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Stimmen im Wind

von Martina Strobelt

Kapitel 2

***

Der Wartesaal machte einen leicht heruntergekommenen Eindruck. Alles glänzte vor Sauberkeit, der geschrubbte Boden, die Stühle und auch die hohen Fenster, durch die man hinaus in einen verwilderten Garten sah. Nein, Schmutz gab es hier nicht. Aber die Wände und die Decke hätten dringend einen neuen Anstrich benötigt. Hier und da blätterte bereits die Farbe ab. Genau wie von den hölzernen Rahmen der Fenster, von denen mehr als eines eine gesprungene Scheibe hatte.
Kira versuchte, diese sichtbaren Beweise fehlender Gelder in der bajoranischen Staatskasse zu ignorieren. Es war nicht wichtig, ob das Krankenhaus in diesem oder im nächsten Jahr renoviert werden würde. Entscheidend war allein, dass die medizinische Versorgung durch die Bereitstellung entsprechender Mittel gewährleistet wurde. Sie und ihr Volk waren jahrzehntelang ohne Luxus und Bequemlichkeit ausgekommen. Auf ein Jahr mehr oder weniger kam es da nicht an. Trotzdem ertappte sie sich dabei, erleichtert zu sein, dass Julian Bashir nicht hier war. Odo wusste, wie es zur Zeiten der Besatzung hier ausgesehen hatte, aber Bashir?
Unbehaglich zupfte die Bajoranerin an der Kapuze, die ihr kurzes rotes Haar bedeckte. Nach einigem Hin und Her waren Bashir, Odo und sie übereingekommen, niemanden in ihren Verdacht einzuweihen. Was immer derjenige, der die Daten über Kala Eilan gelöscht hatte, damit hatte verbergen wollen, es betraf einen Vorgang auf Bajor, an dem nach bisheriger Erkenntnis nur Bajoraner beteiligt waren. Die bajoranischen Behörden würden nichts unternehmen. Der Mord an Vedek Seran unterlag der religiösen Gerichtsbarkeit, und gelöschte Daten allein rechtfertigten keine Ermittlungen. Schon gar nicht, wenn Winn diese nicht wollte. Zu groß waren die Macht und der Einfluss der Kai.
Sisko seinerseits würde sich niemals in eine rein bajoranische Angelegenheit einmischen. Er würde anordnen, die Sache auf sich beruhen zu lassen, und sogar Bashir hatte eingesehen, dass es besser war, ohne Siskos Wissen Nachforschungen anzustellen, als gegen seinen ausdrücklichen Befehl. Die großzügige Auslegung von Vorschriften war eine Sache. Meuterei eine andere ...
Richtig wohl war ihnen allen nicht dabei, aber sie hatten keine Wahl, wenn sie weitermachen wollten - und etwas Anderes kam für keinen von ihnen in Frage. Nichts vermochte Odo zurück zu halten, wenn er ein Verbrechen witterte. Julian konnte von Natur aus keinem Rätsel widerstehen, zumal die Sache, wenn auch nur mittelbar, einen seiner Patienten betraf. Und sie, Kira, war Bajoranerin - das genügte.
Unter dem Vorwand, sein Patient sei erkrankt und deshalb vorerst nicht transportfähig, war es Bashir gelungen, die Überführung Jamils nach Bajor wenigstens für einige Tage hinauszuzögern. Odo hatte damit begonnen, alle Kriminalberichte der vergangenen zwölf Monate auf ungeklärte Todesfälle zu durchforsten, während Kira in der Tracht einer Prylarin aufgebrochen war, um Kala Eilan einen Besuch abzustatten. Diese Verkleidung war ihr am sichersten erschienen, da die lange weit geschnittene Kutte alles an ihrer Gestalt verbarg, an das man sich hier später vielleicht erinnern würde. Wie gut ihre Wahl gewesen war, hatte die Reaktion des älteren - und erstaunlich redseligen - Pförtners bewiesen, bei dem sie sich angemeldet hatte ...
... „Sie wollen zu Kala? Nun, das habe ich mir schon gedacht. Wird ja auch langsam Zeit, dass sich hier mal jemand ihrer Freunde blicken lässt. Sie sind doch eine Freundin von ihr, nicht wahr?“
„Ja, ja ganz genau.“
„Das arme Mädchen. Sie sind die Erste, die nach ihr fragt. Nichts für ungut, aber es ist eine Schande, ja eine richtige Schande. Wenigstens einmal hätte er doch kommen können, ist doch schließlich für ihr Seelenheil verantwortlich, nicht wahr ...“
„Er ist vielleicht ... zu beschäftigt ...?“
„Zu beschäftigt - pah. Wie kann ein Vedek zu beschäftigt sein, um sich um einen der ihm anvertrauten Prylare zu kümmern?!“ ...

Es war Kira schwergefallen, ihre Überraschung darüber zu verbergen, dass Kala Eilan eine Prylarin war. Es konnte natürlich nur ein Zufall sein. Aber für ihren Geschmack gab es in dieser Sache schon zu viele Zufälle ...
Auf ihre vorsichtigen Fragen hatte der Pförtner keine Antworten gehabt. Entweder wusste er nicht mehr als das, was er ihr bereits erzählt hatte - oder er war entgegen dem Eindruck, den sie von ihm gewonnen hatte, ein Meister der Verstellung. Um nicht aufzufallen hatte sie sich noch ein wenig mit ihm über die schönen Yamak-Büsche unterhalten, die den Platz vor dem Tor säumten, und die offenbar sein ganzer Stolz waren. Dabei hatte Kira erfahren, dass er vom Krankenhaus eigentlich als Gärtner angestellt war. Heute wäre er lediglich für seine plötzlich erkrankte Tochter eingesprungen. Es sei zwar sein freier Tag, aber die Klinik hätte so schnell keinen Ersatz gefunden und er könne den zusätzlichen Verdienst gut gebrauchen, die Zeiten seien eben schwer, besonders für die Veteranen ...
Kira hatte verstohlen sein linkes Bein gemustert und sich gefragt, wie er es wohl schaffte, mit einem amputierten Fuß seine Arbeit zu verrichten. Dabei hatte sie sich schuldig gefühlt, weil sie aus allen Kämpfen ohne bleibende Verletzung zurückgekehrt war. Dieser alte Mann hatte weniger Glück als sie gehabt. Deshalb hatte sie ihm noch ein Weilchen geduldig zugehört - und als sie schließlich wie beiläufig erwähnt hatte, dass die Besuchszeit bereits zur Hälfte vorüber sei, worauf prompt seine Entschuldigung gefolgt war, dass er sie schon so lange aufgehalten hatte, hätte sie am liebsten laut herausgeschrien, dass nicht er sondern sie es sei, die ihn um Vergebung bitten musste.
Nachdem er sie mittels einer veralteten Sprechanlage im Haupthaus angekündigt hatte, war eine junge Schwester gekommen und hatte sie hier in diesen Raum geführt, in dem sie nun seit mehr als 20 Minuten schon darauf wartete, dass jemand kam und sie zu Kala brachte.
Die junge Schwester war wortlos verschwunden und hatte sie allein gelassen. Als Kira schon fast so weit war zu glauben, dass man sie hier einfach vergessen hatte, öffnete die Tür sich wieder. Kira erkannte die Schwester, die sie am Tor abgeholt hatte. In ihrer Begleitung befand sich ein blonder Bajoraner mittleren Alters. Er trug einen knielangen weißen Kittel, auf dessen Vorderseite in Brusthöhe ein kleines Namenschild mit der Aufschrift Dr. Anouk genäht war.
„Mir wurde berichtet, dass Sie hier sind, um eine gewisse Kala Eilan zu besuchen“, sagte er ohne Einleitung. Anscheinend hielt er in Anbetracht des Schildes eine Vorstellung für überflüssig. Kira war das nur recht. Denn es enthob sie davon, dem Gebot der Höflichkeit Genüge zu tun und ihm ihren falschen Namen zu nennen. So konnte sie sich auf ein stummes Nicken beschränken.
Anouk fixierte sie mit einem Blick als wolle er sie durchbohren, und Kira war dankbar, dass die Kapuze den größten Teil ihres Gesichtes verdeckte.
„Es tut mir aufrichtig leid“, meinte Anouk schließlich als das Schweigen im Raum sich bereits unangenehm auszudehnen begann. „Aber ich fürchte, dass ich Ihnen nicht behilflich sein kann. Anscheinend haben Sie sich geirrt. Ich schlage vor, dass Sie es in einem der anderen Krankenhäuser versuchen. Ich bin sicher, dass ...“
„Was meinen Sie damit?“, fiel Kira ihm scharf ins Wort. Sofort wusste sie, dass sie einen Fehler begangen hatte. Geistliche sprachen nicht in diesem befehlsgewohnten Ton, und sie unterbrachen ihre Gesprächspartner für gewöhnlich auch nicht. Schnell senkte Kira den Kopf und murmelte eine Entschuldigung. Doch es war zu spät. Wahrscheinlich war Anouk schon vorher im Zweifel über das wahre Motiv dieses offenbar gänzlich unerwarteten Besuchs gewesen. Nun drückte seine Haltung offenes Misstrauen aus.
„Wie ich schon sagte“, erklärte er kühl. „In unserer Klinik gibt es keine Patientin dieses Namens. Ich bedaure, dass Sie sich umsonst herbemüht haben, aber ich kann nichts daran ändern. Ich weiß nicht, wer behauptet hat, dass Sie Ihre Freundin - wie hieß sie doch gleich ...?“
„Kala“, presste Kira hervor. „Kala Eilan. Sie ist erst 17. Sind Sie ganz sicher, Doktor, dass sie nicht hier ist?“
Anouk hob eine Braue. „Natürlich. Ich leite diese Klinik. Wollen Sie mir etwa unterstellen, ich wüsste nicht, wer sich hier in Behandlung befindet? - Falls das alles war ...“, fuhr er fort als Kira schwieg, „erlaube ich mich zu verabschieden. Ich habe keine Zeit, die ich verschwenden könnte. Die Schwester wird Sie hinausbegleiten, Prylar ...?“
Kira gab vor, die unausgesprochene Frage nicht bemerkt zu haben. „Die Propheten mögen Ihnen beistehen, Doktor“, sagte sie betont höflich.
Anouk zuckte unter der Doppelsinnigkeit ihres Abschiedsgrußes leicht zusammen. „So wie Ihnen, Prylar“, erwiderte er. „Guten Tag.“ Damit wandte er sich zum Gehen und überließ Kira der jungen Schwester, die sie auf demselben Weg zurückführte, auf dem sie gekommen war.
„Ich nehme an, Sie kennen auch keine Kala Eilan, oder?“, fragte Kira kurz bevor sie das Tor erreichten. Wie erwartet bekam sie keine Antwort - und wenig später stand sie allein auf dem sonnigen Vorplatz. Nein, nicht allein. Das Pförtnerhäuschen war zwar leer, der alte Gärtner war nirgends zu sehen, doch sie spürte, dass sie beobachtet wurde. Mit einem Ruck drehte sie sich um.
Hastig wollte der alte Bajoraner sich tiefer in die Zweige des Yamak-Busches, hinter dem er sich versteckt hatte, zurückziehen. Aber Kira war schneller. Sie sprang vor und packte sein mageres Handgelenk. „Halt, hiergeblieben!“
„Was ... was wollen Sie?“, stammelte er sichtlich erschrocken.
„Sie werden mich jetzt zu Kala bringen, sofort!“
„Kala ...? – Ich ... ich kenne keine Kala.“
„Kala Eilan, die junge Prylarin. Sie wissen schon, das arme Mädchen, das noch nie Besuch hatte, nicht einmal vom zuständigen Vedek ...“
„Ich ... ich weiß gar nichts, tut mir leid ...“
„Aber Sie haben mir doch von ihr erzählt! Vor weniger als einer Stunde haben wir hier über sie gesprochen! Verdammt, daran müssen Sie sich doch erinnern!“ Kira musste sich beherrschen, um ihn nicht zu schütteln. Ohne sich dessen bewusst zu sein verstärkte sie ihren Griff bis der Bajoraner schließlich leise aufschrie.
„Ich kenne keine Kala“, wimmerte er. „Bitte, ich bin nicht mehr der Jüngste, da bringt man schon mal was durcheinander. Ich weiß überhaupt nichts ... hören Sie doch auf, bitte ... Sie brechen mir ja den Arm ...“
Von plötzlicher Scham erfüllt ließ sie ihn los. Er war nur ein armer alter Mann. Ein Veteran, den der Krieg zum Wrack gemacht hatte. Er log aus Angst. Das war ebenso klar wie die Tatsache, dass er sich nicht erinnern würde. Ganz gleich, was sie mit ihm machen oder ihm androhen würde. Es war offensichtlich, dass er den oder die, die ihm befohlen hatten, den Namen Kala Eilan für alle Zeiten zu vergessen, mehr fürchtete als sie.

***

Kira ließ sich in den für Besucher reservierten Stuhl in Odos Büro fallen. Sie fühlte sich ausgelaugt, müde und entmutigt. Verhasste Empfindungen, die nicht geeignet waren, ihre Laune, die sich auf dem Rückflug nach DS9 zusehends verschlechtert hatte, zu heben.
„Fehlanzeige! Angeblich will niemand jemals etwas von einer Kala Eilan gehört haben! Natürlich lügen sie alle. Aber ich habe keine Idee, wie wir das beweisen wollen - und vor allen Dingen WEM. Anscheinend interessiert sich niemand außer uns für diese Sache. Mit Ausnahme des oder der Unbekannten, die alles daran setzen, sie mit allen Mitteln zu vertuschen. Soviel zum Erfolg meines Abstechers. Was ist mit Ihnen, Odo, haben Sie in den Kriminalberichten etwas gefunden?“
Der Sicherheitschef schüttelte den Kopf. „Nein - und das ist leider nicht die einzige schlechte Nachricht, die ich für Sie habe.“
Odos Gesicht war noch ernster als gewöhnlich, und das Gleiche galt für seinen Tonfall. Ohne zu wissen warum war sie sofort sicher, um was es ging.
„Jamil ...?“
„Er ist vor einer Stunde gestorben.“
„Verdammt, wie konnte das passieren?!“
„Laut Doktor Bashir ist der Tod infolge eines totalen Kreislaufversagens mit anschließendem Herzstillstand eingetreten.“
„Herzstillstand?! - Odo, der Junge war 17! In diesem Alter hört das Herz nicht einfach so auf zu schlagen!“
„Doktor Bashir vermutet, dass Jamil in den letzten Minuten seines Lebens einem hohen Maß an Stress, einem gewaltigen psychischen Druck ausgesetzt gewesen sein muss. Jedenfalls hat er kurz bevor er starb fast die gesamte Einrichtung seines Quartiers auf der Krankenstation zertrümmert, teilweise sogar die Bodenplatten und die Wandverkleidung heruntergerissen. Der Raum sah aus als ob eine Horde wildgewordener Klingonen darin Bat‘leth-Übungen veranstaltet hätte. Doktor Bashir meinte, er hätte den Eindruck, als sei ein Tornado durch das Zimmer getobt.“
„Ein Tornado?“
„Ein gewaltiger Sturm. Davon gab es laut Bashir bis zur Entwicklung der Klimakontrollen viele auf der Erde. Angeblich sollen diese Stürme alles, was in ihr Zentrum geriet, mit sich fortgerissen haben. Bäume, Menschen - angeblich sogar komplette Gebäude.“
Kira konnte nicht anders, sie musste ihrem Zorn Luft machen. Mit einem Fluch ballte sie ihre Rechte zur Faust und hieb sie mit solcher Wucht auf die Platte von Odos Schreibtisch, dass die darauf befindlichen Datenpadds unter der Erschütterung einige Millimeter hochhüpften.
„Julian muss sich irren! Das Durcheinander im Quartier, das könnte doch von einem Kampf herrühren. Davon, dass Jamil sich gegen seine Mörder gewehrt hat!“
„Doktor Bashirs Untersuchung ...“
„Niemand ist unfehlbar, Odo. Auch Ärzte können sich täuschen. Sogar dann, wenn sie ...“ Kira biss sich auf die Lippe und verstummte.
„Sternenflottenoffiziere und Angehörige der Föderation sind“, bemerkte der Sicherheitschef trocken. „Das war es doch, was Sie sagen wollten ...“
„Bei den Propheten, ja“, gab sie unumwunden zu.
„Nerys, Sie wissen sicher, dass Doktor Bashir der ...“
„... Zweitbeste seines Jahrganges war. Oh ja, es gibt wohl keinen hier, dem er das nicht erzählt hat. Ich bestreite ja auch gar nicht, dass seine Diagnose richtig ist. Aber wenn Jamil nun gewaltsam gezwungen wurde, Gift zu sich zu nehmen ...“
„Hören Sie, Nerys ...“
„... eine neue unbekannte Substanz, cardassianischen Ursprungs oder vielleicht aus dem Gamma-Quadranten ...“
„Nerys...“
„... ein nicht nachweisbares Gift, das beim Opfer Tod durch Herzstillstand auslöst. Julian kann doch unmöglich alle gefährlichen Stoffe des Universums kennen. Es wäre doch möglich, dass ...“
„Nerys!“, unterbrach Odo sie diesmal so energisch, dass sie tatsächlich innehielt. „Mir ist es auch nicht leichtgefallen, es zu akzeptieren. Sie wissen, dass ich von Natur aus misstrauisch bin. Aber das ändert nichts an den Tatsachen. Niemand war in Jamils Quartier. Er war allein als er starb!“
„Woher wollen Sie das genau wissen? Sind Sie dabei gewesen?!“
„Ich nicht“, erwiderte er ruhiger als ihm zumute war. „Aber Doktor Bashir.“
„Julian war ... dabei?!“
„Doktor Bashir hatte ab dem Moment als Kala Eilans Daten von Bajor ausgelöscht worden sind, ununterbrochen eine Schwester vor der Tür postiert - und nein, um die Frage zu beantworten, die Sie sich gerade stellen, es war keine Bajoranerin, sondern eine Angehörige der Sternenflotte, Lieutenant T’Para.“
„Eine Vulkanierin?“
„Ganz recht. Sie sollten Doktor Bashir nicht unterschätzen. Ihm war sehr wohl bewusst, dass seinem Patienten von einigen seiner Landsleute möglicherweise Gefahr drohen könnte. Daher hat er ganz gezielt die einzige Schwester beauftragt, von der er sich absolut sicher sein konnte, dass sie sich weder ablenken lassen, noch einschlafen oder ihren Posten verlassen würde. Er wählte eine Vulkanierin. Jemanden, der allein Kraft seines Willens auf Schlaf verzichten kann, der niemals lügen würde, neben der Ausbildung auf der Akademie zusätzlich geübt in allen Nahkampftechniken ihres Volkes. Glauben Sie, diese Frau hätte gegen den strikten Befehl ihres Vorgesetzten einem anderen den Zutritt zu Jamils Zimmer gestattet?“
Widerstrebend schüttelte Kira den Kopf. „Sie erwähnten, Julian sei im Quartier gewesen ...“
„Nein, ich sagte, er wäre dabei gewesen. Allerdings war er nicht im Zimmer, sondern draußen vor der Tür. Lieutenant T’Para alarmierte ihn, als drinnen der Krach begann. Sie beide hörten Jamils Schreie, die Geräusche, als er das Mobiliar zerschlug.“
„Haben sie denn nicht versucht, ihm zu helfen?!“
„Natürlich. Doch die automatische Türöffnung versagte. Der Computer ignorierte alle Befehle, sogar Bashirs Notfallcode. Auch manuell ließ die Sperre sich nicht entriegeln. Gerade als sie gemeinsam mit den Leuten vom Sicherheitsdienst daran gingen, mit Phasern ein Loch in das Metall zu brennen, hörte auf der anderen Seite der Lärm auf.“
„Lassen Sie mich raten, Odo, genau in diesem Moment reagierte der Computer wieder.“
„Exakt. Die Tür ging wie von selbst auf. Nur, dass das Jamil Cyric leider nicht mehr retten konnte. Er war bereits tot.“
„Und alle Versuche, ihn wiederzubeleben schlugen fehl.“
„Es hat keine Versuche gegeben, Nerys.“
„Ja, aber ...“
„Es wäre sinnlos gewesen, Nerys. Als sie den Körper fanden, hatte die Leichenstarre bereits eingesetzt.“
„Aber wie ... wie kann denn das möglich sein?!“
„Doktor Bashir hat keine Erklärung. Ebenso wenig dafür, wo ein derart schmächtiger, zart gebauter Mann wie Jamil die Kraft hergenommen hat, um mit bloßen Händen die Stahlverkleidung seines Quartiers regelrecht zu zerfetzen. Es gibt auch keine Erklärung, weshalb die Tür sich nicht öffnen ließ. Wieso sie überhaupt verriegelt war. O’Brien und seine Leute haben sämtliche Systeme auseinandergenommen, ohne einen Grund für diese Fehlfunktion zu finden. Und dann ist da noch dieses seltsame Heulen, das Doktor Bashir und T’Para gehört haben wollen.“
„Ein Heulen? So wie von einem Tier?“
„Nein. Beide haben übereinstimmend ausgesagt, es hätte eher wie das Rauschen des Windes geklungen. Eines sehr starken Windes.“
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