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Deep Space K-7: WIEDERSEHEN

von road runner, VGer

PROLOG

„Unsere Kinder sind aber keine Kinder mehr. Sie sind Sternenflottenoffiziere wie wir.“

„Ich weiß, ich weiß. Nur dauert dieser Krieg schon zu lange, und je länger er dauert und je weniger Nachrichten wir von der Front erhalten desto mehr zweifle ich an den Gründen …“

„Du bist besorgt. Das bin ich auch.“ Es war eine Feststellung, keine Frage, und genau zur rechten Zeit, bevor der willensstarke Admiral zu einer politischen Tirade ansetzen konnte. „Keine Nachrichten sind gute Nachrichten. Wäre etwas passiert, hätten wir es schon längst erfahren – wir sitzen schließlich an der Quelle.“

Der Admiral sagte lange nichts mehr, nahm noch einen Schluck Kaffee und starrte geistesabwesend aus dem großen Panoramafenster, das eine spektakuläre Aussicht auf die schier endlosen Gartenanlagen und Wasserreservoire von Utopia Planitia bot. Hier ging das Leben seinen gewohnten Weg; die Front war so viele Parsecs weit entfernt und die Auswirkungen der Kämpfe waren auf dem Mars und allen anderen Planeten der zentralen Sonnensysteme kaum spürbar. Es war leicht zu vergessen, dass die Föderation sich überhaupt im Kriegszustand befand, wenn nicht …

„Manchmal wünschte ich, ich hätte Chakotays Optimismus und sein Vertrauen in eine höhere Macht“, gestand sie dann, beinahe unhörbar, „Er betet für ihr Wohlergehen, und es ist ihm ein Trost zu glauben, dass sein spiritueller Begleiter sie da draußen beschützen kann.“

Annika stellte ihre Kaffeetasse umsichtig ab und lehnte sich zurück, unmerklich mit dem Kopf schüttelnd, denn dieses Gespräch hatten sie schon zu oft geführt. Sie musterte ihre frühere Mentorin mit einem besorgten Blick.

„Wenn es Chakotay hilft, dann soll es so sein. Ich möchte lieber darauf vertrauen, dass unsere Mädchen fähige Offiziere sind und wissen was sie tun, statt auf irgendeine dubiose höhere Macht“, sagte sie schließlich.

Der Admiral brummte unbestimmt. Das war Antwort genug, doch Annika war schmerzlich bewusst, dass es noch viel zu viel zu sagen gab, obwohl sie beide lieber nicht daran denken würden.

„Wir Voyager-Veteranen fühlen uns alle gewissermaßen schuldig weil der letzte große Krieg spurlos an uns vorüber gegangen ist während wir im Deltaquadranten verschollen waren. Doch dieser Krieg ist nicht deiner, Kathryn. Ich weiß, du möchtest gerne mehr tun, aber du tust genug.“

„Ich sitze nutzlos an einem Schreibtisch in San Francisco, während Maggie und Kate und Naomi und alle anderen da draußen jeden Tag aufs Neue ihr Leben aufs Spiel setzen!“

Frustriert fuhr sich der Admiral durchs silberne Haar, bevor sie mit einer wütenden Geste die Tasse zum Mund führte und den zu heißen Kaffee mit einem zu großen Schluck leerte.

„Werd‘ jetzt bitte nicht melodramatisch!“, mahnte Annika streng, „Wir leisten alle unseren Beitrag. Unsere Arbeit hier sorgt für die Sicherheit von allen, die an der Front sind und kämpfen.“

Der Kommunikator, der bisher unbeachtet zwischen den Kaffeetassen und Obstschalen und Frühstückstellern versteckt gelegen war, piepste eindringlich und unterbrach abrupt Annikas Gedankengang.

„Verdammt! Das ist das Hauptquartier. Entschuldige mich bitte für einen Moment.“

Das dezent blinkende Licht ließ sie wissen, dass es sich um eine Nachricht hoher Priorität handelte. Sie erhob sich hastig, entfernte sich vom Tisch und der bunten Schar an fröhlich plaudernden Gästen, bevor sie den Ruf quittierte.



„Barclay hier … Ja, Sir, ich bin ungestört … Ich höre …“

Je mehr sie hörte, desto mehr begannen Annikas Hände zu zittern und sie spürte einen unangenehm kalten Schauer über ihren Rücken laufen. Haltsuchend stützte sie sich an der Wand des Seitengangs, in den sie sich zurückgezogen hatte, ab.

„Ich verstehe … Selbstverständlich, Sir, Sie können auf mich zählen. Bitte geben Sie mir eine Stunde, ich muss noch mein Team und meine Familie informieren und einige Vorbereitungen treffen … Ja, das lässt sich einrichten … Ich wiederhole, USS Cochrane, NCC-72347, Schleuse D-42-epsilon, Abflug planmäßig um 1330 SFT … In Ordnung, ich erwarte das aktualisierte Dossier und bleibe zu Ihrer Verfügung …“

Aus dem Hauptraum waberten die dumpfen Klänge bolianischer Cantizja-Musik herüber, als sei nichts geschehen. Ihre Gedanken schweiften nur selten ab, doch plötzlich fiel ihr etwas ein.

„Übrigens, Sir, da wäre noch etwas … Ich saß gerade mit Admiral Janeway zum Frühstück, als mich Ihr Anruf erreichte und es ist Ihnen bestimmt bewusst, dass auch sie einiges an Erfahrung und Expertise auf diesem Gebiet hat, ich könnte sie also gleich … Nein?! Bei allem nötigen Respekt, Sir, ich bin der Ansicht, dass sie eine wertvolle Perspektive auf dieses Problem liefern kann … Ich muss protestieren! … Sicher nicht? Und das ist Ihr letztes Wort? … Ich bin ein Captain der Sternenflotte, natürlich weiß ich was Geheimhaltung bedeutet! … Selbstverständlich, Sir! Wie Sie wünschen, Sir!“



Annika atmete tief durch, während sie sich bemühte die Fassung wieder zu erlangen. Es gelang ihr erst nach und nach. Sie straffte entschlossen die Schultern, während sie bewusst nonchalant zurück in den heimeligen Hauptraum des gemütlichen kleinen Cafés schlenderte, wo sie und der Admiral schon seit Jahren einmal wöchentlich gemeinsam frühstückten. Die Cantizja-Klänge wurden wieder lauter und unerträglich fröhlicher.

„Es tut mir leid, Kathryn, aber ich muss los, es ist dringend …“

Der Blick des Admirals war skeptisch prüfend wie eh und je. „Du wirkst plötzlich so angespannt, Annie. Was wollte das Hauptquartier? Ist alles in Ordnung?“

„Sicher.“ Annika hasste es zu lügen, doch Befehle waren Befehle … Kathryn Janeway war schon lange nicht mehr ihr kommandierender Offizier, wohingegen ihr aktueller Vorgesetzter ihr gerade seinen Standpunkt sehr klar gemacht hatte. Sie quälte sich ein selbstsicheres Lächeln ab. „Eine gewisse Anomalie, die untersucht werden muss. Admiral Sommaruga ist der Meinung, dass ich und nur ich ausreichend qualifiziert dafür bin …“

Kathryn grinste zum ersten Mal an diesem Tag, doch es war eindeutig verächtlich. „Sommaruga … das ist mal wieder typisch!“

Annika hätte beinahe mitgelacht, doch es blieb ihr in der Kehle stecken.
Reiß dich zusammen, Barclay, schalt sie sich in Gedanken, denn Kathryn Janeway kannte sie viel zu gut und wenn irgendjemand sie durchschauen konnte, dann sie. Emotionen sind irrelevant. Sie zögerte einen Moment zu lang, doch der Admiral schien ihre ausweichende Antwort nicht bemerkt zu haben. Sie bedachte sie nur mit einem bedauernden, fast schon mitleidigen Gesichtsausdruck und einem gönnerhaften Wedeln der Hand.

„Geh schon, Annie, und mach dir meinetwegen keine Gedanken. Du willst Sommaruga lieber nicht warten lassen, wir wissen doch beide wie er werden kann. Ich bleibe noch ein bisschen und lese … Das ist mir sogar ganz recht, ich hab‘ den neuesten Roman von Ionrvnig auf dem Padd seit er erschienen ist, und das war schon vor drei Monaten …“

„Wir sehen uns.“ Annika legte ihre Hand zum Abschied auf Kathryns Schulter, und dann war sie schon verschwunden.



Auf dem Weg nach draußen, als sie schon im Turbolift stand und hundert Stockwerke nach unten sauste, begann Captain Annika Barclay frenetisch in ihrer Tasche zu kramen bis sie ihren privaten Kommunikator wiederfand. Mit zittrigen Fingern öffnete sie eine Langstrecken-Subraumverbindung nach Ktaris, doch als sich nur eine aufgezeichnete automatisierte Ansage meldete konnte auch die vertraute Stimme ihr nicht helfen.

„Icheb, ich bin’s. Ich weiß, du bist nicht mehr in der Sternenflotte und auch nicht gut auf sie zu sprechen, aber es ist etwas passiert und ich könnte deine Hilfe gebrauchen … korrigiere, wir könnten deine Hilfe gebrauchen, es war nämlich deine Schwester, die mich angefordert hat. Ich bin jetzt unterwegs zur Deep Space K-7, bis auf weiteres über den Subraumkanal der NCC-72347-D Cochrane erreichbar, also bitte kontaktiere mich so bald wie möglich.“

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