TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Chaos gegen Sternenmut (Band I)

von BlueScullyZ

Einfacher gesagt ...?

Computerlogbuch Nummer Eins der Enterprise, Sternzeit 2512,3, Captain Kirk: Die Aufregung um unseren neuen Auftrag hat sich nach einigen Stunden glücklicherweise wieder gelegt. Zwar haben wir uns in der Zwischenzeit belesen, aber die verschiedenen Informationen waren zuweilen widersprüchlich, unvollständig oder einfach nur skurril. Teilweise gingen sie zurück auf den zweiten Weltkrieg, was der Punkt gewesen war, an dem ich meine Recherchen abbrach. Wobei schon Doktor McCoy angedeutet hatte, dass es einige dunkle Kapitel geben würde, wie beispielsweise die Situation kurz nach dem dritten Weltkrieg. Die größte Erkenntnis, die wir allesamt daraus noch einmal gewonnen hatten, war, dass Weltkriege keinen guten Einfluss auf die Menschheit hatten und haben - und vermutlich auch nie haben werden. Aber das war uns schon vorher bekannt.

Computerlogbuch Nummer Eins der Enterprise, Sternzeit 2512,8, Captain Kirk: Wir konnten unseren Auftrag der Populationskontrolle auf dem Zwergplaneten Centarius 291 - Korrektur Xentarius 3901-YC - Erneute Korrektur: Xentaius 3901-CY8 ...
McCoy (Hintergrund): Nicht dein Tag, was?
Spock (Hintergrund): Artikulationsstörungen würde ich sagen.
Captain Kirk: Wir konnten unseren Auftrag der Populationskontrolle auf Xentarius Drei Neun Null Eins STRICH Cäsar Ypsilon Neun abschließen. Die Population war allerdings schnell gezählt. Der Planet war so klein, dass der Orbit fast den Wendekreis des Schiffs unterbot. Aber Lieutenant Sulu hatte seinen Spaß, denn trotz der geringen Größe war der Planet ... naja, nicht bewohnt oder besiedelt, es existierten Lebensformen - die uns zur Abwechslung und großer Freude einmal nicht umbringen wollten oder unsere Pläne zerschlugen. Die kleinen Fellpuschel, die wie Heuhaufen in der Prärie über die Planetenoberfläche hüpften, waren außerdem sehr angetan von unserer Anwesenheit, während Pille - Verzeihung, Korrektur: Schiffsarzt McCoy - sein bester Patient wurde. Mit der geringen Anziehungskraft, die dazu auch noch schwankte, kam er nicht so wirklich klar. Der altertümliche Terminus dafür lautet meiner Erinnerung nach Seekrankheit. Anmerkung am Rande: Wer auch immer auf die Idee kam, Vulkanier Planeten benennen zu lassen, gehört erschossen.
McCoy: Sehr witzig. Willst du das wirklich so lassen?
Captain Kirk: Bist du bekloppt? Ich nehm das noch mal auf, aber erst, wenn dieses Fellpuschelvieh ...
Sulu: Ein gemeiner xentariusanischer Präriehund!
Captain Kirk: Danke, Mister Sulu. Wenn dieser gemeingefährliche, xenturianische Präriehund endlich aus dem Cockpit verschwunden und wieder auf seinem gemeinen xenturianischen Planeten ist! Wo er verflucht noch einmal auch hingehört! Ich habe gesagt, keine Haustiere!

Computerlogbuch Nummer Eins der Enterprise, Sternzeit 2512,9, Captain Kirk: Nach einigen ereignislosen Stunden, vom Ausfall des Medienservers abgesehen, was beinahe in einer Meuterei geendet ist, erreichen wir nun Gentaria XI und treten in voraussichtlich einer Stunde in dessen Orbit ein. Die Forscherkolonie wurde bereits von Mister Spock ausfindig gemacht und über unsere genaue Ankunftszeit informiert. Für unsere Ankunft wird alles vorbereitet.

Kirk schaltete das Diktiergerät aus und ließ seinen Kopf über den Nacken kreisen. „Und dann kommt Sulu auch mal wieder unter Artgenossen“, brummte er, doch nur Spock hörte ihn und sah ihn tadelnd an. Interessierte Kirk allerdings nicht. „Mister Sulu, wie sieht es mit dem Landeanflug aus?“, erkundigte sich der Captain, während er auf dem Bildschirm den sich nähernden Planeten beobachtete, in dessen Orbit sie jeden Moment eintreten würden. Seine fast ausschließlich vom Wasser bedeckte Oberfläche ließ ihn in einem mysteriösen, schimmernden Blau erglänzen. Wasserdampf zog unter der Atmosphäre über das Land und das Meer. Wobei man das Land nun wirklich mit der Lupe, respektive dem Zoom, suchen musste.
„Bisher keine Probleme, Captain. Keine Magnetstü...“
„Beschreien Sie es nicht“, unterbrach Kirk ihn direkt. Was ihnen alles in die Quere kommen konnte, wusste er schon selbst und er befand, dass diese sehr ereignislose Generalprobe durchaus auch in der Hauptaufführung so glatt über die Bühne gehen durfte. Egal, was man am Theater über gut gelungene Proben sagte. „Mister Spock ... Müssen wir Schwimmwesten mitnehmen, oder meinen Sie, Sie treffen die Insel?“
„Die letzten Transporte dieser Art verliefen positiv, was dafür spricht, dass meine Fähigkeiten dafür durchaus ausreichen. Wobei bei erneuter Wiederholung die Wahrscheinlichkeit für unvorhergesehene Ereignisse steigt“, gab Spock nur unbeteiligt zurück. Dass er nicht auf die Spitze einging, war absehbar gewesen.
„Außerdem kommt er ja mit“, erinnerte Scott den Captain mit einem Zwinkern.
Das wiederum warf Fragen bei McCoy auf. „Sagen Sie, Spock: Können Vulkanier eigentlich schwimmen?“ Ob es ehrliches Interesse war oder nicht, konnte Kirk schwer einschätzen. Zumindest versuchte Pille, wirklich interessiert auszusehen.
Half aber nichts. Spock ignorierte auch ihn.
„Also gut. Pille, Spock, ihr begleitet mich als erstes. Wir sehen uns das erst einmal an. Mister Sulu, wenn alles in Ordnung ist, können Sie mit dem zweiten Trupp nachkommen.“
Nach dem Glänzen in den Mandelaugen des Hobby-Botanikers, konnte der es kaum erwarten, ebenfalls diesen Planeten aus der Nähe zu betrachten. Aber wehe, er schleppte wieder etwas Lebendes ein! Gut, leben durfte es, wenn es Photosynthese betrieb oder sonst wie pflanzlich war. Von kleinen, haarigen, agilen Lebewesen, die über einen Puls verfügten, hatte er erst einmal die Schnauze voll. Der letzte Präriehund war zwar allein gewesen, hatte sie aber quer durchs Schiff gejagt. Ein Meister des Versteckspiels.
Die Freude war Sulu wahrscheinlich vom Planeten aus anzusehen, so sehr grinste er über das ganze Gesicht. „Noch zehn Minuten bis zum Eintreten in den Orbit, Captain.“
„Das ist doch eine überschaubare Zeitspanne“, murrte Kirk und warf noch einen letzten Blick auf den entfernten Planeten. „Dann machen wir uns schon mal auf den Weg. Mister Scott, Sie beamen uns.“

Das Erste, was ihnen entgegen schlug, als sie auf dem Planeten remateralisierten, war eine ziemlich steife Brise. Aber immerhin kamen sie trockenen Fußes an. Wobei das Meer keine zehn Meter hinter ihnen begann. Eine knappe Landung. Kritisch beäugte Kirk die Kante. Kein reizender Sandstrand, sondern ein felsiges Plateau hatten sie unter den Füßen. Es platschte gewaltig, wenn die Wellen gegen den Fels schlugen oder sich über ihn erhoben und auf ihm brachen. Denn sehr viel höher als der Meeresspiegel standen sie nicht. Ein halber Meter trennte sie davon.
„Eine bizarre Landschaft“, kommentierte McCoy das Bild der rötlichen Felsen.
Und ausnahmsweise widersprach Spock ihm nicht. „Offensichtlich bleibt das Wasser um die Plateaus herum sehr flach. Eine Art Lagune.“
Kirk hatte keine Augen für die karge Landschaft. Eher für den Herrn, der dort auf sie zu kam. „Wir werden bereits erwartet“, machte er seine Mannschaft darauf aufmerksam und ging dem Unbekannten entgegen. Aufgrund der Haltung ging Kirk nicht von einer Gefahr aus, auch wenn er es im Hinterkopf behielt.
„Schön, dass Sie hergefunden haben“, grüßte der Mann die Runde zuvorkommend. Er hatte eine Statur, die der von Kirk nicht unähnlich war, allerdings sehr kurze, braune Haare und einen scheinbar von Haus aus stechenden Blick. Die Adlernase verlieh ihm zusätzlich ein nahezu raubvogelhaftes Aussehen. Neben einer blauen Hose trug er einen ebenso blauen Kasak. „Mein Name ist Doktor Henric Masron, stellvertretender Leiter der Forschungsgruppe.“ In Zuge dessen reichte er Kirk die Hand, der diese bereitwillig ergriff.
Ein selbstbewusster, kräftiger Händedruck. Erst jetzt entspannte Kirk sich wirklich, nun, wo er wusste, dass er mit dem Richtigen sprach. Vorsicht war eben doch die Mutter der Porzellankiste. „Captain Kirk, Captain der Enterprise“, erwiderte er förmlich. „Das sind Doktor McCoy, der Schiffsarzt, und Mister Spock, mein wissenschaftlicher und Erster Offizier.“
„Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise“, fuhr Masron fort.
Wie es die Höflichkeit gebot, antworte Kirk, als Ranghöchster. „Sicher. Aber sagen Sie, Doktor Masron, wo ist der Rest Ihrer Leute?“ Denn tatsächlich konnte Kirk die flache Landschaft so gut wie vollständig überblicken, sah aber nichts, was auf menschliche Besiedlung hindeutete. Von Menschen selbst einmal abgesehen auch keine Behausungen, Zelte oder auch nur herumliegende Instrumente.
Eine Verwirrung, die von Masron zunächst belächelt wurde. „Aufgrund der nächtlichen Stürme liegt unsere Siedlung unterirdisch. Sie ist dort besser geschützt. Entschuldigen Sie, das hätte ich vielleicht erwähnen sollen. Aber wenn man hier lebt, nimmt man so etwas als selbstverständlich an. Ich gehe davon aus, dass Sie auch einen Zeitplan einzuhalten haben, nicht wahr, Captain?“
„Da liegen Sie richtig“, antwortete Kirk entschuldigend. Für einen gemütlichen Plausch war selten Zeit. So auch heute. „Da ja auch die jährliche Erhebung des medizinischen Zustands Ihrer Gruppe ansteht, sollten wir besser gleich anfangen, bevor nach hinten raus keine Zeit bleibt.“
„Sie haben Recht. Folgen Sie mir.“ Mit diesen Worten übernahm Masron die Führung.
Schnell schloss Kirk zu ihm auf. „Aber wir könnten den Weg sinnvoll nutzen. Gehe ich Recht in der Annahme, dass es Ihr Sohn ist, den wir zur Sternenbasis 482 bringen sollen?“
Als Kirk möglichst unauffällig über die Schulter zu seiner Crew sah, entging ihm nicht, dass diese hinter ihm die Ohren spitzte, obgleich ihre Blicke auf der surrealen Landschaft lagen.
Es schien, als ginge der Fels nahtlos in das Meer über und als wäre die ganze Insel, die vielleicht einige hundert Meter Durchmesser betrug, eine einzige Küste. Kein Baum, kein Strauch, nur eine höhere Felsformation, die weiter entfernt aus dem Boden ragte.
„Richtig, Caden ist mein Sohn“, bestätigte Masron und betrachtete Kirk von der Seite. „Das ist wohl nicht das Einzige, was Sie fragen wollten, oder?“
Verlegen lächelte Kirk. Da hatte ihn jemand schnell durchschaut. „Nein, Doktor. Sie müssen wissen, dass wir etwas stutzig wurden, als es hieß, Ihr Sohn sei Autist.“ Sicherheitshalber sah er zu dem Forscher neben sich, doch der machte nicht den Eindruck, Anstoß an seiner Formulierung zu nehmen, sondern wartete ab. „Zur Vorbereitung haben wir natürlich versucht, uns zu informieren und sind da auf allerlei widersprüchliche Aufzeichnungen gestoßen, die uns ehrlich gesagt nicht viel weiter brachten.“
Masron verlangsamte sein Tempo. „Ja, zugegeben, die Aufzeichnungen zu dem Thema sind rar, beziehungsweise nicht sehr aufschlussreich, wenn man keinerlei nähere Informationen zum konkreten Fall hat.“ Schlussendlich blieb er ganz stehen.
„Das war in keiner Weise dispektierlich gemeint“, versicherte Spock in seiner unnachahmlich herzlichen Art und Weise. „Nur mussten wir Unterbringung und Betreuung für Ihren Sohn planen.“
Kirk nickte. „Wie für jeden anderen Passagier auch.“
„Ich verstehe schon und ich finde es wirklich bemerkenswert, dass Sie sich die Mühe gemacht haben“, beschwichtigte Masron beide, ehe sie sich in weiteren Erklärungen verloren. „Allerdings werden Sie mit Caden keine Probleme haben. Über die Eigenheiten seiner Person hätte ich Sie ohnehin aufgeklärt. Im Großen und Ganzen ist Caden ein sehr ruhiger Junge, der vor allem einen Rückzugsort und die Verlässlichkeit seiner Bezugsperson und seines Umfelds braucht. Das trifft aber wohl auf viele Menschen in seinem Alter zu.“
Während Kirk noch überlegte, wie er die größten Ängste ansprechen sollte, war Mr. Spock ihm schon einen Schritt voraus. „Sir, um deutlicher zu werden: Wie ist es um die Kommunikationsfähigkeit Ihres Sohnes bestellt?“
Innerlich und auch äußerlich zuckte McCoy zusammen. Der Captain konnte sich schon denken, woher die Fassungslosigkeit in McCoys Miene herrührte. Das hatte Spock gerade nicht wirklich gefragt, oder? Fassungslos starrte der Arzt den Vulkanier an. Es war nun wirklich unbestritten, dass sie sich mitnichten in einer Situation befanden, in welcher für Höflichkeiten keine Zeit wäre.
Masrons Miene verfinsterte sich, aber kaum merklich. „Können Sie das näher spezifizieren?“
Vielleicht hatte Kirk sich den Stimmungsumbruch auch nur eingebildet, denn die Rückfrage klang sachlich und keinesfalls verärgert.
Der Frage kam Spock sofort nach. „In einigen Aufzeichnungen heißt es, dass ein Teil von Autisten nicht in der Lage wäre, mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Zwar spricht die technische Dokumentation über sein Handwerk nicht dafür, aber wie sieht das konkret aus?“
„Er hat einen altersgerechten Wortschatz und ist in der Lage durchaus komplexe Satzgebilde zu formulieren und zu artikulieren. Nicht anders als Sie und ich auch“, führte Dr. Masron aus. „Allerdings kann ich Ihre Nachfrage verstehen. Zugegebenermaßen ist er gerade in der Kommunikation mit Fremden sehr zurückhaltend und unsicher, was mitunter darauf zurückzuführen ist, dass er die Wirkung seiner Worte nicht sonderlich gut einschätzen kann.“
Jetzt war auch Kirks Interesse geweckt. „Inwiefern?“
„Er tut sich schwer damit, Mimik oder Gestik zu deuten. Sie und ich können das intuitiv, er nicht. Er weiß das und ist entsprechend vorsichtig, was man als Desinteresse oder Unhöflichkeit missdeuten könnte. Auf eine eindeutige, sachliche Frage, werden Sie allerdings zumeist eine Antwort erhalten.“ Aufmerksam sah der Forscher in die Runde. „Hat das Ihre Frage ausreichend beantwortet?“
Diesmal war McCoy schneller, befürchtete er doch, dass Kirk zu lange zögerte und Spock erneut vorpreschte. „Ja, das war wirklich sehr aufschlussreich.“
„Gibt es aus Ihrer Sicht noch etwas, das erwähnenswert wäre, bevor wir später selbst mit Ihrem Jungen sprechen?“, schloss Kirk sich dem an.
Aber Masron schüttelte zunächst den Kopf. „Meine Frau hat eine kleine Zusammenfassung verschriftlicht, die sie Ihnen mit den medizinischen Unterlagen überlässt. Es sind allerdings vergleichsweise wenig Punkte. Vieles, über das sie bei Ihrer Recherche gestolpert sein könnten, trifft auf Caden nicht oder nur bedingt zu. Zumindest hier. Was war denn Ihr weiterer Plan? Von der Untersuchung der Mannschaft einmal abgesehen.“
Auch diesmal gab Kirk die Runde an Spock verloren. Doch da er es auch gewesen war, der die Abholung vorbereitet und geplant hatte, konnte McCoy schlecht intervenieren. „Aufgrund der uns zur Verfügung stehenden Informationen, haben wir uns einen Ablauf zurechtgelegt. Genauer gesagt mehrere. Aber nun habe ich eine bessere Vorstellung, welcher davon wohl geeignet wäre. Als erstes würden wir uns vorstellen, Ihren Sohn in Absprache auf das Schiff verbringen und dort einem weiteren Ansprechpartner bekannt machen. Mister Scott, unser Ingenieursoffizier, der fachlich an Bord für ihn zuständig sein wird. Anschließend wird er auf sein Quartier gebracht und bekommt Zeit, seine Sachen dort unterzubringen. In fünf Stunden und vierunddreißig Minuten ist seine medizinische Erstuntersuchung bei Doktor McCoy angesetzt, zu der ich ihn abhole und anschließend wieder in seine Unterkunft bringe. Für Fragen stehe ich ihm natürlich zur Verfügung. Optional schließt sich der Untersuchung eine kurze Führung über das Schiff an, was allerdings von den Präferenzen Ihres Sohnes abhängig gemacht wird.“ Mit diesen Worten endete der monoton gehaltene Vortrag des Vulkaniers.
Der Forscher Dr. Masron hatte ihm aufmerksam zugehört. Was er am Ende tat, schockierte den Vulkanier allerdings sichtlich. Er lachte. „Sehen Sie, ich sagte ja, es ist gar nicht so schwer.“
„Dann haben Sie nichts daran auszusetzen?“, versicherte sich Spock.
Masron schüttelte den Kopf. „Aber nein. Genügend Zeit sich zu sammeln, nicht zu viele Leute auf einmal, die Aktivitäten möglichst mit denselben Leuten. Gemessen an der Größe Ihrer Crew und dass Caden nur ein einfacher Mechaniker werden soll, ist es schon mehr, als ich erwartet hätte. Nur eine Kleinigkeit, die Sie noch besser machen könnten.“
Jetzt war Spocks Neugier geweckt. „So?“
„Gehen Sie hin und sagen Sie es ihm. Wenn es schon einen Plan gibt, sollte er ihn auch kennen. Sonst dient er ja nur Ihnen zur Orientierung.“
„Das klingt logisch“, musste der Vulkanier zugeben. „Captain, spricht etwas dagegen?“
Kirk wandte sich jedoch zunächst an Masron. „Sollten wir die Untersuchung dafür ...“
„Wäre es unter Umständen möglich, wenn Mister Spock zunächst allein zu ihm geht? Ehrlich gesagt würde ich die Untersuchung meiner Leute nicht weiter nach hinten schieben wollen“, bat Masron und seine Stirn legte sich in Falten.
Das ließ McCoy aufhorchen. „Wieso, Doktor Masron? Gibt es einen bestimmten Anlass?“
Der Forscher nickte schweren Herzens. „Ja, mein Vater hat seit etwa einer Woche eine schlimme Erkältung und ehrlich gesagt, habe ich die Befürchtung, dass es sich um eine Lungenentzündung handeln könnte.“
„Soweit Doktor McCoy während der Untersuchung nicht auf Mister Spocks Anwesenheit besteht ...“
„Ausnahmsweise werde ich darauf verzichten können, Captain“, versicherte ihm McCoy glaubhaft.
Während Spock mit erhobenen Augenbrauen seiner Geringschätzung Ausdruck verlieh, riss Jim sich zusammen, dem trockenem Humor des Schiffsarztes keinen Respekt zu zollen. „In Ordnung. Aber wo findet Mister Spock Ihren Sohn?“
„Dort hinten bei der Erhöhung“, erklärte Masron und deutete zu der Felsformation. „Wir trocknen dort die Exponate, reinigen sie und setzen sie zusammen. Er weiß, dass Sie kommen.“

„Dann folgen Sie mir.“ Mit den Worten brach auch Masron, nachdem Spock gegangen war, wieder auf, doch weit hatten Sie es nicht. Ein Loch im Boden war alles, was auf die unterirdische Basis hindeutete. In der ebenen Fläche war dies vollkommen untergegangen, während sie doch fast daneben standen. „Wir haben ohnehin gerade Flut, höher steigt das Wasser nie“, erklärte der Forscher. Die Skepsis der beiden Raumfahrer war ihm offensichtlich nicht verborgen geblieben.
Trotz allem hatten Kirk und McCoy ein mulmiges Gefühl, als sie die Treppe hinab in die Dunkelheit stiegen. Zwar erhellten Lampen ihnen den Weg, doch ersetzten diese, trotz ihrer warmen und natürlichen Lichtabstrahlung, nicht das Sonnenlicht.
Es ging nicht tief runter. Vielleicht drei Meter, dann wurde die Treppe zu einem mäßig abfallenden Gang. Algen profitierten von der hohen Luftfeuchtigkeit. Und kühl war es hier unten auch.
„Sagen Sie“, begann Kirk, „laufen wir gerade nicht in Richtung Meer?“
„Natürlich. Die Atolle sind darunter miteinander verbunden. Manche kann man bei Ebbe sogar über Land erreichen. Aber machen Sie sich keine Sorgen, die Gänge sind stabil“, versicherte ihnen der Forscher.
McCoy sah unsicher zurück. Bisher war der Weg nicht kompliziert. Zurückfinden würden sie im Notfall. „Wenn ich zu bedenken geben darf, ist dieses Klima auf Dauer sehr belastend“, merkte er an. Vor allem vor dem Hintergrund, dass er sich gleich womöglich mit einer Lungenentzündung beschäftigen durfte, war ihm das eine Erwähnung wert.
„Unsere Wohnquartiere sind wesentlich trockener und außerdem beheizt. Wir erforschen diesen Planeten schon seit einiger Zeit und haben so unsere Tricks“, erklärte Dr. Masron geduldig und tatsächlich wurde die Luft trockener und Warme strömte ihnen entgegen und mit ihr auch Stimmen.
„Henric“, rief eine Frau und winkte ihnen zu, gerade, als der Gang sich verbreiterte zu einem Platz von dem mehrere Abzweige abgingen. „Oh“, stutze sie, als sie die Begleitung des Forschers sehen konnte.
Dr. Masron deutete zu ihr. „Darf ich vorstellen? Meine Frau, Lia Masron.“
„Dann nehme ich mal an, Sie sind von der U.S.S. Enterprise?“, erfragte die Dame mit blondem Bauernzopf, ohne eine Antwort von Kirk oder McCoy abzuwarten.
„Exakt“, bestätigte Kirk ihr. „Captain Kirk von der Enterprise und das ist unser Schiffsarzt, Doktor McCoy.“
Letzterem blieb nichts anderes übrig, als nett zu lächeln und zu nicken. Es war ja schon alles Wichtige gesagt, was die Vorstellung betraf. Bis auf eins. „Wobei ich auch direkt mit meiner Arbeit beginnen würde“, verkürzte er direkt den gemütlichen Teil des Tages.
„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, bringe ich Sie direkt zu meinem Schwiegervater“, schlug Lia Masron vor.
Ein guter Anfang, fand McCoy. Dann würde er endlich was zu tun kriegen. „Sehr gern.“
„Hast du Caden schon Bescheid gesagt?“, fragte Lia ihren Mann auf dem Weg durch einen weiteren Tunnel.
„Jemand von der Besatzung redet mit ihm“, antwortete Henric Masron zuversichtlich.
Diese Zuversicht teilte die Frau nicht. Wie angewurzelt blieb sie stehen. „Einfach so?!“
Es war offensichtlich, dass es Henric ärgerte. „Ja, Lia, einfach so. Es hat bisher mit neuen Forschern keine Probleme gemacht, warum nicht jetzt?“
„Weil sie dem Jungen immer noch nichts zutraut!“, schallte es den Gang hinunter, gefolgt von einem wirklich elend klingendem Husten. Nicht trocken und kratzig, sondern schleimig und bellend.
„Ab hier finde ich den Weg allein“, gab McCoy von sich und folgte dem Geräusch, allerdings nicht so allein wie geplant.
Das Ehepaar Masron folgte ihm und übte sich in schweigender Demut.
Kirk übte sich einfach nur so in Schweigen, bis sie die Unterkunft von Commander a. D. Frederik Masron erreichten.
Der Raum unterschied sich nicht sehr von den Offiziersunterkünften auf der Enterprise. Ein Bett, ein Tisch, ein Regal, ein Sessel - das war alles, was an Ausstattung zur Verfügung stand. Sah man von der Tür ab, hinter der höchstwahrscheinlich das Badezimmer lag.
„Commander Frederik Masron?“, fragte Kirk.
Der bleiche Mann, der auf seinem Bett lag und sich mühevoll auf die Seite gestemmt hatte, verzog das Gesicht beim Gruß des Captains zu einem gequälten Grinsen. „Den Commander lassen‘Se mal schön weg, Junge.“
Junge? Ehemaliger Commander und Lungenentzündung hin oder her, die Fronten waren geklärt. So deutete McCoy zumindest Kirks Gesichtsausdruck.
Aber vorerst musste Jim McCoy Platz machen, der ihn sachte beiseite schob und ihn so an die Aufgabenverteilung erinnerte. „Ich darf doch, oder willst du?“
„Natürlich“, murrte Kirk betreten.
„Mein Name ist Doktor McCoy, Schiffsarzt von der U.S.S. Enterprise“, stellte er sich das erste Mal an diesem Tag selbst vor. Und es war in seinen Augen das erste Mal an diesem Tag, dass es wichtig war, seine Funktion zu erwähnen. Trotz dass er zwei Meter entfernt das Pfeifen der Lunge seines Patienten hören konnte und ein fiebriger Glanz in dessen Augen lag, schaffte dessen durchdringender, strenger Blick es dennoch, ihn an Ort und Stelle zu verwurzeln.
„Rang?“, bellte der ehemalige Commander, der gerade noch so großherzig auf Kirks Ansprache reagiert hatte.
Kurz zögernd, überlegend, ob er im Wahn sprach, entschied McCoy für sich, das Spiel mit zu spielen und das entsetzte „Vater!“ von Henric Masron zu übergehen. „Ich weiß zwar nicht, warum das von Bedeutung ist, aber ...“
„Ha!“, rief der alte Herr vergnügt aus und mit einem Mal strahlte er über das ganze, immer noch käsige, Gesicht. „Das wollte ich hör‘n! Sie sind doch von dem Schiff, der meinen Enkel ‘rüber nach 482 bringt, oder?“
„Schon, aber das hat Zeit bis später“, schob McCoy das Thema beiseite und trat näher. „Wie geht es Ihnen?“
Das Grinsen auf dem Gesicht von Masron wollte nicht schwinden. „Na, die Frage ist fast so sinnfrei wie die meine, nach Ihrem Rang“, befand er. „Eine Erkältung, das wird schon wieder.“
„Wenn Sie nichts dagegen haben, sehe ich es mir trotzdem einmal an“, sagte der Arzt, meinte damit aber nicht, dass er so leicht aufgeben würde, sollte Frederik Masron doch etwas dagegen haben.
Langsam ließ Masron sich wieder auf den Rücken nieder und seufzte. „Na meinetwegen.“
Welch eine Ehre, dachte McCoy zynisch und trat näher. Den Tricorder hatte er schon aus seiner Tasche gezogen. Es galt nur noch die Zeit zu überbrücken, die er für den Scann brauchte. Doch dafür brauchte er sich diesmal gar nicht mal selbst etwas einfallen lassen.
„Sie schulden mir noch eine ...", begann Masron die Konversation, ehe ein Hustenanfall ihn packte und er sich hektisch wieder auf die Seite stemmte, vom Husten geschüttelt und nach Luft ringend.
Rasch griff McCoy ihm unter die Arme und half ihm, sich zu drehen. „Na, gestatten Sie mir die vorsichtige Einschätzung? Es ist kein kleiner Schnupfen.“
Mr. Masron Sr. hatte sich indes auch wieder beruhigt. „Meinetwegen ein großes Schnupfen“, gestand er kleinlaut und heiser.
Ob des Humors seines Patienten musterte McCoy ihn kritisch. Der Scan war derweil abgeschlossen.
„Sturer Hund“, kommentierte Henric Masron trocken und schüttelte den Kopf. Eine Einschätzung, die McCoy uneingeschränkt teilte.
Dafür bekam er von seiner Ehefrau einen Knuff in die Seite. „Sei nicht so.“
„Seid alle beide nicht so“, setzte der Commander a. D. beide matt. „Und hört auf, den Jungen in Watte zu packen.“
„Aber Sie darf man die nächsten Tage in Watte packen“, mischte sich McCoy wieder in das Gespräch ein.
„Ach bitte! Sie haben es gerade selbst gesagt“, ächzte Frederik Masron. „Ränge, Stand, das ist alles nicht wichtig.“ Pfeifend holte er noch einmal Luft. „Es kommt doch drauf an“, er hustete, „dass man seine Arbeit gut macht.“ Müde, mit fiebrig glänzenden Augen sah er zu seinem Sohn und seiner Schwiegertochter. „Und er wird ein guter Mechaniker sein.“
Kirk, der dem Treiben stillschweigend zugesehen hatte schmunzelte.„Sie sind sich Ihrer Sache nicht so sicher, wie Sie sagten, oder?“, fragte er direkt an Mr. Masron gewandt.
„Doch“, widersprach der. „Mein Vater hat Recht. Caden ist fachlich ein wirklich ausgezeichneter Anwärter und was für uns viel wichtiger ist, er will es.“
„Ich mache mir trotzdem Sorgen“, widersprach ihm seine Frau. Vorwurfsvoll sah sie nicht nur zu ihrem Mann, sondern auch zu seinem Vater. „Was, wenn es ihm zu viel wird? Hier kann er sich verkriechen, zu uns kommen, aber von der Sternenbasis kann er nicht mal eben herkommen. Was ist dann, Henric?“
„Zu der Sternenbasis kommt er aber auch nicht immer so leicht hin“, plädierte Henric. „Er will dorthin. Jetzt. Und in den Weltraum wollte er schon immer. Jetzt hat er die Chance.“
„Und den Mut“, krächzte es vom Bett her. „Der vergeht übrigens schnell, wenn ihr ihm vorher schon unterstellt, er könnte das nicht.“
„Danke, ich kenne meinen Sohn“, schoss Lia scharf zurück. „Tschuldigung“, murmelte sie, wohl erschrocken über sich selbst, und verließ das Zimmer.
Henric seufzte und folgte ihr daraufhin.
„Ist auch für die zwei nicht leicht“, verteidigte der Senior sie nachsichtig, während McCoy seine letzten Tests abschloss.
Kirk nickte langsam. „Er ist immerhin noch recht jung.“ Alles Weitere ließ er außen vor.
„Das ist es nicht, was ihm im Weg ist“, murmelte Frederik Masron leise.
„Was meinen Sie?“, forschte Kirk nach.
„Ich war selbst mal Crewman. Hab mich hochgearbeitet. Meine Ausbildung dort gemacht, später dann das Studium an der Akademie“, berichtete der ehemalige Commander. „Unsinnige Einweihungsriten, Schabernack der Jüngeren, darüber mache ich mir mehr Gedanken. Dass sie es ihm vergällen. Das wäre schon vor dreihundert Jahren sein Problem gewesen. Man möchte ja meinen, heute wären wir weiter. Ein bisschen Verständnis und Respekt vor einem Individuum sollte heute nicht mehr zu viel verlangt sein. Meinen Sie nicht?“

Spock war der Wegbeschreibung des Forschers gefolgt und stand nun vor der einzigen Felskuppel, die es hier auf dem Plateau gab. Was er vorher nicht hatte sehen können: Die Kuppel war von der anderen Seite aus gesehen hohl. In dem entstandenen Raum erstreckten sich Regale, die sorgsam an der Wand befestigt waren und in denen Exponate verschiedenster Art lagen. Dinge, die wohl Gefäße darstellten, für Spock auf den ersten Blick undefinierbare Gegenstände und teilweise auch Gebilde, die auf den ersten Blick einwandfrei als Knochen identifizierbar waren. Die Sonne beschien nur den vorderen Teil, hinten war es schattig, aber dennoch gut einsehbar. Sodass Spock auch auf den ersten Blick entdeckte, was er eigentlich suchte.
An einer Werkbank, zwischen den Regalen, stand ein Junge seitlich zu ihm, der dem Alter von Caden Masron durchaus entsprechen konnte. Er hatte sehr kurze, braune Haare, welche rigoros nach hinten gekämmt worden waren und dennoch teils nach oben abstanden. Ähnlich Henric Masron.
Der wissenschaftliche Offizier blieb an der Linie, die der Schatten des Gebildes malte, stehen und beobachtete ihn in seinem Tun.
Mit Hammer und Meißel bearbeitete der Junge etwas. Womöglich befreite er ein weiteres Ausgrabungsstück von Dreck, Staub und Gestein. Er beugte sich dafür sehr nah über das, woran er arbeitete. Es war zu weit weg für Spock, um es zu erkennen, zumal Caden es mit seinem schmalen Körper verdeckte. Einige Male erklang noch das helle, metallene Schlagen des Hammers auf den Meißen, dann legte der Junge sein Werkzeug beiseite und betrachtete sein Werk eingehend und strich langsam mit seinem Zeigefinger darüber.
„Caden Masron?“, fragte Spock, der diesen Moment abgewartet hatte. Es wäre unentschuldbar gewesen, hätte er den Sohn des Forschers erschreckt und dieser daraufhin womöglich einen unschätzbaren archäologischen Fund zerstört.
Dass Caden sich dennoch erschreckte, hatte er nicht vermeiden können. Auch aus der Entfernung von etwa drei Meter konnte Spock deutlich sehen, wie der Junge zusammenfuhr, ehe er sich ruckartig umdrehte. Es machte auf Spock einen schreckhaften Eindruck, wie Caden einige Augenblicke schweigend da stand und ihn betrachtete. „Ja“, antwortete er schließlich und kam zögerlich auf ihn zu, so dass Spock ihn näher in Augenschein nehmen konnte. Markant waren, neben der Stubsnase, die der seines Vaters so gar nicht ähnelte, die Sommersprossen und die durchdringenden grünen Augen.
„Mein Name ist Spock, ich komme von der U.S.S. Enterprise und bin dort der wissenschaftliche Offizier.“
Der Junge war etwa einen Meter von ihm entfernt stehen geblieben. Und wenn Spock ehrlich war, war er sich nicht sicher, ob er ihm zugehört hatte. Es hatte eher den Eindruck gemacht, dass Caden mehr an der Landschaft hinter ihm oder dem Boden vor seinen Füßen interessiert war, als an seiner Person. Ab und an streifte dessen Blick Spocks Gesicht, aber offensichtlich war er mit etwas anderem beschäftigt. Nervös verschränkte Caden seine Finger ineinander.
Aber Spock war gewillt, sich nicht von dem Äußeren täuschen zu lassen, wenn er das Innere nicht begriff, was ihm bei dem Durchschnittsmenschen schon nicht leicht fiel. „Mister Masron, ich würde Sie gerne von dem weiteren Verlauf in Kenntnis setzen. Darf ich?“
Verwirrung spiegelte sich in Cadens Gesicht wieder. Oder Überforderung? Spock wusste es nicht zu deuten.
„Ja“, antwortete Caden knapp, aber weiterhin unsicher.
Gedanklich fragte Spock sich, ob dieses Gespräch wohl sehr angenehm werden würde, weil von wenigen Unterbrechungen durchzogen, oder sehr anstrengend, weil jede Äußerung seines Gegenübers offensichtlich eingefordert werden musste. Aber es hatte keinen Zweck, darüber zu urteilen, befand er. „In Ordnung. Captain Kirk, kommandierender Offizier der Enterprise, und Doktor McCoy, leitender Schiffsarzt“, schon wieder lange Vorstellungen, diesmal sogar von Leuten, die nicht einmal anwesend waren, „führen gerade die medizinische Routineuntersuchung im Camp durch, was noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.“ Wobei Spock stark davon ausging, dass Captain Kirk an der Durchführung herzlich wenig beteiligt war. „Danach ...“
„Wie lange?“, platzte es aus Caden heraus, der den Vulkanier, der gerade hatte zum nächsten Satz ansetzen wollen, damit überraschte.
Von der Unterbrechung wenig erbaut, zog Spock seine Augenbraue in die Höhe und beobachtete, wie der Blick des Jungen, der ihn in dem Moment angesehen hatte, sofort wieder beiseite sprang. Warum wollte er das wissen? War es einfach nur ein Versuch, die Pause, die der Vulkanier gelassen hatte, sinnvoll zu füllen? Oder war es tatsächlich so, dass Caden Masron unbestimmte Angaben nicht ertrug? „Die Dauer der medizinischen Erhebung lässt sich schwer vorhersagen, aber gegen vierzehn Uhr Erdenzeit werden wohl alle Arbeiten vor Ort abgeschlossen sein.“
Caden begann langsam zu nicken und betrachtete weiter den Boden schräg hinter dem Vulkanier. „Wann genau?“, fragte er.
Der vulkanische Wissenschaftler erinnerte sich derweil an die Papiere, die er zur Vorbereitung gelesen hatte. Und daran, dass Erdenzeit nur aufgrund des künstlichen Tagesrhytmusses auf der Enterprise dort Standard war. „Entschuldigen Sie, in einer Stunde und vierzehn Minuten werden wir Sie auf die Enterprise bringen. Sie werden dort dann Mister Scott, Ihren fachlichen Ansprechpartner, kennenlernen und anschließend in ihr Quartier gebracht, wo Sie ihre persönlichen Sachen unterbringen und sich einrichten können. Genau vier Stunden später ist dann Ihre medizinische Untersuchung angesetzt“, fuhr Spock fort und beobachtete, ob er irgendwelche Anzeichen von Widerspruch bei dem Jungen feststellen konnte.
Doch Caden nickte nur.
Spock hoffte, dass er ihm auch wirklich zugehört hatte und er diese Zustimmung nicht fehlinterpretierte. „Optional wäre noch eine kurze Führung durch das Schiff, wenn es Ihnen nicht lieber wäre, das auf den nächsten Tag zu schieben.“
„Nein“, widersprach der angehende Rekrut, mit einer Vehemenz, die Spock als Furcht deutete. „Wann wäre die Führung?“
Langsam konnte auch Spock diesen Austausch als Dialog bezeichnen. „Entweder vor oder nach Ihrer Untersuchung. Ich wusste bei der Planung nicht, wie viel Zeit Sie benötigen, um sich erst einmal zu in Ihrem Quartier einzurichten.“ Spock bemerkte, wie Cadens Blick ihn immer wieder im Verlauf des Gesprächs flüchtig streifte und zunehmend länger auf ihm ruhte.
So auch jetzt. Aber eine Antwort bekam Spock nicht. Stattdessen wirkte Caden nachdenklich. Der Vulkanier bemerkte, dass er seine Finger fester ineinander rankte und seine Schultern sich dichter zusammen zogen. Bei Menschen im Allgemeinen ein Anzeichen von Unwohlsein und Anspannung.
„Sie können es sich überlegen und mir bei Gelegenheit mitteilen“, schlug Spock daher vor. Für ihn war es egal, wann er jemandem das Schiff zeigte. Seine Termine hatten allesamt dieselbe Dringlichkeit und waren prophylaktisch flexibel geplant.
„Danke.“ Mit diesen Worten fiel offensichtlich auch ein Stück weit die Anspannung von Caden ab, denn seine hochgezogenen verkrampften Schultern entspannten sich etwas.
Zur Antwort nickte Spock und ließ nun auch seinerseits seinen Blick abermals schweifen. „Nun, haben Sie noch irgendwelche Fragen, Mister?“
Erneut dieser Blick, den Spock nicht zu deuten wusste. Aber er verschwand schnell wieder und Caden schüttelte seinen Kopf. „Nein.“
„Falls doch, können Sie sich jederzeit während Ihrer Zeit auf der Enterprise an mich wenden. Ich wurde Ihnen als persönlicher Ansprechpartner zugeteilt. Sie können davon ausgehen, dass ich jedes Ihrer Anliegen entsprechend vertraulich behandeln werde“, fügte Spock an, der nicht ganz wusste, ob Caden wirklich keine Fragen mehr hatte oder sich einfach nur nicht traute, sie zu stellen. Denn Selbstsicherheit strahlte er keine aus.
Wieder zog Caden die Schultern enger, sah zur Seite und verhakte die Finger weiter ineinander. „Wäre es möglich, dass Sie mich beim Vornamen nennen?“
Das hatte Spock nun nicht mit seiner Ansprache gemeint und der plötzliche Themenwechsel überrumpelte auch ihn. „Darf ich fragen, wieso?“
„Hier nennt mich niemand Mister Masron“, erklärte Caden, immer noch deutlich angespannt.
Eine Tatsache, die Spock gar nicht bedacht hatte. Er hatte viel in seine Überlegungen mit einbezogen, aber dass sich Caden an eine neue Bezeichnung würde gewöhnen müssen, war ihm entgangen. Auf dem Schiff war die Ansprache mit Nachnamen gängig. „Übergangsweise wird das natürlich möglich sein, Mister ... Caden.“ Aber Caden war nicht der einzige, der sich würde umgewöhnen müssen. Fremde einfach mit dem Vornamen anzusprechen, war auch für ihn ungewöhnlich, wo er sich schon mühevoll an das Vor- und Nachnamenprinzip der Terraner gewöhnt hatte. „Auf Dauer werden Sie sich allerdings wohl daran gewöhnen müssen, von der Besatzung mit Ihrem Nachnamen und später mit Ihrem Rang angesprochen zu werden. Ich nehme an, dass es Ihnen hier auch schwer fällt, da Sie nicht der einzige wären, der mit ‚Mister Masron‘ angesprochen werden würde, oder? Ich frage, weil ich den Zusammenhang verstehen möchte.“
Eifrig nickte der Junge. „Ja, deshalb. Ich überhö-höre es, wenn e-es nicht eind-d-deutig ist“, stotterte er und Spock sah, wie er sich noch mehr in sich zusammen zog.
„Das ist logisch“, stimmte Spock ihm zu. „Haben Sie noch viel bis zum Mittag zu erledigen?“, wollte er das Thema wechseln, da es Caden unangenehm schien, darüber zu reden. Das Stottern war ihm zuvor nicht aufgefallen und er fragte sich, ob Caden wohl deshalb so kurz angebunden sprach, um es zu vertuschen oder es wohl doch an der gestiegenen Anspannung lag.
„Ja, logisch“, wiederholte Caden und holte einmal tief Luft. „Noch zwei Stücke, die ich reinigen möchte. Aber das werde ich auf jeden Fall vorher schaffen“, sagte er, sah dabei wieder an Spock vorbei, so dass dieser den Eindruck gewann, Caden redete mehr und mehr mit sich selbst.
„Wenn Sie die Frage erlauben“, setzte Spock an und machte tatsächlich eine kurze Pause, um Widerspruch zuzulassen, der ausblieb, „was für Funde wurden in letzter Zeit gemacht? Ich bin mit dem Forschungsauftrag der Gruppe vertraut, jedoch wurden bisher noch keine Ergebnisse öffentlich.“ Kurzum: Der Vulkanier war neugierig, was dort alles in den Regalen lagerte. Im Camp würde Kirk ihn nur im wissenschaftlichen Austausch unterbrechen und womöglich würde McCoy ihm vorwerfen, seine Untersuchungen zu behindern. So schnell wollte er nicht zurück, wenn er ehrlich war.
Statt einer Antwort, drehte Caden sich jedoch auf dem Absatz um und ging zu den Regalen. Zuerst dachte Spock, er hätte etwas Falsches gesagt, aber ungeachtet seiner Reaktion, begann Masron Junior zu erzählen. „Die meisten Exponate sind Alltagsgegenstände der früher hier ansässigen Bewohner. Zwar kommt es immer wieder vor, dass Überreste von Lebewesen gefunden werden - Knochen in den meisten Fällen - aber keine von den gefundenen Spezies sind Urheber der Gegenstände. Es wird versucht, zu beweisen, dass dieser Planet vor Jahrhunderten einmal wesentlich mehr Landmasse besaß und wir uns jetzt auf dem Höhepunkt eines damaligen Gebirges befinden. Wenn die intelligenten Spezies tiefer im Tal gelebt hätten, würde das erklären, warum wir hier oben keine Überreste von ihnen finden.“
Von dem plötzlichen, flüssigen Redeschwall war der wissenschaftliche Offizier überrascht worden. Aber er fing sich schnell. „Warum können die Lebewesen, von denen Überreste gefunden wurden, nicht die Urheber sein?“ Lag es nur am Körperbau, der sie nicht zum Handwerk befähigte? Waren es reine Vermutungen? Hatte man sich vielleicht zu sehr auf menschenähnliche Wesen eingeschossen, die man suchte und vielleicht das wesentliche übersah?
„Es wurden Zeichnungen entdeckt, die die Ureinwohner dieses Planeten skizziert haben. Was bisher an Fauna klassifiziert wurde, war von der Lebensweise und auch dem Körperbau nach von primitiver Art“, erklärte Caden und kramte in einer der Schubladen, ehe er einen Block Papier fand und diesen auf der Werkbank ausbreitete. Skizzen einiger Tiere, die hier einst gelebt hatten. Wobei sich wahrscheinlich die Beschaffenheit der Oberfläche, ob Fell oder Lederhaut, auf Vermutungen berief.
„Faszinierend“, entfuhr es Spock dennoch, der interessiert die Aufzeichnungen betrachtete. Doch seine Faszination galt nicht nur diesen wissenschaftlichen Aufzeichnungen. Wurde davon allerdings schnell wieder dominiert. „Was genau ist das, wenn ich fragen darf?“, fragte er und deutete auf eine Schale, die ebenfalls auf der Werkbank stand.
„Das?“, fragte Caden sicherheitshalber und deutete ebenfalls dort hin. „Das ist eine Schale von uns. Wir lagern darin Snacks. Bonbons oder Marshmellows. Sie sind leider schon leer.“

Unter Tage fühlte Kirk sich nutzlos. Und ja, nutzlos war das richtige Wort. Die Forscher waren beschäftigt mit ihrer Arbeit, daher wollte der Captain sie natürlich nicht stören. Aber sich die ganze Zeit an McCoys Fersen heften, wollte er sich auch nicht. Der zweite Landetrupp war nun auch da. Sulu hatte keine Probleme, sich unter das Volk zu mischen.
Etwas machte Kirk allerdings zu schaffen. Und um das zu klären, stand er nun erneut in der Kabine von Mr. Masron Sr.
„Sie schon wieder“, begrüßte der alte Mann ihn nachsichtig. „Was gibt es, Captain?“
Kirk schmunzelte. Das klang schon besser als 'Junge'. Andererseits hatte er es dem Mann schon längst nachgesehen. Er war fast ein halbes Jahrhundert älter als er und hatte von diesem Sternensystem eine Menge gesehen. Ob Rang oder nicht, dieser Mann hatte einen Erfahrungsschatz, vor dem er einen großen Respekt hatte. „Ich wollte mich noch einmal mit Ihnen über Ihren Enkel unterhalten.“
„So? Was wollen Sie denn hören?“ Träge setzte der Herr sich auf und betrachtete Kirk genauer.
Der Argwohn, der Kirk entgegen schlug, konnte er dem Herrn gar nicht verübeln. Dennoch stand er hier und hielt es für gerechtfertigt. „Sie halten große Stücke auf ihn. Warum haben Sie dann Ihre Beziehungen spielen lassen? Wenn man Sie reden hört, müsste man doch eigentlich denken, es wäre absolut nicht nötig gewesen.“
Frederik Masron musterte den Captain der Enterprise. „Entschuldigen Sie, ich habe Sie für älter gehalten.“
„Was hat das mit meinem Alter zu tun, Sir?“ Denn das verstand Kirk nun wirklich nicht. Ging es hier darum, dass Masron dachte, ältere Generationen würden nachvollziehen können, oder gar normal finden, dass man ein neutrales Verfahren umging? Doch bei der Nachsicht, die aus Masron Sr. Miene sprach, wollte Kirk das nicht glauben.
„Wenn Sie schon länger bei der Sternenflotte wären, wüssten Sie, dass man es schwer hat, wenn man von der Norm abweicht. Unabhängig von Ihrer fachlichen Eignung. Ja, ich habe einen alten Freund um einen Gefallen gebeten.“ Und er sagte dies, ohne Kirks forschendem Blick auszuweichen. Er hielt es für richtig, was er getan hatte. Das spürte Kirk. „Aber ich habe ihn nicht gebeten, Caden einzustellen. Ich habe ihn lediglich gebeten, sich die Unterlagen seiner Bewerbung anzusehen. Ich wollte nicht, dass jemand am Computer steht und allein anhand eines Namens und einer Diagnose seine Untauglichkeit entscheidet. Sie wissen selbst, wie weit die möglichen Auswirkungen von Autismus reichen können und da Sie sich sogar höchstpersönlich ein Bild von ihm machen wollen, bevor Sie ihn mitnehmen, nehme ich an, dass Sie auch nicht zweifelsfrei sind. Habe ich Recht?“
Das stimmte Kirk milder. „Zugegebenermaßen, ja. Auch wenn ich nicht hoffe, dass es so gekommen wäre, verstehe ich das“, gab er zu.
„Sie glauben, dass es nicht so gekommen wäre? Das ist naiv. Ich war selbst nicht anders, wissen Sie?“, erzählte Masron und lehnte sich ächzend an die Wand hinter seinem Bett. „Als ich nach meinem aktiven Dienst herkam, konnte ich mit dem Jungen absolut nichts anfangen. Und er nicht mit mir. Ich habe es meinem Sohn vielleicht nie gesagt, aber ich habe ihn damals für seinen Nachwuchs bemitleidet. Er war vier und … nun, er hatte nicht viel mit Kindern seines Alters gemein, wenn er nicht gerade mit seiner Mutter zusammen war. Und auch, wenn sich meine Meinung geändert hat, tut es mir bis heute leid. Ich ...“
„Captain, kann ich Sie einen Moment sprechen?“ McCoy war in der Tür aufgetaucht und sah streng in Richtung seines Vorgesetzten, der schon ahnte, welche Standpauke ihn gleich erwartete.
Knapp entschuldigte er sich mit einem „Eine Sekunde“ bei Frederik Masron und folgte McCoy dann vor die Tür. „Was ist denn, Pille?“
Das erklärte McCoy ihm gerne. „Der Mann ist krank und braucht Ruhe. Was genau ist daran so schwer zu verstehen? Du hörst doch, dass er sprichwörtlich aus dem letzten Loch pfeift, dazu brauchst du keinen Abschluss.“
„Ich hab doch nur ein paar Fragen an ihn. In fünf Minuten geh ich jemand anderem auf die Nerven, versprochen“, verteidigte sich der Captain. Warum tat er das überhaupt? Er war der Captain der Enterprise! Aber McCoy war eben auch mehr als einfach nur ein x-beliebiger Berater. Als er zurück zu Masron sah, musste er allerdings feststellen, dass dieser schon wieder selig schlief.
„Was ist denn so wichtig, dass es nicht ein paar Stunden warten kann?“
„Ich will mir ein genaueres Bild machen, wenn wir schon länger hier sind. Du nicht auch? Ich dachte, von seinem Großvater krieg ich vielleicht eine etwas … menschlichere Einschätzung als von seinem Vater.“
Leidig seufzte McCoy. „Spock hat Henric Masron eine sachliche Frage gestellt, er hat sachlich geantwortet. Er ist Forscher, er ist es gewöhnt.“ Es hatte den Anschein, als wüsste er ganz genau, dass seine Worte allein Kirk nicht von seinem Vorhaben abbringen konnten. „Red lieber mit Caden selbst. Oder seiner Mutter. Mister Masron solltest du wirklich nicht weiter vom Schlafen abhalten.“
Nur ungern rückte der Captain von seinem Plan ab. Aber die zunehmend ernsten Worte seines leitenden Schiffsarztes drangen dann doch zu ihm durch. „So schlimm?“
„Was sagt es dir, dass ich hier vor dir stehe und dich aus dem Zimmer komplimentiere?“, gab McCoy gereizt zurück. Da Masron nicht zur Besatzung gehörte, war er ihm gegenüber auch nicht zu näheren Erklärung verpflichtet. „Wo wir aber schon dabei sind: Da die Frachtschiffe erst in einer Woche hier ankommen, würde ich den Verlauf gerne bis morgen beobachten.“
Nun war es Kirk, der seufzte. „Nun, die Zeit kriegen wir wohl auf der Rückreise wieder rein, ansonsten muss ich es Spock schonend irgendwie beibringen. Wenn es nötig ist, bleiben wir.“
„Es ist nötig“, versicherte ihm McCoy ernst.
„Na denn. Ich werde dann wohl mal nach Mister Spock fahnden. Oder ist er dir schon über den Weg gelaufen?“ Irgendwie musste er sich dann ja weiter beschäftigen. Und wenn er jetzt so drüber nachdachte, fragte er sich wirklich, wo der Vulkanier abgeblieben war.
McCoy sah sich halbherzig um. „Keine Ahnung. Vielleicht noch an der Oberfläche? Allerdings hält sich meine Sehnsucht nach dem Spitzohr in Grenzen.“
„Wie weit bist du mit der Routineuntersuchung?“, wollte Jim wissen, wenn er McCoy gerade vor der Nase hatte. Sie hatten inzwischen fast zwölf Uhr.
„Ich bin fertig. Zumindest hier unten. Einige Daten kann ich nur auf dem Schiff auswerten, aber im Durchschnitt finde ich hier nur einen Grund zur Besorgnis“, fiel der Report des Arztes aus.
„Gut, dann können wir das auch gleich mit Spock besprechen“, befand Kirk und nickte in Richtung des Ganges hinter McCoy.
Der Arzt sah sich um und tatsächlich stand dort der Vulkanier und unterhielt sich mit dem stellvertretenden Forschungsleiter und seiner Frau. „Meinst du, er könnte hier unten noch Termine haben und dir weglaufen?“, fragte er Jim trocken.
Statt einer Antwort verkniff sich Kirk das Lachen und ging wortlos an Pille vorbei auf die kleine Gruppe zu. „Mister Spock?“
Auf die Anrede hin drehte der Vulkanier sich um. „Ah, Captain. Wie weit sind wir?“, wollte er wissen.
„Doktor McCoy ist mit der Untersuchung erst einmal fertig. Wegen eines Falls besteht jedoch die Notwendigkeit, dass wir die Abreise auf morgen früh verlegen“, erklärte Kirk.
„Ich nehme an, der eine Fall ist mein Vater“, mutmaßte Henric Masron, ließ Spock und Kirk allerdings links liegen und fragte stattdessen McCoy.
„Ja, tut mir leid. Ich würde mir gern bis morgen ein Bild vom Verlauf machen. Solang sich sein Zustand mit den Medikamenten nicht verschlechtert, würden wir ihn dann bis zur Ankunft der Frachtschiffe in Ihrer Obhut belassen.“
Aber Henric Masron hatte offenbar Vertrauen in ihr Tun. Er hatte keine Einwände.
Und wenn seine Frau Einwände hatte, sie wirkte wesentlich unsicherer, so äußerte sie sie nicht. Allerdings wurde sie auch abgelenkt. „Caddy“, rief sie erleichtert, als ein junger Mann im Gang auftauchte und auf sie zukam.
Er blieb bei ihnen stehen und Lia begrüßte ihn mit einem warmen Lächeln und strich ihm über die Schulter. Sie wollte wohl noch etwas sagen, aber mit den Worten „Jetzt nicht, Mom“, wischte der Junge die Hand seiner Mutter beiseite, was sie verstummen ließ – und sichtlich traf.
Was McCoy und Kirk als pubertäre Minirebelion interpretierten, beobachtete Spock durchaus interessiert.
„Ich nehme an, du bist Caden“, stellte Kirk in freundlichem Tonfall fest und lächelte den jungen Mann ebenfalls an. „Mein Name ist Kirk, ich bin der Captain der Enterprise.“ Und mit diesen Worten hielt er Caden seine Hand hin.
Der sah sie zunächst nur an, ehe er sie mit einiger Verzögerung ergriff, sie drückte und dann, kaum dass auch Kirk sie wieder locker ließ, wieder zurück zog, als hätte Kirk ihm einen elektrischen Schlag verpasst. „Ja, ich bin Caden“, antwortete er danach, ließ die Hand hinter seinem Rücken verschwinden und sah Kirk an. Aber auch wieder nicht.
Kirk wiederum war perplex. Im Gegensatz zum kräftigen Händedruck des Vaters, war der des Jungen eher wie ein nasser Waschlappen gewesen. Vor allem nass. Die Hände waren vollkommen verschwitzt und kaum, dass sich ihre Hände berührt hatten, hatte er sie wieder zurückziehen wollen. „Wir sind dann hier soweit ...“
„... fertig und treffen Sie dann um vierzehn Uhr am Ausgang der Anlage“, unterbrach Spock den Captain.
Zur Bestätigung nickte Caden, blieb jedoch unschlüssig an Ort und Stelle stehen, nur für einen Moment. Erst dann sah er in Richtung McCoy. „Und wer sind Sie?“, fragte er den Schiffsarzt.
„Oh, Entschuldige“, fiel McCoy auf, dass er in seiner Rolle als Beobachter etwas zu sehr aufgegangen war. „Mein Name ist Doktor McCoy, ich bin der leitende Schiffsarzt der Enterprise.“
Kirk schmunzelte. Vermutlich würde er von dem Satz heute noch träumen, so oft, wie er ihn gesagt hatte. Das war der Vorteil an Bord: Da war das unnötig. Meistens.
„Freut mich, Sie beide kennen zu lernen“, sagte Caden, wandte sich danach von ihnen ab und sah zu seinem Vater. „Ich bin auf meinem Zimmer“, erklärte er und ging dann, ohne eine Antwort abzuwarten, in schnellem Tempo weiter den Gang runter.
Sein Vater sah ihm lächelnd nach, Lias Blick dagegen war voller Sorge.
„Sie müssen entschuldigen, er ist ziemlich nervös, wegen der Reise“, entschuldigte sein Vater Caden. „Allerdings gibt er sich große Mühe mit Ihnen. Höflichkeitsformeln wie ‚Schön Sie kennen zu lernen‘ werden Sie nicht oft zu hören bekommen.“
„Weil es hier sonst nicht nötig ist und er weiß das“, konterte Lia die Aussage ihres Mannes.
Kirk verschränkte seine Arme und wischte dabei unbeobachtet seine Hand am Ärmel ab, um sie wieder zu trocknen. „Ja, dass er nervös ist merkt man. Aber es ist ja auch eine aufregende Reise, wenn man noch nie im Weltraum war.“
Und nervös schien nicht nur Caden zu sein. „Ich werde mal nach ihm sehen“, meinte Mrs. Masron, zwang sich zu einem Lächeln in die Runde und ging ihm nach.
„Es fällt ihr nicht leicht, was?“, fragte Kirk.
„Nein, aber das war es für sie nie. Sie ist ein sehr warmherziger Mensch und in manchen Momenten, in denen sie ihn am liebsten in den Arm nehmen würde, muss sie auf Abstand gehen und ihn in Ruhe lassen. Das ist für eine Mutter nicht leicht“, erklärte Henric Masron, in für Kirk unbegreiflich analytischer Art.
„Und für Sie ist es leicht?“, fragte McCoy, der dieselbe Beobachtung gemacht hatte.
„Wenn er etwas will, weiß er, dass er zu mir kommen kann. Ich habe mich daran gewöhnt, dass es so herum der beste Weg ist.“
Nicht, dass es zu Verwechslungen kommt. Das Kapitel entstand, bevor ich "Kennen Sie Tribbles?" gesehen habe :-P
Es sind also wirklich keine Tribbles gemeint.
Rezensionen