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Dreistes Spiel

von Omikron

Kapitel 1

Obwohl er außerordentlich intelligent war und in der Regel über eine sehr schnelle Auffassungsgabe verfügte, gab es Dinge, die Syvok einfach nicht verstand. Beispielsweise, wieso ausgerechnet er, der beste Stratege an Bord bisher fast jedes Spiel verloren hatte. Die Regeln an sich waren gar nicht kompliziert, aber diese schienen nicht die einzige Schwierigkeit an diesem Spiel darzustellen. An all dem war natürlich wieder Rosa Schuld. Da Doktor Warren krank in seinem eigenen Lazarett lag, hatte sie ihn gefragt, ob er nicht einspringen wolle. Anfangs hatte er sich gesträubt, der illegalen Pokerrunde beizutreten, hatte dann aber ihren Bitten nachgegeben. Mit der Folge, dass er den Raum wesentlich ärmer wieder verließ, als er ihn Stunden zuvor betreten hatte.
„Hat es Spaß gemacht?“, fragte Rosa, als sie zu ihm aufgeschlossen hatte.
„Nein.“
„Natürlich. Blöde Formulierung, ich weiß. Würdest du wieder mitspielen?“
„Vermutlich nicht. Es ist ein furchtbar unlogisches Spiel und ich kann die soziale
Verpflichtung, die du erwähnt hast, noch immer nicht nachvollziehen.“
„Gibt es denn ein völlig logisches Spiel?“
„Das einzige durch und durch logische Spiel ist Kal-toh“, entgegnete Syvok.
„Davon hab' ich noch nie was gehört“, gestand Rosa.
„Das bezweifle ich nicht. Es entspricht nicht deiner sonstigen Vorliebe an Spielen.“
Rosa blieb stehen und sagte provokant: „Ich kann jedes Spiel lernen!“
„Kal-toh ist ein vergleichsweise schwieriges Spiel.“
„Willst du sagen, ich wäre zu blöd dafür?“
Habe ich etwa schon wieder etwas falsches gesagt? „Keineswegs. Ich möchte dich nur darauf hinweisen, dass selbst Vulkanier mehrere Jahre benötigen, um dieses Spiel zu erlernen. Ich bin seit meiner Kindheit einigermaßen bewandert darin. Außerdem kann eine solche Partie sehr lange dauern.“
„Wie lange?“
„Das kommt darauf an. Spielt man gegeneinander, endet das Spiel in der Regel früher, wenn einer oder auch beide Spieler noch relativ unerfahren sind. Je höher die
Qualifikation beider Kontrahenten, desto länger kann eine Partie andauern.“
„Wie lange hat denn die längste gedauert?“
„Sie hat bei Sternzeit 2245,153 begonnen.“
„Und wie lange gedauert?“
„Sie dauert noch an.“
Rosa starrte ihn ungläubig an. „Elf Jahre? Nicht dein Ernst.“ Immer wieder machte sie solche Aussagen, obwohl sie haargenau wusste, dass Syvok nie zu Scherzen aufgelegt war.
„Kal-toh-Meister sind sehr angesehene Leute auf dem Vulkan. Mit ihrem Können beweisen sie ihr enormes logisches Denkvermögen. Die beiden Kontrahenten dieses speziellen Duells sind beides alte Mönche von P'Vath. Natürlich spielen sie nicht pausenlos, aber in der Tat mehrere Stunden am Tag. Dabei planen sie ihre Züge so lange im Voraus, dass es für andere Vulkanier kaum nachvollziehbar ist, dennoch wird das Spiel von der ganzen vulkanischen Gesellschaft gespannt beobachtet.“
Rosa konnte sich nicht so recht vorstellen, was man unter gespannten Vulkaniern zu verstehen hatte. Sicherlich saßen sie nicht mit Fahnen und Schals vor ihren Bildschirmen, um bei der Partie mitzufiebern. Die Vorstellung gefiel ihr. „Die beiden Mönche haben mittlerweile einen Bekanntheitsgrad erreicht, der vielleicht dem von … wie hieß er gleich …
Michael Baldwin entspricht.“
„Ein vulkanischer Mönch soll so bekannt sein wie der Parrises Squares Spieler, der letztes Jahr die Liga praktisch im Alleingang gewonnen hat? Kaum vorstellbar.“
„Man sieht wieder, wie wenig du mein Volk kennst.“
„Dann musst du mich eben im nächsten Urlaub mal mitnehmen“, scherzte Rosa. Sie wusste haargenau, dass Syvok niemals Urlaub auf seinem Heimatplaneten machen würde.
Er antwortete deshalb auch nichts, sondern verabschiedete sich einfach mit:
„Ich erwarte dich morgen um 1700 in meinem Quartier zur ersten Unterweisung.“
„Ich wünsche dir ebenfalls eine gute Nacht.“
„Äh ja. Gute Nacht.“
************
Auf der Brücke war am nächsten Morgen bereits die dritte Kaffeekanne geleert worden. Da Captain Ryan und sein erster Offizier scheinbar süchtig nach dem schwarzen Gebräu waren, begnügte sich Syvok damit, eine einzige Tasse abbekommen zu haben. Andererseits war er auch nicht so übermüdet wie seine Vorgesetzten, deren Abend ganz offensichtlich noch nicht schon um zwölf Uhr zu Ende gegangen war.
„Eingehende Nachricht vom Oberkommando der Sternenflotte“, meldete Lieutenant Griffith auf einmal.
„Auf den Bildschirm damit!“
„Nur Textnachricht, Captain. Wir haben Befehl erhalten, unsere Patrouille abzubrechen und uns umgehend ins Sternensystem Nequencia Alpha zu begeben.“ „Die Nachricht ist authentisch, Sir“, bestätigte der Navigator.
„Was wollen wir denn bei Nequencia Alpha?“, wollte Reynold wissen.
„Wir haben Befehl, dort an einem Übungsmanöver teilzunehmen“, verlas die
Kommunikationsoffizierin. „Codename: Operation Guarded Wall.“
„Ein Übungsmanöver?“, stöhnte Ryan. „Was soll das denn?“
„Nun, Sir. Scheinbar hat war unser Schiff beim letzten Einsatzalarm ein bisschen zu langsam reagiert.“
Ein wahres Wort. Fünf Minuten und dreiundzwanzig Sekunden. Der flottenweite Durchschnitt liegt bei drei Minuten und zwölf Sekunden. Wäre ich kein Vulkanier, müsste ich mich schämen, dachte Syvok insgeheim.
„Was halten Sie davon, Commander?“
Reynold antwortete: „Es kann nicht schaden, wieder einmal eine taktische Übung abzuhalten. Dadurch werden wird die Besatzung auch mal auf den Ernstfall vorbereitet.“
„Was denken Sie, Syvok?“
„Ich halte es für unklug, ein Manöver in einem System abzuhalten, das so nahe an der romulanischen Neutralen Zone liegt. Das stellt eine unnötige Provokation unserer interstellaren Nachbarn dar.“
„Das ist auch der Sinn einer Operation, die Guarded Wall heißt. Wir zeigen damit den Romulanern, dass die Sternenflotte jederzeit zu einem Kampf bereit ist. Eine Tatsache, an die man sie scheinbar immer wieder mal erinnern muss. Ensign Yogolelo: Setzen Sie einen Kurs und beschleunigen Sie auf Warp 7. Navigator: Sie informieren die Besatzung.“
************
„Wehe ihr blamiert mich vor dem Admiral!“, rief Captain Ryan, der auf dem Schaltpult der Transporterkonsole saß und sich die Stiefel von einem Besatzungsmitglied polieren ließ. Zwar hatte sich keiner der drei Offiziere die Mühe gemacht, die Galauniform anzuziehen, um Rear Admiral Kitamura zu empfangen, trotzdem achteten sie alle auf ein perfektes Äußeres.
„Wer ist dieser Kitamura?“, fragte Reynold.
„Der Admiral war ein Jahr über mir an der Akademie“, erklärte Ryan. „Wirklich jemand, mit dem man Pferde stehlen kann.“ Ryan kicherte, was Syvok – wieder mal – nicht verstand.
„Der Außenposten meldet, dass wir den Transport einleiten können“, berichtete der Transporterchief.
„Das passt schon“, sagte Ryan, verscheuchte den Crewman und nahm Aufstellung neben seinen Offizieren. „Energie!“
Das Licht auf dem Empfangsfeld veränderte sich, als ein Strudel aus glänzenden Lichtstreifen erschien und schließlich eine vergleichsweise große asiatische Frau freigab und der Ton der Bootsmannspfeife ertönte. „Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen“, sagte sie mit weicher, melodischer Stimme.
„Erlaubnis erteilt, Admiral Kitamura.“
„Äh, sehr erfreut“, meinte Commander Reynold, der scheinbar überhaupt nicht darauf gefasst war, statt eines alten strengen Mannes nun einer gut aussehenden Frau Mitte vierzig gegenüber zu stehen. Hätte ich ihn vorwarnen sollen?
„Und Jack? Führen Sie Ihr Schiff noch immer wie einen alten Schrotthaufen?“, fragte sie kameradschaftlich.
„Ich habe natürlich keine Ahnung, was Sie damit meinen, Admiral?“
„Natürlich. Ihr Schiff wurde im letzten Jahr zweimal von Feinden besetzt, hat einen schweren diplomatischen Zwischenfall ausgelöst, wäre mehrmals beinahe zerstört worden und hat zwei Wochen in einer Raumspalte festgesteckt.“
„Nun, ich führe eben ein aufregendes Leben.“ Syvok wusste, dass Ryan die Geschichte mit der Raumspalte nur erfunden hatte, um einen nicht genehmigten Ausflug vor dem Oberkommando zu verheimlichen.
„Es ist irgendwo schon erstaunlich, dass Ihre Crew nach diesen Ereignissen noch immer fünfeinhalb Minuten beim Einsatzalarm braucht. Sie sollten Ihrem taktischen Offizier mal in den Arsch treten, Jack!“
„Lieutenant Commander Syvok“, stellte ihn Captain Ryan nun vor.
„Sie sind also für dies grottenschlechte Leistung verantwortlich“, sprach ihn die Admiralin an.
„Ich arbeite daran, Sir. Ich hatte für die nächsten Wochen weitere Übungen angesetzt, um die Crew auf eine angemessene Zeit zu bringen. Aus unerfindlichen Gründen scheint man es an Bord mit der Disziplin…“, Syvoks Blick streifte Ryans, „ … nicht so ernst zu nehmen.“
„Sie haben während des Manövers noch genügend Zeit, mir Ihr Können zu beweisen.
Besprechen wir das im Konferenzraum weiter.“
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„Sie werden gegen die U.S.S. Nebraska antreten“, erklärte die Admiralin. „Ein Schiff der
Excalibur-Klasse, dass wir letztes Jahr außer Dienst gestellt haben.“
„Wie viele Schiffe dieses Typs haben wir eigentlich noch in der Flotte?“, erkundigte sich Commander Reynold. „Ungefähr fünfzig.“
„Siebenundsechzig Schiffe im aktiven Dienst“, korrigierte Syvok die Admiralin. „Einhundertundvier Schiffe befinden sich in strategischer Reserve, sechzehn wurden bereits abgewrackt. Zwanzig Schiffe der Excalibur-Klasse werden noch einmal generalüberholt, der Rest nach und nach stillgelegt.“
„Das kommt in etwa hin“, bestätigte Kitamura beeindruckt. „Wir haben so viele Schiffe dieser Klasse, weil man sie jahrelang fast wöchentlich vom Stapel gelassen hat, um die Sternenflotte gegen die Klingonen zu rüsten. Als dann vor über zwanzig Jahren eines unserer besten Schiffe vernichtet worden ist, hat man beschlossen, noch mehr dieser
Schiffe zu bauen.Heute sind sie technisch veraltet und sollen bald verschrottet werden.“
Die Sternenflotte verfügte über mehrere so genannte Schiffsfriedhöfe, wohin alte Schiffe als Ersatzteillager gebracht wurden. Sollte aber irgendwann tatsächlich einmal der Verteidigungsfall eintreten, konnte man diese Schiffe schnell wieder in den aktiven Dienst aufnehmen.
„Haben Sie nicht einmal die Nebraska kommandiert, Admiral?“
„Ja, vier Jahre lang. Vor meiner Beförderung“, meinte die Japanerin. „Gutes Schiff.“
Captain Ryan wollet wissen: „Was ist Ihnen jetzt eigentlich lieber? Der Dienst auf einem
Raumschiff oder hinter einem Schreibtisch?“
„Ich habe jetzt auf jeden Fall ein ruhigeres Leben, aber auch viel mehr Verantwortung als früher. Ich bin für die Sicherung des gesamten Raumsektors verantwortlich. Dabei sind mir ständig vier Schiffe unterstellt, drei Subraumteleskope, sieben Erdaußenstationen und eben der Nequencia-Außenposten. Und bin außerdem dafür verantwortlich, dass kein
Romulaner seinen Fuß in oder Gott bewahre gar über die Neutrale Zone setzt.“
„Halten Sie es in diesem Fall nicht für etwas unklug, die Romulaner mit einem Manöver zu provozieren?“, äußerte Syvok nun seine Zweifel.
„Ganz und gar nicht“, entgegnete die Admiralin. „Es geht darum, Präsenz zu zeigen. Die Romulaner dürfen ruhig wissen, dass auch wir kampfbereit sind, wenn sie Streit suchen.
Stellen Sie sich also nicht zu dumm an, wenn Sie die Acheron kommandieren, Mister
Syvok. Die Romulaner werden es sehen.“
„Ich soll die Acheron kommandieren, Rear Admiral?“
„Ich habe gehört, Sie sollen ziemlich gut sein. Davon will ich mir ein Bild machen. Ihr Captain soll das Manöver überwachen, während Commander Reynold die Nebraska kommandiert.“
„Ich halte das für unfair“, merkte Syvok an.
„Wieso? Sie sitzen doch sowieso auf dem jungen Ross.“
„Eben das meinte ich. Dadurch wird ein Sieg Commander Reynolds sehr unwahrscheinlich.“
„Immer sachte mit den jungen Pferden“, sagte die Admiralin lachend. „Verdienen Sie sich erst mal Ihre Sporen, bevor sie so angeben.“
„Das war nicht meine Absicht. Ich bitte um Verzeihung.“
„Machen Sie sich keine Sorgen, Mister Syvok. Wir werden es Ihnen nicht zu einfach machen. Das Szenario sieht vor, dass eine wichtige Geisel auf der Nebraska gefangen gehalten wird, die Sie befreien sollen. Commander Reynolds Ziel soll es sein, Ihnen zu entkommen. Allerdings arbeitet der Warpantrieb der Nebraska nicht mehr, weswegen er die Acheron zerstören oder zumindest kampfunfähig schießen soll. Nur im Szenario versteht sich.“
„Wann findet das Manöver statt?“, fragte der Captain.
„Wir starten morgen um neun Uhr. Commander Reynold: Wie Mister Syvok schon sagte, haben Sie eindeutig das schlechtere Blatt. Deswegen dürfen Sie unter Mitgliedern der Acheron-Besatzung zwölf auswählen, die mit Ihnen im Team Nebraska kämpfen. Mister
Syvok und Captain Ryan ausgenommen natürlich.“
„Zwölf nur?“
„Das Schiff ist automatisiert und es wird ja nicht zu tatsächlichen Beschädigungen kommen. Zwölf werden Ihnen vollkommen ausreichen. Ich werde auch auf der Nebraska sein und Ihre Geisel spielen.“
„Das wird ein Spaß“, sagte Ryan lächelnd, nun da er wusste, dass er selbst keines der beiden Schiffe kommandieren musste.
„Ich denke, das war alles. Wegtreten!“
„Syvok, warten Sie einen Moment!“, rief der Captain und stellte ihn auf dem Korridor zur
Rede. „Mir ist aufgefallen, dass Sie Miss Kitamura als Rear Admiral angesprochen haben.“ „Ich habe ihre Rangabzeichen so gedeutet“, rechtfertigte sich der Vulkanier.
„Sie ist auch Rear Adrmiral. Aber wenn Sie mit einem Admiral sprechen, nennen Sie niemals seinen direkten Dienstgrad, es sei denn er sei Flottenadmiral. Die niedrigeren Admiralsränge können so etwas schnell als Beleidigung auffassen. Einfach nur Admiral, verstanden?“
„Ich kann Ihnen zwar nicht ganz folgen, aber ich werde es mir merken, Captain“, versprach Syvok. „Mir ist während der Konferenz aufgefallen, dass die Admiralin verhältnismäßig viele Pferdemetaphern benutzt.“
„Das stimmt. Sie ist ganz vernarrt in ihre Pferde und hat sogar unten auf dem Planeten einen ganz ansehnlichen Stall voller Araber. Vielleicht können wir sie zu einem kleinen Ausritt überzeugen, wenn wir hier fertig sind.“
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„Räumliches Vorstellungsvermögen ist das wichtigste. Du musst die Winkel kennen, mit denen sich die Stäbe kreuzen. Du musst wissen, welche Verbindungen du legen kannst, um später eine geometrische Figur zu erhalten. Ist das Kal-toh fertiggestellt, bildet es meist einen äußeren und einen inneren Kreis, deren Oberflächen aus verschiedenen geometrischen Formen bestehen.“
Rosa saß mit Syvok auf dem Boden seiner Kabine und blickte verständnislos auf die chaotische Form dessen, was die Vulkanier als ein Spiel bezeichneten. „Wie meinst du das?
Aus welchen geometrischen Formen soll es später bestehen?“
„Das ist völlig unterschiedlich“, entgegnete Syvok. „Der äußere Kreis könnte beispielsweise aussehen wie ein Fußball, der sich bekanntlich auf Fünf- und Sechsecken zusammensetzt. Jeder Spieler muss bereits am Anfang erkennen, welche Form die richtige ist bzw. welche er anzustreben versucht. Im Verlauf des Spiels werden die Züge mitgezählt.
Ziel ist es, die Form in möglichst wenigen Zügen zu vervollständigen.“
„Wieso dauern dann viele Spiele so ewig lange?“
„Das lässt sich damit erklären, dass ein guter Spieler auch versucht, die Züge seines Gegners zu stören. Das bedeutet, man muss früh erkennen, welche Form der Gegner anstrebst und seine eigenen Züge so planen, dass sie sowohl die eigene Figur vervollständigen, als auch geometrische Figuren schaffen, die für den Gegner zwecklos beziehungsweise hinderlich ist.“
„Und wenn das beide machen, drehen sie sich ewig im Kreis“, schloss Rosa daraus, die langsam, sehr langsam, begann das Spiel zu verstehen.
„Exakt. Mitunter auch, weil sich die angestrebten Figuren oft ändern.“
„Na schön. Wenn ich also diesen Stab hier ansetze“, begann Rosa und beobachtete erfreut, wie sich die Figur ein Stück zusammenfügte.
„Bekommst du im äußeren Kreis einen Neunzig-Grad-Winkel. Etwas, aus dem sicher niemals ein Kreis wird.“
„Verflucht. Dieses Spiel ist tatsächlich komplizierter als ich dachte.“
„Wenn es dein Wunsch ist, können wir wieder Vier Gewinnt spielen“, sagte Syvok mit einem Anflug von triumphierenden Sarkasmus, als er seinerseits einen Zug ausführte.
„Dir werd' ich's zeigen.“
„Es bedarf hoch komplexer Denkstrukturen, um diese Abläufe koordinieren zu können“, meinte Syvok ohne sich der Beleidigung in seinen Worten bewusst zu werden. „Ich bezweifle, dass du mich in den nächsten zehn Jahren auch nur einmal besiegen wirst.“
„Wie wäre es mit einer Wette? Tausend Föderationsdukaten, dass ich dich schlage, bevor du zum Captain befördert wirst.“
„Angenommen.“ Das schafft sie nie im Leben. „Habe ich schon erwähnt, dass ich morgen im Zuge des Manövers Guarded Wall das Kommando über die Acheron bekomme?“
Empört rief Rosa: „Das zählt nicht! Ich spreche vom Dienstgrad und der Übergabe eines eigenen Raumschiffs!“
„Trotzdem angenommen.“
Rosa grinste. „Du wirst dich noch wundern … Freust du dich schon auf das Manöver?“
„In gewissem Sinne schon. Es wird sicher eine sehr interessante Erfahrung. Ich plane dem Kampf gleich zu Beginn ein schnelles Ende zu machen indem ich die überlegene Feuerkraft der Acheron einsetzen werde. Anfangs werde ich Flugmuster Theta 6 fliegen und dann den Feind von Backbord aus unter Beschuss nehmen. Da Mister Reynolds Vorgehen in der Regel übermäßig aggressiv ist, wird er diesen Zug meinerseits nicht erwarten.“
„Bis ins letzte Detail durchgeplant, nicht wahr?“
„Allerdings. Ich nehme an, Commander Reynold wird Ensign Yogolelo in sein Team aufnehmen, weswegen ich einen fähigen Piloten brauche. Du bist die beste, die ich kenne, weswegen ich dich bitte, beim Manöver das Steuer zu besetzen.“
Rosa haderte mit ihren Worten, bevor sie schließlich sagte: „Tut mir echt Leid. Aber
Reynold hat mich schon in sein Team geholt und ich hab 'Ja' gesagt.“
Na wunderbar, dachte Syvok und kaschierte seine Enttäuschung. Damit darf ich meine ganze Strategie umplanen.
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