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In Richtung 'Oben'

von Wolf

Kapitel 2

Noch mal ein dickes Dankeschön an Scully ^^
2255, Bucht von San Francisco, Erde

Nackte Füße tapsten Steinstufen hinauf. Die letzten Tropfen Wasser rannen aus ihrem kurzen Haar seitlich die Schläfen hinunter, um dann auf das Sweatshirt zu tropfen. Ihr Körper war noch erhitzt vom warmen Wasser. Joan mochte die Massenduschen für die Erstsemester nicht. Montags duschte sie immer extra kurz, denn heute war ihre Zimmergenossin mit ihren Freundinnen aus. Das waren DIE paar Stunden Urlaub in der Woche.
Ihre Zimmergenossin war das overpowerste Geschöpf, das ihr je begegnet war. Sie war hübsch, hatte sehr gute Noten und war erst sechzehn. Ihre Eltern waren hohe Tiere bei der Flotte und sie hing nur mit den Mächtigen und Schönen ab. Ihre Eltern hatten sie ihr ganzes Leben in Watte gewickelt und überhaupt, wer nennt seine Tochter denn Alpha?
Aus Alphas Sicht war Joan Weiß eine Schande für die ganze Föderation. In den fast zwei Monaten in denen Joan hier war, musste sie es sich schon öfters anhören, wie sehr sie doch ihr Leben verschwendet hatte, weil sie erst eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht hatte, dann studiert hatte und erst dann hier angefangen hatte. Denn offenbar hatte Alpha noch nie etwas von Altersbeschränkungen gehört, denn sie war mit ihrem alter schon voll mit dabei, was Partys und Co anging. Natürlich ohne Wissen ihrer Eltern.
Im Zimmer ließ sie sich auf das Bett fallen. Die Uniform, Stiefel und das Handtuch hatte sie einfach fallen gelassen, das dünne, viel zu große Sweatshirt reichte bei diesen Temperaturen völlig aus. Eigentlich wollte sie die Ruhe nutzen, um etwas zu lesen, doch montags war der Unterricht ziemlich lang und so war sie einfach zu fertig, um noch irgendwas zu tun. Joan wollte nicht einmal die Kleidung vom Boden aufheben. Würde die Nacht eine Übung oder Kontrolle stattfinden, würde sie Zweifels ohne den Titel einer Gefechtsfeldschlampe einhandeln.
Nachdem sie Anfang August die Aufnahmetests bestanden hatte, war sie erst mal zu einem Frisör und hatte sich eine netten Haarschnitt ausgesucht. Der Frisör hatte sie zwar darauf hingewiesen, dass das, was sie sich ausgesucht hatte ein Männerhaarschnitt sei, aber Joan war das egal gewesen. Hauptsache runter mit den Haaren. Für sie war dies das Symbol einer neuen Joan. Eine Joan, die es schaffen würde, sich in einem anderen Land, in einer Großstadt, auf einer paramilitärischen Akademie, durchzuschlagen.
Als Alpha wenig später ins Zimmer kam, war kaum zu übersehen, dass sie sich die Kante gegeben hatte, denn sie hatte beim Herreinkommen den Türrahmen verfehlt. Auch Sprache und Gang erinnerten an einen Zombie. Wie genau sie hier an Alkohol gekommen war, wollte Joan gar nicht wissen. Wahrscheinlich war aber eine von Alphas älteren Freundinnen schuld.
Joan, die dies ja nicht einfach ignorieren konnte, musste sich jetzt wohl um sie kümmern. Eigentlich konnte man bei Alphas Zustand heute Abend schon von einer Alkoholvergiftung sprechen. Betrunken war Alpha nicht dieselbe. Sie flehte Joan förmlich an, sie nicht in den Krankenflügel zu bringen. "Was ist, wenn das meine Eltern erfahren?", hatte Alpha gewimmert.
"Wie viel hattest du?" Joan sah sich nach etwas um, das als Kotzeimer herhalten konnte. Nur der Mülleimer und der Blumentopf ihrer japanischen Friedenslilie kamen in Frage.
"Eine halbe Flasche Wein, mehrere Gläser mit Wodkacola", nuschelte Alpha.
Wow, das Kind verträgt viel, dachte sich Joan. "Ich gehe mal davon aus, dass ihr gleich am Anfang mit trinken angefangen habt?"
"Warum willst du", sie schluckte, vermutlich um dem Kotzreiz entgegen zu wirken, "das wissen?"
"Ich will kurz überschlagen, ob ich Probleme kriege, weil du morgen noch eine Fahne hast und ich dich nicht in medizinische Betreuung übergeben habe. Also habt ihr?"
"Ja, tut mir leid."
Joan rollte unweigerlich mit dem Augen. Morgen würde es ihr viel mehr leid tun. "Naja, es ist jetzt fast um elf. Ich denke, morgen bist du zwar nicht wieder nüchtern, aber hoffentlich nicht so betrunken, dass es auffällt."
Verdammt, ich bin (bald) Arzt, kein Promillerechner, fügt sie noch in Gedanken hinzu.
Da half nur eins: Elektrolyte, viel trinken und schon mal Kopfschmerztabletten für den nächsten Morgen zurechtlegen. Joan entschied sich für den Mülleimer, da der aus Kunststoff war und man einfach eine Neuen bekommen konnte.
Alpha musste sich noch zwei Mal übergeben und um eins war sie endlich eingeschlafen und so konnte auch Joan noch ein paar Tüten Schlaf bekommen.
Der Wecker klingelte schon um 05:30 Uhr und Alpha ging es furchtbar. Joan, der Alpha wenig leid tat, konnte es nicht lassen, ihre Zimmergenossin etwas zu ärgern, um sie aus dem Bett zu kriegen. Wer betrank sich denn auch Montagabend? "Hey Kleines, hast du unsere Zahnbürste gesehen?"
Alpha gab ein verächtliches "Pfui" von sich und sprang gleich auf, um im Badezimmer nachzusehen.
Joan war schon fast fertig und verließ vor Alpha das Zimmer in Richtung Frühstück. Sie könnte es kaum erwarten, die Woche hinter sich zu bringen .
Freitag hatten sie frei und Logan hatte sich über das Wochenende Urlaub genommen. Logan schrieb ihr, dass sie die wärmsten Sachen einpacken sollte, die sie habe. Nur bei den Temperaturen war ein langärmliches T-Shirt, eine Jeans und die "sibirische Hochland"-Jacke das wärmste in Joans Schrank.
In den Semesterferien war Joan erstaunlich oft bei dem anderen Opa auf dem Land gewesen. Er war Russe und war wirtschaftlicher 'Zahlenwälzer' für die Landwirtschaft. Er hatte ihr die Jacke geschenkt. Sie war weiß und hatte eine Frottee-Innenjacke, die man auch separat tragen konnte. Damit war sie die beste Jacke in Joans Besitz. Trotzdem hatte sie die Sorge, dass sie nicht kanadisch genug ausgerüstet war.

Sie sollte mit ihrer Vermutung Recht behalten. Logan und Joan hatten den Transporter zu einem Außerirdischen-Besucherzentrum genommen, von wo es weiter mit dem Zug Richtung Westen ging. Der Wetter war wie in Deutschland um diese Jahreszeit, nur um einiges frostiger. Wo in Kalifornien noch Badewetter war, regierte hier schon Nebel das Land. Die Berge waren um einiges kantiger und alles bewaldet. Der Zug hatte ein Tempo drauf, was leider nicht viele Chancen für Details gab.
Logan hatte die Arbeit mitgebracht und rechnete fleißig an einem PADD. Joan hätte sich auch nochmal in den Merkstoff für Xenomedizin anschauen wollen. Auf der Akademie waren die Kurse für Leute mit Abschluss an einer Uni etwas anders aufgebaut. Xenobiologie und -medizin wurden vertieft. Komandogrundlagen, Regeln, Vorgänge in der Politik und Wissenschaft waren an der Tagesordnung, sowie Grundlagen der Antriebstechnik und Warptheorie. In Allem war der Ausbildungsplan abwechslungsreich, aber nicht mit der Art des Unterrichts an der Uni zu vergleichen. Wo man neben der Grundkurse noch zwei weitere Fachbereiche wählen musste. Joan hatte Unfallchirurgie und Xenobiologie gewählt.
Joan sah zu Logan, der neben ihr saß und wie wild auf das PADD eintrommelte. Komplexe Formeln wurden zu einer Variable und einer Zahl dahinter reduziert.
Manchmal bereute sie es etwas, nicht in diese Richtung gegangen zu sein, denn einer Maschine war es egal, ob man miese Laune hatte. Einem Patienten nicht. Die Ausstrahlung des Pflegepersonals ging fast immer auf den Patienten über, soweit der bei Bewusstsein war. Strahlte man Selbstsicherheit aus, glaubte der Patient in guten Händen zu sein und fühlte sich sicherer. Hätte man miese Laune, wurden auch Patienten grillig. Und vor allem Mediziner, die mit ihren Patienten in der dritten Person redeten, waren echt anstrengend. "Na, wie geht's uns denn heute?" - "Ich habe ein synthetisches Bein, dass von meinem Körper abgestoßen wird und bekomme zu wenig Schmerzmittel und Ihnen so?"
So sollte wohl keine Unterhaltung ablaufen.
Die beiden hatten das Wochenende schon durchgeplant. Die Liste war kurz und bestand aus einem Punkt: Heute Abend von Mrs. Wolf im Wald ausgesetzt werden. Möglichst mit wenig technischen Schnickschnack. Wandern, nachts im Wald zelten und am Sonntagmittag an einem Treffpunkt abgeholt werden.
Vom Bahnhof aus ging es zu Logan nach Hause, die Cappingausrüstung holen und Proviant einpacken.
"Hi, ich bin Amanda Wolf, Logans Mom. Und wer sind Sie, junger Mann?", fragte Mrs. Wolf gleich am Bahnhof.
Joan schoss die Röte ins Gesicht. Was Kleidung und Frisur so alles aussagten.
"Mom", zischte Logan sofort, mit einem gewissen Vorwurf in der Stimme.
"Ich bin Johanna Weiß. Alle nennen mich Joan."
"Ach, Sie sind eine Frau. Das hörte sich bei Logan am Telefon so an wie John."
Jaon kicherte. Amanda war es nur peinlich. Logan wahrscheinlich auch.
"Schon gut! Das bekomme ich in letzter Zeit öfter zu hören"

Mit dem Auto war es eine halbe Stunde bis zu Logans Wohnort. Dort bereitete sein Großvater schon das Mittagessen zu und während Logan die Camping Sachen vom Boden holte, erklärte sich Joan bereit, beim Kochen zu helfen. Und während sie damit beschäftigt war, die Möhrchen zu schnippeln, verließ Logans Mom die Küche, um nach den Tieren im Stall zu sehen. Das nutzte der Großvater, um ein Gespräch mit Joan anzufangen: "Logan hat erzählt, Sie studieren in San Francisco. Sie sind ja Deutsche. Wie gefallen Ihnen die Staaten?"
"Naja, der Campus ist riesig und ich bin oft mit lernen beschäftigt, also erhalte ich nicht oft die Chance, mich in der Stadt umzusehen. Das Einzige, was mir bis jetzt aufgefallen ist, ist dass es in San Francisco irgendwie nicht Herbst werden will. Wir haben jetzt Ende September und es sind immer noch 23°C." Joan gab den ersten Teil der Möhrenscheibchen in den Topf.
"Und wenn Sie mit dem Studium fertig sind? Was machen Sie dann?"
"Ich arbeite als Chirugin irgendwo da oben." Sie war mit den Möhren fertig und schaltete den Induktionsherd an. Nebenan, wo vermutlich die Waschküche lag, hörte man Amanda hantieren.
"Sie sind also Arztin ... Hab ich schon erwähnt, dass Amanda noch eine Schwiegertochter sucht?"
"Vater, sei einfach still!", hörte man diese in einem genervten Ton von nebenan. Amanda war offenbar doch nicht so weit weg wie erwartet.
Beim Essen lernte Joan auch den Rest von Logans Familie kennen. Logan kleine Schwester war auch über das Wochenende hier. Offenbar arbeitete sie als Malermeisterin für einen Betrieb in der nächsten größeren Stadt. Sie schien eher von einem ruhigeren Naturell zu sein, denn sie machten einen schüchternen, fast verträumten Eindruck. Die Großmutter klagte über die Probleme mit der neuen Hüfte und sonst wurde über das Wetter, Gott und Planeten geredet.

Logan hatte schon alles zusammen gesucht und so konnten sie, gleich nachdem alles in zwei Rucksäcken verpackt war, aufbrechen. Zwar war keine Technik angesagt, trotzdem verstießen alle beide gegen diese Abmachung. Logan schmuggelte eine Phaser gegen die Grizzlys mit und Joan eine eine Trikorder in der Erste-Hilfe Tasche.
Logan hatte gemeint, dass sich Joan hiermit schon mal für den "Survial Kack" an der Akademie vorbereiten. Die beiden hatten auch Glück mit dem Wetter, denn es war nicht zu trocken und bekanntlich sollte man bei einer Waldbrandstufe kein Feuer machen.
Amanda setzte die Beiden etwa fünf Kilometer nördlich des Dorfes ab. Der Platz lag an einer relativ steilen Straße. Auf einer Seite ging es steil abwärts, wo der Hang unten in einem See endete. Auf der anderen Seite führte ein Fußweg direkt in den Wald. Joan ahnte schon, wo das hinführte. Es ging ein ziemlicher Wind und die Sonne war hinter nebligen Wolken verborgen. Die beiden machten sich auf den Weg, der Rucksack war leichter als gedacht und dank Logans großem Schrank hatte Joan auch noch Kleidung für kanadische Verhältnisse. Die erste Stecke schafften die beiden locker in der geplanten Zeit. Logen erzählte von seiner Arbeit auf dem Raumdock und Joan genoss die Natur. Die paar Laubbäume, die zwischen den vielen Nadelbäumen hier oben standen, hatten schon einen Buntstich. Logan hatte auch bald einen Platz für das Zelt gefunden.
"Und das ist wirklich okay, wenn wir hier einfach campen?", fragte Joan, der jetzt erst auffiel, dass die Wälder hier eigentlich kein Touristengebiet waren.
"Der Ranger ist ein ehemaliger Klassenkamerad von mir. Er weiß Bescheid."
"Dann ist ja gut. Das mit dem Zelt musst du mir aber noch erklären."
"Pass auf." Er öffnete seinen Rucksack um eine graue Tasche herauszuholen. Er zog den Reißverschluss auf. "Das musst du zusammen stecken."
Er gab Joan die Zeltstange, die aber noch nicht als Stange zu erkenne war. Er selbst übernahm die andere.
Erklärte man es Joan und hatte sie es einmal selbst gemacht, konnte sie es meistens schon. Logan machte ihr zwar klar, dass dieses Zelt kaum Gemeinsamkeiten mit den Survial-Teilen der Flotte hatte, trotzdem war Jaon davon überzeugt, dass Zelt Zelt war und wenn man eines begriffen hatte, die anderen auch nicht viel schwerer waren. Logan könnte sie auch nicht vom Gegenteil überzeugen.
So hätten die beiden nach einer halben Stunde das Zelt aufgebaut. Es war ein 3-Mann-Zelt und damit war genug Platz.
Joan taten von der unwegsamen Lauferei die Füße weh. Sie konnte es kaum erwarten, in Ruhe zu essen. Logan wollte aber erst die Schlafsäcke ausrollen und da er sich auskannte, hatte er auch das Kommando. Die grünen, dicken Schlafsäcke waren, laut Verpackung, bis zu -5°C bequem und zum Überleben bis zu -20°C geeignet. Kanadische Verhältnisse hin oder her, so kalt würde es selbst hier nicht werden. Auch wenn es sich kälter anfühlte, waren es immerhin 11°C draußen.
Der Platz, an dem die beiden das Zelt aufgebaut hatten, lag ein paar Meter vor einem Abhang, an dessen Fuß ein See lag, der die Größe eines gefluteten Tagebaus hatte. Offenbar gab es viele Seen in British Columbia. Der Boden war übersät mit abgestorbenen Tannennadeln, die Bäume nahmen zu viel Licht, denn es wuchs nicht viel. Nur in Richtung des Hanges wurden die Bäume dichter und der Boden felsiger. Der Ort war wunderbar. Wäre es wärmer, hätte man den Felsen am Abhang als 5-Meter-Brett missbrauchen können.
Die beiden standen auf diesem Felsen. Joan bestaunte die Natur und Logan bestaunte Joan beim Bestaunen. Sie lächelte ihre braunen Augen glänzten. "Wenn du dich so freust. Willst du wissen, wie der See heißt?"
"Ja"
"Elliott Lake"
"Wie der Drache?"
Logan lachte: "Nein, mit Doppel-T hinten"
"Was denkst du, wie weit es bis dort ist?" Joan zeigt auf eine Landzunge, die halbschräg rechts in den See hineinragte.
"So achthunder Meter."
"Und bis dort?" Sie zeigte gerade aus ans andere Ufer.
"Anderthalb Kilometer?"
"Könnte passen. Könne wir im Sommer noch mal herkommen?"
"Wenn ich das mit der Arbeit unter einen Hut bekomme, gerne."
Den Proviant hatte Logan in Joans Rucksack verstaut und so fand sie neben dem Fleisch von drei orianischen Tauben, wohl aus eigener Züchtung, noch Brot, Gemüse und Proteinriegeln. Wobei Letzteres wahrscheinlich nur als Notlösung gedacht war. "Dein Ernst?", hätte Joan gefragt und sie nach hochgehalten.
"Gewöhnlich dich lieber dran. Das Zeug ist das Einzige, dass du während irgendwelchen Feldtrainigs bekommst."
"Das wird ja lustig", seufzte Joan. Andererseits würden die nächsten Jahre, trotz nerviger Kleinigkeiten, sehr aufregend werden.

Danke für's Lesen! ^.^
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