TrekNation

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Karmas Werk und Murphys Beitrag

von MaLi

Kapitel 1

„Rom!“, schallte Quarks gehetzte Stimme durch die volle Bar, „Rom!“
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Roms etwas dümmliches Grinsen hinter dem Tresen auftauchte.
„Hast du mich gerufen, Bruder?“, fragte der mehr Schein als heilig und erwartete mit gemischten Gefühlen das Kommen des Ferengis.

„Rom“, schnaufte Quark und stützte sich keuchend auf dem Tresen ab, „es ist furchtbar!“
„Der große Nagus ist tot?“
„Nein, viel schlimmer!“
„Du hast einen Barren Latinum verloren …“
„NOCH schlimmer!“
„Du hast ihn VERSCHENKT …“
„Ich … ach was?! Noch VIEL schlimmer!“
„Odo macht deine Bar zu?“
Quark stutzte.
„Jetzt übertreib’s nicht!“, forderte er unheilschwanger und wedelte das miese Karma mit der Hand beiseite. „Rom, ich habe verschlafen!“

Der Angesprochene öffnete erst den Mund für eine Antwort, schloss ihn wieder und entschied sich dann für ein höfliches, nichts sagendes Grinsen. Das blieb auch so in seinem Gesicht stehen, bis Quark das Ausbleiben der Erkenntnis bemerkte und mit Schütteln nach half.

„Ist zwischen deinen Ohren nur Luft oder auch ein Hirn?!“, schimpfte er wild gestikulierend.
„Ähm“, setzte der Verunglimpfte zu einer Antwort an, doch Quark zerschnitt den Faden der Konversation, bevor jener gesponnen war.
„Das war eine rhetorische Frage“, knurrte der Barbesitzer und wechselte blitzschnell von höhnischem Zynismus zu abgrundtiefer Verzweiflung. „Rom, versteh doch: Ich habe verschlafen!“
„Trägst du darum eine Pyjamahose zum Jackett und läufst auf Socken?“
„Nein, ich … was!? Oh! Das hat … das hat nichts damit zu tun“, wischte er Roms Kommentar pikierter als er zugab zur Seite. „Bruder, verschlafen zu haben bedeutet, dass ich die Lieferung mit den Vorräten für die Küche verpasst habe, und ich hätte heute früh die Bar öffnen sollen und alles vorbereiten. Keine Gäste, kein Profit!“

Roms Kopf wackelte verwirrt.
„Aber Bruderherz, warum wolltest DU denn das alles machen? Du hast doch Urlaub!?“
„Dummkopf! Weil immer ich es bin, der am Morgen die Bar öffnet, die Lieferung entgegen nimmt und … Ich habe Urlaub?“
Während Rom überschwänglich nickte, trat erst deutliche Verwirrung in Quarks Gesicht, dann Glanz in seine Augen.
„Ich habe Urlaub …!“

Natürlich! Darum hatte er ja auch den Wecker nicht gestellt. Er wollte doch heute nach Risa fliegen und hatte die Leitung der Bar Rom übertragen. Während sein Herz immer leichter und sein Geist wacher wurde, fiel ihm auch endlich auf, dass die Bar tatsächlich geöffnet und voller Gäste war.

„Rom“, fragte er sicherheitshalber nach, „hast du auch die Lieferung entgegen genommen?“
Der nickte glücklich.
„Natürlich. Ich habe sie quittiert und dann im Frachtraum untergebracht. Wie du es mir gesagt und auf den Zettel geschrieben hast.“
Quark seufzte erleichtert. Offenbar war sein Bruder doch zu etwas zu gebrauchen.
„Gut. Gut, gut. Dann gehe ich jetzt in mein Quartier und packe. Das Shuttle nach Risa geht um Elf, bis dahin sollte ich …“
Er stutzte.

„Wieso schreien die eigentlich dauernd Dabo?!“
„Gut nicht?“, wackelte Rom stolz mit dem Kopf und freute sich.
Gut!?“, rief Quark entsetzt und senkte dann sofort wieder die Stimme, damit sich die vielen Köpfe wieder von ihm weg drehten. „Was ist bitte schön gut daran, wenn die Leute ständig gewinnen? Die ruinieren mich!“
„Aber, Bruder“, wurde Rom jetzt etwas verstört, „ich habe nur gemacht, was du mir gesagt hast …“
„Du tust doch nie, was man dir sagt“, spottete Quark und versuchte, seiner Erregtheit mit intensivem Gläserpolieren Herr zu werden. Da hielt er neugierig inne. „Was habe ich dir denn gesagt?“
„Du hast gesagt: Rom, mach die Gäste glücklich, dann bleiben sie hier und geben mehr Geld aus. Also habe ich die Dabotische manipuliert, damit sie gewinnen. Seither kommen viel mehr Leu- …“

„ROOOOOOOOM!!!???“
Während Quark wuchs und Rom schrumpfte, stand das Leben in der Bar für Sekunden still. Teils amüsiert, teils entsetzt, beobachteten die Zeugen, wie der Ferengi nach einer Flasche griff und diese unheilvoll über seines Bruders Kopf schweben ließ. Der bekam von alledem nichts mit, denn er fand die erstarrte Umgebung einiges interessanter als die Verzweiflung seines Angehörigen. Die Flasche schwebte, erzitterte und fand dann ihren Weg zurück ins Gestell.
Langsam wich der Wahnsinn aus Quarks Augen.

„Rom“, forderte er verblüffend ruhig, „bring das sofort in Ordnung!“
„Das mit den …“
„Ja! Ich werde mich umziehen und dann die Ladung überprüfen. Wenn ich zurück komme, will ich Profite sehen!“

***

Murphys unheilvoller Schatten wartete bereits vor seinem Quartier auf ihn. Nach elf Versuchen und 19 Flüchen in Ferengi akzeptierte das Schloss endlich den Code und ließ ihn ein. Schon völlig entnervt schlurfte er in den Wohnraum, nur um gleich darauf verwirrt stehen zu bleiben.
Platsch. Platsch. Platsch!?
Sein Quartier hatte noch nie so geklungen, wenn er es durchschritten hatte! Unheilschwanger wandte er seinen Blick zu Boden, obwohl ihm seine besockten Füße längst mitteilten, was seine Augen erst noch erblicken mussten: Der Fußboden schwamm!

„Was beim Stab des großen Nagus …?!“
Mehr verwundert als verärgert patschte er durch die fingerhohe Flut und fand ihren Ursprung beim Wasserspender, der aus dem Anschluss für den Zapfhahn munter seinen kalten Inhalt ins Quartier ergoss. Der Hahn selbst lag einen halben Meter weit entfernt. Er musste abgeplatzt sein.
„Quark an Wartung: Mein Quartier steht unter Wasser!“
„Wir schicken gleich jemanden“, versprach der freundliche Mann am anderen Ende des Kommunikators und beendete die Verbindung.

Da Quark es immer für unter seiner Würde gehalten hatte, sich mit den Leitungssystemen seines Quartiers auseinander zu setzen, hatte er keine Ahnung, wie er die Wasserleitung zum Kühltank seines Spenders schließen konnte. So wandte er sich seufzend vom munter sprudelnden Ausguss ab und schlurfte zu seinem Kleiderschrank, um den Koffer fertig zu packen. Während seine Zehen immer kälter wurden, kam ihm kurz der Gedanke, ein Hallenbad anzumelden und Eintritt zu verlangen. Er schlug den fertig gepackten Koffer gerade zu, als es an der Tür läutete und der Mann von der Wartung eintrat. Während Quark sich trocken anzog und endlich seine Pyjamahose gegen eine ordentliche austauschte, traf ihn bereits der nächste Schlag.

„Die Leitung ist völlig verkalkt und brüchig“, offenbarte der Sanitär und knipste die Taschenlampe aus. „Die hätten Sie häufiger warten sollen … Den Hahn muss ich auch ersetzen.“
„Eine regelmäßige Wartung kostet nur unnötig Geld“, knurrte Quark und verschränkte fast trotzig die Arme.
„Glauben Sie mir“, meinte der Arbeiter und drückte die Verschalung zurück über den Versorgungsschacht, „der Teilaustausch der Leitung wird einiges mehr kosten, als eine gelegentliche Entkalkertablette! Ich muss weiter und erst Ersatzteile besorgen; kann das auch bis morgen warten?“
„Ja. Ich bin ohnehin für zwei Wochen weg. Lassen Sie sich Zeit.“
„Na dann: Schönen Urlaub noch und auf Wiedersehen!“
„Danke“, nickte der Ferengi und seufzte tief.
Wenn der Urlaub am ersten Tag schon so begann …

***

Auch das Schloss des Laderaums forderte zwei intakte Nervenstränge, welche unter Fluch und Zeter zerbrutzelten. Endlich glitt die Tür zur Seite und helles Licht gab den Blick auf den Inhalt des Raumes frei. Quarks Herz blieb für Sekunden stehen. Nichts. Auf dem für die neue Lieferung vorgesehenen Platz stand absolut nichts.

Fast panisch begann der Barbesitzer, sämtliche Etiketten der anderen Paletten zu überprüfen, kletterte über Fässer, kroch unters Gestell. Einem Infarkt nahe, sank er dann an einem Fass Yamok-Sauce entlang zu Boden.

„Weg. Gestohlen! So muss es sein“, führte er einen leisen Monolog des Entsetzens. „Ich bin ruiniert! Man hat mich bestohlen, beim Stab des großen Nagus! MICH!“
Ungläubig kam er auf die Füße hoch und taumelte in den Flur.
„Hilfe. Ich muss Hilfe holen. Ich wurde bestohlen … Odo! Ooooodooooo!!!“

***

„Quark! Was soll der Radau?!“
Ein sichtbar verärgerter Sicherheitschef trat aus seinem Büro. Quarks panische Schreie hatten ihn auf den Flur gelockt, noch bevor der Ferengi ihn erreicht hatte.
„Odo! Helfen Sie mir!“, keuchte er und stützte sich um Luft ringend auf seinen Knien ab.
„Ihnen helfen? Wobei; einen armen Kunden zu ruinieren?“
Quark war zu aufgewühlt, um dem Spott schnippisch zu begegnen.
„Ich wurde bestohlen, Odo! Man hat mich bestohlen!“
„Tatsächlich? Wie dreist.“

Der Formwandler ließ nicht die geringste Spur von Besorgnis oder Mitgefühl erkennen. Sein eher zur Schau gestelltes Desinteresse beunruhigte den Ferengi zutiefst.

„Odo, verstehen Sie doch: Ich wurde bestohlen! Sie müssen das untersuchen. Jetzt!“
„Bei Ihnen nennt man das nicht Diebstahl, sondern Karma, Quark“, trat der Constable mit verhaltener Genugtuung dessen Gefühle mit Füßen. „Außerdem habe ich bereits einen Auftrag zu erledigen. Tut mir leid, aber um ein verschwundenes Weinglas zu suchen habe ich keine Zeit.“

Quark spürte den Schlag nahen. Er musste in Kürze sein Shuttle nach Risa besteigen, vorher noch seinen Koffer holen und einen Diebstahl aufklären. Ob es im passte oder nicht, er BRAUCHTE den Constable.

„Odo, ich fahre gleich in den Urlaub! Ich habe keine Zeit für keine Zeit?!“
„Na schön“, seufzte der Formwandler entnervt, „was wurde denn gestohlen?“
„Eine Lieferung“, platzte der Ferengi erleichtert heraus, „eine ganze Wochenlieferung an Vorräten für meine Bar!“

Jetzt hatte er Odos volle Aufmerksamkeit.
„Ein Großraub vor meiner Nase? Das werde ich sofort untersuchen!“
„Folgen Sie mir!“, rief Quark und eilte schon voraus um Rom zu suchen.

***

Quarks Bruder putzte eifrig Gläser, als der Barbesitzer und der Constable ihn erreichten. Er begann, zu strahlen, als er Quark erblickte.

„Bruder, schau: Ich habe alles in Ordnung gebracht! Die Dabotische laufen jetzt wieder ganz …“
„Rom“, unterbrach ihn der, „hast du noch die Quittung von der Lieferung?“
„Aber natürlich, Bruder. Alles gespeichert.“ Rom tauchte unter den Tresen und brachte einen Scanner zum Vorschein. „Wozu brauchst du die denn?“
„Rom“, begann Quark und hob die Hände, als wolle er ihm die Nachricht so schonend wie möglich beibringen, „die Lieferung wurde gestohlen!“

Der Ferengi blinzelte überrascht und schüttelte dann den Kopf.
„Nein, Bruder, du irrst dich! Ich habe erst vor kurzem noch etwas von der neuen Lieferung geholt.“
„Wann war das?“, fragte Odo nach und gab die Nummer des Lieferscheins in sein PADD ein.
„Vor …“, Rom blickte theatralisch auf eine symbolische Uhr, die er nicht trug, „etwa neunzig Minuten oder so.“
„Rom“, knurrte Quark und spähte langsam aber sicher über den Zaun des Wahnsinns, „Laderaum 16 ist leer! Ich war DA! Da ist NICHTS! Wo, bei allen Erwerbsregeln, hast du die Vorräte verschlampt?!“
„Wieso 16?“, fragte der Verspottete nach kurzem Zögern. „Du hast mir doch …“, er angelte nach dem Zettel, der mit einem kleinen Magneten ans Gestell geheftet war. „Hier! Hier hin habe ich die Vorräte verladen.“

„Wie ich schon sagte“, rief Quark im Roten drehend, „Laderaum 16 ist leer!“
„Natürlich ist der leer“, gluckste Rom, als wäre nur ihm das Offensichtliche nicht entgangen, „die Vorräte sind im Laderaum 91. Wie es hier steht!“
„Hier steht 16, du Breihirn! Das war schon immer unser Laderaum.“
Energisch haute Quark auf den Zettel. Rom sah noch einmal hin und war nicht überzeugt.
„Aber von hier sieht es aus wie 91?!“

Unter Eiswürfeln duschend drehte Quark das Papier auf den Kopf. Sein Kiefer erzitterte kurz, als er die Wahrheit erkannte. Rom musste den Zettel verkehrt herum aufgehängt haben und nun war seine wertvolle Ware im Besitz eines Unbekannten … Odo hatte in der Zwischenzeit die Lieferlisten durchforstet.

„Das ist korrekt“, bestätigte er Quarks Albtraum. „Die Ware wurde ordnungsgemäß in Laderaum 91 eingelagert. Wie auf der Quittung vermerkt.“
„Ach, darum musste ich den Sicherungscode überbrücken“, dämmerte es Rom endlich. „Ich habe mich schon gefragt, ob du den Code geändert hast, ohne mir was zu sagen …“
„Bitte, sofort umbuchen“, presste der gebeutelte Barbesitzer zwischen seinen spitzen Zähnen hervor, während sein unkrautvernichtender Blick Rom die Haut vom Fleisch brannte.

„Das ist leider nicht möglich“, offenbarte ihm Odo und schaltete das PADD aus. „Laderaum 91 wurde bereits verschifft. Jetzt wird mir auch klar, warum sich der Captain so überschwänglich für die Lieferung bedankt hat …“
„Rufen Sie es zurück. Sofort!“
Flehen wich dem Mord in Quarks Augen, nur um kurz darauf zu tiefster Verzweiflung zu werden.
„Tut mir Leid, Quark“, erklärte der Constable vielleicht etwas auffallend amtlich, „aber der Frachter hat die Station vor einer Stunde verlassen. Ich kann nichts für Sie tun.“

Odo musste Quark am Kragen festhalten, als der mit einem Satz bäuchlings auf den Tresen sprang und mit kratzenden Gesten nach seinem unglücklichen Bruder grabschte. Der klebte mit dem Rücken am Gestell und verstand die Welt nicht mehr. Er hatte doch nur gemacht, was auf dem Zettel stand …?!

„Quark“, merkte Odo an, als sich der Ferengi wieder in der Gewalt hatte, „auf dem PADD wurde unter anderem angezeigt, dass Lagerraum 16 unverschlossen sei. Vielleicht sollten Sie …“
Weiter kam er nicht, denn schon stob ein kreischender Quark in den Flur hinaus. Vor lauter Schreck über seinen Verlust, hatte der vergessen, nach der Inspektion die Türen wieder zu verriegeln. So kopflos, wie er zuvor vom Lager weggerannt war, stob er jetzt wieder dahin zurück.

Völlig gebeutelt und entnervt kehrte er nach dem ordnungsgemäßen Verschließen seines Laderaumes in die Bar zurück. Er hatte nicht nachgesehen, ob sich in seiner Abwesenheit jemand an dessen Inhalt vergriffen hatte. Er wäre sonst wohl endgültig bei Bashir auf der Krankenstation gelandet. Als er die Bar betrat, zählte Rom gerade vor drei Kunden mehrere Streifen Latinum auf den Tresen.

„Die Holosuiten sind defekt“, klärte ihn Rom ungnädig auf, bevor Salzsäule Quark danach fragen konnte. „Sie wollten ihr Geld zurück.“
„Rom“, krächzte der Ferengi, streckte seine Hand nach seinem Bruder aus und griff sich ans Herz.
Dann wurde es Dunkel um ihn.

***

„Ah, da sind Sie ja wieder!“
Ein gut gelaunter Bashir tauchte vor Quarks Augen auf. Er lag auf der Krankenstation mit einem piepsenden Ding auf seiner Brust.
„Was ist passiert?“, murmelte er verwirrt. „Hatte ich einen Herzinfarkt?“
„Aber nein“, beruhigte ihn der junge Arzt und entfernte das medizinische Gerät, „Sie wurden nur ohnmächtig auf Grund einer stressbedingten Überbelastung. Sie sollten sich ein paar Tage Urlaub gönnen.“
„Ha. Ha. Ha“, spottete Quark und setzte sich auf. Immerhin hatte ihn ja gerade der Urlaub in diese Lage gebracht. „Also, was heißt das? Kann ich gehen?“

Bashir schien nicht begeistert.
„Sie sollten sich ausruhen, Quark! Müssen Sie denn irgendwo hin?“
„Ja“, offenbarte ihm der Ferengi und schwang die Beine über die Liege, „nach Risa! Ich muss das Shuttle erwischen bevor …“
„Quark“, unterbrach ihn Julian und machte ein Gesicht, als wäre er ein Eisverkäufer, der gerade beim vorletzten Kunden ausverkauft war, „als sie aus der Ohnmacht erwachten, da … Sie haben danach eine ganze Weile geschlafen. Es ist 15:00 Uhr und ich fürchte …“
Er zuckte entschuldigend die Schultern und Quark verstand.

„Sie ist weg“, hauchte er mit der Gewissheit des Verlierers.
„Ja.“
Quark seufzte tief. Wieso auch nicht … Es würde nur allzu fabelhaft in den Tag passen. Unheimlich trostlos ließ er sich von der Liege gleiten und schlurfte zur Tür.
„Einen schönen Urlaub“, rief ihm Bashir schuldbewusst nach und fühlte sich sichtlich unwohl.
Quark winkte dankend ab und machte sich auf den Weg zu seiner Bar. Vielleicht würde ihn ein erneuter Profit von den Dabotischen aufheitern.

***

In seinem zweiten Zuhause erwarteten ihn Leere und Gestank.
„Rom! Was bei allen Erwerbs- …“, weiter kam er nicht.
Hustend und würgend sprang er in den Flur und atmete tief ein und aus. In seiner Bar musste jemand eines furchtbaren Todes gestorben sein. Vor Wochen schon. Unbemerkt.

„Hier, Bruder“, rief Rom ziemlich nasal klingend und reichte Quark zwei Parfum getränkte Serviettenknäuel, wie sie ihm selber aus den Nasenlöchern hingen, „die helfen! Ich habe sie schon den Gästen angeboten, aber es will einfach niemand bleiben. Sogar Morn ist gegangen …“
„Rom, was zum … Woher kommt dieser unerträgliche Gestank?!“
„Vom Fußboden“, gestand er treuherzig. „Einem Gast ist ein Koffer mit Chemikalien zu Boden gefallen. Als die miteinander reagiert haben, hat es erst gefunkt, dann gezischt und dann gestunken.“
„Wie lange schon?“, fragte Quark nach und wollte es doch gar nicht wissen.
„Schon seit halb Elf ungefähr.“

Quark japste nach Luft. Das waren bald fünf Stunden ohne Profit.
„Drink!“, stieß er nur hervor und taumelte zum Tresen.
Dort stürzte er, kaum hatte Rom ihm den stärksten Schnaps der Auslage eingeschenkt, jenen in einem Zug hinunter und ließ dann seufzend seinen Kopf auf die Arme fallen.
„Rom, Bruder, bring mir die blaue Flasche aus dem Safe.“
„Warum? Was ist da drin? Etwas noch Stärkeres?“
„Gift“, tönte es dumpf zwischen Quarks Armen hervor.
Rom stutzte überrascht und blinzelte.
„Bruder, wenn … wenn du tot bist, erbe ich dann deine Bar?“

Langsam, wie eine Kobra die aus dem Korb wuchs, kam Quark in die Höhe. Tod und Verderben in den Augen.
„Ich werde jetzt in mein Quartier gehen, Rom“, drohte er mit dem Frost dreier Eiszeiten, „und wenn ich heute Abend zurück komme, ist die Bar sauber, voller Gäste und gestankfrei! Klar?“
„Natürlich, Bruder“, nickte Rom beflissen, „du kannst dich voll und ganz auf mich verlassen!“
„Genau das befürchte ich“, brummte der Ferengi und ließ sich matt und mehr einer Flüssigkeit ähnelnd vom Hocker gleiten.

Was für ein Tag, und er war noch nicht einmal zu Ende. Während er im Geiste sein Unglück Revue passieren lies, schlich er wie ein nasser Hund, den man zum Trocknen über eine Wäscheleine gehängt hatte, durch die Flure zu seinem Quartier. Nicht einmal, als sein ganz persönlicher Regenbogen um die Ecke kam, wich das trübe Grau aus seinem Herz.

„Einen schönen Urlaub, Quark!“, wünschte Jadzia mit ihrem schönsten Lächeln und spazierte beschwingt an ihm vorbei.
Quark drehte sich in der selben Neandertalerhaltung nach ihr um und seufzte fast seine Seele mit aus. Während ihm die Trill bestürzt nach sah, schlurfte er traurig weiter.

***

Sein Quartier war immer noch nass, als er es betrat. Ein lauter Entfeuchter dröhnte direkt neben seinem Bett und würde ihm in der kommenden Nacht den Schlaf rauben. In letzter Sekunde sprang er dem Saugroboter aus dem Weg, der das Wasser aus dem Teppich zog und beinahe Quarks Füße mit in seinen Tank geschlürft hätte. Auch der abgebrochene Hahn hatte zu tropfen begonnen. Mehr knurrend als seufzend kämpfte sich der Ferengi aufs Bett, ignorierte das Dröhnen und schloss die Augen. Kein Trinkwasser. Er seufzte tief. Das einzige, was den Bewohnern von DS9 fast umsonst zur Verfügung stand. Für ihn würde es bis morgen keines geben. Hatte er Durst, würde er sich am teuren Replikator bedienen müssen.

So viel Geld hatte er noch nie an einem einzigen Tag verloren und tief im Inneren fragte er sich gerade, ob er sich den geplanten Urlaub auf Risa überhaupt noch leisten konnte. Karma, hatte Odo gesagt, und er hätte es verdient.

„Computer: Das Wort Karma definieren!“
Karma bezeichnet ein spirituelles Konzept, nach dem jede Handlung – physisch wie geistig – unweigerlich eine Folge hat. Diese Folge muss nicht unbedingt im gegenwärtigen Leben wirksam werden, sondern sie kann sich möglicherweise erst in einem zukünftigen Leben manifestieren.
„Bitte mein Karma auf das nächste Leben verschieben und mich bei dessen Antritt darauf hinweisen.
Bitte Anfrage neu formulieren.“

Quark seufzte tief.
„Bitte den Raum mit Giftgas füllen und Ausgänge verschließen.“
Diese Anfrage verlangt einen Sicherungscode Stufe Fünf. Bitte Sicherungscode verifizieren!“
„Schon gut; vergiss es.“
Code nicht erkannt. Bitte neu verifizieren!“
„Computer: Abschalten!“

Quark schloss die Augen. Obwohl er noch am Abend die Bar inspizieren und nach dem Rechten sehen wollte, hoffte er doch, erst morgen Früh wieder aufzuwachen. Für ihn war der Tag gelaufen, also konnte er genau so gut auch schon zu Ende sein.

Es dauerte nicht lange, bis sein erschöpfter Geist das Dröhnen, Plitschen und Schlürfen ignorierend, in einen tiefen Schlaf gesunken war. Im Traum flog er nach Risa, ohne Koffer und Gepäck, sein Hotelzimmer war fremdverbucht worden und es regnete den ganzen Urlaub. Als er nach Hause kam, war die Bar bankrott und verlassen, Rom mit einem Dabomädchen durchgebrannt und Odo hatte einen Klon von sich erschaffen. Schweißgebadet wachte er auf, lag keuchend auf dem Rücken und starrte durch die Dunkelheit an die Zimmerdecke. Neben seinem Kopf dröhnte der Entfeuchter, plitschte der Hahn und der Wassersauger schlürfte sich gerade geräuschvoll unter das Bett.

Keuchend legte er sich die Hand auf das pochende Herz in seiner Brust. Hatte dieser Traum eine Warnung sein sollen? Immerhin lautete die 103. Erwerbsregel: Schlaf kann verhindern, dass Profit gemacht wird!
Bestimmt ließ sich das auch auf Urlaube anwenden und eines hatte Quark gelernt: Selbst wenn er sich auf nichts mehr verlassen konnte, die Erwerbsregeln waren noch immer eine stabile Konstante in seinem Leben gewesen.

Ha! Was immer ihm dieses Karma noch für Chaos unterjubeln wollte, ER würde sich wehren. Ein Ferengi ohne Profit ist kein Ferengi! Die Heimat ist, wo das Herz ist, aber die Sterne bestehen aus Latinum. Entschlossen setzte er sich auf. Er war ein Ferengi! Und seine Sterne waren seine Bar. Sie Rom überlassen zu haben, musste erst dieses ganze miese Karma ausgelöst haben.
„Nicht mit mir!“, trotzte er dem Schicksal und kletterte aus dem Bett.
RUMMS.

Er war auf den Saugroboter getreten und ausgerutscht. Er trug es mit Fassung. Schwungvoll setzte er sich an den Computer und stornierte kurzerhand seinen Urlaub, der, wie er glaubte, Schuld an der ganzen Misere war. Gerade als er die teure Stornierung bestätigt bekam, schlug die kleine, schmucke Uhr auf dem Nachttisch Zwölf. Er seufzte erleichtert. Der furchtbare Tag war zu Ende.

„Konstante, sag ich doch!“, triumphierte er und stand auf.
Der Hahn hatte zu Plitschen aufgehört und sowohl Sauger als auch Entfeuchter schalteten auf Nachtruhe um. Das miese Karma war besiegt! Leicht wie eine Feder vor Erlösung warf er sich aufs Bett und schloss zufrieden die Augen. Da krachte das Bettgestell ...

ENDE
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