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Eine ultimative Waffe

von Harald Latus

Kapitel 1

Es war bereits dunkel, als Chakotay sein Schiff verließ.
Die Val Jean war am Boden. Wieder einmal.
Schon kurz nach der Reparatur der Energiewandler hatten sich wieder neue Probleme ergeben, die das kleine Schiff zu einem Stopp am Boden zwangen.
Mehrere EPS- Energierelais waren bei hektischen Ausweichmanövern durchgebrannt und mussten dringend ersetzt werden, was bereits die vierte Reparatur in zwei Wochen bedeutete.
Dabei hatte Chakotay versprochen, dass die Siedler auf Relaris 3 die Frachtgüter erhielten, die er in einem Schuppen gelagert hatte, der nur zwei Straßen von hier in einer stillgelegten Einrichtung des Raumhafens lag.

‚Raumhafen’ war eine sehr hochtrabende Bezeichnung für dieses heruntergekommene Loch, dass sich Siedlung nannte und als Handelszentrum gelten wollte. Hier gab es jede Menge Dreck, aber nur wenige wirkliche Siedler, dafür aber um so mehr Händler und Abschaum den Chakotay bereits auf mehrere hundert Meter mit verbundenen Augen erkannte.
Diese letzte Welt die nach dem neuen Grenzverlauf noch zur Föderation zählte lockte, die Geschäftemacher an, wie das Licht die Motten.

Nichts war auf dieser Welt übrig geblieben von dem Pioniergeist, eine neue Welt zu besiedeln und urbar zu machen. In diesem Randgebiet gab es nur noch Verlierer die sich entweder mit Schmuggel, Reparaturleistungen oder als Söldner einen Hungerlohn verdienten, oder aber sich dem Maquis anschlossen, was immer wieder dazu führte, dass Patrouillen der Sternenflotte durch die Siedlung streiften, auf der Suche nach Angehörigen des Maquis. Doch hier gab es nur Menschen die ihre Hoffnung verloren hatten, Menschen die ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten, Menschen, die sogar Ihren Glauben verloren hatten.
Aber halt, es waren nicht alles Menschen. Nein wenn man es genauer betrachtete waren es Humanoide unterschiedlicher Rassen, die sich hier eine neue Existenz aufbauen wollten. Doch durch die Verträge der Föderation mit der Cardassianischen Union kam plötzlich die Wende.

Aufstrebende Siedlungen, die jahrzehntelange Entwicklung hinter sich hatten wurden verlassen und zerfielen zu Staub. Auf vielen Welten, die nun zu den Randgebieten der Föderation zählten fand man diese Geisterstädte, in denen sogar an und an noch jemand hauste, weil er nicht weggehen wollte.
Wer konnte, versuchte sein Glück auf einer anderen Welt, oder gar in der ehemaligen Heimat. Andere schlossen sich Widerstandsgruppen an, egal welche Gruppierung es war, der klare Feind war immer Cardassia. Doch viele hegten auch einen Groll auf die Sternenflotte, die diesen neuen Grenzverlauf gebilligt und Vertraglich festgeschrieben hatte.

Der Planet lag am Rande der entmilitarisierten Zone, kurz EMZ genannt und hatte vor nicht allzu langer Zeit schon bessere Tage gesehen.
Aber immerhin war dies die letzte Station vor der EMZ, auf der man auch noch mit Waffen und ähnlichen Gütern Handel treiben konnte. Dafür waren die Preise jedoch astronomisch hoch, denn die Händler versuchten immer einen Risikoaufschlag durchzusetzen, wobei das Risiko weniger bei den Händlern lag sondern eher bei den Käufern, die oft mit gebrauchten oder schlechten Waren vorlieb nehmen mussten.

Chakotay, als Führer einer Widerstandszelle, wusste aber auch, dass er sich nicht auf einem normalen und öffentlichen Flottenstützpunkt der Föderation sehen lassen durfte. Viel zu schnell wäre man dahinter gekommen, dass er dem Maquis angehörte und das wäre das Ende dieser Laufbahn gewesen.

Er drehte sich um und sah das Schiff voller Mitleid an, das in der beginnenden Dämmerung dunkel und ein wenig traurig am Boden hockte. Es hatte sicher schon bessere Zeiten erlebt, die nicht spurlos an ihm vorüber gegangen waren.
Gut, er hatte dem alten Halunken vor einiger Zeit dieses Schiff abgekauft, na ja, eher bei einem Spiel abgeschummelt, aber er war sich sicher, dass auch Dieser es nicht auf normalem Wege an sich gebracht hatte, die Besitzdokumente besaßen einige sehr dubiose Passagen und nicht alle Dateneinträge sahen original aus.
Aus den Unterlagen ging hervor, dass es einmal die SS Zola gewesen sein musste. Diesen Namen hatte er als erstes geändert und den Transpondercode durch einen Anderen ersetzt. Aber die Val Jean, wie sie jetzt hieß, war inzwischen gute 39 Jahre alt und das bekam er immer wieder zu spüren.

Nach jedem Einsatz musste er irgendwelche Teile ersetzen, die den Geist aufgegeben hatten und da es meist auch an Latinum fehlte, versuchte man sich durch Gegengeschäfte oder kleinere Gefallen über Wasser zu halten.
Dabei versuchte Chakotay immer noch den alten Geist aus Pionierstagen und das Credo der Sternenflotte aufrecht zu erhalten, welche diejenigen versorgte, die in Not geraten waren.
Man versorgte die Siedler in der EMZ mit Gütern, die weder von der Föderation, noch von den Cardassianern rechtzeitig beigebracht werden konnten.
Das Leben im Maquis bestand nicht nur aus Kampf gegen die verhassten Cardassianer, sondern zu einem großen Teil auch aus humanitärer Hilfe
Auf diese Weise hatte er sogar schon viele neue Gefolgsleute für den Maquis akquirieren können.

Als Mensch mit indianischer Abstammung war er aufgrund der Lebensweise seines Volkes immer sehr verbunden mit der Natur. So lag es ihm noch immer im Blut, das Wetter gut zu kennen.
Ein Sturm zog auf, wie so oft in dieser Gegend, auch wenn dies an der Wolkenbildung und der tiefstehenden Sonne noch nicht zu erkennen war.
In wenigen Stunden würde hier der trockene Sand und Staub über die Landeflächen fegen und die Händler auf dem Markt würden ihre Buden schließen und ihre Zelte wieder abbrechen. Soviel war sicher.
Seska kam aus der Laderaumluke heraus und schlenderte zu Chakotay.
In ihrer Hand hielt sie ein rundes zylindrisches Etwas, knapp einen halben Meter lang und armdick, aus dem zahlreiche Drähte herausragten, die sicherlich einmal ordentlich aufgewickelt waren, wie es sich für eine Spule gehörte.
„Hier!“, sie hielt ihm das Bauteil hin, „Die Konverterspulen sind nur noch Schrott. Vier Energierelais haben wir auch schon wieder ersetzen müssen, wenn das so weitergeht, wird der Kasten nur noch durch Dreck und Spucke zusammengehalten.“

„Naja, so schlimm wird’s schon nicht sein.“, sagte er milde, aber er sah in Seskas kritischem Blick, dass es ihr wirklich ernst war.
„Chakotay, wenn wir die nicht ersetzen, dann kommen wir nicht mehr vom Boden weg, oder es wird ein kurzer Flug ins Nirgendwo!“, erwiderte sie ärgerlich.
Sie hob den Arm und schleuderte das defekte Bauteil in hohem Bogen weg, wo es am Rande des Landeplatzes im Staub aufschlug, noch einige Meter kullerte und dann an einem verdorrten Grasbüschel liegen blieb.
Chakotay schaute traurig hinterher.

„Geh runter auf den Markt und schau ob Du etwas Entsprechendes findest. Wir müssen spätestens übermorgen wieder los, die Leute warten dringend auf unsere Lieferung, lieber wäre es mir, wir würden heute noch wegkommen.
Ich muss Dir auch sicher nicht sagen, dass es als Maquis nicht gut ist, wenn man zu lange an einem Ort bleibt. Ich muss mich noch darum kümmern einen Navigator zu finden, Jackson hat veranisches Fieber und fällt für mindestens zwei Wochen aus.“
Seska nickte resigniert, gab Chakotay einen flüchtigen Kuss auf die Wange und machte sich auf in die Stadt.
Neben den Spulen und Energierelais brauchte sie auch noch ein paar andere Sachen, die nicht einfach zu beschaffen waren. Aber mit etwas Glück würde sie den Händler wieder treffen, der ihr schon ein paar Mal Teile für die Val Jean zu einem fast fairen Preis besorgt hatte.

Schon auf dem Weg hinab in die Siedlung, spürte sie die aufkommende Briese.
Es würde sicher noch unangenehm werden, wenn erst der ganze Dreck über den Berg fegte und alles mit einer dünnen Schmutzschicht überzog.
Das hatte sie in den letzten Monaten mehr als einmal erlebt.
Noch schlimmer war es, wenn man in diesem Sturm starten oder landen musste.
Die Aggregate saugten diesen ganzen Mist an und die Reinigung der Triebwerke war extrem aufwendig.
Sie schüttelte diese unangenehmen Gedanken ab und lief weiter. Die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen und tauchte den Himmel in ein blutiges Rot, während der Wind weiter auffrischte.

Der Markt war ein überfülltes Gewusel aus Menschen, die sich dicht gedrängt auf schmalen Pfaden durch die Verkaufsstände schoben. Schon aus einiger Entfernung hörte Seska die Rufe, mit denen die Händler ihre meist überteuerten Waren feilboten und dabei versuchten alle Anderen zu übertönen. Das die Ferengies dabei die lautesten und teuersten waren, schien überall im Alphaquadranten zu gelten.
Bereits vor den ersten Ständen bog Seska nach rechts in eine Seitengasse ein und ging mit eiligen Schritten weiter. Sie überquerte einen Platz, der von einem großen Brunnen beherrscht wurde und eilte weiter.
Nur noch wenige Häuser, dann kam eine Nische, in der dieser Händler oft zu finden war. Er hasste den Trubel des Marktes und hatte meist auch keine Auslage, sondern arbeitete auf Bestellung oder Zuruf.
Seska sah erleichtert auf, als sie den Mann in seinem dunklen Gewand mit großer Kapuze vor sich sah.
Seine Gesichtshaut schimmerte dunkelbraun, aber im Gegensatz zu vielen anderen Gestalten, die gebückt und schnell durch die Gassen eilten, schien er gelassen zu sein. Seine aufrechte und ruhige Haltung vermittelten Stolz und Disziplin.

Die Bajoranerin, die schon mehrfach bei ihm gekauft und getauscht hatte, fragte sich, ob er auch heute würde helfen können. Die Teile waren sehr speziell und es gab außer den Originalspulen nur wenige Teile die passen würden. Dass dieser Schiffstyp schon seit über 20 Jahren nicht mehr gebaut wurde, erleichterte die Aufgabe nicht gerade.
Langsam trat sie an ihn heran, als sie sah, dass er alleine war.

„Mein Schiff benötigt erneut Ersatzteile. Könnten Sie vier Konverterspulen, acht Energierelais und drei ODN Knoten dafür beschaffen?“
Der Mann kannte Seska, sie hatte schon mehrfach bei ihm gekauft. Er zog eine Augenbraue hoch.
„Das ist keine leichte Aufgabe bei Ihrem Schiffstyp!“, antwortete er nach kurzem Überlegen, zu welchem Baumuster er ihr die letzen Teile beschafft hatte.
Seska war sich nicht sicher ob er nur mit Ihr spielen wollte oder möglicherweise dieses Mal einen Wucherpreis verlangen würde.
Für einige Sekunden entwickelte sich gespanntes Schweigen, dann nahm der Händler ein altes Datenpadd der Siedlung zur Hand und prüfte seinen Bestand.
Die Bajoranerin wurde langsam nervös. Viele kannten sie und wenn eine Patrouille kommen würde, dann bestand sicher die Gefahr dass sie erkannt wurde.

Endlich sah der Mann auf.
„Ich glaube ich kann Ihnen erneut helfen. Es wird nicht alles Original sein, aber ich schätze Ihr Ingenieur weiß, wie man die Anpassungen vornehmen kann.
Den Preis verhandele ich dann mit Ihrem Captain!“
Seska durchfuhr ein Schreck. Noch niemals hatte er nach dem Captain gefragt, denn sie waren sich bisher immer handelseinig geworden.

„Waaas? Warum das?“, rief sie gedehnt, aber der Händler antwortete sehr überzeugend.
„Es handelt sich hier um keine kleine Sache. Ich habe die Bauteile außerdem nicht hier bei mir, ich muss sie erst aus meinem Fundus holen.
Nennen Sie mir ihren Anlegeplatz und ich versichere Ihnen eine Anlieferung ohne Extrakosten.“
Die Maquisfrau bekam langsam kalte Füße.
Was, wenn er sie an die Wachen verraten würde? Was, wenn er nur darauf aus war, Chakotay zu fangen, er war immerhin zur Fahndung ausgeschrieben und in weiten Teilen des Sektors kannte man ihn als den Anführer einer Maquiszelle.
Aber dann beruhigte sie sich wieder, als ihr klar wurde, dass dies sicher nicht sein Ziel war. Wenn er das gewollt hätte, dann wäre es ein Leichtes gewesen sie beim ersten oder spätestens zweiten Kauf hochgehen zu lassen. Nein, so schätzte sie ihn nicht ein, aber etwas an ihm war unheimlich, sie wusste nur nicht genau was.

„Na gut, Andockbereich B4, die Val Jean. Seien Sie so schnell wie möglich da, ich informiere meinen Captain.“, erklärte sie leise.
Damit drehte sich Seska um und verschwand schnell in der engen Gasse, während der Händler einem anderen Kunden leider eine Absage erteilen musste, da er seine Wünsche nicht erfüllen konnte. Wenige Sekunden später war er verschwunden, als hätte er nur auf Seska und ihre Bestellung gewartet.

Zwei Stunden später, mitten in einem Sturm, der alles mit sich fegte, was nicht wirklich fest verankert war, kam ein Mann über den Landebereich des Raumhafens gelaufen, der eine kleine Antigrapheinheit hinter sich herzog. Der Staub tanzte im schwachen Licht der Landescheinwerfer über den Platz und verwischte alle Konturen, die noch erkennbar waren.
Obwohl Seska bereits darüber informiert hatte, waren Kurt Bendera und Kenneth Dalby auf der Hut. Sie hatten die Waffen im Anschlag und musterten den Fremden, der mit gleichmäßigem Schritt und ohne Zögern direkt auf sie zukam.
Als der Abstand nur noch zehn Meter betrug rief Kenneth:
„Das ist nah genug, was wollen Sie?“
Das Entsichern der Gewehre und das leise Geräusch der Energetisierung war trotz des Sturms zu hören.
Der Händler blieb stehen und antwortete in aller Ruhe:
„Kein Grund zur Besorgnis, ich habe die Ersatzteile, die Ihr Schiff benötigt. Wie Sie sehen bin ich alleine und warte darauf, dass wir den Handel abschließen. Ich hatte jedoch nicht erwartet, dass man mit Waffen auf mich zielt. Doch ich kann auch gerne wieder gehen!“

„Halt, halt, nicht so schnell“, rief eine aufgeregte weibliche Stimme und kurz darauf sprang eine Frau mit schwarzen Haaren aus dem Schiff die eine unverkennbare klingonische Stirn aufwies.
„Sei vorsichtig B’Elanna, es könnte auch eine böse Falle sein, wer weiß wer hier noch überall rumlungert!“, rief Kenneth, aber die junge Frau schenkte ihm keine Beachtung.
Langsam kam Torres auf den Händler zu und deutete auf die Kiste.
„Ist alles da drinnen?“
Der Mann nickte, was unter seiner Kapuze nur schwer zu sehen war.
„Darf ich sehen ob alles in Ordnung ist?“, fragte sie und blieb neben der Antigrapheinheit stehen.
„Sicher doch, ich habe nichts zu verbergen!“, gab der Händler ihr zurück.

Schnell hatte sie sich hin gehockt und die Kiste geöffnet. Sie verzog das Gesicht zu einer schmerzvollen Grimasse. Das waren keine Konverterspulen die zu diesem Schiffstyp gehörten. Sie waren eigentlich neuerer Bauart aber es sollte möglich sein sie anzupassen. Die Energierelais sahen gebraucht aus, schienen aber in Ordnung zu sein. Einige der ODN Knoten waren sogar neu und völlig unbenutzt. Sie fragte sich, wo er diese Teile noch aufgetrieben hatte.

„Okay, alles in Ordnung Jungens, die Ware ist zwar nicht genau das was wir bestellt haben, aber sie ist brauchbar.“, rief sie Kurt und Kenneth zu, die daraufhin ihre Waffen sinken ließen.
„Darf ich dann um den Ausgleich meiner Ware gegen entsprechende Währung bitten?“, fragte der Händler.
Aus dem Schiff löste sich ein Schatten und kam in langsamen Schritten auf den Mann in der Kapuze zu.
„Das dürfen Sie, ich will hoffen dass wir uns handelseinig werden, denn wir haben es gelinde gesagt ein wenig eilig.
Chakotay mein Name, wie darf ich Sie nennen?“

Der Mann mit dem dunkelhäutigen Gesicht zog seine Kapuze zurück und entblößte seine spitzen Ohren und die für einen Vulkanier untypische Kurzhaarfrisur.
„Tuvok!“, stellte er sich vor und sah wie Chakotay einen unergründlichen aber auch alarmierten Gesichtsausdruck aufsetzte.
Sofort setzte Tuvok nach:
„Nicht alle Absolventen der vulkanischen Schule gehen an die Akademie der Wissenschaften, Mister Chakotay. Manche erlernen ein Handwerk und andere werden Schriftsteller oder Händler, denn auch diese Berufsgruppen benötigt eine funktionierende Kultur.“
Die Logik in diesen Worten war unumstößlich und Chakotays Mine entspannte sich daraufhin wieder etwas.

„Was wollen Sie für die Ersatzteile haben?“, fragte der Kommandant der Val Jean.
Tuvok wartete einen Moment bevor er Antwort gab.
„Im Gegensatz zu vielen anderen Individuen auf dem Markt orientiert sich mein Preis nicht an der Maximierung von Profit, sondern daran wie leicht oder schwer eine Ware erhältlich ist und an deren Qualität. Meinen Berechnungen zufolge besitzt diese Ware einen reellen Gegenwert von sieben Barren und fünf Streifen goldgepresstem Latinum.
Ich bevorzuge die Übergabe Zug um Zug gegen Herausgabe dieser Menge Edelmetalls.“

Chakotay ließ den Kopf ein wenig sinken und sah auf den Boden. Er kam langsam auf den Vulkanier zu, bis er direkt vor ihm stand und sah ihm dann in die Augen.
„Nun Mr. Tuvok, das ist unter diesen Umständen sicher ein fairer Preis, aber ich habe kein Latinum und auch keine andere Währung mit der Ich Ihren Aufwand direkt ausgleichen könnte, aber ich bin sicher, dass meine Kollegen bestimmt über einige Kredite verfügen.
Sobald ich wieder zurück bin, könnte ich Ihnen also die geforderte Summe zahlen. Aber bis dahin brauche ich einen…“, Chakotay suchte nach dem passenden Wort, „…Kredit von Ihnen, wenn Sie verstehen.“
Ohne eine Regung in seinem Gesicht feststellen zu können, antwortete der Vulkanier.

„Sicher werden Sie verstehen, dass ich weder auf meine Ware verzichten werde, noch Ihnen einen Kredit gewähren kann, denn ganz so blauäugig bin ich dann doch nicht. So würde man es doch auf der Erde bezeichnen oder?“
Chakotay musste leise lachen und nickte mit dem Kopf.
Ihm war klar, dass er in einer Argumentation gegen einen Vulkanier unweigerlich verlieren würde, daher suchte er nach einer anderen Strategie.
Er musste seine Lieferung unbedingt nach Relaris 3 bekommen. Dort wartete man dringend auf seine Ankunft.
Jeden Anderen hätte er mit irgendwelchen Geschichten vielleicht einlullen oder möglicherweise sogar betrügen können, nicht jedoch einen scharfsinnigen Vulkanier. Doch eine letzte Idee hatte er noch.
Wenn der Vulkanier sich nicht von seiner Ware trennen wollte, gab es nur einen Weg.

„Wenn Sie sich für eine Weile von Ihren Geschäften loseisen können, kann ich Ihnen auf dem Schiff ein Quartier anbieten und Sie können die Teile im eingebauten Zustand bewachen. Wir sind knapp an Zeit und unsere Ankunft wird dringend erwartet. Gerne würde ich sogar heute schon starten.“
Tuvok war sehr schwer zu durchschauen, wie alle Vulkanier. Chakotay konnte nicht ergründen ob er auf ein solches Angebot überhaupt eingehen würde. Doch nach einer kurzen Phase des Abwägens willigte er überraschend ein.
„Ich denke das lässt sich arrangieren. Ich arbeite mit einigen Co-Partnern zusammen, die meine Geschäfte in dieser Zeit weiterführen können, ich bin in einer Stunde zurück, gemeinsam mit den Teilen.“, antwortete Tuvok und wandte sich zum Gehen um.

„Eine Frage habe ich noch Mister Tuvok, Sie verstehen nicht zufällig etwas von Navigation?“.
Tuvok stoppte und drehte sich noch einmal zu Chakotay um.
„Die Menschen vergessen scheinbar immer wieder, dass Vulkanier eine viel längere Zeit in der Schule verbringen als Ihresgleichen. Derartige Dinge zählen zu unseren grundlegenden Informationen, die man erlernen muss bevor man überhaupt für die höheren Klassen zugelassen wird!“

„Sehr schön…“, gab Chakotay zurück, dann kann ich Ihnen sogar einen bequemen Sessel auf der Brücke der Val Jean anbieten.
Tuvok nickte dem Kommandanten zu und verschwand mit seiner Ware noch einmal in der Dunkelheit und dem umherwirbelnden Staub.




Der Sicherheitsoffizier der Voyager saß in seiner kleinen Kabine auf Chakotays Schiff, die gerade einmal Platz für ein Bett und eine kleine Schreibecke bot. Über dem Bett waren Schränke angeordnet und von der gegenüberliegenden Wand konnte man einen Tisch herunterklappen. Alles war sehr beengt und zeugte davon, wo bei diesem Schiff die Prioritäten lagen. Er zog ein Resümee aus den bisherigen Erfahrungen.

Die Val Jean war ein schnelles Mittelstreckenschiff, der nicht all zu große Güter schnell dahin bringen konnte, wo sie gebraucht wurden. Allerdings war es zum Kampfschiff umgebaut worden, was den Frachtraum doch sehr einengte.
Tuvok war zufrieden mit seinen bisherigen Ergebnissen.
Ganze zwei Monate hatte es gedauert, Chakotays Schiff zu lokalisieren, herauszufinden wo er seinen Hauptstandort hatte und häufiger landete.
Die Tatsache, dass es ein altes Schiff mit entsprechendem Reparaturbedarf war, kam ihm hier sehr gelegen.
Auch wenn Seska bei ihren Einkäufen immer sehr vorsichtig war, so hatte er doch schnell erfahren, was sie öfter benötigten und er hatte diese Dinge an seinen Kontakt weitergeleitet, der ihm die entsprechenden Sachen herüberbeamte. Wohlgemerkt waren es nicht immer genau die Teile die gesucht wurden. Ab und an waren es ältere oder neuere Versionen der Bauteile und oft sahen sie gebraucht oder beschädigt aus. Aber das war nur gut so, denn einem Händler der für diese alten Schiffe Neuware anbieten konnte, würde man sicher nicht vertrauen.

Tuvok war als Vulkanier die erste Wahl von Captain Janeway für diesen verdeckten Einsatz gewesen, denn erstens vertraute sie ihm bedingungslos und zweitens war er mit seiner ruhigen und disziplinierten Art nicht der Gefahr ausgesetzt sich durch irgendwelche Unachtsamkeiten zu verraten.
Nachdem er an Bord gekommen war, hatte er die Bauteile übergeben und B’Elanna hatte sie, leise fluchend über den Extraaufwand zur Anpassung, mit in den Maschinenraum genommen.
Tuvok half derweil bei der Fracht, die, wie er erstaunt feststellen musste, nicht aus Waffen und anderen verbotenen Bauteilen oder Geräten bestand, sondern vielmehr aus normalen Gegenständen des alltägliche Lebens, die scheinbar auf den Welten in der entmilitarisierten Zone dringend benötigt wurden.
Darunter auch Medizin, Verbandsmaterialien und gewöhnliche Nahrung.

Chakotay war aufgefallen dass Tuvok einige Male die Augenbraue gehoben hatte, als er erkannt hatte, was in den Transportboxen ins Schiff gebracht wurde.
Als sie gerade wieder eine neue Kiste auf den Boden stellten und sie mit Gurten festzurrten, sah er den Vulkanier mit einer Mischung aus Stolz und Verärgerung an.
„Das muss Ihre Vorstellung vom Maquis ja völlig über den Haufen werfen.
Was dachten Sie denn, was wir hier machen?
Als Vulkanier können Sie sich doch sicher die Chancen ausrechnen, die eine so verstreute Gruppierung hat, den Cardassianern wirklich ernsthaft Schaden zuzufügen.“
Damit befestigte er das Band mit einem festen Knoten an der Halteöse und verschwand schnell um die nächsten Kisten zu holen, ohne auf eine eventuelle Antwort von Tuvok zu warten.

Janeways Sicherheitschef hatte jedoch auch nicht die Absicht zu antworten. Seine Erwartungshaltung war allerdings anhand der Vorabinformationen der Sternenflotte weitaus anders ausgefallen, als sich die Situation nunmehr entwickelte.
Er wollte noch warten, bevor er einen ersten Bericht an Captain Janeway übermittelte. Die Val Jean würde erst gegen Mitternacht aufbrechen, wenn die Reparaturen abgeschlossen waren und sich der Sturm hoffentlich gelegt hatte.
So würde sich sicher noch Zeit ergeben um außerhalb des Schiffes eine Transmission abzusetzen.
Ende
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