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Sturm 9.11 - Im Schein einer Kerze

von Gabi

II - Kerzenlicht

Es dauerte einen Augenblick, bis sich seine Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten. Der Kopf tat ihm weh, von seinem Nacken über die linke Schulter zog sich ein brennender Schmerz, und wenn er vorsichtig mit der rechten Hand danach tastete, spürte er etwas Feuchtes, Klebriges, was er sich gar nicht näher ansehen wollte, von dem er jedoch annahm, dass es sich um sein eigenes Blut handelte. Wenn er die Hand stattdessen hinter sich brachte, um sich abzustützen, berührte er eine warme, auf gewisse Weise organisch wirkende Oberfläche, die ihm noch wesentlich suspekter war. Der gesamte Raum, in dem er sich befand, erinnerte ihn in seiner Wärme und weicher Wandbeschaffenheit eher an das Innere eines riesigen Organismus als an ein Gebäude. Er wollte nicht zu viel Kontakt mit dem Material haben, doch er fühlte sich momentan noch zu schwach, um sich aufzurichten.

 

Der Kai zog die Beine an, schlang die Arme darum und legte den Kopf darauf ab, um sich für einen Moment zu sammeln. Während er die Augen geschlossen hielt, versuchte er sich ins Gedächtnis zu rufen was geschehen war. Bruchstückhaft kehrte die Erinnerung zurück: Die Wandelhalle, ein angenehmer Geruch, ein ruhiger Abend, flackernde Kerzen, ein Schatten … Er hob den Kopf. Da war ein Schatten gewesen. Er hatte nachsehen wollen, wer sich außer ihm noch in der Halle befand, und dann hatte ihn jemand von hinten niedergeschlagen und … hierher … gebracht.

 

Was war dieses Hierher? Er befand sich eindeutig nicht mehr im Kloster. Die Kammer, in der er saß, wies keine rechten Winkel auf, alles war abgerundet, Wände und Pfeiler schienen von der Decke auf den Boden zu fließen. Das Material hatte einen dunkelroten bis schwärzlichen Ton, es erinnerte ihn spontan an eine offene Wunde, an rohes Fleisch. Woher das schwache Licht stammte, war nicht auszumachen, doch die indirekte Beleuchtung half kein bisschen dabei, den Eindruck von organischer Materie zu mindern.

 

Kai Sarius schüttelte sich ein wenig. Er hatte das Gefühl, sich in einem gigantischen Magen zu befinden und darauf zu warten verdaut zu werden. Abermals schloss er die  Augen und versuchte sich in ein beruhigendes Zwiegespräch mit den Propheten zu versenken. Es war schwerer als er gedacht hätte.

 

Als er schließlich eine Litanei schweigend gebetet hatte, fühlte er sich gestärkt genug, um  abermals die Augen zu öffnen. An seiner Umgebung hatte sich nichts verändert, doch er fühlte sich wieder soweit bei Sinnen, dass er es wagte sich aufzurichten. Ein kurzzeitiges Schwindelgefühl ließ ihn schwanken, dann stand er fest auf den Füßen. Er atmete einmal tief durch, was er jedoch sogleich bereute. Auch die Luft hatte eine unangenehme, abgestandene feuchtwarme Qualität.

 

Er musste herausfinden, wo er war, und er musste herausfinden, wie er wieder herauskam. Jemand hatte ihn hierher verschleppt, jemand, dem sicherlich nicht daran gelegen war, dass er einfach hier herumspazierte. Den Umstand, dass er nicht gefesselt war, führte er darauf zurück, dass sein Kidnapper wohl angenommen hatte, dass er längere Zeit bewusstlos sein würde. Oder aber es bedeutete, dass er sich in einem geschlossenen Raum befand, aus dem es ohnehin kein Entkommen gab.

 

Das leise saugende Geräusch ignorierend, das seine Stiefel hinterließen, wann immer er sie vom Boden hob, begann er vorsichtig die Kammer abzuschreiten. Eine deutliche Raumecke war nicht auszumachen, keine geometrische Form, an der er sich orientieren konnte. Es war, als würden Rundkammern um Rundkammern ineinander übergehen wie in einem unförmigen Labyrinth.

 

Nach zweien der amorphen Pfeiler eröffnete sich ihm ein Anblick, bei dem er den aufkommenden Schrei nur mit der fest auf den Mund gepressten Hand unterdrücken konnte.

 

Von der Decke hing eine Gestalt. Sie war an den Füßen mit einem Band gefesselt, das wie ein langer dünner Auswuchs des allgemeinen Umgebungsmaterials schien. Die Fingerspitzen baumelten wenige Zentimeter über dem Boden, der Körper war vom Schambein bis zur Halskuhle aufgerissen und ausgeweidet worden, das Gesicht von Krallenspuren entstellt. Lediglich die in Fetzen herunterhängende zinnoberrote Robe ließ erkennen, dass es sich um einen Prylar gehandelt hatte. Es war dem Kai nicht möglich die Identität festzustellen, einen näheren Blick wollte er jedoch auch nicht auf das arme Geschöpf werfen.

 

Die Hand immer noch vor den Mund gepresst, lehnte er sich an die nächste erreichbare Wand und versuchte, sowohl den Puls als auch die Atmung wieder in den Griff zu bekommen. Ihm schwindelte von der eigenen Verletzung und dem prophetenlästernden Anblick eines der ihm Anvertrauten.

 

Die Entführung aus politischen oder ideellen Gründen, die er sich als Erklärung zurecht gelegt hatte, versank im Hintergrund seines Bewusstseins. Hier ging es um das nackte Überleben, um einen kranken Geist, der Bajoraner verschleppte, um sich daran zu laben.

 

Sarius wandte den Kopf zur Seite, um dem Anblick zu entgehen, der seine Augen in perverser Weise magisch anzog. Wahrscheinlich war er selbst lediglich deswegen noch am Leben, weil das Wesen, das hier hauste, momentan satt war.

 

War der Gedanke an Flucht bislang eine wünschenswerte Vorgehensweise gewesen, änderte er sich nun zur tödlichen Notwendigkeit. Hastig huschte sein Blick umher, wobei er versuchte das Offensichtliche vor sich zu ignorieren.

 

Sarius stieß sich schließlich von der Wand ab und trat an die Seite des geschändeten Prylars, wo er den offenen Körper nicht so deutlich erkennen konnte. Dann legte er ihm behutsam eine Hand auf eine kleine noch intakte Stelle der Haut und sprach ein leises Gebet für das pagh des Geistlichen. Erst als er das beendet hatte, raffte er seine Robe und eilte mit ausholenden Schritten der nächsten Kammereinheit entgegen.

 

Mit Entsetzen realisierte er, dass nun nicht mehr nur das Geräusch seiner eigenen Stiefel zu vernehmen war.

 

* * *

 

„Irgendwas … war irgendetwas anders als sonst?“ Kiras drängender Ton schien die beiden Geistlichen ein wenig einzuschüchtern, doch sie achtete nicht darauf. Der Drang, endlich einen Anhaltspunkt dafür zu finden, was geschehen war, war zu stark.

 

Gaheris unterstützte sie in dieser Angelegenheit mit aller Kraft. „Waren vielleicht Kissen von den Bänken gefallen? Oder ein anderer Gegenstand umgestürzt …“ Er zögerte. Es gab in der Wandelhalle nicht viel, das bei einem vermeintlichen Kampf hätte umgeworfen werden können.

 

Prylar Ranaash wirkte ein wenig schuldig, weil er so wenig Hilfreiches beitragen konnte. „Die Halle wirkte wie immer. Ein paar Kissen haben wir zurechtgelegt, aber das ist jeden Abend so, wenn sie unter tags oft benutzt worden sind …“

 

„… wir mussten einen der Leuchter wieder an den richtigen Platz rücken“, bot die Akolythin Sengar als einzige andere Möglichkeit an. „Der stand vom morgendlichen Putzen noch falsch.“

 

Kira schloss den Mund wieder, den sie bei der ersten Hälfte des Satzes geöffnet hatte. Dann setzte sie noch einmal an. „Der Kerzenständer kann nicht von einem Handgemenge verrückt worden sein?“, hakte sie sicherheitshalber doch noch nach.

 

Sowohl Prylar als auch Akolythin schüttelten den Kopf. „Der stand seit gestern Morgen an der falschen Stelle.“

 

„Die Leuchter sind so schwer, dass sie bei einem Kampf mit viel Kraftaufwand vielleicht umgeworfen, aber sicherlich nicht verrückt werden könnten.“

 

Kira seufzte. Die Information brachte sie nicht weiter. Vedek Alenis hatte recht. Diese beiden Zeugen konnte auch kein Licht in die Angelegenheit bringen.

 

„Um welchen Leuchter handelte es sich denn?“, wollte Gaheris wissen, doch es war ihm anzusehen, dass er die Frage nur stellte, weil ihm momentan nichts anderes mehr einfiel.

 

Der Prylar ging ein paar Schritte in die Mitte der Halle und legte die Hand an einen der aufwändig ornamentierten, massiven Kerzenständer. „Der hier.“ Sein Finger deutete anklagend zu Boden. „Man kann die Schleifspuren noch sehen. Ich sag es den jungen Dingern immer wieder, dass sie um die Leuchter herum putzen sollen. Das macht den Boden kaputt …“ Er hielt inne, als ihm bewusst wurde, wie belanglos er im Licht ihres eigentlichen Problems daherredete. „Verzeihen Sie. Ich … wir sind alle nervös. Sie werden seine Eminenz doch wieder finden, nicht wahr?“ Damit wandte er sich direkt an Lieutenant Gaheris.

 

Kiras Augenbrauen hoben sich ein weiteres Mal. Jeder hier im Kloster schien den Wissenschaftler für zuständig in Sachen Kai zu halten.

 

„Wir werden ihn finden.“ Gaheris’ Stimme schien vor allem ihn selbst in Sicherheit wiegen zu wollen.

 

„Vielen Dank für Ihr Kommen“, entließ Kira die beiden Geistlichen.

 

„Und jetzt?“

 

Kira blickte sich abermals im Raum um. „Lassen Sie uns den Boden in der Mitte der Halle scannen. Ich glaube, die Untersuchungen haben sich bislang vor allem auf die möglichen Fluchtpunkte der Fenster beschränkt.“

 

Gaheris nickte eifrig. „Eine gute Idee. Vielleicht finden wir irgendwas, was doch auf ein Handgemenge hinweist. Blut, Haare … irgendwas.“

 

„Ich werde Ihnen etwas zu essen und trinken besorgen“, ließ sich Prylar Kenan vernehmen, der sich nun, nachdem er die beiden diensthabenden Geistlichen herbeigebracht hatte, wieder einer Tätigkeit beraubt sah.

 

Kira lächelte ihm freundlich zu. „Eine sehr gute Idee, Prylar. Ich fühle mich durstig.“

 

Kurz darauf waren die beiden Offiziere alleine in der Halle. Eine Zeitlang scannten sie schweigend den Boden, wobei jeder von ihnen unbewusst in den immer enger werdenden Kreisen von beiden Seiten auf den verschobenen Kerzenständer zu hielt. Als sie dort angekommen waren, hoben sie die Köpfe und blickten sich verwundert, und auch ein wenig peinlich berührt, an.

 

„Der war bereits verschoben, als der Kai hier herein kam“, versuchte Kira die im Raum hängende Vermutung zu entkräften.

 

Gaheris ließ den Scanner am Kerzenständer hinauf zu der nebenstehenden Säule wandern. „Hier! Hier befinden sich tatsächlich Rückstände von Blut!“, rief er hektisch aus.

 

„Da kann sich jemand den Finger aufgerissen haben …“, wollte Kira den Enthusiasmus ein wenig bremsen.

 

„Nein … es ist das Blut von Haz… vom Kai!“

 

„Und woher wollen Sie das wissen?“ Kira trat an ihren Wissenschaftsoffizier heran und blickt über dessen Schulter auf die Tricorderanzeige. Er hatte dort tatsächlich die medizinischen Daten von Sarius Haznar aufgelistet.

 

„Wie kommen Sie an …“

 

„Lange Geschichte, aber jetzt nicht von Bedeutung.“ Gaheris‘ Wangen hatten sich vor Aufregung zu röten begonnen. „Vielleicht finden wir hier auch Biowerte von einem möglichen Angreifer. Er ließ Zentimeter um Zentimeter des Sandsteins einscannen.

 

„Lieutenant! Wenn wir das hier hinter uns haben, sind Sie mir eine Erklärung schuldig“, beschloss Kira das Verhalten ihres wissenschaftlichen Leiters nicht weiter zu ignorieren.

 

„Ja, ja natürlich … wenn wir ihn wieder gefunden haben.“ Er blickte kurzzeitig auf. Der Schmerz in seinen hellen Augen saß so tief, dass Kira jede weitere Bemerkung hinunterschluckte. Stattdessen gab sie dem Impuls nach, ihm die Hand auf die Schulter zu legen. „Wir finden ihn, wir finden ihn auf jeden Fall.“

 

„Wir müssen ihn finden“, murmelte Gaheris. Er starrte die Anzeige auf dem Tricorder so intensiv an, als ob er dadurch das Ergebnis beeinflussen könne. Die Blutspuren waren nur wenige, was ihn erleichterte, ansonsten ergab der Scan eine unentwirrbare Vielzahl an bajoranischer DNA. So viele Personen waren hier im Lauf der Tage vorbeigekommen, hatten auf ihren gemächlichen Runden durch die Wandelhalle die eine oder andere Säule berührt oder gestreift. Falls sich hier irgendein Hinweis auf den möglichen Täter befinden sollte, war er nicht zu isolieren.

 

Dann blinkte die Anzeige auf.

 

„Colonel!“ Gaheris justierte den Scanner feiner.

 

Kira, die ebenfalls die Anzeige beobachtet hatte, war das Signal nicht entgangen. Der Tricorder hatte aus der Gesamtheit der gesammelten Daten eine Information isoliert, die er als nicht-bajoranisch einstufte. Das an sich war nicht weiter ungewöhnlich, denn es geschah des Öfteren, dass hier im offiziellen Teil des Klosters Gäste von außerhalb Bajors weilten. Das Ungewöhnliche jedoch lag in der kleinen, rot blinkenden Zeile, mit welcher das Gerät vermeldete, dass es diesen DNA-Bestandteil keiner in den Datenbanken vorhandenen Spezies zuordnen konnte.

 

„Hier war jemand, der nicht hier her gehört!“, bemerkte Kira schließlich in die entstandene Stille.

 

„Und er muss gut getarnt oder verkleidet gewesen sein“, fügte Gaheris hinzu. „Wie sonst konnte er unerkannt inmitten der Geschäftigkeit des Klosters umhergehen?“ Er gab eine neue Scan-Routine ein und begann dann langsam den Tricorder zu schwenken. „Ich habe die DNA-Fragmente isoliert und überprüfe jetzt den Raum erneut.“

 

Kira nickte. „Schicken Sie mir die Scan-Parameter rüber. Ich nehme mir damit noch einmal die Fensterbänke vor, um zu sehen, ob diese Person auf diesem Weg ins Kloster gelangt ist.“

 

Nach erfolgter Datenübertragung begann die Bajoranerin sich ein weiteres Mal konzentriert entlang der beiden äußeren Längswände der Wandelhalle zu bewegen.

 

Nach etwa zwanzig Minuten hatten beide Offiziere ihre Untersuchung abgeschlossen. Sie setzten sich auf die Kissen einer Fensternische, synchronisierten die beiden Tricorder und ließen dann eine Übersicht aus den ermittelten Daten aufbauen. Sie betrachteten das entstehende Bild einen Moment schweigend.

 

„Das kann nicht sein“, äußerte Gaheris schließlich das laut, was beiden durch den Kopf ging. Die Spuren waren sehr schwach gewesen, doch gut abgrenzbar von den vornehmlich bajoranischen Biosignalen im Saal. Beide Fensterreihen waren frei davon, ebenso die Bereiche um den Nord- und Südeingang. Ein paar vereinzelte Spuren fanden sich in der Halle, stets in der Nähe der Sandsteinsäulen, die höchste Konzentration jedoch lag genau an der Stelle, an der Gaheris sie zu Beginn isoliert hatte.

 

Beide Offiziere hoben den Kopf und starrten den massiven Leuchter an. Wie stets war die Kerze entzündet und die Flamme flackerte unschuldig.

 

„Der Einsatz eines Transporters ist überprüft worden?“, erkundigte sich Gaheris sicherheitshalber.

 

„Der Einsatz ist überprüft worden und war negativ“, bestätigte Kira.

 

Abermals wurde beider Blick von der Flamme angezogen. Sie konnten es sich nicht erklären, warum es nicht die Steinsäule war, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern die Kerze. Kira spürte, wie sich ihr die Nackenhaare aufstellten, obwohl die Mittagssonne warm auf ihren Rücken schien. Sie verspürte den Drang etwas absolut Irrationales vorzuschlagen und kämpfte dagegen an, um sich vor ihrem wissenschaftlichen Leiter nicht lächerlich zu machen.

 

Ihre Erleichterung war immens, als es Gaheris war, der schließlich den Vorschlag äußerte: „Colonel … lassen Sie uns den Leuchter verschieben …“ Sein Blick machte deutlich, dass er eine entsprechende Zurechtweisung ob dieses Ansinnens erwartete.

 

Stattdessen erhob sich Kira von dem Sitzkissen, atmete einmal tief durch und ging dann auf den Kerzenständer zu. „Lassen Sie uns den Leuchter verschieben.“

 

Es war in der Tat einiges an gemeinsamer Kraft nötig, bis sie den Schleifspuren auf dem Steinboden folgend den massiven Gegenstand wieder dorthin gerückt hatten, wo er sich beim Verschwinden des Kai befunden hatte. Jeweils eine Hand am kühlen Metall blickten sie sich um. Die erwartete Veränderung blieb aus.

 

Abermals trafen sich ihre Blicke in dieser Mischung aus Verwunderung und Peinlichkeit, die auf gewisse Weise sinnbildlich für ihre Untersuchung geworden war. Kira deutete auf Gaheris‘ Tricorder. Er nickte und aktivierte das Gerät. Warum Kira nicht ihren eigenen nahm, vermochte sie nicht zu sagen, der gesamte Moment erschien unwirklich.

 

„Ich …“ Gaheris‘ Stimme brach wieder ab. Er starrte das Display an. Kira war mit einem großen Schritt neben ihm. „Colonel, das …“ Sie konnte es selbst sehen: direkt vor ihnen hatte sich etwas aufgebaut, das die Grenzen der Sensoren sprengte und als helle Darstellung den gesamten Monitor einnahm.

 

Ihr eigener Tricorder entglitt den Fingern und fiel klappernd neben ihr auf den Steinboden, doch Kira merkte es nicht einmal. „Was ist das?“, hauchte sie.

 

Gaheris regelte die Feineinstellung um etliche Potenzen zurück, bis sich der Scanner im gröbsten Bereich befand. Dann erst nahm die Energiedarstellung auf dem Display eine halbwegs identifizierbare Form an. „Das sieht aus wie ein Spalt.“ Er blickte auf, sah nichts außer der Steinsäule, vor der sie standen, und schaute dann wieder auf den Tricorder, der unbeirrbar eine Veränderung nahezu kosmischen Ausmaßes anzeigte.

 

„Und wo ist der?“ Auch Kira blickte sich um. „Vor allem, was ist er?“

 

„Es muss bei der Säule sein“, beharrte Gaheris. Er trat einen Schritt vor.

 

„Wir müssen das sofort General Ontkean mitteilen.“ Kira starrte seinen Rücken an, während der Mann sich der Säule näherte. „Lieutenant! Was machen Sie da?!“

 

Gaheris hatte die freie Hand gehoben und berührte nun den Sandstein. Statt sich wie erwartet auf das grobe Material zu legen, glitten die Finger durch die äußere Schicht hindurch, als ob es sich bei der Säule lediglich um eine holographische Darstellung handelte.

 

„Gaheris, stopp! Wir müssen Verstärkung holen!“ Kiras Ruf erreichte sein Ohr, nicht jedoch sein Herz.

 

„Haz ist da drin, ich bin mir ganz sicher.“ Angst und Hoffnung zugleich vermischten sich in seinen Worten. Er ging einen weiteren Schritt nach vorne. Nun war der Arm bereits bis zum Ellbogen im Stein verschwunden. Mit der nächsten Bewegung würde sein Fuß unbekanntes Terrain betreten.

 

„Lieutenant! Bleiben Sie stehen!“ Kira hastete ihm nach, packte ihn an der Schulter um ihn zurückzuhalten.

 

Da setzte Gaheris‘ Fuß innerhalb der Säule auf und fand keinen Halt. Das unerwartete Fehlen eines Bodens, sowie der vorwärtsstrebende Impuls seines Körpers ließen Gaheris das Gleichgewicht verlieren. Mit einem erschrockenen Ausruf stürzte er in die Säule und riss Kira mit sich.

  

 

Einige Zeit später betrat Prylar Kenan mit einem Tablett und einem großen Krug Wein die Wandelhalle. Als er niemanden dort bemerkte, lenkte er die Schritte auf den Nordeingang zu, um die Mahlzeit in die Einsatzzentrale zu bringen, wo sich die beiden Deep Space Nine Offiziere sicherlich aufhielten.

 

 

Noch ein paar Minuten später schritt eine kleine Gruppe Geistlicher, die auch in diesen Stunden der Verunsicherung ihrer Arbeit nachgingen, durch die Halle. Eine von ihnen bemerkte, dass der Leuchter schon wieder falsch stand. Mit ärgerlichen Äußerungen schoben sie ihn wieder an den angestammten Platz zurück. Einem weiteren Mitglied der Gruppe fiel der Sternenflottentricorder auf, der auf dem Boden lag. Er hob ihn hoch und machte sich ebenfalls zu den Räumlichkeiten auf, in denen sich das Militär eingerichtet hatte.

 

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