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Another Night in Sickbay

von SusanQ

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Schon als er das herablassende Lächeln auf dem Gesicht des Anführers der Kabal gesehen hatte, wußte Malcolm, daß es noch nicht vorbei war. Nachdem Siliks Gehilfen ihn, wie angewiesen zurück zu seinem Quartier gebracht hatte, waren sie über ihn hergefallen und hatten ihn dann einfach liegen lassen, halb entblößt, hilflos, verletzt, entehrt.

Nun stand Malcolm unter Aufbietung all seiner Kräfte auf. Er fühlte sich schmutzig, doch bei all den offenen Wunden, die er hatte, war an eine gründliche Dusche mit viel Seife und einem harten Schwamm nicht zu denken. Sein Rücken fühlte sich an, als habe man versucht ihm die Haut in Streifen vom Leibe zu reißen.

Hinkend und dabei aus seiner Uniform steigend, ging er in sein kleines Bad und wusch sich vorsichtig mit einem Lappen. Seine Oberschenkel waren klebrig, beschmiert mit einer Mischung aus dem Sulibansperma seiner Peiniger und seinem eigenen blutigen Kot.

Später wußte er nicht mehr, wie er es zustande gebracht hatte eine frische Uniform anzuziehen und zur Krankenstation zu gelangen.

Trip kam auf die Krankenstation so schnell er konnte, doch zuerst mußte er mit T’Pol den Maschinenraum zurückerobern und einen Reaktorbruch vortäuschen. Ihm schien es, als verging Stunde um Stunde, bis sie endlich wieder Captain Archer an Bord hatten und seine Erleichterung darüber galt nur zu einem kleinen Teil tatsächlich der Rückkehr des Captains. Ein weitaus größerer Teil von ihm war froh, endlich die Gelegenheit zu haben zu dem, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, verletzten Malcolm zu gehen.

Noch bevor er die Krankenstation betrat, sah er diesen, in Fötushaltung, auf einer der Liegen zusammengerollt.

Phlox stand gute anderthalb Meter entfernt und versuchte aus dieser Distanz einen medizinischen Scan vorzunehmen.

„Um Himmels Willen, warum tun Sie nichts?“, schnauzte Trip den Arzt nun, da er das Lazarett betreten hatte, aufgebracht an.

„Lieutenant Reed läßt nichts und niemanden an sich heran, Commander“, entgegnete Dr. Phlox ruhig, aber noch immer zu tiefst über den Zustand seines Patienten bestürzt. „Allerdings kann ich Sie ein wenig beruhigen. Soweit meine Scans das zeigen können, weist er keine schwerwiegenden Verletzungen auf. Es würde ihm, zumindest physisch bald besser gehen, wenn jemand ihn dazu bringen könnte, seine Wunden mit dieser Cremé einzuschmieren.“

Der Arzt hielt eine Schale hoch, in der er eine Heilsalbe angerührt hatte.

„Geben Sie her! Und lassen Sie uns bitte allein“, wies Trip ihn an.

Phlox händigte ihm wortlos das Gefäß aus und verließ die Krankenstation, jedoch nicht ohne einen letzten, prüfenden Blick auf die beiden Männer zu werfen.

Trip trat näher an die Liege heran, woraufhin Malcolm sich noch mehr zusammenzog und flehentlich: „Nein! – Nicht!“ hervorpreßte.

Als Trip ihm sanft eine Hand auf die rechte Schulter legen wollte, zuckte der andere so stark zusammen, daß der Chefingenieur selbst zurückschreckte.

„Malcolm, ich bin’s“, flüsterte er, doch der sonst so selbstsichere und selbstbeherrschte Waffenoffizier umschloß nur noch verängstigter mit seinen Armen den Kopf, als könne ihm etwas, daß er nicht sieht und hört, auch keine weiteren Schmerzen bereiten.

Langsam schritt Trip um die Liege herum und zog dabei den halbdurchlässigen weißen Vorhang aus antiseptischem Gewebe zu.

Dann hockte er sich vor Malcolms Gesicht, das dieser noch immer mit seinen zitternden Händen verdeckte. Sacht berührte Trip eine der Hände, doch Malcolm schlug damit nach ihm, sich nicht wie ein erwachsener Mann wehrend, sondern eher wie ein verängstigtes Kind.

„Stinky, ich bin’s“, wiederholte Trip und fügte dem versichernd hinzu: „Ich tu’ Dir nicht weh.“

Alles was in Malcolms verstörten Geist vordrang war der Name *Stinky*. Nur ein Mensch wußte davon – nur die eine Person, der er immer vorbehaltlos vertrauen konnte – nur dieser eine Mann.

Langsam senkte er die schützenden Hände und versuchte durch das zugeschwollene rechte Auge zu blinzeln. Er erkannte den Mann vor ihm nur schemenhaft und fragte leise wispernd: „Trip?“

„Ja, Malcolm. Ich bin’s“, bestätigte dieser nochmals. Nun sah er zum ersten mal die blauen Flecke und Schwellungen in Malcolms Gesicht, die Platzwunde an der linken Oberlippe und das riesige Veilchen auf dem rechten Auge. „Oh mein Gott! Was haben sie Dir nur angetan?“, fragte er entgeistert, versuchte Malcolm vorsichtig aufzurichten und sagte noch: „Komm, laß mich Dir helfen.“

„Nein!“, schrie Malcolm auf. „Ich will nicht, daß Du mich so siehst.“

„Du weißt, Du kannst mir vertrauen, Malcolm. Ich will Dir nur helfen“, sagte Trip beschwichtigend über das dunkle kurze Haar streichend und fügte dem zögernd hinzu: „Zeig’ es mir.“

Jetzt ließ sich Malcolm widerstandslos dabei helfen sich aufzurichten, dann zog er unter Schmerzen die Arme aus dem Overall und entblößte seinen Rücken.

Als Trip die tiefen, noch immer leicht blutenden, Spuren von Fingernägeln quer über dem ganzen Rücken seines Freundes sah, stockte ihm unvermittelt der Atem. Es dauerte nur eine Schrecksekunde, bis er sich wieder gefaßt hatte und nun mit ruhiger Stimme sagen konnte: „Laß mich dir helfen.“ Dabei sah er seinem Gegenüber flehentlich in die hellgrauen Augen. „Bitte.“ Innerlich kochte Trip und wäre am liebsten losgerannt und hätte jeden einzelnen Suliban, der ihm begegnete, ob Mitglied der Kabal oder nicht, niedergemetzelt, wenn er damit nur all dies hätte ungeschehen machen können.

Malcolm nickte mit ausdruckslosem Gesicht, leicht unbeteiligt wirkend. Trip umfaßte dessen Gesicht vorsichtig mit beiden Händen und versuchte so zuversichtlich wie möglich dreinzublicken. Dann streifte er einen OP-Handschuh über seine Rechte und begann damit vorsichtig die Heilsalbe im Gesicht des anderen Mannes zu verteilen, dessen Augen aufmerksam jedem Blick Trips folgten und versuchten das Grauen darin zu lesen, daß er selbst bei jedem Gedanken an das Geschehene empfand, doch alles was er in den leuchtend blauen Augen las war Hilfsbereitschaft, Mitleid und... Liebe – tiefe, grenzenlose, ungeteilte Liebe und die Bereitschaft alles mit ihm zu teilen, auch das Leid, daß er erfahren hatte.

Trip war bemüht ihm seinen Zorn und sein Entsetzen nicht offen zu zeigen, was ihm schwer fiel, denn normalerweise konnte jeder in seinem Gesicht lesen wie in einem offenen Buch, aber ganz besonders leicht fiel dies für gewöhnlich Malcolm. Er wollte ihn nicht auch noch mit jedem Blick an alles erinnern.

„Tut es sehr weh?“, erkundigte sich Trip als er die Platzwunde an der linken Oberlippe vorsichtig eincremte.

Zögernd schüttelte Malcolm leicht den Kopf, sagte aber kein Wort. Noch immer verfolgte er gespannt jede Bewegung seines Gegenübers, jeden Handgriff, und zuckte noch immer jedesmal etwas zurück, wenn der behandschuhte Finger sich mit einer neuen Portion Heilsalbe einer weiteren Wunde näherte. Trip traute sich nicht, dem Anderen, wenn auch nur leicht und flüchtig, einen Kuß auf den unverletzten rechten Mundwinkel zu hauchen und so glitt er nur mit seinem Gesicht wenige Zentimeter von Malcolms entfernt an diesem vorbei und hauchte: „Alles wird wieder gut. –Das verspreche ich Dir.“

Nun kam der Rücken dran. Malcolm drehte sich auf den Bauch und Trip begann systematisch jede einzelne Strieme mit jeweils einer frischen Portion Salbe vorsichtig mit der Fingerspitze zu bestreichen, angefangen bei den Schulterblättern bis zum Bund von Malcolm's Slip. Doch einige der Striemen endeten dort nicht.

Jetzt erst wurde ihm vollends klar, was vorgefallen war, und es entsetzte ihn aufs neue und noch mehr als das. Es machte ihn wütend, wütend auf die Suliban, den ganzen verdammten temporalen kalten Krieg und wütend auf sich selbst, weil er es nicht war, der Silik das futuristische Gerät aus Daniels Quartier hatte zuspielen können. Er hatte gewußt, das es schlimm werden konnte, aber so... das hatte er nicht mal Silik zugetraut.

„Malcolm?“, sprach er diesen vorsichtig an und ließ seine linke Hand auf dessen Schulter ruhen. „Vertraust Du mir?“, wollte er nun wissen.

Der Angesprochene antwortete nicht, sondern nickte nur stumm.

„Ich muß all Deine Wunden mit der Salbe behandeln. – Darf ich das?“

Wieder nur ein stummes Nicken.

Vorsichtig zog Trip seinem Freund die Unterhose aus und hielt bei dem Anblick des zerschundenen Körpers wieder den Atem an. Malcolm drückte sein Gesicht in das kleine Kissen, um sein Schluchzen zu verbergen.

Zuerst versorgte Trip die tiefen Kratzer auf dem Gesäß seines Geliebten, noch umsichtiger und feinfühliger, als die Bläßsuren im Gesicht oder die Striemen auf dem Rücken. Dann beugte er sich über ihn und hauchte verhalten die Frage in dessen Ohr: „Bist Du auch innerlich verletzt?“

Malcolm drehte wie zur Bestätigung sein Gesicht noch weiter weg, um seine Tränen vor dem geliebten Mann zu verbergen. Die Frage war im doppelten Sinne gemeint und wurde, mit dieser beschämten Geste, auch im doppelten Sinne bejaht.

Trip wußte, daß er sich den psychischen Wunden seines Freundes später widmen mußte. Jetzt kam es erst mal auf die physischen Wunden an, deshalb flüsterte er in sein rechtes Ohr: „Ich liebe Dich, das weißt Du. – Bitte verzeih’ mir.“ Mit diesen Worten drang er mit dem Mittelfinger in Malcolms Anus ein und verteilte dort den letzten Rest der Salbe.

Ein schmerzerfüllter Schauer durchlief Malcolms Körper als er die Penetration fühlte. Er konnte sein Schluchzen nicht mehr verbergen. Tränen brannten in seinen Augen.

Nachdem Trip Malcolm wieder behutsam in dessen Sachen geholfen hatte, rollte sich dieser wieder in Fötushaltung zusammen, sein Kopf auf den Schoß seines Freundes gebettet.

Nach einer Weile sagte Malcolm leise: „Du solltest besser gehen, wenn uns hier jemand so sieht...“ Er sagte es in einem Ton, der klar machte, daß dies vielleicht rein rational wirklich seine Meinung war, das er es aber emotional nicht verkraften würde, wenn Trip jetzt tatsächlich ginge.

„Das ist mir egal“, sagte Trip mit Nachdruck.

„Aber...“

„Pssssst“, unterbrach er ihn. „Der einzige, der uns hier sehen könnte, ist Phlox und der unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht. Mach’ Dir keine Sorgen. – Versuch’ Dich auszuruhen.“

Sanft streichelte Trip ihm über das dunkle Haar und murmelte leise beruhigende Worte, bis der andere Mann eingeschlafen war.

Irgendwann kam Phlox vorbei und als er den Vorhang kaum hörbar beiseite schob und die beiden Männer da so auf der Liege sah, einer sitzend, mit dem Kopf des anderen auf dem Schoß, dessen Haare versonnen kraulend, wurde ihm einiges klar. Diese Männer verband mehr, als nur eine kollegiale Freundschaft.

„Haben Sie die Wunden versorgen können?“, erkundigte sich der Arzt mit gedämpfter Stimme.

„Ja. - Alle“, versicherte ihm Trip ebenso.

„Soll ich ein dickeres Kissen für Lieutenant Reed holen? Dann könnten sie jetzt gehen“, schlug Phlox vor.

„Nicht nötig. Ich will ihn nicht wecken, jetzt, wo er endlich eingeschlafen ist. Außerdem hatte ich sowieso vor zu bleiben“, beteuerte Trip dem Arzt gegenüber. Dieser nickte nur verstehend und ging. Beim verlassen der Krankenstation dimmte er das Licht etwas und verschloß die Tür mit einem Sicherheitscode, so daß niemand unverhofft von außen hineingelangen konnte.

Erst als sich die Tür hinter dem Arzt geschlossen hatte und er somit außer Hörweite war, flüsterte Trip leise: „Ich hoffe Du kannst mir eines Tages verzeihen, daß ich nicht da war, um Dir das alles zu ersparen. Ich wünschte, ich hätte Dich beschützen können.“

Am nächsten Morgen war Malcolm zwar physisch fähig seine Station auf der Brücke zu besetzen, als die T’Kir eintraf und die Verbindung mit dem Sternenflottenhauptquartier bestand, aber er hatte noch kein Wort weiter gesagt.

Als am Ende der Besprechung Admiral Forest allen noch *Viel Glück* wünschte, drehte sich Phlox kurz besorgt zu Malcolm um, doch bis auf seine Schweigsamkeit, schien bei ihm alles beim alten zu sein.
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