TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

SturmFrei

von BlueScullyZ

Ende 1: Beschrien ward das Unerwartete

Für Abergläubische und Statistiker
In dem Augenblick, als die Worte Sulus erklangen, zuckte Uhura, die gerade noch zufrieden und entspannt die Außenansicht des Planeten, welchen sie umkreisten, bewundert hatte, zusammen, als habe sie sich auf einen Kaktus gesetzt.
Wie, als wolle sie einer lästigen Fliege ausweichen, drehte sie den Kopf beiseite und fasste sich, unverständliche Flüche lautlos zischend, an ihren Kopfhörer.
"Rückkopplung?", fragte Sulu mitleidig, der dahingehend absolut kein Interesse hegte, den Platz mit seiner Kollegin zu tauschen. Wenn er gegen einen zu großen Klotz flog, litt wenigstens das ganze Schiff mit. Uhura musste ihre Kämpfe gegen unsichtbare Funkwellen ganz allein austragen.
Verbissen nickte sie, hielt mit einer Hand weiter den Stecker fest - wenngleich sie so aussah, als sei der Drang, ihn einfach herauszureißen annähernd genauso stark - und stellte mit der anderen Hand auf ihrer Konsole neue Parameter ein. "Mit der neuen Kommunikationsanlage passiert sowas nicht mehr", äffte sie den Techniker nach, der vor wenigen Monaten einige Bauteile durch neuere Modelle ersetzt hatte. "Da brauchen Sie dann nichts mehr manuell einstellen, Miss." Sulu konnte ihren Missmut gut nachvollziehen und Chekovs mitleidiger Miene nach, ging es ihm ähnlich.
"Willkommen im dreiundzwanzigsten Jahrhundert", brachte der Navigator feierlich vor. Es war die Note Sarakasmus, die Uhura höchstwahrscheinlich davon abhielt, ihn mit Blicken zu steinigen.
"Ich krieg das Rauschen nicht raus", teilte sie den beiden Kollegen mit. "Immerhin ist es kein Fiepen mehr. Als wenn einem ein ganzer Schwarm Fledermäuse ins Ohr brüllt."
Da es sich offenbar nicht um eine temporäre Störung handelte, wie sie immer mal wieder auftrat, warf Sulu einen Blick auf seine eigenen Instrumente und schluckte, in Anbetracht der Daten. "Chekov, der Sensormessstand!", wies er den jungen Kollegen knapp an und korrigierte den Kurs, von dem sie, wenn auch nur minimal, abgekommen waren.
Währenddessen stürzte Chekov, mit dem Gesichtsausdruck, als sei er vom Blitz getroffen worden, zur Messstation, welche sonst Mister Spock besetzte, und starrte für einen kurzen Moment die vor ihm liegende Konsole mit einer solchen Ehrfurcht an, dass Sulu befürchtete, er bitte sie um Erlaubnis, sich setzen zu dürfen. Doch stattdessen nahm der Navigator Platz und begann ihre nähere Umgebung zu analysieren.
Sulu hielt es für fair, dem Kollegen einen Tipp zu geben, wonach er suchen sollte. "Irgendwas stört unsere Navigationssysteme. Ich krieg merkwürdige Schwankungen angezeigt, die nicht mit unserem tatsächlichen Kurs übereinstimmen." Zugegebenermaßen war das kein sehr präziser Tipp, aber wenn er gewusst hätte, wonach er zu suchen hatte, hätte er es ja auch gleich lassen können.
Einen Ionen- oder Magnetsturm hätten sie vorher bemerkt. Es musste etwas anderes sein. Während Sulu versuchte, das Schiff ruhig und weiterhin in einem stabilen Orbit zu halten, suchte Chekov nach Störsignalen und anderen Einflüssen. Kraftfelder, Strahlungen, die Liste an Ursachen war lang.
Uhura schüttelte indes erneut den Kopf. "Ich hab langsam das Gefühl, dass die Einstellungen überhaupt keinen Einfluss mehr auf die Ausgabe haben. Das Ding macht, was es will."
"Das haben wir davon", jammerte der russische Navigator, mit einem deutlichen Unterton von Furcht in der Stimme.
"Haben Sie was?", wollte Sulu von ihm wissen. Und damit meinte er kein russisches Sprichwort, das dem Kollegen vielleicht gerade eingefallen war, sondern Ergebnisse. "Chekov?", hakte er nach, nachdem sich der Fähnrich statt einer Antwort weiter in die Anzeigen der Messinstrumente vertieft zu haben schien.
Auf die Nachfrage hin, schüttelte er den Kopf. "Nichts, Mister Sulu." Es hörte sich so an, als sei auch er höchst unzufrieden mit diesem Ergebnis. "Ich habe keine Erklärung für ..."
Sulu wurde vollkommen überrumpelt und sah mehr fasziniert als erschrocken dabei zu, wie Chekov von einer unsichtbaren Macht zur Seite geschleudert wurde und sich mehr schlecht als Recht mit den Händen an der Brüstung abfing, welche sich sichtlich unangenehm in seine Magengrube arbeitete und den Ensign mit schmerzverzerrtem Gesicht mit seinem Frühstück kämpfen ließ. Zu spät bemerkte er, dass diese unsichtbare Macht sich nicht auf Chekov beschränkte. Die Erkenntnis ereilte ihn wenige Augenblicke, bevor er unsanft rücklings auf dem Boden aufschlug, nur wenige Zentimeter von der gegenüberliegenden Empore entfernt. Während noch Sterne vor seinen Augen tanzten und ein sich ausdehnender Schmerz seinen Schädel erfüllte, begriff Sulu, was gerade passiert war. Das Schiff hatte einen Ruck zur Seite gemacht, den die Trägheitsdämpfer, aus welchen Gründen auch immer, nicht hatten ausgleichen können. Mühsam kämpfte er sich entgegen des protestierenden Kreislaufs, der die bunten Sterne in dunkle, verschleierte Schatten verwandelte, soweit in die Senkrechte, dass er, auf den Ellenbogen aufgestützt, seine beiden Kollegen sehen konnte.
"Alles in Ordnung, Sulu?", fragte Uhura von ihrer Position aus, die noch die angenehmste schien. Sie hatte sich an Brüstung und Konsole festgeklammert und sich damit eine stabile Position geschaffen.
"Geht schon", winkte er ab. Der Schreck und der Schmerz ebbten langsam ab und das Pflichtgefühl überwog, so dass er den Versuch wagte, seinen Knien wieder zu vertrauen, und aufstand.
Chekov konnte es offenbar immer noch nicht fassen, dass er nicht über die Reling gefallen war und betrachtete jene mit einer beneidenswerten Glückseligkeit, die auch nicht durch den faden grünlichen Hautton, den die Malträtierung seines Magens wohl verursachte, getrübt wurde.
"Zurück auf die Stationen", befahl Sulu, nachdem sie alle Zeit hatten, ihr Glück zu fassen. Das Schiff war in der Zwischenzeit erneut dem Planeten näher gekommen, als es geplant war, so dass Sulu gezwungen war, den Kurs erneut zu korrigieren. "Miss Uhura, geben Sie Mister Scott Bescheid!", delegierte er daher die Kommunikation dahin, wo sie hingehörte.
"Ich versuche es." Durch die gestörte Technik blieb Uhura gar keine andere Wahl, als das zu antworten, aber trotzdem hörte Sulu es nicht gern.
Aber vielleicht konnte er ja an der anderen Front etwas ausrichten. "Chekov, schwenken Sie die Außenkamera. Ich will sehen, was um uns herum passiert."
"Aye, Sir", meldete der Navigator motiviert zurück und gab sein Bestes, was zur Folge hatte, dass die Außenkamera etwas schneller als erwartet schwenkte und Sulu das Gefühl gab, erneut Richtung Boden zu manövrieren. Ein Fehler, der dem Ensign auffiel und der sofort korrigiert wurde.
"Scott ist auf dem Weg hierher", unterrichtete ihn Uhura erfreut. Offensichtlich war zumindest auf die interne Kommunikation Verlass.
Konzentriert betrachtete er das Bild auf dem großen Bildschirm weiter, in dem Versuch, dabei auch die Navigationsgeräte nicht aus den Augen zu lassen. Dass er ohnehin mehr auf Sicht als nach System flog, da dieses drohte, ihn an der Nase herumzuführen, war dahingehend wenig hilfreich, als dass ihm gerade kein Bild mit Bezugspunkt - Planet - zur Verfügung stand. Unterm Strich bedeutete das, dass er gerade blind flog. Er hätte Nautik studieren sollen. Schiffe waren dabei wenigstens langsam und besaßen so etwas wie eine Fahrrinne. Plötzlich wurde die Darstellung der Kameras heller, viel heller und nahezu im gleichen Augenblick, wurde das Schiff erneut von einem heftigen Ruck erfasst, der sie durchschüttelte. Wieder ging damit eine Erkenntnis einher. "Chekov, Standardeinstellung der Außenkamera und aktivieren Sie die Schilde!", wies er den Ensign schroff an, der dem augenblicklich nachkam. "Wir werden angegriffen."
Ihr Angreifer stellte sich als nichts Geringeres heraus, als ein Klingonen-Kreuzer.
"Das haben wir davon", wiederholte Chekov, nachdem er die Phaserkanonen und Schilde hatte besetzen lassen, und starrte auf die Darstellung des feindlichen Schiffs.
"Soll ich den Captain rufen?", erkundigte sich Uhura, wohl in dem Versuch, irgendetwas Sinnvolles zur Lösung beizutragen, als Scott in genau der Sekunde, in der ein weiteres Geschoss sie traf, auf die Brücke stolperte.
"Was zum Donnerwetter ist hier los?", fluchte er, während er noch mit drei Ausfallschritten die eleganteste Performance hinlegte.
"Klingonen", umriss Sulu die Situation für Scott so knapp wie es ihm nur möglich war. "Miss Uhura, wir können Kirk ohnehin nicht raufbeamen, dafür müssten wir die Schilde deaktivieren." Damit konnte sie es sich auch sparen, ihn darüber zu informieren. Es kostete nur wertvolle Zeit, die sie nicht hatten. Sulu spürte, wie sich der Schweiß auf seiner vor Konzentration gerunzelten Stirn sammelte, während er weiterhin alles daran setzte, das Schiff in einem akzeptablen Abstand zum Planeten zu halten, denn offenbar hatten es die Angreifer darauf abgesehen, sie gegen die Gravitation dieses Himmelskörpers auszuspielen. "Wir holen zum Gegenschlag aus", meldete er an Chekov, der alles weitere zu veranlassen hatte. "Miss Uhura, geben Sie auf allen Decks Bescheid. Alarmstufe Rot." Eigentlich hatte er ja noch das Logbuch zu führen, aber dafür fehlte ihm eine weitere Hand und ein zweiter Kopf.
"Ich bekomme Meldung von Deck sieben", gab Uhura zurück. Die aufblinkende Notleuchte signalisierte, dass die entsprechende Alarmstufe ebenfalls gegeben worden war. Glücklicherweise wartete die Kommunikationsoffizierin auch nicht, bis Sulu eine Synapse für eine Freigabe freihatte, sondern sagte, was sie zu sagen hatte. "Es weiß niemand wie, aber es wurden auf den Decks sechs, sieben und acht Klingonen gesichtet."
"Ach du grüne Neune", entfuhr es Scott als Erster.
Chekov erging sich in ungläubigem Schweigen und Uhura rollte genervt mit den Augen.
Sulu verdrängte die Überraschung so gut es eben möglich war und konzentrierte sich auf eine Lösung. "Schicken Sie zwei Gruppen der Sicherheit nach Deck Zehn und zwei weitere Trupps nach Deck Neun. Die sollen sich von beiden Seiten vorarbeiten. Die müssen an Bord gebeamt sein, bevor wir die Schilde aktiviert haben. Die dritte Gruppe soll das restliche Schiff durchkämmen, ob wir noch weitere Eindringlinge haben."
Entschlossen nickte die Kommunikationsoffizierin und gab die Order durch, während Chekov die Rückmeldung der Phaserkanonenschützen entgegennahm.
"Mister Scott, geben Sie Status über die Antriebssysteme. Gibt es Einschränkungen?", erkundigte Sulu sich, den Blick immer noch auf das ihnen gegenüber fliegende feindliche Schiff gerichtet, das sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf den nächsten Schlag vorbereitete.
Er hörte, wie Scott an den Kommandoposten links hinter sich trat, um sich von dort aus einen aktuellen Stand der Systeme zu holen, bevor er ihm eine Antwort gab.
In der Zwischenzeit wusste Chekov mehr. "Sir, wir haben einen Treffer gelandet. Aber die Schilde der Klingonen scheinen dem standgehalten zu haben."
Offensichtlich. In deren Schiffshülle war kein Kratzer ersichtlich. "Nachladen und bereithalten", befahl Sulu. "Miss Uhura, gibt es schon Meldung der Sicherheitstrupps?"
"Sie laden ihre Phaser!" Der Navigator verbalisierte damit nur das Offensichtliche, als die Phaserkanonen des gegnerischen Schiffs aufleuchteten, aber der Hinweis kam keine Sekunde zu früh, so dass sich die Brückenbesatzung für den nächsten Schlag wappnen konnte. "Disruptoren", korrigierte Chekov sich selbst kleinlaut, als er seinen Fehler bemerkte.
"Die Maschinen sind", begann Scott, ehe der Treffer das Schiff erneut erbeben ließ, "startklar!"
"Gruppe zwei ist auf Deck Acht", meldete Uhura. "Gruppe eins auf Deck Sechs."
Es ging voran. "Achtung, wir gehen auf Warpgeschwindigkeit", informierte Sulu die Brückenbesatzung, setzte die entsprechende Befehlssequenz ab und bestätigte, woraufhin ... nichts geschah.
Irritiert sahen sie alle vier auf den großen Monitor, auf dem neben der Außenaufnahme des Planeten, bei dem sie sich befanden, nur in großen roten Lettern stand: "Error. Ein unerwarteter Fehler ist aufgetreten."
Genervt stöhnte Sulu auf und drehte sich zu Uhura um. "Geben Sie der Sicherheit Bescheid, dass wir abbrechen", murrte er enttäuscht und warf dem Schriftzug einen giftigen Blick zu.
Die Angesprochene seufzte nickend und machte sich daran, die entsprechenden Gruppenleiter in Kenntnis zu setzen.
Währenddessen trat Scotty hinter ihn und zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Das ist mit den alten Dingern immer wieder dasselbe."
"Was war's denn diesmal?", fragte ein Lieutenant in roter Uniform, der aus dem Turbolift trat. Verfolgt wurde er von einem Kollegen, der über seiner ebenfalls roten Uniform eine stabile Weste trug, sowie einen Schnurbart ins Gesicht gemalt hatte. "Och nö", stöhnte der, als er ebenfalls gelesen hatte, was auf dem Bildschirm stand.
"Tut mir leid, Jungs", entschuldigte Sulu sich, "aber die Technik streikt. Die Übung noch einmal von vorn zu beginnen, lohnt jetzt auch nicht mehr."
"Wunderbar", kommentierte der erste Sicherheitsoffizier, jener ohne Weste. "Da kann man einmal üben, ohne dass einem verkappte Nahkämpfer in die Quere kommen und dann das."
"Verkappte Nahkämpfer?", fragte Chekov irritiert und sah fragend zu Sulu, der sich bemühte, woanders hinzusehen.
Die Antwort bekam der Navigator dann mit kalter Schnauze vom Sicherheitsoffizier in der minimalistischen Klingonen-Verkleidung. "Na, bei manchen Crewmitgliedern hat man das Gefühl, die tragen ihren Phaser nur zur Deko mit sich und legen sich lieber direkt mit den Feinden an."
Ein Ausdruck Erleuchtung erhellte die Miene des Ensign. "Ah, okay!" Diese erlosch daraufhin aber auch wieder. "Meinen Sie jemanden bestimmten?"
Doch es antwortete ihm nur betretenes Schweigen, dass Uhura mit einem beschwichtigen "Nicht Sie, Mister Chekov. Keine Sorge", relativierte.
"Aber bis dahin lief es ziemlich gut", bemerkte Sulu, um die positiven Aspekte besser zu beleuchten und wieder auf ein anderes Thema zu kommen. "Ich hab es wohl auch heraufbeschworen."
"Wie das?", wollte nun Scott wissen, der bisher nur beipflichtend wie bedauernd genickt hatte.
Die Antwort dafür hatte Chekov, der seinen Kollegen strafend ansah. "Was kann dabei schon schiefgehen?", wiederholte er die fatalen Worte des Steuermanns vorwurfsvoll.
Rezensionen