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1.05 - Stumme Schreie

von Emony

In den Schatten lauernd

„Sei mir nicht böse, wenn ich dir das so direkt sage, Schätzchen, aber du siehst nicht gut aus“, meinte Gaila in ihrer ganz eigenen unverblümten Art, die Uhura tatsächlich zu schätzen gelernt hatte. Auch wenn sie diese vielleicht nicht gerade an diesem Morgen im selben Maß wie sonst schätzte. Gaila stand an jenem Morgen bereits fertig angezogen in dem gemeinsamen Zimmer vor ihr, die Hände in ihre Hüften gestemmt und musterte ihre Zimmergenossin kritisch.

Uhuras Laune war nicht gerade die Beste an diesem Morgen, daher ignorierte sie Gailas Kommentar über ihr Aussehen bewusst. Sie wandte sich wortlos ab, holte sich eine frische Uniform aus dem Wandschrank und drehte sich erst nach einigen weiteren Momenten zu der Orionerin um. „Ich konnte nicht sonderlich gut schlafen.“

„Ich hätte mit dir gekuschelt. Das hätte dich bestimmt beruhigt“, erinnerte Gaila sie an das, wie sie fand, überaus großzügige Angebot und zwinkerte dabei zweideutig.

Im Grunde wusste Uhura, dass Gaila lediglich versuchte sie aufzumuntern. Sie lebten inzwischen schon rund acht Monate zusammen und verbrachten viel Zeit miteinander. Gailas kleine Verführungsversuche nahm Uhura längst nicht mehr so ernst wie zu Beginn ihrer Freundschaft. „Das will ich nicht ausschließen, aber ich will dir auch keine falschen Hoffnungen machen. Ich glaube, dich gut genug zu kennen, um deine Angebote als nicht vollkommen selbstlos zu deuten.“

Gaila zuckte lässig die Schultern und band sich ihren roten Haarschopf lose am Hinterkopf zusammen. „Dann hätten wir eben beide was davon gehabt. Was soll’s … Der Zug ist raus, wie ihr Menschen so schön zu sagen pflegt.“

Darüber vermochte Uhura lediglich lächelnd den Kopf zu schütteln und ging an Gaila vorbei ins gemeinsame Badezimmer, um sich zu waschen. In weniger als fünfzehn Minuten begann bereits die erste Vorlesung. Ihr Spiegelbild bestürzte sie einigermaßen. Sie sah aus, als hätte sie tagelang nicht geschlafen. Dunkle Ringe umrahmten ihre Augen, ihre Haut wirkte fahl. Im Hintergrund sah sie durch den Spiegel, dass ihre Freundin gerade in die rote Jacke ihrer Kadettenuniform schlüpfte. Als sie ihr eigenes Spiegelbild wieder fokussierte, um sich dezent zu schminken, stand plötzlich die Frau von gestern Abend wieder neben ihr und starrte sie an. Ein schriller Schrei kam über Uhuras Lippen, als sie aus einem Reflex heraus zurückzuckte und dabei hart gegen den Türrahmen schlug.

„Liebes …“ Gaila war mit wenigen Schritten bei ihr und berührte ihren rechten Arm. Besorgnis stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie untersuchte sofort Uhuras Hinterkopf, als diese ihn sich rieb, ohne die Augen von dem Spiegel zu nehmen. „Was ist passiert?“, erkundigte sie sich, ehe sie einen Waschlappen nahm und diesen auf die offene Wunde presste. Zwischen den schwarzen Haarsträhnen ihrer Freundin quoll deutlich Blut hervor.

„Sie war wieder da“, hauchte Uhura ungläubig und starrte auf die Stelle neben dem Waschbecken, wo für einen Sekundenbruchteil die gespenstische Frau gestanden hatte. Die Lippen der Frau hatten sich zwar bewegt, aber Uhura konnte im Nachhinein nicht mehr sagen, ob sie tatsächlich zu ihr gesprochen hatte oder nicht, da sie über das plötzliche Erscheinen viel zu erschrocken war. Sie fühlte sich wie gelähmt, gleichzeitig spürte die das eigene Herzrasen und das Zittern ihrer Hände und Knie. Das Blut an ihren Fingern nahm sie nur am Rande wahr.

Gaila drehte sie an den Schultern zu sich herum, um ihr ins Gesicht sehen zu können. „Das fängt an, mich zu beunruhigen. Du solltest dir vielleicht eine Auszeit gönnen.“ In dem Versuch, ihre Freundin zu beruhigen, strich sie ihr zärtlich über die Wange.

Uhura schüttelte kaum merkbar den Kopf. „Ich brauche keine Auszeit. In ein paar Wochen sind die ersten Zwischenprüfungen. Ich kann mich jetzt nicht krankschreiben lassen.“ Sie sah Gaila fest in die Augen, um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen.

„Dann lass wenigstens nach deinem Kopf schauen“, bat Gaila und warf einen Blick unter den Waschlappen, um erneut mit kritischem Gesichtsausdruck Uhuras Hinterkopf zu begutachten.

„Mir fehlt nichts“, erwiderte Uhura stur, machte sich von Gaila los und presste nun selbst den Waschlappen an ihren Kopf. Sie realisierte erst jetzt, nach dem Schreckmoment, dass sie sich den Hinterkopf ziemlich stark am Türrahmen gestoßen hatte, ebenso auch ihre Schulter. Jetzt, da der Adrenalinschub verklang, begann ihre Schulter allmählich, zu pulsieren.

Für einen Moment forschte Gaila im Blick ihrer Freundin. „Aber du blutest. Stark sogar. Daher solltest du dich unbedingt auf eine Gehirnerschütterung hin untersuchen lassen. Im Kurs für Erste Hilfe haben wir doch gelernt, dass damit nicht zu spaßen ist. Womöglich hast du eine Gehirnblutung, oder …“

Uhura seufzte ergeben und Gaila schloss den Mund, den Wink verstehend. Uhura wusste, dass sie zu spät zum Unterricht kommen würde. Zu spät zu Spocks Unterricht. Sicher würde er dafür eine Erklärung verlangen. Und sie konnte sich nur allzu gut seinen kritischen Blick und die erhobene Braue vorstellen, wenn sie von ihrer unheimlichen Begegnung erzählen würde. Es erschien ihr so lächerlich. Gaila konnte jedoch sehr hartnäckig sein, daher beschloss Uhura, nachzugeben. „In Ordnung, ich lasse mich kurz durchchecken. Machst du derweil bitte Notizen für mich?“

Gaila lachte leise. „Träum weiter. Ich begleite dich. Wenn doch was ist, muss sich doch jemand um dich kümmern.“

Das hatte Uhura bereits befürchtet.

***

Gemeinsam warteten sie keine halbe Stunde später im Untersuchungsraum drei darauf, dass ein Mediziner Zeit für sie fand. Da es sich nicht um einen akuten Notfall im klassischen Stil handelte, konnte es durchaus dauern, bis sich jemand um sie kümmern würde. Gerade als Uhura die Geduld verlor und gehen wollte, um nicht noch mehr Unterricht zu versäumen, ging die Tür auf und niemand geringerer als Doktor McCoy betrat den Raum. Uhura drückte inzwischen eine Kompresse gegen die blutende Wunde, wie es ihr die Aufnahmeschwester geraten hatte. Der Waschlappen war, wie Uhura annahm, irgendwo im Müll gelandet.

„Ich habe Ihren Namen auf der Anmeldetafel gesehen, Kadett Uhura. Aber früher ging es leider nicht“, entschuldigte er sich und überflog das PADD in seiner Hand, das vermutlich ihr Aufnahmeformular enthielt. „Was ist passiert?“, fragte er nebenbei.

„Sie blutet stark am Kopf“, erwiderte Gaila an Uhuras Stelle und drehte ihre Freundin herum, so dass der Arzt sofort einen Blick auf ihren Kopf werfen konnte.

McCoy nickte lediglich und brummte etwas Unverständliches, ehe er das PADD beiseite legte, um die Hände frei zu haben. „Darf ich mal sehen?“ Er schob Gaila mehr oder weniger höflich zur Seite, da sie zwischen ihm und seiner Patientin stand. „Der Kopf ist in der Regel sehr gut durchblutet. Selbst kleinste Wunden können extrem bluten und sehen meist auf den ersten Blick schlimmer aus, als sie tatsächlich sind.“

Die Aussage beruhigte Uhura sofort und bestätigte sie in ihrer Annahme, dass es überflüssig gewesen war überhaupt zu kommen.

„Setzen Sie sich bitte“, bat McCoy. Uhura war zwar etwas kleiner als er, aber immer noch groß genug, dass er ihre Wunde nicht richtig ansehen konnte. Seine Patientin gehorchte und setzte sich auf die Diagnoseliege. Er nahm behutsam die Kompresse von der Wunde und sofort quoll frisches Blut aus dem Riss in der Hautschicht. „Das sieht oberflächlich aus. Ich werde die Wunde schließen. Das könnte ein wenig brennen.“ Er legte eine frische Kompresse auf die Wunde und bat Uhura nochmals, diese mit leichtem Druck zu halten. Indessen suchte er sich die medizinischen Instrumente heraus, die er für die Behandlung brauchen würde. „Sobald ich die Wunde verschlossen habe, würde ich dennoch gerne einen Scan von Ihrem Kopf machen.“

„Ist das wirklich nötig? Ich verpasse meinen Unterricht.“ Uhura drehte sich leicht zu ihm um.

McCoy schenkte ihr lediglich ein Nicken. „Das ist eine Sicherheitsmaßnahme, zu der ich verpflichtet bin, Kadett. Es wird auch nicht lange dauern. Und nun schauen Sie bitte wieder geradeaus, damit ich Ihre Verletzung behandeln kann.“

Uhura gehorchte und schloss resignierend die Augen. Was auch immer Doktor McCoy an ihrem Hinterkopf machte, es brannte wahnsinnig. Nur ein wenig war maßlos untertrieben und ganz typisch Arzt. Sie musste regelrecht die Zähne zusammenbeißen, um nicht zu jammern. Als er endlich fertig mit der Behandlung war, bitzelte die Stelle an ihrem Kopf ganz fürchterlich und sie war versucht zu kratzen, konnte sich aber vorstellen, dass der Arzt das nicht gutheißen würde und ließ es daher bleiben.

„Die Platzwunde ist versorgt“, ließ McCoy sie wissen, überprüfte ihre Pupillenreaktion und schien zufrieden zu sein. Zumindest sah er nicht besorgt aus, fand Uhura. „Legen Sie sich nun bitte auf die Liege, den Kopf Richtung Wand, damit ich Ihren Schädel und auch die Schulter untersuchen kann.“

Uhura folgte er Anweisung. „Kann ich was gegen die Kopfschmerzen bekommen?“ Das dumpfe Klopfen hinter ihren Schläfen, das direkt nach dem kleinen Unfall aufgetreten war wurde im Verlauf der Zeit stärker. Anfangs hatte sie es kaum wahrgenommen, doch inzwischen wurde es nahezu unerträglich.

„Ist Ihnen übel? Waren Sie bewusstlos oder leiden Sie unter Gedächtnisverlust?“, fragte McCoy weiter, während er die Diagnoseliege einstellte. „Ich gebe Ihnen nachher noch etwas gegen die Schmerzen.“

„Nichts davon“, entgegnete Uhura wahrheitsgemäß. „Nur die Kopfschmerzen werden schlimmer.“ Schlafmangel und sich den Kopf anschlagen war natürlich eine ganz wunderbare Kombination, um Kopfschmerzen auszulösen. Uhura bekam öfter Kopfschmerzen, wenn sie zu wenig Schlaf hatte. Das war nichts Neues für sie. Das Klopfen direkt hinter den Schläfen war jedoch selten so stark gewesen, wie es in diesem Moment der Fall war.

Gaila trat etwas näher ans Bett heran. „Und?“ Sie sah von ihrer Freundin zu dem Arzt.

„Alles in Ordnung. Keine Frakturen, kein Hirntrauma“, erklärte McCoy und sah dabei seine Patientin an, ohne Gaila übermäßig zu beachten. „Wie ist der Unfall überhaupt passiert?“

„Das war total blöd“, begann Uhura und setzte sich wieder auf, sobald McCoy es ihr gestattete. „Ich habe mich erschreckt und bin rückwärts gegen den Türrahmen des Badezimmers geknallt. Nicht der Rede wert.“

„Sie sieht Gespenster!“, mischte sich Gaila ein und fing sich prompt einen strafenden Blick von Uhura ein, der sie jedoch ziemlich wenig beeindruckte.

„Gespenster?“, hakte McCoy nach. Als Mann der Wissenschaft glaubte er selbstverständlich nicht an derartige Phänomene. „Bekommen Sie genügend Schlaf, Kadett?“

„Normalerweise schon“, nickte sie und wurde sich im selben Moment bewusst, dass sie schwindelte. Sie lernte oft bis spät in die Nächte hinein. Aber mit vier oder fünf Stunden Schlaf und einigen Tassen Kaffee kam sie dann doch immer über die Runden. „Nur gestern Nacht konnte ich gar nicht einschlafen.“

„Und warum nicht?“ McCoy räumte nebenbei die Instrumente wieder weg, sah jedoch immer mal wieder zu seiner Patientin.

Uhura zuckte die Schultern. „Es ist lächerlich. Meine Fantasie muss mit mir durchgegangen sein. Ich dachte etwas gesehen zu haben, aber …“

„Zweimal!“, warf Gaila dazwischen und biss sich direkt im Anschluss auf die Lippen. Wenn Uhuras Blicke töten könnten, wäre sie längst leblos zusammengebrochen.

Daraufhin zückte McCoy einen medizinischen Tricorder und scannte Uhuras Kopf erneut. „Ich kann nichts Ungewöhnliches feststellen. Haben Sie öfter Halluzinationen?“

„Selbstverständlich nicht“, erwiderte Uhura defensiv.

„Leiden Sie unter Stress? Brauchen Sie eine kleine Auszeit?“ McCoy wusste aus eigener Erfahrung, wie anstrengend das Leben an der Academy war. Nicht jeder kam mit dem geforderten Pensum klar. Er konnte selbst ein Liedchen davon singen. Daher konnte er die Orionerin auch gut verstehen, die sich große Sorgen um ihre Freundin zu machen schien. Allerdings versuchte McCoy keine Sympathie bei Gaila zu wecken, die diese womöglich ‚mal wieder‘ auf falsche Ideen bringen könnte.

„Es geht mir gut“, versicherte Uhura und bemühte sich fest zu klingen. „Eine Auszeit ist nicht nötig.“

McCoy nickte schlicht. „Dann bekommen Sie jetzt noch etwas gegen die Kopfschmerzen, ehe ich Sie aus der Krankenstation entlasse. Sollten Sie jedoch weiterhin unter Halluzinationen leiden, möchte ich Sie bitten, wieder vorstellig zu werden.“

Uhura nickte langsam. „Einverstanden. Danke, Doktor McCoy.“

***

Spock saß bereits wartend auf der Bank und nahm sein Mittagessen zu sich. Uhura näherte sich zögerlich und setzte sich dann wortlos und in gebührendem Abstand neben ihn. Sie holte ihr eigenes Mittagessen hervor. Spock gönnte sich an diesem Mittag einen Obstsalat, wie Uhura bemerkte. Darauf hatte sie plötzlich größeren Appetit als auf ihren eigenen Nudelsalat, den sie sich eben erst aus der Mensa besorgt hatte.

„Ich habe die Bescheinigung für Ihren Besuch auf der Krankenstation vorhin erhalten. Ich habe Sie heute Morgen vermisst“, begann er ohne Umschweife das Gespräch und sah sie direkt an. „Nichts Ernstes, wie ich hoffe.“

Uhura schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Nur eine kleine Platzwunde, kaum der Rede wert“, erklärte sie und schob sich eine Gabel voll Nudeln in den Mund. Der Geschmack von sauren Gurken und roten Paprika, mischte sich zu Mayonnaise und den Nudeln. Der Salat schmeckte nicht übel, hätte aber noch einige Gewürze vertragen. Sie schielte fast etwas neidisch auf Spocks Obstsalat. Es dauerte einen langen Moment, ehe sie Spocks erhobene Brauen bemerkte, was bei ihm ein Zeichen von Besorgnis war, wie sie gelernt hatte. „Mir wurde versichert, dass es nicht schlimm ist“, fügte sie ergänzend hinzu. Und das Schmerzmittel, das McCoy ihr verabreicht hatte, wirkte seit Stunden zuverlässig.

„Das ist beruhigend“, gab Spock zur Antwort, spießte eine halbe Erdbeere und eine Kiwischeibe auf die Gabel und schob sich diese in den Mund. Er bemerkte, dass Uhura regelrecht an seinen Lippen hing und wusste zunächst nichts mit dem Blick anzufangen. Als ihre Augen dann seiner Hand folgten, während er erneut einige Früchte aufspießte, dämmerte es ihm. Ohne darüber nachzudenken, streckte er den Arm aus und hielt ihr die Gabel entgegen. „Möchten Sie versuchen? Mir ist er fast etwas zu intensiv im Geschmack.“

Für einen Augenblick verschlug es Uhura die Sprache, dann lehnte sie sich Spock ein wenig entgegen und ließ zu, dass er sie mit dem Obst fütterte. Der Obstsalat schmeckte himmlisch fruchtig und süß und war keineswegs zu stark im Geschmack. Nicht nach ihrem Empfinden.

Spocks Mundwinkel zuckten für einen allzu flüchtigen Moment. Uhura hätte es fast nicht bemerkt, doch dann erwiderte sie das Lächeln. „Lecker“, ließ sie ihn wissen. Spock sah sich um. Und als er sicher war, dass niemand sie beobachtete, bot er Uhura erneut eine Gabel voll Obst an.

„Möchten Sie vielleicht tauschen?“, bot sie ihm an und hielt ihm den Nudelsalat hin. „Der ist sehr herzschonend zubereitet.“

„Herzschonend?“

Das Wort ‚fade‘ wollte sie ungern verwenden, da es einen negativen Nachklang besaß. Der Nudelsalat schmeckte durchaus gut, war aber nur minimal gewürzt und würde womöglich eher Spocks Geschmack treffen, als ihren eigenen. „Mild gewürzt“, erklärte sie daher und Spock nickte.

Nicht, dass sie sich nicht gerne weiter von ihm füttern ließe. Aber das Risiko dabei entdeckt zu werden, war nicht unbedingt gering. Sie wollte nicht riskieren, die Treffen mit ihm einstellen zu müssen, selbst wenn sie stets heimlich stattfanden. In seiner Gegenwart fühlte sie sich geborgen und wohl. Sie vergaß sogar die letzten Vorkommnisse und wünschte sich, die Mittagspause würde länger andauern. Nach dem gemeinsamen Essen trennten sich ihre Wege jedoch wieder. Und da Freitag war, würde sie Spock zwei volle Tage nicht sehen können. Sie vermisste ihn schon jetzt.

„Also dann“, sagte sie schließlich und erhob sich. „Danke für den Obstsalat.“

Spock stand ebenfalls auf, zog die Uniform straff und räusperte sich. „Ich wollte Sie noch etwas fragen.“

Uhura sah ihn verwundert und neugierig zugleich an. „Und was?“

Spock zögerte, was ungewöhnlich für ihn war. Sie konnte ihm deutlich ansehen, dass er mit sich selbst rang. „Ich würde Sie sehr gerne wiedersehen.“

Das war keine Frage, überlegte Uhura. „Ja, am Montag“, erwiderte sie nichtsdestotrotz.

„Morgen?“, kam es Spock über die Lippen.

Uhura hätte schwören können, dass er nervös wurde. Sie hatte ihn nie zuvor nervös erlebt. Ihn von dieser Seite zu sehen, gefiel ihr, schmeichelte ihr sogar. Sie war schließlich nicht dumm und wusste genau, worauf er hinaus wollte. „Wann und wo?“ Ihr Herz machte einen kleinen Freudensprung, in Erwartung auf die Verabredung mit ihm.

„Wir könnten uns hier treffen“, schlug er vor, „aber ich würde Sie gerne zum Abendessen ausführen. Ich kenne ein ausgezeichnetes vegetarisches Restaurant in der Stadt. Es ist etwas abgelegen und …“

„… sicher“, ergänzte sie für ihn, da er zögerte. „Das hört sich toll an. Gegen sechs Uhr?“

„Perfekt“, nickte er und einmal mehr hätte Uhura schwören können, dass der Ansatz eines Lächelns an seinen Mundwinkeln zupfte.

Sich in vollkommener Sicherheit wähnend, merkte keiner von beiden, dass sie nicht annähernd so allein im Arboretum waren, wie sie vermuteten. Im Schatten einer großen, alten Weide stand jemand und beobachtete das ungleiche Paar. Und das auch nicht zum ersten Mal, sondern seit geraumer Zeit immer wieder. Zorn schwoll in seiner Brust an, als er das Paar beobachtete, das sich täglich näher kam. Er konnte nicht verstehen, was die beiden zueinander sagten, doch das brauchte er auch nicht. Ihre Körpersprache war eindeutig. Was sich vor seinen Augen abspielte, war ganz und gar verboten, widerlich und so unnatürlich. Er musste etwas dagegen tun. Möglichst bald sogar!
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