?!“, begann Jim, suchte gleichzeitig nach einem geeigneten Abstieg, aber Spock hielt ihn auf.

„Nicht, Captain. Wir wissen nicht, womit wir es hier zu tun haben.“

„Mit jemandem, der in Bedrängnis ist!“, knurrte Jim zurück und wies undeutlich unter sich. Wieder lugte er über die Kante. Im Dämmerlicht war es nicht wirklich zu erkennen, aber die Bewegungen, die Statur der Kreatur da unten, nicht zuletzt die Stimmfarbe loggten in seinem Unterbewusstsein das Attribut weiblich ein. Es konnte genauso gut ein Kind sein.

„Wir helfen ihr“, entschied Jim.

„Ihr?“, hakte Spock irritiert nach, doch bevor Jim dazu kam, sich zu erklären, fiepte sein Kommunikator.

„Keptin, können Sie den Eingang der Schlucht einsehen?“, meldete sich Chekov, nur um gleich ebenso aufgeregt weiterzumachen. „Es nähern sich weitere dieser… Kreaturen, Sir. Da ist ein ganzes Rudel, insgesamt sechs – nein acht!“

„Verdammt“, knurrte Jim und sah sich um. Bis sie dort unten angelangt waren, war es vermutlich zu spät. „Können Sie sie sehen, Mr. Chekov? Dann schießen Sie. Sie haben meine ausdrückliche Erlaubnis. Holen Sie das Mädchen raus.“

„Das Mädchen?“, hörte man die irritierte Stimme des Doktors im Hintergrund, doch dann brach der Kontakt weg und Jim steckte seinen Kommunikator wieder ein.

„Kommen Sie!“, rief er Spock zu, „Beeilen Sie sich!“, und kletterte bereits über die Felskante.

Jim und Spock waren noch nicht einmal bei der Hälfte angekommen, als irgendwo links von ihnen Phaserfeuer eröffnet wurde. Die katzenhaften Raubtiere begannen zu fauchen und zischen, hie und da jaulte eines auf und gelegentlich erklomm eine der Riesenkatzen allein mit ihren Klauen die halbe Felswand. Alles in allem herrschte unter Jim ein derartiges Chaos, dass er nicht einmal mehr die Gestalt ausmachen konnte, wegen der sie diesen ganzen Tumult überhaupt losgetreten hatten. Er rutschte noch ein Stück weiter über den Fels, versuchte, in der Schlucht etwas zu erkennen und griff wieder nach seinem Kommunikator. Bevor er Chekov jedoch kontaktieren konnte, hörte er einen gellenden Schrei und kroch erschrocken vorwärts.

„Chekov?!“, brüllte er in die Schwärze unter sich. Er bekam keine Antwort, tastete blind nach seiner Waffe, da kauerte Spock plötzlich neben ihm. Aus seinem Kommunikator drang die verzerrte Stimme des Arztes.

„Wo zur Hölle bist du, Jim? Der Junge ist verletzt und ich kann die verdammten Viecher nicht aufhalten!“

Ohne überhaupt darüber nachzudenken, schob Jim sich über die Felskante, ertastete mit dem Fuß einen Spalt und ließ sich hinab. Sekunden später rutschte er ganz weg, seine Hände glitten über rauen Stein und dann fiel er.

Was sich wie eine endlose Dunkelheit anfühlte, endete nur einen Bruchteil später äußerst schmerzhaft auf hartem Boden. Jim rutschte über loses Geröll, etwas traf ihn am Hinterkopf, dann war es vorbei und er rappelte sich so schnell auf, wie es ihm möglich war. War er bereits am Boden der Schlucht angekommen oder auf einem weiteren Vorsprung gelandet? Er blinzelte in den mittlerweile schwarzen Himmel, hörte dann das Knurren hinter sich und wirbelte abrupt herum. Er schoss, ohne etwas zu sehen, aber das Jaulen war verdammt nah. Dann traf ihn außerdem etwas in den Kniekehlen und er stolperte. Schmerzerfüllt stöhnte Jim auf, riss den Phaser in die Höhe und bekam einen Schlag auf seine rechte Schulter.

„Neben Ihnen, Captain!“ Das war Spock. Jim schoss aufs Geratewohl und hörte einen schweren Körper in unmittelbarer Nähe zu Boden gehen.

„Danke.“ Er rappelte sich erneut auf und tastete nach dem Vulkanier. „Alles in Ordnung, Spock? Geht es Ihnen gut?“

Statt einer Antwort traf ihn zum zweiten Mal etwas im Rücken, ließ ihn kurz in die Knie gehen und beinahe gleichzeitig wurde seine Umgebung blitzartig erhellt.

Die Gestalt, zu deren Rettung er hatte eilen wollen, sprang von einem kleinen Vorsprung rechts von ihnen und deckte ihn mit einem Schwall Worte ein, die er noch nie gehört hatte.

Mühevoll kam Jim wieder auf die Beine, hob eine Hand, um das grelle Licht abzuschirmen und blinzelte. Das fast weiße Gleißen ließ seine Augen tränen. „Bitte…“, begann er vorsichtig, „wir sind hier um zu helfen…“

Wie ein Geist schnellte das Wesen vor, hieb ihm jetzt eine Waffe in die Seite und sprang wieder zurück. Mit einem schmerzhaften Keuchen wich Jim zurück. Eine Energieladung durchzuckte seinen Körper wie ein Stromschlag.

„Gott verflucht!“, zischte er, tastete wieder um sich um stieß nun prompt gegen Spock.

Ihr Angreifer überschüttete sie unterdessen mit einer weiteren Reihe unverständlicher Wörter. Es klang jedoch aufgebracht genug, dass Jim sie als Warnung einstufte.

„Können Sie irgendwas verstehen, Spock?“

„Noch nicht“, gab der Vulkanier leise zurück, bediente den Universalübersetzer und bekam nur Sekunden später einen Schlag auf die Hand. Der Übersetzer fiel scheppernd auf den steinigen Untergrund. Da sprang das Wesen nach vorn, hieb mir der Energiewaffe darauf, dass der Kunststoff splitterte und Funken aufstieben und wich sofort wieder zurück.

Immerhin hatte der Augenblick gereicht, um eines ganz klar festzustellen: Ihr Gegner war tatsächlich eine Frau und darüber hinaus unübersehbar wütend.

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