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Whatever I feel for you

von Darchelle

Kapitel 1

Sie sitzen mit einem Bier auf Jims Bett. Es ist Freitagabend und sein Mitbewohner ist über das Wochenende zu seinen Eltern gefahren. Das kommt Jim natürlich gelegen.
Gerade als sie die zweite Flasche geleert haben, endet der Film, den sie sich angesehen haben. Nun sitzen sie schweigend an die Wand gelehnt und Jim muss der Versuchung widerstehen, näher an seinen besten Freund heranzurücken. Die Stimmung ist sowieso schon seltsam, da sollte er nicht auch noch etwas provozieren. Zum Beispiel, dass Pille aus dem Zimmer stürmt. Obwohl er eigentlich weiss, dass Jim sehr kontaktfreudig ist. Der angehende Captain muss grinsen bei der Vorstellung, wie oft er Pille in betrunkenem Zustand schon zu Leibe gerückt ist. Auch, als er noch nicht gewusst hat, dass er ihn liebt.
“Was ist?”, fragt der Arzt plötzlich und holt Jim zurück in die Realität.
“Nichts.” In der Dunkelheit des Zimmer, das bloss vom Fernseher erhellt wird, kann er kaum Pilles schöne Augen sehen.
“Jim.” Leonard dreht sich etwas und sieht seinen Freund von der Seite an. Was kommt jetzt?, fragt sich der Angesprochene und kann sich nichts Gutes vorstellen.
“Sonst erzählst du mir doch immer alles. Ziemlich bereitwillig sogar.” Jim hat keine Ahnung, worauf er hinaus will.
“Ich habe die Gerüchte gehört. Und denk ja nicht, mir wäre das nicht auch einfach so aufgefallen. Du verbringst deine Nächte kaum noch in fremden Betten.”
Ach, darum geht es also. Jim ist überrascht und beleidigt zugleich. Er verbringt keine seiner Nächte mehr in fremden Betten.
Aber jetzt weiss er, was Pille wissen will.
“Wieso erzählst du mir nicht, wer es dir so angetan hat, dass du deine Prinzipien umkrempelst?”
Jim grinst. Er hätte nie gedacht, dass sein bester Freund sich dafür interessieren könnte.
“Ich weiss nicht. Hat sich nicht ergeben.” Er schweigt.
“Komm schon, sonst bist du doch auch so eine Plaudertasche. Mir kannst du es ja sagen.” Jim muss lachen. Dass es Pille wirklich so dringend wissen will, hätte er jetzt wirklich nicht erwartet.
Anstatt zu antworten, steht er auf.
“Willst du auch noch was?”, fragt er, während er sich ein Glas aus einem Schrank holt und damit zum Wasserhahn läuft.
“Nein danke.”
Mit dem Wasser setzt sich Jim wieder neben seinen Freund, mit etwas weniger Abstand als vorher. Er kann einfach nicht widerstehen.
“Jim…” Pille klingt ungeduldig.
“Ich weiss nicht, Pille”, sagt Jim, schaut ihm direkt in die Augen und grinst über beide Ohren. Nach einem weiteren Schluck fügt er hinzu: “Vielleicht du.”
Jim lacht, er kann nicht anders. Besonders nicht, als er Pilles verwirrten Blick sieht, der zuerst Unsicherheit und danach einem genervten Ausdruck weicht.
“Haha, sehr witzig, Jim.”
Er geht nicht darauf ein, stellt das Glas auf seinen Nachttisch und legt dann seinen Kopf auf Leonards Schulter. Der versteift sich kurz, dann entspannt er sich wieder.
Eine gewisse Zeit lang sitzen sie einfach so da und Jim geniesst die Ruhe. Wieder spürt er das Flattern in seinem Magen. Mit niemand anderem kann er so ruhig werden. Sonst muss er sich bewegen, reden, aktiv sein. Aber Pille strahlt diese Festigkeit aus, die Jim schweigen lässt. Neben seinem besten Freund kann er das Nichtstun geniessen. Auch wenn er gerade der Versuchung widerstehen muss, ihn zu küssen.
“Jim, ich bin nicht dein Kopfkissen”, dringt Pilles tadelnde Stimme zu ihm durch. Irritiert öffnet er die Augen. Er muss eingedöst sein.
“Und du sabberst.” Pille grinst ihn an.
“Tschuldigung.” Aber anstatt den Kopf zu heben, bleibt Jim einfach liegen.
Leonard seufzt. “Ich sollte auch mal schlafen.” Er macht Anstalten, aufzustehen, aber Jim packt ihn am Arm.
“Du kannst doch heute ausnahmsweise hier schlafen”, meint er und gähnt.
“Ich weiss nicht, ob dein Mitbewohner so erfreut wäre, wenn ich auf sein Bett sabbere.” Jim hört das Grinsen aus Pilles Worten.
“Kannst ja in meinem Bett schlafen.” Der Blonde hebt leicht den Kopf und fixiert die wunderschönen braunen Augen.
“Und dann sabberst du sein Bett voll? Ich weiss nicht.”
Er seufzt. Manchmal ist Pille wirklich schwer von Begriff. Also muss er ihm wohl auf die Sprünge helfen.
“Mein Bett ist gross genug für uns beide.” Er unterstreicht den Satz mit einem breiten Grinsen.
Pille entgleisen die Gesichtszüge.
“Wenn du einen Bettgefährten suchst, wähl jemand anderen.” Entgeistert macht er sich von Jim los und steht auf. Ich hab’s versaut. Na super. Über sich selbst fluchend springt Jim auf und greift nach Pille, bevor dieser das Zimmer verlassen kann.
“So war das doch nicht gemeint!” Er sieht Pille fest in die Augen und muss verhindern, darin zu ertrinken. “Ich schlafe nicht mehr in fremden Betten, schon vergessen?” Er setzt ein schmales Lächeln auf, das versöhnlich sein soll.
Pille seufzt erneut. “Ich geh lieber in mein Quartier zurück. Aber danke für das Angebot.” Jim ist zwar enttäuscht, aber auch erleichtert. Sein Freund ist nicht wütend auf ihn. Gerade nochmal Glück gehabt. Pille ist manchmal etwas heikel, was Beziehungen und One-Night-Stands und so angeht.
“Gute Nacht”, sagt er und wendet sich wieder der Tür zu.
“Pille, warte. Kommst du morgen wieder?”
“Sicher.” Mit einem Lächeln verschwindet Leonard durch die Tür.

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Tage vergehen, ohne dass Jim weiter kommt. Zwar tanzt er häufig bei Pille an, um ihn zu fragen, ob sie gemeinsam etwas unternehmen können, aber sein bester Freund scheint darin nichts zu sehen. Ist es ihm zu verübeln? Er würde wahrscheinlich nie auf die Idee kommen, dass Jim etwas von ihm will. Dazu hat er bis heute keinen Grund gehabt. Aber Jim gibt nicht auf.
Heute ist Donnerstag und sie sitzen in einem kleinen Restaurant zehn Minuten vom Akademiegelände entfernt. Jim hat seinen Freund auf ein Quasi-Date eingelassen, mit der Ausrede, er bräuchte wieder mal etwas Anständiges im Magen. Dass er dabei eines von Pilles Lieblingsrestaurants ausgewählt hat, freut den Arzt zwar, aber Jim ist sich sicher, dass er nichts vermutet. Durch die Blume hindurch bringt anscheinend nur schleichenden bis gar keinen Erfolg. Aber anders traut er sich im Moment nicht.
“Die Uniformen sollten wirklich abgeschafft werden”, murmelt Jim, nachdem er Pille eine Weile angesehen hat, anstatt in der Speisekarte etwas zu Essen auszusuchen.
“Hm? Weshalb?”, murmelt sein bester Freund, und blickt kurz auf.
Jim grinst. “Das Grau steht dir ausgezeichnet. Versteh mich nicht falsch, in der Uniform siehst du auch gut aus, aber grau steht dir eindeutig besser als rot. Es passt so zu deinen Augen.” Er unterstreicht seine Worte mit einem frechen Grinsen. Ein liebevolles Lächeln hätte Pille bloss in die Flucht geschlagen. So nahm er seine Worte nicht zu ernst, um abgeschreckt zu sein und trotzdem geschmeichelt. Zumindest nach Jims Berechnungen.
Pilles Reaktion fällt dann doch etwas seltsam aus. Er hebt eine Augenbraue und mustert sein Gegenüber skeptisch.
“Ähm… was gibt das, wenn es fertig ist?”
“Ein Kompliment. Das ist doch offensichtlich. Ist mir nur gerade eben aufgefallen.” Jim zuckt mit den Schultern. Nicht, was er sich erhofft hat, aber immerhin wird Pille ein wenig rot, hebt die Karte vor sein Gesicht und räuspert sich, bevor er sagt: “Weisst du schon, was du bestellst?” Er kann anscheinend nicht damit umgehen, wenn jemand ihm Komplimente macht. Tja, daran muss er sich jetzt gewöhnen, denn Jim wird damit nicht so schnell wieder aufhören.
“Ja, die Hähnchenbrust mit Nudeln und Rahmsauce. Zur Vorspeise einen Salat.”
“Ich glaube, ich nehme das Cordon-Bleue mit Teigwaren. Und auch einen Salat.” Er lächelt kurz und Jims Herz macht einen Sprung.

Das Essen ist schneller da, als sie erwartet haben. Grösstenteils schweigend nehmen sie die Mahlzeit ein.
“Was machst du morgen?”, fragt Jim irgendwann. Er hofft inständig, dass sein bester Freund etwas Zeit mit ihm verbringt, obwohl sie schon so gut wie aneinander kleben.
“Ich besuche Kurse und muss noch einige Stunden in der Krankenstation arbeiten.”
“Ou.” Jim runzelt die Stirn. “Ou!” Im nächsten Moment schlägt er sich gegen die Stirn. “Gut, dass du mich erinnerst. Ich hab ja Samstag Schicht!” Er verdreht die Augen. Darauf hat er jetzt wirklich keine Lust. Aber irgendwoher muss ja das Geld kommen, mit dem er sich das Essen hier finanziert. Und die Schulbücher… Er arbeitet drei Abende die Woche in einer Bar hier in der Nähe.
“Kommst du vorbei? Ich spendier dir einen Drink.” Jim zwinkert. Vielleicht lässt sich etwas daraus machen.
“Mmm… weiss nicht. Ich sollte lernen.”
“Streber.”
“Hey, nicht jeder ist als Genie geboren worden”, verteidigt sich Pille.
“Ich bin kein Genie. Und ausserdem kannst du das alles doch eh schon. Du hast schon ein Studium und bist ein guter Arzt. Was wollen die noch mehr?”
Pille seufzt. “Das ist was anderes, Jim. Hier geht es um Ausserirdische. Andere Anatomie, andere Medizin. Ich kenne mich mit Menschen aus, das ist alles.”
“Das ist schon viel, würde ich sagen. Wie auch immer”, Jim macht eine unwirsche Handbewegung, “wegen ein, zwei Stunden wirst du schon keine Prüfung versauen. Komm schon, das wird lustig. Und ich darf nichts trinken. Da haben wir schon eine 90 prozentige Chance, dass du mich nicht heimtragen musst.” Er lacht. Pille scheint es jedoch nicht so lustig zu finden.
“Ich überlegs mir.”
Sie verlangen die Rechnung.
“Und wie lange arbeitest du morgen?”, hakt Jim nach.
“Bis”, sein Freund muss überlegen, “acht oder neun, glaube ich.”
Jim stöhnt frustriert. “Super. Und ich habe mich auf einen Filmabend gefreut.”
Sie bezahlen und verlassen das Restaurant. Den Weg zur Akademie legen sie zu Fuss zurück. Jim geht absichtlich etwas nahe neben dem Arzt her, sodass sich ihre Schultern und auch ihre Hände immer wieder berühren. Jedes Mal geht ein Schauer durch Jims Körper.
“Eher weniger, wenn du am Samstag die ganze Nacht arbeiten musst. Vorschlafen wäre keine schlechte Idee. Und du solltest auch lernen.”
Pille scheint sich an dem Körperkontakt nicht zu stören.
“Pff, ich schaff das schon.”
Ein Schweigen entsteht. Jim geniesst die Stille und die Nähe seines Freundes. Wieder merkt er, wie er ruhig wird. Mit dieser Ruhe kommt aber auch die Lust über ihn, Pille zu küssen.
Viel zu schnell sind sie auf dem Akademiegelände angelangt und ihre Wege trennen sich vor den Wohntrakten.
“Na dann, gute Nacht”, sagt Jim mit einem Lächeln.
“Bis morgen.”
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