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IX Ein Jahr auf Gamma Camaldulani

von Racussa

Sommer

Ein Teil der Mannschaft der Valdore verbringt eine heiße Sommernacht auf Gamma Camaldulani.

„Hey, macht mal leiser. Hier soll man ja auch schlafen können!“, raunzte Ruusu sauer, weil sie über die Geräusche des Stelldicheins dreier Kameraden verärgert war.

 

Ich fass es nicht. Ich bin todmüde; und Rita, Rahila und Raidon haben nichts anderes zu tun, als lautstark ihre Libido zu befriedigen. Wir sind hier in einem Gemeinschaftszelt! Und es ist schon nach Mitternacht. Obwohl die Temperaturen immer noch unerträglich sind.

 

Er schaute auf sein Armgerät, das er auch zum Schlafen nicht abnahm, und schon die Anzeige von 34° jagte ihm einen neuen Schweißausbruch über Stirn und Rücken. Das dünne Sommernachthemd klebte bereits an ihm fest, auch die zwei Leintücher, die ihnen zum Zudecken und als Unterlage auf der harten Feldliege gegeben worden waren, hatten sich schon mit seinem Schweiß vollgesogen. Missmutig stand er auf, klopfte gegen das Oberbett und erntete nur einen zerzausten und fragenden Blick von Rita, die verschwörerisch den Finger auf den Mund legte, bevor sie die Augen verdrehte und weiterstöhnte.

Er schob den Moskitovorhang beiseite und trat in die sternklare Nacht hinaus. Jetzt konnte er tief durchatmen. Zwar war es nicht viel kühler, aber zumindest war die Luft weniger abgestanden. Das warme, feuchte Gras unter seinen nackten Füßen kitzelte ihn, aber er beschloss, eine Runde zu wandern.

 

Es ist völlig ungefährlich, haben sie gesagt. Gamma Camaldulani ist fast wie Romulus, haben sie gesagt. Nur dass es hier keine Wetterkontrollen gibt, dass zwei von zwölf Provinzen von Milizen beherrscht werden, dass der Gouverneur ein verfressener Faulpelz ist, und dass wir eine lustige Feldforschung unternehmen, bei der wir statt in Shuttles in Zelten schlafen und uns selbst versorgen, das hat niemand gesagt.

Eine fluoreszierende Blüte erregte seine Aufmerksamkeit. Das grün-rote Glitzern der stark gefransten Kelchblätter faszinierte ihn. Kaum hatte er die Blüte berührt, entfalteten sich die Blätter und gaben den Blick auf ein leuchtendes Inneres frei, in das ein ganzer Falke hätte fliegen können. Ohne dass er ihn vorher gehört hätte, sprang da ein Flughund von einem der hohen Bäume und setzte sich auf einen Ast zwischen ihm und der Blüte. Seine blitzenden Augen schienen abzuwägen, ob der unschöne Zweifüßer ihm die leckere Beute streitig machen wollte.

 

Was für ein niedliches Tierchen! Genieß diese Frucht des Sommers, ich hab’s nicht so mit Blüten.

Während er einen Schritt zurück trat, hüpfte der Flughund ungeschickt auf dem Ast näher zur Blüte, die sich scheinbar noch etwas weiter öffnete. Doch kaum war der neugierige Flughund an den Rand der Blüte gehüpft, schnalzte eines der Blätter heraus und schlug ihm einen Dorn mit lähmendem Gift in den Nacken. Während das Tier noch mit seinen faltigen Hautflügeln zappelte, zog ein anderes Blütenblatt es in die Tiefe der Blüte, die sich verschloss und das Fluoreszieren verlöschen ließ. Nach einigen Augenblicken regte sich nichts mehr und Dunkelheit hüllte die Buschlandschaft ein.

 

Wer hätte das gedacht. Mir war gar nicht bewusst, dass es auf Gamma Camaldulani karnivore Pflanzen gibt.

 

Da tönte ein Platschen an sein Ohr. Er ging über das feuchtwarme Gras zu dem Ursprung und sah im Mondlicht Rhea und Esperanza nackt in einem der Teiche baden, von denen ihr Reiseführer gesagt hatte, man solle sich aufgrund der darin herumschwimmenden Blutegel und Schwermetalle nicht zu lange im Wasser aufhalten.

Blutegel und Schwermetalle? Das scheint den beiden ja nichts auszumachen.

Obwohl er sowohl Esperanza als auch Rhea schon öfter beim gemeinsamen Duschen nackt gesehen hatte, war diese nächtliche Begegnung doch anders. Ohne ihre Uniformen bzw. ihre Roben und außerhalb der militärisch-langweiligen Gemeinschaftsduschen wirkte es für einen Augenblick wie ein lustiger Ausflug in Kindertagen.

Ein surrender Moskito störte sein andächtiges Betrachten der beiden Planscherinnen. Als er versuchte, ihn zu erschlagen, kratzte er sich an einem dornigen Gebüsch auf und raschelte im Laub.

„Reynaldus? Bist du das?“, rief Esperanza.

Rhea kicherte: „Es ist Rivul, der Gärtner! Rivul, komm doch zu uns ins Wasser. Hier ist keine Spur von einem Blutegel; und die Schwermetalle können wir uns ja nachher abduschen. Eine solche Sommernacht kann man einfach nicht im Zelt verbringen, meinst du nicht auch?“

 

Obwohl es dunkel war, fürchtete Rivul, die beiden könnten merken, wie er vor Scham grün anlief.

„Danke für das Angebot, aber ich bin nicht so der Schwimmer. Ich betreibe lieber Landwirtschaft als Fischerei.“, versuchte er einen unglücklichen Scherz. Doch Rhea und Esperanza waren zum Ufer gewatet und spritzten mit dem erfrischend kühlen Wasser auf ihn.

Esperanza lachte: „So, und jetzt, wo du schon schwermetallverseucht bist, kannst du doch gleich zu uns kommen. Es ist gar nicht so tief. Du musst also nicht schwimmen und hast immer Land unter den Füßen.“

„Und, bei Diana, herrlich weichen Schlamm zwischen den Zehen!“, fügte Rhea winkend hinzu.

„Naja, wenn ihr meint…“, sagte Rivul zögerlich und zog das verschwitzte Nachthemd aus.

 

„Halt, wer da!“, schrie es da plötzlich aus dem Gebüsch und acht bewaffnete und maskierte Männer strahlten mit hellen Lampen auf die drei jungen Soldaten, die nackt im beziehungsweise am Wasser standen. Rivul kam sich nun total lächerlich vor, Rhea und Esperanza tauchten bis zum Hals ins Wasser.

„Priesterin Rhea vom imperialen Kriegsvogel Valdore! Und Listix Esperanza und Gärtner Rivul! Und wer seid Ihr, im Namen der zwölf romulanischen Götter, dass Ihr uns so erschreckt?“

„Verwurstet seien die zwölf romulanischen Götter und das ganze Drecksimperium! Wir sind Go’mall. Das ist unser Planet, unser Wald und auch unser Teich. Los, raus da oder wir disrumpieren euch.“

 

Go’mall. Bei der Konferenz haben die Vertreter dieser seltsam geschuppten Wesen aber noch ganz anders gesprochen, von der Dankbarkeit über die Unterstützung des Imperiums mit Technologie und Bildung.

Rivul hielt Rhea und Esperanza seine Hände hin, damit sie sicher an das Ufer des Teiches steigen konnten. Die drei nackten Soldaten standen nun vor der maskierten Horde. Esperanza verschränkte trotzig die Arme: „Und was soll das jetzt? Wir sind Romulaner und dieser Planet ist Teil des Imperiums. Warum sollten wir nicht in diesem Teich baden?“

„Weil ihr blöden Grünhäuter mit euren Sonnen- und sonstigen Körperölen unsere schönen Teiche verschmutzt. Wir brauchen das schwermetallhaltige Wasser und den Schlamm, um unsere Schuppen geschmeidig und glänzend zu halten. Und ihr Gören badet hier einfach, als wäre das ein Ferienlager!“

Rivul räusperte sich: „Mitnichten, meine Herren. Das ist kein Ferienlager, sondern eine militärwissenschaftliche Erkundung. Und wie im Inkorporationsvertrag mit den Autoritäten von Gamma Camaldulani festgehalten ist, genießen Romulaner auf diesem Planeten dieselben Rechte wie im ganzen Imperium. Also auch das uneingeschränkte Baderecht. Dass unsere Hautpflegeprodukte ihren Schuppen schaden könnten, ist wissenschaftlich nicht belegt. Vielmehr scheint mir Ihr Auftritt – besonders in maskierter Form – sehr unpassend. Wir könnten uns beim Gouverneur beschwe…“

Ein Faustschlag traf Rivul unvermittelt ins Gesicht und ließ ihn rücklings ins Wasser fallen.

 

Da schlägt ein Go’mall einen Romulaner? Wo kommen wir denn da hin.

 

Doch bevor Rivul sich aufrichten konnte, hatte Esperanza mit ihrer kleinen Zehe ihr am Ufer liegendes Armgerät aktiviert. Zwei Kampfdrohnen näherten sich und disrumpierten die verdutzten Maskierten. Rhea packte Esperanza und fuhr sie an: „Was hast du getan? Warum hast du sie getötet?“

Während Rivul im schlammigen Wasser mit den Armen ruderte und versuchte, sich vom Taumel des Schlages zu erholen, antwortete Esperanza: „Ich…ich…ich…habe nur den Alarm ausgelöst. Diese Drohnen sind nicht von uns. Ich habe keine Ahnung…“

 

„Sie waren von uns.“ Ein Camaldulaner, dessen Hornkämme in Grün fluoreszierten, trat aus dem Gebüsch, gefolgt von fünf Bewaffneten. Obwohl es so eine laue Sommernacht war, trugen alle fünf hochgeschlossene Uniformen und waren mit Disruptorgewehren, Plasmagranaten und Flerovium-Wurfsternen bewaffnet.

„Priesterin, Listix, Gärtner, ich bitte diesen kleinen Zwischenfall zu vergessen. Es handelte sich um einen bedauerlichen Ausrutscher unseres Sicherheitsdienstes. Gerne können sie noch etwas baden; oder auch zurückgehen, um sich diesen schwermetallhaltigen und ekligen Schlamm von der Haut zu waschen. Wenn Sie möchten, begleiten zwei meiner Männer Sie, während ich weiter für Ordnung sorge.“

„Indem sie Go’mall aus dem Hinterhalt mit Drohnen töten?“, fragte Rhea empört.

„Indem ich Romulaner vor Gefahren beschütze, wie es der Inkorporationsvertrag, den ihr pflanzenliebender Freund zitiert hat, uns Camaldulanern vorschreibt.“

Nun mischte sich Esperanza ein: „Sie haben also das Gespräch die ganze Zeit über belauscht?“

 

Plötzlich stürmten aus dem Gebüsch ihre Freunde mit Fackeln und Laternen und Waffen. Rita, Rahila und Raidon trugen nur um den Körper geschwungene Leintücher, die anderen mehr oder weniger einheitliche Schlafshirts oder Nachthemden oder kurze Pyjama-Hosen. Ramon, der nur mit einem Lendenschurz bekleidet war, hob einen abgebrochenen Ast auf, pflanzte sich vor Rhea und Esperanza auf und schrie den Camaldulaner an: „Was tun Sie hier mit unseren Kameraden? Listix Esperanza hat uns einen Alarm geschickt!“

Rhea berührte sanft seinen Arm mit dem als Keule erhobenen Ast und drückte ihn nach unten.

„Ramon, es war ein Missverständnis. In dieser Sommernacht werden wir hier keine Lösung finden. Ich schlage vor, wir gehen jetzt duschen und schlafen dann eine Runde. Aber morgen früh werden wir diese Ereignisse besprechen.“

 

Wie sie seinen Arm berührt. Ob sie von seiner Kraft fasziniert ist? Ob sie ihn lieber hat als mich? Ob sie gar an Sex mit ihm denkt?

 

„Und du wieder mittendrin, Rivul. Na toll, morgen wird uns Donatra einen Vortrag halten und der Tal’Shiarfreund wird sich einen neuen Grund ausdenken, warum er dich der Verschwörung bezichtigt.“, maulte Reynaldus.

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