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Genickbruch auf Tresquodoc (5)

von Gunni Dreher

PROLOG

PROLOG

Am Anfang gab es nur Verwirrung.

Augenblicke aus Zeitlosigkeit verstrichen. Dann tauchten weitere Gefühlspartikel aus der Schwärze auf, vermehrten sich, zogen sich nach und nach zu Nebeln erster schwacher Ahnung zusammen. Die Empfindungsmaterie verdichtete sich, geriet zögernd in Rotation, riß mit anwachsender Geschwindigkeit zusätzliche Elemente wie Ratlosigkeit, Verwunderung und Beunruhigung mit sich, um sich schließlich, getreu den Gesetzen einer eigenen Gravitation, zu einem festen Zentrum zusammenzuballen.
Einen Moment lang verharrte der Kern in schwebender Orientierungslosigkeit, dann begann sich etwas zu rühren. Ein Fünkchen namens Ich erwachte, drehte sich suchend um sich selbst und versuchte Halt in dem neu entstandenen Universum zu finden.
Eine vage Erinnerung nahm Gestalt an, eine Erinnerung an eine Welt, die nicht nur aus Selbst bestanden hatte. Dann erweiterte sich der punktförmige Kosmos zu einem Körper mit Armen und Beinen. Das ihm innewohnende Bewußtsein nahm seine Arbeit auf und begann nach seiner Bezeichnung zu suchen.
Zwei Augen wurden geöffnet, aber auch das von ihnen aufgenommene Bild bot keine Antwort auf die Fragen, die hinter der darüberliegenden Stirn auftauchten; ringsumher herrschte dichte, vollständige Dunkelheit. Nichtsdestotrotz griff der Verstand gleich darauf hastig zu, schloß sich wie eine Faust um ein Wort.
Mongaris.
Sie lauschte hoffnungsvoll dem Klang ihrer gedanklichen Stimme.
Mongaris von den Sirk. Ja. Das bin ich. Das ist mein Name.
Erneut wiederholte sich das Geräusch draußen auf dem Gang, die Ursache ihres Erwachens, und erinnerte sie schlagartig daran, wo sie sich befand. Die Rhazaghani richtete sich langsam auf ihrem Lager auf, lauschte dem Hall der Schritte und rieb sich müde die Schläfen, dabei spürte sie, wie ihr beide Ärmel bis über die Ellenbogen rutschten. Nur wenige Vertreter ihrer Spezies kamen mit derart wenig Nachtruhe aus wie die Clanführerin der Sirk, aber das änderte nichts daran, daß sie seit einiger Zeit nicht genug davon bekam. Und so geschah es immer häufiger, daß sie am Ende der Nacht aus den tiefsten und schwärzesten Abgründen des Schlafes gerissen wurde.
Schlaf! Sich der Bewußtlosigkeit hingeben und wenigstens für kurze, gnädige Zeit dem Sturm entkommen dürfen, der in jedem Moment in ihr tobte und der sie von innen heraus zu zerreißen drohte. Es schien ihr immer noch nicht ganz faßbar, doch eines Morgens war sie aufgewacht, nur um zu erkennen, daß sie von nun an in ihrem ganz persönlichen Albtraum gefangen war, einem Albtraum, wie er kaum schrecklicher sein konnte. Mongaris zog die Knie bis an die Brust und schlang in hilfloser, einsamer Verzweiflung die Arme um sich.
Gemäß ihrer Natur war sie immer allein gewesen. Hrodanji - weder Makel noch Tugend, aber die Gabe eines starken, unabhängigen Geistes, der es erlaubte, die Last eines mehr als achtzehntausend Personen umfassenden Clans auf den Schultern zu tragen und die eines ganzen Planeten noch dazu. Nun aber fühlte sie, wie der Wunsch nach einer mitleidigen Seele sie von Tag zu Tag mehr überwältigte, einer Seele, die die Fähigkeit besaß, geradewegs in ihr Inneres zu blicken und jenes Ungeheuerliche zu verstehen, das zu tun sie gezwungen gewesen war.
Die Schritte jenseits der Tür näherten sich und Mongaris wußte, daß es jetzt Zeit wurde, ihr Lager zu verlassen. Sie atmete tief durch, mobilisierte sämtliche noch in ihr verfügbaren Kräfte und rief sich zur Ordnung. Ein weiteres Mal versuchte sie sich zu vergegenwärtigen, wer und was sie darstellte - oder doch zumindest gewesen war. Zum Schluß hielt sie noch einmal kurz inne und sandte einen gedanklichen Ruf hinaus, in der Hoffnung, daß er in der Lage sein würde, jene unbekannte Distanz zu überwinden, die das Diesseits von der anderen Seite trennt.
Islin! dachte sie voll Gram. Wohin du auch gegangen bist, vergib mir! Mir blieb keine andere Möglichkeit als diese.
Draußen kehrte Ruhe ein. Mongaris stieß im Dunkeln die Decke von sich, schwang hastig die Beine über den Rand des Lagers, straffte ihren Körper und nahm eine steife Standhaltung ein, wie man es sie gelehrt hatte. Das typische Geräusch der elektronischen Entriegelung wurde hörbar. Im nächsten Augenblick blinzelte die Rhazaghani in das grelle Licht, das schwallartig den Raum überflutete und jedes Detail den Blicken des eintretenden Mannes preisgab.
Der Uniformierte musterte sie von oben bis unten. Dann folgte die unvermeidliche Frage.
„Nummer elftausendsechshundertachtundfünfzig?“
Mongaris schloß kurz die Augen, dann öffnete sie sie wieder und nickte.
„Nummer elftausendsechshundertachtundfünfzig ist angetreten, Sir!“
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