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Die Prophezeiung

von Iska

Die Enterprise NX 01

„Captain?“ Spock sah ihn fragend an, doch Captain Kirk reagierte nicht, sondern starrte immer noch mit offenem Mund auf den Schirm. Spock zog eine Augenbraue hoch und wandte sich an Captain Archer: „Hier ist ebenfalls das Raumschiff Enterprise, genauer gesagt die U.S.S. Enterprise NCC-1701. Ich bin der Erste Offizier Mr. Spock, und das sind Captain Kirk, Lieutenant Uhura und Mr Sulu.“ Er deutete auf Kirk und die anderen Crewmitglieder, die, ebenfalls sprachlos, Captain Archer zunickten. „Was ich Ihnen jetzt sage, wird Sie sicher sehr überraschen, da es jeder Logik entbehrt“, fuhr er fort. „Unser Raumschiff kommt nicht aus Ihrer Zeit, sondern aus Ihrer Sicht betrachtet aus der Zukunft, genauer gesagt aus dem Jahr 2266. Aus uns unerklärlichen Gründen wurden wir in Ihre Zeit zurückversetzt.“

Zu Spocks Verwunderung schien Captain Archer nicht sonderlich überrascht zu sein. „Ja, das erklärt, warum Ihr Raumschiff plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht ist. Ihr seid nicht die ersten Zeitreisenden, die mir begegnen, ich habe sogar selbst schon einige mehr oder weniger freiwillige Zeitreisen unternommen“, erwiderte Archer.

"Faszinierend", antwortete Spock. "Darum hat unser plötzliches Auftauchen Sie also nicht überrascht.“

Archer lachte. „Wenn ich ehrlich sein soll, Mr. Spock“, erwiderte er, „überrascht mich nach drei Jahren auf diesem Schiff mittlerweile gar nichts mehr.“

„Wem sagen Sie das, Captain“, warf Kirk ein, der seine Sprache wiedergefunden hatte. „Was glauben Sie, was wir schon alles auf unseren Weltraummissionen erlebt haben...“

„Dann werden wir uns bestimmt einiges zu erzählen haben“, antwortete Archer. „Was halten Sie davon, wenn ich Sie und Ihre Crew auf unser Schiff einlade?“

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Captain Kirk sah sich um. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass er sich tatsächlich auf der Enterprise NX 01 befand. Er hatte zwar ein originalgetreues Modell des Schiffs bereits besichtigt, doch die echte Enterprise - das war etwas ganz anderes. Captain Archer hatte alle Führungsoffiziere zu einer Erkundungstour eingeladen. Kirk sah sich um und merkte, wie provisorisch vieles im Vergleich zu „seiner“ Enterprise noch wirkte und hörte sich belustigt Archers Geschichten über defekte Duschen und versagende Universalübersetzer an. Auch der Gedanke, sich nach einer Außenmission erst einmal halbnackt mit seiner Crew in die Dekontaminierungskammer begeben zu müssen, erschien ihm sehr gewöhnungsbedürftig. Obwohl – vielleicht könnte das auch ganz interessant werden. Er grinste.

Noch viel mehr als das Schiff beeindruckte ihn jedoch die Crew. Auch wenn er mittlerweile seine Sprache wiedergefunden hatte, konnte er es immer noch nicht fassen, dass er sich mit „seinen Helden“ auf einem Schiff befand. Nicht nur Captain Archer, auch der Chefingenieur Tucker, die Kommunikationsoffizierin Sato, der Steuermann Mayweather, der Waffenoffizier Reed – sie alle waren für ihn die Helden seiner Kindheit gewesen. Es schien Captain Kirk völlig unwirklich, diesen Helden plötzlich gegenüberzustehen und mit ihnen zu reden, es war, als befinde er sich in einem Film.

Besonders interessierte ihn jedoch die Vulkanierin. Er beobachtete die junge Offizierin, die einige Meter entfernt mit Spock sprach. Seit er Spock kannte, faszinierte Kirk diese außergewöhnliche Spezies mit ihren uralten Traditionen und Lehren. Waren vulkanische Frauen anders als vulkanische Männer, weniger von Logik bestimmt? fragte sich Kirk, der außer Spock bisher nur wenige Vulkanier näher kennengelernt hatte. Vieles, was Kirk über T'Pol wusste, schien darauf hinzudeuten. Und wie mochte es für Spock sein, eine Pionierin wie T'Pol zu treffen, die erste Vulkanierin in der Sternenflotte? War sie für Spock genauso ein Vorbild wie Archer für ihn oder fand Spock Vorbilder einfach nur unlogisch? Kirk beobachtete ihn, doch wie üblich war Spock nicht anzumerken, was in ihm vorging.


„Es ist natürlich nicht einfach“, sagte T'Pol zu Spock, „die einzige Vulkanierin auf einem Schiff voller Menschen zu sein. Das wird Ihnen sicher ähnlich gehen. Angefangen bei der unzureichenden Ernährung, und dann dieser beißende menschliche Geruch...“ Sie rümpfte die Nase.

Spock zog verwundert eine Augenbraue hoch. „Ich habe den menschlichen Geruch nie als unangenehm empfunden“, erwiderte er. „vielleicht wegen meiner menschlichen Mutter.“

T'Pol nickte. „Das wäre möglich. Aber es geht ja nicht nur um Gerüche“...Sie stockte und warf verstohlen einen Seitenblick auf Tucker, der in ein Fachgespräch mit Scotty vertieft war. „Wenn man Menschen...näher kennenlernt, merkt man immer mehr, wie unlogisch sie sind. Und es gehört viel Disziplin dazu, dann selbst nicht vom Weg der Logik abzuweichen. Verstehen Sie, was ich meine?“

Spock warf Kirk, der sich gerade mit Captain Archer unterhielt, einen Blick zu. Er zog erneut die Augenbraue hoch. „Nein, tut mir leid, ich kann Ihnen leider nicht folgen. Für mich als Vulkanier war die Logik immer der einzige Weg, und daran wird sich auch in 100 Jahren unter Menschen nichts ändern.“

T'Pol war taktvoll genug, ihn nicht darauf hinzuweisen, dass er genauso menschlich wie vulkanisch war und nickte nur.

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Die Crew der beiden Raumschiffe hatte sich mittlerweile in der Mannschaftsmesse der Enterprise NX 01 versammelt und ließ sich das Essen des Schiffskochs schmecken. Captain Kirk bat Jonathan Archer, ihm auf einer Serviette ein Autogramm zu geben, was Archer zu amüsieren und zu schmeicheln schien und von Spock mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert wurde.

„Es ist unlogisch“, sagte er, „jemanden zu bitten, seinen Vor- und Zunamen auf ein mit Speichel und Essensresten beschmutztes Papiertuch zu schreiben. Welchen Zweck soll das erfüllen?“

Captain Kirk grinste ihn an. „Ganz einfach, Mr. Spock“, erwiderte er, „Wenn wir wieder in unserer Zeit sind, ist diese Serviette so viel wert, dass ich dafür garantiert ein Dutzend Orionische Sklavenmädchen bekomme. Dann quittiere ich den Dienst bei der Sternenflotte und mach mir mit meinen Sklavenmädchen ein schönes Leben.“

Mr Spock zog die Augenbraue hoch. „Es überrascht mich, dass Sie Sklaverei befürworten, und ich wusste auch nicht, dass Sie eine Vorliebe für orionische Frauen haben.“

Alle am Tisch brachen in Gelächter aus, bis auf Spock und T'Pol, die genau wie er eine Augenbraue hochzog und ihm plötzlich verbüffend ähnlich sah.


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Captain Kirk schreckte aus dem Schlaf, als er wachgerüttelt wurde. „Was soll das, Spock“, knurrte er unwillig, „Du weißt doch, dass ich kaum geschlaf-“

Das Rütteln wurde stärker, und ihm wurde plötzlich bewusst, dass er nicht von Spock geweckt wurde, wie er im Halbschlaf zunächst geglaubt hatte, sondern dass das ganze Schiff schwankte. Diese heftigen Erschütterungen kamen ihm bekannt vor, und er war schlagartig wach, sprang aus dem Bett und betätigte das Intercom, um die Brücke zu kontaktieren. „Mr Spock?“, fragte er, und hörte seinen Ersten Offizier sagen: „Captain, Sie sollten so schnell wie möglich auf die Brücke kommen.“

„Was ist denn passiert, Mr. Spock?“

Nach kurzen Zögern kam die Antwort: „Wir befinden uns erneut in einer anderen Zeit, Captain, und zwar diesmal in der Zukunft, laut Computer im Jahr 2368.“



Rasch zog Kirk sich an und begab sich so schnell wie möglich auf die Brücke. Er bedauerte, dass er die Besatzung der Enterprise NX-01 nicht besser kennenlernen würde, die ihm schon nach einem Tag richtig ans Herz gewachsen war. Sie hatten gestern, bevor er sich mit seiner Crew schließlich wieder auf seine eigene Enterprise zurückgezogen hatte, noch lange miteinander geredet, Erfahrungen ausgetauscht, zusammen gelacht und natürlich auch – vergebliche - Überlegungen angestellt, wie es seine Crew schaffen könnte, in die Zukunft zurückzukehren. Tja, wie es aussah, war ihnen das jetzt wohl gelungen, aber leider nicht ganz so wie erhofft. James Kirk machte sich jedoch keine Sorgen, er war eher neugierig, was die Zukunft bringen würde und was es mit diesen ganzen Zeitsprüngen auf sich hatte. Er war von Haus aus Optimist, und außerdem hatte er die beste Crew der ganzen Sternenflotte. Und den besten Ersten Offizier der gesamten Galaxie, fügte er in Gedanken hinzu und lächelte in sich hinein. Was sollte ihm da schon passieren?


Als er auf die Brücke kam, waren dort bereits alle Führungsoffiziere versammelt und starrten gebannt auf den Schirm. Dort befand sich ein Raumschiff, das wie eine hochmoderne Version ihrer eigenen Enterprise wirkte. Ein richtiges Hightech-Raumschiff, dachte Captain Kirk und war ein wenig neidisch, obwohl er seine Enterprise liebte und sie niemals eingetauscht hätte.

„Wir werden gerufen, Captain“, sagte Lieutenant Uhura, und auf dem Schirm erschien ein nicht mehr ganz junger glatzköpfiger Mann in einer roten Uniform und starrte Kirk fassungslos an.
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